Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

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umusungu
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Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von umusungu »

Deutschland erlebt wieder eine große Fluchtbewegung - es ist nicht die erste in den letzten 70 Jahren.
Bis in die 1930er Jahre hinein kannte Deutschland zweierlei Bewegungen:
1. eine Auswanderungsbewegung nach USA und Südamerika - Hunger und Armut und Chancenlosigkeit war der Antrieb.
2. eine Arbeits-Einwanderung aus Italien, dem Balkan und aus den östlichsten - früher und heute wieder- polnischen Provinzen Preußens.

Der Essener Bischof Franz Hengsbach wurde vom polnischen Papst zum Kardinal ernannt, weil er als junger Paderborner Vikar im Ruhrgebiet Polnisch lernte, um sich mit seinen Leuten in der Pfarrei unterhalten zu können.

Ab 1945 wurde die größte Flucht und Vertreibung der damaligen Zeit in Aktion gesetzt. Rund 12 Millionen Deutsche aus den Ostgebieten kamen nach Mittel- und Westdeutschland.
Sie waren nicht willkommen!

http://www.welt.de/politik/article20082 ... -Hass.html

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DarPius
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Re: Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von DarPius »

umusungu hat geschrieben: Sie waren nicht willkommen!
1. Sie sprachen Deutsch
2. Sie stammten aus demselben Kulturkreis
3. Sie waren nicht zu 70% männlich im Alter von 25-35
4. Sie haben nicht die Frauen in Gruppen vergewaltigt
5. Sie haben keine Immobilien geschenkt bekommen
6. Sie haben nichts geschenkt bekommen
7. Sie haben gearbeitet
8. Sie waren größtenteils katholisch
9. Sie wurden nicht vergöttert
10. Sie hatten keine Iphones.
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Yeti
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Re: Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von Yeti »

umusungu hat geschrieben:Ab 1945 wurde die größte Flucht und Vertreibung der damaligen Zeit in Aktion gesetzt. Rund 12 Millionen Deutsche aus den Ostgebieten kamen nach Mittel- und Westdeutschland.
Sie waren nicht willkommen!

http://www.welt.de/politik/article20082 ... -Hass.html
Mehr noch: Jahrzehntelang wurden sie - besonders nach 1968 - kollektiv als Nazis verunglimpft; besonders, wenn sie es wagten, sich an ihre Vertreibung zu erinnern! Und die das taten, die leben noch!
#gottmensch statt #gutmensch

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ar26
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Re: Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von ar26 »

DarPius hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben: Sie waren nicht willkommen!
1. Sie sprachen Deutsch
2. Sie stammten aus demselben Kulturkreis
3. Sie waren nicht zu 70% männlich im Alter von 25-35
4. Sie haben nicht die Frauen in Gruppen vergewaltigt
5. Sie haben keine Immobilien geschenkt bekommen
6. Sie haben nichts geschenkt bekommen
7. Sie haben gearbeitet
8. Sie waren größtenteils katholisch
9. Sie wurden nicht vergöttert
10. Sie hatten keine Iphones.
Anmerkung: Ich würde auch heute nicht jedem Neuankömmling unterstellen, ein potentieller Vergewaltiger zu sein. Allerdings ist das Risiko in dieser Gruppe aus kulturellen (Islam und so) und statistischen Gründen (kaum Chancen auf Frauen) natürlich signifikant höher. Überdies würde ich bei Nr. 8 statt katholisch christlich schreiben. Die Heimatvertriebenen aus Pommern, Ost- und Westpreussen waren größtenteils evangelisch, gleiches gilt für die Mehrheit der Niederschlesier. Katholisch waren vor allem die Oberschlesier und die Deutschböhmen.

Entscheidender Unterschied im Lichte der heutigen Verhältnisse ist aber, daß die Heimatvertriebenen einen praktisch gleichen Bildungs- und Ausbildungsstand mitbrachten, egal ob sie Landwirte, Handwerker oder Akademiker waren. Beispielsweise konnte der Vater von Thomas Gottschalk, der bereits in Oppeln als Rechtsanwalt tätig war, seinen Beruf ohne Probleme in Oberfranken weiter ausüben. Gleichfalls die Cousins/Cousinen der Großmutter meiner Frau (Oberschlesien), ein Cousin Priester, der andere Vermessungsingenieur und die Cousine Apothekerin. Alle konnten (und mussten natürlich) ihren Beruf in Westdeutschland weiter ausüben. Vielfach konnten sich Regionen in Westdeutschland durch diese enorme Zufuhr von "Humankapital" rasanter entwickeln als vorher.

Als Referenz der heutigen Situation mag dieser Beitrag aus der Sächsischen Zeitung dienen:http://www.sz-online.de/sachsen/warten- ... 07359.html Schon vor diesem Hintergrund ist jeder Vergleich mit der Vertreibung nach 1945 absurd.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

Caviteño
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Re: Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von Caviteño »

umusungu hat geschrieben: 2. eine Arbeits-Einwanderung aus Italien, dem Balkan und aus den östlichsten - früher und heute wieder- polnischen Provinzen Preußens.
Die Arbeitseinwanderung aus den früheren Provinzen Preußens war eine Binnenwanderung - ähnlich wie nach der Wende viele Ostdeutsche im Westen eine Arbeitsstelle fanden.

Einmal abgesehen davon, daß Du in Deiner Aufzählung Spanien und vor allem die Türkei vergessen hast:

1. die damalige Arbeitsmigration erfolgte geregelt, durch sog. Anwerbeabkommen.
2. jeder Gastarbeiter, der damals angeworben wurde, hatte einen Arbeitsplatz hier bei einem Unternehmen, die die Anwerbung in Auftrag gaben.
3. die Folge war, daß die Arbeitgeber sich auch um die (ersten) Unterkünfte für ihre Arbeitskräfte bemühen mußten - der Begriff "Bullenkloster" wird Dir wahrscheinlich etwas sagen. Erst später holten sie ggfs. ihre Familien nach und mieteten sich dann eine Wohnung, die sie aus ihrem Verdienst bezahlten.
4. dadurch, daß alle sofort einen Arbeitsplatz hatten, zahlten sie auch sofort in die sozialen Sicherungssysteme ein.
5. man ging damals davon aus, daß der größte Teil der Gastarbeiter wieder in die Heimat zurückkehrte. Bei vielen Italienern, Spaniern und Portugiesen war das auch der Fall. Heute ist noch nicht einmal der Aufenthaltsstatus der sog. "Flüchtlinge" geklärt und schon fabuliert man von Integration usw..
6. die Spanier, Italiener, Portugiesen, Kroaten oder Griechen, die als Gastarbeiter kamen, waren Christen, kamen aus dem gleichen Kulturkreis. Nur die Türken machten eine Ausnahme. Daher war auch der Abschluß eines Anwerbeabkommens stark umstritten und sollte auf den europ. Teil der Türkei beschränkt bleiben. Außerdem war Rotation und kein Familiennachzug vorgesehen. Das es anders kam, war eine Entscheidung der Politik - die Probleme hat man heute.

Daran kann man sehen, daß der Zuzug von Menschen aus dem gleichen Kulturkreis zwar nicht reibungslos, aber zumindest erheblich einfacher möglich ist. Kulturfremde haben immer Schwierigkeiten, insbesondere wenn eine Integration in die Zuwanderungsgesellschaft aufgrund der hohen Anzahl bereits vorhandener Landsleute nicht notwendig erscheint. Natürlich gibt es auch hier immer Ausnahmen, z.B. sind in Düsseldorf keine Probleme mit den Japanern bekannt. ;D Ähnliches galt auch für die Bergleute aus Korea oder die Krankenschwestern aus Korea, den Philippinen und Sri Lanka, die in den 60'iger und 70'iger Jahren nach D. kamen.

Dein krampfhaftes Bemühen, die künftigen Probleme der vollkommen verfehlten "Flüchtlings"politik der Kanzlerin hier klein zu reden und zu glauben, wenn man sie nicht anspricht, würden sie nicht existieren, ist rührend. Man kann da schon fast Mitleid haben.

Dieter
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Re: Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von Dieter »

Die Zuwanderung von 12 MIllionen deutschen Flüchtlingen hatte u.a. zur Folge, dass die Konfessionen in Westdeutschland sich mischten.

In bisher rein katholischen Gegenden lebten plötzlich bis zu 30 % Lutheraner, ebenso in bisher rein reformierten Gegenden. In vielen bisher evangelischen Gebieten siedelten sich Katholiken an.

Durch dieses neue Nebeneinander der Konfessionen musste sich mit der Zeit eine ökumenische Haltung entwickeln. Das tat es auch, aber die Tiefe der Konfessionen ging dadurch verloren.

Das kann man begrüßen oder man kann es bedauern.

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Jarom1
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Re: Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von Jarom1 »

Ebenso hinkt der oft bemühte Vergleich der heutigen Flüchtlinge mit den Spätaussiedlern. Bei den Spätaussiedlern dauerte die Integration teilweise ebenfalls recht lange, obwohl viele von ihnen Christen sind und besonders in Freikirchen aktiv sind (die Vorfahren vieler Spätaussiedler haben Preußen verlassen, da sie aufgrund ihrer Konfession - Baptisten, Mennoniten - Schwierigkeiten mit der lutherischen Staatskirche hatten). Bei den Spätaussiedlern ist aber ein Wille zur Integration vorhanden, der bei den islamischen Flüchtlingen nicht vorhanden ist. Daher wird die Integration der muslimischen Flüchtlinge scheitern, insbesondere wenn der stete Zustrom muslimischer Flüchtlinge zur Gründung von muslimischen Parallelgesellschaften führt, die eine Integration überflüssig machen.
Consciousness of sin, certainty of faith, and the testimony of the Holy Spirit

RomanesEuntDomus
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Re: Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Caviteno hat geschrieben:Die Arbeitseinwanderung aus den früheren Provinzen Preußens war eine Binnenwanderung - ähnlich wie nach der Wende viele Ostdeutsche im Westen eine Arbeitsstelle fanden.
Nur der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, daß weder die Arbeitseinwanderung zu Beginn des 2.Jahrhunderts noch die Flucht nach dem 2.WK von den Ortsansässigen als "Binnenwanderung" gesehen wurde, und daß viele Einwandernde den Empfang, der ihnen damals durch die "besorgten Bürger" bereitet wurde, keineswegs als "erheblich einfacher" erlebt haben dürften.

https://de.wiktionary.org/wiki/Pimock
Pimock

Bedeutungen:
[1] ein Flüchtling oder Zuwanderer aus den deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg (abwertend auch "Kartoffelkäfer" genannt, da vermeintlich "schädlich") ...
https://en.wiktionary.org/wiki/Wasserpolacke
Wasserpolacke

Noun: Wasserpolacke m ‎(genitive Wasserpolacken, plural Wasserpolacken)
1. (derogatory) a Pole from Silesia, particularly Upper Silesia
Romantisierungen, egal ob 7 oder 1 Jahre später, rufen zwar schöne nostalgische Gefühle hervor, nützen aber niemandem.

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ar26
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Wohnort: Sachsen

Re: Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von ar26 »

@umusungu
Immer wieder faszinierend, wie vielfältig unser Verband ist. Ward Ihr da eigentlich in Couleur in dem Pub?
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Niels
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Re: Flüchtlinge und Vertriebene ab 1945

Beitrag von Niels »

"Bund der Vertriebenen prüft Umbenennung": https://www.welt.de/politik/deutschland ... nnung.html
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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