tanatos hat geschrieben:ieromonach hat geschrieben: Wenn die "Lutheraner" sich für d i e katholische Kirche halten sollen sie es auch deutlich sagen, aber was sind dann die Anderen?
+P. Theodoros
Welcher Lutheraner hält nur die eigene Konfessionskirche für d i e Katholische Kirche? Wohl keiner. Das würde dem lutherischen Bekenntnis (CA 7 [Punkt]) widersprechen.
Und wie ist es deiner Meinung nach mit der Orthodoxie: Was ist hier d i e katholische Kirche? Rom? Das eigene Patriarchat? Die Orthodoxe Kirche per se? Die eigene Ortsgemeinde? Du als einzelner Gläubiger?
Wenn Du die UNA SANCTA CATHOLICA bekennst, was meinst Du damit?
Also, ich wäre nie auf die Idee gekommen, anderen Christen das Katholischsein abzusprechen. Wenn sie es selbst tun, ist das ihr Problem. Und wie hältst Du das?
Bevor die Diskussion ausufert, steige ich an dieser Stelle ein. Pater Theodoros mag mich hier korrigieren, aber ich als Anglikaner (der sicherlich Einheit mit Römisch-Katholiken und Orthodoxen anstrebt) kann evtl. die orthodoxe Sichtweise etwas milder erklären.
Aus orthodoxer Sicht ist die Orthodoxie (also alle orthodoxe Kirchen, die miteinander in voller Kommunion stehen) d i e eine heilige katholische und apostolische Kirche. Das vorne weg.
Allerdings muß man hier im Klaren sein, was das bedeutet und wie das gemeint ist. Westkirchler neigen i.d.R. dazu, bestimmte grundlegende ekklesiologische und theologische Fragen aus einer völlig anderen Perspektive zu betrachten -- und das führt immer wieder zu Mißvertsändnissen.
Wenn die Orthodoxie sagt, sie sei "d i e" heilige Kirche Gottes, hat das nichts mit "absprechen" zu tun. Die Orthodoxie sagt, sie ist nie von apostlischer Lehre abgewichen, und Spaltungen der Kirche sind nur weitere Irrwege anderer Menschen, die sich immer mehr von der apostolischen Lehre abgewichen seien. Aus ihrem Verständnis (stark geprägt durch den hl. Cyprian von Carthago) Kommunion mit der Orthodoxie ist notwendig, um überhaupt als Teil
der Kirche zu sein.
Das heißt aber nicht, daß andere ausgeschlossen sind, sondern Orthodoxe bleiben im Dialog, um auszulotsen, wo Einigkeit noch gefunden werden kann -- aber erst in dem Moment, wo Kommunion hergestellt wird, können Sakramente oder Katholizität überhaupt existieren. "Außerhalb der Kirche existiert keine Kirche."
Daher führen Gedanken, die typisch westkirchlich sind, wie z.B. "Gültigkeit" von Weihen, in Gesprächen mit Orthodoxen zu Irritationen und Mißverständnissen. Denn aus ihrer Sicht ist die mechanische Weitergabe von Weihen (wie das bei Westkirchlern üblig ist -- damit ist Handauflegung und Ritus gemeint) uninteressant. Die LEHRE ist interessant, ob die apostolische Lehre tatsächlich weitergegeben wird. Sollte man feststellen, daß die Lehre einer Gemeinschaft tatsächlich apostolisch sei, können die Weihen und Sakramente durch Aufnahme in die Orthodoxie nach dem Oikonomia-Prinzip "geheilt" werden -- aber erst dann. Das geschieht nicht mit Neuweihen, wie es nach einem typisch westkirchlich-mechanischen Weiheverständnis notwendig wäre, sondern durch die Herstellung der vollen Kommunion.
Streng genommen sind also keine Christen außerhalb der Orthodoxie echte Christen,
nicht mal Römisch-Katholiken. Sollte man aber eines Tages schaffen, die Differenzen zu überwinden, ohne daß Orthodoxe gezwungen werden, ihre Lehre aufzugeben oder zu verändern, wird dann die "eine Kirche" auch andere Christen mit einbeziehen. Aber weil die Orthodoxe eben so viel Wert auf Konsistenz und Konsequenz legen, bleiben wir Nicht-Orthodoxe aus ihrer Sicht keine vollwertigen Christen.
Daher darf man in Gesprächen mit Orthodoxen es nicht persönlich hinnehmen, wenn sie andere scheinbar abgrenzen. Sie wollen m.E. nicht abgrenzen, sondern sie wollen, daß man einig in Lehre ist, damit die Kommunion wiederhergestellt werden kann.
Cheers,
John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
[ Alt-Katholisch/Anglikanisch in Hannover ]