Quasinix hat geschrieben:Dito Thema verfehlt - lies halt mal die von mir verlinkten Artikel!
Die "Deutschen Wirtschaftsnachrichten". Und demnächst wird dann in einer Diskussion über Astronomie der Erich von Däniken zitiert.
Wenn wir über negative Zinssätze reden, dann müssen wir erst einmal klären, welchen Zins wir meinen. In der seriösen Diskussion wird ein negativer Satz vor allem für den Einlagenzins der Zentralbank erwogen. Die Geschäftsbanken hätten dann also auf ihre Einlagen bei der Zentralbank eine Art Gebühr zu zahlen. Das Ziel bestünde darin, die Geschäftsbanken dazu zu bewegen, ihre Liquidität in Form von Krediten an ihre Kunden weiter zu reichen anstatt das Geld bei der Zentralbank risikolos zu parken. Im Moment beträgt der entsprechende Satz übrigens ,%, ist also inflationsbereinigt bereits negativ. Es gibt ein paar Erfahrungen mit solchen negativen Zinssätzen, sie sind allesamt unspektakulär. Ein Beispiel ist Dänemark. Guckst Du hier:
http://ftalphaville.ft.com/213/5/7/1 ... -tells-us/
Vor allem gilt: Für die Privatkunden bleiben sowohl Guthaben- als auch Kreditzinsen positiv.
Der Münchau im von Dir zitierten Spiegel-Artikel will etwas völlig anderes, nämlich negative Guthabenzinsen auch für Privatkunden. Das ist eine typische spinnerte Münchau-Idee ohne jede Chance auf Realisierung. Nehmen wir mal an, das Bargeld würde abgeschafft, ich müsste mein Geld also scheinbar bei der Bank liegen lassen und dort spürbare nominale Verluste durch negative Zinsen hinnehmen. Was mache ich? Genau, Geld kann ich zwar nicht halten, aber ich kann für andere Dinge bieten, die gemeinhin für stabile Wertanlagen gehalten werden. Grundstücke, Häuser, Gold, Diamanten, all sowas. Jetzt wollen das alle anderen aber auch. Und alle anderen wissen, daß alle anderen das auch wollen. Ich kriege also in Nullkommanix extreme erwartete und dann auch tatsächliche Preissteigerungen auf allen Vermögensmärkten. Und irgendwann übernimmt dann auch im Zahlungsverkehr das Gold oder die Diamanten die Funktion, die vorher das Bargeld hatte. Also, man muß mit einer extremen Vermögenspreisinflation und vermutlich mit dem Zusammenbruch des herkömmlichen Finanzsystems rechnen, wenn man diesen Weg in einem nennenswerten Umfang gehen will. Das wird also keine Zentralbank mitmachen.
Bleibt schließlich die dritte genannte Option: Die einmalige Vermögensabgabe. Ja, kann man machen. Wird man aber auch nicht. Das wäre politischer Selbstmord. Aber vor allem muß man dafür nicht das Bargeld abschaffen, denn wenn jemand heute noch nennenswert was abhebt, dann wäre das nachzuvollziehen (Stichtag einer solchen Abgabe wäre in der Vergangenheit). Und das, was schreckhafte Rentner heute in bar unter der Matratze liegen haben, das sind nun wirklich Kleinigkeiten, auf die es bei einer solchen Abgabe nicht ankäme.
Also, einfach mal locker bleiben und nicht von unseriösen Internetportalen ins Bockshorn jagen lassen!