Bruder auf Zeit

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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umusungu
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von umusungu »

ich denke:
Gemeinschaften könnten junge Leute einladen, EIN Jahr mit ihnen zu leben und zu arbeiten.
Ich nenne es mal ein "freiwilliges religiöses Jahr"
EIN Jahr mit ihren Verbindlichkeiten und ihrem Tagesablauf und ihrer Arbeit.

Die jungen Leute bekämen eine Erfahrung von religiösem Leben, die sie vorher nicht erhalten haben.

Der Buddhismus hat großartige Erfahrungen damit gemacht. Warum schauen wir nicht mal über den eigenen Tellerrand?

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Fragesteller »

Also eine zeitliche Profess, die nicht nur als Vorstufe zur Dauermönchtum gedacht ist - das ggf. freilich sein kann -, sondern auch allen Geeigneten mit anderen längerfristigen Ideen offensteht.

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umusungu
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von umusungu »

so hast du das gut verstanden!

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Reinhard
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Reinhard »

offertorium:
Woran machst Du die "Verbindlichkeit" denn fest ? - an dem "Festgenageltsein" ??

Nach dem was ich sehe und erlebe besteht die Verbindlichkeit vor allem darin, dass man jeden Tag treu seine Gebetszeiten hält, dass man - mit Begleitung - geistlich wächst, und dabei lernt, sich weniger vor zu machen. Die Stille vor Gott und die eigenen Abgründe auszuhalten, den Lieblingssünden ins Auge zu sehen ... all so etwas.

Dies ist nötig, damit man in die besondere Nachfolge hineinwachsen kann.
Sich auf Lebenszeit verpflichten braucht man aber dafür wirklich nicht.

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offertorium
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von offertorium »

Niemand legt die ewige Profess beim Eintritt in eine Gemeinschaft ab, wer sowas glaubt, kann von klösterlichen Gemeinschaften nicht viel wissen. Zerrbilder sind nicht zielführend. Freiwilliges religiöses Jahr - schön modernistisch eine formulierte Mischung aus FSJ und - einem wie auch immer definierten - Freiheitsbegriff - mit Inspiration durch buddhistische Klöster, die so "großartige Erfahrungen" gemacht hätten und in diesen Erfahrungen die Menschen immer noch im Atheismus geißeln und sie von der Gotterkenntnis fern halten, ist ein spannendes Angebot auf dem Jahrmarkt der postmodernen Spiritualitäten... "besondere Nachfolge hineinwachsen kann"... folge mir nach, gib alles ab und auf, aber nach einem Jahr ist Schluß... was für eine Nachfolge soll das sein?

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Reinhard
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Reinhard »

offertorium hat geschrieben:... "besondere Nachfolge hineinwachsen kann"... folge mir nach, gib alles ab und auf, aber nach einem Jahr ist Schluß... was für eine Nachfolge soll das sein?
Was für ein vereinfachtes Bild von Nachfolge hast Du denn ?? - oder wo hakt es, dass Du nicht verstehst, wovon ich die ganze Zeit rede unter dem Begriff "Nachfolge Christi" ?

Jeder Christ, der nicht nur der Form nach glaubt, sondern eine Beziehung zu Gott pflegt, lebt doch Nachfolge, oder nicht ?
Das ist völlig unabhängig von einer Ordensberufung.

Und wenn jetzt dieser "Freiwilliges religiöses Jahr"- Typ danach in sein bürgerliches Leben zurück kehrt ... - wieso, meinst Du, sollte nach diesem Jahr "mit allem Schluss" sein ??
Natürlich wird so jemand auch im Alltag weiter das Brevier beten, weiter Gott suchen in allen Dingen, ein regelmäßiges Gebets- und sakramentales Leben pflegen, natürlich wird er weiterhin Geistliche Begleitung suchen.

Von der Form her wechselt er von einer Berufung in eine andere, vom Inhalt her setzt er den Weg mit seinerm Gott nur in einem anderen Rahmen fort. - er nimmt all das mit, was ihn auf der vorigen Etrappe seines Weges geprägt hat.

Anders war es bei mir auch nicht. Auch ich habe verschiedene Etappen in meinem Leben durchlaufen, und bin auf diesem Wege mehr und mehr in der Beziehung zu Gott gewachsen. Es ist großartig, was Gott auf diesem Wege an mir getan hat !
Und ich bin ja nicht der einzige: solche wunderbare Wegführung Gottes habe ich bei vielen anderen Menschen auch gesehen.

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Fragesteller »

Es wäre halt die Frage, ob diese "zeitweilige Profess" ein Ersatz für die jetzige Praxis oder ein Zusatzangebot für diejenigen sein soll, die mit dieser nichts anfangen können (da ihr Platz langfristig halt doch woanders ist). Wenn ersteres gilt, wäre es tatsächlich in gewissem Sinne weniger Verbindlichkeit, wenn letzteres gilt, "mehr Verbindlichkeit", denn die entsprechenden Kandidaten hätten sonst gar nichts mit dem Kloster zu tun. Ich hatte Umu so verstanden, dass er letzteres meint.

Maja
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Maja »

Ich finde Umus Vorschlag mit dem Freiwilligen Religiösen Jahr gut.
Fragesteller hat geschrieben:Es wäre halt die Frage, ob diese "zeitweilige Profess" ein Ersatz für die jetzige Praxis oder ein Zusatzangebot für diejenigen sein soll, die mit dieser nichts anfangen können (da ihr Platz langfristig halt doch woanders ist). Wenn ersteres gilt, wäre es tatsächlich in gewissem Sinne weniger Verbindlichkeit, wenn letzteres gilt, "mehr Verbindlichkeit", denn die entsprechenden Kandidaten hätten sonst gar nichts mit dem Kloster zu tun. Ich hatte Umu so verstanden, dass er letzteres meint.
Ich glaube es geht da gar nicht mal unbedingt um Leute, die "sonst gar nichts mit dem Kloster zu tun" hätten, sondern um (junge) Leute, die eine intensive religiöse Erfahrung für ihr Leben machen möchten von deren Früchten sie dann lebenslang bereichert werden.

Es geht m.E. nicht um einen Ersatz für die jetzige Praxis sondern es ist einfach ein Angebot, das sich an Leute richtet, die nicht für immer in ein Kloster gehen möchten aber eben ein Jahr ihres Lebens nutzen möchten um geprägt zu werden.
offertorium hat geschrieben:... folge mir nach, gib alles ab und auf, aber nach einem Jahr ist Schluß... was für eine Nachfolge soll das sein?
Das sehe ich genauso wie Reinhard. Die Nachfolge geht ja weiter. Und es sollte m.E. auch gar nicht darum gehen für dieses Jahr alles auf und ab zu geben, was ja auch keinen Sinn machen würde, da es ja nach dem Jahr wieder gebraucht wird, sondern wie ich schon schrieb in erster Linie um eine Prägung.

Es könnte auch eine Art Zwischenstation zwischen "Kloster auf Zeit" und Postulat sein. Für die, die noch mehr Zeit oder andere Formen zum sich klar werden benötigen.

Manche evangelische Gemeinschaften bieten sowas wie ein Freiwilliges Religiöses Jahr schon an. Z.B.: http://www.lza.de/fsj-zivildienst/index.htm

Nochmal zum Ausgangspunkt "Bruder auf Zeit": Beim googeln fand ich unter den Stichworten noch ein paar Treffer in der Schweiz. Auch die "Schwester auf Zeit" gibt es dort.
"Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin." 1 Kor 12

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offertorium
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von offertorium »

Reinhard hat geschrieben: Jeder Christ, der nicht nur der Form nach glaubt, sondern eine Beziehung zu Gott pflegt, lebt doch Nachfolge, oder nicht ? Das ist völlig unabhängig von einer Ordensberufung.
Dann ist die Argumentation eines Hineinwachsens durch ein freiwilliges religiöses Jahr obsolet. Das Leben in einer Ordensgemeinschaft ist eine andere Berufung zur Nachfolge als das Leben außerhalb einer Ordensgemeinschaft. Für gewöhnlich prüft und übt der Mensch über ein Noviziat ein, ob er für ein Ordensleben berufen ist:
Und wenn jetzt dieser "Freiwilliges religiöses Jahr"- Typ danach in sein bürgerliches Leben zurück kehrt ... - wieso, meinst Du, sollte nach diesem Jahr "mit allem Schluss" sein ??
Weil ein bürgerliches Leben andere Umstände sind als ein Ordensleben. Die Berufung als Laie in der Welt hat Facetten, die nicht in einem Ordensleben eingeübt werden können. Niemand übt in einem Ordensleben ein, ob er zur Nachfolge ohne eine Ordensgemeinschaft berufen ist. Man führt auch keine 3jährige Beziehung, um zu prüfen, ob man zur Ehelosigkeit berufen ist.
Von der Form her wechselt er von einer Berufung in eine andere, vom Inhalt her setzt er den Weg mit seinerm Gott nur in einem anderen Rahmen fort. - er nimmt all das mit, was ihn auf der vorigen Etrappe seines Weges geprägt hat.
Berufungen sind nicht nur Formen, die man wechselt wie die Strümpfe. Wenn Menschen den Ruf zum Ordensleben spüren, haben sie die Möglichkeit, diesem Ruf zu folgen und über den bekannten Weg zu erproben, ob ein Ordensleben das richtige für sie ist. Der Interessent, über den wir hier sprechen, weiß hingegen, daß er nicht zum Ordensleben berufen ist, weshalb er sich von vornherein nicht auf ein Noviziat einlässt (das sowohl Beendigung als auch weiteren Weg im Kloster als Möglichkeit offen lässt), sondern mit der Perspektive diesen Vertrag abschließt, in 3 Jahren wieder sein Laienapostol zu leben. Dort werden die Umstände ganz andere sein. Der Mensch überlässt sich nicht dem Ruf Gottes und lässt seinen Weg offen, sondern er bestimmt selbst, dass seine Zeit im Kloster ein klares Ende zu finden habe. Nicht die Fügung Gottes ist es, sondern die eigene Kontrolle ist, was hier zählt.

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Niels
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Niels »

offertorium hat geschrieben:
Reinhard hat geschrieben: Jeder Christ, der nicht nur der Form nach glaubt, sondern eine Beziehung zu Gott pflegt, lebt doch Nachfolge, oder nicht ? Das ist völlig unabhängig von einer Ordensberufung.
Dann ist die Argumentation eines Hineinwachsens durch ein freiwilliges religiöses Jahr obsolet. Das Leben in einer Ordensgemeinschaft ist eine andere Berufung zur Nachfolge als das Leben außerhalb einer Ordensgemeinschaft. Für gewöhnlich prüft und übt der Mensch über ein Noviziat ein, ob er für ein Ordensleben berufen ist:
Und wenn jetzt dieser "Freiwilliges religiöses Jahr"- Typ danach in sein bürgerliches Leben zurück kehrt ... - wieso, meinst Du, sollte nach diesem Jahr "mit allem Schluss" sein ??
Weil ein bürgerliches Leben andere Umstände sind als ein Ordensleben. Die Berufung als Laie in der Welt hat Facetten, die nicht in einem Ordensleben eingeübt werden können. Niemand übt in einem Ordensleben ein, ob er zur Nachfolge ohne eine Ordensgemeinschaft berufen ist. Man führt auch keine 3jährige Beziehung, um zu prüfen, ob man zur Ehelosigkeit berufen ist.
Von der Form her wechselt er von einer Berufung in eine andere, vom Inhalt her setzt er den Weg mit seinerm Gott nur in einem anderen Rahmen fort. - er nimmt all das mit, was ihn auf der vorigen Etrappe seines Weges geprägt hat.
Berufungen sind nicht nur Formen, die man wechselt wie die Strümpfe. Wenn Menschen den Ruf zum Ordensleben spüren, haben sie die Möglichkeit, diesem Ruf zu folgen und über den bekannten Weg zu erproben, ob ein Ordensleben das richtige für sie ist. Der Interessent, über den wir hier sprechen, weiß hingegen, daß er nicht zum Ordensleben berufen ist, weshalb er sich von vornherein nicht auf ein Noviziat einlässt (das sowohl Beendigung als auch weiteren Weg im Kloster als Möglichkeit offen lässt), sondern mit der Perspektive diesen Vertrag abschließt, in 3 Jahren wieder sein Laienapostol zu leben. Dort werden die Umstände ganz andere sein. Der Mensch überlässt sich nicht dem Ruf Gottes und lässt seinen Weg offen, sondern er bestimmt selbst, dass seine Zeit im Kloster ein klares Ende zu finden habe. Nicht die Fügung Gottes ist es, sondern die eigene Kontrolle ist, was hier zählt.
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Raphaela
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Raphaela »

umusungu hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben: "Ein freiwilliges religiöses Jahr" - in Anlehnung an das FSJ.
Ich würde es etwas anders nennen, ein geistliches Jahr. Aber so eine Idee, dass man so etwas anbietet, ist mir auch schon öfters gekommen. Im Erzbistum Freiburg gibt es nun etwas ähnliches (ob es ein Jahr dauert, weiß ich nicht genau) Und dann gibt/gab es doch auch von den Jesuiten so etwas ähnliches. - Leider viel zu unbekannt. Und: Es dürfen nur junge Menschen teilnehmen. Warum nicht auch mal ältere, die wieder zurück zur Kirche finden möchten?

Nachtrag: Wie ich sehe, scheint es das Projekt der Jesuiten leider nur noch im Ausland zu geben: http://www.jesuitenmission.de/index.php?id=111
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offertorium
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von offertorium »

Maja hat geschrieben:Das sehe ich genauso wie Reinhard. Die Nachfolge geht ja weiter.
Was ich für einen Irrtum halte ist die Annahme, daß mit dem Aufenthalt im Kloster erst die Nachfolge anfängt.

In die Nachfolge tritt der Christ schon durch seine Taufe ein. Aus dieser entsteht Berufung zum Christsein. Diese konkretisiert sich mit der Zeit, bei den meisten Menschen ist es eine Berufung zum Laien, der sie sehr ernst nachgehen. Der Mensch, der merkt, dass er eine andere Berufung als die zum Laien haben könnte, begibt sich in ein Noviziat in Gottes Hände. Dort lernt er, ob er eine Berufung zum Ordensleben hat. Wenn es gut läuft, vertieft sich diese Berufung bis hin zur ewigen Profess. Der Novize kann in dieser Zeit feststellen, dass er einem Irrtum unterlag und verlässt das Kloster wieder. Ganz entscheidend ist aber die Offensicht, sich in Gottes Hände zu begeben. Jemand, der als Laie in ein Kloster eintritt, um einen zivilrechtlichen Vertrag zu unterschreiben, der ihn in 3 Jahren wieder als Laie weiterleben lässt, zeigt nicht diese Offenheit, denn er wählt bewusst die zeitlich begrenzte Form.
Es könnte auch eine Art Zwischenstation zwischen "Kloster auf Zeit" und Postulat sein. Für die, die noch mehr Zeit oder andere Formen zum sich klar werden benötigen.
Ein Noviziat dauert 1 Jahr und kann auf 2 Jahre ausgedehnt werden. Bis zur ewigen Profeß vergehen noch einmal 6 Jahre. Das scheint mir ein gutes Zeitfenster zu sein, um sich klar werden zu können. Was hier diskutiert wird, ist die Praxis in Klöstern seit Jahrhunderten: den Ruf Gottes hören, sich darauf einlassen, sich verbindlich prüfen und vertiefen. Diese Dimension fehlt völlig. Ein vertraglich zeitlich begrenztes Mitleben hat eine andere Dimension.

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von gottsucherin »

umusungu hat geschrieben:ich denke:
Gemeinschaften könnten junge Leute einladen, EIN Jahr mit ihnen zu leben und zu arbeiten.
Ich nenne es mal ein "freiwilliges religiöses Jahr"
EIN Jahr mit ihren Verbindlichkeiten und ihrem Tagesablauf und ihrer Arbeit.

Die jungen Leute bekämen eine Erfahrung von religiösem Leben, die sie vorher nicht erhalten haben.

Der Buddhismus hat großartige Erfahrungen damit gemacht. Warum schauen wir nicht mal über den eigenen Tellerrand?
Gibt es so etwas nicht bereits als "Kloster auf Zeit"? Meistens ist das für kürzere Zeit gedacht, aber ich könnte es mir auch für ein Jahr vorstellen.
Bleibt aber tatsächlich die Frage der Finanzierung. Ja und welchen Status haben die, die das tun, in der Gemeinschaft? Novizen haben ja einen anderen Stellenwert in der Gemeinschaft als die Konventualen, haben teilweise andere Verbindlichkeiten. Welchen Status haben dann die FRJ'ler?
Und warum nur "junge" Leute?
Abgesehen davon, sieht die Benediktsregel (und wohl auch die anderen klassischen Ordensregeln?) so etwas nicht vor. Schwierig, schwierig. Aber die stufenweise Einführung in das Ordensleben ist ja letztlich genau das: Mit dem Noviziat habe ich ein Jahr mit den Verbindlichkeiten, das kann ich verlängern oder ich kann gehen. Ich glaube nicht wirklich, dass es mehr Leute anspricht, wenn ich von vorneherein die Sache auf ein Jahr begrenze. Das ist meine Meinung.

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Siard
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Siard »

umusungu hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:Auch ich lade noch einmal ein, über meine Aussage nachzudenken:
Das geht schon jetzt.
Allerdings stellt sich die nicht unwichtige Frage, wer das bezahlt.
Diese Frage stellt sich jetzt und hier überhaupt nicht.
Und ob sich diese Frage stellt. Die reichen deutschen Weltpriester gehen mit dem Eigentum Anderer gerne kreativ um. :roll:

Maja
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Maja »

Raphaela hat geschrieben:Ich würde es etwas anders nennen, ein geistliches Jahr. Aber so eine Idee, dass man so etwas anbietet, ist mir auch schon öfters gekommen. Im Erzbistum Freiburg gibt es nun etwas ähnliches (ob es ein Jahr dauert, weiß ich nicht genau)
Meinst du das Freiburger Orientierungsjahr (http://www.freiburger-orientierungsjahr.de/)?
offertorium hat geschrieben:
Maja hat geschrieben:Das sehe ich genauso wie Reinhard. Die Nachfolge geht ja weiter.
Was ich für einen Irrtum halte ist die Annahme, daß mit dem Aufenthalt im Kloster erst die Nachfolge anfängt.
Das hat ja auch niemand gesagt/geschrieben. Natürlich beginnt die Nachfolge schon lange davor.
offertorium hat geschrieben:Jemand, der als Laie in ein Kloster eintritt, um einen zivilrechtlichen Vertrag zu unterschreiben, der ihn in 3 Jahren wieder als Laie weiterleben lässt, zeigt nicht diese Offenheit, denn er wählt bewusst die zeitlich begrenzte Form. [...] Was hier diskutiert wird, ist die Praxis in Klöstern seit Jahrhunderten: den Ruf Gottes hören, sich darauf einlassen, sich verbindlich prüfen und vertiefen. Diese Dimension fehlt völlig. Ein vertraglich zeitlich begrenztes Mitleben hat eine andere Dimension.
OK. Die Argumentation kann ich in Bezug auf den "Bruder auf Zeit" nachvollziehen. Wobei ich auch zu bedenken geben möchte, dass Gott mit Sicherheit auch mitgeht wenn jemand sich (erst einmal) nur für drei Jahre bindet. (Andersherum könnte man provokanterweise fragen wie es mit der Offenheit von jemandem bestellt ist, der Gelübde ablegt - vielleicht will da ja Gott in zwei Jahren schon was ganz anderes von dem Menschen.) Gottes Wege sind vielfältig und geheimnisvoll.

Jedoch kann ich die Argumentation nicht in Bezug auf ein "Freiwilliges Religiöses Jahr" (oder wie immer man das nennen mag) nachvollziehen, denn da ginge es ja von vorne herein um eine Prägung für ein Jahr für jemanden der zum Stand des Laien berufen ist (oder sich seiner Ordensberufung noch nicht sicher ist, oder...).
gottsucherin hat geschrieben:Gibt es so etwas nicht bereits als "Kloster auf Zeit"? Meistens ist das für kürzere Zeit gedacht, aber ich könnte es mir auch für ein Jahr vorstellen.
Das ist eben das Problem, dass kaum eine Gemeinschaft "Kloster auf Zeit" für ein Jahr anbietet. Es gab hier im Forum mal einen Threat dazu der dieses Problem vertieft hat.
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offertorium
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von offertorium »

gottsucherin hat geschrieben: Gibt es so etwas nicht bereits als "Kloster auf Zeit"? Meistens ist das für kürzere Zeit gedacht, aber ich könnte es mir auch für ein Jahr vorstellen.
Oft sind es wenige Wochen (2-5), weil die Klöster nicht die Kapazitäten haben, langfristig Menschen auf Besuch zu betreuen. Oft ist es nur wenige Menschen, die dort sein können. Je nach Kloster kann oft nur eine Person betreut werden. Diese Möglichkeit auf ein Jahr auszudehnen bedeutet, dass sehr viel weniger Menschen Kloster auf Zeit in Anspruch nehmen könnten. Für manche ist dieser erste Kontakt entscheidend, um beurteilen zu können, ob das Klosterleben für ihn ein Weg sein könnte. Damit wäre ein einjähriges Kloster auf Zeit sogar kontraproduktiv.
Maja hat geschrieben: (Andersherum könnte man provokanterweise fragen wie es mit der Offenheit von jemandem bestellt ist, der Gelübde ablegt - vielleicht will da ja Gott in zwei Jahren schon was ganz anderes von dem Menschen.) Gottes Wege sind vielfältig und geheimnisvoll.
Gelübde werden nicht nach 2 Jahren abgelegt. Zu der anthropozentrischen Projektion, dass Gott alle 2 Jahre seine Meinung ändere, sage ich besser nichts. Dein Bild einer Berufung scheint auch ein merkwürdiges zu sein. Eine Berufung ist keine spontane Eingebung oder göttliche Laune, sondern eine Spur im Leben, die es zu erkennen gilt.

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Raphaela »

offertorium hat geschrieben: Ein Noviziat dauert 1 Jahr und kann auf 2 Jahre ausgedehnt werden. Bis zur ewigen Profeß vergehen noch einmal 6 Jahre. Das scheint mir ein gutes Zeitfenster zu sein, um sich klar werden zu können. Was hier diskutiert wird, ist die Praxis in Klöstern seit Jahrhunderten: den Ruf Gottes hören, sich darauf einlassen, sich verbindlich prüfen und vertiefen. Diese Dimension fehlt völlig. Ein vertraglich zeitlich begrenztes Mitleben hat eine andere Dimension.
Das Noviziat dauert nur in den kontemplativen Gemeinschaften ein Jahr, in den anderen Gemeinschaften zwei Jahre. - Und es kann anschließend sogar, wenn es sein muss nach der zeitlichen Profess bis zu neun Jahren dauern. (Siehe CIC Can 657 §2)
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Raphaela »

Maja hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben:Ich würde es etwas anders nennen, ein geistliches Jahr. Aber so eine Idee, dass man so etwas anbietet, ist mir auch schon öfters gekommen. Im Erzbistum Freiburg gibt es nun etwas ähnliches (ob es ein Jahr dauert, weiß ich nicht genau)
Meinst du das Freiburger Orientierungsjahr (http://www.freiburger-orientierungsjahr.de/)?
Ja, genau dieses. Hier die Voraussetzungen:
http://www.freiburger-orientierungsjahr ... ungen.html
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Raphaela »

offertorium hat geschrieben: Gelübde werden nicht nach 2 Jahren abgelegt. Zu der anthropozentrischen Projektion, dass Gott alle 2 Jahre seine Meinung ändere, sage ich besser nichts. Dein Bild einer Berufung scheint auch ein merkwürdiges zu sein. Eine Berufung ist keine spontane Eingebung oder göttliche Laune, sondern eine Spur im Leben, die es zu erkennen gilt.
Wie schon geschrieben: In den apostolischen Gemeinschaften wird die erste zeitliche Profess nach zwei Jahren abgelegt.
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Siard »

Raphaela hat geschrieben:Das Noviziat dauert nur in den kontemplativen Gemeinschaften ein Jahr, in den anderen Gemeinschaften zwei Jahre. - Und es kann anschließend sogar, wenn es sein muss nach der zeitlichen Profess bis zu neun Jahren dauern. (Siehe CIC Can 657 §2)
Das Noviziat muß mindestens ein Jahr dauern und kann längstens zweieinhalb Jahre dauern. Die Dauer hängt nicht von der Art der Gemeinschaft ab, sondern von deren Festlegung, ggf. in Absprache mit dem Novizen. Kleine Abweichungen können erlaubt werden, das erste Jahr muß aber in einem Haus mit kanonisch errichtetem Noviziat stattfinden.
Die zeitliche Profeß muß mindestens drei Jahre dauern (kann dabei jährlich abgelegt werden), darf sechs Jahre dauern und in Ausnahmefällen auch neun Jahre.

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von offertorium »

Siard hat geschrieben:...Die Dauer hängt nicht von der Art der Gemeinschaft ab...
Danke für die Ergänzung, dann brauche ich bei Raphaela nicht noch einmal nachfragen. Eine Abhängigkeit der Zeit von der Ausrichtung der Gemeinschaft hatte ich im kanonischen Recht nicht gefunden.

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umusungu
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von umusungu »

hier geht es doch überhaupt nicht um Noviciat und Kirchenrecht....

Könnt ihr nicht mal jenseits der eingefahrenen Spuren denken?

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Niels
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Niels »

umusungu hat geschrieben:hier geht es doch überhaupt nicht um Noviciat und Kirchenrecht....

Könnt ihr nicht mal jenseits der eingefahrenen Spuren denken?
Wie war das nochmal mit dem Glashaus und den Steinen? :hmm:

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offertorium
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von offertorium »

umusungu hat geschrieben:hier geht es doch überhaupt nicht um Noviciat und Kirchenrecht....

Könnt ihr nicht mal jenseits der eingefahrenen Spuren denken?
Wie die Rezeption östlicher atheistischer Weltanschauungen ?

Es geht gerade darum, innerhalb der kirchlichen Wege zu denken, innerhalb der "eingefahrenen Spuren". Denn außerhalb der Kirche gibt es kein Heil und jede eingefahrene Spur in unserer Kirche ist erprobt. Mit dem zweiten vatikanischen Konzil hat die Kirche das Laienapostolat verstärkt, ja der Laie als eigenständiger Berufungsweg mitten in der Welt, Nachfolge kann auch außerhalb von Klostermauern stattfinden. Die Rückführung des Laien in die Klostermauern auf zivilrechtlicher Basis wirkt für mich nicht innovativ.

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Maja »

Gerade entdeckt: Es gibt sogar die Möglichkeit ein FSJ in einem katholischen Kloster zu machen:
http://www.jugend-kloster.de/fsj-bfd/kl ... it-fsj-bfd
"Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin." 1 Kor 12

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Siard
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Siard »

Maja hat geschrieben:Gerade entdeckt: Es gibt sogar die Möglichkeit ein FSJ in einem katholischen Kloster zu machen:
http://www.jugend-kloster.de/fsj-bfd/kl ... it-fsj-bfd
Auch Zivildiener gibt es schon lange in Klöster. In D wohl nicht mehr?

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Raphaela »

Siard hat geschrieben: Auch Zivildiener gibt es schon lange in Klöster. In D wohl nicht mehr?
Da der Bund inzwischen keine Pflicht mehr ist, gibt es dies nicht mehr. Dafür gibt es den Bundesfreiwilligendienst. (Das sind dann nicht Zivis, sondern Bufits)- Da kann man sogar mit jedem Alter mitmachen. Ob es da was in Klöstern gibt, ist mir nicht bekannt.
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Maja »

Und hier hätten wir das "Project - Mönch auf Zeit":

http://kloster-marienfeld.de/project/moench-auf-zeit/
"Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin." 1 Kor 12

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von HeGe »

Trappisten in den USA auf der Suche nach neuen Wegen

Daraus:
[...] "Wir brauchen etwas Neues und Innovatives", sagt Pater Guerric Heckel. Man wolle verstärkt Männer und auch Frauen ansprechen, die sich nicht auf alle Verpflichtungen des Ordenslebens einlassen wollten. Ein neues Modell für Mepkin sieht daher ein "Mönchsein auf Zeit" vor. Es gehe darum, "Interesse an einem spirituellen Leben" zu wecken, erläutert Pater Joe Tedesco - und zwar auch bei jenen, die an institutionellen Formen von Religion nicht interessiert sind. [...]
Auf der einen Seite kann ich die Sorgen der Klöster natürlich verstehen. Aber "Mönchsein auf Zeit" widerspricht der benediktinischen Stabilität doch erheblich. :hmm:

(Das Bild über dem Artikel ist übrigens aus Mariawald.)
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von umusungu »

HeGe hat geschrieben:
Donnerstag 5. April 2018, 12:25
Auf der einen Seite kann ich die Sorgen der Klöster natürlich verstehen. Aber "Mönchsein auf Zeit" widerspricht der benediktinischen Stabilität doch erheblich. :hmm:
strenggenommen ist jede zeitliche Profeß ein "Auf-Zeit-Sein".

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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von Niels »

umusungu hat geschrieben:
Donnerstag 5. April 2018, 15:03
HeGe hat geschrieben:
Donnerstag 5. April 2018, 12:25
Auf der einen Seite kann ich die Sorgen der Klöster natürlich verstehen. Aber "Mönchsein auf Zeit" widerspricht der benediktinischen Stabilität doch erheblich. :hmm:
strenggenommen ist jede zeitliche Profeß ein "Auf-Zeit-Sein".
Da hast Du recht.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

HeGe
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Re: Bruder auf Zeit

Beitrag von HeGe »

Niels hat geschrieben:
Freitag 6. April 2018, 10:36
umusungu hat geschrieben:
Donnerstag 5. April 2018, 15:03
HeGe hat geschrieben:
Donnerstag 5. April 2018, 12:25
Auf der einen Seite kann ich die Sorgen der Klöster natürlich verstehen. Aber "Mönchsein auf Zeit" widerspricht der benediktinischen Stabilität doch erheblich. :hmm:
strenggenommen ist jede zeitliche Profeß ein "Auf-Zeit-Sein".
Da hast Du recht.
Die zeitliche Profess hat aber im Hintergrund immerhin die grundsätzliche Absicht, sich zukünftig dauerhaft ans Kloster binden zu wollen. Ob das im Ergebnis auch geschieht, ist eine andere Frage, aber ich sehe hierin einen entscheidenden Unterschied zu diesen "Kloster auf Zeit"-Projekten, wo diese grundsätzliche Absicht schon fehlt.

Solche "Kloster auf Zeit"-Projekte sind ja nicht per se eine schlechte Sache. Ich sage nur, dass sie speziell dem benediktinisch geprägten Mönchtum widersprechen und zwar m.E. soweit, dass man sich fragen sollte, ob dann im Ergebnis nicht eine andere Art von Ordensleben herauskommt, die man dann auch anders nennen sollte. Möglichkeiten sich lockerer an ein Kloster zu binden, bspw. als Oblate, hat es ja im Übrigen immer schon gegeben und das auch in unterschiedlichsten Ausprägungen. Aber Oblaten sind eben keine Professmönche.

Der Hl. Benedikt war ja eigentlich ziemlich eindeutig, was er von fehlendem Bindungswillen hielt:
Regel des Hl. Benedikt, Kapitel 1 hat geschrieben: Die vierte Art der Mönche sind die sogenannten Gyrovagen. Ihr Leben lang ziehen sie landauf landab und lassen sich für drei oder vier Tage in verschiedenen Klöstern beherbergen.
Immer unterwegs, nie beständig, sind sie Sklaven der Launen ihres Eigenwillens und der Gelüste ihres Gaumens. In allem sind sie noch schlimmer als die Sarabaiten.
Besser ist es, über den erbärmlichen Lebenswandel all dieser zu schweigen als zu reden.
Lassen wir sie also beiseite, und gehen wir mit Gottes Hilfe daran, der stärksten Art, den Koinobiten, eine Ordnung zu geben.
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