Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
Tinius
Beiträge: 1972
Registriert: Samstag 28. Juni 2014, 00:13

Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Beitrag von Tinius »

In Freital wurden anlässlich einer Informationsversammlung zeigten wüsteste und primitivste Beschimpfungen diese Woche, dass der Hass seine wahre Fratze nun gnadenlos zeigt.
Ist das in Ostdeutschland das Ergebnis einer fast vollständigen Entchristlichung?

http://www.sueddeutsche.de/politik/frei ... -1.255485

Robert Weemeyer
Beiträge: 306
Registriert: Dienstag 26. Februar 2013, 22:38

Re: Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Beitrag von Robert Weemeyer »

Jedenfalls ist in Freital der Anteil der Christen besonders gering: nur 11,7 % Protestanten und 2,5 % Katholiken.

Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, dem Freital angehört, sieht es schon etwas besser aus: 2,1 % Protestanten, 2,8 % Katholiken.

In ganz Sachsen: 21,4 % Protestanten, 3,8 % Katholiken.

Zum Vergleich die deutschlandweiten Zahlen: 3,8 % Protestanten, 31,2 % Katholiken.

Quelle: https://ergebnisse.zensus211.de/#Stati ... _6,m,table

Robert Weemeyer
Beiträge: 306
Registriert: Dienstag 26. Februar 2013, 22:38

Re: Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Beitrag von Robert Weemeyer »

Noch ein paar Fakten: Die katholische Gemeinde Freital (deren Einzugsbereich über das Stadtgebiet hinausgeht) hat ca. 1300 Mitglieder. Sie wird von Steyler Missionaren betreut; der Pfarrer stammt aus Polen, der Kaplan von den Philippinen. Die katholische Bevölkerung Freitals hat einen Ausländeranteil von 5,8 Prozent. (Zum Vergleich: Bei den Evangelischen beträgt der Ausländeranteil 0,6 Prozent, in der Gesamtbevölkerung von Freital 1,5 Prozent.) Die Caritas ist mit einem Jugendmigrationsdienst in Freital präsent.

Benutzeravatar
Yeti
Beiträge: 2843
Registriert: Donnerstag 10. Februar 2005, 14:39
Wohnort: In the middle of the Ländle

Re: Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Beitrag von Yeti »

Tinius hat geschrieben:In Freital wurden anlässlich einer Informationsversammlung zeigten wüsteste und primitivste Beschimpfungen diese Woche, dass der Hass seine wahre Fratze nun gnadenlos zeigt.
Ist das in Ostdeutschland das Ergebnis einer fast vollständigen Entchristlichung?

http://www.sueddeutsche.de/politik/frei ... -1.255485
"Frigida - unsere Stadt bleibt sauber"
Ok, die sind echt blöd. Wenigstens ist es unwahrscheinlich, dass sie sich vermehren. Ich finde es übrigens alarmierend, dass die Kirchen dort vermisst werden. Zu jeder verkehrsbedrohten Krötenwanderung richten die einen Workshop ein und hier sind sie nicht zu sehen. Ich verstehe ja, dass man einen Pater von den Philippinen oder aus Afrika nicht zu diesem Mob schicken will, aber würde mich doch sehr wundern, wenn man aus dieser Gemeinde niemand abordnen könnte, der Flagge zeigt - natürlich nicht alleine, sondern mit der größeren ev. Gemeinde.
#gottmensch statt #gutmensch

RomanesEuntDomus
Beiträge: 1299
Registriert: Montag 6. Juli 2015, 11:36

Re: Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Robert Weemeyer hat geschrieben:Jedenfalls ist in Freital der Anteil der Christen besonders gering: nur 11,7 % Protestanten und 2,5 % Katholiken.
Deshalb finde ich es umso erstaunlicher, dass die Leute dort bei ihren Zügen neben den üblichen Deutschland- und Landesfahnen und den obligatorischen schwarz-weiß-roten Accessoirs auch zunehmend die sogenannte Wirmer-Flagge mitführen, die man in diesem Video https://www.youtube.com/watch?v=y1SILOAauF8, bei :46 voll im Bild, sehr gut sehen kann.

Der Urheber dieses Flaggenentwurfs, Josef Wirmer, war Katholik und Mitglied der Zentrumspartei, in der er sich unter anderem für eine Koalition mit den Sozialdemokraten einsetzte und deshalb von seinen Mitstreitern scherzhaft der rote Wirmer genannt wurde. 1944, im selben Jahr, in dem Wirmer diese Flagge als Flagge Deutschland für die Zeit nach den Nazis entworfen hatte, stand Wirmer wegen Beteiligung am Umsturzversuch vom 2.7.1944 vor dem Vorsitzenden des Volksgerichtshofs, Roland Freisler und gab als Motiv für seine Beteiligung seine religiöse Anschauung an. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung wurde er hingerichtet. Wirmer wird im Deutschen Martyrologium des 2. Jahrhunderts als Märtyrer aufgeführt.

Und jetzt laufen die Leute ausgerechnet mit seinem Flaggenentwurf durch die Gegend und brüllen wie Freisler. Ab 1:17 im Video.

Benutzeravatar
ar26
Beiträge: 3242
Registriert: Sonntag 19. November 2006, 10:46
Wohnort: Sachsen

Re: Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Beitrag von ar26 »

Jetzt mal eine ehrliche Frage in die Runde, gibt es oder gab es derartige Proteste nicht auch in der alten Bundesrepublik? Ich meine mich an Fernsehbeiträge aus den 80iger-Jahren erinnern zu können, in denen so etwas Thema war. Wahrscheinlich würde gehobenes Besitzbürgertum die Angelegenheit dort diskreter und zugleich effektiver. Dem Proleten bieten sich derartige Möglichkeiten nicht.

Persönlich halte ich das letztlich nicht für eine Frage des religiösen Hintergrundes. Vielmehr fehlt einem Teil der Menschen in Mittel- und Ostdeutschland eine Art positive Grunderfahrung mit Staat und Gesellschaft. Die Menschen in Westdeutschland haben diese positive Grunderfahrung in ökonomischer Hinsicht in den Wirtschaftswunderjahren und auch später vielfach machen können. Das hat sie geduldiger, weniger zornig und allgemein "angepasster" gemacht.

Es hat mich allerdings überrascht, daß es in Freital so wenige Protestanten gibt. Daß die katholische Gemeinde klein ist, war mir hingegen bekannt. Letztere lebt meines Erachtens zudem eher von ihrem Dresdner Fusionspartner, der wesentlich agiler ist.

PS: Ich weiße darauf hin, daß - wie dem Artikel zu entnehmen ist - auch die Freitaler AfD, die im wesentlichen aus ehemaligen CDU-Leuten besteht, diese vulgäre Art ablehnt. Zu Recht!
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

RomanesEuntDomus
Beiträge: 1299
Registriert: Montag 6. Juli 2015, 11:36

Re: Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Beitrag von RomanesEuntDomus »

ar26 hat geschrieben:Jetzt mal eine ehrliche Frage in die Runde, gibt es oder gab es derartige Proteste nicht auch in der alten Bundesrepublik?
Dann versuche ich mal den Anfang.

Die Frage lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten.

Es gab in der alten Bundesrepublik derartige Proteste in dem Sinne, daß es ebenfalls vulgäre Proteste waren, das heißt es wurden lautstark mehr oder weniger dumme Parolen gebrüllt, Leute beleidigt, eventuell auch Sachen beschädigt und Menschen, vor allem Polizisten und Demonstranten verletzt. Die Ziele dieser Proteste und Ausschreitungen konnten sehr unterschiedlich sein: Atomkraftwerke, die Startbahn West des Frankfurter Flughafens, Haus- und Grundstücksspekulanten, oder falls es sonst nichts gab und einige gewohnheitsmäßige Radaubrüder sich allzusehr langweilten, auch einfach mal das ganze System.

Der wesentliche Unterschied aus meiner Sicht: Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, daß sich solche vulgären Proteste im Westen jemals gegen konkrete und offensichtlich schwache Einzelpersonen, in diesem Fall Asylbewerber, gerichtet hätten. Im Gegenteil, sie richteten sich immer gegen tatsächlich oder vermeintlich stärkere, aus der Sicht des Durchschnittsbürgers fast abstrakte Mächte: gegen die Bonzen, die Atomlobby, die Ausbeuter, die Spekulanten, die Rüstungsindustrie, die US-Imperialisten, das System, um nur mal so ein paar typische Stichwörter und Phrasen aus der damaligen Zeit zu nennen.

Soweit ich mich erinnern kann, nahmen die Vorbehalte und Ängste gegen Ausländer, die zweifellos auch in der alten Bundesrepublik reichlich vorhanden waren, nur sehr selten öffentliche oder gar gewaltsame Formen an, wenn man mal den zahlenmäßig vollkommen unbedeutenden braunen Rand der Bevölkerung außer Acht läßt. Selbst die Verwendung von abfälligen Vokabeln wie Kanake galt nicht einmal als Indiz für eine bestimmte ideologische Richtung, sondern eher als Zeichen von Grobheit und fehlender Bildung. Asoziale und Sonderschüler redeten so. Und eines weiß ich mit Sicherheit: Wenn mein Vater, den ich mit Fug und Recht als unverbesserlichen Nationalkonservativen bezeichnen kann, mich jemals brüllend und dümmliche Parolen blökend auf so einer Veranstaltung wie in Freital erwischt hätte, dann hätte er mich windelweich geschlagen. Denn es sind solche peinlichen Aufmärsche, die der Nation Schande machen.

Was Proteste, ob berechtigt oder nicht, im Westen und Osten gemeinsam haben, ist, daß sie in geradezu gespenstischer Regelmäßigkeit von ideologisch motivierten und gewaltbereiten Gruppen vereinnahmt wurden und werden. Was zum Beispiel im Westen als einfacher Anwohnerprotest gegen eine zusätzliche Startbahn für den Frankfurter Flughafen begann, entwickelte sich durch Randaletourismus innerhalb kurzer Zeit zu teilweise bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Viele Verletzte, sehr hoher Sachschaden. Erst der gewaltsame Tod eines Polizisten führte zur sofortigen Einstellung der Proteste, oder besser gesagt, der Kampfhandlungen. Hier war der Punkt überschritten worden, an dem sich kein normaler Bürger, der noch alle Tassen im Schrank hatte, weiter an den Protesten gegen eine Flughafen-Startbahn beteiligen wollte. Und was im Osten als Anwohnerprotest beginnt, eskaliert erfahrungsgemäß ziemlich schnell dahin, daß Unterkünfte oder Asylbewerberheime brennen.

Benedikt

Re: Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Beitrag von Benedikt »

ar26 hat geschrieben:Jetzt mal eine ehrliche Frage in die Runde, gibt es oder gab es derartige Proteste nicht auch in der alten Bundesrepublik?
Nein, nicht in der Form. Im Westen werden Asylanten ins Gewerbegebiet gesteckt, und es wird dafür gesorgt, dass diese von der Normalbevölkerung ferngehalten werden. Einige Menschen kümmern sich voller Mildtätigkeit um die Flüchtlinge, aber in der Gesellschaft kommen diese Menschen auch im Westen niemals an.

(Siehe zum Beispiel http://www.fr-online.de/zuwanderung-in- ... 918.html )

Mauritius
Beiträge: 327
Registriert: Dienstag 23. Januar 2007, 23:19

Re: Freital - Ergebnis einer völligen Entchristlichung?

Beitrag von Mauritius »

Freital ist eine in den 20er Jahren mehr oder weniger künstlich angelegte Arbeiterstadt, deshalb kaum größere christliche
Gemeinden!

Nein, der ostdeutsche (mitteldeutsche) Arbeitslose oder Hartz4ler ist nicht dumm, primitiv oder unmenschlich (wo bleibt denn da das
"... was ihr den Geringsten meiner Brüder getan ,,,", oder gilt das bei euch Wessis immer nur für Ausländer?)!

Die Menschen dort sind sensibel und emotional, sie sind auch politischer und schlucken nicht mehr jede Kröte. In Freital sind
die Leute hinsichtlich der Zahlen und der Unterbringungsweise ihrer neuen Nachbarn einfach belogen wurden.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema