Monarchie

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sofaklecks
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Beitrag von sofaklecks »

Nein, Inabikari,

Robert hat eine Schwäche für Menschen, die kurz regieren.

Er meint sicher:
http://www.preussen-chronik.de/_/person ... 5dfen.html

ebenso wie er Johannes Paul I. für einen heiligmässigen Mann hält.

In beiden Punkten sind wir (was selten ist) einer Meinung.

sofaklecks

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Robert Ketelhohn
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Re: monarchie

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Doch, Sophaklex, ich meinte schon jenen, den Inabikari meinte, den Mann Leonorens von Portugal, welcher den angeführten Schmähnamen jedoch keineswegs verdient hat. (Übrigens ging’s mir dabei überhaupt auch bloß um die Reichsverfassung, nicht um die Person.) – Daß wir hinsichtlich Lucianis einig sind, freut mich.
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julius echter
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Re: Monarchie?

Beitrag von julius echter »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Beckenbauer?

Ansonsten lese ich oben ziemlich viel romantisierendes Zeug. Damit bekommt man höchstens Operettenköniglein. Wer gern die Bunte liest. Na ja. Altweibergewäsch.

Wenn wir ernsthaft reden wollen, dann sage ich: Erst einmal müßte mit der Ideologisierung des Staats- und Gesellschaftsdenkens aufgeräumt werden. Wieso heißen die Staatsoberhäupter heute fast überall „Präsidenten“ (abgesehen von ein paar nostalgischen Reminiszenzen, wo man noch „König“ oder „Fürst“ sagt)? – Der Begriff transportiert die seit der satanischen Revolution in Frankreich überallhin eingeschleppte ideologische Geistespest illuministischen Staatsdenkens.

Das Gegenbild ist in Wahrheit nicht etwa der zeitgenössische Operettenkönig (ich habe kürzlich den Schluß eines Sissi-Films mitbekommen [mitansehen müssen] – scheußlich!), auch nicht der schon ideologisch verdrehte Illuministenfürst des Absolutismus, sondern das Königtum früherer Völker bis hin zum Kaisertum des reifen Reichsorganismus der Zeit eines Friedrichs III. Ein Herrschertum, das einerseits funktional und ohne ideologischen Ballast in der irdischen Wirklichkeit verankert ist, andererseits aber mit dem Bewußtsein höheren Auftrags ausgezeichnet und (nicht nur in übertragenenem Sinn, sondern tatsächlich) gesalbt nach dem Vorbilde König Davids.
nein keine operetten-monarchie meinte ich - nicht diesen sissi-kitsch

übrigens entstellen diese sissi-schinken das leben der kaiserin elisabeth doch ghörig
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Ewald Mrnka
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Re: monarchie

Beitrag von Ewald Mrnka »

Das mit Kaiser Franz war natürlich ein Scherz; aber ich bin überzeugter Monarchist.

Die Monarchie ist die den Menschen, Völkern und Nationen einzig gemäße Regierungsform.

(Begründung wird nicht geliefert)
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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julius echter
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Re: monarchie

Beitrag von julius echter »

ich habe in siegsdorf/chiemgau einen zahnarzt kennen gelernt - der hatt in jedem seinem behandlungszimmern ein könig Ludwig bild gegenüber der behandlungsstühle
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ifugao
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Re: Monarchie?

Beitrag von ifugao »

julius echter hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Beckenbauer?

Ansonsten lese ich oben ziemlich viel romantisierendes Zeug. Damit bekommt man höchstens Operettenköniglein. Wer gern die Bunte liest. Na ja. Altweibergewäsch.

Wenn wir ernsthaft reden wollen, dann sage ich: Erst einmal müßte mit der Ideologisierung des Staats- und Gesellschaftsdenkens aufgeräumt werden. Wieso heißen die Staatsoberhäupter heute fast überall „Präsidenten“ (abgesehen von ein paar nostalgischen Reminiszenzen, wo man noch „König“ oder „Fürst“ sagt)? – Der Begriff transportiert die seit der satanischen Revolution in Frankreich überallhin eingeschleppte ideologische Geistespest illuministischen Staatsdenkens.

Das Gegenbild ist in Wahrheit nicht etwa der zeitgenössische Operettenkönig (ich habe kürzlich den Schluß eines Sissi-Films mitbekommen [mitansehen müssen] – scheußlich!), auch nicht der schon ideologisch verdrehte Illuministenfürst des Absolutismus, sondern das Königtum früherer Völker bis hin zum Kaisertum des reifen Reichsorganismus der Zeit eines Friedrichs III. Ein Herrschertum, das einerseits funktional und ohne ideologischen Ballast in der irdischen Wirklichkeit verankert ist, andererseits aber mit dem Bewußtsein höheren Auftrags ausgezeichnet und (nicht nur in übertragenenem Sinn, sondern tatsächlich) gesalbt nach dem Vorbilde König Davids.
nein keine operetten-monarchie meinte ich - nicht diesen sissi-kitsch

übrigens entstellen diese sissi-schinken das leben der kaiserin elisabeth doch ghörig


Jetzt einmal ganz davon abgesehen,daß ich geneigt bin vor Ketelhohn einen Knicks zu machen ob seines Beitrages, frage ich mich dennoch was du eigentlich mit deinem Beitrag bezweckst.
Möchtest du eine Monarchie?
Für was soll das nützlich sein?
Was würde sich verbessern?
Das sind Fragen die sich mir definitiv stellen, wenn ich hier einige Beiträge lese.
Ehrlich gesagt, könnte ich es mir hier in der Bundesrepublik nicht vorstellen.
Geschweige denn das ich es möchte.

Liebe Grüße
ifugao
die in ihren verschiedenen Familienzweigen auch Adelige hat. (Ungarn und Frankreich)
Sie unterscheiden sich nicht wesentlich vom "Pöbel" der restlichen Familie. :mrgreen:
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Mahatma Gandhi

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julius echter
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Re: monarchie

Beitrag von julius echter »

ich wollte mit dem thema mal schauen was ihr so darüber denkt
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maliems
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Re: monarchie

Beitrag von maliems »

julius echter hat geschrieben:ich habe in siegsdorf/chiemgau einen zahnarzt kennen gelernt - der hatt in jedem seinem behandlungszimmern ein könig Ludwig bild gegenüber der behandlungsstühle
süss :ikb_innocent:

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Robert Ketelhohn
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Re: Monarchie?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

julius echter hat geschrieben:nein keine operetten-monarchie meinte ich - nicht diesen sissi-kitsch
Beim Begriff der „Operetten-Monarchie“ hatte ich durchaus euer obiges Durchspielen verschiedener Adelshäuser im Blick. – Die Sissi-Filme sind illuministisch ideologisiert, der Rest ist Tünche.
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Linus
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Re: Monarchie?

Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: Beim Begriff der „Operetten-Monarchie“ hatte ich durchaus euer obiges Durchspielen verschiedener Adelshäuser im Blick. – Die Sissi-Filme sind illuministisch ideologisiert, der Rest ist Tünche.
Also die Tünche kann ich auch ohne Brille ausmachen, aber wo ist da illuminiert ideologisiert worden? :hmm:
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Peregrin
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Re: monarchie

Beitrag von Peregrin »

Inabikari hat geschrieben:Friedrich III.?

Etwa jener Friedrich III., der sich den Spitznamen "des Heiligen Römischen Reiches Erzschlafmütze" verdiente?
Selig das Land, dessen Fürsten man nichts Schlechteres nachsagen kann.
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Peregrin
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Re: Herr im Himmel

Beitrag von Peregrin »

sofaklecks hat geschrieben: Darf ich einen Blick in das Alte Testament anraten, was die irrwitzige Bitte um eine Monarchie und deren Folgen angeht?
Nun war die Alternative damals aber nicht die totale Demokratur moderner Prägung.
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Cordoba
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Re: monarchie

Beitrag von Cordoba »

Man sollte die Monarchie als Option nicht leichtfertig abtun. Sie hat durchaus Vorteile. Mit einer "Operette" ist natürlich keinem gedient, da stimme ich Euch voll zu! Aber das können auch die republikanischen Staatsmänner gut, man muss da derzeit gar nicht mal gen Paris schauen ;)

Ein Querdenker wie aus dem Bilderbuch war beispielsweise Erik Ritter von Kuehnelt-Leddihn, der über dieses Thema sehr interessante Dinge geschrieben hat. Z.B.:
Die Thesen zur Monarchie
Quelle: „Die rechtgestellten Weichen“. Karolinger Verlag 1989, Wien, S. 94
http://www.monarchieliga.de/kuehnelt-leddihn/thesen.htm

An einen Monarchen werden hohe Anforderungen gestellt. Er muss soetwas sein wie der gute König Salomon. Das es durchaus realistisch sein kann, zeigt die Geschichte. Natürlich zeigt sie auch Abgründe, aber es gehört eben dazu, dass wir uns keine perfekte Welt schaffen können. Aber: wenn ein gottesfürchtiger, integerer Herrscher, der durch seine Familie mit seinem Land aufs engste verbunden ist, gut vorbereitet seinen Thron betritt (sei er auch nur repräsentativ), so vereint er auf sein Amt eine Staatsidee. Er ist Verkörperung des Staates, der dann auch (siehe die Donaumonarchie) viele Völker und Ethnien umfassen kann.

Kuehnelt-Leddhin ist aber auch ein absoluter Verfechter der Freiheit, die eben nicht Gleichheit bedeutet. Ich lese gerade sein Buch "Demokratie - eine Analyse" mit Gewinn. Er ist also ein Liberaler, im Sinne der Wortbedeutung. Denn echte Freiheit kann nur von Gott kommen und nicht von Ideologien, die Heil versprechen. Was er von den braunen und roten Teufelein gehalten hat, sagt das hier wohl ganz gut aus:

http://en.wikipedia.org/wiki/Erik_von_Kuehnelt-Leddihn
After publishing books like Jesuiten, Spießer und Bolschewiken in 1933 (published in German by Pustet, Salzburg) and The Menace of the Herd in 1943, in which he criticised the National Socialists as well as the Socialists directly or between the lines, he could not return to Nazi-occupied Austria.
Aber zurück zum Thema. Eine Monarchie ist durchaus denkbar. Ob sie realisierbar ist, ist eine andere Sache. Es widerspräche auch dem Wesen der Befürworter, am Staat durch unlautere Mittel etwas verändern zu wollen. Demokratie ist dann okay, wenn man auf kleiner Ebene einen Überblick hat. In kleinen Einheiten, auf Gemeindeebene zum Beispiel. Es heisst aber noch lange nicht, dass der "Beste" es dann auch bis zum höchsten Staatsamt schafft. Im Gegenteil würde ich sagen: der, der im Zweifel sein Handtuch nach dem Wind hängt, hat durchaus die höheren Chancen gewählt zu werden. Warum ist ein Herr Bush US Präsident (gleichwohl ich ihm persönlich keine negativen Absichten bescheinige), ein Herr Berlusconi in Italien oder ein Herr Sarkozy in Frankreich?

Und: vielleicht bin ich etwas paranoid, aber die letzten Tage haben mich wieder das Wort von Toqueville hören lassen, dass nämlich in einem gleichmachenden (demokratisch im besten Sinne also) Staat vor Allem die Bürger irgendwann zu bemutterten Drohnen werden, die durch ihr Sicherheitsbedürfnis ihre Freiheit aufgegeben haben. Der "große Bruder" Staat sorgt dann treu für die Bürger, in denen er ihnen vorschreibt, was zu tun und zu lassen ist. Die Diskussionen über das Rauchverbot oder die Alkoholsteuer gehen in diese Richtung. Das kann (muss nicht zwangsläufig) in die Tyrannis - unter Führung eines Demagogen - führen. In einen allmächtigen Staat, der alle Menschen gleich gemacht hat, sie aber nicht frei leben lässt. Wieder also der Widerspruch zu Freiheit und Gleichheit.

Großbritannien (nominell ein Königreich, praktisch mit einem allmächtigen Parlament bestückt) scheint mir da der Vorreiter zu sein. George Orwell (der in Spanien von seinen sozialistischen Visionen geheilt wurde ;)) hätte sein Hände über den Kopf zusammengeschlagen:

http://www.heise.de/newsticker/Private- ... ung/12148
Sir Ken Macdonald, früherer Leiter der Anklagebehörde Crown Prosecution Service, warnt, auch strengste Sicherheitsrichtlinien seien angesichts der großen Menge der Daten, die angehäuft würden, auf lange Sicht wertlos. Die Vorstellung von einer umfassenden Sicherheit sei eine "paranoide Phantasie", die alles zerstören könne, was das Leben wertvoll mache. Macdonald hatte im bereits Oktober 28 in seiner letzten Rede im Amt vor einem "unterträglichen Sicherheitsstaat" gewarnt.
Ich habe jetzt etwas weit ausgeholt und es ist schon spät. Aber ich wollte zeigen, dass die Monarchie durchaus eine Alternative sein kann, über die man ernsthaft und ruhig diskutieren sollte. Hämie oder Ironie ist Fehl am Platze, denn wir stehen weltpolitisch vor großen Umbrüchen. Ethnien verschieben sich, Staaten entstehen und vergehen. Unser jetziger Zustand ist nicht das Ende der Geschichte (wie ein US-Amerikaner mal meinte), sondern mittendrin. Mir selbst geht es um die Freiheit des Einzelnen, um eine Ernsthaftigkeit und Würde eines Staates, die scheinbar verloren gegangen ist (man denke nur an das Geschachere um den Posten des Bundespräsidenten).
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pierre10
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Re: monarchie

Beitrag von pierre10 »

Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, wo in einer Monarchie die Vor-und Nachteile liegen. Dann muss man wissen, dass es kaum eine wirkliche Monarchie gibt, die so einfach durch einen Volksentscheid entstand. Monarchie muss über Generationen wachsen.

Ein wesentlicher Vorteil der Monarchie ist, dass der Monarch nicht abgewählt werden kann, der Nachfolger wird normalerweise mehrere Jahrzehnte auf sein Amt vorbereitet. Und genau das fehlt unseren Politikern.

Ein Monarch, vor allem in einer parlamentarischen Monarchie wie in England ist der verlässliche Teil, im Gegensatz zu den Parlamentariern, die schon nach wenigen Jahren abgewählt werden können.

Mein erster Chef meinte einmal, dass in einer Firma einer da sein muss, den die Menschen lieben und einer den sie fürchten. Es scheint, dass es z.B.in England trotz aller Kosten keine Mehrheit im Volk gäbe, die bestehende Monarchie abzuschaffen.

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ar26
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Re: monarchie

Beitrag von ar26 »

@ JuliusEchter
Freut mich, daß es hier einen weiteren Anhänger des Hauses Wettin gibt. Von wo aus Sachsen bist Du? (Gerne auch Antwort per PN). Ich möchte jedoch darauf hinweisen, daß England nicht über eine legitime Monarchie verfügt. Die illegitime Frucht des Fleisches von Henry VIII. Tudor und seiner Konkubine Ann Boleyn, namentlich Elizabeth Tudor ist von Papst Pius IV. des Thrones verwiesen worden (daß er dies nicht vollstrecken konnte, ändert hieran nichts). Damit existiert heute keine legitime Monarchie mehr in England.

@ Sofaklecks
Kannst Du mir eine verlässliche Quelle nennen, die das Zitat wirklich im Munde von König Friedrich August III. von Sachsen findet. Ich wähnte, es stammte aus seinem Ministerium. Allerdings galt er wirklich als sehr volksnah. Mehrere zehntausend Menschen haben ihn in Dresden 1918 verabschiedet, als er vom Hauptbahnhof aus nach Schloss Sybillenort bei Breslau abgereist ist. Bei seiner Beisetzung 1931 in der Hofkirche Ss. Trinitatis säumten etwa 100 000 Menschen in Dresden den Trauerzug. Für ein erzsozialistisches Land ein Phänomen wie ich finde und dazu noch für einen streng katholischen Fürsten.

Allgemein muss man dem vom Robert gesagten zustimmen. Ob sich heute so etwas noch realisieren lässt und sei es als retardierendes Moment ist jedoch eine andere Frage. Schließlich ist zu bedenken, daß auch das wahre religiöse Königtum seinen Nährboden (nicht seine Legitimität) im gläubigen Volk hatte. So etwas gibt es heute nicht mehr, leider.
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Clemens
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Re: monarchie

Beitrag von Clemens »

ar26 hat geschrieben: Ich möchte jedoch darauf hinweisen, daß England nicht über eine legitime Monarchie verfügt. Die illegitime Frucht des Fleisches von Henry VIII. Tudor und seiner Konkubine Ann Boleyn, namentlich Elizabeth Tudor ist von Papst Pius IV. des Thrones verwiesen worden (daß er dies nicht vollstrecken konnte, ändert hieran nichts). Damit existiert heute keine legitime Monarchie mehr in England.
Was macht eine Monarchie denn in deinen Augen legitim?
Die Anerkennung durch den Papst?

Was ist an den Windsors illegitim? Sie stammen doch gar nicht von Heinrichs VIII. Frucht der Fleischeslust ab?

Auf die Antwort wartet gespannt
Clemens

sofaklecks
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Hi, hi

Beitrag von sofaklecks »

Lieber Verehrer der Sachsenkönige,

also,

es gab unter allen Monarchien Könige, die gute Herrscher waren. Der Herr auf dem Denkmal vor der Semperoper etwa.

Und je toter sie waren, desto beliebter. Mein Freund Klaus, Gott hab ihn selig, hat mir seinerzeit die Geschichte vom Reiterdenkmal August des Starken erzählt, an dem eines frühen Morgens in den Fünfzigern ein Schild hing:

Lieber August,steig hernieder
regiere Deine Sachsen wieder.
Lass in diesen schlimmen Zeiten
besser Ulbricht weiterreiten.

Das Schild hing keine zehn Minuten, aber nach zwei Stunden kannte ganz Dresden den Spruch.

Will man übrigens Verlässliches über August den Starken wissen, empfiehlt sich die Lektüre der Briefe von Lieselotte von der Pfalz. Die kannte ihn nämlich persönlich und beschrieb ihn ziemlich präzise aus der Sicht einer Frau.

Aber mit der Frucht der Fleischeslust (die bekanntlich kinderlos starb) hast du vielleicht doch ein Eigentor geschossen, denn tatsächlich stammen zumeinen die "Windsors" von den Hannoveraner Welfen ab und zwar über die Ehefrau des "Winterkönigs".

Spielt aber gar keine Rolle, denn wenn du nur die Erbmonarchie als Monarchie anerkennen willst, dann fallen die deutschen Könige und Kaiser des ersten Reiches sämtlich weg. Das war nämlich eine Wahlmonarchie, ebenso wie Polen. Nur deshalb konnte August ja König von Polen werden.

Ob der letzte Sachsenkönig den Satz gesagt hat,weiss ich nicht, wohl aber, dass unser Pfarrer darüber an Christkönig predigte. Es kann durchaus so sein wie bei dem Satz, dass Paris eine Messe wert sei, der Heinrich IV von Navarra zugeschrieben wird, aber wohl von seinem Minister, dem Herzog von Sully stammt.

sofaklecks

Aber eines fällt mir auf: Wenn einer guter Monarch nicht königlich, sondern volkstümlich sein soll, warum dann überhaupt ein Monarch und nicht geich einer aus dem Volk?

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ar26
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Re: Monarchie

Beitrag von ar26 »

Nette Geschichte Sofaklecks. Wenn ich mal wieder in loco bin, werd ich mal schauen, ob ich noch etwas darüber erfahren kann.

Was die Legitimität betrifft, so geht es nicht um die Frage der Erb- oder Wahlmonarchie, sondern um das Gottesgnadentum. Elizabeth Tudors Illegitimtät beruhte nicht zwingend darauf, daß sie ein uneheliches Kind war. Ich versuche das mal am Gegenbeispiel zu verdeutlichen: Würde ein heidnischer Fürst, der bereits in einer Naturehe vermählt ist und da auch Kinder hat, zum Christentum übertreten und unter den Bedingungen des Privilegium Paulinum eine neue christliche Ehe eingehen, so wären die Kinder aus dieser Ehe nicht illegitim sondern höchst legitim zur Herrschaft berufen, sofern sie sich auch zu Christus bekennen.

Bei Elizabeth hingegen hat man sogar ein Schisma verursacht, um ihren Machtanspruch durchzusetzen. Fast alle ihre Nachfolger (James II. mal ausgenommen) haben dieses Schisma bestätigt und gestützt. Das macht sie illegitim. Elizabeth und ihre Nachfolger maßen sich an, Oberhaupt (und nicht Protektor) der Kirche zu sein. Dies ist mit dem Gottesgnadentum nicht vereinbar. Hierin liegt auch der Unterschied zu den Monarchien in ostkirchlichen Gefilden. Meines Wissens hat auch der Kaiser von Byzanz oder der Zar nie den Anspruch erhoben, Oberhaupt der der Kirche zu sein. Gewiss gab es im Mittelalter immer wieder Konflikte zwischen geistlicher und weltlicher Macht um den Führungsanspruch in der Kirche oder zumindest die Kontrolle derselben. Der Investiturstreit mag hier Beispiel sein. Auch in England existierte schon zu Zeiten des Hl. Thomas Beckett ein Streit zwischen Mitra und Krone über die Kirche. Soweit wie die Tudors sind aber sonst nur die protestantischen Fürsten in Deutschland gegangen, für die dasselbe gilt. Damit schließt sich der Kreis zum Hause Coburg wieder ;D
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Clemens
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Re: Monarchie

Beitrag von Clemens »

Also kann nur ein katholischer Herrscher legitimer Monarch sein?

Dass die evangelischen Fürsten sich sämtlich(?) als Ersatzbischöfe verstanden haben, stört mich auch SEHR und diese Greulichkeit reibe ich hochmütigen Protestanten auch gerne unter die Nase.
Aber sämtliche protestantischen Herrscher DESHALB als illegitim zu bezeichnen (incl. die lutherischen Ahnen Augusts des Starken!), finde ich doch recht gewagt.

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Zar als Oberhaupt der Orthodoxen Kirche

Beitrag von sofaklecks »

Bitte, es gibt hier im Kreuzgang Berufenere, die dazu was schreiben können.

Ich fand


http://www.eurasischesmagazin.de/artike ... D=2749

wonach in der Tat der Zar als Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche angesehen wurde.

Mit aller Vorsicht referiert.

Man vergisst oft, dass auch die russische-orthodoxe Kirche Spaltungen hatte, die bis heute andauern. Die Altgläubigen wurden m.W. von der "Staatskirche" ebenso erbittert verfolgt wie die Katholiken in England.

Und es war ja gerade das über legitime Söhne weiterzugebende Gottesgnadentum, das einen König zum Sklaven machte: Zeugte er keinen Sohn, ging sein Geschlecht unter. Zeugte er einen, war der Konkurrent und die Bedrohung allgegenwärtig.

Aber gelacht hab ich doch über die "Frucht der Fleischeslust". Dann sind legitime Kinder also Frucht der Pflichterfüllung?

Und die Wiedereinführung der Monarchie durch das Parlament ergäbe eine Monarchie von Gottes Gnaden? Aber ja, explizit unverdient, wie wir aus dem Strang über die Gottesmutter wissen.

Kreuzgang bildet.

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taddeo
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Re: Zar als Oberhaupt der Orthodoxen Kirche

Beitrag von taddeo »

sofaklecks hat geschrieben:Aber gelacht hab ich doch über die "Frucht der Fleischeslust". Dann sind legitime Kinder also Frucht der Pflichterfüllung?

sofaklecks
Wie sagte ein ehemaliger Arbeitskollege von mir, ein Genealoge, immer so schön, wenn in einem Stammbaum illegitime Kinder auftauchten:

"Das waren Früchte der Leidenschaft, und nicht der Gewohnheit!"

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Re: Zar als Oberhaupt der Orthodoxen Kirche

Beitrag von pierre10 »

taddeo hat geschrieben:
sofaklecks hat geschrieben:Aber gelacht hab ich doch über die "Frucht der Fleischeslust". Dann sind legitime Kinder also Frucht der Pflichterfüllung?

sofaklecks
Wie sagte ein ehemaliger Arbeitskollege von mir, ein Genealoge, immer so schön, wenn in einem Stammbaum illegitime Kinder auftauchten:

"Das waren Früchte der Leidenschaft, und nicht der Gewohnheit!"
Hat auch viel mit den heutigen Generationen zu tun. Als wir 1954 heirateten, waren wir 22 und 21 Jahre alt, unsere Kinder waren sicher "Früchte der Leidenschaft".

Wenn aber heute die meisten Paare erst mit Mitte 30 Heiraten, also relativ spät Kinder bekommen........ Na ja, langweilig muss es ja nicht sein

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Inabikari
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Re: Monarchie

Beitrag von Inabikari »

Was die englische Thronfolge anlangt, ist ar26 wohl ein Anhänger der Stuartisten. Sie betrachten (wegen der Absetzung von James II.) die hannoveranisch-wettinische(sachsen-coburg-gothaische) Windsor-Mountbattan-Linie als illegitim und sehen in Herzog Franz von Bayern den rechtmäßigen derzeitigen Thronprätendenten des Vereinigten Königreichs. Der Herzog hat sich allerdings klugerweise nie zu diesem Anspruch geäußert.

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Re: Monarchie

Beitrag von holzi »

Inabikari hat geschrieben:Was die englische Thronfolge anlangt, ist ar26 wohl ein Anhänger der Stuartisten. Sie betrachten (wegen der Absetzung von James II.) die hannoveranisch-wettinische(sachsen-coburg-gothaische) Windsor-Mountbattan-Linie als illegitim und sehen in Herzog Franz von Bayern den rechtmäßigen derzeitigen Thronprätendenten des Vereinigten Königreichs. Der Herzog hat sich allerdings klugerweise nie zu diesem Anspruch geäußert.
In Carl Amerys Buch "Das Königsprojekt" beschreibt er, wie das angestellt werden soll. Ich mochte das Buch.

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Re: Monarchie

Beitrag von ar26 »

@ inabikari

Sofern rein-dynastische Argumente für diesen Stuartismus sprechen, dann treffen sie meine Auffassung nicht. Sprechen Gründe des Bekenntnisses dafür, dann ja.

@ Clemens
Meine Auffassungen sollen keinen Konfessionenstreit in diesem Zypfel hervorrufen. Betrachtet man aber die Reformation als Irrweg, der sich von der Kirche Gottes getrennt hat, dann kann sich ein derartiger Herrscher ja nicht auf Gottes Gnade berufen, oder doch?

Allgemein kann vielleicht noch angeführt werden, daß Kinder Früchte echter Liebe zwischen Mann und Frau sein sollten. Da hab ich doch bei Henry und Ann Boleyn so meine Zweifel, wie bei Seitensprüngen auch. Zur fehlenden Legitimität Elizabeth verweise ich auf bereits gesagtes. Daß hat nicht zwingen etwas mit den Umständen ihrer Zeugung sondern den Zielen zu tun.
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Re: Monarchie

Beitrag von Inabikari »

Die Stuart-Linie wurde von James II. über das Haus Savoyen und Habsburg-Lothringen-Este bis zum Herzog Franz von Bayern immer nur an katholische Nachkommen von Mary Queen of Scots vererbt.

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Re: Monarchie

Beitrag von maliems »

Ein katholischer Niederländer lästerte mal über sein Königshaus. Habe den Zusammenhang vergessen. Wo kommen die eigentlich her?

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Leguan
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Re: Monarchie

Beitrag von Leguan »

ar26 hat geschrieben: @ Clemens
Meine Auffassungen sollen keinen Konfessionenstreit in diesem Zypfel hervorrufen. Betrachtet man aber die Reformation als Irrweg, der sich von der Kirche Gottes getrennt hat, dann kann sich ein derartiger Herrscher ja nicht auf Gottes Gnade berufen, oder doch?
Doch, gewiß. Alles was wir sind, sind wir nur aus Gottes Gnade. Wer von uns würde bezweifeln, daß Gott jeden König mit einem Windhauch von seinem Thron stürzen könnte? Auch ein Diktator oder ein gewählter Präsident ist dies aus Gottes Gnade (Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. Röm 13,1). Auch wenn diesen oft das Verständnis dafür fehlt, und sie meinen, ihre Macht komme aus ihrer eigenen Machtvollkommenheit oder dem Volke und sie seien daher auch nur sich selbst oder dem Volk, nicht aber Gott Rechenschaft schuldig.
"Von Gottes Gnade" ist keine besondere (oder gar vermessene) Machtherleitung, sondern eine ständige Mahnung, wem der Herrscher Rechenschaft schuldig ist.

Ich weiß leider nicht mehr, wo ich das gelesen habe, aber den englischen Katholiken wurde vom Papst im 19. Jahrhundert erlaubt, in der Liturgie für ihren König/ihre Königin zu beten.
If any stupid priest or bishop in Nigeria feels he wants to copy the American model, then there is something wrong with his head. --Olubunmi Anthony Kardinal Okogie

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Re: Monarchie

Beitrag von Inabikari »

@maliems

Das niederländische Königshaus nennt sich Nassau-Oranien, nach Nassau in Hessen (der Begründer war Wilhelm von Nassau) und dem Fürstentum Orange (Oranien) in Südfrankreich.

maliems
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Re: Monarchie

Beitrag von maliems »

Danke, Inabikari,

komischerweise sagte er aber, das seien alles Engländer.

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Robert Ketelhohn
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Re: Monarchie

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Inabikari hat geschrieben:Das niederländische Königshaus nennt sich Nassau-Oranien, nach Nassau in Hessen
… und sie nassauern bis heute.
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Re: Monarchie

Beitrag von ar26 »

@ Leguan
Das alles kann aber nur eingeschränkt gelten. Die Berufung auf Röm 13 kann eben nicht zur Ableistung des Supremate-Eides herhalten. Man kann Gott nicht zum Urheber des Übels machen, nur weil er es (vorläufig und im Diesseits) zulässt. Die Gehorsamspflicht bezieht sich auf zeitliche Dinge.

Ich vermute mal, Du beziehst Dich auf die Kafreitagsfürbitten (anstatt des Kaisers). Da wird aber auch für Gruppen gebetet, die erst zu Gott finden sollen. Das legitimiert die englische Krone nicht.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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