Samuel hat geschrieben:Marion hat geschrieben:Ich verstehe nicht was das mit Allwissenheit bzw. Irrtumslosigkeit zu tun hat.
Mein gestriger Beitrag bezieht sich auf meinen Beitrag vom 8.2.:
Jesus könnte sich in Hinblick auf die Naherwartung geirrt haben. Das wäre nicht so schlimm, wenn seine Göttlichkeit sich nicht in seiner besseren Erkenntnis äußert, sondern in der Fähigkeit, dieser Erkenntnis gemäß zu handeln.
Für mich armen Sünder, der so viel gelesen hat und so wenig fähig ist, dieser Erkenntnis gemäß zu handeln, ist dieser Unterschied in der Tat der entscheidende.
Das ist wohl auch ein Unterschied zwischen uns und Gott. Allerdings nicht prinzipiell zwischen Menschen und Gott. Auch die hl. Jungfrau Maria, die nicht Gott ist hatte diese Fähigkeit ihrer Erkenntnis gemäß zu handeln. Auch sie ist sündenlos und hat alle Tugenden geübt. Doch ist der Unterschied zwischen ihr und Christus unendlich groß. Allwissenheit und Irrtumslosigkeit bedeutet nun einmal nicht nur Irrtumslosigkeit beim Handeln mit beschränktem Wissen, sondern auch Irrtumslosigkeit bei allem und auch Allwissenheit. Er weiß auch uns unbedeutend Erscheinendes. Er weiß wieviel Tropfen Wasser morgen vom Himmel fallen werden. Er weiß an welchem Tag ich sterbe. Er weiß wieviele Haare du auf dem Kopf hast. Das sind lauter Dinge, die uns unbedeutend erscheinen. Aber er weiß sie trotzdem.
Die Kirche lehrt unfehlbar (Quelle Denzinger)
Gott erkennt alles Wirkliche in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Gott sieht in der scientia visionis auch die zukünftigen freien Handlungen der vernünftigen Geschöpfe mit unfehlbarer Gewissheit voraus.
Samuel hat geschrieben:Mir ist klar, dass du mit diesen Gedanken nicht übereinstimmst. Dennoch sollte es dir möglich sein, den Gedankengang zu verstehen - zumindest auf intellektueller Ebene.
Ja, ich verstehe. Ich verstehe aber nicht warum du meinst ein Katholik könne deine Überzeugung teilen oder ihr mit Sympathie begegnen. Du weißt doch was die Kirche lehrt?
Samuel hat geschrieben:Ein tieferes Verstehen würde beinhalten, dass man in den von der eigenen Überzeugung abweichenden Gedanken nicht bloß das Defizitäre sieht, sondern der anderen Überzeugung mit Sympathie begegnet.
So etwas ist meines Erachtens im Internet-Forum kaum zu erreichen (auch für mich nicht), eher noch im persönlichen Gespräch, aber auch da ist es schwierig.
Ich denke nicht, daß es gut ist, einer Idee, einer Überzeugung mit Sympatie zu begegnen, von der man weiß, weil ja vom allwissenden und unfehlbaren Gott offenbart ist, daß Gott nicht irren kann, daß sie Gott zu wider ist.
Wenn nun wahr wäre, daß Gott irren kann (das bedeutet hier in dem konkreten Fall, daß er irgendwas nicht weiß und trotzdem darüber erzählt. Wie einer den man nach einem Weg fragt der ihn selber nicht kennt und einem trotzdem irgendeinen nennt), dann kann man dir glauben. Aber dir zu glauben wäre ja auch Blödsinn. Es gibt ja keinen vernünftigen Grund dir zu glauben. Weder du noch sonst einer sagt, daß du unfehlbar bist. Der Kirche zu glauben ist da schon eine andere Sache. Sie sagt, daß was sie lehrt Gott persönlich offenbart hat. Und zwar der Gott der alles weiß und alles lenkt. Es ist theoretisch natürlich möglich, daß sie lügt und uns veräppelt. Einer der sich aber nun mal entschieden hat ihr zu glauben, kann doch nicht vernünftigerweise auch nur auf die Idee kommen, daß Gott irren kann. Dann taugt doch die Kirche gar nichts. Wenn die Quelle, woher die Kirche ihre Information hat bereits Quark ist.
Woher willst du denn dann überhaupt wissen wie du zu handeln hast? Um darauf zurückzukommen, was du unter Allwissenheit, Unfehlbarkeit gern verstehen möchtest. Dann ist auch das einfach nur Käse. Die Info, daß man einem Nackten ein Hemd geben soll, kommt ja von einem, der nun mal, wie du sagst, eben nicht alles weiß und obendrauf auch irriges sagt. Kannst du den Gedankengang verstehen?