Das ist in der Tat ein heftiges Problem. Nach meiner Erfahrung ist dazu nur eine kleine Minderheit bereit.Raphaela hat geschrieben: Würden evangelische Christen je ein Marienlied (egal in welcher Sprache) singen, in dem es heißt: Heilige Maria, bitte für uns? -> Habe ich heute in einem ökumenischen Gottesdienst erlebt - und mir ganz genau das Gesicht der Pfarrerin in dieser Situation angesehen, das hat Bände gesprochen....
Aus meiner Sicht (Laie) besteht dieser Sachstand aus zwei Teilbereichen. Diese sollten keinesfalls vermischt werden. Da ist zum einen die Frage nach der Fürbitte an sich und zum anderen die Frage nach der Fürbitte Mariens oder der Heiligen, also Verstorbener.
Häufig wird als Argument vorgebracht, der unzweifelhaft vorhandene direkte Zugang zu unserem Herren machte jedweden "Umweg über einen Dritten" obsolet. Dieses Argument wird i.d.R. gegen die Anrufung der Heiligen verwendet, gilt aber, wenn akzeptiert, selbstverständlich für jede Fürbitte. Dem steht natürlich entgegen, daß sowohl die Bibel als auch die kirchliche Tradition immer wieder Beispiele der Fürbitte geben. Die Hl. Schrift berichtet vom förmlichen Ringen mit dem Herrn. Die Fürbitte an sich ist also eher nicht das Problem. Bei uns Lutheranern ist sie Bestandteil jedes Gottesdienstes.
Das eigentliche Problem ist wohl eher, wenn die Bitte um Fürbitte nicht an einen Mitchristen, den Pfarrer etc. herangetragen wird, sondern an die selige Jungfrau oder einen Heiligen. Diese wären ja tot, ergo gar nicht in der Lage fürzubitten. Eine solche Argumentation setzt aber ein sehr mechanistisches Zeitverständnis voraus. Bei einer Betrachtung der Zeit als Absolutum ginge das tatsächlich nicht. Nur ein solcher Ansatz wäre irgendwo auf dem Niveau der Nornen. Das paßt weder zum Hl. Augustinus noch zur relativistischen Physik. Nur ganz auf die Kürze: Auch wenn es schwer fällt, wir müssen hinnehmen, daß Zeit nur für unser irdisches Sein ein (mit gewissen Einschränkungen) einförmig fließender Strom ist. Für Ihn nicht. Ewigkeit ist nicht unendlich viel Zeit, sondern die Herrschaft auch über die Zeit. Bei Annahme dieses Sachstandes verschwindet m.E. jeder Grund nicht Maria oder auch die bei Gott verherrlichten Heiligen und Blutzeugen um Fürbitte anzurufen.
Ob man dies macht ist natürlich eine jeweils eigene Entscheidung. Möglich ist die Bitte um Fürbitte aber aus meiner Sicht schon. Deshalb gehört für mich auch ein Rosenkranz sozusagen zur Grundausrüstung.
PS: Originaltext Gemeindepfarrer: "Marienverehrung ist gut biblisch" - Hat mich sehr gefreut.