Die folgenden Beiträge sind ursprünglich dem Thema
"Liturgische Mißbräuche 3." (Refektorium) entnommen
und wurden mt dem bestehenden Strang vereinigt.
Ursprünglicher Eröffnungsbeitrag war dieser hier:
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=7714#p7714
Huberts als Mod.
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Im Prinzip stimme ich hier Mosebach zu. Ich denke nur, daß er sich etwas mißverständlich ausdrückt, wenn er erst mit guten Argumenten die Bischofsmesse zur Hauptform erklärt und dann das davon abgeleitete Levitenamt als "Normal"Form bezeichnet.iustus hat geschrieben:Was ist denn die Grundform?Bernado hat geschrieben:
Die von der modernen Liturgie"wissenschaft" verbreitete Behauptung, die Privatmesse sei "die Grundform" des römischen Ritus, entspringt einem interessengeleiteten Mythos.
Das levitierte Hochamt?
http://www.pro-missa-tridentina.de/medien/news_23.htm (Gedanken zum Levitenamt, Mosebach)
Wenn man also feststellt, daß die Messe des Bischofs seit den ältesten Zeiten mit den Klerikern aller Weihestufen in Ausübung ihrer jeweils diesen Weihestufen entsprechenden Funktionen gefeiert wird, um die Verschiedenheit der Gnadengaben und die Einheit des Geistes darzustellen, dann wird sofort augenfällig, daß das feierliche Levitenamt mit Priester, Diakon und Subdiakon nach dem Vorbild der Bischofsmesse gestaltet ist. In dem Maße, in dem die Bischöfe Territorien vorstanden, die ganzen Landschaften entsprachen und nicht mehr der erste Priester eines Dorfes oder einer Gemeinde waren, bildete sich die Notwendigkeit heraus, die nach katholischem Kirchenverständnis notwendige Verbindung der Gemeinde mit dem Bischof sinnfällig und erfahrbar zu machen, auch wenn, wie es nun der Normalfall war, der Bischof sich nicht in der Gemeinde aufhielt. Indem man bestimmte Formen der Bischofsmesse - abgesehen von den besonderen Prärogativen, die allein an die Person des Bischofs gebunden sind - auf den Gottesdienst ohne Bischof, nur mit einfachem Priester übertrug, wurde deutlich, daß der Priester sein Amt in Beziehung auf den Ursprung dieser gnadenhaften Befähigung. die Weihe durch den Bischof, ausübte. Das levitierte Hochamt ist die einzige liturgische Form, die die Stellung des Priesters als Vertreters des Bischofs sinnlich ausdrückt. Der Bezug auf den Bischof ist nichts anderes als der Bezug auf die Apostel und die Urkiche von Jerusalem; in diesem Bezug ist die Bedeutung, die das Wort "Tradition" für die katholische Kirche hat, begründet. Und so ist es denn nicht erstaunlich, daß das römische Meßbuch von der Bischofsmesse als der Norm ausgeht, an der andere Meßformen orientiert sind. Das levitierte Hochamt ist darum die eigentliche Normalform des sonntäglichen Hauptgottesdienstes (in den Kirchen des Ostens ist überhaupt keine Meßfeier ohne Diakon vorgesehen).
Ich denke, die Bischofsmesse ist auch im römischen Ritus die Haupt- und Grundform der Messfeier. Nun gibt es von der Bischofsmesse mindestens ein halbes Dutzend Varianten - ich denke an die, bei der der Ordinarius (Ortsbischof oder Abt) vom Thron aus selbst zelebriert. Die anderen Bischofsmessen sind davon abgeleitet.
Zum Teil in Richtung barockes Gepränge: Der Bischof und Landesherr nimmt am Thron an der Messe teil, die einer seiner Beauftragten zelebriert;
zum Teil in Richtung Alltagsmesse: Die stille Messe des Bischofs in seiner Privatkapelle, für die ja bis Mitte des 2. Jh. ein eigener Ordo vorgeschrieben war. Mit Ausnahme der "stillen" Messe war übrigens die Schola und ihr Gesang stets integraler Bestandteil der Feier. Eher konnte man - z.B. in einem Kloster - auf die säkulare Gemeinde verzichten als auf die Schola.
Nun hatte man freilich nicht immer und überall einen Bischof zur Hand - wohl aber oft eine größere Zahl von Klerikern unterschiedlicher Weihegrade. Dort zelebrierte man dann in einer Form, die sich äußerlich an die feierliche Bischofsmesse annäherte - so entstand das Levitenamt, das, wie kürzlich in Wien zu beobachten war, nicht nur als '"Drei-Herren"-, sondern auch als "Fünf-Herren-Amt" vorkommen konnte. Auch im Usus von Salesbury sind soweit ich weiß mehr als zwei Assistenten am Altar im Einsatz. Schola und (gregorianischer) Gesang waren auch hier unentbehrlich.
Mit dem Außer-Gebrauch-Kommens des Diakonats veränderte sich das Levitenamt dann insoweit, als nun auch die Rollen des Diakons und des Subdiakons von Priestern übernommen wurden. Formal hatte das aber kaum Auswirkungen.
Große formale Auswirkungen hatte demgegenüber die Tatsache, daß man ja auch nicht überall mehrere Priester oder andere Kleriker zur Verfügung hatte - außerhalb von Rom und den anderen (freilich eng beieinanderliegenden) Bischofssitzen muß schon seit den frühesten Zeiten Sonntags die Messe oftmal in einer stark reduzierten Form zelebriert worden sein. Leider scheint es davon aber keine Aufzeichnungen zu geben - man müßte mal nachschauen, ob es im Zusammenhang mit den fränkischen Eigenkirchen das etwas gibt. Ich denke, daß man da sehr pragmatisch vorgegangen ist und jeweils die vorhandenen Kräfte einsetzte, um dem Vorbild Bischofsmesse so nah wie möglich zu kommen.
In den Klöstern und Stiften entwickelte sich auf dieser Grundlage dann schließlich als - wenn man so sagen darf - "unterste" Form die Privatmesse - die Messe, die der Schola und der mehrköpfigen Assistenz "beraubt" war und bei der ein einzelner Priester mit mindestens einem Assistenten das Opfer feierte. In den einzelnen Orden und Stiften gab es da verschiedene Ausprägungen, vermutlich auch in den Pfarrkirchen der Diözesen. Obwohl diese "Schrumpfform" sich im Lauf der Zeit zur quantitativ dominierenden entwickelte - sie war schließlich die einzige, die an jedem Ort und von jedem Priester jederzeit gefeiert werden konnte - wäre doch niemand auf den Gedanken gekommen, sie zur "Grundform" zu erklären.
Wegen ihrer ubiquitären Verbreitung (und weil hier die Reformation besonders breitenwirksam angesetzt hatte) wurde diese Form denn nach Trient auch besonders sorgfältig geregelt, wobei die Rubriken aber auch stets die Abweichungen im levitierten Hochamt mit berücksichtigen. So deckte das neue Missale vielleicht 95% aller Messfeiern lückenlos ab. Die viel seltenere Bischofsmesse wurde demgegenüber im Caeremoniale beschrieben. Bei dieser Aufteilung folgte man allein praktischen Gesichtspunkten und hatte nicht die Absicht, systematische Aussagen zu treffen. Eine praktische Schwäche bestand dabei darin, daß die Schola irgendwie unter die Räder kam und der Priester notgedrungen Teile übernahm, die er vielleicht besser so nicht übernommen hätte.
Auch Vereinheitlichung lag nicht in deer Absicht der Pius V.-Reform. Es ging allein um die Ausmerzung reformatorisch/häretischer Einflüsse, deshalb wurde ja in "Quo Primum" ausdrücklich erklärt, daß alle Traditionen und Gebräuche, die älter als 2 Jahre waren, ohne besondere Erlaubnis weitergeführt werden dürften. Daß die beginnende Neuzeit mit der dadurch erlaubten Pluriformität nicht leben konnte und wollte, steht wieder auf einem anderen Blatt.
Ender der Oper - 'tschuldigung für die Überlänge.