Sollen Kinder früh eine zweite Sprache lernen?

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
Benutzeravatar
Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Sollen Kinder früh eine zweite Sprache lernen?

Beitrag von Juergen »

Ab und an hört man die Forderung, daß Kinder schon in der Grundschule (oder gar früher) auch Fremdsprachen lernen sollen.

Es wird teils damit argumentiert, daß es Kindern in dem Alter leichter fällt eine Fremdsprache zu lernen, als wenn sie älter sind.

Aber ist es wirklich sinnvoll, wenn Kinder frühzeitig zwei Sprachen lernen?
Können sie dann wirklich zwischen den Sprachen unterscheiden oder kommt - zumindest wenn sie unter sich sind - dann nicht ein Kuddelmuddel aus beiden Sprachen dabei heraus und am Ende können sie beide Sprachen nicht ganz richtig?

Über Reginald Forster (der Latinist aus den Vatikan) wird z.B. folgendes berichtet:
In Milwaukee wuchs er mit einem Kauderwelsch auf, das er für reines Amerikanisch hielt, auch wenn seine Mutter zu ihm sagte: "Put on your deckel and stopp quatsching, otherwise you get a schnupfen." Darüber lacht er jetzt noch. Ihm wurde erst im Studium bewusst, dass er zweisprachig aufgewachsen war, ohne es zu wissen.

Quelle
Hervorhebung von mir
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

Benutzeravatar
beatrice
Beiträge: 126
Registriert: Sonntag 13. Juni 2004, 16:56

Beitrag von beatrice »

Ich bin zweisprachig aufgewachsen und konnte laut meinen Eltern sofort, als ich anfing zu sprechen, zwischen beiden Sprachen unterscheiden. Mit mir wurde allerdings auch kein Kauderwelsch gesprochen. Freunde von mir, die ebenfalls zweisprachig aufwuchsen hatten ebenfalls keine nennenswerten Probleme.
Ich bin also schon der Meinung, daß Sprachen sich in sehr jungen Jahren wesentlich leichter erlernen lassen.

Beatrice

Benutzeravatar
Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Beitrag von Juergen »

Es kommt auch drauf an wie man die Sprache lernt, und wie zuhause gesprochen wird.

Ich war während meines Auslandsaufenthalts auf Malta mehrfach bei einer Familie zu Gast: die Frau kam aus Deutschland, der Mann aus Malta. Beide sprachen deutsch, englisch und maltesisch (et. al.).
Miteinander sprachen sie: deutsch, englisch und maltesich....

:D
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

Benutzeravatar
beatrice
Beiträge: 126
Registriert: Sonntag 13. Juni 2004, 16:56

Beitrag von beatrice »

Nun ja, ich gebe zu, daß zumindest früher diese Gefahr bei uns nicht gegeben war, da meine Mutter erst sehr spät Deutsch gelernt hat.
Heutzutage kommt es schonmal vor, daß wir die Sprachen etwas mischen. Aber nun bin ich auch erwachsen und darf das ... :mrgreen:

Beatrice

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Unsere Kinder wachsen zweisprachig auf. Funktioniert eigentlich hervorragend.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Biggi
Beiträge: 820
Registriert: Donnerstag 11. Dezember 2003, 16:46

Beitrag von Biggi »

Bei Zweisprachigkeit (die mir leider nicht beschieden war) hab ich in meinem Bekanntenkreis eigentlich bislang durchweg positive Erfahrungen wahrgenommen. Eine Freundin wuchs sogar dreisprachig auf ("Vatersprache", "Muttersprache", "Geschwistersprache" - Letzteres war dann die Sprache des Landes, in dem sie aufwuchs); dabei allerdings mit dem Resultat, dass sie alle 3 Sprachen zwar gut bis sehr gut beherrscht, aber in keiner so ganz 100%ig zu Hause ist. Einen gewissen Akzent hat sie in jeder. - Bei Zweisprachigkeit hab ich das bislang nicht erlebt.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll.
(Adolph Kolping, Patron des XX. Weltjugendtags 2005)

Benutzeravatar
cathol01
Beiträge: 1562
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2003, 14:38
Wohnort: Archidioecesis Luxemburgensis
Kontaktdaten:

Beitrag von cathol01 »

In Luxemburg lernt jedes Kind ab dem 1. bzw. 2. Schuljahr (Grundschule) schon zwei Fremdsprachen: Deutsch und Französisch. In der 7. Klasse kommt dann noch obligatorisch Englisch hinzu. Wieso sollte das verkehrt sein?
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Laura

Beitrag von Laura »

Bei uns an der Schule habe ich schon mehrmals eine interessante Beobachtung gemacht: einige zweisprachige Kinder (nicht [Punkt]) haben dann auffällige Schwierigkeiten, wenn sie weitere Fremdsprachen lernen sollen und können sich dann überhaupt nicht ausdrücken, machen ganz üble Fehler, die wirkliches Kauderwelsch sind.

Ich fände es sehr interessant, das mal genauer zu erforschen ...
Bisher hatte ich 7 zweisprachige Kinder und 6 davon hatten in einer weiteren Fremdsprache üble Probleme ... Zufall?

Obwohl ich natürlich auch wollen würde, dass meine Kinder zweisprachig aufwachsen ...

Laura

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Laura hat geschrieben:»einige zweisprachige Kinder (nicht [Punkt]) haben dann auffällige Schwierigkeiten, wenn sie weitere Fremdsprachen lernen sollen und können sich dann überhaupt nicht ausdrücken, machen ganz üble Fehler, die wirkliches Kauderwelsch sind.«
Das kann ich bestätigen. Meine Tochter zum Beispiel quasselt mitunter das reinste Kauderwelsch, und wenn ich frage, was das bedeute, dann antwortet sie, es handele sich um Latein. Ist es aber nicht (von Ausnahmen abgesehen)! Furchtbar. :nein:
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Lucia

Re: Sollen Kinder früh eine zweite Sprache lernen?

Beitrag von Lucia »

Juergen hat geschrieben:Ab und an hört man die Forderung, daß Kinder schon in der Grundschule (oder gar früher) auch Fremdsprachen lernen sollen.

Es wird teils damit argumentiert, daß es Kindern in dem Alter leichter fällt eine Fremdsprache zu lernen, als wenn sie älter sind.

Aber ist es wirklich sinnvoll, wenn Kinder frühzeitig zwei Sprachen lernen?
Können sie dann wirklich zwischen den Sprachen unterscheiden oder kommt - zumindest wenn sie unter sich sind - dann nicht ein Kuddelmuddel aus beiden Sprachen dabei heraus und am Ende können sie beide Sprachen nicht ganz richtig?
In Bayern ist das so, dass Englisch ab der dritten Klasse unterrichtet wird. Ein "Sprachendurcheinander" habe ich dabei noch nicht erlebt.
Zuletzt geändert von Lucia am Mittwoch 16. Februar 2005, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
beatrice
Beiträge: 126
Registriert: Sonntag 13. Juni 2004, 16:56

Beitrag von beatrice »

Ich hatte überhaupt keine Schwierigkeiten mit der dritten Sprache und habe das bei anderen zweisprachig aufgewachsenen Kindern auch nicht feststellen können. Mit der vierten Sprache stand ich allerdings völlig auf Kriegsfuß, nämlich mir Latein ... :shock:

Beatrice

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema