Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

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Juergen
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Juergen »

Würde vielleicht auch in den Witze-Strang passen, aber ich schreibe es mal hier.....


Die kleine rote Henne
Es war einmal eine kleine rote Henne, die auf dem Bauernhof scharrte, bis sie einige Weizenkörner fand. Sie rief ihre Nachbarn und sagte: "Wenn wir diesen Weizen pflanzen, werden wir Brot zu essen haben. Wer will mir helfen ihn anzubauen?"
"Ich nicht", sagte die Kuh.
"Ich nicht", sagte die Ente.
"Ich nicht", sagte das Schwein.
"Ich nicht", sagte die Gans.
"Dann werde ich es tun", sagte die kleine rote Henne. Und sie tat es. Der Weizen wuchs hoch, reifte und trug goldene Körner. "Wer will mir helfen den Weizen zu ernten?", fragte die kleine rote Henne.
"Ich nicht", sagte die Ente.
"Dafür bin ich nicht zuständig", sagte das Schwein.
"Ich würde meinen Status verlieren", sagte die Kuh.
"Ich würde meine Arbeitslosenunterstützung verlieren", sagte die Gans.
"Dann werde ich es tun", sagte die kleine rote Henne, und sie tat es. Schließlich kam die Zeit, da das Brot gebacken werden sollte. "Wer hilft mir das Brot zu backen?", fragte die kleine rote Henne.
"Das hieße Überstunden für mich", sagte die Kuh.
"Ich würde meine Sozialhilfe verlieren", sagte die Ente.
"Ich habe zwei linke Hände und nie gelernt, wie man das macht", sagte das Schwein.
"Wenn ich die Einzige sein soll, die hilft, dann ist das diskriminierend", murrte die Gans.
"Dann mache ich es", sagte die kleine rote Henne. Sie buk fünf Laibe Brot und hielt sie hoch um sie den anderen zu zeigen. Jetzt wollten alle etwas davon abhaben; sie forderten sogar lauthals ihren Teil. Aber die kleine rote Henne sagte: "Nein, ich kann die fünf Brote ebenso gut selbst essen."
"Unmäßiger Profit", brüllte daraufhin die Kuh.
"Kapitalistischer Blutsauger", schrie die Ente.
"Gleiches Recht für alle", forderte die Gans.
Das Schwein grunzte nur. Und sie malten "Unfair" auf Transparente, liefen um die kleine rote Henne herum und riefen Obszönitäten. Als der Regierungsvertreter kam, sagte er zu der kleinen roten Henne: "Hör mal, du darfst nicht habgierig sein!"
"Aber ich habe mir das Brot doch selbst verdient", erwiderte die kleine rote Henne.
"Genau", sagte der Regierungsvertreter. "Das ist das wunderbare System des freien Unternehmertums. Jeder auf dem Bauernhof kann so viel verdienen, wie er will. Aber unter unseren modernen Regierungsbestimmungen müssen die produktiv Tätigen ihr Produkt mir denen teilen, die nicht arbeiten."
Und sie lebten danach glücklich und zufrieden, auch die kleine rote Henne. Aber alle auf dem Hof wunderten sich, warum sie nie wieder Brot gebacken hat.

Anmerkung: Die oberen 50 Prozent aller Steuerzahlen zahlen 90 Prozent des Steueraufkommens; die oberen 10 Prozent bestreiten alleine 50 Prozent aller Steuern.



Männer beim Essen
Es waren einmal 10 Männer, die jeden Tag miteinander zum Essen gingen, und die Rechnung für alle zusammen betrug jeden Tag genau 100 Euro. Die Gäste zahlten ihre Rechnung wie wir unsere Steuern, und das sah ungefähr so aus:
Vier Gäste (die Ärmsten) zahlten nichts.
Der Fünfte zahlte 1 Euro.
Der Sechste 3 Euro.
Der Siebte 7 Euro.
Der Achte 12 Euro.
Der Neunte 18 Euro.
Der Zehnte (der Reichste) zahlte 59 Euro.
Das ging eine ganze Zeitlang gut. Jeden Tag kamen sie zum Essen und alle waren zufrieden. Bis der Wirt Unruhe in das Arrangement brachte, indem er vorschlug, den Preis für das Essen um 20 Euro zu reduzieren. "Weil Sie alle so gute Gäste sind!"
Wie nett von ihm! Jetzt kostete das Essen für die 10 nur noch 80 Euro, aber die Gruppe wollte unbedingt beibehalten, so zu bezahlen, wie wir besteuert werden.
Dabei änderte sich für die ersten vier nichts, sie aßen weiterhin kostenlos.
Wie sah es aber mit den restlichen sechs aus? Wie konnten sie die 20 Euro Ersparnis so aufteilen, dass jeder etwas davon hatte? Die sechs stellten schnell fest, dass 20 Euro geteilt durch sechs Zahler 3,33 Euro ergibt. Aber wenn sie das von den einzelnen Teilen abziehen würden, bekämen der fünfte und sechste Gast noch Geld dafür, dass sie überhaupt zum Essen gehen. Also schlug der Wirt den Gästen vor, dass jeder ungefähr prozentual so viel weniger zahlen sollte, wie er insgesamt beisteuere. Er setzte sich also hin und begann das für seine Gäste auszurechnen. Heraus kam folgendes:
Der fünfte Gast, ebenso wie die ersten vier, zahlte ab sofort nicht mehr (100 Prozent Ersparnis).
Der Sechste zahlte 2 Euro statt 3 Euro (33 Prozent Ersparnis).
Der Siebte zahlte 5 statt 7 Euro (28 Prozent Ersparnis).
Der Achte zahlte 9 statt 12 Euro (25 Prozent Ersparnis).
Der Neunte zahlte 14 statt 18 Euro (22 Prozent Ersparnis).
Und der Zehnte (der Reichste) zahlte 49 statt 59 Euro (16 Prozent Ersparnis).
Jeder der sechs kam günstiger weg als vorher, und die ersten vier aßen immer noch kostenlos. Aber als sie vor der Wirtschaft noch mal nachrechneten, war das alles doch nicht so ideal, wie sie dachten.
"Ich hab nur 1 Euro von den 20 Euro bekommen!" sagte der sechste Gast und zeigte auf den zehnten Gast, den Reichen. "Aber er kriegt 10 Euro!"
"Stimmt", rief der Fünfte. "Ich hab nur 1 Euro gespart und er spart sich zehnmal so viel wie ich."
"Wie wahr!!" rief der Siebte. "Warum kriegt er 10 Euro zurück und ich nur 2? Alles kriegen mal wieder die Reichen!"
"Moment mal", riefen da die ersten vier aus einem Munde, "wir haben überhaupt nichts bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!!"
Und wie aus heiterem Himmel gingen die neun gemeinsam auf den Zehnten los und verprügelten ihn.
Am nächsten Abend tauchte der zehnte Gast nicht zum Essen auf. Also setzten die übrigen 9 sich zusammen und aßen ohne ihn. Aber als es an der Zeit war, die Rechnung zu bezahlen, stellten sie etwas Außerordentliches fest: Alle zusammen hatten nicht genügend Geld um auch nur die Hälfte der Rechnung bezahlen zu können! Und wenn sie nicht verhungert sind, wundern sie sich noch heute.
Und so, liebe Kinder, funktioniert unser Steuersystem: Die Menschen, die hier die höchsten Steuern zahlen, haben die größten Vorteile einer Steuererleichterung. Wenn sie aber zu viel zahlen müssen, kann es passieren, dass sie einfach nicht mehr am Tisch erscheinen. In der Schweiz und in der Karibik gibt es auch ganz tolle Restaurants."

:hmm:
Gruß Jürgen

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Protagoras
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Protagoras »

Juergen hat geschrieben: Anmerkung: Die oberen 50 Prozent aller Steuerzahlen zahlen 90 Prozent des Steueraufkommens; die oberen 10 Prozent bestreiten alleine 50 Prozent aller Steuern.
Woher hast Du diese Zahlen? Ist die Mehrwertsteuer da berücksichtigt? Ist die Körperschaftssteuer da mit drin? Oder bezieht sich das ausschließlich auf die Einkommensteuer? Wenn letzteres: Sind das die nach der Tabelle errechneten Steuern oder die - nach Ausschöpfung aller Steuersparmodelle - tatsächlich gezahlten?
Juergen hat geschrieben:Und so, liebe Kinder, funktioniert unser Steuersystem: Die Menschen, die hier die höchsten Steuern zahlen, haben die größten Vorteile einer Steuererleichterung. Wenn sie aber zu viel zahlen müssen, kann es passieren, dass sie einfach nicht mehr am Tisch erscheinen. In der Schweiz und in der Karibik gibt es auch ganz tolle Restaurants."
Was will uns das Milchmädchen damit sagen? Sollen die Kleinverdiener und Kleinsteuerzahler jetzt vor Freude jauchzen, wenn der Spitzensteuersatz und die Körperschaftssteuer gesenkt werden? Die Zeiten, wo Steuersenkungen allen proportional gleichmäßig zuteil wurden, sind ja lange vorbei. Heute werden nur noch Arme und Reiche entlastet, der Mittelstand, der das Brot bäckt, wird poverisiert. Noch nicht bemerkt?

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cantus planus
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von cantus planus »

Ich sah gestern Abend im Kino "Let's make money". Ein sehr interessanter Film, der Nachfolger von "We feed the world". Sehr empfehlenswert! Wer ihn noch sehen kann, sollte ihn sehen. In Köln läuft er noch im Rex für nur 2,99 Eintritt!
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Juergen
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Juergen »

Protagoras hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben: Anmerkung: Die oberen 50 Prozent aller Steuerzahlen zahlen 90 Prozent des Steueraufkommens; die oberen 10 Prozent bestreiten alleine 50 Prozent aller Steuern.
Woher hast Du diese Zahlen? Ist die Mehrwertsteuer da berücksichtigt? Ist die Körperschaftssteuer da mit drin? Oder bezieht sich das ausschließlich auf die Einkommensteuer? Wenn letzteres: Sind das die nach der Tabelle errechneten Steuern oder die - nach Ausschöpfung aller Steuersparmodelle - tatsächlich gezahlten?
Die Aussage stammt m.w. von G. Schröder aber sie ist in der Form nicht ganz korrekt.
Es müßte eigentlich heissen:
Anmerkung: Die oberen 50 Prozent aller Steuerzahlen zahlen 90 Prozent des Einkommsteueraufkommens; die oberen 10 Prozent bestreiten alleine 50 Prozent aller Einkommensteuern.
Gruß Jürgen

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Protagoras
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Protagoras »

Juergen hat geschrieben: Die Aussage stammt m.w. von G. Schröder aber sie ist in der Form nicht ganz korrekt.
Es müßte eigentlich heissen:
Anmerkung: Die oberen 50 Prozent aller Steuerzahlen zahlen 90 Prozent des Einkommsteueraufkommens; die oberen 10 Prozent bestreiten alleine 50 Prozent aller Einkommensteuern.
Angenommen, Schröder habe das so gesagt. Was folgt daraus? Rechnen wir mal:

Das Volk bestehe aus 1000 Steuerzahlern, die insgesamt 1.000.000 EUR Steuern zahlen. Dann zahlen lt. Schroeder 900 Steuerzahler 500.000 EUR und 100 Steuerzahler die anderen 500.000 EUR, d.h. die "Geringverdiener" zahlen durchschnittlich 560 EUR und die "Großverdiener" durchschnittlich 5.000 EUR.

Gehen wir nun von einer vereinfachten progressiven Besteuerung aus, d.h. die Geringverdiener mögen 20 % ihres Einkommens abgeben müssen, die Großverdiener 50%. Dann folgt, dass die 900 Geringverdiener durchschnittlich 2.780 EUR verdienen, die 100 Großverdiener durchschnittlich 10.000 EUR.

Jetzt wird die Sache lehrreich: Da die upper 10 natürlich durchschnittlich viel mehr als nur das Vierfache der Geringverdiener verdienen, müssten sie eigentlich viel mehr als lächerliche 50 % aller Steuern zahlen. Wenn Schroeders Zahlen stimmen, folgt also messerscharf, dass die oberen 10 Prozent der Einkommensbezieher in großem Maßstab Steuern hinterziehen.

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holzi
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von holzi »

Juergen hat geschrieben:Es müßte eigentlich heissen:
Anmerkung: Die oberen 50 Prozent aller Steuerzahler zahlen 90 Prozent des Einkommsteueraufkommens; die oberen 10 Prozent bestreiten alleine 50 Prozent aller Einkommensteuern.
Ja und? Die oberen 50% der Steuerzahler erhalten auch 90% der gesamten Einkommen, die obersten 10% erhalten 50% der gesamten Einkommen. Wo soll das ungerecht sein?

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Juergen
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Juergen »

holzi hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Es müßte eigentlich heissen:
Anmerkung: Die oberen 50 Prozent aller Steuerzahler zahlen 90 Prozent des Einkommsteueraufkommens; die oberen 10 Prozent bestreiten alleine 50 Prozent aller Einkommensteuern.
Ja und? Die oberen 50% der Steuerzahler erhalten auch 90% der gesamten Einkommen, die obersten 10% erhalten 50% der gesamten Einkommen. Wo soll das ungerecht sein?
Habe ich gesagt, daß sei ungerecht?

Nicht umsonst habe ich die Geschichte von den Männern im Restaurant gepostet.
Gruß Jürgen

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holzi
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von holzi »

Juergen hat geschrieben:Habe ich gesagt, daß sei ungerecht?

Nicht umsonst habe ich die Geschichte von den Männern im Restaurant gepostet.
OK, ich habs so "vorwurfsvoll" aufgefasst.

sofaklecks
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System

Beitrag von sofaklecks »

Das System ist richtig.

Es sorgt dafür, dass man sich darum bemüht, reich zu werden, um prozentual weniger Steuern zahlen zu müssen.

sofaklecks

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Juergen
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Re: System

Beitrag von Juergen »

sofaklecks hat geschrieben:Das System ist richtig.
Es sorgt dafür, dass man sich darum bemüht, reich zu werden, um prozentual weniger Steuern zahlen zu müssen.
Bleiben wir bei den Zahlen der Geschichte. Insgesamt senkt man die Gesamteinkommensteuer um 20%. Dies teilt man so auf, daß manche 100% sparen, manche 33%, manche 28% etc. und die Spitzenverdiener 16% sparen.

Dann kommen aber einige daher und rufen:
"Das ist ungerecht! ---Die Kleinen Leute sparen nur 1 Euro oder 2 Euro etc. während die Reichen 10 Euro sparen. Das Gesetz bevorzugt wieder mal nur die Reichen!"


Es geht hier um einen "Reflex", den man bei manchen Politikern (je linker je mehr) und Gewerkschaften etc. feststellen kann.
Gruß Jürgen

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Protagoras
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Re: System

Beitrag von Protagoras »

Juergen hat geschrieben:
sofaklecks hat geschrieben:Das System ist richtig.
Es sorgt dafür, dass man sich darum bemüht, reich zu werden, um prozentual weniger Steuern zahlen zu müssen.
Bleiben wir bei den Zahlen der Geschichte. Insgesamt senkt man die Gesamteinkommensteuer um 20%. Dies teilt man so auf, daß manche 100% sparen, manche 33%, manche 28% etc. und die Spitzenverdiener 16% sparen.

Dann kommen aber einige daher und rufen:
"Das ist ungerecht! ---Die Kleinen Leute sparen nur 1 Euro oder 2 Euro etc. während die Reichen 10 Euro sparen. Das Gesetz bevorzugt wieder mal nur die Reichen!"

Es geht hier um einen "Reflex", den man bei manchen Politikern (je linker je mehr) und Gewerkschaften etc. feststellen kann.
Dass es hier um einen "Reflex" geht, ist wohl richtig. Ich fürchte nur, der "Reflex" entfaltet seine verderbliche Kraft ganz woanders als Du denkst. Es ist der unter ehrbaren Bürgern weit verbreitete Beißreflex gegen alles, was irgendwie "links" ist. Dieser Reflex ist so stark, dass die Betroffenen gegen Tatsachen völlig immun sind. Dass es in den letzten 500 Jahren nie eine flächendeckende Senkung der Gesamteinkommensteuer gegeben hat, sondern immer nur Steuervergünstigungen für Hochverdiener und Kleinstverdiener (damit diese nicht sozialhilfeberechtigt werden), spielt keine Rolle. Im Märchenland der ehrbaren Bürger muss man von generellen Steuersenkungen, die es in der harten Wirklichkeit gar nicht gibt, fabulieren, weil man sonst den "Linken" keinen Neidkomplex andichten kann.

Übrigens: Vielleicht irre ich mich. Es gab da unter Schröder mal eine "Steuerreform", die möglicherweise alle Einkommen gleichmäßig betraf. Bin mir nicht sicher. Wahrscheinlich waren da auch wieder irgendwelche Sondervorteile für Hoch- und Kleinstverdiener eingebaut. Egal - jedenfalls hat sich damals gegen diese ansatzweise gerechte, gleichmäßige Steuersenkung niemand beklagt. Die missgünstigen Deppen aus Deinem Märchen sind eben auch nur eine Erfindung.

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Juergen
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Re: System

Beitrag von Juergen »

Protagoras hat geschrieben:Die missgünstigen Deppen aus Deinem Märchen sind eben auch nur eine Erfindung.
Spätestens seit es die Linkspartei gibt, sind sie keine Erfindung mehr.

Was die mittleren Einkommen betrifft, so magst Du Recht haben; jedenfalls fallen dort die Senkungen nicht so auf. Wer erst Steuern zahlt und nach einer Steuerreform keine mehr zahlt, der merkt es; wer Spitzenverdiener ist, der braucht es nicht selbst zu merken, da dann schon in Talkshows dem Bürger mitgeteilt, wieviel wer wo wie weniger bezahlen muß. Wer aber einiges an Steuern zahlt, und nach einer Steuerreform etwas weniger bezahlt, der merkt es kaum, da die paar Euro schnell wieder ausgegeben sind oder von der Teuerungsrate aufgefressen werden etc. Wer hier im Forum weiss auswendig, wieviel Einkommensteuern er genau im Monat/Jahr bezahlt? Vermutlich keiner. Wer aber keine bezahlt wird es wissen.

Auf Unternehmerseite sind es auch meist der Mittelstand der, trotz aller Beteuerungen der Politik, das Nachsehen hat. Man gucke nur mal nach Bochum. Wenn Arbeitsplätze bei einem Automobilkonzern in Gefahr sind, werden die Politiker aktiv; wenn landauf landab mittelständische Unternehmen in den Konkurs gehen, rührt sich keiner.
Gruß Jürgen

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Raphael

Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Raphael »

Ergänzend zu dem von Jürgen angesprochenen Thema:
Steuerentlastung, die den Namen nicht verdient

Daraus folgende Zitate:
Auch nach der Abmilderung des Einkommensteuertarifs [durch die Konjunkturpakete I und II im Rahmen der Finanzmarktstabilisierung; Anmerkung des Zitierenden] bleibt die Belastung der Durchschnittsverdiener hoch. Der Grund dafür ist die so genannte kalte Progression. Vor fünfzig Jahren setzte der Grenzsteuersatz in der Einkommensteuer beim Fünfzigfachen des Durchschnittseinkommens ein, heute beim 1,7-fachen. Diese schleichende Enteignung der Steuerbürger muss stärker thematisiert werden.
Dass andere Länder es besser machen, zeigt ein von Ecovis durchgeführter internationaler Vergleich der Einkommensteuertarife. Praktisch keine kalte Progression gibt es in Ländern mit einem Einheitssteuersatz wie Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Slowakei und Russland. Allenfalls müssten hier vorhandene Freibeträge an die Entwicklung der Lebenshaltungskosten angepasst werden. In Kanada, den USA, Belgien, Großbritannien und den Niederlanden – alle Länder mit Stufentarif – wird die Inflation direkt in der Einkommensteuertarif- Formel berücksichtigt. Durch diese Indexierung werden die Grenzen der Steuertarifstufen und die Grundfreibeträge jedes Jahr automatisch angehoben.

In der Schweiz und Frankreich wird die Inflation zwar nicht direkt in der Einkommensteuerformel berücksichtigt, doch besteht die gesetzliche Verpflichtung, sie regelmäßig an die Entwicklung der Lebenshaltungskosten anzupassen. In Irland, Norwegen, Dänemark und Zypern gibt es zwar keinen gesetzlichen Zwang, doch wurde die Einkommensteuerformel in den vergangenen Jahren kontinuierlich an die Teuerungsrate angepasst. Welche Ersparnis das für den Steuerzahler bedeuten kann, zeigt das Beispiel Irland: Ohne Berücksichtigung der Inflation hätte dort 2006 ein lediger Durchschnittsverdiener (30 329 Euro) 13 980 statt 6 066 Euro Einkommensteuer – also 7 915 Euro mehr – zahlen müssen.

Protagoras
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Protagoras »

Raphael hat geschrieben:Ergänzend zu dem von Jürgen angesprochenen Thema:
Steuerentlastung, die den Namen nicht verdient

Daraus folgende Zitate:
Auch nach der Abmilderung des Einkommensteuertarifs [durch die Konjunkturpakete I und II im Rahmen der Finanzmarktstabilisierung; Anmerkung des Zitierenden] bleibt die Belastung der Durchschnittsverdiener hoch. Der Grund dafür ist die so genannte kalte Progression. Vor fünfzig Jahren setzte der Grenzsteuersatz in der Einkommensteuer beim Fünfzigfachen des Durchschnittseinkommens ein, heute beim 1,7-fachen. Diese schleichende Enteignung der Steuerbürger muss stärker thematisiert werden.
Da kann man mal sehen, was die "Experten" für dummes Zeug schreiben. Was der gute Prof. Dr. Lüdemann, Rechtsanwalt, Steuerberater und Vorstand der Ecovis AG da im Betriebsberater zum besten gibt, ist natürlich grober Unfug. Der Grenzsteuersatz ist der Steuersatz, mit dem hypothetisch jede weitere Mark Einkommen, die über das tatsächliche Einkommen hinaus erzielt würde, zu versteuern wäre. Dieser Grenzsteuersatz "setzt ein", d.h. er beginnt, sich vom Durchschnittssteuersatz zu unterscheiden, sobald der Steuertarif die erste Stufung vorsieht. Dass die Progression des Steuertarifs in Deutschland 1959 erst beim Fünfzigfachen des Durchschnittseinkommens einsetzte und heute beim 1,7-fachen, ist Mumpitz.

Falls Herr Lüdemann nicht den Grenzsteuersatz, sondern den Spitzensteuersatz meinte, ist es erst recht Unsinn. Der Spitzensteuersatz von 45 % setzt heute bei einem Einkommen von 250.001 EUR ein, was sicher nicht das 1,7-fache des Durchschnittseinkommens ist. Vielleicht meint Herr Lüdemann das Durchschnittseinkommen der von ihm betreuten Klientel. Dann kommt es hin.

Raphael

Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Raphael »

Protagoras hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Ergänzend zu dem von Jürgen angesprochenen Thema:
Steuerentlastung, die den Namen nicht verdient

Daraus folgende Zitate:
Auch nach der Abmilderung des Einkommensteuertarifs [durch die Konjunkturpakete I und II im Rahmen der Finanzmarktstabilisierung; Anmerkung des Zitierenden] bleibt die Belastung der Durchschnittsverdiener hoch. Der Grund dafür ist die so genannte kalte Progression. Vor fünfzig Jahren setzte der Grenzsteuersatz in der Einkommensteuer beim Fünfzigfachen des Durchschnittseinkommens ein, heute beim 1,7-fachen. Diese schleichende Enteignung der Steuerbürger muss stärker thematisiert werden.
Da kann man mal sehen, was die "Experten" für dummes Zeug schreiben. Was der gute Prof. Dr. Lüdemann, Rechtsanwalt, Steuerberater und Vorstand der Ecovis AG da im Betriebsberater zum besten gibt, ist natürlich grober Unfug. Der Grenzsteuersatz ist der Steuersatz, mit dem hypothetisch jede weitere Mark Einkommen, die über das tatsächliche Einkommen hinaus erzielt würde, zu versteuern wäre. Dieser Grenzsteuersatz "setzt ein", d.h. er beginnt, sich vom Durchschnittssteuersatz zu unterscheiden, sobald der Steuertarif die erste Stufung vorsieht. Dass die Progression des Steuertarifs in Deutschland 1959 erst beim Fünfzigfachen des Durchschnittseinkommens einsetzte und heute beim 1,7-fachen, ist Mumpitz.

Falls Herr Lüdemann nicht den Grenzsteuersatz, sondern den Spitzensteuersatz meinte, ist es erst recht Unsinn. Der Spitzensteuersatz von 45 % setzt heute bei einem Einkommen von 250.001 EUR ein, was sicher nicht das 1,7-fache des Durchschnittseinkommens ist. Vielleicht meint Herr Lüdemann das Durchschnittseinkommen der von ihm betreuten Klientel. Dann kommt es hin.
Was den Grenzsteuersatz und den Spitzensteuersatz anbetrifft hast Du vollkommen recht, da hat sich der Experte offenbar vergalloppiert!

Daß der Spitzensteuersatz allerdings schon beim 1,7-fachen des Durchschnittverdienstes beginnt, ist jedoch fast richtig.
Nach Auskunft des statistischen Bundesamtes liegt der Durchschnittsverdienst (brutto) derzeit bei 37.260 EUR (Quelle).
Nach dem Tarif für die Jahre 2005 und 2006 belief sich der Spitzensteuersatz auf 42% und betraf alle Steuerpflichtigen mit einem Bruttoeinkommen ab 52.152 EUR. Rechnet man den Durchschnittsverdienst von 2008 herunter auf die Jahre 2005 und/oder 2006 kommt das mit dem 1,7-fachen schon fast hin.

Ein Spitzensteuersatz von 45% gilt erst ab dem 1.1.2007, weil die SPD den Zuschlag von 3% bei der "Reichenbesteuerung" durchdrückte.
Für den Bereich von 52.152 EUR bis 250.001 EUR gilt auch weiterhin der Satz von 42%.

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Juergen
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Juergen »

http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommens ... _seit_1958

197
Ende der Progessionszone 11.4 DM (=554€)
Steuersatz: 53 %

26
Ende der Progessionszone: 52.152 €
Steuersatz: 42 %

Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit je beschäftigten Arbeitnehmen (aus stat. Jahrbuch 27)
197: 43 €
26: 329 €

Verhältnis 554 zu 43 sind 12.8
Verhältnis 52152 zu 329 sind 1.6

1965 lag das Bruttoeinkommen bei 25 €. Von dem Jahr habe ich aber keine Steuerangaben. Wenn der Spitzensteuersatz damals auch bei rund 55 € begonnen haben sollte, so wäre das Verhältnis 22.
Gruß Jürgen

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Protagoras
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Protagoras »

Raphael hat geschrieben:Was den Grenzsteuersatz und den Spitzensteuersatz anbetrifft hast Du vollkommen recht, da hat sich der Experte offenbar vergalloppiert!

Daß der Spitzensteuersatz allerdings schon beim 1,7-fachen des Durchschnittverdienstes beginnt, ist jedoch fast richtig.
Nach Auskunft des statistischen Bundesamtes liegt der Durchschnittsverdienst (brutto) derzeit bei 37.260 EUR (Quelle).
Nach dem Tarif für die Jahre 2005 und 2006 belief sich der Spitzensteuersatz auf 42% und betraf alle Steuerpflichtigen mit einem Bruttoeinkommen ab 52.152 EUR. Rechnet man den Durchschnittsverdienst von 2008 herunter auf die Jahre 2005 und/oder 2006 kommt das mit dem 1,7-fachen schon fast hin.

Ein Spitzensteuersatz von 45% gilt erst ab dem 1.1.2007, weil die SPD den Zuschlag von 3% bei der "Reichenbesteuerung" durchdrückte.
Für den Bereich von 52.152 EUR bis 250.001 EUR gilt auch weiterhin der Satz von 42%.
Korrekt. Halten wir also fest: Unser Experte redet von Grenzsteuersatz, wenn er Spitzensteuersatz meint, und er stellt in einem Aufsatz aus dem Jahr 2009 Behauptungen auf, die so allenfalls bis 2007 richtig waren. Gut, das ist die gewöhnliche Schlamperei, an die wir uns alle inzwischen gewöhnt haben. Vor fünfzig Jahren hätte man mit solchen Nachlässigkeiten als "Fachmann" noch seinen Ruf verspielt. Heute reicht es, wenn man sich hinterher "entschuldigt".

Aber bohren wir etwas weiter: Wenn es stimmt, dass 1959 der Spitzensteuersatz erst beim 50-fachen des Durchschnittseinkommens erreicht wurde und heute schon beim 1,7-fachen, woran liegt denn das? Doch nicht an der "kalten Progression", über die sich Herr Lüdemann erregt. Kalte Progression bedeutet, dass immer mehr Einkommensbezieher wegen nomineller Einkommensteigerung (bei in Wahrheit sinkendem Realeinkommen) in höhere Progressionszonen hineinwachsen. Wenn man 1959 (angeblich) noch das 50-fache Durchschnittseinkommen erzielen musste, um den höchsten Steuersatz zu zahlen, und heute nur noch das 1,7-fache, dann liegt das nicht an den nominellen Einkommenssteigerungen, sondern daran, dass die Progression in den höheren Progressionszonen, in die die Einkommen durch nominelle Erhöung heute hineingewachsen sind, zu flach ist und zu früh endet.

Das eigentliche Problem ist doch der sog. Mittelstandsbauch, also die Tatsache, dass Einkommenszuwächse zwischen 7.664 € und 52.152 € mit drastischen Erhöhungen des Steuersatzes bestraft werden, während die happy few, die einmal über die Schwelle von 52.152 € gesprungen sind, aus der Progression erst mal raus sind. Dass es dann noch Leute gibt, die eine geringfügige Erhöhung des Steuersatzes um 3 % für Einkommen ab 250.001 € als Reichensteuer oder Neidsteuer verunglimpfen, ist schwer zu verstehen. Aber das ist die natürliche Folge der fortgesetzten Desinformation durch die "Experten". Die besondere Perfidie der teils absichtsvoll, teils aus eigenem Unverstand betriebenen Volksverdummung besteht darin, dass man dem desorientierten Publikum eine völlig nebensächliche Steuererhöhung als "Reichensteuer" zum Fraß hinwirft, auf dass es sich über die moralische Verkommenheit der unteren Einkommensklassen mit ihrem ewigen Neidkomplex errege (s. Jürgens depperte Männer beim Essen) und dabei des wirklichen Skandals, der in der übermäßigen Progression in den unteren Zonen und dem Fehlen der Progression in den oberen Zonen besteht, nicht gewahr werde. Der von Lüdemann beklagte Umstand, dass man heute schon mit dem 1,7-fachen Durchschnitteeinkommen den höchsten Steuersatz zahlt, ließe sich leicht ändern, wenn man die Progression vor 52.152 € entschieden abflachte und nach 52.152 € weiter bis auf letztlich 50 % ansteigen ließe. Das wird aber nicht geschehen, weil es die Einkommensbezieher oberhalb von 50.000 € sind, die die Beraterverträge vergeben.

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Juergen
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Juergen »

Wenn 1970 das Durchschnittseinkommen bei 4300 € lag man den Spitzensteuersatz ab 55400 € bezahlte,
dann dürfte heute, bei einem Durchschnittseinkommen von 32900 € der Spitzensteuersatz erst bei 423874 € beginnen.

Heute bezahlt man den Spitzensteuersatz aber schon viel früher. Somit ist es schon richtig, daß immer mehr Leute in den Bereich des Spitzensteuersatzes rutschen bzw. generell in einen höheren Steuersatz als noch vor rund 40 Jahren.
Allerdings ist gleichzeitig der Spitzensteuersatz gesunken. Da müßte man nun genau ausrechnen, mit welchem Einkommen man vor 40 Jahren den Steuersatz erreichte, der heute der Spitzensteuersatz ist.
Gruß Jürgen

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Ewald Mrnka
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Ewald Mrnka »

Schau an, die noble ZEIT (Vor ein paar Monaten hätten die Schönschwätzer und Sandindieaugenstreuer derlei nicht gewagt zu schreiben):

http://www.zeit.de/29/11/Pleitestaat?page=1

Allerdings ist das Szenario nicht ganz vollständig: Das integrationsunfähige Subproletariat wird sich nicht brav und friedlich damit abfinden, wenn die staatlichen Alimentationen ausbleiben werden.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Stefan

Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Stefan »

Die nächste Großbaustelle:

Flaute auf allen Meeren
An Dynamik gewinnt der Abwärtstrend, weil gleichzeitig viele neue Schiffe auf den Markt kommen - allein in diesem Jahr wächst die weltweite Containerflotte um bis zu 15 Prozent. Insgesamt haben Werften nach Angaben des Analysehauses Clarkson Research weltweit Containerschiffe, Massengutfrachter und Tanker im Wert von rund 540 Mrd. $ in ihren Auftragsbüchern stehen. "Davon ist erst ein kleiner Teil bezahlt", warnt Martin Stopford, Geschäftsführer von Clarkson Research. Die Banken vergeben keine neuen Kredite, und vermögende Privatleute wollen kein Geld mehr in Schiffe stecken. "Die Zeitbombe tickt", sagt ein Banker.

...
Vor allem in Deutschland geht die Angst um. In keinem Land der Erde wurden so viele Containerschiffe bestellt. Die Frachter waren bei Investoren extrem beliebt. Fast 80 Prozent der durch Fonds finanzierten Schiffe sind Containerriesen. Die Hoffnung, dass vor allem China den Welthandel weiter ankurbelt und für steigende Transportmengen auf den Asienrouten sorgt, hat Reeder und Emissionshäuser allzu mutig werden lassen. Sie haben bestellt, obwohl sie zum Teil weder eine hundertprozentige Finanzierung noch ausreichend Aufträge gesichert hatten.
...
Der drastische Verfall der Schiffspreise bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Wenn Schiffsfinanzierer wie die HSH Nordbank, Deutsche Schiffsbank oder HypoVereinsbank ihre laufenden Finanzierungen in der Bilanz nach den aktuellen Marktwerten für Schiffe bewerten müssen, drohen weitere Abschreibungen in Milliardenhöhe. Die HSH Nordbank, größter Schiffsfinanzierer der Welt, hat allein ein Schiffsfinanzierungsportfolio von rund 27 Mrd. Euro in der Bilanz. Bei einer Abwertung von 20 Prozent entstünde bereits ein Verlust von mehr als 5 Mrd. Euro.

Stefan

Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Stefan »

War man bisher der Auffassung, man müsse den Markt stützen, weil er "too big to fail" sei, sickert langsam aber sicher die Erkenntnis durch, daß er "too big to save" ist.
Die Folge sind Insolvenzen und ein vollständiger Kollaps.

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holzi
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von holzi »

Stefan hat geschrieben:War man bisher der Auffassung, man müsse den Markt stützen, weil er "too big to fail" sei, sickert langsam aber sicher die Erkenntnis durch, daß er "too big to save" ist.
Die Folge sind Insolvenzen und ein vollständiger Kollaps.
Lass nur, der Markt reguliert sich gerade von selbst! : :kugel: :

Paul Heliosch
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Paul Heliosch »

holzi hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:War man bisher der Auffassung, man müsse den Markt stützen, weil er "too big to fail" sei, sickert langsam aber sicher die Erkenntnis durch, daß er "too big to save" ist.
Die Folge sind Insolvenzen und ein vollständiger Kollaps.
Lass nur, der Markt reguliert sich gerade von selbst! : :kugel: :
-grins- ...dachte ich bisher auch, daß nämlich sich der freie Markt mitnichten selbst reguliere, ...möglichwerweisses gibt es einen Parameter, der die ganze Keynianerbande zu bestätigen scheint - den Parameter der "kritischen Größe"...

Stefan

Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Stefan »

Der Markt reguliert sich ja auch selber. Leider haben die Keynesianer dermaßen rumgepfuscht, so daß die ganzen Eingriffe nun mitreguliert werden.
Von mir aus kann sich der Staat völlig raushalten. Dann geht's schneller, gründlicher und vor allem zügiger wieder bergauf.

Paul Heliosch
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Paul Heliosch »

Mich würde jetzt wirklich einmal interessieren, wie hoch der Kreuzgängster-Anteil der bisherigen sog. "Verlierer" aufgrund der Krise wirklich ist. Gibt es dazu irgendwo eine Umfrage?

Bei dieser ganzen sog. Finanzkrise geht es m. E. lediglich um das Thema "Entschuldung". Bei genauerer Betrachtung scheint mir das historische sog.
"Joweljahr" nichts anderes als eine Neubewertung hinsichtlich dieses Themas zu sein - Man überliess die Neubewertung eben nicht dem Zufall sondern unterwarf sie einer Rückkehrregelung, die da heisst "alles zurück auf LOS".
Die heute erforderliche "Neubewertung" enthält also irgendwo die ( immer wieder erforderliche ) "Entschuldung". Die Lösung könnte also in einer Neubewertung liegen... jetzt kann man noch darüber nachdenken, welche bisher unterbewerteten Werte man NEU weil höher bewertet...

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Ewald Mrnka
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Ewald Mrnka »

Stefan hat geschrieben:Der Markt reguliert sich ja auch selber. Leider haben die Keynesianer dermaßen rumgepfuscht, so daß die ganzen Eingriffe nun mitreguliert werden.
Von mir aus kann sich der Staat völlig raushalten. Dann geht's schneller, gründlicher und vor allem zügiger wieder bergauf.
Der "Staat" kann sich nicht heraushalten, denn die "Krise" wird ungeheure politische Verwerfungen hervorrufen.

Daher die Versuche zu prolongieren: "Wo bleibt die Armee Wenck?" :breitgrins: .
Im Bunker versucht man Zeit zu schinden.

Das ist nachvollziehbar, menschlich verständlich. Jeder Delinquent hofft auf einen Aufschub.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Stefan

Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Stefan »

Jetzt kommen der Krieg als Lösungsalternative in die Diskussion:

Konjunkturprogramm Weltkrieg

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Ewald Mrnka
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Ewald Mrnka »

Stefan hat geschrieben:Jetzt kommen der Krieg als Lösungsalternative in die Diskussion:

Konjunkturprogramm Weltkrieg
So ein anständiger Krieg wäre natürlich ideal für die Amis. WK I & II waren ja wirtschaftlich-politische Gesundbrunnen - heute geht das nicht mehr so glatt über die Bühne. Man testet das seit dem 11. September aus, aber die Ergebnisse sind offenbar nicht so richtig zufriedenstellend:

Die größte imperialistische Macht ist zu sehr heruntergewirtschaftet und die Vasallen sind dekadent und unwillig.

Vielleicht werden wir eine Neuauflage von etatistischen Lösungsversuchen erleben, wie sie schon mal in den 30-ern des vergangenen Jahrhunderts z.T. praktiziert worden sind. :breitgrins:
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Peregrin
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Peregrin »

Erstaunliche Sachen dürfen da nun in Deutschland publiziert werden:
http://www.faz.net/s/Rub48A3E114E72543C ... ntent.html
Beim Schlußparagraphen hört man förmlich den Chefredakteur.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Ewald Mrnka
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Ewald Mrnka »

Peregrin hat geschrieben:Erstaunliche Sachen dürfen da nun in Deutschland publiziert werden:
http://www.faz.net/s/Rub48A3E114E72543C ... ntent.html
Beim Schlußparagraphen hört man förmlich den Chefredakteur.
Ein interessanter, ein notwendiger Text. Die Wahrheit ist nicht aufzuhalten - auch Wächterräte können Aufklärung auf Dauer nicht verhindern.
Und das ist gut so :breitgrins: .
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cantus planus
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von cantus planus »

Ob es aufzuhalten ist, wird man sehen. Ob die Gedanken frei sind, ist auch nicht mehr sicher.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Ewald Mrnka
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Re: Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG

Beitrag von Ewald Mrnka »

cantus planus hat geschrieben:Ob es aufzuhalten ist, wird man sehen. Ob die Gedanken frei sind, ist auch nicht mehr sicher.
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Die Gedanken sind immer noch frei (obwohl die Entwicklung von leistungsfähigen Lügendedektoren Fortschritte macht), das ist (noch) sicher - man kann (darf) sie nur nicht laut (in der Öffentlichkeit :breitgrins: ) aussprechen. So frei war man auch schon unter Metternich.

Das war in der Bundesrepublik noch vor paar Jahren etwas anders; daran kann ich mich noch gut erinnern.

Man wird notwendigerweise die Meinungsfreiheit weiter einschränken müssen, denn schließlich ist Meinungsfreiheit ein hoher Luxus, den die Herrschenden den Untertanen in Krisenzeiten nicht ohne weiteres gewähren können.

Dafür muß man als loyaler Bürger Verständnis haben :ja: .
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