Wenn man Hartmann gelesen hat und sich danach richtet. Genau das kannst du aber nicht voraussetzen - noch nicht einmal für die Zeit nach Hartmann, wie am Wiener "Fünf-Herren-Amt" zu sehen ist. Ich habe nicht ohne Grund in meiner Antwort Hartmann ausgelassen und die Kurfürsten erwähnt: In der barocken Realität gab es viel mehr, als Hartmann wußte und regulieren wollte. Dazu kommt nocjh die stets vorhandene Möglichkeit einer Fehlerhaften Umsetzung im Bild. Erstens, weil die Kupferstecher und Holzschneider auch nicht in jedem Fall mit dem Hartmann bzw. dessen zeitgemäßen Äquivalent unterm Arm herumliefen. Bei Buchillustrationen treten zusätzliche Unschärfen auf, weil man Druckstöcke nicht selten "recycelte" - d.h. ein Bild, das von Ereignis A angefertigt worden war, ein wenig retouchierte, daß es auch fürt Ereignis B durchgehen konnte.Protasius hat geschrieben:In Dalmatik ja, aber die Assistenz besteht aus zwei Diakonen in Dalmatik und einem Priester in Pluviale.Bernado hat geschrieben:Woher weißt Du, daß sie keine Funktion in der zur Verlesung der Proklamation unterbrochenen Messe ausüben? Es kann sich bei den dargestellten Trägern von Casel und Dalmatik bzw. Tunicella durchaus um die Assistenz des Bischofs handeln, die auf seiner rechten Seite Platz genommen hat.
Man kann auch für die Zeit nacht Trient nicht die Einheitlichkeit in den Details voraussetzen, die Hartmann stellenweise suggeriert. (In seinem Vorwort weist er ja auch daraufhin, daß die Regeln selbst in seiner Zeit oft nicht eingehalten werden) Er wollte kein historisches Werk verfassen, sondern einen Leitfaden des aktuell geltenden Rechtes für Priesterstudenten des 19. Jh
An die Bilder eines Ceremoniale kann man wohl etwas höhere Anforderungen hinsichtlich der Genauigkeit stellen - aber auch da sollte man es nicht übertreiben. Ich habe hier ein Pontificale aus der Zeit Hartmanns - Druckdatum 1849 (ausgerechnet). Die Illustrationen, die es verwendet, sind mir jedoch bereits aus einem weit über hundert Jahre älteren Pontifikale bekannt, das dazu aus Frankreich stammt, wo es viele Sonderbräuche gab.Protasius hat geschrieben: Damit sind das erstens viel zu viele Leute und zweitens kenne ich das Tragen der Kasel außer für Gründonnerstag und Weihespendung eigentlich nur für den Zelebranten (und ggf. die Kardinalpriester in der Papstmesse). Deshalb hatte mich der obige Abschnitt aus dem Hartmann (den du noch nicht kommentiert hast) auch so verwirrt, zumal mir dazu das obige (und nicht einzigartige) Bild einfiel, vgl. die folgenden Bilder aus einem Caeremoniale Episcoporum.
http://www.ceremoniaire.net/office_divi ... p_1-23.jpg
Über das Inzensieren in Messe und Vesper
http://www.ceremoniaire.net/office_divi ... p_1-25.jpg
Über den bischöflichen Segen
http://www.ceremoniaire.net/office_divi ... p_2-18.jpg
Aschermittwoch
Man muß auch berücksichtigen, daß die Ritenkongregation in vielen Fällen nicht von sich aus tätig wurde, sondern Antwort auf Dubia gab. Wo es keine Dubia gab, entweder weil man in der Sicherheit der eigenen Gebräuche gar nicht an Zweifel dachte, oder weil man ein Indult hatte (Tragen der Mitra durch Chorherren z.B. ; an einigen Orten trugen sogar Bischöfe eine Tiara!) , oder auch weil man seine Zweifel erfolgreich unterdrückte - da gab es auch keine klärenden Erlasse. Gerade das Tragen des Chormantels war wohl vielfach von lokalen Gewohnheiten und auch Ressourcen bestimmt und galt wohl zumindest bis zum Beginn des 19. Jh. als eine weniger wichtige Angelegenheit, bei der man ohne Gewissensbisse lokale Usus vor Direktiven der Zentrale setzte.