Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

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Benedikt

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Benedikt »

cantus planus hat geschrieben: 1. Zusammenbruch des US-Dollars. Der hängst nur noch am Goodwill der Chinesen, die wiederum durch die amerikanische Gelddruckerei unter Druck geraten. Wenn das noch ein paar Monate so weitergeht, müssen sich entweder die USA, oder die Chinesen etwas einfallen lassen. Und die Chinesen haben derzeit wenig Grund dazu.
In der Tat hängt alles an den Chinesen. Allerdings haben die auch einige Gründe, den Dollar nicht crashen zu lassen. Wenn der Dollar kaputt geht, geht den Chinesen ihr Export kaputt. Das hätte massive soziale Verwerfungen zu Folge. Ich denke nicht, dass das Regime das riskiert.

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cantus planus
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von cantus planus »

Benedikt hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben: 1. Zusammenbruch des US-Dollars. Der hängst nur noch am Goodwill der Chinesen, die wiederum durch die amerikanische Gelddruckerei unter Druck geraten. Wenn das noch ein paar Monate so weitergeht, müssen sich entweder die USA, oder die Chinesen etwas einfallen lassen. Und die Chinesen haben derzeit wenig Grund dazu.
In der Tat hängt alles an den Chinesen. Allerdings haben die auch einige Gründe, den Dollar nicht crashen zu lassen. Wenn der Dollar kaputt geht, geht den Chinesen ihr Export kaputt. Das hätte massive soziale Verwerfungen zu Folge. Ich denke nicht, dass das Regime das riskiert.
Das ist die letzte Hoffnung, die ich habe.
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Ewald Mrnka
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Ewald Mrnka »

cantus planus hat geschrieben:
In der Tat hängt alles an den Chinesen. Allerdings haben die auch einige Gründe, den Dollar nicht crashen zu lassen. Wenn der Dollar kaputt geht, geht den Chinesen ihr Export kaputt. Das hätte massive soziale Verwerfungen zu Folge. Ich denke nicht, dass das Regime das riskiert.
Das ist die letzte Hoffnung, die ich habe.[/quote]

Die Chinesen können den Zusammenbruch des Dollars lediglich hinauszögern; auf "mehr" kann man nicht "hoffen".
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Der Euro scheint - dank der Einführung einer verdeckten Transferunion - wohl für die nächste Zeit gerettet.

Ein vernichtender Kommentar der FAZ zum beschlossenen dauerhaften "Rettungsfond", der die gebrochenen Versprechen von Angela Merkel und Co. noch einmal aufführt:
Die Antwort der Gemeinschaft auf die Krise ist kein Neubau, sondern der Anbau eines dauerhaften Rettungsfonds an das alte, schiefe Fundament der Währungsunion. Auch das ist ein Wortbruch. Den Rettungsschirm, der Euro-Länder in Not vorübergehend mit Zeit und Geld versorgen sollte, gebe es nur befristet, hatten Finanzminister Schäuble und Bundeskanzlerin Merkel versprochen, als sie das Verbot der Haftung eines Eurolandes für die Schulden eines anderen kassierten (siehe Im Gespräch: Wolfgang Schäuble: „Die Rettungsschirme laufen aus“) .

Den ewigen Krisenfonds werde es nur geben, wenn die Wirtschaftspolitik im Euroraum künftig deutschen Prinzipien folge, hatte Frau Merkel danach versprochen, als sie die Partnerländer mit ihrem „Pakt für Wettbewerbsfähigkeit“ schockte, aus dem mittlerweile so viel heiße Luft entwichen ist, dass er als „Pakt für den Euro“ für alle unverbindlich genug ist. Vergessen ist auch das Versprechen, das koste kein Geld. Auf dem Preisschild des Rettungsfonds steht der unfassbare Betrag von 7 Milliarden Euro (8 Milliarden als Bareinlage und 62 als Garantie oder abrufbares Kapital). Deutschland bürgt für 168 und zahlt fast 22 Milliarden Euro als Bareinlage – Geld, das man leihen muss und das für soziale Zwecke oder anderes nicht zur Verfügung steht.
http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A21E754E7 ... ezial.html

civilisation
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von civilisation »

Auch hier haben die Chinesen offenbar ihre Finger mit drin:

Euro-Münzen
Mutmaßlicher Millionen-Betrug mit Münzschrott
http://www.focus.de/finanzen/news/euro- ... 13793.html
daraus:
Von der Notenbank verschrottete Münzen sollen demnach in China wieder zusammengesetzt und von Stewardessen nach Deutschland geschmuggelt worden sein. Dann sollen Komplizen das „Geld“ bei der Bundesbank in Scheine umgetauscht haben – immer in Tranchen von unter 1 Euro, und damit nicht meldepflichtig. Der Schaden belaufe sich laut Schätzungen der Ermittler auf mindestens 2 Millionen Euro.

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Pelikan
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Pelikan »

civilisation hat geschrieben:
Von der Notenbank verschrottete Münzen sollen demnach in China wieder zusammengesetzt und von Stewardessen nach Deutschland geschmuggelt worden sein. Dann sollen Komplizen das „Geld“ bei der Bundesbank in Scheine umgetauscht haben – immer in Tranchen von unter 10 000 Euro, und damit nicht meldepflichtig. Der Schaden belaufe sich laut Schätzungen der Ermittler auf mindestens 20 Millionen Euro.
Was für ein Schaden eigentlich? Und wessen? Jede Geschäftsbank schöpft größere Summen aus dem Nichts, und wird dafür von denen gelobt, die sich über die Chinesen nun aufregen.

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Auch der IWF drängt Griechenland nun zu einer Umschuldung:
Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ meldet, zweifelt der IWF am Erfolg der Rettungsbemühungen für Griechenland und drängt auf eine baldige Umschuldung des Landes. Denkbar seien ein Schuldenschnitt, längere Laufzeiten von Anleihen oder niedrigere Zinszahlungen.

Diese Forderung vertraten hochrangige Vertreter des Währungsfonds in den vergangenen Tagen bei Gesprächen mit Beamten europäischer Regierungen. Im IWF bahne sich damit ein Kurswechsel an.

Der Fonds glaube offensichtlich selbst nicht mehr daran, dass sich das Land mit den bisherigen Maßnahmen sanieren lässt. Notwendig sei eine Verringerung der Schuldenlast von derzeit rund 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, argumentierten laut Magazin IWF-Vertreter gegenüber den Europäern.
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 16498=all

Wurde das nicht immer von "Schwarzsehern" so gesagt? :pfeif:

Und auch eine Umschuldung führt nicht viel weiter, weil Griechenland dadurch nicht wettbewerbsfähiger wird. Es entlastet zwar den Staat von seinen Zinsaufwendungen, aber werden deswegen mehr griechische Produkte verkauft? :nein: Notwendig ist ein Austritt des Landes aus dem Euro und eine Abwertung der neuen Währung - anders geht es nicht oder wir haben in einigen Jahren die gleichen Probleme - nachdem vorher etliche Mrden verbrannt wurden.

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Niels
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Niels »

Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Peregrin
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Peregrin »

Pelikan hat geschrieben: Was für ein Schaden eigentlich? Und wessen? Jede Geschäftsbank schöpft größere Summen aus dem Nichts, .
Du beantwortest Deine eigene Frage: Geschädigt wird natürlich der eingesessene Mitbewerb, insofern der Profit, der aus der Aufblähung der Geldmenge (zum allgemeinen Schaden aller Geldbesitzer) ziehen läßt, nun geteilt werden muß.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Vor zwei Wochen wurde nur gemeldet, daß über eine Umschuldung Griechenlands "nachgedacht" würde - was natürlich bestritten wurde.

Heute werden bereits Zahlen genannt:
In EU-Kreisen werde auf Arbeitsebene davon ausgegangen, dass 4 bis 5 Prozent der Verbindlichkeiten gestrichen werden müssten, um das Land wieder auf eine solide Grundlage zu bringen, berichtete die Wochenzeitung "Die Zeit" am Mittwoch vorab. Es sei allerdings noch keine Entscheidung getroffen. Die Ratingagentur Standard & Poor's hält sogar einen noch stärkeren Schuldenschnitt um 5 bis 7 Prozent für nötig. Die Regierung in Athen stemmt sich gegen eine derartige Umschuldung, weil sie Stabilitätsprobleme bei den Banken fürchtet.
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 5745.html

Deutschland hat ja mit Milliarden geholfen, aber nicht seinen Exporteuren, die auf 5 Millionen Forderungen sitzen:
Allein gegenüber deutschen Firmen bestehen dem Bericht zufolge Außenstände von etwa 5 Millionen Euro. So habe der Baukonzern Hochtief offene Forderungen bei Straßenbauprojekten und im Gebäudemanagement, bei Siemens stehen noch Zahlungen zu Aufträgen aus, die teils noch vor den Olympischen Spielen 24 vergeben wurden.
Quelle: s.o.

Warum wurden die Gelder nicht sofort an die deutschen Firmen überwiesen? :vogel: Darauf hätte man ja bei Abschluß der Vereinbarung bestehen können.
Aber zumindest sieht man so, was es mit dem viel gepriesenen deutschen Handelsüberschuß, der ja immer für "Hilfsleistungen" herhalten muß, auf sich hat. :/

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lutherbeck
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von lutherbeck »

Europa - doch nur eine Transferunion?

Dann hätte man die Zeichen der Zeit nicht erkannt und verharrte weiter in nationaler Kleinstaaterei!

Zum :kotz:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

civilisation
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von civilisation »

Pläne für eigene Währung
Griechenland erwägt Austritt aus der Euro-Zone
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 36,.html

Lest selbst!

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Gamaliel
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Gamaliel »

EU und Athen dementieren Bericht zu Euro-Austritt

Daraus:
«Es gibt kein Treffen in Luxemburg», sagte der Sprecher des Vorsitzenden der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, am Freitag der dpa. «Das sind Gerüchte ohne Substanz.»
Auch aus Griechenland wurde der Bericht zurückgewiesen. «Wir dementieren es vehement», heißt es nach Angaben der Nachrichtenagentur ANA in einer schriftlichen Erklärung des Finanzministeriums.
:achselzuck:

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Niels
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Niels »

Kein Wunder, dass man zunächst dementiert:
Quelle hat geschrieben:Gerüchte um einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone haben den Kurs der Gemeinschaftswährung weiter auf Talfahrt geschickt.
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sternchen
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von sternchen »

Ich fürchte jetzt rutscht die ganze Sache langsam aber unaufhaltsam ab.
slippery slope
Wenn die Welt euch haßt, dann wißt, daß sie mich schon vor euch gehaßt hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben.... "Joh 15,18 - 15,19"

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Arcangelus
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Arcangelus »

sternchen hat geschrieben:
Ich fürchte jetzt rutscht die ganze Sache langsam aber unaufhaltsam ab.
slippery slope
Wenns lang aufwärts ging, kommt halt irgendwann ein Abschwung, beim Gold tut sich aber nicht viel. Das ist wirklich ein Inflationsindikator.
Du bist für den Himmel unterwegs.
Je mehr du ausgibst, desto mehr wirst du einnehmen.

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Eine gute Darstellung des "geheimen Treffens der Finanzminister" gibt die FAZ:
Vergangenen Freitag reisten die Finanzminister der großen Eurostaaten Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien zu einem geplanten Treffen nach Luxemburg. Etwas war allerdings nicht geplant: Griechenlands Finanzminister Giorgos Papaconstantinou kam als Gast. Und außerdem Jean-Claude Trichet, der Präsident der Europäischen Zentralbank. Und Olli Rehn, der Währungskommissar der Europäischen Union.
(...)
Nach dem Treffen versicherte Luxemburgs Premier Juncker zwar, ein Euro-Austritt Griechenlands sei an dem Abend nicht in Erwägung gezogen worden.
(...)
Zugleich aber wurde nicht bestritten, dass in internen Szenarien die Möglichkeit eines Euro-Austritts inzwischen durchgespielt wird. „Klar, dass das intern neben anderen Szenarien geprüft wird“, sagte Clemens Fuest, der Leiter des wissenschaftlichen Beirats des Bundesfinanzministeriums.
http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A21E754E7 ... ntent.html

Die Lage ist ziemlich hoffnungslos:
Griechenland kann weitere Sparmaßnahmen politisch nicht durchsetzen, die aber Voraussetzung für die Auszahlung weiterer Beistandskredite sind.
Ohne Austritt aus dem Euro aber müsste Griechenland immer weiter sparen, ohne zu wissen, ob es je auf einen grünen Zweig kommt. Und Länder wie Deutschland müssten Griechenland immer weiter retten, ohne zu wissen, ob und wann das zu Ende geht.
Die einzige Möglichkeit ist wohl ein Austritt aus dem Euro und ein Schuldenschnitt.
Warten wir mal ab, wann sie kommen. Die Halbwertzeiten der Politikeraussagen liegen jedenfalls unter einem Jahr, wenn man sich die Aussagen vom Mai letzten Jahres noch durchliest.

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Es finden sich im Augenblick viele Stimmen, die einen Austritt Griechenlands aus dem Euro als "technisch nicht machbar" ablehnen.

Bei der Argentinien-Krise 22 stand man vor ähnlichen Problemen wie heute in Griechenland und deren Ursachen sind der heutigen Griechenland-Krise nicht unähnlich:
In den siebziger und achtziger Jahren hatte Argentinien unter drei- bis vierstelligen Inflationsraten gelitten. Erst 1991 als der Wechselkurs des Peso gegenüber dem Dollar auf 1:1 festgesetzt wurde, konnte die Inflation gestoppt werden. Der starre Kurs entwickelte sich aber im Laufe der Jahre immer mehr zum Nachteil für das Land. Im Gegensatz zu Produkten aus den Nachbarländern wurden argentinische Exporte immer teurer, so wanderten viele in- und ausländische Unternehmen in die die preisgünstigeren Nachbarländer ab.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a-17568.html

Der Ereignisse der Jahreswende 21/2 könnten fast ein Drehbuch für den Fortgang der Griechenland-Krise sein:
Als Cavallo Ende November 21 äußerte, das vom IWF vorgegebene Haushaltsziel nicht zu erreichen, führte dies zu einer Weigerung des IWF, eine vorgesehene 1,25 Mrd. USD-Tranche an Argentinien zu überweisen. Diese Schreckensnachricht führte zu einem drastischen Vertrauensverlust für den Staat und so zu einer raschen Kapitalflucht, die das Bankensystem in eine tiefe Krise stürzte. Um ein komplettes Chaos zu verhindern, führte Cavallo Anfang Dezember das so genannte Corralito ein, das eine Obergrenze von 25 Peso die Woche für das Abheben von Bargeld von Girokonten vorsieht. Der Hintergrund war, einen Umtausch der Währung in Dollar zu verhindern, da sonst das Bankensystem Giro- und Sparkonten nicht mehr hätte auszahlen können.
(...)
Das wichtigste Vorkommnis in Saás Präsidentschaft war die Erklärung der Zahlungsunfähigkeit (Staatsbankrott) gegenüber den Gläubigern des Landes; eine Entscheidung, die zunächst von seinen Nachfolgern beibehalten wurde.
(...)
Die Wirtschaftsexperten in seinem Umkreis entschieden sich eindeutig für eine Abwertung des Peso. Zunächst wurde die Öffnung der Banken landesweit an mehreren Tagen untersagt, um Panik-Dollarkäufe zu unterbinden. Der Umfang der Abwertung wurde auf 28% festgesetzt (1,4 Peso = 1 Dollar), jedoch galt dieser "offizielle" Kurs nur für den Außenhandel. Im Innenhandel ließ man den Kurs frei schwanken ("freier Dollarkurs").
(...)
In der Zwickmühle vor allem wegen der fatalen Folgen der Abwertung des Peso für die Banken, entschied man sich für eine rigide Maßnahme, die bald als Corralón bekannt wurde. Sie bestand darin, alle Konten über einem bestimmten Grenzwert in festverzinsliche Sparbücher umzuwandeln, deren Rückgabetermine bis 21 gestreckt wurden. Besonders problematisch erwies sich die Situation der unter der Regierungszeit Menems eingeführten Konten in Dollar, da diese sich ja im Wert vervielfacht hätten. So entschied man sich, Dollarkonten als Pesokonten mit Wert 1 zu 1,4 zu betrachten und erst im Laufe von mehreren Monaten, im Falle von hohen Werten sogar mehreren Jahren zurückzugeben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Argentinien-Krise

Zu den Folgen wird in dem Artikel ausgeführt:
Die Argentinien-Krise hatte eine allgemeine Verschlechterung des Lebensniveaus der argentinischen Bevölkerung zur Folge, die allerdings wegen der schnellen Erholung der Wirtschaft nur wenige Jahre andauerte.
(...)
Auch auf die Volkswirtschaft allgemein gesehen hatte die Krise sowohl kurz- als auch langfristige Auswirkungen, die weiter als die reine Rezession gingen und einen Strukturwandel herbeiführten.

Die schnelle Abwertung des Peso führte besonders im Jahr 22 zu einer Unterbewertung des argentinischen Peso gegenüber den anderen Weltwährungen. Dies hatte eine drastische Senkung der Preise argentinischer Produkte und Dienstleistungen zur Folge, während in Relation dazu die Importe deutlich teurer wurden.

Dies führte zu einem starken Rückgang der Importe besonders in der Phase der stärksten Unterbewertung des Peso zwischen 22 und 24, in der der Handelsbilanzüberschuss bis auf 16,7 Milliarden US-Dollar anstieg. Daher wurden zahlreiche vorher importierte Produkte wieder in Argentinien produziert, und es kam zu einer erneuten Welle der Importsubstitution, die allerdings im Gegensatz zu der Phase zwischen 193 und 1976 nicht staatlich gefördert wurde, sondern allein eine Reaktion auf die Marktsituation war. Parallel dazu stiegen die Exporte ab 23 stark an, da argentinische Produkte auf dem Weltmarkt wieder attraktiver geworden waren. Dies führte zu einer positiven Handelsbilanz auch in den Folgejahren.
Die Auswirkungen der Argentinien-Krise auf europäische Unternehmen (z.B. Banken) wurden im Handelsblatt dargestellt:

http://www.handelsblatt.com/duhalde-bit ... 3238.html

Das Beispiel zeigt, daß ein entsprechender Kapitalschnitt und eine neue Währung durchaus auch als Chance gesehen werden kann. Eine dauerhafte Alimentierung einiger Länder durch den Steuerzahler dürfte sich auf Dauer nicht durchhalten lassen. Daran ändern auch die Aussagen der Politiker nichts.

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

In Frankreich sind die Politiker schon weiter. Marine Le Pen, der von den Meinungsforschungsinstituten gute Chancen bei der Präsidentenwahl im nächsten Jahr vorhergesagt werden, geht von einem Zusammenbruch des europäischen Systems aus. Sie sieht den Euro als historischen Fehler und arbeitet bereits einen Plan B für die Zeit danach aus.
Der Fall Griechenland zeige eindeutig, dass die europäische Staatsschuldenkrise längst nicht überwunden sei. „Ich bin keine Antieuropäerin“, sagt Frau Le Pen. „Aber ich gehe davon aus, dass das ganze europäische System irgendwann zusammenbricht.“ Sie wolle Frankreich vorbereiten auf den Tag, an dem die Eurozone auseinanderbreche. Der Euro sei ein „historischer Fehler“ gewesen, und bislang spürten vor allem die Länder an der europäischen Peripherie dessen ökonomische Auswirkungen.
(...)
„Glauben Sie wirklich, dass Griechenland aus eigener Kraft den Bankrott vermeiden kann? Glauben Sie wirklich, dass Griechenland eine Zukunft mit dem Euro hat?“, fragt sie. Mit einer starken Währung könne Griechenland im internationalen Konkurrenzkampf nicht wettbewerbsfähig sein.
(...)
Der Schengenraum habe seine Unfähigkeit vorgeführt, auf die Migranten aus Nordafrika solidarisch und vor allem effizient zu reagieren. „Ohne Grenzen geht es nicht.“ Sie glaubt, dass viele Franzosen ihren Wunsch nach einer Stärkung der Nation teilen.
http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... ntent.html

Die Präsidentschaftswahlen in Frankreich sind in einem Jahr. Da bis dahin das Europroblem nicht gelöst sein dürfte (vor einem Jahr wurde die "Rettung Griechenlands" beschlossen und man schaue auf das Ergebnis :nein: ), wird es für die "Berufseuropäer" schwierig. Sarkozy kann auch nicht unbegrenzt weiter Geld in den Süden Europas pumpen und sogar im Deutschen Bundestag regt sich erster, zaghafter Widerstand gegen zusätzliche Kredite an Athen.

Christian
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Christian »

Wahre Finnen lassen Koalitionsgespräche platzen

......Als Grund für den Richtungswechsel gilt ein Streit über EU-Hilfen für Portugal. Die Partei lehnt diese strikt ab. Ebenso wie auch eine Erhöhung der finnischen Bürgschaften im vorläufigen Euro-Rettungsschirm sowie eine Beteiligung Finnlands am dauerhaften Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM). quelle
Aufmarsch der Ego-Europäer
n CDU, FDP und CSU wächst der Widerstand gegen die deutsche EU-Krisenpolitik. 19 Abgeordnete sollen mittlerweile erklärt haben, Angela Merkels Pläne nicht mehr mitzutragen, Dutzende weitere sollen sie hinter vorgehaltener Hand kritisieren.

Sogar die Kanzlermehrheit ist in Gefahr. Im Parlament haben die Regierungsfraktionen 20 Stimmen mehr als SPD, Grüne und Linke zusammen. Sollten noch mehr CDU-, FDP- und CSU-Abgeordnete ausscheren, hätte Merkel keine Mehrheit für ihre EU-Rettungsmilliarden. Sie wäre auf die Stimmen der Opposition angewiesen.

Das aber wäre ein fatales Signal. "Deutschland ist der wichtigste Stabilitätsanker in Europa", sagt Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). "Mit seinem Ja zur EU-Rettungspolitik steht und fällt der Krisenmechanismus." Komplikationen bei den Hilfen würden an den Finanzmärkten Schockwellen auslösen.
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

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Mirjanin
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Mirjanin »

Der britische Parlamentarier Godfrey Bloom sprach gestern im EU-Parlament - weitgehend unbeachtet - die Wahrheit über die Ursache aus:

http://www.youtube.com/watch?v=OnGxfrWaqP8
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)

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Torsten
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Torsten »

Woran erkenne ich die Krisenideologie?

Sie wird immer versuchen, die Ursache der Misere an gesellschaftlichen Gruppen festzumachen. Ausländer, Juden, Sozialschmarotzer, Politiker, gierige Spekulanten. Und für jede dieser Gruppen lassen sich scheinbar handfeste Beispiele finden. Da sind mir die noch am liebsten, die sagen und glauben, dass der Teufel dahinter steckt. Weil die haben den Pfad der Ideologie, seinen Pfad schon ein Stück weit verlassen. An dessem Ende sie alle entweder zu Tätern oder Opfern werden.

Christian
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Christian »

Torsten hat geschrieben:Woran erkenne ich die Krisenideologie?
Zur Zeit erkenne ich keine Ideologie, sondern hektisches rumgezappel. Ich sehe nur wie ein Loch nachdem anderen gestopft wird und die Stopfen werden weniger und die Löcher größer. Hilflosigkeit pur. Die Frage ist : Ist eine politsche Ideologie ohne Substanz stark genug das auszuhalten ohne auseinander zu brechen und wohin werden sich die Menschen nach dem Zusammenbruch wenden?
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Auch im Europaparlament hatte Währungskommissar Olli Rehn einen schweren Stand:
Im EU-Parlament werden normalerweise Hochämter auf die europäische Einigung gefeiert, die andauernde Eurokrise lässt nun aber auch hier den Zusammenhalt bröckeln. Am späten Mittwochnachmittag kam das Straßburger Haus zu einer Debatte über die Lage in den Schuldenländern zusammen, deren Verlauf Währungskommissar Olli Rehn mit dem Satz zusammenfasste, man habe ein Abbild der nationalen Diskussionen erlebt: In den Nordländern der EU wolle man nicht helfen, im Süden keine Reformen angehen. „Diese Divergenz macht mir sehr große Sorgen.“
http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A21E754E7 ... ntent.html

Er kann sich wohl kaum vorstellen, daß sich auch viele Bürger große Sorgen machen und die meisten sind nicht so abgesichert wie der Herr Kommissar.

Unterdessen hat der MdB Gauweiler, der eine Verfassungsbeschwerde gegen den Euro-Stabilisierungsmechanismus eingelegt hat, das BVerfG auf die inzwischen eingetretene Verstetigung der Hilfen hingewiesen und kommt dabei zum Ergebnis:
Alle zwischenzeitlich gewonnenen Erkenntnisse über die sogenannte „Euro-Krise", die in Wirklichkeit keine Krise der Währung, sondern eine Schuldenkrise mancher Eurostaaten ist, sowie die Stellungnahmen der ökonomischen Experten bestätigen die mit dieser Verfassungsbeschwerde vertretene Position: Der Euro-Stabilisierungsmechanismus verstößt eindeutig und evident gegen das Bail-out-Verbot des Vertrages.
http://www.jungefreiheit.de/fileadmin/u ... ESM_8_.pdf

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Nassos
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Nassos »

Falls es jemanden interessiert (ich habe es noch nicht gelesen):

http://www.bild-studie.de/

Ein Studie der Otto-Brenner-Stiftung über die Macharten eines Massenblatts anhand der Griechenland- und Eurokrise.

Ich hatte das Gefühl, Euch die Studie zu schulden, lach, lach.... :(

Gruß,
Nassos
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Die gegenwärtige Eurokrise kann dazu führen, daß die Einigung Europas in's Stocken gerät oder sogar gänzlich zum Erliegen kommt und evtl. eine Rückabwicklung ansteht.
In der öffentlichen Debatte über die Euro-Rettung ist viel von Geld die Rede, aber selten von den politischen Kosten, die diese Krise verursachen wird. Wenn nicht alles täuscht, hat der nun schon mehr als ein Jahr währende Versuch zur Stabilisierung Griechenlands und anderer überschuldeter Euro-Staaten durchaus die Qualität eines Ereignisses, das die Stimmung der Bevölkerung auf lange Zeit hinaus beeinflussen kann - und zwar hin zu einer Ablehnung der europäischen Einigung.

Die Nachkriegsgenerationen haben mit der EU die Idee von Frieden, Völkerverständigung und einem gemeinsamen materiellen Aufstieg verbunden. Heute dagegen lesen Millionen Europäer täglich in der Zeitung, dass „Europa“ zu einer Bedrohung für ihren Wohlstand wird: Die Kreditgeberstaaten gehen gewaltige Risiken für ihre öffentlichen Haushalte ein, und in den überschuldeten Euro-Ländern müssen viele Bürger den Gürtel enger schnallen. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Erfahrung mittel- bis langfristig ohne politische Wirkung bleiben kann.
Interessant sind die Möglichkeiten, die von der FAZ gesehen werden:
Zwei konkrete Entwicklungen sind vorstellbar: Die eine ist der weitere Aufstieg euroskeptischer Parteien. Das gute Abschneiden der „Wahren Finnen“ bei der jüngsten finnischen Parlamentswahl ist ein Beispiel dafür. Diese Partei sitzt in Straßburg in der radikaleren Euroskeptiker-Fraktion, zu der unter anderem auch die Dänische Volkspartei gehört, die jetzt in ihrem Land wieder Grenzkontrollen einführen will. Auch wenn die „Wahren Finnen“ nicht an der Regierung beteiligt werden, so war ihr Zuwachs von 4,1 auf 19 Prozent in einer parlamentarischen Demokratie doch eine Erschütterung der politischen Landschaft. In den Niederlanden muss sich die bürgerliche Regierung bekanntlich schon heute von Geert Wilders' europa- und islamfeindlicher Freiheitspartei tolerieren lassen, und in Österreich träumt die FPÖ davon, demnächst den Bundeskanzler zu stellen.

Die andere Möglichkeit besteht darin, dass etablierte Parteien euroskeptische Strömungen aufnehmen und sich selbst gegen das europäische Projekt oder Teile davon stellen. Ein Beispiel bot jüngst die bürgerliche Koalition in der Slowakei, die mit dem Wahlversprechen an die Macht kam, ihr Land nicht an der (ersten) Griechenlandhilfe zu beteiligen. Für Deutschland, wo es bisher keine breit organisierte euroskeptische Bewegung gibt, scheint das der wahrscheinlichere Weg. Unter den etablierten Parteien gibt es zwei Kandidaten für eine solche Rolle: Die CSU, die bereits einen innerparteilichen Meinungsstreit über ihr Verhältnis zur EU führt, und die FDP, in der es seit längerem EU-kritische Tendenzen gibt.
http://www.faz.net/artikel/C3638/griec ... 46718.html

Warum sollte die FDP nicht versuchen, mit europakritischen Handlungen Wähler zu gewinnen, insbesondere wenn die 5%-Klausel in greifbarer Nähe ist (nicht in den Abgrund, sondern von unten nach oben blickend)? :hmm:

civilisation
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von civilisation »

Gestern haben sich die "Drei von der Tankstelle Absturz-SPD" zu Wort gemeldet und lauthals verkündet, der Merkel helfen zu wollen.

http://www.abendblatt.de/politik/deutsc ... roika.html

Dazu lese ich gerade in einem aktuellen Interview mit Helmut Kohl:
Und zweitens hätte Griechenland ohne durchgreifende strukturelle Reformen seiner – zumal Fachleuten hinreichend bekannten – Lage niemals in die Euro-Zone aufgenommen werden dürfen.

Beide Entscheidungen sind die wesentlichen Ursachen der heutigen Probleme. Beide für Europa klar rückwärtsgewandte Fehlentscheidungen sind unter Rot-Grün, namentlich unter Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem Außenminister Joschka Fischer, getroffen worden. Beide Fehler müssen heute von Schwarz-Gelb geheilt werden. Das wollen wir bei aller Diskussion über das, was jetzt zu tun ist, nicht vergessen.“


Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Raphael hat geschrieben:Ein Fachmann meldet sich zu Wort:
Otmar Issing, der Ex-EZB-Chefökonom fordert Euro-Ausschluss Griechenlands
Die Möglichkeit wurde bereits am 1. 12. 21 vorgestellt:

http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=464629#p464629

http://www.handelsblatt.com/so-koennte- ... 52982.html

Durch einen Schuldenschnitt - egal in welcher Höhe - wird Griechenland nicht wieder auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig. Warum sollte der Tourismus nach Griechenland boomen, nur weil die Staatsschulden nicht 35 Mrd, sondern nur noch 2 Mrd € betragen? Dies gilt umso mehr, als aufgrund der harten Sparmaßnahmen die besonders aktiven und gut ausgebildeten jungen Menschen in Griechenland jetzt versuchen, Arbeit im Ausland zu finden und das Land verlassen wollen.
Außerdem würde ein Schuldenschnitt andere Länder zur Nachahmung auffordern. Warum soll gespart werden, wenn es auch anders geht und ein Teil der Schulden nicht zurückgezahlt werden muß? Was Griechenland recht ist, ist Portugal, Irland, Italien, Spanien, Belgien billig.

Die einzige langfristig tragbare Möglichkeit besteht, Griechenland für eine unbestimmte Zeit den Austritt aus der Eurozone - unter noch festzulegenden Bedingungen - zu ermöglichen. Dadurch erhielte Griechenland oder andere Problemländer die Möglichkeit, ihre neue Währung abzuwerten und dadurch mit ihren Produkten wieder wettbewerbsfähig zu werden. Wie soll z.B. durch die Sparmaßnahmen der griechische Tourismus wettbewerbsfähig werden, wenn die Mehrwertsteuer erhöht wird und dadurch Hotel- und Restaurantpreise steigen (müssen). :achselzuck:

Diese Option würde auch den anderen Problemländern helfen, weil davon zwei klare Signale ausgehen:
1. entweder Sparen "bis es kracht" unter Souveränitätsverzichten, denn die Sparprogramme würden in Brüssel und Washington (IWF) geschrieben
oder
2. Austritt aus der Eurozone und Erhalt der Entscheidungsbefugnis über den künftigen wirtschaftlichen Kurs des eigenen Landes, incl. einer Abwertung der eigenen Währung. In diesem Fall wäre auch ein Schuldenschnitt vertretbar, weil er erst bei oder nach einem Austritt aus der Eurozone erfolgt. Damit wäre sein Preis (= Euroaustritt) bekannt und das Land kann selbst entscheiden, ob es bereit ist, diesen Preis zu zahlen. :hmm:

Bei allen anderen Lösungen wird Geld verbrannt. Man erkauft sich für kurze Zeit Ruhe, um dann vor den gleichen Problemen zu stehen. Die vergangenen 14 Monate sind dafür ein sehr gutes Beispiel.

Schön, daß auch die sog. Experten - zumindest tlw. - inzwischen zu dieser Erkenntnis der "Stammtische" und Internetforen gelangt sind. Allerdings frage ich, warum das so lange gedauert hat... :pfeif:

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Hans-Olaf Henkel, der inzwischen zugibt, daß sein Einsatz für die Einführung des Euros falsch war, hat sich in der "Welt" mit den üblichen Pro-Euro-Thesen auseinandergesetzt:
In keiner Demokratie werden von der herrschenden Political Correctness abweichende Positionen so gnadenlos verfolgt wie bei uns. Zuletzt erlebten wir das bei „Sarrazin“ und „Atomstrom“. Jetzt breitet sich ein neuer Gesinnungsterror beim „Euro“ aus.

Als einstmals leidenschaftlicher Befürworter der Einheitswährung habe ich inzwischen erkannt und bekannt, dass mein Einsatz ein großer Fehler war. Jetzt merke ich, dass es bei uns politisch korrekter ist, einen begangenen Fehler zu wiederholen, anstatt ihn zuzugeben, von einer Korrektur ganz zu schweigen.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... rlich.html

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Haiduk
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Haiduk »

Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Zum gestern verabschiedeten Rettungspaket ein Kommentar aus der neutralen Schweiz:

http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 56499.html
Wenn man aus dem Gipfelresultat, wie es sich am Donnerstagabend abzeichnete, positive Aspekte herauslesen will, kann man betonen, dass die Vergemeinschaftung von Schulden, Bonität und Verantwortung nun zunehmend offener angepeilt wird und dass die bisherige versteckte bis verlogene Art und Weise etwas an Bedeutung verlieren könnte
(...)
Ein Problem besteht allerdings darin, dass man heute nicht abschätzen kann, wie viele und wie schwere EU-Länder künftig an solchen Auffangeinrichtungen Halt finden wollen. Der Umgang mit Griechenland ermuntert eigentlich weitere Länder, sich auffangen zu lassen. Wenn aber die Hilfesuchenden mit der Zeit schwerer werden als jene, die Halt bieten sollen, wird das ganze europäische Konstrukt unstabiler. Noch bedrohlicher ist indessen die Gefahr, dass sich allmählich sehr viele daran gewöhnen könnten, dass die EU eben eine Sonderwirtschaftszone darstelle, in der die Zinssätze nicht Marktzinssätze sein dürfen und in der «freiwillige» Verlustbeteiligungen der Privaten mit korporatistischen Methoden erkauft werden.
Der Chefvolkswirt der Commerzbank sieht in einem Interview einen Zerfall der Eurozone voraus (mm = Managermagazin):
mm: wenn man Umfragen in der gesamten Bevölkerung anschaut, dann sieht man, dass kaum noch jemand an die Stabilität des Euro glaubt.

Krämer: Das ist für mich ein ganz entscheidender Punkt: Die Bundesbürger befürchten verständlicher Weise, dass sich die Geschäftsgrundlage der gemeinsamen Währung ändert.

mm: Glauben Sie, dass Jens Weidmann in seiner Amtszeit die D-Mark wieder einführen muss?

Krämer: Die Finanzminister haben beschlossen, die Staatsschuldenkrise durch den Marsch in die Transfer- und Haftungsunion zu stabilisieren. Das mag einige Jahre funktionieren. Aber die Bevölkerung will das nicht - das gilt übrigens auch für die Peripherieländer, die auf Dauer nicht akzeptieren werden, dass Brüssel ihre Wirtschaftspolitik diktiert. Früher oder später wird sich politischer Widerstand gegen die Transferunion organisieren. Langfristig spricht das für eine Kernwährungsunion aus stabilen Ländern. Die Wiedereinführung der D-Mark halte ich dagegen für unwahrscheinlich.
http://www.manager-magazin.de/unternehm ... ml#ref=rss

Allerdings besteht die Gefahr, daß Deutschland und die solide wirtschaftenden Länder dann genauso pleite sind wie die Länder des Olivengürtels und sich aus diesem Grunde alle in einem Boot befinden werden.

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