Lesungen aus dem alten Brevier

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Marion
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Freitag nach dem 2. Fastensonntag
Lesung 1-3
Matth. 21, 33-46
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Manche leiten aus der Bezeichnung Weinberg verschiedene Bedeutungen ab; aber Isaias sagt ausdrücklich, daß der Weinberg des Herrn der Heerscharen das Haus Israels ist. Wer anders hat diesen Weinberg anders gepflanzt als Gott? Er ist es also, der ihn an Winzer verpachtete und selbst außer Lande ging; nicht als ob der Herr von einem Ort zum anderen reiste; denn er bleibt überall ständig gegenwärtig; aber er ist denen, die ihn lieben, nahe; denen, die ihn nicht lieben, aber ferne. Lange Zeit blieb er aus, damit die Pachtforderung nicht verfrüht erscheine. Denn je nachsichtiger und großmütiger er ist, desto unentschuldbarer ist ihre Weigerung. Daher lesen wir auch treffend bei Matthäus, daß er den Weinberg mit einem Zaun umgab; d.h. er legte gleich einem Walle seinen göttlichen Schutz um ihn, damit er nicht so leicht dem Eindringen wilder Tiere im geistigen Sinne ausgesetzt sei. Er grub darin eine Kelter. Wie können wir uns die Bedeutung der Kelter erklären? Höchstens daraus, daß einige Psalmen die Überschrift tragen: Für die Kelter; darin treten nämlich die Geheimnisse des Leidens Christi gleich einem in der Kraft des Heiligen Geistes überströmenden Most deutlich hervor. So wurden auch jene, welche voll des Heiligen Geistes waren, für betrunkene gehalten. Er grub also eine Kelter, damit die innere Frucht der geistigen Trauben geistigerweise dahineingeleitet werde. Er baute einen Turm, indem er das Gesetz hoch aufrichtete. Diesen so geschützten, gut eingerichteten und wohl ausgestatteten Weinberg verpachtete er an die Juden. Zur Zeit der Früchte schickte er seine Knechte. Ganz richtig heißt es: Zur Zeit der Früchte, nicht der Ernte. Denn die Juden brachten keine Frucht, keinen Ertrag von diesem Weinberg. Darum sagt der Herr von ihm: Ich hoffte, er werde Trauben bringen, aber er brachte Dornen. Die Kelterräume strömten also nicht vom Weine der Freude über, nicht vom geistigen Moste, sondern vom Blute der Propheten.
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Hl. Bischof und Bekenner Patrizius 17. März

Patrizius, der Apostel Irlands, wurde in Britannien geboren; sein Vater hieß Kalfurnius, seine Mutter Konchessa; sie war, wie berichtet wird, eine Verwandte des heiligen Bischofs Martinus von Tours. Als Knabe geriet er mehrere Male in die Gefangenschaft der Barbaren. Hier mußte er das Vieh hüten, bewies aber schon damals seine spätere Heiligkeit. Denn erfüllt vom Geiste des Glaubens, der Gottesfurcht und der Liebe, stand er schon vor Tagesanbruch hurtig auf, um trotz Schnee, Kälte oder Regen Gott seine Gebete darzubringen; er pflegte hundertmal bei Tage und hundertmal in der Nacht zu beten. Nachdem er zum drittenmal aus der Gefangenschaft losgekauft worden war, trat er in den geistlichen Stand und oblag lange Zeit der Lesung der Heiligen Schrift. Unter vielen Mühen durchzog er dann Frankreich, Italien und die Inseln des Tyrrhenischen Meeres. Schließlich wurde er von Gott berufen, den Irländern das Heil zu bringen. Vom heiligen Papst Cölestin erhielt er die Vollmacht, das Evangelium zu verkünden, und wurde zum Bischof geweiht; dann zog er nach Irland. Es ist staunenswert, wie viele Leiden, Bedrängnisse, Mühen und Anfeindungen dieser apostolische Mann bei seiner Arbeit erduldet hat. Mit Gottes Gnade aber brachte dieses Land, das bisher noch dem Götzendienst ergeben war, nach der Predigt des Patrizius bald so reiche Frucht, daß es später die Insel der Heiligen genannt wurde. Zahlreiche Völker wurden von ihm durch die Taufe zum neuen Leben wiedergeboren; Bischöfe und viele Priester wurden geweiht, Jungfrauen und Witwen zur Enthaltsamkeit angeleitet. Den Bischofssitz von Armagh bestimmte er kraft päpstlicher Vollmacht zur Metrpole der ganzen Insel und stattete diese Kirche mit vielen Reliquien von Heiligen aus, die er von Rom mitbrachte. Er wurde von Gott mit himmlischen Erscheinungen, mit der Gabe der Weissagung und mit außerordentlichen Wunderzeichen begnadet und mit solchem Glanz umgeben, daß sich der Ruf des Patrizius überall verbreitete. Neben der täglichen Sorge für die ihm anvertrauten Gemeinden ließ er in seinem unermüdlichen Eifer niemals ab vom Gebete. Ja, man berichtet, daß er täglich das ganze Psalterium betete mit den Lobgesängen und Hymnen und mit 200 anderen Gebeten, daß er täglich dreihundertmal auf den Knien Gott seine Huldigung darbrachte und bei jeder kirchlichen Tagzeit hundertmal das Kreuzzeichen machte. Die Nacht teilte er in drei Abschnitte; während des ersten betete er 100 Psalmen und machte dabei 200 Kniebeugen; während des zweiten legte er sich in eiskaltes Wassser, erhob Herz, Augen und Hände zum Himmel und betete die übrigen 50 Psalmen; während des dritten gönnte er sich, auf einem bloßen Stein hingestreckt, eine kurze Ruhe. Ganz besonders übte er die Demut und scheute sich so wie die Apostel auch nicht vor der Handarbeit. Durch die rastlose Sorge für die Kirche wurden seine Kräfte aufgebraucht; durch Wort und Tat berühmt, gestärkt durch die heiligen Sakramente, entschlief er schließlich im hohen Greisenalter im Herrn und wurde bei Down in Ulster begraben im 5. Jahrhundert nach Christus
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Samstag nach dem 2. Fastensonntag
Lesung 1-3
Luk. 15, 11-32
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Du siehst, daß denen, die darum bitten, das himmlische Erbteil gegeben wird. Du darfst es auch dem Vater nicht zur Schuld anrechnen, daß er es dem Jüngeren gab. Denn im Reiche Gottes gibt es kein schwaches Alter und der Glaube nimmt nicht zu mit den Jahren. Er hielt sich sicher für mündig, als er diese Forderung stellte. Wenn er nur seinen Vater nicht verlassen hätte, nie würde er sein Alter als Hindernis empfunden haben. Nachdem er aber das väterliche Haus verlassen hatte und in ein fremdes Land gezogen war, da fing er an Mangel zu leiden. Mit Recht ist der um sein Erbteil gekommen, der von der Kirche sich getrennt hat. Er zog fort in ein fremdes, weit entferntes Land. Wann gehen wir mehr in die Ferne, als wenn wir uns voneinander lossagen? Wenn wir nicht blos in räumlicher Beziehung, sondern in der Lebensauffassung auseinandergehen? Wenn persönliche Ansichten, nicht Länderstriche uns scheiden? Wenn wir in heißem Verlangen nach weltlichen Freuden uns von den Heiligen lossagen? Wer sich von Christus trennt verläßt sein Vaterland, wird ein Bürger dieser Welt. Aber wir sind doch keine Fremdlinge und Pilger, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Wir, die wir fernestanden, sind einander nahegekommen im Blute Christi. Drum wollen wir auch nicht mißgünstig sein gegen die, welche aus fernen Gegenden kommen; denn auch wir sind früher in der Ferne umhergeirrt, wie Isaias lehrt. Du liest ja bei ihm: Denen die im Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen. Die ferne Gegend ist also das Land der Todesschatten. Wir aber, denen Christus der Herr der Odem des Mundes ist, wir leben im Schatten Christi. Daher sagt auch die Kirche: In seinem Schatten finde ich meine Freude und Ruhe. Jener hat durch sein schwelgerisches Leben alles verprasst, was er von der Natur erhalten hatte. Hüte du dich, der du das Ebenbild Gottes empfangen hast, der du sein Bild an dir trägst, dieses Bild durch unvernünftige, schändliche Taten zu zerstören! Du bist ein Werk Gottes; sprich daher nicht zum Holze: Du bist mein Vater, damit du nicht etwa dem Holzblock ähnlich werdest; denn es steht geschrieben: Die solche Dinge anfertigen, die sollen ihnen gleich werden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Cyrill, Bischof von Jerusalem, Bekenner u. Kirchenlehrer 18. März
Lesung 4-6
Cyrill von Jerusalem widmete sich schon in jungen Jahren mit großem Eifer dem Studium der Heiligen Schriften und machte darin solche Fortschritte, daß er ein entschiedener Vorkämpfer für den wahren Glauben wurde. Auch das Leben der Mönche lernte er kennen und beschloß, in steter Enthaltsamkeit und in der größten Strenge zu leben.Vom heiligen Bischof Maximus von Jerusalem wurde er zum Priester geweiht; nun oblag er unter großem Beifall dem Predigtamt und dem Unterricht der Taufschüler. Er schrieb auch die bekannten, wirklich bewunderungswürdigen Katechesen, und legte darin die ganze kirchliche Lehre klar und ausdrücklich dar und verteidigte gründlich die einzelnen Glaubenssätze gegen die Feinde des Glaubens. Er behandelte darin die Lehren so klar und bündig, daß er nicht nur die damaligen, sondern auch alle späteren Irrlehren zurückwies, als ob er sie im voraus gekannt hätte, so z. B. bei der Lehre von der wirklichen Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im wunderbaren Sakramente des Altars. Nach dem Tode des heiligen Maximus wurde er von den Bischöfen der Provinz zu dessen Nachfolger bestimmt. Als Bischof mußte er genauso wie der heilige Athanasius, dessen Zeitgenosse er war, von seiten der Arianer um des Glaubens willen viele Unbilden und Leiden erdulden. Diese waren nämlich wütend auf Cyrillus, weil er ihren Irrlehren heftigen Widerstand entgegensetzte; sie ergingen sich darum in Schmähungen gegen ihn; auf einer unrechtmäßigen Synode setzten sie ihn sogar ab und vertrieben ihn von seinem Sitze. Um ihrer Wut zu entgehen; floh er nach Tarsus in Cilicien; dort trug er, solange Konstantius lebte, das harte Los der Verbannung. Als nach seinem Tode Julian der Abtrünnige Kaiser wurde, konnte er nach Jerusalem zurückkehren. Mit brennendem Eifer bemühte er sich nun, seine Schäflein von den Irrlehren und Lastern abzubringen. Unter Kaiser Valens mußte er wiederum in die Verbannung gehen. Erst als Theodosius der Große der Kirche den Frieden wiederschenkte und die grausamen, verwegenen Arianer unterdrückte, wurde der mutige Streiter für Christus vom genannten Kaiser ehrenvoll aufgenommen und in sein Amt wieder eingesetzt. Mit welchem unergründlichen, heiligen Eifer er sein hohes Amt verwaltete, zeigt deutlich der damalige blühende Zustand der Kirche von Jerusalem, wie ihn der heilige Basilius, der zur Verehrung der heiligen Stätten einmal dort weilte, schildert. Dieser ehrwürdige, heilige Bischof wurde, wie berichtet wird, von Gott auch durch himmlische Wunder verherrlicht. So wird von der herrlichen Erscheinung eines an Glanz selbst die Sonne überragendes Kreuzes berichtet, durch die schon der Beginn seiner bischöflichen Tätigkeit ausgezeichnet wurde. Heiden und Christen waren wie Cyrill selbst Augenzeugen dieses Wunders; nachdem er dafür zunächst in der Kirche Gott gedankt hatte, teilte er es in einem Schreiben auch dem Kaiser Konstantin mit. Nicht weniger erstaunlich ist, was die Juden erlebten, als sie auf Befehl des gottlosen Kaisers Julian versuchten, den von Titus zerstörten Tempel wieder aufzubauen. Es entstand nämlich ein heftiges Erdbeben und aus der Erde brachen ganze Feuergarben hervor und verschlangen alles, was gebaut war. da erschraken die Juden und Julian und gaben den Plan wieder auf. Cyrill hatte ihnen schon im voraus gesagt, daß es zweifellos so kommen werde. Kurz vor seinem Tode nahm er noch am allgemeinen Konzil von Konstantinopel teil, auf dem die Irrlehre des Mazedonius und nochmals die des Arius verurteilt wurde. Von dort kehrte er nach Jerusalem zurück und starb, ungefähr 70 Jahre alt, im 35. Jahre seines Bischofsamtes eines heiligen Todes. Das Stundengebet und die Messe zu seiner Ehre schrieb Papst Leo XIII. für die ganze Kirche vor.

Lesung 7-9
Matth. 10, 23-28
Auslegung des hl. Bischofs Athanasius

Im Gesetze war vorgeschrieben, daß einige Stätte als Zufluchtsorte für die Flüchtlinge bezeichnet werden sollten; wer aus irgendeinem Grunde dem Tode verfallen war, sollte dort sich retten können. Als in der Fülle der Zeit das ewige Wort des Vaters selbst erschien, das vorher zu Moses geredet hatte, gab es wiederum das gleiche Gebot mit den Worten: Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, dann flieht in eine andere. Und etwas später sagte er: Wenn ihr den Greuel der Verwüstung seht am heiligen Orte, von dem der Prophet Daniel gesprochen hat - wer es liest, der verstehe es wohl - dann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge; und wer auf dem Dache weilt, steige nicht herab, um etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, kehre nicht zurück, seinen Rock zu holen. Die Heiligen kannten dieses Gebot und richteten ihr Verhalten darnach ein. Denn was der Herr hier befiehlt, das hat er auch schon vor seiner Ankunft im Fleisch durch den Mund seiner Heiligen gesagt; und dieses Gesetz führt die Menschen zur Vollkommenheit. Denn was Gott befohlen hat, muss man auf jeden Fall auch befolgen. Deshalb hielt es auch das ewige Wort selbst, das um unsretwillen Mensch wurde, nicht für unwürdig, sich zu verbergen, als man ihm, genau so wie uns, auflauerte, und als er verfolgt wurde, zu fliehen und den Nachstellungen sich zu entziehen. Als aber die von ihm selbst bestimmte Zeit kam, da er für alle den Tod erleiden wollte, übergab er sich freiwillig den Verfolgern. Die Heiligen hatten diese Art des Verhaltens vom Heiland gelernt; denn er hat alle früher schon und zu jeder Zeit belehrt. Darum flohen sie, um gegen die Verfolger in der rechten Weise zu kämpfen, und verbargen sich, als man nach ihnen suchte. Sie kannten ja nicht das ihnen von der göttlichen Vorsehung bestimmte Lebensende und wollten sich auch nicht leichtfertig den Verfolgern ausliefern; vielmehr wussten sie, daß geschrieben steht: In der Hand Gottes ruht das Los der Menschen; und weiter: Der Herr ist es, der das Leben nimmt und gibt; und so wollten sie lieber bis zum Ende durchhalten und gingen, wie der Apostel sagt, in Schafpelzen und Ziegenfellen umher, litten Mangel, Bedrängnis, irrten in den Einöden umher und verbargen sich in Höhlen und Klüften der Erde, bis entweder die für sie bestimmte Stunde des Todes kam oder bis Gott, der die Zeit bestimmt hatte, zu ihnen redete und ihre Verfolger demütigte, oder sie den Verfolgern überließ, ganz wie es ihm gutdünkte.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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3. Fastensonntag
Lesung 4-6
Aus dem Buch des hl. Bischofs Ambrosius über den hl. Joseph

Das Leben der Heiligen ist für die anderen ein Vorbild. Dazu haben wir ja eine Reihe von Schriften bekommen, von denen wir auch schon ausführlicher gehandelt haben, daß wir sie lesen und dabei Abraham, Isaak, Jakob und die anderen Gerechten dabei kennenlernen und sie nachahmen und so selbst den Pfad der Heiligkeit wandeln, der in ihren Tugenden sich uns erschließt. Da ich die genannten schon öfters behandelt habe, so wollen wir heute die Lebensgeschichte des heiligen Josephs vornehmen. Dieser Mann besaß zwar viele Tugenden, doch ganz besonders leuchtete in ihm die Zierde der Keuschheit. Nachdem ihr also bei Abraham eine rückhaltlose, vertrauensvolle hingabe, bei Isaak eine lautere, aufrichtige Gesinnung, bei Jakob eine einzigartige Geduld im Leiden gesehen habt, ist es gut, wenn ihr jetzt euer Augenmerk von diesen mehr allgemeinen Tugenden auf die einzelnen Tugenden im besonderen hinwendet. So soll uns denn der hl. Joseph als Spiegel der Keuschheit vor Augen stehen. Aus seinem Verhalten, aus seinem Handeln leuchtet Schamhaftigkeit, und als Begleiterin der Keuschheit glänzt eine reizende Liebenswürdigkeit. Deshalb wurde er von seinen Eltern auch mehr als seine Brüder geliebt. Doch das gab Veranlassung zum Neid. Das dürfen wir hier nicht unerwähnt lassen; denn daraus erklärt sich seine ganze spätere Geschichte. Zugleich können wir daraus ersehen, daß ein vollkommener Mann sich nicht leiten läßt von der Begierde, den zugefügten Schmerz zu rächen und Böses mit Bösem zu vergelten. Darum sagt auch David: Ich habe meinen Feinden ihr Böses nicht vergolten. Wie hätte Joseph verdient, den übrigen vorgezogen zu werden, wenn er die, die ihm wehgetan auch wieder schlecht behandelt oder nur die geliebt hätte, die ihn liebten? So handeln ja die meisten Menschen. Aber das verdient Bewunderung, wenn du deinen Feind liebst, so wie es der Heiland lehrt. Mit Recht müssen wir also den bewundern, der das schon vor der Verkündung des Evangeliums tat, der Nachsicht übte, wenn er gekränkt wurde, der verzieh, als er beleidigt wurde, der das angetane Unrecht nicht vergalt, da er verkauft wurde, sondern Mißhandlungen mit Gnaden heimzahlte. Im Evangelium haben wir das alles auch gelernt, aber halten können wir es nicht. Lernen wir also den Neid der Heiligen und ahmen wir ihre Versöhnlichkeit nach! Bedenken wir, daß sie von Natur aus nicht besser, sondern nur pflichtbewusster waren; daß sie die Laster auch gekannt, aber an ihrer Heilung gearbeitet haben. Und wenn der Neid selbst heilige Seelen antreiben konnte, wieviel mehr müssen wir da auf der Hut sein, daß er nicht uns Sünder befalle!

Lesung 7-9
Luk. 11, 14-28
Auslegung des heiligen Priesters Beda Venerabilis

Nach dem Berichte nach Matthäus war dieser Besessene nicht blos stumm, sondern auch blind; er wurde vom Herrn geheilt und konnte dann wieder reden und sehen. Drei Wunder sind also gleichzeitig an einem Menschen geschehen: Der Blinde wurde sehend, der Stumme redete, der Besessene wurde vom Teufel befreit. Das geschah damals körperlicherweise; täglich aber erfüllt es sich noch bei der Bekehrung der Gläubigen. Da wird zuerst der Teufel ausgetrieben, dann können sie das Licht des Glaubens schauen, und dann öffnet sich der bislang stumme Mund zum Lobe Gottes. einige aber von ihnen sagten: Durch Belzebub, den obersten der Teufel, treibt er die Teufel aus. Diese Verleumdung sprachen aber nicht Leute aus dem Volke aus, sondern die Pharisäer und Schriftgelehrten, wie die anderen Evangelisten bezeugen. Die Volksmenge, die anscheinend weniger gebildet war, staunte immer über die Taten des Herrn; die Pharisäer und Schriftgelehrten hingegen suchten sie entweder zu leugnen, oder, wenn sie das nicht konnten, verkehrt zu deuten und so hinzustellen, als ob sie nicht von Gott, sondern vom unreinen Geist gewirkt wären. Andere versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Sie wünschten, daß entweder, wie bei Elias, Feuer von oben herabkomme oder daß, wie zur Zeit Samuels, im Sommer der Donner rolle, Blitze leuchten und Regen in Strömen falle; als ob sie nicht auch dies verdrehen und sagen können, es sei aus verschiedenen verborgenen Verhältnissen in der Luft geschehen. Du, der du selbst das verdrehst, was du mit deinen Augen siehst, mit der Hand greifst und zu deinem Nutzen bewahrst, was würdest du erst mit dem tun, was vom Himmel kommt? Sicherlich würdest du erwidern, daß auch die Zauberer in Ägypten viele Wunderzeichen am Himmel wirkten. Als er aber ihre Gedanken sah, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das wider sich selbst uneins ist, wird verwüstet werden; ein Haus wird über das andere fallen. Nicht auf ihre Worte, sondern auf ihre Gedanken antwortete er ihnen, damit sie wenigsten dadurch sich bewegen ließen, an seine Macht zu glauben, da er sogar die Gedanken ihres Herzens kannte. Wenn jedes Reich, das wider sich selbst uneins ist, verwüstet wird, dann ist das Reich des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes nicht uneins; es kann daher durch keine Art von Widerspruch, durch keinen Ansturm verstört werden, sondern es wird in steter Festigkeit ewig bestehen. Wenn aber der Satan wider sich selbst uneins ist, wie wird dann sein Reich bestehen? Ihr sagt ja, ich triebe durch Belzebub die Teufel aus. Indem er dies sagte, wollte er ihnen zu verstehen geben, daß sie durch die Verweigerung des Glaubens an ihn das Reich des Teufels erwählt hätten, das allerdings sich nicht teilen und sich selbst befehden könnte.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Joseph, Bräutigam der hl. Jungfrau Maria 19. März
Predigt des hl. Abtes Bernard

Wer und was für ein Mann der heilige Joseph gewesen ist, kannst du aus seinem Beinamen schließen, denn er wurde, wenn auch nur in stellvertretender Weise, so geehrt, daß er Gottes Vater genannt und dafür gehalten wurde. Du kannst es auch aus seinem eigenen Namen schließen, der zweifellos mit Zuwachs übersetzt wird. Denk dabei auch an den großen Patriarchen, der einst nach Ägypten verkauft wurde, und wisse, daß er von ihm nicht bloß den Namen erhalten hat, sondern auch seine Sittenreinheit geerbt hat und ihm an Unschuld und Gnade gleichgekommen ist. Wie jener Joseph von seinen Brüdern aus Neid verkauft und nach Ägypten gebracht wurde und so ein Vorbild für den Verkauf Christi wurde, so ist dieser Joseph dem Neid des Herodes ausgewichen und hat Christus nach Ägypten gebracht. Jener wollte seinem Herrn die Treue halten und weigerte sich, mit seiner Herrin sich einzulassen; dieser erkannte, daß seine Herrin, die Mutter seines Herrn, reine Jungfrau war, und er blieb enthaltsam und behütete sie treu. Jenem wurde das Verständnis der geheimnisvollen Träume gegeben; dieser durfte Mitwisser und Mithelfer bei himmlischen Geheimnissen werden. Jener hat das Getreide aufbewahrt, nicht für sich, sondern für das ganze Volk; diesem wurde das lebendige Himmelsbrot anvertraut, zu seinem Heile und zum Heile der ganzen Welt. Zweifellos war er ein guter und treuer Mann, dieser Joseph, dem die Mutter des Erlösers angetraut wurde. Ein treuer und kluger Diener sage ich, den der Herr zum Tröster seiner Mutter bestellt hat, zum Ernährer seiner Menschheit und schließlich zum alleinigen treuen Mitarbeiter bei der Durchführung seines großen Ratschlusses auf Erden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Montag nach dem 3. Fastensonntag

Lesung 1-3
Luk. 4, 23-30
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius:

Ein erhebliches Maß von Neid tritt uns hier entgegen, der die Liebe zu den eigenen Mitbürgern vergaß und das, was Liebe begründen sollte, in bitteren Hass verkehrte. Zugleich wird uns an einem Beispiele und durch einen Ausspruch des Herrn klargemacht, daß man vergebens auf den Beistand der göttlichen Barmherzigkeit rechnet, wenn man andere um die Früchte ihrer Tugend beneidet. Denn der Herr verabscheut die Neidischen und wendet seine wunderwirkende Allmacht von denen ab, die seine Wohltaten anderer mißgönnen. Die Handlungsweise des fleischgewordenen Gottessohn ist ein Beispiel für das Walten Gottes; das Unsichtbare wird uns durch das Sichtbare deutlich gemacht. Nicht ohne Grund rechtfertigt sich unser Heiland, daß er in seiner Vaterstadt keine Wunder wirkte, damit nicht jemand meine, wir schulden unserem Vaterlande nur eine ganz geringe Liebe. Denn er, der alle liebte, konnte doch seine Mitbürger nicht von seiner Liebe ausschließen; sie selbst aber haben aus Neid auf seine Liebe zur Vaterstadt verzichtet. In Wahrheit sage ich euch: Viele Witwen gab es in den Tagen des Elias; nicht als ob es Tage des Elias gewesen wären, sondern in den Tagen in denen Elias wirkte, oder in den Tagen, die Elias denen brachte, die in seinen Werken das Licht der göttlichen Gnade erkannten und sich zum Herrn bekehrten. Deshalb wurde auch der Himmel denen geöffnet, welche ihren Blick auf die ewigen und göttlichen Geheimnisse richteten; er blieb verschlossen und Hungersnot kam, wo keine Sehnsucht nach der Erkenntnis des göttlichen war. Doch darüber habe ich in meinem Buche über die Witwen ausführlich geschrieben. So waren auch zur Zeit des Propheten Eliseus viele Aussätzige in Israel; aber keiner von ihnen wurde gereinigt, außer dem Syrer Naaman. Dieser Ausspruch des Herrn gibt uns offenbar eine heilsame Lehre und mahnt uns zur eifrigen Verehrung Gottes; denn es wird uns hier gezeigt, daß keiner geheilt, keiner von der Krankheit und den Flecken seines Leibes gereinigt wird, wenn er sich nicht mit heiligem Eifer um die Genesung bemüht. Denn die Wohltaten Gottes werden nicht den Schlafenden, sondern den Eifrigen zuteil. Ich habe in einem anderen Buche schon gesagt, daß jene Witwe, zu der Elias gesandt ward, ein Vorbild der Kirche war. Aus dem Volke erstand die Kirche. Auch jenes Volk schloß sich ihr an, das aus fremden Völkern sich zusammensetzte. Jenes Volk das vorher aussätzig und voller Flecken gewesen, bis es in der geheimnisvollen Flut getauft wurde. Nach dem Empfang des Taufsakramentes war es von allen Makeln an Leib und Seele rein; nun war es ohne Aussatz und begann eine unbefleckte runzellose Jungfrau zu werden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Dienstag nach dem 3. Fastensonntag
Lesung 1-3
Matth. 18, 15-22

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Warum gibst du deinem Bruder einen Verweis? Weil es dich schmerzt, daß er gegen dich gesündigt hat? Das sei fern von dir. Wenn du es nur aus Liebe zu dir tust, ist es nichts wert; tust du es aber aus Liebe zu ihm, dann handelst du sehr gut. Übrigens kannst du aus den Worten selbst heraushören, aus Liebe zu wem du es tun sollst, ob aus Liebe zu dir oder zu ihm. Wenn er auf dich hört, heißt es, hast du deinen Bruder gewonnen. Du sollst es also seinetwegen tun, um ihn zu gewinnen. Wenn du so handelst gewinnst du ihn; hättest du es nicht getan, so wäre er zugrunde gegangen. Woher kommt es nun, daß die meisen Menschen diese Sünde gering achten und sagen: Was hab ich denn schweres begangen? Ich habe nur gegen einen Mitmenschen gefehlt. Halte es ja nicht für eine Kleinigkeit, wenn du gegen einen Menschen gefehlt hast! Willst du verstehen, daß du dir den Tod verdient hast dadurch, daß du gegen einen Menschen gefehlt hast? Wenn dich jener, gegen den du gesündigt hast, unter vier Augen zurechtweist, und du gibst ihm Gehör, dann hat er dich gewonnen. Was heißt das: Er hat dich gewonnen? Doch nur: Du wärest zugrunde gegangen, wenn er dich nicht gewonnen hätte. Denn wenn du nicht verloren gewesen wärest, wie hätte er dich dann gewinnen können? Keiner achte es also gering, wenn er wider seinen Bruder gesündigt hat. Denn der Apostel schreibt einmal: Wenn ihr so gegen eure Brüder sündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, sündigt ihr auch gegen Christus; denn wir alle sind Glieder Christi geworden. Wenn du dich also an den Gliedern Christi versündigst, versündigst du dich auch an Christus selbst. Niemand soll also sagen: Ich habe mich nicht wider Gott versündigt, sondern nur wider meinen Bruder; wider einen Menschen habe ich gesündigt; das ist ein leichtes Vergehen oder überhaupt keines. Du sagst deshalb vielleicht: Es ist etwas leichtes, weil es rasch wieder gutgemacht ist. Du hast dich wider deinen Bruder versündigt; leiste ihm Genugtuung und du bist geheilt. Schnell hast du eine totbringende Tat begangen, aber du hast auch schnell das Heilmittel gefunden. Wer von uns, meine Brüder, kann auf das Himmelreich hoffen, wenn es im Evangelium heißt: Wer zu seinem Bruder sagt: Du Narr, der ist des höllischen Feuers schuldig? Ein schreckliches Wort! Aber sieh dort auch das Heilmittel: Wenn du deine Gabe zum Altae bringst und dich erinnerst daß dein Bruder etwas wider dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altare. Gott wird nicht zornig weil du ein Opfer aufschiebst; Gott verlangt mehr nach dir, als nach deiner Gabe.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Abt Benedikt 21. März

Benedikt wurde in Norcia von vornehmen Eltern geboren; zu Rom studierte er die weltlichen Wissenschaften. Um sich ganz Jesus Christus zu weihen, zog er sich bei Subiaco in eine ganz tiefe Höhle zurück. Hier lebte er drei Jahre lang ganz verborgen; nur der Mönch Romanus wußte davon und brachte ihm das Lebensnotwendige. Als ihn einst der Teufel durch das Feuer der Begierlichkeit heftig reizte, wälzte er sich so lange im Dornengestrüpp, bis sein Leib voller Wunden war und das Lustgefühl durch den Schmerz unterdrückt wurde. Der Ruf seiner Heiligkeit drang jedoch auch von diesem Schlupfwinkel an die Öffentlichkeit, und so wählten einige Mönche ihn zum Leiter ihres Klosters. Sie waren jedoch ein freies Leben gewöhnt und wollten seine ständigen Mahnungen nicht hören und beschossen darum, ihm in seinen Trank Gift zu mischen. Als sie ihm aber den Becher hinreichten, machte er das Kreuzzeichen darüber und der Becher sprang in Stücke. Daraufhin verließ er wieder das Kloster und zog sich in die Einsamkeit zurück. Von Tag zu Tag aber kamen immer mehr Schüler zu ihm und so baute er zwölf Klöster und verfaßte für sie eine heilige Regel. Dann begab er sich nach Cassino; dort zertrümmerte er die Bildsäule des Apollo, der dort noch verehrt wurde, zerstörte den Altar und zündete den heiligen Hain an. Er errichtete daselbst eine Kapelle zu Ehren des heiligen Martin und eine kleine Kirche zu Ehren des heiligen Johannes. Die Bewohner des Ortes und der ganzen Gegend unterrichtete er im christlichen Glauben. So nahm Benedikt von Tag zu Tag immer mehr zu an Gnade bei Gott. Er erhielt auch die Gabe der Weissagung und sagte die Zukunft voraus. Als dies der Gotenkönig Tortila erfuhr, wollte er einmal ausprobieren, ob das wahr sei, und er schickte seinen Kriegsobersten in königlicher Gewandung und mit großer Begleitung voraus, der sich als König ausgeben sollte. Als Benedikt ihn sah, sprach er: Lege ab, mein Sohn, lege ab, was du trägst; denn es ist nicht dein. Dem Tortila aber sagte er voraus, daß er Rom erobern, über das Meer ziehen und nach neun Jahren sterben werde. Einige Monate vor seinem Tode sagte Benedikt seinen Jüngern den Tag seines Hinscheidens voraus. Sechs Tage vor seiner Bestattung ließ er das Grab öffnen, in dem er beigesetzt werden wollte; am sechsten Tage ließ er sich in die Kirche bringen und empfing hier die heilige Komunnion; dann erhob er seine Augen zum Himmel, betete und hauchte in den Armen seiner Jünger seine Seele aus. Zwei Mönche sahen, wie sie, angetan mit einem kostbaren Gewande, umgeben von hellen Lichtern, in den Himmel einging; oben stand ein Mann mit glänzendem, würdevollen Äußeren; der sagte: Das ist der Weg, auf dem Benedikt, der Geliebte des Herrn, in den Himmel eingegangen ist.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Mittwoch nach dem 3. Fastensonntag
Lesung 1-3

Matth. 15, 1-20
Auslegung des hl. Priesters Hieronymus
Erstaunlich ist die Torheit der Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie tadeln den Sohn Gottes, daß er die Satzungen und Vorschriften der Menschen nicht beobachte: Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie ihr Brot essen. Die Hände, d.h. die Werke, nicht so sehr des Körpers, als vielmehr der Seele müssen gereinigt werden, auf daß durch sie das Wort Gottes geschehe. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? Ihre falsche Anschuldigung widerlegt er durch eine wahre Erwiderung. Er will sagen: Wenn ihr um der Überlieferung der Menschen willen die Gebote Gottes übertretet, warum haltet ihr meine Jünger für tadelnswert, daß sie die Überlieferung der Väter geringachten, um die Anordnungen Gottes zu erfüllen? Denn Gott hat gesagt: Du sollst Vater und Mutter ehren, und: Wer seinen Vater oder seine Mutter flucht, der soll des Todes sterben. Ihr aber sagt: Wenn einer zu seinem Vater oder zu seiner Mutter spricht: Opfergabe soll sein, was ich dir zu leisten hätte, so braucht er seinen Vater oder Mutter nicht zu ehren. Unter Ehre werden in der Heiligen Schrift nicht so sehr Begrüßungen und gegenseitige Gefälligkeiten, als vielmehr Almosen und Gaben verstanden. Ehre die Witwen, sagt der Apostel, die wahrhaft Witwen sind! Hier wird unter Ehre die Unterstützung verstanden. Und an einer anderen Stelle heißt es: Die Priester verdienen doppelte Ehre, besonders jene, welche die Lehre und das Wort Gottes treu verkünden. Hier wird uns auch befohlen, dem dreschenden Ochsen das Maul nicht zu verbinden, und es wird gesagt, daß der Arbeiter seines Lohnes wert ist. Der Herr hatte geboten, im Hinblick auf die Schwäche, das vorgerückte Alter und die Bedürftigkeit der Eltern, daß die Kinder ihre Eltern ehren und ihnen namentlich auch das zum Leben Notwendige geben sollen. Dieses weise Gesetz Gottes wollten die Schriftgelehrten und Pharisäer in folgender Weise untergraben. Unter der Maske der Liebe suchten sie eine große Lieblosigkeit einzuführen und lehrten darum die ausgearteten Kinder, wenn jemand das, was er seinen Eltern schuldig sei, Gott, dem wahren Vater, weihen wollte, dann müsste dieses Opfer für den Herrn der Gabe an die Eltern vorgezogen werden. Die Eltern selbst durften dann, wenn sie sahen, daß es Gott geweiht sei, um nicht den Frevel eines Gottesraubes zu begehen, es nicht mehr annehmen und mussten Not leiden. So geschah es denn, daß die Gabe der Kinder, die sie dem Tempel und Gott gelobten, den habsüchtigen Priestern zustatten kam.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Donnerstag nach dem 3. Fastensonntag
1.-3. Lesung
Luk. 4, 38-44
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Siehe die Güte unseres Herrn und Heilandes! Nicht von Unmut ergriffen, nicht aufgebracht über ihre Bosheit, nicht beleidigt wegen ihrer Ungerechtigkeit, verläßt er Judäa; im Gegenteil, ohne an das Unrecht weiter zu denken, nur an seine Güte sich erinnernd, sucht er sogar bald durch Lehren, bald durch Austreiben von bösen Geistern, bald durch Wunderheilungen, das ungläubige Volk zu gewinnen. Ganz treffend hat der hl. Lukas die Befreiung eines Mannes vom bösen Geiste vorausgeschickt und fügt dann erst die Heilung einer Frau an. Denn der Herr war zwar gekommen, beide Geschlechter zu erlösen; aber das zuerst Geschaffene mußte auch zuerst erlöst werden, ohne das andere zu übergehen, das mehr aus Unbeständigkeit als aus Bosheit gesündigt hatte. Daß der Herr am Sabatte seine Heilung begann, deutet darauf hin, daß die neue Schöpfung da beginnen sollte, wo die alte aufgehört hatte; auch sollte von vornherein klar sein, daß der Sohn Gottes nicht unter dem Gesetze, sondern über dem Gesetze steht und daß das Gesetze nicht aufgehoben, sondern vollkommen erfüllt werde. Denn nicht durch das Gesetz, sondern durch das Wort ist die Welt erschaffen worden. Wir lesen ja auch: Durch das Wort des Herrn sind die Himmel gefestigt. Das Gesetz wird also nicht aufgehoben, sondern vollkommen erfüllt, auf daß die Erneuerung der schon wankenden Menschen erfolgen könne. Daher sagt auch der Apostel: Zieht aus den alten Menschen und zieht den neuen an, der nach Gott geschaffen ist. Und ganz richtig, begann er an einem Sabbat, um sich als den Schöpfer zu zeigen, der seinen Werken noch weitere hinzufügte und das fortsetzte, was er begonnen hatte. Genauso wie ein Werkmeister; wenn der sich ein neues Haus bauen will, dann fängt er auch nicht beim Fundamente, sondern beim Giebel an, das alte einzureißen. So legte der Heiland auch da zuerst die Hand wieder an, wo er früher aufgehört hatte; alsdann begann er mit kleineren Werken, um allmählich zu den größeren überzugehen. Vom Teufel befreien, das können auch die Menschen, wenn auch nur im Auftrag Gottes; Toten zu gebieten, wieder aufzustehen, das steht nur in Gottes Macht. Vielleicht ist uns auch diese Frau, die Schwiegermutter des Simon und Andreas, ein Hinweis, wie unser Fleisch an verschiedenen Arten sündhaften Fiebers krankt und von übermäßigen Begierden böser Lust erhitzt wird. Und ich möchte dieses Fieber der Leidenschaften nicht geringer achten als das wirkliche Fieber; denn jenes brennt in der Seele, dieses im Leib. Ein solches Fieber in uns ist der Geiz, ein solches Fieber ist die böse Lust, ein solches Fieber ist die Ausschweifung, ein solches Fieber ist der Ehrgeiz, ein solches Fieber ist die Rachsucht.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Erzengel Gabriel 24. März
Lesung 4-6
Predigt des Priesters Beda Venerabilis

Ein Engel erschien dem Zacharias zur Rechten des Brandopferaltares. Ganz richtig erscheint der Engel im Tempel neben dem Altar, und zwar zu seiner Rechten. Er verkündete ja die Ankunft des wahren Priesters, das geheimnisvolle allgemeine Opfer, das Freudengeschenk des Himmels. Denn wie durch die Linke die Gegenwärtigen Güter, so werden durch die Rechte häufig die ewigen angedeutet. Dementsprechend heißt es auch im Buche der Weisheit: In seiner Rechten hielt er die Länge der Tage, in seiner Linken Reichtum und Ehre. Als Zacharias erschrak, ermunterte ihn der Engel. Schwache Menschen müssen eben beim Anblick eines geistigen Wesens erzittern, die Engel aber trösten und beruhigen gerne die Sterblichen, die bei ihrem Anblick erschrecken. Der Teufel dagegen jagt in seiner Bosheit denen, die er bei seinem Erscheinen erschrecken sieht, nur immer größeres Entsetzen ein. Das wird am besten durch einen unerschütterlichen Glauben überwunden. Der Engel sagte, sein Gebet sei erhört, und verhieß ihm sogleich, daß seine Gattin Mutter werde. Nicht als ob Zacharias, der doch hingegangen war, um für das Volk das Opfer darzubringen, auf die Anliegen des Volkes vergessen und nur für sich um Kinder gebeten hätte. Es bittet doch niemand, auf das er die Hoffnung schon längst aufgegeben hat. Im Hinblick auf sein Alter und die Unfruchtbarkeit seiner Gattin hatte er sich schon so vollkommen damit abgefunden, daß er keine Kinder bekomme, daß er nicht einmal dem Engel, als er es ihm verhieß, Glauben schenken wollte. Der Ausdruck: Dein Gebet ist erhört, bezieht sich vielmehr auf das Gebet für die Erlösung des Volkes, und mit dem Wort: Deine Gattin wird dir einen Sohn schenken, deutet er den Gang der Erlösung an; weil ja der Sohn des Zacharias dem Erlöser jenen Volkes als Herold den Weg bereiten sollte. Da er sagte, Zacharias´ Gebet für das Volk sei erhört worden, gab er an, wie das Volk erlöst und geheiligt werden könne, nämlich durch Buße bei der Predigt des Johannes und durch den Glauben an Christus. Zacharias zögerte wegen der Größe der Verheißung und verlangte ein Zeichen, daß er glauben könne. Eigentlich hätte ihm doch die Erscheinung des Engels oder seine Botschaft als Zeichen genügen müssen. Darum wurde er mit Recht für sein Mißtrauen mit der Stummheit bestraft; sie war für ihn also ein Zeichen, um zu glauben, wie er es gewollt hatte, und gleichzeitig eine gerechte Strafe für seinen Unglauben. Es ist dies so zu verstehen. Wenn ein Mensch so etwas versprechen würde, dürfte man ungestraft ein Zeichen verlangen, wenn aber ein Engel das sagt, dann darf man nicht mehr zweifeln. Er gab ihm also das Zeichen, das er verlangt hatte; er, der so ungläubig geredet hatte, sollte nun während der Zeit, da er nicht reden konnte, glauben lernen. Hier ist auch zu beachten, daß der Engel sagt, er stehe vor Gott und sei gesandt, Zacharias die frohe Kunde zu überbringen. Wenn die Engel zu uns kommen, führen sie nach außen den erhaltenen Auftrag aus, eigentlich aber brauchen sie nie auf die Anschauung Gottes zu verzichten. Sie werden also gesandt und bleiben doch bei Gott; denn wenn auch der Geist des Engels begrenzt ist, so ist doch der höchste Geist, Gott selbst, nicht begrenzt. Deshalb sind die Engel, auch wenn sie ausgesandt werden, stets bei ihm; denn wohin sie auch in seinem Auftrag gehen, sie bewegen sich doch stets in ihm. - Das Fest des heiligen Erzengels Gabriel hat Papst Benedikt XV. auf die ganze Kirche ausgedehnt.

Lesung 7 -8
Luk. 1, 26-28
Auslegung des hl. Abtes Bernard

Ich glaube nicht, daß dieser Engel einer von den unteren war, die bei jeder Gelegenheit aus dem nächsten besten Anlaß auf die Erde geschickt werden. Das geht auch deutlich aus seinem Namen hervor, der so viel wie Stärke Gottes bedeutet, sowie auch daraus, daß er nicht von einem anderen höheren Geiste, wie es gewöhnlich geschieht, sondern von Gott selbst gesandt wurde. Deswegen heißt es auch: Von Gott. Oder vielleicht heißt es auch deswegen von Gott, damit man nicht glaubt, Gott habe seinen Entschluß, bevor ihn die Jungfrau erfuhr, sonst jemand, wenn auch nur einem der seligen Geister, mitgeteilt; nur der Erzeengel Gabriel war ausgenommen. Dieser muss also unter seinen Engeln sehr hervorgeragt haben, daß er eines solchen Namens und eines solchen Auftrags für würdig befunden wurde. Der Namen des Engels stimmt auch mit seiner Botschaft überein. Wer hätte auch besser die Kraft Gottes angekündigt, als der, der den gleichen Namen trägt? Besteht denn ein Unterschied zwischen Stärke und Kraft? Aber man darf es auch kaum für ungeziemend oder unpassend halten, daß der Herr und sein Bote mit dem gleichen Worte benannt werden; wenn auch die Bezeichnung bei beiden gleich ist, der Grund dafür ist bei beiden doch nicht gleich. Der Engel wird nicht in dem gleichen Sinne wie Christus die Stärke oder Kraft Gottes genannt. Denn beim Engel ist es nur eine äußere Bezeichnung, bei Christus aber drückt es das Wesen aus.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Freitag nach dem 3. Fastensonntag
Lesung 1-3
Joh. 4, 5-42
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Schon beginnen die geheimnisvollen Dinge; denn nicht ohne Bedeutung wird Jesus müde; nicht ohne Bedeutung wird die Kraft Gottes müde; nicht ohne Bedeutung ist der ermüdet, durch den alle Mühseligen erquickt werden; nicht ohne Bedeutung ist der ermüdet, bei dessen Abwesenheit wir kraftlos, bei dessen Gegenwart wir stark werden. Jesus ist müde, und zwar von der Reise, und er setzt sich nieder, und zwar neben einen Brunnen; müde setzt er sich nieder um die sechste Stunde. Alles dieses deutet auf etwas hin, will etwas anzeigen, macht uns gespannt und mahnt uns anzuklopfen. Möge er also uns und euch öffnen, er, der so huldvoll uns mahnt mit den Worten: Klopfet an, und es wird euch aufgetan. Deinetwegen ist Jesus von der Reise müde geworden. Wir sehen Jesus in seiner Macht und sehen ihn in seiner Schwachheit, den kraftvollen und den schwachen Jesus. Den kraftvollen, denn es heißt: Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; dasselbe war im Anfange bei Gott. Willst du sehen wie stark dieser Gottessohn war? Alles ist durch ihn gemacht worden, und ohne ihn ist nichts gemacht worden, und alles hat er ohne Mühe erschaffen. Was ist mächtiger als der, durch den alles ohne Mühe erschaffen wurde? Willst du ihn nun auch in ferner Schwachheit sehen? Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Die Kraft Christi hat dich erschaffen, die Schwachheit Christi hat dich neugeschaffen. Die Allmacht Christi bewirkte, daß das was nicht war, wurde; die Schwachheit Christi bewirkte, daß das was war, nicht zugrunde ging. Er hat uns in seiner Allmacht erschaffen, in seiner Schwachheit aber gesucht. Er, der Schwache nährt also die Schwachen wie eine Henne ihre Küchlein; denn mit dieser hat er sich selbst verglichen. Wie oft wollte ich, sagte er zu Jerusalem, deine Kinder sammeln wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel; du aber hast nicht gewollt. Ihr seht, Brüder, wie die Henne schwach wird mit ihren Küchlein. Keinem anderen Vogel können wir es anmerken, daß er Junge hat. Wir sehen wie die Spatzen vor unseren Augen ihre Nester bauen; die Schwalben, die Störche, die Tauben sehen wir alle Tage, wie sie ihre Nester herrichten. Doch wir sehen es ihnen nicht an, daß sie Junge haben, wenn wir sie nicht in den Nestern erblicken. Die Henne aber wird derart schwach mit ihren Küchlein, daß du, selbst wenn diese nicht bei ihr sind, wenn du die Küchlein nicht siehst, dennoch merkst, daß sie Junge hat.
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Mariä Verkündigung 25. März
Lesung 4-6

Predigt des hl. Papst Leo
Der allmächtige, gütige Gott, dessen Wesen Güte, dessen Wille Allmacht, dessen Wirken Barmherzigkeit ist, hat gleich bei Beginn der Welt, als die Bosheit des Teufels uns mit dem Gift des Neides zu Tode verwundet hatte, die Heilmittel angezeigt, durch die er in seiner Erbarmung die sterblichen Menschen wieder retten wollte. Und so verkündigte er der Schlange, daß der Same des Weibes dereinst durch seine Kraft den verderblichen Hochmut ihres Hauptes demütigen werde. Damit wies er hin auf Christus, der im Fleische kommen, der Gott und Mensch zugleich sein sollte, der von einer Jungfrau geboren werden und den Schädling des menschlichen Geschlechtes durch seine makellose Geburt vernichten sollte. Denn der Teufel rühmte sich, daß er durch seine List den Menschen betrogen und um die ihm von Gott verliehenen Gnaden gebracht hatte, daß der Mensch das Geschenk der Unsterblichkeit verloren hatte und das harte Todeslos auf sich nehmen mußte; er rühmte sich, daß er einen Genossen der Sünde und so in seinem Unglück einen gewissen Trost gefunden hatte, daß selbst Gott wegen seiner strengen Gerechtigkeit dem Menschen gegenüber, den er so ehrenvoll ausgestattet hatte, seine ursprüngliche Absicht geändert hatte. Geliebteste! Darum war es zur Durchführung des geheimnisvollen Planes notwendig, daß der unabänderliche Gott, der seine Güte nie aufgeben kann, seine erste liebevolle Tat durch einen noch geheimnisvolleren Akt der Gnade krönte. Der Mensch, der durch die Bosheit und die List des Teufels in Schuld geraten war, konnte doch nicht gegen die Absicht Gottes zugrunde gehen. Als darum die Zeit kam, Geliebteste, die für die Erlösung der Menschen bestimmt war, kam unser Herr Jesus Christus in dieses Erdental; er stieg vom Himmelsthron herab, ohne seine Herrlichkeit beim Vater zu verlassen; auf eine ganz neue Art, durch eine ganz eigenartige Geburt erhielt er das menschliche Leben. Auf eine ganz neue Art: Denn, unsichtbar seinem Wesen nach ward er sichtbar in unserer Natur; er, der Unfaßbare, wollte erfaßt werden; er, der schon vor aller Zeit war, begann in der Zeit zu leben. Der Herr des Weltalls verhüllte seinen Glanz und seine Majestät und nahm Knechtsgestalt an; der leidensunfähige Gott verschmähte es nicht, ein leidensfähiger Mensch zu werden; der Unsterbliche wollte sich den Gesetzen des Todes unterwerfen.
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Samstag nach dem 3. Fastensonntag

Lesung 1-3
Joh. 8, 1-11
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Jesus ging auf den Ölberg, auf den fruchtbaren Berg, den Berg der Salbe, den Berg des Chrisams. Wo anders sollte auch Christus als Lehrer auftreten als auf dem Ölberge? Der Name Christus stammt ja von Chrisam; dies ist griechischen Ursprungs und bedeutet soviel wie Salbung. Er hat uns deshalb gesalbt, weil er uns zu Kämpfern gegen den Teufel gemacht hat. Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie. Er ward nicht festgenommen, weil er sein Leiden noch nicht beginnen wollte. Nun gebt acht, wie die Güte des Herrn von seinen Feinden auf die Probe gestellt wurde. Die Schriftgelehrten und Pharisäer aber brachten ein Weib, welches im Ehebruch ertappt worden war, stellten es in die Mitte und sprachen zu ihm: Meister, dieses Weib ist im Ehebruch auf frischer Tat ertappt worden; nun hat uns Moses im Gesetz befohlen, solche zu steinigen; was sagst du denn? Das sagten sie aber, um ihn zu versuchen, damit sie ihn anklagen könnten. Weshalb anklagen? Hatten sie ihn denn bei einer bösen Tat ertappt, oder solle jenes Weib mit ihm irgendwie in Verbindung gestanden haben? Bedenken wir, Brüder, welch staunenswerte Sanftmut der Herr besaß, Sie merkten, daß er ungemein gütig, ungemein milde war. Von ihm war ja weißgesagt: Gürte dein Schwert um deine Lenden, starker Held! In deiner Herrlichkeit und Schönheit ziehe hin, schreite glücklich voran und herrsche, um deiner Wahrheit, Sanftmut und Gerechtigkeit willen. Als Lehrer hat er die Wahrheit gebracht, als Heilland die Sanftmut, als Richter die Gerechtigkeit. Um dieser Eigenschaften willen, hatte ihn der Prophet, vom Heiligen Geiste erleuchtet, als den Herrscher vorhergekündet. Als er redete wurde die Wahrheit erkannt, als er gegen seine Feinde nicht unwillig wurde, lobte man seine Sanftmut. Da nun seine Feinde wegen dieser beiden Eigenschaften, Wahrheit und Sanftmut, von Neid und Mißgunst geplagt wurden, legten sie der dritten Eigenschaft, der Gerechtigkeit die Falle.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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4. Fastensonntag
4. - 6. Lesung
Predigt des Hl. Basilius des Großen

Von Moses wissen wir, daß er fastend den Berg hinaufstieg. Er hätte es nicht gewagt, den rauchenden Gipfel zu betreten und in das Dunkel einzutreten, wenn er sich nicht durch Fasten vorbereitet hätte. Wegen des Fastens erhielt er die vom Finger Gottes auf die Tafeln geschriebenen Gesetze. Auf dem Berge vermittelte also das Fasten die Mitteilung des Gesetzes, unten aber verleitete Unmäßigkeit das Volk zum Götzendienste und verunreinigte es. Denn es heißt: Das Volk setzte sich, zu essen und zu trinken, und es stand auf, zu spielen. Die Opfer und die Geduld von 40 Tagen, während derer der Diener Gottes ständig fastete und betete, hat eine einzige Schwelgerei des Volkes unwirksam gemacht und um ihren Erfolg gebracht. Denn die vom Finger Gottes geschriebenen Gesetzestafeln, welche das Fasten erlangt hatte, zerschmetterte die Trunkenheit. Der heilige Seher Gottes achtete ein trunksüchtiges Volk nicht würdig, das Gesetz Gottes zu empfangen. In einem Augenblicke fiel jenes Volk, das durch außergewöhnliche Wunder über den Dienst Gottes belehrt worden war, infolge seiner Gaumenlust in die schändlichste Abgötterei der Ägypter zurück. Vergleiche nun beides miteinander; da kannst du sehen, wie das Fasten zu Gott führt, Schwelgerei hingegen den Verlust des Heiles mit sich bringt. Was hat Esau erniedrigt und zum Knecht seines Bruders gemacht? War es nicht eine Speise, für die er das Vorrecht der Erstgeburt opferte? Hat dagegen nicht das mit Fasten verbundene Gebet den Samuel seiner Mutter geschenkt? Was hat den starken Samson unüberwindlich gemacht? War es nicht das Fasten durch das er im Schoße der Mutter empfangen wurde? Das Fasten hat seine Empfängnis bewirkt, hat ihn genährt, zum Manne gekräftigt das Fasten hat ja auch der Engel seiner Mutter befohlen, als er sie mahnte: Von allem was vom Weinstock kommt, soll er nichts genießen; Wein und starke Getränke soll er nicht trinken. Das Fasten hat der Welt die Propheten geschenkt; es stärkt die Mächtigen und erfüllt sie mit Kraft. Das Fasten gibt den Gesetzgebern Weisheit, es ist der beste Schutz der Seele, ein sicherer Gefährt für den Leib, eine Rüstung und Waffe für die Tapferen, eine Übung für die Kämpfer und Streiter. Das Fasten verscheucht die Versuchung, befähigt zur Frömmigkeit; es wohnt zusammen mit der Nüchternheit und bewirkt die Mäßigkeit; es verleiht Kraft im Kriege, lehrt Ruhe im Frieden; es heiligt den Gottgeweihten und macht den Priester vollkommen. Denn ohne Fasten kann und darf man sich dem heiligen Opfer nicht nahen, nicht nur jetzt beim geheimnisvollen, wahren Gottesdienste, sondern auch bei jenem, wo vorbildliche Opfer nach der Vorschrift des Gesetzes dargebracht wurden. Das Fasten ließ den Elias eine ganz außergewöhnliche Erscheinung schauen. Denn als er 40 Tage lang durch Fasten seine Seele gereinigt hatte, da durfte er, soweit es überhaupt einem Menschen möglich ist, in die Höhle des Herrn schauen. Als Moses zum zweiten mal das Gesetz entgegennehmen sollte, da fastete er wiederum. Und wenn in Ninive nicht Menschen und Tiere gefastet hätten, so wären sie auf keinen Fall dem angedrohten Verderben entgangen. Wessen Leichen blieben in der Wüste liegen? Waren es nicht die, die nach Fleisch verlangten?

Lesung 7-9
Joh. 6,1-15
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Die Wunder die unser Herr Jesus Christus wirkte, sind gewiß göttliche Werke und mahnen den Menschengeist, aus den sichtbaren Werken Gott zu erkennen. Denn er ist kein Wesen, das mit Augen geschaut werden kann. Da die Wunder, durch die er die ganze Welt regiert und alle Geschöpfe leitet, infolge ihrer Häufigkeit an Wertschätzung verlieren, so daß fast keiner mehr seine Aufmerksamkeit auf die wunderbaren und staunenswerte Werke Gottes in jedem einzelnen Samenkorn richten will, darum hat er sich in seiner Barmherzigkeit einige vorbehalten, die er zu gelegener Zeit abweichend vom gewöhnlichen Lauf und Gang der Natur zur Ausführung bringt. Beim Anblick dieser zwar nicht größeren, wohl aber ungewohnten Werke sollen die zum Staunen kommen, für sie das alltägliche seinen Reiz verloren hat. Denn die Regierung der ganzen Welt ist ein größeres Wunder, als die Sättigung von 5000 Menschen durch 5 Brote. Und doch wundert sich darüber niemand; über das letztere aber staunen die Menschen, nicht weil es größer ist, sondern weil es selten ist. Denn wer ernährt auch heute noch die ganze Welt, wenn nicht der, welcher aus wenigen Körnern die Saaten hervorbringt? Er hat also gewirkt, wie Gott es tut. Denn wie Gott aus einigen Samenkörnern reiche Saaten wachsen läßt, so vermehrte er die 5 Brote in seinen Händen; denn diese Macht lag in den Händen Christi. Jene 5 Brote aber waren gleichsam Samenkörner, die zwar nicht der Erde anvertraut, aber von dem, der die Erde erschaffen, vermehrt wurden. Das also bietet sich unseren Sinnen dar, damit unser Geist angeregt werde, das spielt sich vor unseren Augen ab, damit unser Verstand geübt werde, auf daß wir den unsichtbaren Gott in seinen sichtbaren Werken bewundern und zum Glauben angeregt und, durch den Glauben geläutert, von dem Wunsche beseelt werden, den Unsichtbaren selbst zu schauen, den wir aus den sichtbaren Dingen als den Unsichtbaren erkennen können. Doch es ist nicht genug, die Wunder Christi bloß von dieser Seite zu betrachten. wir müssen die Wunder selbst befragen, was sie uns von Chritus sagen; denn sie haben, recht verstanden, ihre eigene Sprache. Weil Christus selbst das Wort Gottes ist, so ist auch jede Handlung dieses Wortes für uns ein Wort Gottes.
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Montag nach dem 4. Fastensonntag
1. -3. Lesung
Joh. 2, 13-25

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Brüder, was haben wir vernommen? Seht, dieser Tempel war noch ein Vorbild, und der Herr vertrieb daraus alle, die nur ihren Vorteil suchten und zum Handel gekommen waren. Was verkaufen sie dort? Was die Leute damals zur Darbringung ihrer Opfer brauchten. Meine Lieben, ihr wisst es ja, daß diesem Volke wegen seiner fleischlichen Gesinnung und seiner Herzenshärte solche Opfer vorgeschrieben waren; dadurch sollte es abgehalten werden, zu den Götzen überzugehen. So opferte man also dort Ochsen, Schafe und Tauben. Das wißt ihr; denn ihr habt es gelesen. Es war also kein großes Vergehen, wenn sie im Tempel verkauften, was zum Opfer im Tempel gekauft werden musste; und dennoch trieb der Herr sie hinaus. Was würde der Herr erst tun, wenn er dort Betrunkene fände, da er schon die, welche das verkauften, was erlaubt war und was gar nicht gegen die Gerechtigkeit verstieß - denn was einer rechtmäßig kauft, das darf man auch erlaubterweise verkaufen -, hinaustrieb und nicht duldete, daß das Haus des Gebetes ein Kaufhaus würde? Wenn das Haus Gottes nicht einmal ein Kaufhaus sein darf, darf es dann ein Wirtshaus werden? Wenn wir aber so etwas sagen, so knirscht man gegen uns mit Zähnen; doch es tröstet uns das Wort des Psalmisten, das ihr vernommen habt: Sie knirschten mit ihren Zähnen wider mich. Wir wissen, daß wir da auch das Rettungsmittel vernehmen, wenn die Geißelhiebe auf Christus verdoppelt werden, indem sein Wort gelästert wird; es heißt ja: sie haben ihre Geißeln wider mich verbunden und wissen es nicht. Er wurde geschlagen durch die Geißelstreiche der Juden und wird noch geschlagen durch die Lästerung der falschen Christen; sie häufen Geißelstreiche auf den Herrn, ihren Gott, und wissen es nicht. Wir wollen, so weit der Herr uns beisteht, das Wort befolgen: Ich aber legte, als sie mich verfolgten, ein Bußkleid an und züchtigte durch Fasten meine Seele.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Johannes Damaszenus 27. März

Lesung 4-6
Johannes, nach seinem Heimatort Damaszenus genannt, wurde von vornehmen Eltern geboren. Von dem Mönch Kosmas wurde er in Konstantinopel in den weltlichen und geistlichen Wissenschaften unterrichtet. Damals führte gerade Kaiser Leo der Isaurier einen harten Kampf gegen die Verehrung der heiligen Bilder. Auf Zureden des Papstes Gregors III. verteidigte Johannes in Wort und Schrift tatkräftig die Rechtmäßigkeit dieser Verehrung. Dadurch zog er sich in solchem Maße den Haß Leos zu, daß dieser mehrere Briefe an den Kalifen von Damaskus schrieb, bei dem Johannes als Berater und Mitarbeiter in hohen Ehren stand, und ihn als Verräter bezeichnete. Der Fürst glaubte die falsche Anschuldigung und ließ dem Johannes, obwohl dieser unter einem Eide den Vorwurf von sich wies, die rechte Hand abhauen. Doch die heilige Jungfrau, die er innig um Hilfe angefleht hatte, stand ihrem Schützling bei und brachte seine Unschuld an den Tag. Unter ihrem Beistand erhielt er seine abgehauene Hand wieder zurück und sie wuchs so tadellos wieder mit dem Arm zusammen, als ob sie niemals abgehauen worden wäre. Auf dieses Wunder hin beschloß Johannes, nun wirklich auszuführen, was er schon früher im Sinn gehabt hatte. Nachdem er mit Mühe vom Kalifen seine Entlassung erhalten hatte, verteilte er alle seine Güter an die Armen und schenkte seinen Sklaven die Freiheit. Dann besuchte er als Pilger die heiligen Stätten in Palästina und zog sich schließlich mit seinem Lehrer Kosmas in das Kloster des heiligen Sabbas, nahe bei Jerusalem, zurück; dort wurde er auch zum Priester geweiht. Im Kloster gab er den Mönchen ein hervorragendes Beispiel aller Tugenden, besonders der Demut und des Gehorsams. Die niedrigsten Arbeiten im Kloster erbat er für sich, als ob sie ihm zukämen, und verrichtete sie mit Vorliebe. Als man ihm auftrug, die Körbe, die er selbst geflochten, in Damaskus zu verkaufen, in der Stadt also, in der er einstmals die höchsten Ämter und Würden bekleidet hatte, nahm er gerne den Hohn und den Spott des Volkes auf sich. Den Gehorsam schätzte er so hoch, daß er jedem Wink der Vorgesetzten willig folgte und nie nach dem Grund ihrer Befehle fragen wollte, auch wenn sie hart und ungewohnt waren. Dabei ließ er niemals ab, die katholische Lehre von der Verehrung heiliger Bilder mit Nachdruck zu verteidigen. Darum rief er, wie vorher bei Leo dem Isaurier, so später auch bei Konstantin Kopronymus Haß und Erbitterung hervor, und das umso mehr, als er freimütig der Anmaßung der Kaiser entgegentrat, die in Sachen des Glaubens sich einmischen und nach ihrem Gutdünken darüber entscheiden wollten. Erstaunlich groß ist die Anzahl der Schriften, die Johannes zum Schutz des Glaubens wie zur Förderung der Frömmigkeit in Prosa und Reimform verfaßt hat. Mit Recht wurde er darum vom 2. Konzil von Nizäa ganz besonders gefeiert und erhielt wegen seines goldenen Redeflusses den Beinamen Chrysorrhoas (Goldstrom). Nicht nur gegen die Bilderstürmer hat er den wahren Glauben verteidigt, sondern er hat auch fast alle Irrlehrer eifrigst bekämpft, besonders die Akephalen, die Monotheleten und Theopaschiten. Die Rechte und die Macht der Kirche hat er trefflich in Schutz genommen. Den Vorrang des Apostelfürsten hat er mit den beredesten Worten bewiesen; er nennt ihn häufig die Säule der Kirche, den unerschütterlichen Felsen, den Lehrer und Leiter des Erdkreises. Sein ganzes Schrifttum offenbart nicht bloß seine große Gelehrsamkeit und sein Wissen, sondern es zeigt auch seine echte Frömmigkeit, namentlich wenn er die Vorzüge der Gottesmutter schildert; er verehrte sie ja auch mit besonderer Andacht und Liebe. Vor allem aber ist rühmend zu erwähnen, daß Johannes zuerst die ganze Theologie im Zusammenhang behandelt und so dem heiligen Thomas den Weg geebnet hat, die heilige Wissenschaft in ein großartiges System zusammenzufassen. Schließlich entschlief dieser heilige Mann, reich an Verdiensten und schon im vorgerückten Alter, im Frieden Christi, etwa um das Jahr 754. Das Stundengebet und die Messe zu seiner Ehre hat Papst Leo XIII. unter Hinzufügung des Titels Kirchenlehrer für die ganze Kirche gestattet.

Lesung 7-8
Lukas 6, 6-11
Auslegung des hl. Petrus Chrysologus

In diesem Manne haben wir das Bild aller Menschen, mit ihm wird Sorge getragen für alle, in ihm wird allen die lang ersehnte Genesung geschenkt. Denn die Hand des Menschen war verdorrt, jedoch mehr infolge der Erstarrung des Glaubens als infolge des Austrocknens der Muskeln, eher durch Gewissensschuld als durch Körperschwäche. Es handelte sich um eine alte Krankheit, die bereits am Anfang der Welt eingetreten war. Sie konnte nicht durch die Kunst oder die Bemühungen eines Menschen geheilt werden, da sie durch Gottes Unwillen entstanden war. Jene Hand hatte Verbotenes berührt, hatte nach Unerlaubtem gegriffen. Sie hatte nach dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse sich ausgestreckt. Sie brauchte also einen Arzt, der nicht blos ein Pflaster auflegen, sondern der das ergangene Strafurteil aufheben konnte, der in Güte wieder lösen konnte, was er im Zorn gebunden hatte.. An diesem Manne wird abe nur ein Schattenbilde unserer Genesung gezeigt; das volle Heil wird uns nur in Chritus geschenkt. Erst dann wird die beklagenswerte Dürre unserer Hand hinweggenommen, wenn sie vom Blute des gekreuzigten Herrn benetzt wird, wenn sie auf dem lebensspendenden Kreuzesstamm sich ausgestreckt, wenn sie aus dem Reueschmerz heilsame Tugenden zieht, wenn sie den Baum des Heiles ganz umfasst, wenn der Leib mit den Nägeln des Herrn angeheftet wird, auf daß er niemals mehr zum Baum der Begierlichkeit und der öden Lust zurückkehre. Und er sprach zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Stell dich in die Mitte! Bekenne deine Schwäche, bitte Gott um Gnade, werde ein Zeuge von Gottes Macht, erweise den Unglauben der Juden! Stell dich in die Mitte, auf daß diejenigen, welche auf gewaltige Wunderzeichen hin nicht in sich gehen wollen, welche durch große Gnadenerweise sich nicht beugen lassen, wenigstens vom Mitleid mit einem solchen Kranken sich rühren und erweichen lassen.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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1. -3. Lesung
Joh. 7, 14-31
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Er, der sich verborgen gehalten, lehrte und predigte öffentlich; doch niemand legte Hand an ihn. Daß er sich verborgen hielt, sollte ein Beispiel sein, dieses aber ein Zeichen seiner Macht. Als er lehrte, wunderten sich die Juden. Alle wunderten sich zwar, wie ich glaube, aber nicht alle wurden gläubig. Woher also das Staunen? Weil viele wußten wo er geboren und wie er erzogen war; nie hatten sie bemerkt, daß er lesen gelernt hatte, und doch hörten sie ihn jetzt über das Gesetz sprechen und Aussprüche der Schrift anführen; diese könnte doch keiner anführen, wenn er sie nicht selbst gelesen hätte, und keiner könnte sie lesen, wenn er es nicht gelernt hätte. Darüber wunderten sie sich. Ihre Verwunderung aber gab dem Meister Veranlassung, ihnen die Wahrheit tiefer einzuprägen. Veranlaßt durch ihre Verwunderung und ihre Reden sprach der Herr ein tiefes Wort aus, das wohl verdient, genau betrachtet und beherzigt zu werden. Was erwiderte ihnen also der Herr, da sie sich wunderten, daß er lesen könne, obwohl er es doch gar nicht gelernt hatte? Er sprach, meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. Das ist das erste tiefsinnige Wort. Er scheint aber in diesen wenigen Worten einen Widerspruch gesagt zu haben; denn er sagt nicht: Diese Lehre ist nicht mein, sondern: Meine Lehre ist nicht mein. Wenn sie nicht Deine Lehre ist, wie ist sie dann doch deine? Und wenn sie Deine ist, wie ist sie dann wieder nicht Deine? Du sprichst eben beides aus: Meine Lehre, und nicht mein. Wenn wir aber aufmerksam betrachten, was der heilige Evangelist selbst in seiner Einleitung schreibt: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, so ergibt sich hieraus die Lösung der Frage. Was ist die Lehre des Vaters anderes, als das Wort des Vaters? Christus ist also selbst die Lehre des Vaters, wenn er das Wort des Vaters ist. Weil aber das Wort doch nicht Wort von niemand sein kann, sondern irgendeinem angehören muss, darum nannte er sich selbst seine Lehre und doch wieder nicht seine Lehre, weil er das Wort des Vaters ist. Denn was ist so sehr Dein, wie Du selbst? Und was ist so sehr nicht Dein als Du, wenn das, was Du bist, von einem anderen ist?
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Marion
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Bekenner Johannes von Kapistrano 28. März
Johannes war zu Kapistrano im Pelignerlande geboren; zum Studium wurde er nach Perugia geschickt und machte in der Religion und in den weltlichen Wissenschaften solche Fortschritte, daß er wegen seiner hervorragenden Rechtskenntnis von König Ladislaus von Neapel zum Statthalter über mehrere Städte bestellt wurde. Gewissenhaft verwaltete er diese Gemeinden. Als er einst nach entstandenen Wirren die Ruhe wieder herstellen wollte, wurde er selbst gefangen genommen und in Ketten gelegt. Wunderbar wurde er wieder befreit; daraufhin trat er bei den minderen Brüdern ein und gelobte, nach der Regel des heiligen Franziskus von Assisi zu leben. Beim Studium der heiligen Wissenschaften erhielt er als Lehrer den heiligen Bernardin von Siena. Mit großem Eifer bemühte er sich, auch dessen Tugendbeispiel nachzuahmen und suchte namentlich die Andacht zum heiligen Namen Jesu und zur Gottesmutter zu verbreiten. Den Bischofssitz von Aquila lehnte er ab. Er zeichnete sich aus durch ernste Lebensstrenge und wurde berühmt durch mehrere Schriften, die er zur Besserung der Sitten herausgab. Mit Eifer oblag er der Predigt des Wortes Gottes; er durchzog dabei fast ganz Italien und brachte durch die Kraft seiner Rede und durch seine Wunder unzählige Seelen wieder auf den Weg des Heils. Martin V. bestimmte ihn als Inquisitionsrichter zur Ausrottung der Sekte der Fratizellen. Von Nikolaus V. wurde er zum Generalinquisitor gegen die Juden und Sarazenen in Italien bestellt; er bekehrte als solcher sehr viel zum christlichen Glauben. Im Orient regelte er verschiedene Angelegenheiten in bester Weise; auf dem Konzil von Florenz, auf dem er wie eine Sonne leuchtete, brachte er die Armenier zur katholischen Kirche zurück. Nikolaus V. ernannte ihn auch auf Bitten des Kaiser Friedrich III. zum päpstlichen Legaten in Deutschland; er sollte die Irrgläubigen zum katholischen Glauben und die Fürsten zur Eintracht zurückführen. In Deutschland und in anderen Ländern förderte er in sechsjähriger Arbeit die Ehre Gottes in wunderbarer Weise und führte zahllose Hussiten, Adamiten, Thaboriten und Juden durch die Verkündigung der wahren Lehre und durch leuchtende Wunder in den Schoß der Kirche zurück. Als Callistus III., hauptsächlich auf sein Drängen hin, sich entschloß, ein Kreuzheer aufzustellen, zog er durch Ungarn und andere Länder und begeisterte durch Wort und Schrift die Fürsten so zum Kampfe, daß in kurzer Zeit 70 000 Kreuzfahrer beisammen waren. Vornehmlich seiner Klugheit und seinem Bemühen ist der Sieg bei Belgrad zu verdanken; hier wurden 120 000 Türken getötet oder in die Flucht geschlagen. Als die Nachricht von diesem Sieg nach Rom kam - es war am 6. August -, da setzte Papst Callistus zur steten Erinnerung daran auf diesen Tag das Fest der Verklärung Christi fest. Bald darauf wurde er von einer tödlichen Krankheit ergriffen; da ließ er sich nach Villach bringen. Hier besuchten ihn viele Fürsten; er ermahnte sie, die Religion zu schützen, und gab schließlich Gott seinen Geist zurück im Jahre des Heils 1456. Seinen glorreichen Tod bestätigte Gott durch viele Wunder; nachdem diese vorschriftsmäßig untersucht worden, nahm ihn Alexander VIII. im Jahre 1690 in die Zahl der Heiligen auf. Leo XIII. dehnte anläßlich der zweiten Jahrhundertfeier seiner Heiligsprechung das Stundengebet und die Messe zu seiner Ehre auf die ganze Kirche aus.

Lesung 7-8
Lukas 9, 1-6
Auslegug des hl. Bischofs Bonaventura

Die Apostel wurden deshalb so genannt, damit ihre Gewalt hervorgehoben werde. Apostel bedeutet nämlich soviel wie Gesandter; gesandt waren sie zur Predigt, gemäß dem Wort des Apostels: Christus hat mich nicht gesandt zum Taufen, sondern zum Predigen. Sie waren gesandt um zu verkünden, nicht etwa unbedeutende Dinge, sondern etwas ganz Großes, nämlich das Reich Gottes. Darunter kann man die wahre Lehre verstehen, entspechend dem Wort: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das entspechende Früchte bringt. Man kann darunter auch die Gnade des Heiligen Geiste verstehen, gemäß dem Worte: Das Reich Gottes ist nicht Speise und Trank, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geiste; und weiter noch: Seht das Reich Gottes ist in euch. Es kann auch die ewige Herrlichkeit gemeint sein gemäß dem Worte des Herrn: Wahrlich, ich sage euch, wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste, so kann er in das Reich Gottes nicht eingehen. Die Apostel wurden ausgesandt, das Gottesreich in diesem dreifachen Sinne zu verkünden. d.h. die wahre Lehre, die göttliche Gnade und die ewige Herrlichkeit. Zur Bekräftigung ihrer Worte hatte er ihnen die Macht gegeben, Kranke zu heilen; deshalb fügte er hinzu: und die Kranken zu heilen; d.h. er sandte sie, um die Wahrheiten, die sie verkündeten, auch zu beweisen; darum heißt es ja auch: Sie aber gingen hin und predigten überall der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die begleitenden Wunderzeichen. Dementsprechend ist auch die Heilung der Zuhörer von den Krankheiten der Sünde ein Zeichen für die göttliche Sendung eines Predigers.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Mittwoch nach dem 4. Fastensonntag
Joh. 9,1-38
Auslegung des hl. Bischofs Augustin

Was unser Herr Jesus Christus Staunenserregendes und Wundervolles getan hat, das sind Werke und Worte zugleich. Werke, weil sie wirklich geschehen sind; Worte weil sie Zeichen sind. Wenn wir nun überlegen, was diese Tat bedeutet, so ist dieser Blinde das Menschengeschlecht. Diese Blindheit kam über den ersten Menschen, als er sündigte, und von ihm haben wir nicht allein den Tod, sondern auch die Sünde geerbt. Denn wenn der Unglaube Blindheit und der Glaube Erleuchtung ist, wen hat da Christus, als er erschien gläubig gefunden? Sagt doch selbst der aus dem Volke der Propheten stammende Apostel: Wir waren einst von Natur aus Kinder des Zornes, dann auch Kinder der Rache, Kinder der Strafe, Kinder der Hölle; wie anders von Natur aus, als weil durch die Sünde des ersten Menschen die Sündhaftigkeit gleichsam zur Natur geworden ist? Wenn aber die Sündhaftigkeit gleichsam zur Natur geworden ist, dann ist dem Geiste nach jeder Mensch ein Blindgeborener. Es kam der Herr, was tat er? Ein großes Geheimnis deutete er an. Er spie auf die Erde und bereitete einen Brei aus Speichel; denn das Wort ist Fleisch geworden: und er bestrich damit die Augen des Blinden. Er war nun gesalbt, sah aber noch nicht. Er schickte ihn zum Teiche Silve. Es lag dem Evangelisten daran, uns den Namen des Teiches zu erklären; er sagt darum: Er heißt verdolmetscht: Der Gesandte. Ihr wisst schon, wer der Gesandte ist. Wäre dieser nicht gesandt worden, so wäre keiner von uns aus der Sünde gerettet worden. Der Blinde wusch also in diesem Teiche, welcher der Gesandte heißt, seine Augen. Er wurde so in Christus getauft. Wenn nun der Herr ihn damals, als er ihn gleichsam in sich selbst taufte, sehend machte, so hat er ihn vielleicht zu einem Taufkandidaten gemacht, als er ihn salbte. Ihr habt nun das große Geheimnis vernommen. Frage einen Menschen: Bist du ein Christ? So antwortet er dir: Ich bin es nicht. Bist du dann ein Heide oder ein Jude? Wenn er nun erwidert: Nein, und du frägst ihn weiter: Bist du ein Taufkandidat oder ein Gläubiger? Erwidert er dir: Ich bin ein Taufkandidat, so ist er nur gesalbt, noch nicht abgewaschen. aber womit gesalbt? Frage ihn, er wird es dir sagen. Frage ihn an wen er glaubt. Eben weil er Taufkandidat ist, sagt er: An Christus. Seht nun rede ich zu Gläubigen und Taufkandidaten. Was habe ich vom Speichel und vom Brei gesagt? Daß das Wort Fleisch geworden ist. Das hören auch die Taufkandidaten, aber das genügt ihnen nicht, um das zu sein, wozu sie gesalbt wurden. Sie mögen zur Taufe eilen, wenn sie das Licht suchen.
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Donnerstag nach dem 4. Fastensonntag
Lesung 1-3
Luk. 7, 11-16
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Auch die Stelle bedeutet eine doppelte Gnade. Zunächst sollen wir glauben, daß der barmherzige Gott durch die Tränen einer Witwe so schnell gerührt wird, besonders einer, die durch die Krankheit oder den Tod ihres einzigen Sohnes wohl gebrochen ist, der aber die Menge der Leichenbegleiter ihre Rechtschaffenheit bezeugt. Dann sollen wir glauben, daß diese von der Menschenmenge umringte Witwe mehr ist als eine bloße Frau, die durch ihre Tränen die Auferweckung ihres einzigen, jungen Sohnes erwirken konnte. Die heilige Kirche ruft ja auch durch ihren Anblick ihrer Tränen das jugendliche Volk vom Untergang und Grabesrand zu neuem Leben zurück; sie darf es nicht mehr beweinen, da ihm die Auferstehung sicher ist. Dieser Tote wurde auf einer Bahre aus vier Holzbalken zu Grabe getragen; aber er durfte hoffen, wiederaufzuerstehen, da er auf Holz ruhte. Früher hatte dies keinen Wert für uns; nachdem aber Jesus es berührt hatte, ward es nützlich zum Leben. Es soll darauf hinweisen, daß das Heil dem Volke vom Kreuzesstamme aus zufließen werde. Sobald sie Gottes Wort vernommen hatten, standen die grausamen Leichenträger still, sie, die den Leib des Menschen dem Todesverfall seiner vergänglichen Natur überantworten wollten. Was ist es anderes als gleichsam ein entseeltes Liegen auf der Bahre, d.h. auf dem letzten Gerät vor dem Begräbnis, wenn das Feuer ungezähmter Begierlichkeit in uns entbrennt oder wenn Kälte gleich dem kühlen Wasser und überflutet oder wenn die Kraft unseres Geistes durch eine gewisse Trägheit unseres erdhaften Leibes gelähmt wird oder wenn unser Atem in Ermangelung reinem Lichtes mit dickem Schmutz unsere Seele nährt? Das sind unsere Leichenträger. Mag auch der wirkliche Tod alle Lebenshoffnung zerstören, mögen auch die Leichen der Verstorbenen bereits im Grabe ruhen, auf das Wort Gottes hin können dennoch die toten Leiber wieder auferstehen; die Stimme kehrt wieder; der Sohn wird der Mutter wiedergeschenkt, er wird aus dem Grabe herausgeholt, der Gruft entrissen. Was ist dein Grab anderes als dein schlechter Lebenswandel? Dein Grab ist dein Unglaube, dein Grab ist deine Kehle. Denn ein offenes Grab ist eine Kehle, aus der nur todbringende Worte kommen. Aus diesem Grab erlöst dich Christus; aus diesem Grabe wirst du auferstehen, wenn du das Wort Gottes hörst. Und wenn deine Sünden so groß sind, daß du sie mit deinen Bustränen nicht abwaschen kannst, so laß die Mutter Kirche für dich weinen, welche für jeden einzelnen vor Gott so fleht, wie diese verwitwete Mutter für ihren einzigen Sohn geweint hat. Denn sie leidet geistige Mutterschmerzen, wenn sie sehen muss, wie ihre Kinder durch schlimme Laster dem Tod verfallen.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Freitag nach dem 4. Fastensonntag
Lesung 1-3
Joh.11, 1-45

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Aus der vorhergehenden Lesung erinnert ihr euch, daß der Herr sich den Händen entzog, die ihn steinigen wollten, und daß er sich jenseits des Jordans begab, wo Johannes getauft hatte. Während sich der Herr dort aufhielt, wurde in Bethania Lazarus krank. Bethania war ein Flecken nahe bei Jerusalem. Maria war dieselbe, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren getrocknet hat; ihr Bruder Lazarus war nun krank. Da schickten seine Schwestern zu ihm. Wir wissen schon, wohin sie schickten, dorthin, wo Jesus war; denn er war abwesend, jenseits des Jordans nämlich. Sie schickten zum Herrn und ließen ihm sagen, ihr Bruder sei krank, damit er, wenn er wolle, komme und ihn von seiner Krankheit erlöse. Er schob aber die Heilung auf, um ihn auferwecken zu können. Was ließen ihm also die Schwestern sagen? Herr, siehe, den Du lieb hast, der ist krank. Sie sagen nicht: Komm! denn dem Liebenden braucht man nur eine Mitteilung zu machen. Sie wagten nicht zu sagen: Komm und mach ihn gesund! Sie wagten auch nicht zu sagen: Befiehl nur dort, und es wird hier geschehen. Warum taten nicht auch sie es, wo doch der Glaube des Hauptmannes so gelobt wird? Der sagte nämlich: Ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach; aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Diese sagten aber nichts Derartiges, sondern nur: Herr, sieh, den Du lieb hast, der ist krank. Es genügt, wenn Du es weißt; denn Du hast niemand lieb, um den Du Dich nicht auch kümmerst. Da wendet jemand ein: Wie kann durch Lazarus der Sünder versinnbildet werden, da er doch vom Herrn so geliebt wurde? Er höre jedoch, was der Herr sagt: Ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder. Denn, wenn Gott die Sünder nicht lieb hätte, dann wäre er nicht vom Himmel auf die Erde herabgekommen. Als Jesus das hörte, sagte er zu ihnen: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, damit der Sohn Gottes verherrlicht werde. Diese Verherrlichung machte ihn selber nicht größer, aber uns hat sie genützt. Das meinte er, als er sagte: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, denn selbst der Tod folgte nicht um des Todes willen, sondern vielmehr um des Wunders willen, auf daß die Menschen dadurch zum Glauben an Christus kämen und so dem wahren Tode entgingen. Beachte doch nur, wie der Herr sich gleichsam nebenher als Gott bezeichnete, wohl um derer willen, welche leugnen, daß der Sohn Gottes auch Gott sei.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Samstag nach dem 4. Fastensonntag
Lesung 1-3
Joh. 8, 12-20
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Das Wort des Herrn: Ich bin das Licht der Welt, ist, glaube ich, allen verständlich, die Augen haben, wodurch sie dieses Licht teilhaftig werden können. Jene aber, die nur Augen im Leibe haben, wundern sich, daß unser Herr Jesus Christus gesprochen hat: Ich bin das Licht der Welt. Ja, vielleicht fehlt es nicht an solchen, die bei sich selbst sprechen: Ist etwa Christus der Herr der Sonne, die durch ihren Aufgang und Untergang den Tag bestimmt? Es hat nicht an Irrlehrern gefehlt, die diese Behauptung aufgestellt haben. Die Manichäer haben geglaubt, diese unseren leiblichen Augen sichtbare, nicht nur für die Menschen, sondern ganz allgemein auch für die Tiere wahrnehmbare Sonne sei Christus, der Herr. Der rechte Glaube der katholischen Kirche aber verwirft solchen Irrtum und hält ihn für eine Lehre des Teufels; sie erkennt dies nicht nur im Glauben, sondern sie widerlegt ihn auch durch Beweisgründe bei allen, bei denen es möglich ist. So sollen also auch wir einen solchen Irrtum zurückweisen, den die Kirche von Anfang an verworfen hat. Wir glauben nicht, daß der Herr Jesus Christus die Sonne ist, die, wie wir sehen, im Osten aufgeht und im Westen untergehet, auf deren Umlauf die Nacht folgt, deren Strahlen durch die Wolken verhüllt werden, die in einem bestimmten Kreislauf von Ort zu Ort sich bewegt. Nein, das ist nicht Christus, der Herr. Nein, Christus, unser Herr, ist nicht die Sonne, die geschaffen ist, sondern der, durch den die Sonne geschaffen wurde. Denn alles ist durch ihn geschaffen und ohne ihn ist nichts geschaffen worden. Christus ist also das Licht, welches das Sonnenlicht geschaffen hat. Dieses Licht wollen wir lieben und zu erkennen suchen; nach ihm wollen wir verlangen, damit wir unter seiner Leitung einst auch zu ihm gelangen. In ihm wollen wir so leben, daß wir niemals sterben. Das ist ja das Licht, von dem eine alte Weissagung im Psalm gesungen hat: Bei Dir ist die Quelle des Lebens, und in Deinem Lichte schauen wir das Licht. Beachte aber auch wohl, was von diesem Lichte in der uralten Weissagung heiliger Gottesmänner vorausgesagt wurde: Menschen und Tiere beschirmst Du, o Herr, wie mannigfaltig ist Dein Erbarmen, Gott!
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Passionssonntag
Lesung 4-6
Predigt des hl. Papstes Leo

Geliebteste! Wir wissen, daß von allen christlichen Festgeheimnissen das Ostergeheimnis das bedeutsamste ist. Dies würdig und geziemend zu begehen, dazu bereiten uns die frommen Übungen des ganzen Jahres vor. Doch eine ganz besondere Andacht verlangen von uns diese Tage jetzt, die dem erhabensten Geheimnisse der göttlichen Barmherzigkeit unmittelbar vorausgehen. Für diese Tage haben mit Recht die heiligen Apostel schon auf Eingebung des Heiligen Geistes ein strengeres Fasten angeordnet, damit wir alle am Kreuze Christi teilnehmen und auch etwas von dem tun, was er für uns getan hat. Der Apostel sagt ja auch: Wenn wir mit ihm leiden, werden wir auch mit ihm verherrlicht werden. Ja, sicher und gewiss ist unsere Hoffnung auf die verheißene Seligkeit, wenn wir teilnehmen am Leiden des Herrn. Geliebteste! Keinem wird wegen der jetzigen Zeitverhältnisse der Anteil dieser Herrlichkeit versagt, als ob Ruhe und Frieden keine Gelegenheit zur Übung der Tugend bieten würden. Denn der Apostel lehrt: Alle, die fromm leben wollen in Christus, werden Verfolgung leiden; und so fehlt nie die Trübsal der Verfolgung, wenn nur das Streben nach Frömmigkeit nie aufhört. Auch der Herr mahnt uns: Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Ohne Zweifel ist dieses Wort nicht blos an die Jünger Christi gerichtet, sondern an alle Gläubigen und an die ganze Kirche, die in der Person derer, die dabei waren, ganz allgemein vernahm, was zum Heile ist. Wie es als Pflicht der ganzen Kirche ist, fromm zu leben, so ist es auch zu jeder Zeit Pflicht, das Kreuz zu tragen. Mit Recht wird einem jedem angeraten, es zu tragen, weil es in verschiedener Weise und Schwere auf eines jeden Schulter ruht. Eine Bezeichnung gibt es für die Verfolgung, doch sehr verschieden ist die Art des Kampfes. Oft droht größere Gefahr von einem verborgenen Feind als von einem der offen auftritt. Der selige Job, der den Wechsel von Glück und Unglück in dieser Welt erfahren hatte, sagte fromm und wahr: Ist das Leben des Menschen auf Erden nicht eine Prüfung? Denn nicht alleine Schmerzen und Qualen des Körpers suchen die gläubige Seele heim, sondern bei bester körperlicher Gesundheit kann sie von schwerer Krankheit bedrängt werden, wenn sie durch sinnliche Lust verweichlicht wird. Da das Fleisch wider den Geist gelüstet und der Geist gegen das Fleisch, so wappnet sich die vernünftige Seele mit dem Schilde des Kreuzes Christi, und wenn schädliche Lust sie reizt, willigt sie nicht ein, weil sie wie mit den Nägeln der Enthaltsamkeit und der Gottesfurcht durchbohrt ist.

Lesung 7-9
Johannes 8, 46-59
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Geliebteste Brüder! Denkt daran wie sanftmütig Gott ist! Er war gekommen, die Sünden zu vergeben, und sagte: Wer aus euch kann mich einer Sünde beschuldigen? Er hält es seiner nicht für unwürdig, mit Vernunftsgründen zu beweisen, daß er kein Sünder ist, er, der in der Kraft seiner Gottheit die Sünder rechtfertigen konnte. Aber dennoch spricht er das nachfolgende furchtbare Wort: Wer aus Gott ist der hört Gottes Wort; darum hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid. Wenn also nur der Gottes Wort hört, der aus Gott ist, und jeder der nicht aus Gott ist, sein Wort nicht hören kann, so frage sich jeder selbst, ob er im Herzen Gottes Wort vernimmt; dann wird er sehen aus wem er ist. Die ewige Wahrheit gebietet, sich nach dem himmlischen Vaterlande zu sehnen, die fleischlichen Gelüste zu unterdrücken, den Ehren der Welt auszuweichen, nicht nach fremdem Gute zu verlangen und von dem Eigenen dem anderen gerne mitzuteilen. Jeder von euch mag also für sich überlegen, ob diese Stimme in seinem Inneren laut geworden ist. Dann wird er schon sehen, ob er aus Gott ist. Denn es gibt manche, die nicht einmal mit ihren leiblichen Ohren die Gebote Gottes hören wollen. Und es gibt solche, die sie wohl äußerlich anhören, ohne sie mit innerer Freude aufzunehmen. Und es gibt manche, die das Wort gerne anhören und darüber sogar in Reuetränen zerfließen; aber sobald diese vertrocknet sind, fallen sie wieder in ihre Sünden zurück. Die hören sichen nicht auf Gottes Wort, die es nicht auch in Werken zur Ausführung bringen wollen. Laßt also, geliebteste Brüder, euer Leben vor eurem geistigen Auge vorüberziehen und beherzigt es wohl und zittert vor dem Worte der ewigen Wahrheit: Darum hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid. Doch was die ewige Wahrheit von den Verworfenen sagt, das beweisen diese selbst von sich durch ihre sündhaften Werke. Denn es heißt weiter: Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht mit Recht, daß du ein Samariter bist und vom Teufel besessen bist? Vernehmen wir doch, was der Herr auf eine solche Lästerung erwidert: Ich bin nicht vom Teufel besessen, sondern ich ehre meinen Vater; ihr aber entehret mich. Das Wort Samariter bezeichnet in unserer Sprache einen Wächter; er ist aber im wahren Sinne ein Wächter. Von ihm sagt der Psalmist: Wenn der Herr die Stadt nicht bewacht, dann wachen die Wächter umsonst. Und von Isaias wird ihm zugerufen: Wächter, wie weit ist es in der Nacht? Darum wollte der Herr nicht antworten: Ich bin kein Samariter; sondern er sagte nur: Ich bin nicht vom Teufel besessen. Zweierlei hatten sie ihm vorgeworfen, das eine wieß er zurück, das andere gab er stillschweigend zu.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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hl. Franziskus von Paola 2. April

Franziskus wurde zu Paola, einer Stadt in Kalabrien, von einfachen Eltern geboren. Nachdem sie lange kinderlos gewesen, erhielten sie ihn von Gott auf ein Gelübde hin durch die Fürbitte des heiligen Franziskus. Schon als Jüngling begab er sich, von Liebe zu Gott entbrannt, in die Einsamkeit und führte dort sechs Jahre lang ein hartes Leben, das er jedoch durch himmlische Betrachtungen versüßte. Der Ruf seiner Tugenden verbreitete sich immer weiter und viele für die Frömmigkeit begeisterte Männer kamen zu ihm. Da verließ er aus Liebe zu seinen Brüdern die Einöde und baute in der Nähe von Paola eine Kirche; dort legte er auch den ersten Grund zu seinem Orden. Er besaß eine wunderbare Redegabe. Sein Leben lang bewahrte er die Junfräulichkeit. Die Demut übte er in so hohem Grade, daß er sich als den geringsten von allen betrachtete und seine Jünger Minimi, d. h. die geringsten genannt wissen wollte. Er trug ein rauhes Gewand, ging barfuß und schlief auf dem Boden. Stauneneswert war seine Abtötung im Essen; zur einmal im Tage, und zwar erst nach Sonnenuntergang, stärkte er sich; außer Wasser und Brot nahm er kaum etwas anderes, auch nichts von dem, was in der Fastenzeit noch erlaubt ist; und er verpflichtete seine Brüder durch ein viertes Gelübde, daß sie diese Lebensweise das ganze Jahr hindurch beibehalten. Gott wollte die Heiligkeit seines Dieners durch viele Wunder bezeugen. Das berühmteste davon ist, wie er einmal, als kein Schiff ihn aufnehmen wollte, seinen Mantel auf das Wasser breitete und mit seinem Begleiter darauf über die Meerenge von Sizilien hinüberfuhr. In prophetischem Geiste hat er auch viele zukünftige Dinge vorausgesagt. Vom König Ludwig XI. von Frankreich wurde er gerufen und ehrenvoll aufgenommen. Schließlich ging er im 91. Lebensjahr zu Tours zum Herrn ein im Jahre des Heils 1507. Sein Leichnam blieb elf Tage lang unbestattet, zeigte aber keine Spur von Verwesung, im Gegenteil, er verbreitete noch einen lieblichen Duft. Papst Leo X. nahm ihn in die Zahl der Heiligen auf.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Montag nach dem Passionssonntag
Lesung 1-3
Joh. 7, 32-39
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Wie könnten sie den Herrn ergreifen, wenn er noch nicht will? Weil sie ihn also gegen seinen Willen nicht ergreifen konnten, wurden sie abgesandt, um ihn zu hören, da er lehrte. Was lehrte er? Jesus sprach also zu ihnen: Nur noch eine kurze Zeit bin ich bei euch. Was ihr tun wollt, das werdet ihr tun, aber jetzt noch nicht, weil ich noch nicht will. Warum will ich es jetzt noch nicht? Weil ich noch eine kurze Zeit bei euch bin; dann gehe ich zu dem der mich gesandt hat. Ich muss meinen Auftrag erfüllen und darum hingehen zum Leiden. Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden; und wo ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen. Hier weissagte er schon seine Auferstehung. Sie wollten ihn nicht anerkennen, da er vor ihnen stand, und suchten ihn später, als sie die Scharen sahen, die an ihn glaubten. Denn große Zeichen sind auch geschehen, als der Herr auferstanden und in den Himmel auffuhr. Da geschahen durch seine Jünger große Dinge; aber er, der alles aus sich selbst gewirkt hatte, vollbrachte es durch sie. Hatte er doch selbst ihnen gesagt: Ohne mich könnt ihr nichts tun. Als jener Lahme, der an der Tempelpforte saß, auf das Wort des Petrus hin aufsprang und umherging, so daß die Leute sich wunderten, da antwortete ihm Petrus, er habe nicht aus eigener Macht dies Wunder gewirkt, sondern in der Kraft dessen, den sie getötet hatten. Da wurden viele von Reue ergriffen und fragten: Was sollen wir tun? Sie wusste nämlich, daß sie mit einem ungeheuern Vergehen der Gottlosigkeit belastet waren, da sie den ermordet hatten, den sie hätten ehren und anbeten sollen; und das, glaubten sie, könne nicht vergeben werden. Denn groß war diese Freveltat; schon der Gedanke daran konnte sie zur Verzweiflung bringen. Aber sie durften nicht verzweifeln, für sie hatte ja sogar der Herr, als er am Kreuze hing, Fürbitte eingelegt. Da hatte er gebetet: Vater, verzeih ihnen, sie wissen nicht was sie tun! Er sah unter der großen Menge von Gegnern auch einige, die seine Jünger waren. Er flehte schon um Vergebung für die, von denen er eben noch Unbilden empfing. Er dachte nicht daran, daß er durch ihre Hand sterben mußte, sondern daß er für sie sterben wollte.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Dienstag nach dem Passionssonntag
Lesung 1-3
Joh. 7, 1-13
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

In diesem Abschnitt des Evangeliums, Brüder, hat unser Herr Jesus Christus sich vor allem als Mensch als Gläubigen gezeigt. Bei all seinem Reden und Tun zielte er immer darauf ab, daß man von ihm glaube, daß er Gott und Mensch ist. Gott, der uns erschaffen, Mensch, der uns gesucht hat; Gott von Ewigkeit her mit dem Vater, Mensch in der Zeit, so wie wir. Denn er würde den nicht suchen, den er erschaffen, wenn er nicht selbst geworden wäre, was er erschaffen hatte. Bedenket aber wohl und laßt es nie aus eurem Herzen schwinden. Christus ist Mensch geworden, hat aber dabei nicht aufgehört, Gott zu sein. Er blieb Gott, aber er, der den Menschen erschaffen, nahm selbst Menschengestalt an. Wenn er nun als Mensch sich verbarg, so darf man nicht meinen, er habe seine Allmacht verloren, sondern, daß er den Schwachen ein Beispiel geben wollte. Denn zu dem Zeitpunkt, da er wollte, wurde er gefangen; als er es wollte, wurde er getötet. Weil nach ihm aber seine Glieder, d.h. seine Gläubigen, kommen sollten, die nicht die selbe Macht haben wie er, unser Gott, sie hatte, darum wollte er, als er sich verborgen hielt, um nicht getötet zu werden, damit anzeigen, daß dies seine Glieder tun sollten, in denen er freilich selbst wohnte. Denn Christus ist nicht im Haupte, ohne zugleich auch im ganzen Leib zu sein; Christus ist ganz im Haupt und ganz in den Gliedern. Was also seine Glieder sind, das ist er selbst; was er aber selbst ist, das sind nicht zugleich auch seine Glieder. Wenn sie nicht seine Glieder wären, hätte er nicht zu Saulus sprechen können: Was verfolgst du mich? Denn Saulus verfolgt nicht ihn selbst, sondern seine Glieder, d.h. seine Gläubigen auf Erden. Er wollte also nicht sagen: Meine Heiligen, meine Diener, oder noch ehrenvoller: meine Brüder, sondern: mich, d.h. meine Glieder, deren Haupt ich bin.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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hl. Isodor 4. April

Isidor, der hervorragende Kirchenlehrer, war ein Spanier. Er wurde zu Cartagena als Sohn des Severian, des Statthalters dieser Provinz, geboren. Von seinen Brüdern, den heiligen Bischöfen Leander von Sevilla und Fulgentius von Cartagena, wurde er fromm und gut erzogen. Er lernte die lateinische, griechische und hebräische Sprache, sowie das göttliche und das weltliche Recht und erwarb sich also ein vorzügliches, allseitiges Wissen und hohe christliche Tugend. Schon als Jüngling trat er mit Entschiedenheit öffentlich gegen die Irrlehre der Arianer auf, die bei den damals ganz Spanien beherrschenden Goten schon lange verbreitet war, und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre er von den Irrlehrern ermordet worden. Nach dem Tode Leanders wurde er gegen seinen Willen und vor allem auf Drängen des Königs Rekkared unter allgemeiner Zustimmung der Geistlichkeit und des Volkes auf den Bischofsstuhl von Sevilla erhoben. Der heilige Gregor der Große hat, so wird berichtet, nicht nur seine Wahl kraft apostolischer Vollmacht bestätigt, sondern er hat ihm auch der Sitte gemäß das Pallium übersandt und ihn damit ausgezeichnet; ja, er hat ihn sogar zu seinem und des Apostolischen Stuhles Stellvertreter für ganz Spanien bestimmt. Keine Zunge kann gebührend schildern, wie standhaft, demütig, geduldig, mildtätig Isidor als Bischof gewesen, wie eifrig er an der Erneuerung der christlichen und kirchlichen Zucht arbeitete, wie unermüdlich er durch Wort und Schrift sie zu befestigen suchte, wie sehr er durch allseitige Tugend glänzte. Vor allem suchte er auch das Ordensleben in Spanien zu fördern und auszubreiten und erbaute darum mehrere Klöster. Ebenso errichtete er Schulen, in denen er selbst frommen Stunden und Lesungen oblag und seine Schüler, die in großer Zahl zu ihm strömten, unterrichtete. Unter diesen ragen besonders die heiligen Bischöfe Ildefons von Toledo und Braulio von Saragossa hervor. Zu Sevilla hielt er eine Synode ab und widerlegte und vernichtete hier in einer feurigen, geistreichen Rede die Irrlehre der Akephalen, die Spanien damals bedrohte. Er erlangte einen solchen allgemeinen Ruf von Heiligkeit und Gelehrsamkeit, daß er kaum 16 Jahre nach seinem Tode von der Synode von Toledo, und zwar unter Zustimmung aller 52 dort versammelten Bischöfe, auch des heiligen Ildefons, ein ausgezeichneter Kirchenlehrer, die jüngste Zierde der katholischen Kirche, der größte Gelehrte der letzten Jahrhunderte, dessen Name mit Ehrfurcht auszusprechen sei, genannt wurde, daß ferner der heilige Braulio ihn nicht nur mit Gregor dem Großen verglich, sondern auch behauptete, er sei Spanien an Stelle des Apostels Jakobus als Lehrer vom Himmel gesandt worden. Isidor schrieb verschiedene Bücher über die Ableitungen, über die kirchlichen Ämter und anderes mehr; diese sind für die christliche und kirchliche Zucht so nützlich, daß der heilige Papst Leo IV. in einem Brief an die Bischöfe Englands ohne Bedenken schrieb, genau so wie an die Aussprüche des Hieronymus und Augustinus, müsse man sich auch an die des Isidor halten, sooft ein Zweifel auftrete, der auf Grund der kirchlichen Erlasse nicht gelöst werden könne. Mehrere Abschnitte aus seinen Schriften sind auch in die amtliche Gesetzessammlung der Kirche übergegangen. Er führte den Vorsitz auf dem 4. Konzil von Toledo, dem berühmtesten von allen spanischen Konzilien. Nachdem er fast 40 Jahre seine Kirche geleitet und die Irrlehre der Arianer in Spanien ausgerottet hatte, nachdem er auch seinen Tod und die Zerstörung des Reiches durch die Sarazenen öffentlich vorausgesagt hatte, ging er zu Sevilla in den Himmel ein im Jahre 636. Sein Leib wurde anfangs, so wie er selbst es gewünscht hatte, zwischen seinem Bruder Leander und seiner Schwester Florentina beigesetzt. König Ferdinand I. von Kastillien und Leon kaufte ihn um teuren Preis von dem Sarazenenfürsten Enet in Sevilla und übertrug ihn nach Leon. Dort wurde zu seiner Ehre eine Kirche errichtet, in der er durch Wunder verherrlicht und vom Volk mit großer Andacht verehrt wird.

Lesung 7-9
Matth. 5, 13-19
Auslegung des hl. Bischofs Isodor

Wer dem Volke als Lehrer und Erzieher in der Tugend gegeben ist, muß selbst in allem heilig und in jeder Hinsicht tadellos sein. Denn wer einem anderen seine Sünden vorhalten will, muss selbst von jeder Sünde frei sein. Denn wie will er seine Untergebenen zurechtweisen, wenn ihm der Getadelte ins Gesicht sagen könnte: Lerne doch selbst erst, was recht ist! Wer also andere zu einem guten Leben anhalten will, muß vor allem sich selbst richtig leiten und muß so in allem sich selbst als Vorbild im Leben erweisen und durch sein Wort und durch sein Tun alle zu guten Werken anspornen. Dazu ist auch die Kenntnis der heiligen Schrift notwendig. Denn wenn der Bischof nur ein heiliges Leben führt, nützt er nur sich selbst damit; wenn er aber auch in der Wissenschaft und in der Rede gut bewandert ist, kann er auch andere unterweisen; er kann die Seinen lehren und die Gegner zurückweisen. Diese können ja, wenn man sie nicht widerlegt und überführt, leicht einfältige Seelen betören. Sein Wort muß rein, einfach, offen, voll Ernst und Würde, voll Milde und Salbung sein; es muß die Tiefen des Gesetzes, die Glaubenslehren, die Tugend der Enthaltsamkeit, die rechte Zucht behandeln; einen jeden muss er anders ermahnen, so wie es seinem Stande und seiner Lebensführung entspricht; er muss sich also vorher überlegen, was, zu wem, wann und wie er reden will. Seine besondere Aufgabe ist es, vor allem die heilige Schrift zu lesen, die kirchlichen Gesetze zu studieren, die Beispiele der Heiligen nachzuahmen, zu wachen, zu fasten , zu beten, mit den Brüdern in Frieden zu leben, kein Glied seiner Herde zu verletzen, keinen zu verurteilen, wenn die Schuld nicht klar bewiesen ist, keinen aus der Gemeinschaft auszuschließen, wenn nicht gründliche Untersuchung vorausgegangen ist. Er muß in gleicher Weise demütig und selbstbewußt sein; er darf weder in all zu große Bescheidenheit die Fehler seiner Untergebenen hingehen lassen, noch darf er durch übermäßige Strenge seine Macht fühlen lassen; er gehe um so vorsichtiger gegen die ihm Anvertrauten vor, je größere Strenge er von Christus im Gerichte befürchten muß. Er wird auch die Liebe bewahren, die alles überragt, ohne die es keine Tugend gibt. Denn die Hüterin der Keuschheit ist die Liebe, diese Hüterin aber wohnt da, wo Demut ist. Dabei soll er auch die hohe Tugend der Keuschheit besitzen, sein Geist soll Christus ganz ergeben und von jeder Befleckung des Fleisches rein und unberührt bleiben. Dazu muß er mit väterlicher Liebe für die Armen Sorge tragen, muß die Hungrigen speisen, die Nackten bekleiden, die Fremden beherbergen, die Gefangenen loskaufen, die Witwen und Weisen schützen, er muß auf alles ein wachsames Auge haben, muß stets mit Umsicht und mit Vorsicht vorgehen. Die Gastfreundschaft soll bei ihm besonders zu Hause sein; er soll alle mit Wohlwollen und Liebe aufnehmen. Denn wenn alle Gläubigen einst das Wort des Evangeliums hören wollen: Ich war ein Fremdling, und ihr habt mich aufgenommen,um wieviel mehr der Bischof, dessen Wohnung die Zufluchtsstätte für alle sein soll!
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Hl. Vinzenz Ferrer 5. April

Vinzenz wurde aus achtbarer Familie zu Valencia in Spanien geboren. Schon in früher Jugend zeigte er eine ernsthafte Lebensauffassung wie ein erfahrener Mann. Da er die Unbeständigkeit unsrer unseligen Welt, soweit es ihm möglich war, erkannte, trat er schon mit 18 Jahren in den Dominikanerorden ein. Nachdem er die feierlichen Gelübde abgelegt hatte, widmete er sich mit großem Eifer der heiligen Wissenschaft und erlangte mit größter Auszeichnung die theologische Doktorwürde. Bald fing er mit Erlaubnis seiner Oberen an, das Wort Gottes zu verkünden, den Unglauben der Juden zu geißeln, die Irrtümer der Sarazenen zu widerlegen. Er tat dies mit solcher Kraft und Entschiedenheit, daß er eine ungeheure Zahl von Ungläubigen zum christlichen Glauben zurückführte und viele Tausende von Christen von der Sünde zur Buße, von den Lastern auf den Weg der Tugend brachte. Er war von Gott ausersehen, die Forderungen des Heiles allen Völkern, Stämmen und Nationen zu verkünden und auf das Nahen des letzten, furchtbaren Gerichtes hinzuweisen; dadurch wurden seine Zuhörer erschüttert und rissen sich los von aller Anhänglichkeit an das Irdische; so konnte er sie für die Liebe Gottes begeistern. Bei dieser apostolischen Tätigkeit befolgte er stets folgende Lebensordnung: Täglich feierte er in aller Frühe die heilige Messe mit Gesang und hielt täglich dem Volke eine Predigt. Er beobachtete ein stetes, ununterbrochenes Fasten, außer wenn ihn die Notwendigkeit anders dazu zwang. Keinem versagte er heilige und passende Ermahnungen; niemels aß er Fleisch und zog auch kein Leinengewand an. Er schlichtete die Streitigkeiten unter den Völkern und stellte zwischen den entzweiten Ländern den Frieden wieder her. Als der ungenähte Rock der Kirche durch ein furchtbares Schisma zerrissen war, arbeitete er rastlos, bis die Einheit wiederhergestellt und gesichert war. Er leuchtete durch allseitige Tugend hervor und nahm in Einfalt und Demut selbst seine Verleumder und Verfolger mit Güte auf und umarmte sie. Der allmächtige Gott hat zur Bestätigung seiner Lebensweise und seiner Predigten durch ihn viele hervorragende Zeichen und Wunder gewirkt. Sehr oft legte er Kranken die Hände auf und sie wurden gesund; unreine Geister trieb er aus, Tauben gab er das Gehör, Stummen die Sprache, Blinden die Sehkraft; Aussätzige machte er rein, Tote erweckte er zum Leben. Schließlich ward dieser rastlose Prediger doch von Alter und Krankheit aufgerieben; nachdem er zum größten Gewinne der Seelen sehr viele Gegenden Europas durchwandert hatte, beschloß er zu Vannes in der Bretagne seine Predigttätigkeit und seine Lebensbahn im Jahre des Heils 1419. Papst Kalixt III. sprach ihn heilig.
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Mittwoch nach dem Passionssonntag

Lesung 1-3
Joh. 10, 22-38
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Encaenia war das Fest der Tempelweihe. Im Griechischen heißt nämlich caenon neu. Jedesmal wenn etwas neu eingeweiht wird, nennt man das Encaenia. Auch der gewöhnliche Sprachgebrauch kennt dieses Wort. Zieht einer einen neuen Mantel an, so nennt man das auch Ancaenia. Jenen Tag nun, an dem der Tempel eingeweiht worden war, hielten die Juden sehr heilig. Dieses Fest wurde gefeiert, als der Herr die Worte sprach, die soeben vorgelesen wurden. Es war Winter, und Jesus wandelte im Tempel in der Halle Salomons. Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hälst Du uns noch in Unsicherheit? Wenn du Christus bist, so sage es uns frei heraus. Sie wollten nicht die Wahrheit hören, sondern suchten ihn nur zu schikanieren. Es war Winter, auch sie waren ganz kalt; denn sie waren zu träge, ihm, dem göttlichen Feuer, sich zu nahen. Wenn hinzutreten ist soviel wie Glauben, dann naht sich ihm der, der glaubt; wer ihn ablehnt, geht von ihm weg. Die Seele bewegt sich nicht von Ort zu Ort, sondern wird durch Zu- oder Abneigung bewegt. Sie waren in der Liebe erkaltet, glühten aber vor Verlangen, ihm zu schaden; sie standen ihm sehr ferne und waren doch ganz nahe bei ihm; sie nahten sich ihm nicht mit versöhnlichem Herzen, sondern drängten sich an ihn heran, um ihn zu belästigen. Sie wollten vom Herrn hören: Ich bin Christus; und wahrscheinlich dachten sie sich unter Christus ein rein menschliches Wesen. Die Propheten haben Christus verkündet; aber die Gottheit Christi erkennen bei den Propheten und im Evangelium selbst nicht einmal die Irrlehrer, wieviel weniger die Juden, solange der Schleier auf ihren Herzen liegt.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Donnerstag nach dem Passionssonntag
Lesung 1-3
Luk. 7, 36-50
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Wenn ich an die Büßerin Maria Magdalena denke, dann möchte ich lieber weinen, als etwas reden. Denn wessen Herz ist so steinern, daß es die Tränen dieser Sünderin nicht zur Buße erweichen könnte? Sie bedachte, was sie getan, und wollte auch in dem, was sie vorhatte, sich nicht mäßigen. Während sie beim Mahle saßen, trat sie herein, ungerufen kam sie und brachte während des Mahles ihre Tränen dar. Seht von welchem Schmerz sie gepackt ist, da sie sich nicht schämt, selbst beim Mahle zu weinen. Wir glauben, daß dieses Weib, welches Lukas eine öffentliche Sünderin, Johannes aber Maria nennt, jene Maria war, von der, wie Markus bezeugt, sieben Teufel ausgetrieben wurden. Was wird durch diese sieben Teufel anders angedeutet, als die Gesamtheit aller Laster? Unter sieben Tagen wird nämlich die ganze Zeit verstanden; darum können wir in der Siebenzahl die Allgemeinheit versinnbildet sehen. Sieben Teufel hatte Maria, d.h. also, sie war von allen Lastern voll. Weil sie jedoch ihre schändlichen Laster erkannte, eilte sie zum Urquell der Barmherzigkeit, um Reinigung zu erlangen, und scheute sich nicht vor den Gästen. Da sie sich im Inneren vor sich selbst sehr schämte, mißachtete sie alles, was ihr äußeren Scham einflößen könnte. Worüber sollen wir uns also wundern, Brüder? Daß Maria kam, oder, daß der Herr sie aufnahm? Soll ich sagen aufnahm, - oder nicht vielmehr anzog? Doch ich will besser sagen: aufnahm und anzog; denn er war es, der durch seine Barmherzigkeit innerlich anzog und sie auch äußerlich in seiner Milde aufnahm.
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