Was heute am passendsten sei, darüber kann und darf (!) man trefflich streiten.
Gewöhnlicher Streitereien bzw. Ablehnung (im Sinne der Verwerfung) scheint er (womit gesagt ist: Die Methode, Begrifflichkeit und seine Grundlagen der Philosophie und Theologie) doch entzogen zu sein (wie m. E. aus "Doctoris angelici", "Aeterni patris" oder auch DH 3601 usw. ersehen kann). Zum Maß scheint mir auch jeweils der letzte Stand der (röm.-kath.) Lehrverkündigung, wenn es die Tradition berücksichtigt, zu gehören. Die Väter haben gerade auch mit Bezug auf das, was St. Thomas ausarbeitete, schon auch "Mängel", in dem Sinne, dass sie keine Antworten geben, in Fällen, die dann notwendig wurden, so wie der mittelalterliche Thomas für sich alleine genommen, auch keine Antworten auf, sagen wir, Fragen zur Ethik der künstl. Befruchtung oder des "Medienzeitalters" bietet. Trotzdem sind die Väter und der hl. Thomas verbindlich.
Die scholastische (was eigentlich fast trefflicher ist, als die "thomistische") Methode war auch so ziemlich das gesamte zweite Jahrtausend Usus und sehr geschätzt; dass der Thomismus unter den verschiedenen Strömungen der Scholastik eine herausragende Rolle einnahm, wird man auch kaum leugnen können - S. Hl. Papst Leo XIII. hat da nicht einfach irgendetwas für verbindlich erklärt.
Dass man überhaupt nicht verstanden werden würde, ist so eine Sache. Von wem wird man nicht verstanden? Von der "Welt" als solcher, wird man ohnehin nicht verstanden. Die Laien, die weder Ahnung von Theologie noch Philosophie haben, verstehen die Väter oder sonst was, genauso wenig. Trotzdem ist es nicht so, dass es in dieser Zeit nicht möglich wäre, mit dem (aristotelischen) Thomismus gar nicht und von niemanden verstanden zu werden. Robert Spaemann hat starke Einflüsse aus dieser Richtung, Lukasiewicz hat seine mehrwertige Logik aus dem Studium des Aristoteles gewonnen, bei Joachim Ritter in der polit. Philosophie, Chaim Perelman, Theodor Viehweg und Wilhelm Hennis greifen bei der Differenzierung der Methoden der Rechts- und Naturwissenschaft auf die Topik und Rhetorik des Aristoteles zurück, s. Peter F. Strawson brachte die Substanz-Metaphysik des Aristoteles wieder in die analytische Philosophie ein usw. Dass dbzgl. grundsätzlich auch der (aristotelische) Thomismus etwas zu sagen hat, zeigen Strömungen wie der analytische Thomismus, mit diversen Vertretern, die St. Thomas gegenwärtig sehr wohl in diesen Diskurs einzubinden verstehen.
Das sind jetzt natürlich nur gewisse "Stichproben", aber so pauschal gesagt: "Der Thomismus gibt gegenwärtig nichts her" und "er wird nicht verstanden", ist wirklich nicht richtig ...