Tagespost hat geschrieben:Was könnte die katholische Kirche in Deutschland konkret von den evangelischen Gemeinschaften lernen?
Speziell im Pietismus und in der evangelikalen Bewegung gibt es viele vorbildliche Christen und ich will auch gerne ein paar typisch evangelikale Besonderheiten nennen, zu denen ich mich ausdrücklich auch weiterhin bekennen will: Die leidenschaftliche Liebe zu den ohne Christus verlorenen Menschen, denen es auf vielerlei Weise das eine Evangelium zu verkünden gilt und deshalb die immer wieder neue fantasievolle Übersetzung der göttlichen Botschaft in die Kulturen und Subkulturen von der Kirche fernstehenden Menschen. Die intensive Beschäftigung mit der Bibel als dem Wort Gottes. Das außerordentlich hohe Engagement für Gemeinde und Gesellschaft verbunden mit der Bereitschaft zur konsequenten Christusnachfolge auch in ethischen Fragen. Hier könnten die Evangelischen wirklich ein reiches Erbe in die Gesamtkirche einbringen. Ich für meinen Teil will das jedenfalls gerne versuchen.
Das ganze Interview hat meines Erachtens einen unguten Grundtenor, nämlich:
Abgesehen von Pietisten, Evangelikalen und hochkirchlichen Bewegungen stehen die Landeskirchen nicht mehr auf dem Boden von Bibel und Bekenntnis.
Diese Aussage mag nur aus der Sicht von jemandem richtig sein, der
nur seine Lesart und sein Verständnis von Bibel und Bekenntnis als das "Wahre" ansieht.
Es gibt aber nicht die eine Wahrheit. Es gibt in Glaubensdingen kein Schwarz-Weiß. Daher darf es auch in der Interpretation von Bibel und Bekenntnis verschiedene Ansichten geben. Problematisch wird es nur da, wo die eine Seite der anderen das Christsein ( oder Katholischsein, Evangelischsein) abspricht.
Ich muss ehrlich gestehen, dass mich solche innerkonfessionellen Auseinandersetzungen zunehmend ermüden. Daher hoffe ich - wenn ich ehrlich bin - dass mehr Leute Clemens' Beispiel folgen mögen. Unzufriedene Protestanten - rüber in die katholische Kirche, unzufriedene Katholiken - rüber in die evangelische Kirche (natürlich ist das jetzt sehr vereinfachend - mir ist sehr wohl bewußt dass es in der Realität nicht so einfach ist).