Rentenversicherung - wie machen es andere Länder?
Verfasst: Dienstag 25. November 2014, 12:45
In D. wird z. Zt. heftig über die abschlagfreie Rente mit 63 diskutiert. Man hat den Eindruck, daß die Politiker - sobald ein wenig Geld im Topf ist - dieses sofort ausgeben müssen. Dabei werden häufig neue Ansprüche begründet, die auf lange Sicht zu erheblichen Mehrausgaben führen.
In diesem Artikel über die Rentenversicherung in Schweden wird das System beim nördlichen Nachbarn vorgestellt - mir scheint es einige Vorteile zu bieten. Insbesondere sind Rentenerhöhungen der politischen Gestaltungsmöglichkeit entzogen und auch der Renteneintritt kann flexibel erfolgen:
Weitere ausführliche Berichte auch hier und hier.
In diesem Artikel über die Rentenversicherung in Schweden wird das System beim nördlichen Nachbarn vorgestellt - mir scheint es einige Vorteile zu bieten. Insbesondere sind Rentenerhöhungen der politischen Gestaltungsmöglichkeit entzogen und auch der Renteneintritt kann flexibel erfolgen:
Mir imponiert die Möglichkeit, früh - allerdings bei entsprechenden, mathematisch zutreffend berechneten Abschlägen - in Rente zu gehen. Auch die fehlende Einwirkungsmöglichkeit der Politik sind mE lobenswert hervorzuheben, denn die Neigung der Politiker, "Rentengeschenke" zu machen wird dadurch begrenzt. Und das alles bei einem Beitragssatz, der in etwa dem deutschen entspricht......Schweden hat sein Rentensystem Mitte der 1990er-Jahre fundamental umgebaut. Aus dem einst luxuriösesten Vorsorge-Modell Europas wurde ein System, im welchem Renten automatisch sinken, wenn die Beiträge die laufenden Renten nicht decken. Die Politik hat darauf keinen Einfluss.
Die Schweden zahlen 18,5 Prozent ihres pensionsfähigen Einkommens in die Rentenkasse ein. Davon gehen 16 Prozent in den Topf, aus dem die laufenden Renten finanziert werden. Auch wenn es sich um einen Gesamttopf handelt, erhält jeder Schwede ein fiktives Konto und einen jährlichen Ausweis über sein persönliches, angespartes Guthaben. Dieser Teil des Rententopfes funktioniert nach dem Umlageverfahren.
Die übrigen 2,5 der 18,5 Prozent, die jeder Schwede einzahlt, fliessen auf ein persönliches Rentenkonto, vergleichbar mit der 2. Säule in der Schweiz. Anders als hierzulande können die Schweden selbst entscheiden, von wem sie diesen kapitalgedeckten Teil ihrer Rente verwalten lassen.
(...)
Die Verzinsung des grösseren Rententopfes ist hingegen für alle Arbeitnehmer gleich. Sie hängt davon ab, wie sich die realen durchschnittlichen Löhne in Schweden entwickeln. In Zeiten steigender Löhne steigt die Verzinsung des Rentenkapitals. In einer Wirtschaftskrise hingegen können die Löhne stagnieren oder sogar sinken. Entsprechend würde auch die Verzinsung des Rentenkapitals stagnieren oder sogar sinken. Vor der Finanzkrise, im Jahr 2005, beispielsweise lag dieser Zins bei 2,75 Prozent. Aktuell liegt er bei 1,6 Prozent.
Auf diese Weise werden die Rentenverpflichtungen regelmässig an die tatsächliche Wirtschaftslage angepasst. Doch damit nicht genug: Wenn ein Schwede sich entscheidet, zum frühestmöglichen Zeitpunkt – mit 61 Jahren – in Rente zu gehen, wird sein Rententopf erneut an die Realität angepasst: Sein Guthaben wird durch die durchschnittliche Lebenserwartung aller Schweden seines Jahrgangs dividiert. Damit wird sichergestellt, dass seine Rente auch tatsächlich bis an sein – mutmassliches – Lebensende reicht und nicht schon vorher aufgebraucht ist.
udem wird überprüft, ob zum Zeitpunkt seiner Pensionierung die Beiträge aller Schweden – also die Einnahmenseite der Rentenbilanz – sämtliche Rentenverpflichtungen – also die Ausgabenseite – decken. Hat es zu wenige Beiträge, weil es weniger Beitragszahler hat oder diese weniger eingezahlt haben, werden die laufenden Renten aller Schweden automatisch gesenkt. Damit sind allfällige Rentenanpassungen dem Einfluss schwedischer Politiker entzogen.
Weitere ausführliche Berichte auch hier und hier.