Dieter hat geschrieben:Frankfurt ist der große Gewinner des Brexits. Die Banken- und Finanzmetropole wird sich von der City von London nach Frankfurt verlagern. Entscheidend wird sein, dass sich in Frankfurt die Europäische Zentralbank sowie die meisten wichtigen Banken befinden. Andere Standorte wie etwa Amsterdam oder Dublin sind nicht ernsthaft im Rennen, da beide unsichere Kandidaten sind.
Es werden Zehntausende von hochbezahlten Angestellten, die jetzt noch in London arbeiten, nach Frankfurt drängen. Schon jetzt werden in Frankfurt die höchsten Mieten in Deutschland gezahlt. Demnächst werden die Mieten für den Durschnittsfrankfurter unbezahlbar sein.
Da warten wir aber erst einmal ab.
Es kursieren auch Modelle, nach denen sich England zu einer Art "Schweiz" entwickeln könnte und London das Finanzzentrum bleibt, das wie bisher im Wettbewerb mit New York und Singapur/Shanghai steht.
Es wäre interessant für die Investoren aus dem Euro-Raum, die der immer verrückter werdenden Politik der EZB und den Reglementierungen der EU nicht trauen. Die Vorteile sind ja nicht gering: die englische Sprache, ein sicheres Rechtssystem und eine in Finanzen erfahrene City.
Nachteilig für die Finanzbranche ist bei einem Austritt der Verlust des sog. "EU-Passes". Man darf aber wohl davon ausgehen, daß die erfindungsreichen Banker da Mittel und Wege finden werden.
Grösste Sorge der Branche ist der Verlust der Vorteile des sogenannten «EU-Passes», mit dem in der gesamten Union Geschäfte gemacht werden können, ohne dass eigens regulierte Niederlassungen in anderen Mitgliedsländern gegründet werden müssen.
Für Finanzinstitute aus Drittstaaten – wie der Schweiz – ist die Lage hingegen komplizierter und kostenträchtiger: Für grenzüberschreitende Dienstleistungen an professionelle Anleger in der EU soll die Regelung gelten, dass keine Filiale in der EU errichtet werden muss, wenn Brüssel die Regulierung und Aufsicht eines Drittstaats als gleichwertig wie jene in der EU anerkennt. Bei Dienstleistungen an Privatkunden können die einzelnen EU-Staaten jedoch eine Niederlassung in ihrem Gebiet verlangen.
(...)
Lyons stellt den EU-Austritt Grossbritanniens dem Ausharren in einer unreformierten EU gegenüber. Das Zerren um die weitere Integration der Euro-Zone würde Ressourcen absorbieren. London müsse Abwehrschlachten liefern, worunter die Wettbewerbsfähigkeit leide. Bereits bei der Frage, ob Grossbritannien den Euro übernehmen solle, sei schwarzgemalt worden, sagte Lyons. Für die City sei es aber kein Nachteil gewesen, dass die Insel nicht dem Euro-Raum beigetreten sei.
http://www.nzz.ch/wirtschaft/kommentare ... g-ld.82571
Mir scheint im Augenblick viel Schwarzmalerei die Diskussion zu bestimmen. Manche Politiker und Medien verhalten sich wie ein Liebhaber, dem gerade der Laufpaß gegeben wurde und der jetzt meint, mit Unkenrufen noch eine Umstimmung zu erreichen. Wir sollten erst einmal abwarten, wie es sich entwickeln wird. Die Schweiz und Norwegen sind auch kein Teil der EU - geht es den Menschen dort schlechter?