Antiamerikanismus in Deutschland

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Tacitus
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Antiamerikanismus in Deutschland

Beitrag von Tacitus »

Laut eines Berichtes von www.zeit.de sind die Amerikaner den Deutschen besonders unsympatisch. Diese Antpathie teilen sie zwar - nach einer Studie - mit einem Großteil der Weltbevölkerung, aber: Nur in moslemischen Ländern sind die Amerikaner noch unbeliebter?
Ich frage mich, weshalb Antiamerikanismus ausgerechnet bei uns grassiert? Haben die Deutschen vergessen, wer sie vom Faschismus (zumindest federführend) befreit hat, wer die neugewonnene Freiheit seit Jahrzehnten und bis heute schützt, wer wirtschaftliche Aufbauhilfe geleistet hat, nach wem gerufen wird, wenn es irgendwo auf der Welt nicht funktioniert?
Aber der Hass auf Amerika scheint seit dem 19. Jahrhundert eine unausrottbare Konstante in der kollektiven deutschen Psyche zu sein. Ebenso übrigens wie eine andere Konstante: der Hass auf sich selbst. Die oben angeführte Umfrage ergab, dass die Deutschen nicht nur die Amis, sondern auch sich selbst nicht mögen.
Wenigstens was!

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Ich glaube das hat niemand vergessen, aber deshalb unbedingte Loyalität, auch wenn sich die Amis wie Größenwahnsennige aufführen.
Der Teufel ward einst der Lcihtträger, oder?

LG
Firoe
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Nietenolaf
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Re: Antiamerikanismus in Deutschland

Beitrag von Nietenolaf »

Tacitus hat geschrieben:Haben die Deutschen vergessen, wer sie vom Faschismus (zumindest federführend) befreit hat...
Ja, das haben sie, das wird in Deinem Beitrag deutlich. Was meinst Du denn mit "federführend"? Wer schützt bitte gleich nochmal die Freiheit? Die Freiheit wovon eigentlich?

(Dieser Politik-Quatsch ist ein Thema mit unheimlich vielen Leidenschaften, deswegen ist es auch praktisch das einzige, was seit Tagen hier im Forum halbwegs konstant Beteiligung hat. Unheimlich schade! Hier zerfleischt sich nicht die Linke, wie Stefan meint, sondern die "Christliche". Und letzten Endes ist alles nur Palaver.)

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Unbedingte Loyalität? Davon habe ich nichts gesagt, FioreGraz. Aber vielleicht so etwas wie kritische Solidarität mit den USA. Schließlich haben wir doch sowas wie diesselben Grundwerte. Ich weiß, die gelten dort manchmal garnicht so viel. Aber wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Und was hältst Du von der Tatsache, dass z.B. China höhere Sympathiewerte genießt?
Mit "federführend", Nietenolaf, meine ich, dass es ohne die Vereinigten Staaten wohl nicht gelungen wäre, Hitler zu schlagen.
Wovor sie die Freiheit geschützt haben? Vor der Unfreiheit natürlich. Und dazu fällt Dir vielleicht doch einiges ein.
Vielleicht stimmt der Satz doch: Die Freiheit hat in Deutschland keine Heimat.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

1918 waren die Amerikaner die Sieger.
1945 waren sie Sieger, Henker und Erzieher. Wir waren Wachs in ihren Händen, mittlerweile sind wir ihr williger Schatten.
Die Amerikaner sind hassenwert. Es ist ihnen gelungen die Moral auf fast der gesamten Erdoberfläche in die Tiefe stürzen zu lassen.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Weshalb hassenswert?

Liebe Deine Feinde, Ewald Mrnka! Wir sind im Kreuzgang!

beth
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Beitrag von beth »

@Ewald,

Wo bleiben dein christlicher Wertekodex wie schon Tacitus anmerkt?

Wenn schon, dann waren sie (die Amerikaner) in erster Linie Befreier, Helfer und Vorbilder für die inzwischen auch von uns erlernte Demokratie. Dass kein Mensch und auch kein Land bzw. Staat makellos ist, ist doch normal, das wissen wir doch oder könnten wir doch eigentlich wissen.

Demokratie und auch das Christentum kann doch für uns nicht hassenswert sein, es sei denn, du bekennst dich zu einem „issmus“ wie Fanat-, Fundamental- oder sonstigen, aber dann hat das mit Christentum nichts am Hut.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Tacitus hat geschrieben:Weshalb hassenswert?

Liebe Deine Feinde, Ewald Mrnka! Wir sind im Kreuzgang!
Ja, das wäre eigentlich die richtige Haltung, wenn denn "die Amerikaner" hassen würde.

Ich stelle aber auch diesen ausgeprägten Antiamerikanismus fest, der die Gesellschaft schon seit langem prägt. Dabei sollten wir Deutsche doch eigentlich sehr sensibel sein, ganze Nationen, Völker oder Volksgruppen pauschal zu hassen; aber es ist immer noch üblich, in diesen nationalen Kategorien zu denken.

Eigentlich bezieht sich der Haß auf bestimmte Typisierungen, oder auf eine Politik, oder resultiert auch nur aus einem Neidgefühl gegenüber "stärkeren" Nationen. Die USA sind wohl auch deswegen unbeliebt, weil sie oftmals ein gewisses Sendungsbewußtsein verinnerlicht haben und weil sie unbestritten in ökonomischen bzw. militärischen Fragen weltweit eine Vormachtstellung haben. Dann sollte man aber auch dies, also den Staat kritisieren (nicht hassen, Emotionen sind hier fehl am Platz).

Leider schlägt diese Kritik aber bei manchen, oftmals einfach gestrickten Leuten in Haß um - und schlägt sich auf die Einzelnen Staatsangehörigen durch. So wird plötzlich nicht mehr der Staat gehaßt (was schon falsch wäre), sondern der Mensch. Und schon stecken wir im abscheulichsten Nationalismus, der nur vom Sündenbock leben kann.

Was das Verhältnis zu den USA angeht, so gibt es gewiß Kritikpunkte in ihrem Verhalten innerhalb der Weltgemeinschaft. Aber weitaus wichtiger wäre ein deutlicher Kritikpunkt in Richtung jener Staaten, die die Freiheit, Demokratie und Menschrechte mißachten und durch staatliche Willkür die Menschwürde mit Füßen treten. Hier hört man oft wenig, denn man kann nicht so ungefährdet draufhauen.

Kurz: Mich ekelt dieser fale Nationalismus an.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:Weshalb hassenswert?

Liebe Deine Feinde, Ewald Mrnka! Wir sind im Kreuzgang!
Das versuche ich und es gelingt mir nur sehr selten. Für mich ist Amerika das Böse schlechthin. Die Tschechen haben 1945 meinen Vater ermordet und meine Mutter, die mit mir im fünften Monat schwanger ging, zunächst ausgeplündert und dann mißhandelt. Ich habe den Tschechen schon seit Jahrzehnten verziehen. Mit Amerika ist das anders - ich war schon fast bei der Indifferenz angelang - da hatte die "Befreiungslüge" alles wieder eingerissen. Für das "hassenwert" habe ich meine Gründe; historische und philosophisch-politische Gründe. Ich kann sie in diesem Rahmen nicht auseinanderfalten; es fehlt die Zeit. Amerika (und was dahintersteht) ist für mich jedenfalls die Macht des Antichristen. Ich würde um keinen Preis der Welt dieses Land betreten.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Tacitus hat geschrieben:Wovor sie die Freiheit geschützt haben? Vor der Unfreiheit natürlich. Und dazu fällt Dir vielleicht doch einiges ein.
Deine Meinung, daß es ohne die Amerikaner nicht gelungen wäre, Hitler zu schlagen, in allen Ehren: ich sehe das nicht so. Aber mir fällt auch zur "Freiheit von der Unfreiheit" tatsächlich nichts ein. Dir etwa? Es fehlt halt bloß noch, daß man hier endlich wieder von der "bolschewistischen Bedrohung" redet, dann hat der Geschichtsrevisionismus nach dem Ende des Kalten Krieges vollen Erfolg gebracht.

Die Anlage (s.u.) bringe ich nur, damit die Proportionen dessen deutlich werden, was die Amerikaner zur Befreiung unternommen haben. Der "D-Day" war der 6. Juni 1944 (Neunzehnhundertvierundvierzig). Was genau ist jetzt die amerikanische "Federführung"?


Bild

Das Bild ist (inkl. aller Rechtschreibfehler) aus "The Times Illustrated History of Europe" von Felipe Fernández-Armesto, (c) Times Books, ISBN 0723007241.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Ewald,
was meinst Du mit "Befreiungslüge"?

Du meinst, die Amerikaner wären 1945 Henker gewesen. Wegen der Nürnberger Prozesse? Da waren auch andere Nationen beteiligt.
1945 waren die DEUTSCHEN Henker, Ewald, nicht die Amerikaner! Die Deutschen haben 1945 noch aus allen Rohren geschossen und bis in die letzten Kriegstage hinein Menschen liquidiert.

Du meinst, die Amerikaner waren Erzieher. Wohl wahr! Das hatten viele Deutsche auch nötig. In der ehemaligen DDR waren die Sowjets die Erzieher. Das hättest Du doch auch nicht gewollt, oder?

Die Amerikaner haben es nach Deiner Meinung geschafft, "die Moral in die Tiefe zu stürzen".
1. Jeder ist frei, zu tun und zu lassen was er will. Keiner wurde gezwungen. Und wenn Du mal nach Amerika gingst, würdest Du sehen, dass der Durchschnittsamerikaner "moralischer" ist als der Durchschnittseuropäer!
2. Die Moral in Deutschland war 1945 auf einem Tiefstand, wie er wohl selten in der Menschheitsgeschichte erreicht wurde!

Ich vertrete wirklich keinen Philoamerikanismus. Man muss die Maßstäbe manchmal aber doch klarrücken.

Sag mir doch bitte mal, woher Deine "Amerikaphobie" kommt?

Stefan

Beitrag von Stefan »

Nietenolaf hat geschrieben:Deine Meinung, daß es ohne die Amerikaner nicht gelungen wäre, Hitler zu schlagen, in allen Ehren: ich sehe das nicht so. Aber mir fällt auch zur "Freiheit von der Unfreiheit" tatsächlich nichts ein. Dir etwa? Es fehlt halt bloß noch, daß man hier endlich wieder von der "bolschewistischen Bedrohung" redet, dann hat der Geschichtsrevisionismus nach dem Ende des Kalten Krieges vollen Erfolg gebracht.


Die Sowjetunion hat zweifelsohne die größten Opfer im Kampf gegen Hitlerdeutschland gehabt, weit mehr als die Westallierten.
Man kann aber nicht gerade sagen, daß sie den Deutschen Freiheit gebracht hat.

Einen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat haben die drei Westallierten gebracht; und dabei haben Franzosen und Engländer nicht unbedingt die Federführung gespielt.

(Von einer bolschewistischen Bedrohung muß man allerdings er bei Lafontaine reden ;D )

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:Ewald,
was meinst Du mit "Befreiungslüge"?
Sag mir doch bitte mal, woher Deine "Amerikaphobie" kommt?
Die Deutschen wurden 1945 nicht befreit, sondern besiegt. Das sahen übrigens die Alliierten genauso. Die hatten überhaupt nicht vor, Deutschland zu "befreien". Nach dem Kriege hatte man die Deutschen zu Hunderttausenden vertrieben, vergewaltigt, ermordet und ausgeplündert. Es ist bestens bekannt, was Deutsche anderen getan haben - es ist weitgehend unbekannt, was den Deutschen angetan wurde - aber das Thema ist heiß, denn mittlerweile steht man im ach so meinungsfreien Deutschland schnell vor dem Kadi, wenn man leidenschaftsfrei und unparteilich "jüngste" Geschichte "aufarbeitet". Ich halte mich da raus. Man wird zu leicht mißverstanden.

Eine "Amerikaphobie" habe ich nicht. Ich betrachte das Phänomen Amerika kalten Herzens; sozusagen mit klinischem Interesse. Seit vielen Jahren. Was ich sehe, das finde ich durchaus hassens- und verachtenswert. Pol Pot fand ich übrigens auch hassenswert. Die humanitären Phrasen aus Amerika sind Wieselworte. Das sind Glaubenssätze einer verlogenen und verheuchelten säkularen Religion. Darauf gebe ich nichts. [color=#] [/color]

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Linus
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Beitrag von Linus »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Die humanitären Phrasen aus Amerika sind Wieselworte. Das sind Glaubenssätze einer verlogenen und verheuchelten säkularen Religion. Darauf gebe ich nichts.
Wohl Max Weber gelesen, wa? ;)
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Linus hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Die humanitären Phrasen aus Amerika sind Wieselworte. Das sind Glaubenssätze einer verlogenen und verheuchelten säkularen Religion. Darauf gebe ich nichts.
Wohl Max Weber gelesen, wa? ;)
Ich habe von Max Weber lediglich "Die Protestantische Ethik" gelesen. Was Du oben von zitierst sind ja schon längst Gemeinplätze; findet sich dergleichen bei Max Weber?. An die humanitäre Phrase glauben doch nur noch Blaustrümpfe, Idioten und Kinder. Die humanitäre Phrase ist schon lange politisches Kampfmittel der Amis & Engländer ("perfides Albion"), (zuletzt eingesetzt vor, im und nach dem Irakkrieg). Die sehr erfolgreiche Ausrottung der nordamerikanischen Indianer (bis auf kümmerliche Reste) wurde seinerzeit mit humaitären Phrasen ideologisch abgestützt.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Dafür ist China beliebt. Wieso auch auch immer. Die haben weder Erfolge im Sport, noch ist der Staat China klein und ein underdog.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Dafür ist China beliebt. Wieso auch auch immer. Die haben weder Erfolge im Sport, noch ist der Staat China klein und ein underdog.
Findest Du, daß die Chinesen wirklich beliebt sind?

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ewald Mrnka hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Dafür ist China beliebt. Wieso auch auch immer. Die haben weder Erfolge im Sport, noch ist der Staat China klein und ein underdog.
Findest Du, daß die Chinesen wirklich beliebt sind?
Mir sind keine antichineischen Demos in der EU bekannt. Auch werden von chinesische Politiker keine Parallelen zu Hitler gezogen. Mit US Politikern machen das deutsche Politikerinnen um so massiver.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Die Umfrage hat ergeben, dass China in den meisten Ländern beliebter ist als die USA.

Ewald:
die Amerikaner, Pol Pot ... sonst noch was im Angebot.

Wohl wahr, mit "kaltem Herzen" beobachtest Du das Ganze.

Es stimmt nicht, dass man über die Leiden der Deutschen nichts sagen darf. Denk mal an Grass' neueres Buch über die Gustloff.

Ich glaube nicht, dass Du ein Problem mit den Amerikanern hast. Ich fürchte, du hast ein Problem mit Dir selbst. Das behaupte ich übrigens für alle Antiamerikaner Deines Kalibers!


Nietenolaf,
Churchill hat Roosevelt förmlich angebettelt, um die USA nicht nur zu Waffenlieferungen, sondern auch zum aktiven Kriegseintritt zu bewegen. Der Jubel über Hitlers Kriegserklärung gegenüber den USA war in London groß.


Aber: warum sollte man heute Politik aus Dankbarkeit für Vergangenes betreiben?
Die Gegenwart verbindet - hoffentlich - die Demokratien noch.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Tacitus hat geschrieben:Die Umfrage hat ergeben, dass China in den meisten Ländern beliebter ist als die USA.
Ist ja alles nicht so schlimm:

Bild
März 2005: Der Volkskongress in China drohte Taiwan für den Fall der Abspaltung den Krieg an. Das "Anti-Abspaltungsgesetz" erlaubt einen Militärschlag unter drei Bedingungen:

1. Falls spalterische Unabhängigkeitskräfte in Taiwan unter irgendeinem Namen oder mit irgendwelchen Mitteln die Abspaltung Taiwans von China verursachen,
2. falls schwerwiegende Zwischenfälle passieren, die zur Abspaltung Taiwans führen,
3. falls die Möglichkeiten für eine Wiedervereinigung völlig ausgeschöpft sein sollten.
Die katholische "Untergrundkirche"

Das Verhältnis zwischen Peking und dem Vatikan umfaßt aber weit mehr Aspekte als nur die Frage der diplomatischen Beziehungen. Die katholische Kirche in China ist gespalten. Die Kommunisten verlangten zu Beginn ihrer Herrschaft vor fünf Jahrzehnten , daß die chinesische Kirche sich von Rom lossagen müsse.

Sie setzten eine "patriotische Vereinigung" in der Kirche ein, die sicherstellen soll, daß Priester und Bischöfe keine Beziehungen zum Vatikan pflegen und sich genau an die staatlichen Vorschriften halten. Ein Teil der chinesischen Katholiken wollte diese Unterwerfung nicht mitvollziehen, es bildete sich die katholische "Untergrundkirche", die dem Papst treu blieb und deren Priester und Gläubige unter Lebensgefahr ihren Glauben praktizierten.
Quelle


Sehr sympathisch.
Zuletzt geändert von Stefan am Samstag 25. Juni 2005, 12:26, insgesamt 1-mal geändert.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Gib doch mal die Quelle Deiner Zitate an, Stefan. V.a. zum letzten Zitat über die Untergrundkirche. Danke!

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Tacitus hat geschrieben:Die Amerikaner haben es nach Deiner Meinung geschafft, "die Moral in die Tiefe zu stürzen".
1. Jeder ist frei, zu tun und zu lassen was er will. Keiner wurde gezwungen. Und wenn Du mal nach Amerika gingst, würdest Du sehen, dass der Durchschnittsamerikaner "moralischer" ist als der Durchschnittseuropäer!
In gewisser Hinsicht - auch wenn es hier nicht wirklich zum Thema gehört - meiner Meinung nach schon einige Entwicklungen oder Strömungen im Bereich der anglo-amerikanischen Moralphilosophie, die teils bedenklich sind.
Wenn man Literatur im Bereich der Bioethikdiskussionen liest, dann stolpert man über Wortschöpfungen, die geeignet erscheinen können, einem einen kalten Schauer über den Rücken laufen zu lassen: Dort hat es sich z.B. inzwischen eingebürgert und ist allgemeiner Sprachgebrauch geworden, daß Menschen, die schwerst Hirngeschädigt sind, als "human vegetable" bezeichnet werden.
Sie leiden dann an einem sog. PVS (persistent-vegetative-state), eine Begriffsschöpfung, die auch in amerikanische Rechtssprechung Eingang gefunden hat (im Fall Schiavo).
Geprägt ist vieles von einem Empirismus und Utiliarismus.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Wollen wir uns jetzt gegenseitig ethische Meinungen und Gerichtsurteile aus verschiedenen Ländern um die Ohren werfen um dann ein Beliebtheitsranking zu erstellen?
Nee, darauf lass ich mich nicht ein.



Übrigens, Juergen:
Zum Thema Empirismus, den Du hier doch wohl mit negativen Konnotationen erwähnst. Denk mal an das, was Du im Theologie-Forum zur Frage ob aus der Natur ein Sollen folgt, geschrieben hast! Ich zitier Dich mal:
"Nimmt man die Schöpfung/Natur als ein von Gott geschaffenes und den Menschen als nicht rein aus der Natur ableitbares Wesen, sondern als ein von Gott geschaffenes Ebenbild Gottes, dann kann man recht leicht aus der Schöpfung oder Natur bzw. aus der Schöpfungsordnung gewisse Rechte und auch Pflichten ableiten.
Das wäre klassische katholische Lehrmeinung, an der sich nicht zuletzt auch immer wieder Widerstände abzeichnen."

Wie passt'n das zusammen? Oder hab ich Dich im andern Thread doch überzeugt?

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:Die Umfrage hat ergeben, dass China in den meisten Ländern beliebter ist als die USA.

Ewald:
die Amerikaner, Pol Pot ... sonst noch was im Angebot.

Wohl wahr, mit "kaltem Herzen" beobachtest Du das Ganze.

Es stimmt nicht, dass man über die Leiden der Deutschen nichts sagen darf. Denk mal an Grass' neueres Buch über die Gustloff.

Ich glaube nicht, dass Du ein Problem mit den Amerikanern hast. Ich fürchte, du hast ein Problem mit Dir selbst. Das behaupte ich übrigens für alle Antiamerikaner Deines Kalibers!


Nietenolaf,
Churchill hat Roosevelt förmlich angebettelt, um die USA nicht nur zu Waffenlieferungen, sondern auch zum aktiven Kriegseintritt zu bewegen. Der Jubel über Hitlers Kriegserklärung gegenüber den USA war in London groß.


Aber: warum sollte man heute Politik aus Dankbarkeit für Vergangenes betreiben?
Die Gegenwart verbindet - hoffentlich - die Demokratien noch.
Danke für die Psychiatrisierung. Du liegst völlig richtig. Das wurde mir schlagartig bewußt, sobald ich Deine luzide Argumentation begriffen hatte, denn Deine Meinung entspricht schließlich der veröffentlichten Meinung und außerdem glauben die meisten so wie Du, und wenn die meisten MitbürgerInnen, die freie, unabhängige, demokratische, verantwortungsvolle Presse und unsere guten, gewählten dämokrötischen PolitikerInnen uns das so ungefähr wie Du erzählen, dann muß ja richtig sein, woran Du glaubst, und ich armer Mensch lag jahrzehtelang völlig falsch! Schrecklich. Ich werde mich schon Anfang der nächsten Woche von irgendeinem Deines "Kalibers" therapieren lassen; den ganz entscheidenden Impuls dazu hast Du mir gegeben. Danke, Tacitus! Ich hoffe, daß ich die Amis schon in ganz naher Zukunft lieben, verehren und bewundern werde. Drückst du mir zur erfolgreichen Umerziehung die Daumen? Das würde ich ehrlich ganz ganz toll von Dir finden. Ich werde mit meinem umerzogenen Bewußtsein vielleicht unter den dumpfbackigen Antiamerikanern meines "Kalibers" missionieren (notfalls unter Strafandrohung). Man könnte "Unbelehrbar-Gestrige" auch auf eine gewisse Demokratieschule nach Kuba schicken. Dort werden von amerikanischen Umerziehern erfolgreiche und anchauliche Kurse zum Wieselwort Menschenrechte durchgeführt.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Warum greifst Du jetzt zum Stilmittel der Ironie, Ewald? Gibt doch keinen Grund dafür.


Stefan, die Quellenangabe hab ich jetzt entdeckt. Hab's beim erstenmal übersehen. Sorry.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:Warum greifst Du jetzt zum Stilmittel der Ironie, Ewald? Gibt doch keinen Grund dafür.

Weshalb greifst Du in die psychologisch-psychiatrische Kiste?

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Weil ich nach Erklärungen suche!

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:Weil ich nach Erklärungen suche!
Dann bleib dabei und halte alle Nonkonformisten für mehr oder weniger verrückt ("die haben ein Problem mit....). Das erhält die eigene Welt- und Geschichtsauffassung rein, unversehrt & knitterfrei und man gehört immer zur herrschenden Mehrheit. Das spart Nerven und man riskiert keinen Karriereknick. Wenn man erst einmal die Regeln der political correctness so eingeübt und übernommen hat, daß sie in Fleisch und Blut übergegangen sind, dann spürt man noch nicht einmal die eigene Verlogenheit; dann mutiert man sogar zum "ehrlichen Menschen".Das wiederum ist gut für die Psychohygiene.

Es ist in der Tat gut, wenn man nicht zurückblickt (denk an Mme. Lot!) und sich die Mühe macht herauszufinden, wie es wirklich gewesen war. Das gibt nur Ärger und das Weltbild gerät ins Schwanken. Gut ist, wenn man sich an Guido Knopp und andere offiziöse Volkspädagogen hält.

Ich wünsche Dir einen gesegneten Sonntag.
Laudetur Jesus Christus.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Warum reden wir nur über die USA?

Warum fragt eigentlich keiner, weshalb China den Deutschen viel sympathischer ist?
Könnte ein Grund vielleicht darin liegen (Quelle: www.fdog-berlin.de)?

China prescribes the death penalty for some 68 offences, including some 28 non-violent crimes ...
Mass executions are recorded all over the country. International Human Rights organisations have called the executions a “huge waste of human life”, and noted that China has executes more people in three months than the rest of the world executes in three years. ”


In China herrschen halt noch Zucht und Ordnung, anders als in den verlotterten, liberalen und amoralischen USA!

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Man könnte natürlich einmal darauf hinweisen, daß man generell mit Pauschalurteilen vorsichtig sein und also auch hier nicht von „Amerika“ schlechthin oder von „den Amerikanern“ reden sollte.

Wichtiger noch scheint mir jedoch der Hinweis, daß die Kirche nicht etwa den Antiamerikanismus verurteilt hat, sondern den Amerikanismus.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

beth
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Beitrag von beth »

@Robert
Wichtiger noch scheint mir jedoch der Hinweis, daß die Kirche nicht etwa den Antiamerikanismus verurteilt hat, sondern den Amerikanismus.

Das ist mir neu, dass die Kirche einen "Amerikanismus" verurteilt. Würde mich interessieren, kannst du vielleicht etwas konkretes bringen?

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Was issn Amerikanismus, was issn Russentum, was issn Katholizismus ...?

Da lobe ich mir den Ewald. Der hasst wenigstens die AMERIKANER!

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