Raphael hat geschrieben: ↑Freitag 7. Juli 2017, 10:16
Hast Du eine Erklärung dafür?
Zunächst einmal dürften die Zahlen wohl stimmen. Zumindest in unserem Bekanntenkreis auf den PH wüßte ich niemanden, der Kritik an Duterte äußert.
Woran liegt das?
Duterte hat in seiner Zeit als Bürgermeister in Davao (drittgrößte Stadt der PH), diese Stadt zur sichersten auf den PH gemacht. Deswegen wurde er gewählt, obwohl er angekündigt hatte, die Drogendealer den Fischen in der Manila Bay zum Fraß vorzuwerfen.
“If I become president, hide. That number [of killed] 1,000 will reach 50,000,” he boasted before declaring his candidacy. “I would kill all of you who make the lives of Filipinos miserable.” He added that he would throw victims’ bodies in Manila Bay and “make the fish there fat.”
http://www.latimes.com/world/asia/la-fg ... story.html
Jeder, der ihn wählte, wußte und wollte das. Jetzt versucht Duterte das Land sicherer zu machen. Das betrifft den "kleinen" Mann direkt - er hat weniger Angst, abends/nachts auf der Straße überfallen zu werden. Dazu hat Duterte - wie es hier in den Medien berichtet wurde - mit dem Kampf gegen die Drogenkriminalität begonnen. Das betrifft auf den PH nicht nur den einzelnen Drogenkonsumenten, sondern auch dessen gesamte Familie. Auf den PH ist der Familienzusammenhalt viel enger als hier, man wohnt häufig zusammen und natürlich wird der Sohn/der Bruder, der drogenabhängig ist, nicht vor die Tür gesetzt. Ein Problem für die Familie, denn irgendwie muß er ja an das Geld kommen, um sein Laster zu finanzieren. "Kredite" der Familienangehörigen oder Diebstahl bei den Verwandten sind nicht ungewöhnlich. Durch Dutertes Maßnahmen haben sich zehn- vielleicht hunderttausende von Drogenabhängigen und tlw. auch -dealern freiwillig gestellt, nehmen an rehab-Maßnahmen teil. Darüber sind die Familien froh.
Die mit dem Kreuzzug gegen die Drogen verbundenen Todesfälle erregen weniger Aufmerksamkeit - Kollateralschäden eben.
Ein weiterer Punkt ist, daß Duterte nicht aus den alten Politikerfamilien kommt. Die haben mit einer Unterbrechung das Land seit der Unabhängigkeit regiert.
Prs. Joseph Estrada, der der Mittelschicht entstammte, mußte auf Druck der alten Familienclans und der kath. Kirche zurücktreten.
Außerdem kommt Duterte aus Mindanao - von dieser Insel hat es noch nie ein Kandidat ins Präsidentenamt geschafft. Er verspricht eine "Föderalisierung" des Landes, die Mittel sollen nicht mehr nur nach Manila fließen. Er legt sich mit den alten Familien, der politischen Klasse und der kath. Kirche an - selbst letzteres bringt ihm keine Nachteile. Allerdings ist Kard. Tagle wohl auch so flexibel, nicht in einen offenen Machtkampf mit dem außerordentlich beliebten Präsidenten zu treten.
Das Militär steht hinter Duterte. Ein Präsident, der die im
Kampf verwundeten Soldaten oder unmittelbar nach einem Terroranschlag die Verwundeten im Krankenhaus besucht und sich auch nicht zu fein ist, einen Blick auf die Toten zu werfen, kommt beim Volk an und unterscheidet sich von den bisher regierenden Politikern auf den PH (bzw. auch in D.).
Wahrscheinlich kann man die Wahl Dutertes und seine große Unterstützung auf der gleichen Ebene suchen wie den Wahlerfolg Trumps und den Brexit. Ein (auf den PH: ein sehr großer) Teil der Bevölkerung hat von der bisher regierenden politischen "Elite" die Nase voll - sie wollen einen grundlegenden Wechsel und wählen einen Kandidaten bzw. stimmen für eine Vorgang, der dem Interesse des Establishments widerspricht, der sich bewußt als Gegenpol darstellt.
Duterte hat das Glück, in Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwungs zu regieren. Es boomt auf den PH - zum ersten Mal seit Jahren. Das ist natürlich nicht sein Verdienst, die Grundlagen wurden bereits von seinem Vorgänger gelegt.
Er kann auch außenpolitisch sicherer auftreten und sich ein Stück von den USA lösen. Auch das kommt im Lande ganz gut an. Philippines first gilt hier ebenso wie America first auf der anderen Seite des Pazifik. Einen neuen Kredit der EU für sein Land lehnte er ab, weil er eine mögliche Einflußnahme fürchtet.
http://news.abs-cbn.com/news/05/19/17/d ... ance-chief