Petrus hat geschrieben: ↑Mittwoch 27. September 2017, 20:07
generell möchte ich gern unterscheiden zwischen AfD-Funktionären und AfD-Wählern.
Unter den AfD-Funktionären gibt es, soweit ich sehe, viele Biedermänner. Und auch manche Brandstifter.
Die Frage der Brandstiftung liegt immer im Auge des Betrachters und seiner Einschätzung.
Wenn AfD-Funktionäre der Meinung sind, daß die von Frau Merkel eingeleitete Masseneinwanderung aus dem muslimischen Kulturkreis die Stabilität unseres Gesellschaftswesens gefährdet, sind sie sicherlich nicht allein mit ihrer Meinung und können sich auf viele Wissenschaftler berufen. Denke nur an Samuel Huntington, der in seinem Buch "Kampf der Kulturen" bereits vor zwanzig Jahren auf die "blutigen Ränder des Islams" hingewiesen hat. "Muslime haben Schwierigkeiten, mit ihren Nachbarn in Frieden zu leben" - eine andere Aussage, die er mit zahlreichen Beispielen untermauerte.
Wenn man also dieser Auffassung zuneigt - was ja wohl noch erlaubt ist - wo wird man dann die "Brandstifter" sehen?
Etwas ähnliches gilt doch für den Euro. Er wurde als Friedens- und Einigungsprojekt Europas angepriesen. Nach knapp zwanzig Jahren ist genau das Gegenteil eingetreten. Noch nie waren sich die europ. Staaten untereinander so zerstritten, wie im Augenblick. Die Kanzlerin hat es fertig gebracht, Europa zu spalten: Bzgl. des Euros in Nord und Süd, bzgl. der Migration in West und Ost. Ihre Grenzöffnung dürfte der Brexit-Bewegung die fehlenden Prozentpunkte gebracht haben, um eine Mehrheit zu erreichen.
Wo sitzen denn jetzt die "Brandstifter" beim gesellschaftlichen Frieden und bei der Idee von "Europa"? Sind die AfD-Funktionäre bei dieser Art der Betrachtung nicht vielleicht diejenigen, die laut "Feuer, Feuer" rufen?! Sorry, aber der Ausdruck "Brandstifter" wird doch nur genutzt, um von den Schäden der bisherigen Politik abzulenken.
Petrus hat geschrieben: ↑Mittwoch 27. September 2017, 20:07
Bei vielen AfD-Wählern - meine Meinung - ist das anders. Das sind die, die sich "ins Abseits gestellt" fühlen.
Auch wieder so ein Ausdruck, der gerne von der politischen "Elite" und den Medien genutzt wird, ohne irgendeine Aussagekraft zu haben.
Was soll das denn konkret bedeuten?
Inzwischen hat man sich ja wohl von der Vorstellung verabschiedet, daß es sich bei den AfD-Wählern um "looser", "sozial Benachteiligte" oder "Menschen mit geringer Bildung" handelt. Das wurde von allen Untersuchungen widerlegt.
AfD-Wähler sind ein Querschnitt durch die Bevölkerung. Was haben der Arbeitslose im Ruhrgebiet und der gesuchte Facharbeiter im B.-W. gemein, daß sie sich "ins Abseits gestellt" fühlen müssen?
Warum hat die AfD - worauf taddeo hinwies - in den katholischen Gegenden Bayerns zweistellige Ergebnisse eingefahren, im katholischen Münsterland aber nicht und tlw. noch nicht einmal 5% erreicht? Warum sind die Ergebnisse der AfD im wirtschaftlich leistungsfähigen Sachsen höher als in den abgehängten Gebieten M.-P.?
Wenn man überhaupt eine Tendenz erkennen kann, dann die: Der Osten und der Süden weisen hohe Zustimmungsraten aus - besonders dort, wo die Wirtschaft gut läuft. Warum sollten sich diese Menschen "ins Abseits gestellt" fühlen?
Petrus hat geschrieben: ↑Mittwoch 27. September 2017, 20:07
Die AfD-Wähler hatten jetzt eine Chance, die sie genutzt hatten - "Jetzt zeigen wir mal denen da oben, was 'ne Harke ist".
Das Ergebnis hat mE nur eingeschränkt etwas mit Protestwahl zu tun. Was sollten Menschen wählen, die - aus guten Gründen - weder mit der Euro"rettungs"politik noch mit der Migrationspolitik der Kanzlerin einverstanden sind und die jetzt befürchten, daß sie nach der "Energiewende" eine "Mobilitätswende" überstürzt ausruft? Da gab es keine Möglichkeiten - in diesen Fragen herrschte im BT eine Allparteienkoalition.
Wer der FDP nicht traute (Umfallerpartei!), konnte nur die AfD wählen. Hier konnte er sicher sein, daß sie -mangels Regierungsbeteiligung- solche Vorhaben nicht unterstützen würde.
Solange keine der Altparteien die Forderungen der AfD aufnimmt, wird die Partei weiter existieren und vermutlich zulegen. Denn die Probleme der Migration und des Euros werden nicht verschwinden, nur weil man diejenigen, die sie benennen als "Brandstifter" und die Wähler als "ins Abseits gestellte" (Deppen) ansieht. Auf Dauer könnte die Zahl der Wähler noch erheblich zulegen, wenn -wie hier im Forum tlw. gut zu beobachten - man sich durch Begriffe wie "Antifaschisten" oder "Demokraten" abzugrenzen versucht, aber keine Lösung anzubieten hat.