Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

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Torsten
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Torsten »

FidesVeritas hat geschrieben:mein Eindruck: Man ist hier unter irren Rabiaten.
Genau, hier fetzt es einfach. In jeder Beziehung. :)

Didymus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Didymus »

@ Maurus

Was die Einschätzung der Bundeswehr angeht, stimme ich dir hundertprozentig zu.

Aber das Säbelrasseln, auf das ich mich bezog, ging vom Nato-Generalsekretär aus. Und mittlerweile machen die USA Rußland für die Aufstände in der Ostukraine verantwortlich. Im Moment spielen die Verantwortlichen auf beiden Seiten mit dem Feuer. Man glaubt, den Konflikt beherrschen und zum eigenen Vorteil ausnutzen zu können. So wie vor hundert Jahren. Das ist schon mal schiefgegangen und kann wieder schiefgehen.

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Maurus hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Frage sollte eher sein, was unsere Truppen den angelsächsischen Besatzern unsres Landes entgegensetzen könnten. Antwort: gar nichts. Vielmehr können sie bloß als Hilfstruppen und Kanonenfutter bei den internationalen Operationen der Angelsachsen herhalten. Beispielshalber gegen Rußland, falls das denen gefallen sollte.
Ja, so wie damals bei der Beteiligung der Bundeswehr am Irakkrieg. Ach Moment...die Bundeswehr war ja gar nicht dabei.
Dank sei Schröder. Das rechne ich ihm zum Guten an. Er hat wohl aus seinem Kriegsverbrechen an Serbien gelernt.
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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Tritonus hat geschrieben:Ich hoffe aufrichtig, dass in absehbarer Zeit niemand in Kiew auf die Idee kommt, irgendwo die ukrainische Armee einsetzen zu wollen. Man kann nie wissen, wo die hinrollen würde.
Ich hoffe, die Generäle kommen endlich auf die Idee, die Armee in Kiew einzusetzen.
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Torsten
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Torsten »

telepolis hat geschrieben:West-östlicher Informationskrieg
Jens Mattern 08.04.2014

Litauen und Lettland blockieren russische Sender
Ein Gericht in Vilnius ist am Montag einer Anfrage der "Litauischen Kommission für Radio und TV" (RTCL) nachgegangen und hat die Ausstrahlung des russischen Nachrichtenkanals "RTR Planeta" für drei Monate ausgesetzt.
[...]
In Estland haben sich Vertreter mehrerer Parteien aktuell gegen ein Verbot des russischen Senders ausgesprochen. Vielmehr schlug der ehemalige estnische Zeitungsverleger Anvar Samost vor, die baltischen Länder sowie Finnland und Polen sollten sich zusammen tun, um einen russischsprachigen Sender mit russischen Journalisten zu schaffen, die nicht mehr unter dem Zensurdruck in ihrem Land arbeiten wollen. Auch Ivars Belte, Vorstandschef des staatlichen Senders Latvijas Televīzija, trat für ein Alternativprogramm ein.
Der letzte von mir zitierte Absatz beschreibt das Problem. "Den Journalisten" fehlte es mehrheitlich an Führung, wenn ..es an ideologischen Vorgaben oder Zensurdruck mangelt. Es gibt Journalisten - freie Autoren - die sich wissenschenschaftlich in ein Thema einarbeiten und Kritik üben. Nicht an der einen oder anderen Seite, sondern an den Grundlagen. Und dann gibt es Journalisten, denen wenigstens das kehren im eigenen Hausflur ein Anliegen ist.

Und dann gibt es bspw. noch einen Claus Kleber. Ich hoffe, dass die baltischen Staaten sowas wie den mit der Zensur russischer Sender bekämpfen ...

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Ewald Mrnka
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Ewald Mrnka »

Torsten hat geschrieben:

Über Ramstein waren wir Deutschen dabei. So wie heute bei den illegalen Tötungen durch US-Drohnen weltweit. Was natürlich alternativlos und sowieso durch den "Kampf gegen den Terror" und die Unterschrift Obamas(oder wie die Marionette gerade heißt) legitimiert ist.
Klar, Ramstein liegt auf dem Territorium der Bundesrepublik, aber da Alliiertes Recht allemal Grundgesetz + dessen Anhänge toppt & die Bundesrepublik nun mal nicht souverän ist, trifft "uns" :breitgrins: in diesem Falle mal ausnahmsweise keine richtige "Schuld" :breitgrins: - noch nicht einmal die Satrapen, denn die können an den Entscheidungen der Amerigauner nicht drehen, sondern dürfen höchstens applaudieren oder das Näschen rümpfen.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Torsten
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Torsten »

"Der Herr ist mein Hirte .."

Hirte eines freien Menschen. Gott ist groß, so auch meine Dienerschaft für IHN.

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Edi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Edi »

Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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lutherbeck
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von lutherbeck »

"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Kirchenjahr
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Kirchenjahr »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich hoffe, die Generäle kommen endlich auf die Idee, die Armee in Kiew einzusetzen.
Deine Hoffnung kann ich nur durchgehen lassen, weil ich weiß, dass die Generäle ohnehin nichts ausrichten können. Dann werden die Generäle eben abgesetzt und vom Parlament neue Generäle eingesetzt und die Armee sitzt in ihrem Restbestand an Altmetallschrott und harrt der Dinge.

Was mich brennend interessiert ist, woher die neue Regierung plötzlich die ganzen "Spezialeinheiten", "Truppen des Innenministeriums", "Zugriff auf die Notenbank" etc. her bekommt. Die überwältigende Mehrheit der Beamten muss entweder durch Überzeugung, Bequemlichkeit, Geld oder Druck für die neue Regierung sein. Anders ist kein Staat zu machen.

So eindeutig wie in Kiew oder auf der Krim scheint die Lage allerdings im Osten nicht zu sein.

Es könnte eine folgenschwere Entscheidung sein, wenn Rußland im Osten durch Lieferung von Ausrüstung und Waffen zugunsten der Anti-Maidan-Bewegung Fakten schaffen würde. Russland hat die Möglichkeiten dazu.

Rußland hofft, so denke ich persönlich, auf ein diplomatisches Ergebnis i. S. einer föderalen (faktisch aber geteilten) Ukraine. Dafür bräuchte Minister Lawrow (Rußland) noch ein Ass im Ärmel: Timoschenko, die Oligarchen, der nächste kalte Winter???

Robert weiß bestimmt mehr.

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Maurus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Maurus »

Didymus hat geschrieben:@ Maurus

Was die Einschätzung der Bundeswehr angeht, stimme ich dir hundertprozentig zu.

Aber das Säbelrasseln, auf das ich mich bezog, ging vom Nato-Generalsekretär aus.
Ich frag mich da halt, ob der nach innen oder nach außen redet. Die Lage kann ja auch für andere Sachen ausgenutzt werden, also auch dafür, dass die NATO-Mitglieder ihre militärischen Zusagen einhalten sollen.

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lutherbeck
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von lutherbeck »

Tschechien fordert NATO - Einsatz:

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=& ... H4QX7et-Ug

...so entwickelt sich Unheil...

:kotz:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

KlausLange
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von KlausLange »

Habe einen sehr bemerkenswerten Artikel zur rechtlichen Bewertung dessen gefunden, was sich auf der Krim eigentlich abgespielt hat.

Bemerkenswert ist dieser Artikel in vielerlei Hinsicht, aber auch, dass er auf faz.net erschien: Nicht Annexion, sondern Sezession.

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Die Ukraine wird kein russisches Erdgas mehr abnehmen. Das äußerte heute der Minister für Kohleindustrie und Energie, Jurij Prodan, gegenüber den Massenmedien. Hauptgrund: Die gestiegenen Kosten, insbesondere durch Wegfall der Rabatte. Man sei aber weiterhin bereit, über den Preis zu verhandeln.

( http://thekievtimes.ua/economics/354764 ... -gaza.html )

Woher die Ukraine ihr Gas in Zukunft beziehen will (oder ob sie in Zukunft mit Autoreifen heizen will wie auf dem Maidan), ist dem Artikel nicht zu entnehmen.

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Eva Hermann: "Ukraine-Berichte bei ARD und ZDF: Fehlende Neutralität durch Staatsvertrag?"
http://german.ruvr.ru/214_4_9/Ukrain ... trag-255/

Thomas_de_Austria
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Der Standard hat geschrieben:
Die ukrainische Regierung hat den prorussischen Aktivisten im
Osten des Landes mit einem gewaltsamen Vorgehen der Sicher-
heitskräfte gedroht. "Diejenigen, die auf Konflikt setzen, werden
die Härte des ukrainischen Staates zu spüren bekommen", sagte
Innenminister Arsen Awakow am Mittwoch in Kiew. Einem
Fernsehbericht zufolge wurde bereits Militärtechnik in die Stadt
Lugansk verlegt.

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

In vereinzelten ukrainischen Medien tauchen vorsichtige Meldungen darüber auf, dass die kürzlich erfolgte Räumung von Amtsgebäuden in Charkow durch ausländische Söldner erfolgt sein könnte.
[...]Gegenüber LifeNews hob ein Gesprächspartner hervor, dass die Kämpfer weder Russisch noch Ukrainisch verstehen. Untereinander verständigen sie sich auf Englisch. Diese Angaben deuten darauf hin, dass möglicherweise ausländische Söldner in Uniformen der Einheit "Jaguar" [Anmerkung: das ist eine ukrainische Spezialeinheit, die auf die Niederschlagung von Gefängnisrevolten spezialisiert ist] an den Handlungen beteiligt sind. [...]

Собеседник корреспондента LifeNews утверждает, что военные не понимают ни по-русски, ни по-украински. А между собой общаются на английском языке.
Эти данные указывают на то, что, возможно, в форме «Ягуара» принимают участие в силовых действиях иностранные наемники.


( http://thekievtimes.ua/society/354848-z ... i-smi.html )

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Tritonus hat geschrieben:Woher die Ukraine ihr Gas in Zukunft beziehen will (oder ob sie in Zukunft mit Autoreifen heizen will wie auf dem Maidan), ist dem Artikel nicht zu entnehmen.
Awakow zumindest braucht gar nicht zu heizen.
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Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Der Wahlkampf hat begonnen.

1. Der Präsidentschaftskandidat Zarjow wurde heute bei einem Wahlkampfauftritt in Nikolajew von politischen Gegnern angegriffen. ( http://vesti.ua/odessa/46654-v-nikolaev ... li-jajcami , mit Video)

2. Der Präsidentschaftskandidat Dobkin wurde heute in Lugansk von politischen Gegnern verprügelt und aus der Stadt gejagt. (Video: http://www.youtube.com/watch?v=9bd_vIEULI )

3. In Kiew brannte heute das Büro der Kommunistischen Partei. Vorher waren Geräte zerstört und Schränke aufgebrochen worden. Behälter, die Brandbeschleuniger enthalten hatten, wurden gefunden. Das Gebäude war seit Ende Februar von Maidan-Aktivisten besetzt und heute (nach einem Gerichtsbeschluss) geräumt worden. Offensichtlich wurde es beim Verlassen angezündet. ( http://www.ukrinform.ua/rus/news/v_kiev ... ii_1622422 )

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Die "Partei der Regionen" sowie die Kommunistische Partei haben heute in einer merkwürdigen Allianz den gemeinsamen Boykott zukünftiger Abstimmungen in der Werchowna Rada angekündigt, solange bestimmte Forderungen (z.B. Verabschiedung eines Gesetzes zur Amnestie für die sogenannten pro-russischen Aktivisten und die Aufnahme von Ermittlungen zur Aufklärung der Brandstiftung im Gebäude der KP) nicht erfüllt werden.

Falls es bei diesem Boykott bleibt, der heute auch gleich zum ersten Mal praktiziert wurde, ist das gesamte Parlament aufgrund der zahlenmäßigen Zusammensetzung nicht mehr abstimmungs- und damit auch nicht mehr arbeitsfähig.

( http://thekievtimes.ua/politics/355575- ... ojkot.html )

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Warum sollte diese Allianz merkwürdig sein?
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holzi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von holzi »

Langsam kommt die Wahrheit auch in die Mainstreammedien: http://www.focus.de/politik/ausland/den ... 61678.html

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Warum sollte diese Allianz merkwürdig sein?
Gute Frage, denn neu ist diese Allianz nicht. :unbeteiligttu:

Ich sah und sehe diese Allianz allerdings als eher taktisch an (ähnlich der früheren Jamaika-Koalition im Saarland), entstanden notgedrungen vor einigen Jahren als "vereinigtes östliches" Gegengewicht zu den "westlichen" Orangen und den in allen Härtegraden vorhandenen Nationalisten.

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Haiduk
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Haiduk »

Tritonus hat geschrieben:Die "Partei der Regionen" sowie die Kommunistische Partei haben heute in einer merkwürdigen Allianz den gemeinsamen Boykott zukünftiger Abstimmungen in der Werchowna Rada angekündigt, solange bestimmte Forderungen (z.B. Verabschiedung eines Gesetzes zur Amnestie für die sogenannten pro-russischen Aktivisten und die Aufnahme von Ermittlungen zur Aufklärung der Brandstiftung im Gebäude der KP) nicht erfüllt werden.

Falls es bei diesem Boykott bleibt, der heute auch gleich zum ersten Mal praktiziert wurde, ist das gesamte Parlament aufgrund der zahlenmäßigen Zusammensetzung nicht mehr abstimmungs- und damit auch nicht mehr arbeitsfähig.

( http://thekievtimes.ua/politics/355575- ... ojkot.html )
Dann ist das wohl der Grund für dieses famose Angebot: Reuters: Ukrainischer Präsident geht auf Separatisten zu
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

Kirchenjahr
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Kirchenjahr »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Warum sollte diese Allianz merkwürdig sein?
Merkwürdig ist die Allianz nicht, sondern erschreckend! Das ist ein Beispiel dafür, wie wenig in Osteuropa das historische Wirken der kommunistischen Idee aufgearbeitet worden ist.

Vor dem Hintergrund, dass Verwandtschaft auch aus dem außereuropäischen Ausland kommt und anmerkte, dass es eine deutsche Besonderheit sei, trotz aller Desinformation zur Steigerung des Schuldkomplexex in den Medien, die nationalsozialistische Vergangenheit von der totalitären Seite her als schrecklich erkannt zu haben, ist das aber keine ukrainische Besonderheit.

Fragesteller
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Fragesteller »

Kirchenjahr hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Warum sollte diese Allianz merkwürdig sein?
Merkwürdig ist die Allianz nicht, sondern erschreckend! Das ist ein Beispiel dafür, wie wenig in Osteuropa das historische Wirken der kommunistischen Idee aufgearbeitet worden ist.
Was wollen denn die ukrainischen Kommunisten? Ist das wirklich noch eine revolutionäre bzw. realsozialistische Partei oder nicht vielmehr eine linkssozialdemokratische Partei, die so ein bisschen das "kulturelle Erbe" der KPdSU verwaltet?

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Haiduk
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Haiduk »

Kirchenjahr hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Warum sollte diese Allianz merkwürdig sein?
Merkwürdig ist die Allianz nicht, sondern erschreckend! Das ist ein Beispiel dafür, wie wenig in Osteuropa das historische Wirken der kommunistischen Idee aufgearbeitet worden ist.

Vor dem Hintergrund, dass Verwandtschaft auch aus dem außereuropäischen Ausland kommt und anmerkte, dass es eine deutsche Besonderheit sei, trotz aller Desinformation zur Steigerung des Schuldkomplexex in den Medien, die nationalsozialistische Vergangenheit von der totalitären Seite her als schrecklich erkannt zu haben, ist das aber keine ukrainische Besonderheit.
Quatsch mit Soße. In Russland ist die KP längst schon orthodox inkulturiert. In der Ukraine wird es nicht viel anders sein. Eine rote Fahne bedeutet dort heute etwas ganz anderes als 1917 oder 1918. Lies http://english.pravda.ru/ und/oder http://2varvara.wordpress.com/
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Haiduk hat geschrieben:Quatsch mit Soße. In Russland ist die KP längst schon orthodox inkulturiert. In der Ukraine wird es nicht viel anders sein. Eine rote Fahne bedeutet dort heute etwas ganz anderes als 1917 oder 1918. Lies http://english.pravda.ru/ und/oder http://2varvara.wordpress.com/
So ist es. Es ist einfach Tradition. (Wobei man bemerken muss, dass die Leute nicht blöd sind, und praktisch jeder weiß, dass die Tradition auch ihre stockfinsteren Zeiten und Seiten hatte, denn so gut wie jeder Sowjetbürger hat beispielsweise durch den Stalin-Terror irgendwelche Verwandten und/oder Freunde verloren. Dass die eigentliche Ideologie des Sowjetkommunismus erledigt war, haben die Sowjetbürger übrigens vor gut zwei Jahrzehnten selbst bemerkt, deshalb haben sie das System auch selbst abgeschafft. Dazu bedurfte es keines äußeren Zwangs, keiner fremden Truppen in der eigenen Hauptstadt und demzufolge auch keinerlei jahrzehntelanger Bevormundung durch Siegermächte wie im Falle des Nationalsozialismus.)

Ich habe das Bild schon einmal gebracht: Vielleicht erinnern sich noch einige an die Szene, die bei uns vor einigen Wochen etwas gefiltert und zensiert durch alle unsere Nachrichtensendungen lief. Zur Erinnerung hier noch einmal dasselbe aus einer etwas anderen Perspektive: http://reporter.vesti.ua/storage/asset/ ... d9142.jpg . Eine auf der Krim stationierte ukrainische Armeeeinheit trifft auf einige "grüne Männchen", die die Soldaten am Weitergehen hindern. Hammer und Sichel sind hier gleich zweimal zu sehen, auf der Truppenfahne der ukrainischen Armeeeinheit und an der Spitze der Fahnenstange. Das Herumtragen von Hammer und Sichel sagt in diesem Fall exakt Null darüber aus, ob die hier abgebildeten ukrainischen Offiziere vielleicht Kommunisten sind oder ob sie die Weltrevolution anzetteln wollen. Ich vermute, das wollen sie eher nicht.

Kirchenjahr
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Kirchenjahr »

Von wegen Quatsch mit Soße!

Ich habe nicht geschrieben, dass die Kommunisten in Osteuropa die gleiche revolutionäre Energie an den Tag legen wie vor 100 Jahren, sondern dass der Kommunismus dort nicht aufgearbeitet worden ist.

Als Antwort n lese ich Begriffe in diesem Kontext wie "orthodox" oder "Tradition". Geht es noch?

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 45928.html

Der Artikel rundet das Bild der Stalin- und Lenin-"verehrung" durch Straßennamen und Statuen vielerorts ab.

Es ist eine Frage der Sichtweise, ob man es gut findet, wie weit Osteuropa sich vom Kommunismus und seinen gesellschaftlichen Errungenschaften distanziert hat oder ob man eben meint, dass die Last immer noch erschreckend drückt.

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

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Haiduk
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Haiduk »

Kirchenjahr hat geschrieben:Von wegen Quatsch mit Soße!

Ich habe nicht geschrieben, dass die Kommunisten in Osteuropa die gleiche revolutionäre Energie an den Tag legen wie vor 100 Jahren, sondern dass der Kommunismus dort nicht aufgearbeitet worden ist.

Als Antwort n lese ich Begriffe in diesem Kontext wie "orthodox" oder "Tradition". Geht es noch?

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 45928.html

Der Artikel rundet das Bild der Stalin- und Lenin-"verehrung" durch Straßennamen und Statuen vielerorts ab.

Es ist eine Frage der Sichtweise, ob man es gut findet, wie weit Osteuropa sich vom Kommunismus und seinen gesellschaftlichen Errungenschaften distanziert hat oder ob man eben meint, dass die Last immer noch erschreckend drückt.
Richtig ist, dass es in Russland nicht üblich ist, sich für die Verfehlungen früherer Generationen verantwortlich zu fühlen. Dass das bei uns in Deutschland so gehandhabt wird, liegt daran, dass Deutschland den Krieg verloren hat. Russland bzw. die Sowjetunion gehört zu den Siegern des Zweiten Weltkriegs und hatte dabei bekanntlich eine unglaubliche Anzahl von menschlichen Opfern zu beklagen. Es ist kaum möglich das Andenken an diese Opfer in Ehren zu halten und gleichzeitig in dem damals von diesen Opfern vor der faschistischen Aggression verteidigten politischen Regime einen Hort des Bösen zu sehen.

Die Leninstatuen werden als Symbol der gemeinsam durchlebten Geschichte von Russen und Ukrainern begriffen. Als solche werden sie angegriffen oder verteidigt.

Die Demonstranten mit den roten Fahnen sind in jedem Fall friedfertiger und zivilisierter als der faschistische Euromaidan-Mob mit seinen Knüppeln und seine prügelnden Vertreter im Kiewer Parlament. Deswegen kann man Deine Vorstellung, dass die Gegner des Kiewer Putschisten-Regimes sich mit "Geschichtsaufarbeitung" zu beschäftigen hätten, nur als absurd bezeichnen. Weshalb richtest Du die Forderung nach "Geschichtsaufarbeitung" nicht an die eurofaschistischen Bandera-Verehrer?
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Kirchenjahr hat geschrieben:Ich habe nicht geschrieben, dass die Kommunisten in Osteuropa die gleiche revolutionäre Energie an den Tag legen wie vor 100 Jahren, sondern dass der Kommunismus dort nicht aufgearbeitet worden ist. Als Antwort lese ich Begriffe in diesem Kontext wie "orthodox" oder "Tradition". Geht es noch?
Wenn du unter „Aufarbeitung“ so etwas verstehst wie die gründliche, hirnwaschende Umerziehung bei uns: nein, das gab und gibt es in Rußland nicht.

Von der Ideologie der Bolschewiken hat man sich vollständig gelöst. Oder besser gesagt, diese Ideologie ist einfach den Weg alles Irdischen gegangen. Was aber unter ihrem Banner in der Sowjetunion an historischen Geschehnissen und handelnden Personen auftrat, ist Teil der russischen Geschichte, also Teil der eigenen Herkunft und eine wichtige Wurzel der eigenen Identität.

Dies einmal zunächst ganz schlicht historisch-faktisch. Der Umgang der Russen damit ist ein ganz natürlicher: Man erkennt diese Geschichte als Teil des eigenen Selbst, nimmt sie als solche an und identifiziert sich mit ihr. Das heißt im allgemeinen nicht, daß man die Schattenseiten verkennte, die Perioden tiefen Dunkels. Aber man schneidet sich nicht von der eigenen Wurzel ab.

Dies hingegen ist, was bei uns geschehen ist mit Entnazifizierung und (erst darauf folgender [beschleunigt seit den neunziger Jahren]) Umerziehung. Solche Umerziehung und Trennung von den eigenen Wurzeln ist zutiefst krank und macht noch kränker.

Gesund dagegen wäre, daß, wer’s kann, sich auf einer intellektuellen Ebene mit den historischen Phänomenen der Geschichte des eigenen Volks und damit der eigenen Person auseinandersetzte und so zu einem begründeten Urteil gelangte, welches dann auch partiell durchaus sehr negativ sein könnte, ohne daß auf der vorintellektuellen Ebene – derjenigen des Empfindens, des Unterbewußten, ja des Instinkts – bereits jener andressierte Reflex gegen die eigenen Wurzeln stattfände, der sich bis zu wütendem, infernalischem Selbsthaß steigern kann.

Ich nenne ein Beispiel. In gesundem Nationalstolz war ich früher ein Bewunderer des Alten Fritzen und Ottos von Bismarck. Mit vertiefter Kenntnis der Geschichte und ihrer Betrachtung im Licht der durch den Glauben befreiten Vernunft habe ich beider Wirken allmählich immer kritischer gesehen, bis hin zu der Einsicht, daß Friedrich von Brandenburg mit seinem selbstgebastelten Königtum „von Preußen“ eine der schlimmsten, destruktivsten Katastrophen Europas war, neben und vor der Französischen Revolution.

Gleichwohl steht ein Messing-Fritz hier vor meiner Nase auf meinem Schreibtisch. Meine Oma hat mir den mal geschenkt. Ebenso kann ich mich über diesen Fritz, Otto oder wen auch immer unterhalten, gern auch kontrovers, ohne Zuckungen zu bekommen oder Schaum vorm Maul. Bloß über Adolf nicht, weil da mein Gegenüber so gewiß, wie’s Amen in der Kirche kommt, seine Zuckungen bekäme und ich im übrigen bei einem falschen Wort – das also nicht aus solcher Zuckung, sondern aus vernünftiger Reflexion entspränge – schon mit einem Bein drinnen stünde im Zuchthaus der Umerziehungsdespotie.

Die natürliche „Aufarbeitung“ der Geschichte übernimmt in Rußland also: die Zeit; und das dauert seine Zeit. Einstweilen müssen wir darum ganz unaufgeregt akzeptieren, daß in Rußland allenthalben Sowjetsternlein prangen und Leninfiguren herumstehen. Für die das Teil der eigenen Geschichte ist, das sind im allgemeinen Leute mit ganz konservativem Naturell, Patrioten, oft genug auch gläubige Söhne der Kirche.
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