Mel Gibson - The Passion of the Christ

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beth
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Beitrag von beth »

Wenn ich so die Kommentare lese, bin ich froh, mir diesen Schinken nicht angeschaut zu haben. Mir wird fast schon übel wenn ich diese religiösen Erbauungsemotionen hier lese. Jesus würde sich im Grab umdrehen(Sprichwort), wenn er das könnte.

Was lernen wir aus dem Film? Nichts, weil man diese Geschehnisse ohne die Vorgeschichte und Geschichte des Judentums und das Alte Testament nicht versteht. Was Jesus wollte und was mit Messias gemeint war und ist, kommt nicht zum Ausdruck. Der Christ lernt aus dem Film nichts, der Nichtchrist versteht darin nichts. Beide verbringen die zwei Stunden, die der Film dauert, besser mit der Lektüre des Markusevangeliums. Das ist um einiges spannender, und authentischer. Ratzingers Kommentar dazu, er lehnt jeden Jesusfilm ab, kann ich nur zustimmen.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass der Film unter theologischem Gesichtspunkt sehr verkürzt ist. Wo bleibt die Botschaft von der Auferstehung? Dieser - zentrale - Aspekt, wird nur am Rande angeschnitten. Der Film ist eine Gewaltorgie, ein Gruselfilm mit einer fragwürdigen Botschaft.

Auf der anderen Seit scheint er durchaus freudige unerwartete Konsequenzen zu haben. Mehrfach wird berichtet, dass Mörder sich den Film angeschaut und anschliessend ihre Taten gestanden haben. Vielleicht sollte die Kirche Mel Gibson heilig sprechen und die DVD als Reliquien verkaufen?
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Schade dass Lk 23 50 - 56 im Film weggelassen wurde und Lk 24 1 - 12

Ist euch aufgefallen, dass der Esel voll gegrinst hat, als Judas da so hängte? :roll:

Edith
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Beitrag von Edith »

also... wer hat den Film denn jetzt alles gesehen... und:
soll man ihn sich anschauen, oder nicht, und warum?

Ralf

Beitrag von Ralf »

Unter anderem haben Stefan, Niels und ich gesehen (zusammen). Dann wohl noch Robert, Tamir, Kordian, lancelot, Erich D....

Ob Du ihn sehen "solltest"? Weiß ich nicht. Ich gehöre nicht zu den "Auf jeden Fall"-Leuten, genauswenig wie zu der "Auf keinen Fall"-Fraktion.

Der Film ist sehr brutal, aber eine Geißelung war damals sehr brutal (da das alle frühen Leser der Evangelien wussten, musste man da nichts Großartiges ausführen) - dazu noch von sadistischen römischen Soldaten.
Ich halte die Gewalt für oft überzeichnet, aber legitim.

Antisemitisch ist der Film sicher nicht.

Er hat interessante Rückblicke ins Leben Jesu, vieles ist natürlich nicht so in den Evangelien, aber die sind ja auch kein Drehbuch.

Du wirst auch viele Elemenete der kath. Frömmigkeit finden.

Cineastisch ist er kein Meisterwerk, allerdings auch überhaupt nicht total desaströs, wie manche Kritiker meinen. Ein Nicht-Angelsachse hätte ihn anders gedreht.

Alles in allem war der Film für mich ein Gewinn - ich schaue mehr aufs Kreuz und die Muttergottes ist mir als Mutter näher gebracht worden.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ralf hat geschrieben:Unter anderem haben Stefan, Niels und ich gesehen (zusammen).
Seit ihr alle Nachbarn und grillt am Wochenende zusammen oder was? 8)

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Tamira
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Beitrag von Tamira »

Da offenbar keiner Kordian eine Antwort geben will, tue ich dies: ;)
Kordian hat geschrieben:
Tamira hat geschrieben:daß Simon von Syrene

Wer war das denn? Der Jude aus dem Volk, der von den Römern gezungen wurde Jesus zu helfen?
Ja. Allerdings übernehme ich für die Schreibweise keine Haftung :kratz:
Wer war denn die fremde Frau die Jesus zu trinken geben wollte? Sie hatte ja auch bischen Blut von Jesus aufgewischt.
Ich weiß jetzt nicht, ob wir die gleiche Szene vor Augen haben, aber wenn Du die meinst, wo die Frau auch ein Tuch in der Hnd hatte, das am Ende Blutverschmiert war, dann dürfte es die Szene gewesen sein, wo in unserem Kreuzweg "Veronika Jesus das Schweißtuch reicht". Die Frau müßte also Veronika gewesen sein.

Beim Film hatte ich aber das Gefühl, dass vieles Gesagte nicht ins deutsche übersetzt wurde.
Stimmt; aber mich hat das nicht weiter gestört, da die Bilder genug ausgesagt haben.
Und wie ging es weiter? Wurde der Tempel am Ende nach 3 Tagen wieder aufgebaut?
Puh, jetzt wird es etwas schwieriger. :kratz:

Also, Jesus hat ja nicht den Tempel in Jerusalem gemeint, sondern sich selber. Sprich: es sollte heißen: Daß er am dritten Tage auferstehen wird. Die Leute haben das damals (auch) falsch verstanden. Daß der Vorhang im Tempel auch entzwei ging, sollte, denke ich mal symbolisieren, daß Jesus starb. D. h. heißt, daß eigentlich deutlich werden soll(te), daß Jesus, also Gott und der "Tempel" zusammen gehören.

Der Tempel (als Gebäude) an sich wurde 70 n. Chr zerstört. Das einzige was davon übrig blieb, ist der Teil der heute Klagemauer in Jerusalem ist.

Ich hoffe, daß Dir die Antworten geholfen haben.

Ich finde es übrigends richtig super mit anderen über den Film zu reden, weil bei jedem etwas anderes "hängen geblieben ist" und man sich dadurch richtig super austauschen kann.

Ich wünsche allen noch einen guten Tag.

Liebe Grüße

Tamira

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Die Kirche von Frankreich hat nun in einer offiziellen Stellungnahme prinzipiell von Mel Gibsons Film abgeraten. Die Bischöfe kritisieren vor allem, dass in diesem Film, der die Passion von dem Leben und der Verkündigung Jesu isoliert (trotz einigen kurzen Flash-Backs und Ausblicken), das Gesicht Christi nicht genug zum Vorschein kommt, sondern der Schwerpunkt hauptsächlich auf unsere zeitgnössischen Obsessionen liegt: Angst des Bösen, Faszination für die Gewalt, Suche nach Schuldigen... Ausserdem fragen sie: Ist es nicht paradox, einen Fil über Jesus zu drehen, den Kinder nicht mal sehen dürfen. Weitere Infos auf www.cef.fr.
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(Diogenes Laërcius)

Petra
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Beitrag von Petra »

>Ainsi, indépendamment de savoir si le film est intentionnellement antisémite, il pourrait être utilisé pour conforter des opinions antisémites.<

:kratz: Die Stelle kenne ich irchendwoher. :kratz:

Biggi
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Beitrag von Biggi »

Kordian hat geschrieben:Ist euch aufgefallen, dass der Esel voll gegrinst hat, als Judas da so hängte? :roll:
Wenn deine Haut und Gesichtsmuskulatur bereits halb verwest wäre, würdest du auch grinsen - auch ohne den Anblick eines baumelnden Judas... ;D Liegt einfach an der dadurch entstehenden Entblößung der Zähne!

LG
Biggi

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Edith hat geschrieben:also... wer hat den Film denn jetzt alles gesehen... und:
soll man ihn sich anschauen, oder nicht, und warum?
Ich kann nur sagen, dass über den Film nur "geurteilt" werden sollte, wenn man ihn auch gesehen hat. Ich habe mich zu Beginn diese Threads leider dazu hinreißen lassen, das Gegenteil zu tun.
Schwierig wird eine "Empfehlung" dadurch, dass schon so viel darüber diskutiert wurde. Eigentlich hab ich ihn mir dann angesehen, um wirklich mitreden zu können.
Meine Eindrücke habe ich weiter vorn geschildert.

Bernd Heinrich

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Petra hat geschrieben:>Ainsi, indépendamment de savoir si le film est intentionnellement antisémite, il pourrait être utilisé pour conforter des opinions antisémites.<

:kratz: Die Stelle kenne ich irchendwoher. :kratz:
Übersetzt Du mal? Nicht alle sprechen Französisch.

Bernd Heinrich

Edith
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Beitrag von Edith »

Ich frage mal anders:

- betrachtend den Kreuzweg beten.
- Passion of Christ ansehen.

Was ist der Unterschied?

Ralf

Beitrag von Ralf »

Das wurde ich auch schon anderswo gefragt.

Als Menschen sind wir keine Geistwesen, und es tut uns durchaus mal gut, mit nahezu allen Sinnen die Passion zu erleben (natürlich ist der Film nicht die Version, schlechthin, aber das dürfte ja klar sein).

Ralf

Beitrag von Ralf »

Petra hat geschrieben:>Ainsi, indépendamment de savoir si le film est intentionnellement antisémite, il pourrait être utilisé pour conforter des opinions antisémites.<
Übersetzung (so jut es jeht):

"Daher, unabhängig vom Wissen, ob der Film antisemitische Absichten verfolgt, könnte er benutzt werden, um antisemitisches Gedankengut zu bestätigen."

Anders gesagt: der Messerschmied ist dafür verantwortlich, wenn der Käufer kein Brot schneidet, sondern seine Frau ersticht.
Zuletzt geändert von Ralf am Donnerstag 1. April 2004, 13:13, insgesamt 1-mal geändert.

Petra
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Beitrag von Petra »

Petra hat geschrieben:>>Unabhängig davon, ob der Film von seiner Intention her antisemitisch ist, besteht die Gefahr, dass der Film im Sinne antisemitischer Propaganda instrumentalisiert werden kann.<<
So stand es in dem Brief, der hier auf Seite 24ff diskutiert wurde.

Beitrag, aus dem obiges Zitat stammt.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Ralf hat geschrieben:Das wurde ich auch schon anderswo gefragt.

Als Menschen sind wir keine Geistwesen, und es tut uns durchaus mal gut, mit nahezu allen Sinnen die Passion zu erleben (natürlich ist der Film nicht die Version, schlechthin, aber das dürfte ja klar sein).
Entschuldige Ralf..... Es gibt Menschen, die Passion noch viel mehr mit allen Sinnen erleben. Nicht im weichen Kinosessel mit guten Freunden rundum.

Tut mir leid, aber das halt ich nicht aus, wenn das als das fast autentische Erleben der Passion hingestellt wird.

Ich glaube Du hast selbst geschrieben, Du kennst Leute, die gefoltert wurden. Glaubst Du nicht, die würden sich nicht ernst genommen fühlen, wenn jetzt jeder, der da bei diesem Film im Kinosessel mit dabei war, behauptet, dass er sinnlich nachempfinden kann, wie das ist, gefoltert zu werden? Wenn ja, wenn Dus wirklich nahezu autentisch an Dir erlebt hast, dann bist Du jetzt wahrscheinlich fällig für eine langwierige Traumatherapie. Schlaflose Nächte, Panikattacken usw.

Ich habe sehr großen Respekt, vor Menschen, die so etwas durchgemacht haben.

Tut mir leid, konnte nicht anders. Es ist keine Kritik am Film, sondern an dem Mißverständnis, zu glauben, mit dem Betrachten dieses Films könne man die Passion wirklich autentisch als Erfahrung nachvollziehen.

Julia
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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Edith hat geschrieben:Ich frage mal anders:

- betrachtend den Kreuzweg beten.
- Passion of Christ ansehen.

Was ist der Unterschied?

Ich habe den Film nicht gesehen. Aber den Kreuzweg kann man im Gebet betrachten. Im Gebet kann ich Schreckliches näher an mich heran lassen, als ohne Gebet. Daher vermute ich, dass ich den Kreuzweg tiefer empfinden kann, mich mehr einlassen kann.

Herzliche Grüße
Julia
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Julia, ich rede nicht davon, dass der Zuschauer die Passion an sich erlebt, sondern dass er eben mal anders als sonst die Passion Christi erlebt. Muss ich das extra erwähnen?

Außerdem schließt das eine (Film) das andere (Betrachtung) nicht aus, im gegenteil, vielleicht bereichern sie sich ja gegenseitig.

Aber ich bin es leid, den Film verteidigen zu müssen (dabei will ich das gar nicht!). Wer ihn sich nicht ansehen will, wird schon seine Gründe für sich dazu haben. Eine Bitte nur: macht diese Gründe nicht zu theologisch, es ist schließlich nur ein Film, trotz allem.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Ralf hat geschrieben:Julia, ich rede nicht davon, dass der Zuschauer die Passion an sich erlebt, sondern dass er eben mal anders als sonst die Passion Christi erlebt. Muss ich das extra erwähnen?
Ich empfinde es schon als wohltuend, wenn es extra erwähnt wird. Danke.

Der Vergleich zum Kreuzweg, war kein Schlechtmachen des Films, sondern ein Mutmaßen, wie verschieden beides auf mich wirken könnte. Und dass für mich das Kreuzwegbeten wahrscheinlich das tiefere Erlebnis wäre.

Herzliche Grüße
Julia
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Josef Steininger
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Beitrag von Josef Steininger »

Bericht der Tagespost vom 30.3. über ein Interview mit Kardinal Ratzinger:
>> Angesprochen auf den Passionsfilm von Mel Gibson, meinte Kardinal Ratzinger, er habe den Film nicht gesehen, weil es ihm gehe wie den Kindern des Regisseurs. Mel Gibson habe gesagt, er zeige seinen Kindern den Film nicht, weil sie zu zarte Seelen haben. Auf scherzhafte Nachfragen der Journalisten, bestätigte Ratzinger lachend, er habe eine zu zarte Seele – „schauen Sie mich an!“. <<

Da es mir genauso geht wie Kardinal Ratzinger, habe ich mich außerordentlich gefreut, dass er das so offen gesagt hat. Ich denke, man braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man sich den Film nicht anschaut, weil man sich ihm nicht gewachsen fühlt.

Was mir im übrigen an der Sache nicht gefällt, ist, dass Mel Gibson offensichtlich einer Gruppierung, der sog. „Holy Family“, nahe steht, die sich nicht in die Ordnung der katholischen Kirche einfügt. Es wird immer wieder berichtet, dass er tridentinische Messen besucht. Dagegen ist nichts zu sagen, sofern es sich um solche handelt, die von der zuständigen kirchlichen Behörde genehmigt sind. Das ist hier aber wohl zu bezweifeln.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Danke Josef.
Das macht mir Kardinal Ratzinger (und Dich) sympatisch.
Dass der Film ein Test sein soll, wie hart man die Realität verträgt, und damit, wie gläubig man ist, diese Untertöne haben mich schon lange gestört.
Erstens ist der Film nicht die Realität. Zweitens, wenn ich mir das Anschauen kann und wirklich nachempfinden kann, was damals geschah (was ich allerdings bezweifle), dann kann ich nicht ein paar Minuten schweigen, nachdenklich nach Hause gehen und am nächsten Tag meine Büroarbeit machen. Dann wäre ich zu erschüttert, um in der nächsten Tagen ein normales Leben zu führen.

Zu meinem Glauben gehört auch, dass ich mir bewußt bin, dass Jesus Christus etwas ertragen hat, das ich nie ertragen könnte, und nicht einmal als tatsächlicher Zuschauer gut verarbeiten könnte. Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Jünger unter dem Kreuz fast ausnahmslos fehlten. Wir heute allerdings sind "cooler".

Das sind jetzt wiederum keine Argumente gegen den Film als solchen. Aber gegen die Anschauung, die mir manchmal in der Diskussion mitzuschwingen scheint, dass, wer den Film nicht sehen will, sich verweichlicht der Realität der Passion entziehen will.

Julia
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Vielleicht sollten wir erwähnen, dass dieser Film von einer Privatperson gemacht und finanziert wurde. Darum verstehe ich absolut nicht, warum sich die Kirche überhaupt zu den Werken von Privatpersonen bekunden sollte.

Wenn ein Kardinal Meisner einen Film drehen würde, über seine Gemeinde in Köln oder sowas, das wäre dann was völlig anderes, weil keine Privatperson ist, sondern ein hoher Vertreter der Kirche und als im Auftrag und Namen der Kirche tut. Zu so einem Film vom Kardinal kann und soll die Kirche Stellung nehmen.

Aber ob ich jetzt eine Runde mit dem Fahrrad drehe oder ein Mann einen Film über Jesus dreht, ist doch ein und das Selbe und geschieht weder im Auftrag der Kirche, noch im Namen dieser.

Mann kann höhstens drüber streiten, ob die weltlichen Rechte an christlichen Personen nur der Kirche gehören sollen, wofür ich wäre, oder ob die Rechte an christlichen Personen allen gehören. Denn wenn diese Rechte allen gehören, dann ist klar, dass alle irgendetwas mit christlichen Personen anstellen können.

In manchen Branchen sind die Rechte irgenderlche Künstler beschützt, so das nicht jeder einen Film ein Buch oder was weiß ich, über diesen Menschen produzieren dürfen. Wieso hat die Kirche nicht die Rechte an allen Christlichen Personen?

Ralf

Beitrag von Ralf »

Gegen menschliche Gründe diesen Film zu sehen, liebe Julia, habe ich gar nichts, auch wenn ich das durchaus ganz anders sehe und ein "sich dem Elend aussetzen" auch in anderen Lebenslagen durchaus befürworte (zwei Episoden habe ich hier kurz erwähnt). Mich stört nur enorm das Ablehnen aus theologischen Gründen, da die Theologie in einem Diskurs stattfindet und gerade das ein Grund für den Film sein müsste.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Hallo Ralf,

Du beschreibst in dem link, wie jemand nicht bereit war, Berichte über Hunger bzw. Mißbrauch und Straßenstrich anzuschauen, mit den Worten: "Das kann ich nicht anschauen".

Geronimo hat irgendwo in etwa geschrieben, er kann diese Dritte-Welt-Problematik in der Kirche nicht mehr hören.

Mich nervt der Gibson-Film (persönliches Urteil, kein grundsätzliches Urteil).

Da stellt sich bei mir jetzt die Frage (noch nicht voraus beantwortet, kommt mir gerade erst in den Sinn):

Wie und wo lasse ich Leid an mich heran. Wann ist es sinnvoll? Wo hat es positive Konsequenzen. Wann hat es etwas mit Christentum zu tun?

Vielleicht wäre das ein Thema für einen neuen thread? Aber nur, wenn das mehrere hier interessiert. Würde aber zur Fastenzeit passen. (Ich bin bloss selbst leider ab Sonntag für zwei Wochen nicht mehr da, könnte also nur noch kurz mitdiskutieren).

Herzliche Grüße
Julia
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Josef Steininger hat geschrieben:»Da es mir genauso geht wie Kardinal Ratzinger, habe ich mich außerordentlich gefreut, daß er das so offen gesagt hat. Ich denke, man braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man sich den Film nicht anschaut, weil man sich ihm nicht gewachsen fühlt.«
Das ist doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit, Josef. Aber du hast wohl schon Recht, daß bei manchen Propagandisten es fast so klingt, als sei es absolute Christenpflicht, sich den Film anzuschauen. Wenn ich da lese, was von gewissen Agenturen an Sensationsmeldungen verbreitet wird, nach der Art: »Mörder sah Passionsfilm und stellte sich der Polizei«, dann frage ich mich mitunter schon, wann die Schlagzeile kommt: »Hund sah Gibson-Film: Alle Flöhe weg«.

Will sagen: Es gibt ungute Übertreibungen. Ein Film bleibt ein Film bleibt ein Film.

Wichtig ist mir festzustellen, daß dieser Film durch und durch orthodox katholisch ist. Er steht auf dem Boden der Tradition, des überlieferten Schatzes. Daß heute ein solcher Film möglich ist, das ist vielleicht das Bemerkenswerteste an der ganzen Sache. Unabhängig davon, ob einem die konkrete künstlerisch-handwerkliche Umsetzung zusagt.

Künstlerisch anregend ist der Film aber auf alle Fälle. Es entstehen bereits Nachfolgewerke. Eben brachte zum Beispiel meine Tochter, angeregt von Szenen-Photographien aus Gibsons Passionsfilm, mir dies Werk:

Bild

Der Kommentar der Künstlerin: »Das ist der Jesus Christus. Die haben ihn genagelt! Das könnt ihr mitnehmen, wenn ihr ins Kino geht.«
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Das erinnert mich jetzt daran, wie mein jüngerer Sohn (da war er vielleicht so drei Jahre alt) einmal vor einer Kirche, vor der sich bereits vorm Gottesdienst eine Menge Menschen versammelt hatten (es war vor dem Kinderkreuzweg) laut rief: "Wann wird Jesus denn jetzt ans Kreuz geschlagen? Dauerts noch lange?"

Mhmm ... :roll:

Geronimo

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Tamira
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Beitrag von Tamira »

Hallo alle zusammen,

bitte versteht mich jetzt nicht falsch, aber ich finde es langsam echt unmöglich, daß Leute, die (noch) nicht im Film waren mir erzählen wollen, daß er zu grausam ist. Das Urteil kann man sich nur erlauben, wenn man drin war.

Wer den Film nicht sehen will, (aus welchen Gründen auch immer), ok, aber daß man, wenn man in dem Film war (auch aus welchen Gründen auch immer) "unterstellt bekommt Hardliner zu sein, finde ich auch etwas unfair. (das schließe ich aus der Disskusion, daß man dies sein "muß", um den Film zu ertragen.) Ich bin auch kein "Holzklotz", sondern "zart beseitet"; trotzdem war ich im Film.

Normalerweise lehne ich jegliche Gewalt ab.

Am Mittwoch hat die Gemeindereferentin unserer Gemeinde erzählt, daß sie zusammen mit dem Kaplan, den Firmlingen (ca. 40 Leute) und den Firmbegleitern im Film war. Sie hatte sich am Anfang sehr dagegen gewährt, aber letztendlich muß ihr der Film wohl doch "gefallen" haben.

Das ist es was ich meine, daß viele Leute zu viel auf das geben, was andere sagen, die wiederrum auch nicht im Film waren.
Das ist hier nicht auf's Forum bezogen, sondern auch in meiner Umgebung der Fall.

In Matrix gehen komischerweise alle rein ...

Ich denke, daß viele, die für diese negativen Schlagzeilen sorgen, auch wenn sie es nicht sagen, sich nicht daran stören, daß es ein gewaltätiger Film ist, sindern um Jesus und sein leiden. :motz:

Mit diesem Beitrag will ich niemanden angreifen; ich wollte nur darlegen, was mich halt stört.

Liebe Grüße udn allen ein erholsames Wochenende
Tamira

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

@Josef:
Ich habe mir den Film auch nicht angeschaut. Ich finde es einfach toll, dass es so einen Film überhaupt gibt und dass so viele Leute ihn ansehen. Damit hätte wohl keiner in Hollywood gerechnet. Tja, die Menschen sind halt doch nicht so leicht einzuordnen, wie manche glauben.

Meine Nerven sind für solch einen Film nicht geeignet, aber ich habe Ausschnitte draus gesehen. Es ist einfach gut, dass dieser Film genauso wie er ist, gedreht wurde.

Geronimo

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Tamira hat geschrieben:Hallo alle zusammen,

bitte versteht mich jetzt nicht falsch, aber ich finde es langsam echt unmöglich, daß Leute, die (noch) nicht im Film waren mir erzählen wollen, daß er zu grausam ist. Das Urteil kann man sich nur erlauben, wenn man drin war.
Ob Du jetzt mich meinst, weiß ich nicht. Aber jedenfalls habe ich nicht gesagt, dass der Film zu grausam ist (da müßte man erst definieren, zu grausam in Bezug auf was).

Ich fand es bloß widersprüchlich, wenn - so hatte ich den Eindruck bei Ralf oder anderen, bei Ralf wohl fälschlicherweise - behauptet wird, dass man bei diesem Film quasi autentischer Zeuge ist (oder das man ihn sich als Christ anschauen müsse). Von einem autentischen Zeugen erwarte ich, dass er völlig bestürzt den Ort des Geschehens verläßt.

Wenn das bei Kinobesuchern nicht der Fall ist (nur eine gewisse Betroffenheit), dann gibt es zwei Möglichkeiten:

der Film vermittelt längst nicht so ein autentisches Erlebnis, wie behauptet wird (oder wie es auf mich wirkt, dass behauptet wird)
oder die Menschen sind abgestumpft "cool", wie sich das scheinbar positiv heute nennt.

Wollte ich nur klarstellen.

Julia
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T. Boesche-Zacharow

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Tamira
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Beitrag von Tamira »

Hallo Julia,

nein ich hatte Dich nicht (persönlich) gemeint. Es war von mir allgemein gesprochen. Ich hatte am Mittwoch Abend mit einem Bekannten eine ähnliche Diskussion, der über den Film schimpfte, aber nicht im Kino war.

Das hört sich vielleicht jetzt "lustig an, aber vielleicht hängt es auch damit zusammen wo man sitzt. Ich würde mich nicht als "autentischen Zeugen" bezeichnen. Ich habe an manchen Stellen geweint, weil sie mir sehr nahe gingen. Trotzdem, es war "nur" ein Film, aber einer, der die Geschichte wieder spiegelt, die vor ca. 2000 Jahren statt fand.

Daß Leute in den Film rein gehen, weil sie das "anturnt" (Satan spielt ja auch mit) könnte ich mir vorstellen, habe dies aber noch nicht erlebt. Die meisten sind ziemlich gerührt von diesen Film.

ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
Tamira

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