Torsten hat geschrieben:
Caviteño,
was sagst du eigentlich dazu?
Wenn Du meine Beiträge zu GR, zum Euro und zur Finanzpolitik gelesen, weißt Du, daß ich das immer gefordert habe.
zu 1) Natürlich müssen Banken pleite gehen (können) und nicht Staat und Steuerzahler "gerettet" werden. "Rettung" ist zwar insbesondere bei Politikern beliebt, führt aber langfristig in den meisten Fällen zu keinen "Erfolgen". Erinnerst Du Dich noch an die "Rettung" von Holzmann durch Schröder oder die Diskussionen in der "Opel-Krise"? Es geht nicht, die Gewinne zu privatisieren oder bei den Verlusten den Steuerzahler zur Kasse zu bitten.
Der Fairness gebietet es allerdings, darauf hinzuweisen, daß im Falle der Banken einige Besonderheiten zu beachten sind. So
a) ist bisher der Sicherungstopf wohl noch nicht ausreichend gefüllt, um die Garantie iHv 100.000 € zu erfüllen
und
b) gibt es zwischen dem kleinen Sparer und den Hedgefonds usw. auch noch andere Großanleger. Wie soll z.B. verfahren werden, wenn ein Großunternehmen die Löhne überweisen will und die Bank einen Tag vorher pleite geht?
zu 2) Ein Schuldenschnitt kann mE nur in Zusammenhang mit einem Austritt aus dem Euroverbund möglich sein, damit er seine Wirkung entfaltet. GR erhielt im Frühjahr 2012 einen Schuldneschnitt von 70 Mrden € durch die privaten Gläubiger. Genutzt hat das nichts, die Schulden sind höher als vorher.
Über einen Schuldenschnitt muß in den dafür vorgesehen Institution
Pariser Club für die staatlichen bzw.
Londoner Club für die privaten Gläubiger verhandelt werden.
Ich gebe allerdings zu bedenken, daß nach einem Schuldenschnitt kaum ein privater Anleger Staatsanleihen des Pleitestaates erwerben wird und wenn doch, dann nur zu extrem hohen Zinsen. Insofern ist die Anwendung der sog. "bail-out-Klausel" des Maastricht-Vertrages bei einem Schuldenschnitt unerläßlich. Was das im Falle GR bedeutet hätte, kannst Du Dir sicherlich vorstellen.
Aber auch hier gilt: Man kann nicht Party machen und die Rechnung an den großen Bruder weiterreichen.
zu 3) s. 1 - Selbstverständlich, war immer meine Forderung.
Nur was ist denn von seiten der Gesetzgebung bisher geschehen?
Wurde eine Aufspaltung der Banken in einen normalen Bankbereich und in einen Bereich für das Investmentbanking angeordnet?
Müssen inzwischen auch Staatsanleihen mit Eigenkapital unterlegt werden und wird so Wettbewerbsgleichheit mit anderen Anlageformen hergestellt?
Der Staat bzw. die Regierung fordert und will regeln - macht aber nichts oder das Falsche, wie z.B. im Rahmen der Bankenunion die Bankenaufsicht bei der EZB anzusiedeln.
zu 4) Ich habe doch immer wieder die Staatsanleihekäufe der EZB kritisiert, die wohl nach Auffasung vieler Juristen und Geldexperten unzulässig sind und wer hat hier im Forum immer wieder auf die finanzielle Repression durch die Niedrigzinsphase hingewiesen?
Die Forderungen der AfD in diesem Bereich gehen vollkommen in die richtige Richtung, sind vielleicht sogar noch zu wenig radikal. Ich halte einen Austritt D. aus dem Euroverbund langfristig für erheblich besser als diesem Verein, der mE auch nicht reformierbar ist, weiter anzugehören.
Das würde zwar zunächst gewaltigen Abschreibungsbedarf sichtbar machen - aber die Verluste sind sowieso schon eingetreten. Oder glaubt irgendjemand ernsthaft, daß GR seine Schulden jemals wieder zurückzahlen wird?
Frau Merkel möchte eben nur nicht, daß die größte wirtschaftliche Fehlentscheidung seit 1945 mit ihrem Namen verbunden ist und zögert deswegen die Konsequenzen hinaus. Leider wird es dadurch immer teurer.
Die Zukunft des Euros liegt in einer hohen Inflationsrate verbunden mit Niedrig- oder sogar Negativzinsen und einem geringer werdenden Außenwert (vulgo: Abwertung). Anders sind die Staatsschulden vieler Euroländer nicht mehr zu bewältigen. Nur durch eine Weichwährung können Länder wie IT, ES oder F wieder wettbewerbsfähig auf dem Weltmarkt werden - wobei dabei auch viel Hoffnung im Spiel ist.