Die ARD AG

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum die Wasserversorgung unbedingt als Teil der staatlichen Daseinsvorsorge angesehen werden soll.
Dann brauchen wir nicht weiter zu diskutieren. Die Privatisierung des Stromnetzes sehe ich ebenfalls kritisch, allerdings hat der Staat diverse gesetzliche Sicherungsmechanismen eingebaut.
In England hat die Privatisierung der Bahn zu Unfällen mit nicht wenigen Toten geführt, da die Instandhaltung des Schienennetzes ja Geld gekostet hätte.
Kaufen, Geld verdienen und runterwirtschaften, an den Staat zurück verkaufen. Hat super funktioniert! Bei der Wasserversorgung übrigens ähnlich.
Ende.
Wahrscheinlich hat es nicht erst nach der Privatisierung Unfälle gegeben.

Zur Vermeidung von Unfällen gibt in Deutschland privatwirtschaftliche Technische Überwachungsvereine und ähnliche Organisationen.

Im Bereich des Journalismus gründeten Journalisten und Verleger den Presserat als Organ der Selbstkontrolle. Auch Journalistenverbände beteiligen sich an der Selbstkontrolle. Darüber hinaus gibt es auch Landesmedienanstalten als Regulierungsbehörden. Auch der Staat vermittelt bei zivilen Streitigkeiten.

Privatisierung ist also ein ganz normaler Vorgang im Staat, der den technischen Fortschritt und den Wettbewerb im Sinne des Gemeinwohls befördert.

Caviteño
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Re: Die ARD AG

Beitrag von Caviteño »

overkott hat geschrieben: Wahrscheinlich hat es nicht erst nach der Privatisierung Unfälle gegeben.
(...)
Privatisierung ist also ein ganz normaler Vorgang im Staat, der den technischen Fortschritt und den Wettbewerb im Sinne des Gemeinwohls befördert.
Es hat vor und nach den Privatisierungen Unfälle gegeben - ob in England oder Deutschland. Warum sollten Staatsunternehmen gegen Unfälle gefeit sein?
Mangelnde Wartung kann durch entsprechende Vorgaben und wirksamen Kontrollen begegnet werden; ein Beispiel ist der Luftverkehr. Auch die Lufthansa war bis 1962 zu 100% ein staatliches Unternehmen und wurde erst 1997 vollständig privatisiert. Die Überprüfungen der internationalen Sicherheitsnormen erfolgen durch die nationalen Zivilluftfahrtsbehörden. Bei Verstößen kommen die Fluggesellschaften auf eine blacklist und dürfen dann z.B. Europa nicht anfliegen.

Gegen Sparmaßnahmen, die dann auf Kosten der Sicherheit gehen können, sind auch Staatsunternehmen nicht gefeit. Hier ist mE die Gefahr sogar größer, weil der Staat selbst das Regelwerk aufweichen kann, um seine Ziele zu erreichen (z.B. weniger Personaleinsatz).

Was das sog. "runterwirtschaften" betrifft reicht eigentlich ein Blick auf die hier noch vorhandene Infrastruktur.
Der Staat kann nicht gezwungen werden, mehr Mittel für Instandhaltung oä auszugeben, wenn er der Auffassung ist, das Geld sei zur "Eurorettung" besser angelegt. Bei privatisierten Bereichen können aber entsprechende Auflagen gemacht oder sofort bei Vertragsabschluß vereinbart werden.

Im Endeffekt hängt der Erfolg einer Privatisierung von Bereichen der Daseinsvorsorge von den staatlichen Vorgaben und Kontrollen sowie dem Willen, ggfs. auch Sanktionen zu verhängen, ab.

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Siard
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Re: Die ARD AG

Beitrag von Siard »

Overkott und Caviteño, es gab einen signifikanten Anstieg der Unfälle, weil man die Schienen und Züge verrotten ließ.
Der TÜV – der vermutlich gemeint war – ist längst nicht mehr zuverlässig und vergibt Zertifikate ohne Prüfung nach Aktenlage.
Aber es ist wohl unmöglich neoliberale Gehirnwäsche zu überwinden.

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Wahrscheinlich hat es nicht erst nach der Privatisierung Unfälle gegeben.
(...)
Privatisierung ist also ein ganz normaler Vorgang im Staat, der den technischen Fortschritt und den Wettbewerb im Sinne des Gemeinwohls befördert.
Was das sog. "runterwirtschaften" betrifft reicht eigentlich ein Blick auf die hier noch vorhandene Infrastruktur.
Der Staat kann nicht gezwungen werden, mehr Mittel für Instandhaltung oä auszugeben, wenn er der Auffassung ist, das Geld sei zur "Eurorettung" besser angelegt. Bei privatisierten Bereichen können aber entsprechende Auflagen gemacht oder sofort bei Vertragsabschluß vereinbart werden.
Damit ist die Effizienzfrage und das Runterwirtschaften der öffentlichen Haushalte durch hohe Abgaben und hohe Verschuldung angesprochen. Der digitale Fortschritt in der Informationstechnologie ermöglicht Rundfunk zu geringeren Kosten für die technische Ausstattung. Durch Bürokratie wird die Kostensenkung jedoch nicht effizient ausgeschöpft und an die Abonnenten weitergegeben. Deshalb ist mit einer Privatisierung in den nächsten Jahren zu rechnen. Die Frage ist, wie die Politik diese Privatisierung gestaltet.

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Siard hat geschrieben:Overkott und Caviteño, es gab einen signifikanten Anstieg der Unfälle, weil man die Schienen und Züge verrotten ließ.
Der TÜV – der vermutlich gemeint war – ist längst nicht mehr zuverlässig und vergibt Zertifikate ohne Prüfung nach Aktenlage.
Aber es ist wohl unmöglich neoliberale Gehirnwäsche zu überwinden.
Es geht hier nicht um neoliberale Ideen, sondern um politische Verantwortung für das Gemeinwohl durch geringere Kosten für alle Bürger. Das ist die Idee christlicher Soziallehre. Natürlich erfordert das marktwirtschaftliche Kompetenz in Politik und Medien.

Caviteño
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Re: Die ARD AG

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben:Overkott und Caviteño, es gab einen signifikanten Anstieg der Unfälle, weil man die Schienen und Züge verrotten ließ.
Der TÜV – der vermutlich gemeint war – ist längst nicht mehr zuverlässig und vergibt Zertifikate ohne Prüfung nach Aktenlage.
Aber es ist wohl unmöglich neoliberale Gehirnwäsche zu überwinden.
Einmal abgesehen davon, ob sich Deine Aussagen über den "signifikanten Anstieg der Unfälle" seit der Privatisierung, belegen lassen, für die Überwachung der von mir angeführten Verkehrsträger sind folgende Behörden zuständig:
- beim Luftverkehr: das Luftfahrtbundesamt
- beim Eisenbahnverkehr: das Eisenbahn-Bundesamt

Beides sind - im Gegensatz zum TÜV - Bundesoberbehörden und unterstehen der Fach- und Rechtsaufsicht des Bundesministeriums für Verkehr. Diese Aufgabe wurde nicht privatisiert, sie könnte auch das auch nicht, weil es sich um staatlichen Hoheitsbereich handelt. Gleichwohl kann der Gesetzgeber, wie ich oben geschrieben habe, selbständig durch eine Änderung der Bestimmungen, dafür sorgen, daß diese Behörden weniger "Aufgaben" wahrnehmen müssen und damit Personal einsparen können. Die Gefahr liegt daher mehr bei staatlichen Unternehmen als bei privaten - ich habe es oben ausgeführt.

Bei der Sicherheit von Flugzeugen, deren Zulassung und den notwendigen Dokumentationen folgt die EU glücklicherweise meist den Entscheidungen der FAA. Ein Beispiel: Als die FAA den phil. Fluggesellschaften die Landerechte in den USA wegen fehlender Inspektionsdokumentationen entzog, folgte auch die EU und bezog sich dabei ausdrücklich auf die Feststellungen der us-amerikanischen Behörde.

Der TÜV ist ein privater Verein. Bei Verfehlungen könn(t)en ihm seine Aufgaben der mittelbaren Staatsverwaltung ohne weiteres entzogen werden. Inzwischen ist es möglich, daß die sog. "Hauptuntersuchung" bei Fahrzeugen auch von anderen Organisationen vorgenommen wird.

Nur damit kein Mißverständnis aufkommt: Ich befürworte Privatisierungen - aber die Kontrolle über die Ausführung der vorgeschriebenen Gesetze durch private Unternehmen unterliegt staatlichen Behörden. Werden diese Aufgaben (z.B. TÜV-Untersuchungen) auf private Träger übertragen, sind unbedingte staatliche Kontrollen notwendig. Es darf nicht sein, daß die Kommune die Müllabfuhr privatisiert, aber dann nicht kontrolliert, ob der Müll ordnungsgemäß eingesammelt und entsorgt wird. Entsprechendes gilt natürlich auch für die Wasserversorgung oder andere Bereiche.

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Siard
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Re: Die ARD AG

Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:Nur damit kein Mißverständnis aufkommt: Ich befürworte Privatisierungen - aber die Kontrolle über die Ausführung der vorgeschriebenen Gesetze durch private Unternehmen unterliegt staatlichen Behörden. Werden diese Aufgaben (z.B. TÜV-Untersuchungen) auf private Träger übertragen, sind unbedingte staatliche Kontrollen notwendig. Es darf nicht sein, daß die Kommune die Müllabfuhr privatisiert, aber dann nicht kontrolliert, ob der Müll ordnungsgemäß eingesammelt und entsorgt wird. Entsprechendes gilt natürlich auch für die Wasserversorgung oder andere Bereiche.
Ich bin gegen die Privatisierungen und die PPP, weil die Vorteile verkauft werden, das Risiko aber i. d. R. beim Steuerzahler bleibt.
Eine Privatisierung der öffentlich-rechtlichen Anstalten wäre vermutlich nicht so Risiko behaftet, der Qualität des Rundfunks/Fernsehens insgesamt wäre es aber wohl kaum nützlich – schließlich ist sie eh schon ziemlich schlecht geworden.
Die Konkurrenz, die man sich davon erhofft, ist keinesfalls sicher, man schaue nur einmal nach Italien. Wenigstens eine, dem Zugriff von Privatinteressen entzogene Medienschiene sollte es unbedingt geben, auch in Deutschland haben wir schon schlechte Erfahrungen damit gemacht.
Problematisch ist allerdings, daß sich die ö-r Anstalten mit den Gebühren einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und in Feldern jenseits ihres bisherigen Auftrags tätig sind.
Caviteño hat geschrieben:Einmal abgesehen davon, ob sich Deine Aussagen über den "signifikanten Anstieg der Unfälle" seit der Privatisierung, belegen lassen, …
Das lassen sie sich natürlich. Ich möchte aber darauf Hinweisen, daß sich diese Aussage – wie auch zuvor – auf die Erfahrungen in England bezog. Vielleicht ist dies nicht deutlich genug gewesen.

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Re: Die ARD AG

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben: Ich bin gegen die Privatisierungen und die PPP, weil die Vorteile verkauft werden, das Risiko aber i. d. R. beim Steuerzahler bleibt.
Ob "Vorteile" (welche sollten das denn sein?) verkauft werden und das "Risiko" (welches?) beim Steuerzahler verbleibt - darüber kann man streiten. Die bisher vorgenommen großen Privatisierungen (es gab ja nur die Telekom und die Post - die Bahn ist noch immer ein Staatsunternehmen) belegen diese These eigentlich nicht. Wenn für den Bürger die Leistungen preiswerter erbracht werden und er eine größere Auswahl hat, kann ich mir eigentlich kaum einen Vorteil vorstellen, der die Aufrechterhaltung eines staatlichen Monopols rechtfertigen könnte - außer der Möglichkeit, Geldbeträge außerhalb des Haushalts hin- und herzuschieben und lukrative Posten mit "verdienten" Parteifunktionären zu besetzen.
Siard hat geschrieben: Eine Privatisierung der öffentlich-rechtlichen Anstalten wäre vermutlich nicht so Risiko behaftet, der Qualität des Rundfunks/Fernsehens insgesamt wäre es aber wohl kaum nützlich – schließlich ist sie eh schon ziemlich schlecht geworden.
Die Konkurrenz, die man sich davon erhofft, ist keinesfalls sicher, man schaue nur einmal nach Italien. Wenigstens eine, dem Zugriff von Privatinteressen entzogene Medienschiene sollte es unbedingt geben, auch in Deutschland haben wir schon schlechte Erfahrungen damit gemacht.
Problematisch ist allerdings, daß sich die ö-r Anstalten mit den Gebühren einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und in Feldern jenseits ihres bisherigen Auftrags tätig sind.
Bei öffentl.-rechtl. Rundfunk sehe ich das Problem der "Zwangsgebühren". Wenn hier eine Änderung auf pay-per-view (ggfs. mit flatrate) erfolgen würde, wäre es mir letztendlich egal, ob die Sendeanstalten die Rechtsform einer KöR hätten oder börsennotierte AG's wären - Aktien würde ich von denen eh nicht kaufen. ;D

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Siard
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Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:die Bahn ist noch immer ein Staatsunternehmen
Nein, sie ist ein normales Unternehmen, das dem Staat gehört, das ist ein Unterschied. Wäre die Bahn noch ein echtes Staatsunternehmen, gäbe es keine Streiks.

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umusungu
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Re: Die ARD AG

Beitrag von umusungu »

Siard hat geschrieben:Nein, sie ist ein normales Unternehmen, das dem Staat gehört, das ist ein Unterschied. Wäre die Bahn noch ein echtes Staatsunternehmen, gäbe es keine Streiks.
Auch als Staatsunternehmen würde bei der Bahn gestreikt werden können. Die wenigsten Mitarbeiter wäre heute noch Beamte. Nur diese unterliegen dem Streikverbot!

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Gallus
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Beitrag von Gallus »

umusungu hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:Nein, sie ist ein normales Unternehmen, das dem Staat gehört, das ist ein Unterschied. Wäre die Bahn noch ein echtes Staatsunternehmen, gäbe es keine Streiks.
Auch als Staatsunternehmen würde bei der Bahn gestreikt werden können. Die wenigsten Mitarbeiter wäre heute noch Beamte. Nur diese unterliegen dem Streikverbot!
Nach der geltenden Konvention des Statistischen Bundesamtes zur Abgrenzung des Staatssektors gehört die Bahn nicht zum Sektor Staat. Ausschlaggebend ist nicht der mehrheitliche Besitz von Anteilen, sondern die Tatsache, dass die Bahn den Großteil ihrer Einnahmen am Markt erzielt und nicht in Form von Mittelzuweisungen vom Staat bekommt.

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Siard hat geschrieben:Problematisch ist allerdings, daß sich die ö-r Anstalten mit den Gebühren einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und in Feldern jenseits ihres bisherigen Auftrags tätig sind.
Da hast du Recht.

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:Bei öffentl.-rechtl. Rundfunk sehe ich das Problem der "Zwangsgebühren". Wenn hier eine Änderung auf pay-per-view (ggfs. mit flatrate) erfolgen würde, wäre es mir letztendlich egal, ob die Sendeanstalten die Rechtsform einer KöR hätten oder börsennotierte AG's wären - Aktien würde ich von denen eh nicht kaufen. ;D
Das ist die berechtigte Sicht des Nutzers und des Wettbewerbers.

Allerdings gibt es auch berechtigte Interessen der Sendeanstalten, denen eine Perspektive eröffnet werden muss, sich ausreichend zu finanzieren. Das schließt die Gleichstellung beim Recht auf Werbung ein.

Systematisch lässt sich die Gleichstellung rechtfertigen, wenn es sich auch bei der ARD um einen privaten Sender handelt. Die Rechtsform einer AG ermöglicht dabei nicht nur eine Vielzahl an Eigentümern, sondern auch eine größtmögliche Markttransparenz durch Veröffentlichung der Bilanzen.

Diese Markttransparenz fehlt allerdings noch bei anderen privaten Sendern.

Fehlende Markttransparenz und fehlende Tarifbindung sind Probleme bei privaten Sendern heute.

Der Gesetzgeber ist aufgefordert, statt Mindestlöhne festzulegen, die Tarifautonomie durch die Tarifbindung zu ergänzen, um Rechte und Pflichten der Marktteilnehmer ins Gleichgewicht zu bringen. Tarifbindung bedeutet eine Verpflichtung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sich in Branchenverbänden zu organisieren. Das bedeutet, dass er die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände stärkt und sie dazu verpflichtet, zum Beispiel auch Mindestlöhne auszuhandeln. Damit stärkt er die wirtschaftliche Selbstorganisation im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft, statt direkt in den Markt zu intervenieren.

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Um Großproduktionen rentabel vermarkten zu können, darf die ARD AG aber auch Europa weit investieren und in den Ländern Europas sich ebenfalls an Sendern beteiligen oder Sender einrichten. Die ARD AG darf auch in Russland und Asien investieren und Joint Ventures mit amerikanischen Studios eingehen.

Caviteño
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Re: Die ARD AG

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:die Bahn ist noch immer ein Staatsunternehmen
Nein, sie ist ein normales Unternehmen, das dem Staat gehört, das ist ein Unterschied.
Wo soll denn da der Unterschied liegen? Konzernrechtlich müßte der Bund eine 1%ige Beteiligung konsolidieren. Der Einfluß des Bundes wird auch bei den Mitgliedern des Aufsichtsrates deutlich. Im Aufsichtsrat sitzen drei Staatssekretäre, ein Bundestagsabgeordneter und ein Vertreter der bundeseigenen KfW.

Im übrigen ist es mE vollkommen unbeachtlich, ob die Bahn in Form eines Bundessondervermögens, einer KöR oder einer AG betrieben wird. Das Hauptproblem ist die Netzinfrastruktur, die lt. GG mehrheitlich in Bundeseigentum bleiben muß und über eine DB-Tochter "Netz" betrieben wird. Im Endeffekt bestimmt die Bahn also weiterhin die Trassenpreise und kann so relativ einfach Wettbewerber drangsalieren:
Die Züge, mit denen das Kölner Eisenbahnunternehmen HKX demnächst zwischen Hamburg und Köln verkehren will, wirken schmuck: große Fenster, violett-aubergine-farbene Sessel, ein weißes Tuch über der Nackenstütze. Und die Länge von 178 Meter, die HKX für die Züge mit Lok und in der Regel sechs Waggons gewählt hat, bietet wirtschaftliche Vorteile.
Für jeden Stopp eines solchen Zuges an einem Bahnhof muss HKX nur halb so viel bezahlen wie für Züge, die 18 Meter und länger sind. Dadurch besäße der Hamburg-Köln-Express neben besserem Service und niedrigen Fahrpreisen einen weiteren Trumpf gegenüber den ICE und Intercitys der Deutschen Bahn. Zumindest dachte sich das HKX-Geschäftsführer Carsten Carstensen.
Doch der Manager hatte die Rechnung ohne die Deutsche-Bahn-Tochter DB Netz gemacht, mit der er im Frühjahr 21 die Abfahrts- und Ankunftszeiten sowie die sogenannten Stationspreise vereinbarte. Kein halbes Jahr später, im September 21, änderte DB Netz die Konditionen. Die Zuglänge, von der an ein Stopp am Bahnhof deutlich mehr kostet, wurde von 18 Meter auf 17 Meter herabgesetzt.
http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstle ... 448.html

Solange der Netzbetrieb als Tochtergesellschaft der DB organisiert ist, schaden hohe Netzpreise ausschl. den Wettbewerbern. Die Zahlungen der Bahn an ihre Tochtergesellschaft fließen dann letztendlich wieder in die eigene Tasche. Was für die eine Gesellschaft Aufwand ist, ist der bei der anderen ein Ertrag. Nur bei den Wettbewerbern liegen tatsächliche Geldabflüsse vor.

Leider wurde diese Konstruktion - trotz des Widerstandes der EU - vom EuGH abgenickt. Ich bin wirklich kein Freund der EU und ihrer Kommission, aber da hat sie Recht:
"Während wir die Rechtsauslegung des Gerichts respektieren, bleibt die Europäische Kommission überzeugt davon, dass eine effektivere Trennung zwischen dem Betreiber des Schienennetzes und dem Bahnbetrieb notwendig ist, um allen Anbietern einen nicht diskriminierenden Marktzugang zu gewährleisten und so das Wachstum im Eisenbahnsektor anzukurbeln."
Quelle: s.o.
overkott hat geschrieben: Allerdings gibt es auch berechtigte Interessen der Sendeanstalten, denen eine Perspektive eröffnet werden muss, sich ausreichend zu finanzieren. Das schließt die Gleichstellung beim Recht auf Werbung ein.
Das ist richtig. Allerdings könnte man über eine Aufteilung der Sender bzw. Programme nachdenken: Einerseits werbefinanzierte Programme und auch pay-tv. Die im öffentl-rechl. Fernsehen gezeigten Dokumentationen, Naturfilme uä gefallen mir sehr gut, dafür würde ich gern bezahlen.
overkott hat geschrieben: Systematisch lässt sich die Gleichstellung rechtfertigen, wenn es sich auch bei der ARD um einen privaten Sender handelt. Die Rechtsform einer AG ermöglicht dabei nicht nur eine Vielzahl an Eigentümern, sondern auch eine größtmögliche Markttransparenz durch Veröffentlichung der Bilanzen.
Das Thema der Finanzen des öffentl.-rechtl. Fernsehens wird viel zu wenig diskutiert. Es ist ein Unding, daß die Bilanzen jeder kleinen Pommesbude in Form einer Kapitalgesellschaft im Bundesanzeiger eingesehen werden können, der zwangsfinanzierte öffentl.-rechtl. Rundfunk sich aber in Schweigen hüllen kann.
Auch die Diskussionen auf den Hauptversammlungen über das Finanzgebahren der Sender hätte sicherlich hohen Unterhaltungswert....

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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Allerdings gibt es auch berechtigte Interessen der Sendeanstalten, denen eine Perspektive eröffnet werden muss, sich ausreichend zu finanzieren. Das schließt die Gleichstellung beim Recht auf Werbung ein.
Das ist richtig. Allerdings könnte man über eine Aufteilung der Sender bzw. Programme nachdenken: Einerseits werbefinanzierte Programme und auch pay-tv. Die im öffentl-rechl. Fernsehen gezeigten Dokumentationen, Naturfilme uä gefallen mir sehr gut, dafür würde ich gern bezahlen.
Diese Kanalisierung ist sicher wirtschaftlich sinnvoll. Die Zukunft von pay-tv liegt sicher weniger im Bereich des Streamings, als mehr im Bereich der Mediatheken, in denen auch ältere oder zeitlose Dokumentationen, Natur- und Bildungsfilme beliebig oft abgerufen werden können. Instant ARD sollte als pay-tv massiv ausgebaut werden.
overkott hat geschrieben: Systematisch lässt sich die Gleichstellung rechtfertigen, wenn es sich auch bei der ARD um einen privaten Sender handelt. Die Rechtsform einer AG ermöglicht dabei nicht nur eine Vielzahl an Eigentümern, sondern auch eine größtmögliche Markttransparenz durch Veröffentlichung der Bilanzen.
Das Thema der Finanzen des öffentl.-rechtl. Fernsehens wird viel zu wenig diskutiert. Es ist ein Unding, daß die Bilanzen jeder kleinen Pommesbude in Form einer Kapitalgesellschaft im Bundesanzeiger eingesehen werden können, der zwangsfinanzierte öffentl.-rechtl. Rundfunk sich aber in Schweigen hüllen kann.
Auch die Diskussionen auf den Hauptversammlungen über das Finanzgebahren der Sender hätte sicherlich hohen Unterhaltungswert....
Die Hauptversammlungen der ARD AG sollten im Internet in Form einer Live-Übertragung dokumentiert werden.

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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Die Lizenzvergabe im Rundfunkbereich ist künftig mit der Tarifbindung zu koppeln. Dies soll einerseits ein Lohndumping sowie andererseits auch eine Wettbewerbsverzerrung im Medienmarkt verhindern. Unter einem Lohndumping könnten auch Betreiber leiden im Wettbewerb um Werbeanteile.

Beim pay-tv sind durch die Abrufzahlen Wiederholungshonorare sicherzustellen. Gerade dies müssen die Berufsverbände aushandeln, weil die einzelnen Journalisten ansonsten vertraglich gezwungen werden könnten, ihre Leistungen für ein Einmalhonorar unter Wert zu verkaufen.

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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:Bei öffentl.-rechtl. Rundfunk sehe ich das Problem der "Zwangsgebühren". Wenn hier eine Änderung auf pay-per-view (ggfs. mit flatrate) erfolgen würde, wäre es mir letztendlich egal, ob die Sendeanstalten die Rechtsform einer KöR hätten oder börsennotierte AG's wären - Aktien würde ich von denen eh nicht kaufen. ;D
Soweit die "Zwangsgebühren" nicht sofort abgeschafft werden können, ist über eine weitere Absenkung der "Zwangsgebühren" durch Mischfinanzierung nachzudenken. Das heißt: Über die Gebühren wird nur noch eine Grundversorgung gewährleistet, Extras kosten extra: der Empfang per Satellit, der Empfang per Internet, der Empfang per Handy. Die kostenlose Verbreitung über Audio- oder TV-Apps wird eingestellt.

Die einzelnen Mediatheken werden zu einem Gesamtportal zusammengefasst, das selbst wiederum differenzierende Angebote macht. ARD, ZDF und arte sind dann komplett im Gesamtportal weltweit als streaming abzurufen, ebenso einzelne Serien, Dokumentationen, Sendungen. pay-per-view wird sich lohnen bei Sendungen mit hoher Einschaltquote oder einem hoch interessierten Publikum ( Fernseh-Kurse ). Auch die Vorschau attraktiver Sendungen kann per pay-per-view vermarktet werden.

Soweit die Öffentlich-Rechtlichen noch nicht privatisiert sind, dürfen sie keine Gewinne erwirtschaften. Der Umbau der Finanzierung darf nicht durch Kostenerweiterung geschehen und zielt auf Abschaffung der "Zwangsgebühren".

Damit treten ARD und ZDF auch aktiv einer Gratis-Mentalität insbesondere im Internet entgegen und stabilisieren die ganze Medienbranche.

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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Familien bekommen für das erste Kind 184 Euro pro Monat und müssen im Jahr 21 Euro für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezahlen. Unabhängig von der Nutzung muss das erste Kind im Jahr auf mehr als einen Monat Kindergeld für den Rundfunk verzichten.

Der Einzelhandel hält das für absurd. Und auch Wissenschaftler halten das öffentlich-rechtliche System für technisch überholt. Der Bundesfinanzminister hat sie aktuell um Rat gefragt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rundfunkge ... und_Kritik

http://www.bundesfinanzministerium.de/C ... edien.html

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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Wie sind die Rahmenbedingungen für eine Rundfunkreform?

Die Öffentlich-Rechtlichen finanzieren sich derzeit zu 95 Prozent aus Gebühren und zu 5 Prozent aus Werbung und Sponsoring. Da es pay-tv für alle schon gibt, liegt die Umstellung auf pay-tv für alle, die es nutzen, nahe.

Heute gibt es nur noch Digitalfernsehen. Mehr als die Hälfte der Haushalte schaut Fernsehen über den Satelliten, etwas weniger als die Hälfte über das Kabel, fünf Prozent über die digitale Zimmerantenne DVB-T, drei Prozent über das Internet.

Eine Verschlüsselung durch ein Zusatzgerät wäre per Satellit und Kabel sowie per Internet problemlos möglich. Damit würden 95 Prozent der Haushalte mit öffentlich-rechtlichem pay-tv versorgt, die dieses auch tatsächlich nutzen.

Gratis wäre weiterhin der Empfang über die digitale Zimmerantenne - ab dem nächsten Jahr in verbesserter Empfangsqualität -, die am ehesten der Kulturhoheit des jeweiligen Bundeslandes sowie dem ursprünglich öffentlich-rechtlichen Anspruch entspricht.

Gratis wären auch weiterhin die werbefinanzierten privaten Kanäle zu empfangen.

Gratis wäre ebenfalls weiterhin das öffentlich-rechtliche UKW-Radio, um die allgemeine Versorgung mit Nachrichten, Pop und klassischer Musik für Minderheiten sicherzustellen.

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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Um den pay-tv-Zahlern nicht die Finanzierung des Radios zuzumuten, wäre diese durch einen Zuschuss für die öffentlich-rechtlichen Sender aus dem Kulturhaushalt der Länder zu tragen.

Wie etwa der Spiegel und die FAZ nicht nur einen Politik- und Unterhaltungsteil, sondern auch ein Feuilleton für einen kleinen Leserkreis haben, kann später auch die ARD AG im Hörfunk neben Kanälen mit Pop und Volksmusik einen Kulturkanal wirtschaftlich betreiben.

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Beitrag von Caviteño »

overkott hat geschrieben:
Gratis wäre weiterhin der Empfang über die digitale Zimmerantenne - ab dem nächsten Jahr in verbesserter Empfangsqualität -, die am ehesten der Kulturhoheit des jeweiligen Bundeslandes sowie dem ursprünglich öffentlich-rechtlichen Anspruch entspricht.
Dann würde jeder die öffentl-rechtl. Sender über die Zimmerantenne empfangen. Bei den Fernsehgeräten kann man heute zwischen mehreren Empfangsmöglichkeiten auswählen.
Nein, auch terristrischen Empfangsmöglichkeiten müssen verschlüsselt ausgestrahlt werden, andernfalls würde kaum jemand Kabel und SAT-Empfang nutzen. Die technischen Probleme sind lösbar - sofern überhaupt welche bestehen.

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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Gratis wäre weiterhin der Empfang über die digitale Zimmerantenne - ab dem nächsten Jahr in verbesserter Empfangsqualität -, die am ehesten der Kulturhoheit des jeweiligen Bundeslandes sowie dem ursprünglich öffentlich-rechtlichen Anspruch entspricht.
Dann würde jeder die öffentl-rechtl. Sender über die Zimmerantenne empfangen. Bei den Fernsehgeräten kann man heute zwischen mehreren Empfangsmöglichkeiten auswählen.
Nein, auch terristrischen Empfangsmöglichkeiten müssen verschlüsselt ausgestrahlt werden, andernfalls würde kaum jemand Kabel und SAT-Empfang nutzen. Die technischen Probleme sind lösbar - sofern überhaupt welche bestehen.
Man könnte die Gratisteile statt aus dem Kulturhaushalt auch aus den fünf Prozent Werbeeinnahmen finanzieren.

Die Rundfunkgebühr sollte nach Paketen gesplittet und analog den Flatrates für Videoportale und für das Internet angeboten werden. Denkbar ist eine Monatsflat für 9,90 Euro, für 17,50 Euro sowie für 39,90 Euro. Daneben kann es bei Instant ARD pay-per-click-Angebote für 0,99 Euro, 3,99 Euro oder 9,90 Euro ( für 3D-Inhalte ) geben.

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Maurus
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Re: Die ARD AG

Beitrag von Maurus »

Pay-TV ist doch toter als tot. In Deutschland hat sich das nie wirklich durchsetzen können. Jetzt, mit Angeboten wie Netflix, dem Amazon Videostremingdienst, Youtube etc. kann man das ganze endgültig vergessen. Was bleibt, ist der Bundesliga-Fußball, aber wer weiß schon, wie lange das so bleiben wird. Sky hat gut daran getan, auch die Lizenz für die Liveübertragung ins Internet zu erwerben.

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Re: Die ARD AG

Beitrag von Caviteño »

Maurus hat geschrieben:Pay-TV ist doch toter als tot. In Deutschland hat sich das nie wirklich durchsetzen können.
Kommt drauf an, wie man pay-tv definiert. Wenn man es als Bezahlfernsehen sieht, fallen schließlich auch alle öffentl.-rechtlichen Sender darunter, denn der Bezug ist nicht kostenlos.

Niemand bestreitet, daß bei einer Umstellung auf pay-tv zu großen Haushaltsproblemen der öffentl.-rechtl. Sendeanstalten führen würde. Wäre das schlimm? :neinfreu:

Müssen wirklich alle Gruppen des öffentlichen Lebens und alle Interessen durch die öffentl.-rechtl. Sender bedient werden? :neinfreu:
Bei den Nachrichten gibt es mindestens zwei (kostenlose) deutschsprachige Nachrichtensender, die das Alleinstellungsmerkmal der Tagesschau abgelöst haben. Gottesdienste werden in kirchlichen Sendern (kostenlos) übertragen. Bei Spielfilmen hat man die Wahl zwischen kostenlosen privaten Sendern und einem kostenpflichtigen Abo. Naturfilme und Dokumentation werden ebenfalls in Privatsendern (überwiegend kostenpflichtig) ausgestrahlt. In vielen Gebieten gibt es Regionalprogramme, die von örtlichen TV-Sendern kostenlos angeboten werden und den "Dritten" Konkurrenz machen.
Für welchen Bereich benötigt man da noch eine pauschal von jedermann zu finanzierende "Grundversorgung"?

Die Zeit mangelnder Frequenzen, die seinerzeit als Berechtigung des Monopols und der Finanzierung der öffentl.-rechtl. Sender diente, ist vorbei. Jeder, der ein Interesse hat, kann sich heute kostenlos(!) über das Weltgeschehen informieren und besondere Interessengruppen sind auch nicht mehr darauf angewiesen, bei den öffentl-rechl. in unregelmäßigen Abständen und zu unattraktiven Zeiten mit einem Beitrag zu ihrem Schwerpunkt bedient zu werden. Durch das Internet und die vermehrten Englisch-Kenntnisse in der Bevölkerung (im Vergleich zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts) sind die Möglichkeiten der "Grundversorgung" heute wirklich grenzenlos und bedürfen kaum eines öffent-rechl. Sendebetriebs. Das hat sich überholt.

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Maurus
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Re: Die ARD AG

Beitrag von Maurus »

Caviteño hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Pay-TV ist doch toter als tot. In Deutschland hat sich das nie wirklich durchsetzen können.
Kommt drauf an, wie man pay-tv definiert. Wenn man es als Bezahlfernsehen sieht, fallen schließlich auch alle öffentl.-rechtlichen Sender darunter, denn der Bezug ist nicht kostenlos.
Das ist nicht die gängige Definition von Pay-TV. Auch RTL ist natürlich nicht kostenlos und für RTL zahlen auch alle, wenngleich indirekt. Das Geld für die Werbung schlagen die Konzerne natürlich auf den Preis drauf.
Caviteño hat geschrieben:Niemand bestreitet, daß bei einer Umstellung auf pay-tv zu großen Haushaltsproblemen der öffentl.-rechtl. Sendeanstalten führen würde. Wäre das schlimm? :neinfreu:
Die Frage ist, warum man auf ein totes Geschäftsmodell setzen sollte. Wenn man bloß eine akademische Diskussion führen will, dann kann man darüber reden, was die ARD als Pay-TV-Anstalt wäre. Aber realistisch ist das nicht. Daher bleibt es auch akademisch.
Caviteño hat geschrieben:Müssen wirklich alle Gruppen des öffentlichen Lebens und alle Interessen durch die öffentl.-rechtl. Sender bedient werden? :neinfreu:
Bei den Nachrichten gibt es mindestens zwei (kostenlose) deutschsprachige Nachrichtensender, die das Alleinstellungsmerkmal der Tagesschau abgelöst haben. Gottesdienste werden in kirchlichen Sendern (kostenlos) übertragen. Bei Spielfilmen hat man die Wahl zwischen kostenlosen privaten Sendern und einem kostenpflichtigen Abo. Naturfilme und Dokumentation werden ebenfalls in Privatsendern (überwiegend kostenpflichtig) ausgestrahlt. In vielen Gebieten gibt es Regionalprogramme, die von örtlichen TV-Sendern kostenlos angeboten werden und den "Dritten" Konkurrenz machen.
Für welchen Bereich benötigt man da noch eine pauschal von jedermann zu finanzierende "Grundversorgung"?

Die Zeit mangelnder Frequenzen, die seinerzeit als Berechtigung des Monopols und der Finanzierung der öffentl.-rechtl. Sender diente, ist vorbei. Jeder, der ein Interesse hat, kann sich heute kostenlos(!) über das Weltgeschehen informieren und besondere Interessengruppen sind auch nicht mehr darauf angewiesen, bei den öffentl-rechl. in unregelmäßigen Abständen und zu unattraktiven Zeiten mit einem Beitrag zu ihrem Schwerpunkt bedient zu werden. Durch das Internet und die vermehrten Englisch-Kenntnisse in der Bevölkerung (im Vergleich zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts) sind die Möglichkeiten der "Grundversorgung" heute wirklich grenzenlos und bedürfen kaum eines öffent-rechl. Sendebetriebs. Das hat sich überholt.
Ja, das sind die Argumente, die gegen den Ö-R-Rundfunk seit mindestens einem Jahrzehnt vorgebracht werden. Der Effekt ist nahe null.

Isidor_von_Sevilla
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Re: Die ARD AG

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Maurus hat geschrieben:Pay-TV ist doch toter als tot. In Deutschland hat sich das nie wirklich durchsetzen können.
ntv vom 21.04.2015 hat geschrieben:Neue Kunden und Gewinn
Sky Deutschland legt zu

Sky Deutschland verzeichnet im seinem dritten Geschäftsquartal ein ordentliches Ergebnis. Das Pay-TV-Sender gewinnt neue Abonnenten hinzu. Beim Gewinn steht diesmal auch eine schwarze Zahl.
(Quelle)
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Pay-TV ist doch toter als tot. In Deutschland hat sich das nie wirklich durchsetzen können.
ntv vom 21.4.215 hat geschrieben:Neue Kunden und Gewinn
Sky Deutschland legt zu

Sky Deutschland verzeichnet im seinem dritten Geschäftsquartal ein ordentliches Ergebnis. Das Pay-TV-Sender gewinnt neue Abonnenten hinzu. Beim Gewinn steht diesmal auch eine schwarze Zahl.
(Quelle)
Fernsehen im Netz wird immer beliebter. Davon profitiert der Videodienst Netflix, der seinen Expansionskurs konsequent fortsetzt. Allein im ersten Quartal dieses Jahres gewann Netflix fast 5 Millionen User hinzu - eine Million mehr als erwartet.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/netflix-121.html

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Maurus
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Re: Die ARD AG

Beitrag von Maurus »

Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Pay-TV ist doch toter als tot. In Deutschland hat sich das nie wirklich durchsetzen können.
ntv vom 21.04.2015 hat geschrieben:Neue Kunden und Gewinn
Sky Deutschland legt zu

Sky Deutschland verzeichnet im seinem dritten Geschäftsquartal ein ordentliches Ergebnis. Das Pay-TV-Sender gewinnt neue Abonnenten hinzu. Beim Gewinn steht diesmal auch eine schwarze Zahl.
(Quelle)
Die Frage ist halt, wieviel da bleibt, wenn die keine Bundesliga mehr übertragen. Sky ist halt doppelt so teuer wie beispielsweise Netflix. Fernsehen ist vor allen Dingen bei der Jugend zunehmend out.

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Der Erfolg von Pay-TV wird sich fortsetzen, wenn erst mal der Rundfunkbeitrag als Pay-TV-Flat erhoben wird. Denn die Verbreitung von Pay-TV begünstigt das Umfeld von Pay-TV.

Technisch werden die Set-Top-Boxen am besten in moderne TV-Geräte integriert.

Aus Zwangskunden werden freiwillige begeisterte Abonnenten durch Pakete mit Angeboten zu attraktiven Preisen: von der Spar-Flat zu 9,90 Euro bis zum Rund-um-sorglos-Paket für nur 39,90 Euro. Mit der Entschlüsselung am TV-Gerät kann etwa Instant ARD über das Internet gleich mitgebucht werden. Pay-per-Klick ermöglicht natürlich auch Dokumentationen und Lieblingssendungen im Bereich Meine ARD zu kaufen.

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Maurus hat geschrieben:Die Frage ist halt, wieviel da bleibt, wenn die keine Bundesliga mehr übertragen. Sky ist halt doppelt so teuer wie beispielsweise Netflix. Fernsehen ist vor allen Dingen bei der Jugend zunehmend out.
ARD-Kino für die Hosentasche ist zum Beispiel ein Angebot für Jugendliche. Man kann zum Beispiel das ARD-Abo mit Handys, Tablets und TV-Geräten vermarkten. Wer zwei Jahre die ARD-Flat für 17,50 Euro bucht, bekommt zum Beispiel preisvergünstigt ein Handy mit dem ARD-Logo kostenlos dazu. Wer die Rund-um-sorglos-Flat für zwei Jahre bucht, bekommt noch ein 3D-TV-Gerät fürs Schlafzimmer geschenkt. ARD - Was will man mehr?

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overkott
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Re: Die ARD AG

Beitrag von overkott »

Die Umstellung des Rundfunkbeitrags auf freiwilliges Pay-TV befördert auch den technischen Fortschritt. Die Koppelung der Umstellung an die Vermarktung mit Elektronikgeräten gibt nicht nur Herstellern wie Grundig einen Wachstumsimpuls, sondern ermöglicht auch die schnellere Verbreitung modernster Technik wie 3D und 4K.

Schließlich stehen die Hersteller von Elektronikgeräten vor dem Problem, dass die technische Entwicklung bei den Endgeräten den Markt nicht schnell genug durchdringen kann, so dass für die neuesten Geräte keine Angebote bereit stehen, Anbieter jedoch wegen unzureichender Marktdurchdringung der neuesten Technik keine adäquaten Inhalte bereitstellen wollen.

Die Koppelung der Abos fördert daher die Verbreitung aktueller Geräte. Produktzyklen und Recycling ermöglichen einen ökonomischen und ökologischen Umsatz. Technischer Fortschritt und Markt werden synchronisiert.

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