Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

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Ewald Mrnka
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Ewald Mrnka »

Der nächste Winter kommt bestimmt; zieht euch warm an!

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 61842.html
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Didymus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Didymus »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Der nächste Winter kommt bestimmt; zieht euch warm an!

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 61842.html
Ach, wir haben's ja. Deutschland wird schon zahlen. Für unseren Finanzminister kommen nicht nur Hitler-Verleiche leicht über die Lippen, für ihn sind auch die Kosten der Ukraine-Hilfe zweitrangig.

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Ewald Mrnka
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Ewald Mrnka »

Didymus hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Der nächste Winter kommt bestimmt; zieht euch warm an!

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 61842.html
Ach, wir haben's ja. Deutschland wird schon zahlen. Für unseren Finanzminister kommen nicht nur Hitler-Verleiche leicht über die Lippen, für ihn sind auch die Kosten der Ukraine-Hilfe zweitrangig.
Deutschland zahlt immer, das ist (u.a.) seit 1918 seine Rolle in der Welt, aber es wird an seine Grenzen geraten; spätestens dann, wenn seine autochthone Bevölkerung nicht mehr effektiv malochen kann.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Tritonus hat geschrieben:Und hier ( http://society.lb.ua/life/214/4/1/26 ... itsya.html ) steht, dass ein gewisser "Kommandeur Asaweljuk, der am 2. Februar die Sniper an der Institutskaja-Straße befehligt hatte" [sic!], mitsamt seiner Spezialeinheit "Alfa" am Hotel eingetroffen ist.
LB beruft sich dabei auf einen älteren Artikel, in dem, wenn ich es richtig verstehe, behauptet wird, diese Scharfschützen hätten sich zum Zeitpunkt des Kiewer Massakers bereits drei Wochen lang auf dem Gebiet des Kabinetts aufgehalten und seien am Morgen des 2. Februars gemeinsam mit Berkuteinheiten gesehen worden.

Demnach hätte also tatsächlich Präsident Janukowitsch das Feuer am 2. Februar auf die Demonstranten eröffnen lassen.
Tatsächlich berufen sich alle derartigen Aussagen in der ukrainischen Presse auf einen einzigen gut bebilderten Artikel im US-amerikanischen "Daily Beast" ( http://www.thedailybeast.com/articles/2 ... -kiev.html ).

Dieser Artikel wird seit seinem Erscheinen vor wenigen Tagen in der ukrainischen Medienlandschaft unermüdlich vor- und rückwärts wiedergekäut. Der Artikel hat das Problem, dass er zwar massenhaft bunte Bilder und viele schöne Buchstaben ("russian trained killers"), aber nicht die Spur eines Beweises enthält, schon gar nicht gegen Janukowitschs Regierung. Und das ist sehr offensichtlich, andernfalls hätten deutsche Medien das Material längst in ihrem Sinne ausgeschlachtet.

Inzwischen hat das Ganze etwas Absurdes: Derselbe Knabe, der angeblich vor 6 Wochen auf Janukowitschs Anweisung ein Blutbad in Kiews Straßen anrichten ließ, kommandiert weiterhin seine Einheit aus "russian trained killers" und wird während eines Einsatzes von Reportern interviewt?

Fragesteller
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Fragesteller »

Nun gab es ja anscheinend Schießereien zwischen den "Selbstverteidigungskräften" des Maidan und dem Rechten Sektor. Ich dachte bisher, das sei so halbwegs dieselbe Klientel. Was für Leute muss man sich (v. a. gesinnungsmäßig) unter den "Selbstverteidigungskräften" vorstellen?

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Ewald Mrnka
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Ewald Mrnka »

Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Fragesteller hat geschrieben:Nun gab es ja anscheinend Schießereien zwischen den "Selbstverteidigungskräften" des Maidan und dem Rechten Sektor. Ich dachte bisher, das sei so halbwegs dieselbe Klientel. Was für Leute muss man sich (v. a. gesinnungsmäßig) unter den "Selbstverteidigungskräften" vorstellen?
Die "Selbstverteidigungskräfte des Maidan" lassen sich nur schwer über einen Kamm scheren. Das zeigt schon die Biographie des sogenannten "Kommandeurs der Selbstverteidigungskräfte", Andrij Parubij, über den Wikipedia folgendes schreibt:
Parubij gehört der Vaterland-Partei an und ist seit dem 27. Februar 214 Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine.[1] Er war Mitbegründer der rechtsextremen Sozial-Nationalen Partei der Ukraine, des Vorläufers der heutigen Swoboda-Partei. In seiner politischen Laufbahn wechselte er mehrfach die Parteizugehörigkeit, bei den Parlamentswahlen 212 kandidierte er auf der Liste von Julija Tymoschenkos Vaterlandspartei und wurde erneut in die Werchowna Rada gewählt. Während der Euromaidan-Proteste galt Parubij als „Kommandeur des Maidan“, wobei er eng mit dem Führer des Prawyj Sektor, Dmytro Jarosch kooperierte. Bei der Bildung der Übergangsregierung Jazenjuk im Februar 214 erhielt er das Amt des Vorsitzenden des nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine.[2][3]

Im Zusammenhang mit den prorussischen Protesten sprach sich Parubij für die Einführung einer Visumspflicht für russische Staatsbürger aus[4]. Jazenjuk stellte dem entgegen, dass an der Beibehaltung des visafreien Verkehrs eine große Zahl der Bürger, in erster Linie im Süden und Osten des Landes, interessiert sind, die in Russland arbeiten oder Verwandte haben.[5]

( http://de.wikipedia.org/wiki/Andrij_Parubij , Hervorhebungen von mir )
Glaubt man ukrainischen Presseartikeln, dürften die "Selbstverteidigungskräfte", von denen die Bewohner Kiews inzwischen ziemlich genervt sind (nicht zuletzt aufgrund der Unmengen von Müll und Fäkalien, die die Barrikadenbewacher produzieren), ein recht buntes Häuflein aus ehemaligen Janukowitsch-Gegnern, Nationalisten, Fußball-Hooligans und sonstigen Leuten darstellen, die mehrheitlich keiner geregelten Arbeit nachgehen und demzufolge nichts Besseres zu tun haben, als weiterhin mit Knüppeln bewaffnet in der Kiewer Innenstadt herumzulungern und "die Revolution zu verteidigen". Vor einigen Tagen erschienen Artikel, denen zufolge sie begonnen haben, in der Kiewer Innenstadt zur Selbstversorgung Schweine zu züchten sowie Obst und Gemüse auf öffentlichen Plätzen anzubauen. (Kein Scherz!)

Der "Rechte Sektor" dagegen ist straff und militärisch organisiert, sowie bestens bewaffnet. Die Ideologie ähnelt der von Neonazis. Sie halten ukrainische SS-(Hilfs-)divisionen in hohem Ansehen. Auf der Webseite werden teilweise expansionistische Visionen von einem Großreich entfaltet, das auch Weißrussland, Polen und die baltischen Staaten umfasst.

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lifestylekatholik
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von lifestylekatholik »

Tritonus hat geschrieben:Dieser Artikel wird seit seinem Erscheinen vor wenigen Tagen in der ukrainischen Medienlandschaft unermüdlich vor- und rückwärts wiedergekäut. Der Artikel hat das Problem, dass er zwar massenhaft bunte Bilder und viele schöne Buchstaben ("russian trained killers"), aber nicht die Spur eines Beweises enthält, schon gar nicht gegen Janukowitschs Regierung. Und das ist sehr offensichtlich, andernfalls hätten deutsche Medien das Material längst in ihrem Sinne ausgeschlachtet.

Inzwischen hat das Ganze etwas Absurdes: Derselbe Knabe, der angeblich vor 6 Wochen auf Janukowitschs Anweisung ein Blutbad in Kiews Straßen anrichten ließ, kommandiert weiterhin seine Einheit aus "russian trained killers" und wird während eines Einsatzes von Reportern interviewt?
Wenn du es also für unwahrscheinlich hältst, dass Asaweljuk die Scharfschützen anführte, dann frage ich mich, mit welcher Absicht du heute Morgen die LB-Nachricht hier zitiert hast:
Tritonus hat geschrieben:Und hier ( http://society.lb.ua/life/214/4/1/26 ... itsya.html ) steht, dass ein gewisser "Kommandeur Asaweljuk, der am 2. Februar die Sniper an der Institutskaja-Straße befehligt hatte" [sic!], mitsamt seiner Spezialeinheit "Alfa" am Hotel eingetroffen ist. Außerdem seien 2 Mann der Spezialeinheit "Sokol", bewaffnet mit Schnellfeuergewehren vor Ort.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

lifestylekatholik hat geschrieben:Wenn du es also für unwahrscheinlich hältst, dass Asaweljuk die Scharfschützen anführte, dann frage ich mich, mit welcher Absicht du heute Morgen die LB-Nachricht hier zitiert hast ...
Sorry, ich wollte niemanden verwirren. :ikb_shy:

Dahinter steckte keine bestimmte Absicht außer der Absicht, die Menge an Polizei- und Geheimdienstkräften (Scharfschützen, Sondereinheiten ...) anzudeuten, die letzte Nacht eingesetzt wurde.

Und generell ist es meine Absicht, Presseartikel wie den von letzter Nacht über die Abriegelung des Hotels Dnjepr auch so zu zitieren/zu übersetzen (bzw. in diesem Fall: nach bestem Wissen und Gewissen sehr kurz zusammenzufassen), wie sie da stehen, und zwar auch dann, wenn mir persönlich wesentliche Teile des Inhalts zweifelhaft bis absurd oder einfach nur blöd erscheinen. Alles andere halte ich für unredlich. Tatsächlich wird es meinem Eindruck nach seit Wochen immer schwieriger, einigermaßen "objektive" bzw. "neutrale" Tatsachenberichte zu finden, bei denen nicht die offensichtliche Propaganda aus allen Knopflöchern trieft.

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Torsten
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Torsten »

nachdenkseiten hat geschrieben:Eine solche Steigerung von Hetze und Lüge und nur noch Propaganda schien mir bis vor kurzem undenkbar.
Verantwortlich: Albrecht Müller

Diese Feststellung ist kein Aprilscherz. Auch die Meldung von t-online.de, also der Webseite der Deutschen Telekom „Wladimir Putin will auch Finnland und Georgien annektieren“, war nicht als Witz gedacht. Bundesfinanzminister Schäuble zieht vor Schülern öffentlich „Parallelen zwischen der Annexion der Krim durch Wladimir Putin und dem Anschluss des Sudetenlandes durch Adolf Hitler“
[...]
Der unglaubliche Vorgang in der Türkei reizt die deutschen Medien nicht zur Aufklärungskampagne, obwohl wir als NATO Partner und Stationierer von Patriot-Raketen direkt betroffen sind.

Wenn Sie diese beiden Vorgänge vergleichen – die absurde Behauptung, Putin wolle Finnland annektieren, und die reale Planung des türkischen Außenministers, der Spitze des Militärs und des Geheimdienstchefs – den Anlass für eine militärische Intervention selbst zu schaffen, dann erkennen Sie leicht, wie heruntergekommen die deutschen Medien und die deutsche Politik inzwischen sind.
"Heruntergekommen" trifft es nicht wirklich. Es wirkt schizophren, aber auch das ist es nicht, weil es auf Berechnung basiert. Es ist eine Krankheit, die den Namen "Bosheit" trägt. Wenn ich von meinem persönlichen Lebensumfeld ausgehe, was sich mehr so am unteren Rand der Gesellschaft abspielt, dann erfahre ich die Menschen mehrheitlich einfach als abscheulich. Bar jeder Empathie, von Demut ganz zu schweigen, in ihrem Verhalten aber durch und durch unsicher wirkend, und das durch Gehabe überspielend.

Davon ausgehend kann man sich ausmalen, was sich an der "Spitze" der Gesellschaft abspielt. Mit der ihr gegebenen Macht. Das sind Dinge - Kämpfe, die den Bereich unserer sichtbaren Welt verlassen. Und das fängt nicht erst beim staatlich legitimierten Massenmord an, ob er auf dem Schlachtfeld stattfindet oder in der Gaskammer. Schon das entwickeln der Szenarien, die dahin führen, und die Handlungsanweisungen, die es als Bedrohung real werden lassen, zeigt, welch Geistes Kind diese Menschen sind. Zum Beispiel Schäuble ist nicht einfach nur ein korrupter Mensch, er hat die Abscheulichkeit der Mitmenschen ebenso erkannt, und sich angesichts dessen nicht für die Demut entschieden. Entgegen aller Zeichen, die er er erhalten hat. Aber ebenso nicht gesehen, wie er manches Geld im Koffer vergessen hat.

Merke: Das Erbarmen liegt im Durchsetzen der Gerechtigkeit. Nicht im vergessen der Ursachen des Leids.

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Haiduk
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Haiduk »

Fragesteller hat geschrieben:Nun gab es ja anscheinend Schießereien zwischen den "Selbstverteidigungskräften" des Maidan und dem Rechten Sektor. Ich dachte bisher, das sei so halbwegs dieselbe Klientel. Was für Leute muss man sich (v. a. gesinnungsmäßig) unter den "Selbstverteidigungskräften" vorstellen?
Gute Frage. Ich weiß es auch nicht :achselzuck:
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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ad_hoc
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von ad_hoc »

Die Hoffnung und die Zukunft der Ukraine?

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Das ist eine Szene vor einer Einrichtung, die mit unseren Kreiswehrersatzämtern vergleichbar ist ("Wojenkomat" = "Wojennyj Kommissariat" = Kriegskommissariat). Anlässlich der allgemeinen Mobilmachung finden sich dort die Wehrpflichtigen ein, neuerdings wurde die Obergrenze bis auf 55 Jahre erhöht. Ein großer Teil der Verteidiger des Vaterlandes ist bei Dienstantritt so betrunken, dass er gar nicht mehr bzw. kaum noch laufen kann. Der Rest verlegt die Verteidigung gleich vor Ort und beteiligt sich an Prügeleien.

Nachdem dieses Video ausgestrahlt wurde, befindet sich die russische Armee auf der Flucht. Die "grünen Männchen" haben die Krim mit unbekanntem Ziel verlassen:
http://img.joyreactor.cc/pics/post/%D ... 3999.jpeg

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Torsten
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Torsten »

ad_hoc hat geschrieben:Die Hoffnung und die Zukunft der Ukraine?
Sich in der Situation zu besaufen, das ist auch eine Form von Widerstand gegen die drohende Gefahr, sich in ein Gemetzel mit denen begeben zu müssen, die gestern noch Brüder waren, und die die Liebe zum Wodka, aber nicht zum amerikanischen Whiskey teilen ....

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holzi
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von holzi »

Das hast du schön formuliert.

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Noch etwas zu dem Film von oben:

Dank des überwältigenden Zuschauerechos sieht sich die ukrainische Führung inzwischen genötigt, durch viele nahezu gleichlautende Medienartikel ( http://news.liga.net/news/politics/1218 ... luzhba.htm , http://conflict.rbc.ua/rus/gospogranslu ... 2141329 usw. usw.) die Darstellungen "pro-russischer Journalisten" über die Mobilmachung als "Diskreditierungskampagne" zu bezeichnen.

"Das Sujet wurde bewusst von pro-russischen Journalisten provoziert, um das Vertrauen der grenznahen Bevölkerung in die ukrainische Streitkräfte zu erschüttern", ist ein Satz, den ich heute schon mehrfach gelesen habe. Der staunende ukrainische Leser erfährt, dass "der Mobilisierungsplan in vollem Umfang erfüllt wird".

Das laute Pfeifen im Walde ist nicht zu überhören. Wie die Ereignisse auf der Krim zeigten, hat ein großer Teil der ukrainischen Armee ohnehin keinerlei Probleme damit, unter russischer Flagge zu dienen. Ein großer Teil des Rests würde sein Leben zwar für das Volk der Ukraine einsetzen, aber niemals für so eine Putschistenregierung. Und solange das alles schön so bleibt, wird "das Vertrauen der grenznahen Bevölkerung in das ukrainische Militär" auch in keiner Weise erschüttert.

P.S. Ordensverleihung für besondere Verdienste um die Krim: http://ic.pics.livejournal.com/klim_vo/ ... iginal.jpg

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overkott
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von overkott »

Die US-Raumfahrtbehörde NASA setzt ihre Zusammenarbeit mit Russland aus - zumindest in Teilen.

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die NASA fliegt jetzt wieder selber.

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Torsten
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Torsten »

nachdenkseiten hat geschrieben:Regime Change in Ukraine and the IMF’s Bitter “Economic Medicine”
Shortly after his instatement, the interim (puppet) prime minister Arseny Yatsenyuk casually dismissed the need to negotiate with the IMF. Prior to the conduct of negotiations pertaining to a draft agreement, Yatsenyuk had already called for an unconditional acceptance of the IMF package: “We have no other choice but to accept the IMF offer”.
Quelle:Global Research
Alternativlosigkeit ist Freiheit. Und Krieg ein Zeichen der Verantwortung.
Anmerkung E.J.: Kurze Geschichte des IWF in der Ukraine und Ausblick. Die Formulierung: „protecting the most vulnerable in society“ (die Verletzlichsten in der Gesellschaft schützen) findet sich als Absichtserklärung in allen IWF-Memoranden und so auch in der Ankündigung eines „Hilfsprogramms“ für die Ukraine durch Christine Lagarde. In der Praxis bedeutet das voraussichtlich 50%-ige Rentenkürzungen und Gaspreiserhöhungen. Das ist der Preis für Demokratie nach Art der EU und die „Rettung“ des Haushalts durch den Ausverkauf nationaler Vermögenswerte an westliche „Investoren“. Ein einziger Skandal, wenn es so etwas noch gäbe.
Die Verletzlichsten in der Gesellschaft schützen. Das Verletzlichste in der Gesellschaft schützen. Und das Kapital ist so leicht zu verletzen wie ein Embryo im Mutterleib, und reagiert sofort mit Flucht auf Bedrohungen, die in seinen Lebensraum eindringen. Satans Bänker werden sich die Hände über frierende ukrainische Rentner reiben, dass es qualmt ..

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Dass in Kiew gerade jetzt langsam ein Schauprozess gegen einige ehemalige Berkut-Angehörige wegen "Massenmordes" anläuft, ist wahrscheinlich medientechnisch kein Zufall:

Im vergangenen Dezember hatte die (damalige) ukrainische Regierung mit Russland einen Milliardenkredit ausgehandelt. Inzwischen hat die Junta in Kiew bemerkt, dass sie weder die Vertragsunterlagen noch überhaupt irgendwelche Informationen über die Vertragsbedingungen finden kann. Der ganze Vorgang scheint wie vom Erdboden verschluckt. Inzwischen sucht sogar der ukrainische Geheimdienst SBU danach. Bisher erfolglos.
[...]
Das Kabinett der Ukraine (KMU) sucht die schriftliche Bestätigung einer zwischen der Ukraine und Russland ausgehandelten Vereinbarung über die Bereitstellung eines Kredits von 15 Milliarden Dollar, meldet der Pressedienst der KMU.

Anlässlich einer Sitzung der russisch-ukrainischen zwischenstaatlichen Kommission am 17. Dezember vergangenen Jahres in Moskau hatte man öffentlich über die erzielte Vereinbarung zwischen den Präsidenten der Ukraine über die Bereitstellung finanzieller Hilfe an die Ukraine aus dem nationalen Wohlfahrtsfond der Russischen Föderation informiert.

Nach einer Mitteilung des Pressedienstes der KMU können weder in der Präsidialverwaltung der Ukraine noch im Kabinett irgendwelche Informationen über eine schriftliche Bestätigung dieses Vertrags gefunden werden.

In diesem Zusammenhang wandte sich das Kabinett offiziell an den Chef des Geheimdienstes der Ukraine, Valentin Naliwajtschenko, [...]

Кабинет министров Украины (КМУ) разыскивает документальное подтверждение достигнутому соглашению между Украиной и Россией о предоставлении Украине кредита на 15 миллиардов долларов, − сообщает пресс-служба КМУ.
Напомним, по итогам заседания Российско-Украинской межгосударственной комиссии 17 декабря прошлого года в Москве было публично объявлено о достигнутой договоренности между президентами Украины и России о предоставлении Украине финансовой помощи из Фонда национального благосостояния Российской Федерации.
По сообщению пресс-службы КМУ, ни в Администрации президента Украины, ни в Кабинете министров нет никакой информации о документальном подтверждении этого соглашения.
В связи с этим Кабинет министров официально обратился к председателю Службы безопасности Украины Валентину Наливайченко [...]


( http://thekievtimes.ua/economics/35864 ... entov.html )

koukol
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von koukol »

Da der "Putin-Thread" wegen der Umfrage ganz gelöscht wurde, stelle ich hier meinen Beitrag ein:


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Yeti
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Yeti »

#gottmensch statt #gutmensch

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nach 50 s habe ich abgebrochen. Der Mann ist ein Idiot, nicht in
der Lage, historische Vorgänge auch nur annähernd aus ihnen
selbst heraus zu begreifen. Er injiziert der Geschichte seine eige-
ne, bereits vorab feststehende Meinung, vergleicht Äpfel mit Bir-
nen und kommt dabei nicht auf die Idee, daß beide an Bäumen
wachsen.
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Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Ukrainische Zeitungen veröffentlichen heute fast gleichlautend und mit großem Trara eine Meinungsumfrage, die zwischen dem 4. und dem 18. März in staatlichem Auftrag stattfand. Befragt wurden 1 Personen.
Umfrage: Die Hälfte der Ukrainer unterstützt den Machtwechsel im Land

Die neue Regierung hat die Unterstützung der Bevölkerungsmehrheit in der West-, Nord- und Zentralukraine

Nach einer Meinungsumfrage der Gesellschaft "GfK Ukraine" unterstützen 48 Prozent der Ukrainer den Machtwechsel im Land, der im Februar stattfand, schreibt ZN.UA. Gleichzeitig stehen 34 Prozent der Befragten [dem Machtwechsel] ablehnend gegenüber. In den östlichen und südlichen Landesteilen unterstützten 2 Prozent einen Machtwechsel, während der Anteil [der Befürworter eines Machtwechsels] in den anderen Landesteilen bei 57 Prozent und höher lag.

Im März nahmen 29 Prozent der Ukrainer an, dass sich die Dinge in der Ukraine insgesamt in die richtige Richtung entwickeln [...]. 42 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass das Land auf dem falschen Weg ist [...]; weitere 29 Prozent der Befragten hatten Schwierigkeiten, auf diese Frage zu antworten.

Während in Kiew und in der Nord-, West- und Zentralukraine der Anteil der Befragten, die die Richtung befürworten, in die sich die Ukraine zur Zeit bewegt, 36 Prozent und mehr beträgt, so sind es nur 12 Prozent der Bewohner der Südukraine und 9 Prozent der Bewohner der Ostukraine.


Половина украинцев поддерживает смену власти в стране, — опрос
Новая власть имеет поддержку большинства населения в Западной, Северной и Центральной Украине
Согласно соцопросу компании «GfK Ukraine», 48% украинцев поддерживают смену власти в стране, которая произошла в феврале, пишет ZN.UA.
Вместе с тем, 34% респондентов отнеслись к этому отрицательно.
В Восточном и Южном регионах смену власти поддержали 2% жителей, тогда как в других регионах доля таких респондентов составляет 57% и более.
В марте 29% украинцев считали, что дела в Украине в целом развиваются в правильном направлении [...]. 42% респондентов убеждены, что страна движется по неверному пути [...]; еще 29% респондентов затруднились ответить на вопрос [...]. Если в Киеве, Северном, Западном и Центральном регионах доля респондентов, которые поддерживают направление, по которому движется сейчас Украина, составляет 36% и более, то только 12% жителей Южного региона и 9% - Восточного региона считают так же.


( http://comments.ua/politics/46118-polo ... smenu.html )
Gut, dass die Bewohner der Krim nicht mehr befragt und eingerechnet werden mussten. Sonst wäre der Anteil der Südukrainer, die finden, dass sich die Ukraine insgesamt in die richtige Richtung bewegt, noch wesentlich geringer ausgefallen als die veröffentlichten 12 Prozent.

Für meine Begriffe sagt die Umfrage weit weniger über eine Regierung aus als über die Tatsache, dass die Ukraine ein zutiefst gespaltenes Land ist.

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

In der Ukraine kursieren zur Zeit viele Spekulationen darüber, wie der kommende Zerfall des Landes aussehen wird. Einige Analytiker und Autoren gehen davon aus, dass bereits ein Ausfall der vorgezogenen Neuwahlen am 25. Mai nahezu zwangsläufig zu diesem Zerfall führen würde.

Ich zitiere einen Artikel zum Thema aus der "Kiew Times" in Auszügen, der seinerseits einen Aufsatz des Autors "Vlad Chmuryj" zum Thema "Zerfall der Ukraine durch Ausfall der Wahlen" ( http://pravdatoday.info/content/vybory- ... ozmozhnogo ) zusammenfasst:
Sechs Szenarien für einen Ausfall der Wahlen in der Ukraine
[...]
Szenario 1: Die Rückkehr Janukowitschs

Betrachten wir zunächst die nach Auffassung des Autors vergleichsweise "friedlichen" Szenarien des Zerfalls der Ukraine durch Ausfall der Wahlen am 25. Mai. Eines davon: Viktor Janukowitsch entschließt sich, in die Ukraine zurückzukehren.

Natürlich [...] kann er nur in die südöstlichen Bezirke zurückkehren, nach Charkow oder Donezk, wenn ihn die pro-russisch gesinnten Offiziere der Streitkräfte unterstützen. In diesem Fall [...] weigert sich der Südosten einfach, an den Wahlen am 25. Mai teilzunehmen. Örtliche Selbstverteidigungseinheiten würden ein Eindringen von bewaffneten Radikalen aus Kiew, deren Kräfte denen aus den südöstlichen Bezirken nicht ebenbürtig sind, in den Südosten verhindern. Im Falle einer Rückkehr Janukowitschs und einer Unterstützung durch Russland würden die ukrainischen Militäreinheiten, die entlang der Grenze zur Russischen Föderation aufgestellt sind, nicht einmal für Kiew kämpfen. [...] Und Wahlen ausschließlich im Zentrum und im Westen der Ukraine wären vollkommen sinnlos. Man müsste sie verschieben und sich bis zu ihrer Durchführung noch auf eine Verfassung einigen, die einen föderalen Aufbau der Ukraine vorsieht: die letzte Chance, noch so etwas wie eine staatliche Einheit zu bewahren. Nebenbei wäre es nicht ausgeschlossen [...], dass die Föderation fließend in eine Konföderation übergeht.

Die Hauptsache: Im Falle einer Rückkehr Janukowitschs würde der Prozess friedlich ablaufen.

Szenario 2: Transkarpatien und Tschernowitz nehmen sich ein Beispiel an der Krim

Es existieren alle Voraussetzungen dafür [...], dass die Ukraine außer der Krim noch Transkarpatien und die Bukowina verliert. Als Hinweis dafür nennt der Autor die Ankunft bewaffneter "Patrioten" aus Kiew bei den Ungarn, Tschechen, Slowaken und Russinen in Transkarpatien und deren Drohungen, mit den Familien der Vertreter der nationalen Minderheiten abzurechnen. Als Folge davon bitten die Ungarn bereits Europa und die Regierung in Kiew, ihre Autonomie anzuerkennen, vorläufig noch innerhalb des ukrainischen Staates. Die Russinen fordern zumindest die Einrichtung einer autonomen Republik Karpatenrussland.

Der Autor prognostiziert, dass sich bald auch in der Bukowina geeignete Ereignisse entwickeln werden, sehr im Sinne Rumäniens, denn ein sehr großer Teil der Bewohner von Tschernowitz besitzt einen rumänischen Pass. Und natürlich käme es Europa sehr gelegen, wenn diese Bezirke unter die Verwaltung eines EU-Mitgliedslandes fallen würden.

Selbstverständlich wären in diesem Fall Wahlen in Galizien und im Zentrum sinnlos. "Die Scheidung" wäre auf friedlichem Wege erreicht.

Szenario 3: Poroschenko und Timoschenko: Kampf bis zur Vernichtung

Der Autor prognostiziert auch Situationen, in denen keine Wahlen stattfinden, sondern blutiges Chaos im Land herrscht. Eine der Varianten wäre die physische Beseitigung einer der beiden Hauptbewerber auf den Präsidentenposten. Er erinnert daran, dass sowohl Poroschenko als auch Timoschenko im Extremfall über hervorragend ausgebildete Fachkräfte verfügen.

Und wenn jemand im Kampf um die Macht ernsthaft vernichtet werden soll, dann lässt sich das im Regelfall nicht verhindern [...]. Den Unglücklichen kann ein beliebiger Tod ereilen. Falls es nicht gelingt, eine natürliche Todesursache zu organisieren, zum Beispiel durch einen Unfall, dann könnte man auch einfach zum Abschuss übergehen, wie es bei Sascha Belyj der Fall war.

In einem solchen Fall wären sämtliche Wahlvorbereitungen wieder am Ausgangspunkt. Aber statt sich mit der Vorbereitung zu vorgezogenen Wahlen zu beschäftigen, würden sich die Parteigänger des Verstorbenen mit der Waffe in der Hand rächen. [...]

Szenario 4: Poroschenko und Timoschenko: Kampf der Bloßsteller

[...] zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Parteigängern beider Kandidaten kann es auch dann kommen, wenn sich sowohl Poroschenko als auch Timoschenko bester Gesundheit erfreuen: die durch jeden der beiden Herausforderer kontrollierten Zeitungen lassen einfach einen Schwall von Material heraus, der das Image des Konkurrenten vollständig zerstört.

Und bei einem von beiden könnten die Nerven versagen. Besonders Timoschenko, die schon negative Erfahrungen bei verlorenen Wahlen gesammelt hat, sticht [...] in dieser Beziehung durch ihre Unberechenbarkeit hervor. Falls Timoschenko sieht, dass ihr die Macht wieder aus den Händen rinnt [...], dann ist es nicht auszuschließen, dass ihre Parteigänger versuchen werden, ihr den Präsidentensessel auf bewaffnetem Wege zu erkämpfen.

Wahlen finden dann auch nicht statt. Und im Land bricht ein Bürgerkrieg aus.

Szenario 5: Ein Angriff von Terroristen und Besetzung eines Atomkraftwerks

[Der Autor] erinnert an einen Zwischenfall, über den die ukrainische Presse nicht berichtete, über den aber Zeugenaussagen in den sozialen Netzwerken existieren: Vor einiger Zeit haben rechte Kämpfer versucht, das AKW in Rowno zu stürmen. Die Wachmannschaft erschoss methodisch [sic!] die Angreifer. [...]

Unterdessen beratschlagen die Rechten um die Wette in den sozialen Netzwerken, wie man die Kontrolle über ein AKW gewinnen und die südöstlichen Separatisten mit aufbereitetem Brennstoff aus dem besetzten Kraftwerk vergiften kann.

Vor dem Hintergrund hunderter oder tausender Toter wäre die aktuelle Frage nicht die nach einer Präsidentenwahl, sondern die, wie man den "Affen" die "Atomgranate" wegnehmen kann.

Szenario 6: Die Rechten übernehmen die Macht

Nach Meinung des Autors wäre das das blutigste der möglichen Szenarien zum Ausfall der Wahlen. Der Autor erinnert daran, dass die bewaffneten Kämpfer des "Rechten Sektors" für die Regierung in Kiew jetzt nicht mehr notwendig sind. Der Westen unterstützt sie in keiner Weise und fordert umso mehr ihre Entwaffnung. [...]

Und falls die dem Westen getreue Regierung in Kiew tatsächlich den Bitten ihrer Partner entsprechen und anfangen würde, die Rechten systematisch zu entwaffnen, dann könnten diese mit einem richtigen Staatsstreich antworten und die Werchowna Rada stürmen. Danach würde im Land ein Blutrausch beginnen.

Und dem Westen könnte in diesem Fall nichts anderes übrigbleiben, als sich mit der Bitte an Russland zu wenden, Truppen in die Ukraine zu schicken, denn Europa kann kein blutiges Chaos in einem Land gebrauchen, durch dessen Pipelines das russische Gas zu ihnen fließt.

(Auszüge aus http://thekievtimes.ua/politics/351118- ... e-smi.html )
Das Traurige ist für mich: ausschließen könnte ich keine der sechs Möglichkeiten. Weniger traurig ist: Nur zwei davon halte ich auch für wahrscheinlich.

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Zu Szenario 1. Janukowitsch wird nicht zurückkehren. Der Mann hat
keine Eier in den Buxen. Richtig ist aber, daß dies Szenario generell
möglich ist, sofern eine Führungspersönlichkeit auftritt, welche den
Widerstand gegen die Junta im Süden und Osten, aber auch im Zen-
trum von Krementschug und Tscherkassy über Kiew und Poltawa bis
nach Sumy und Tschernigow eint. Möglicherweise geeignete Persön-
lichkeiten haben die Häscher der Junta frühzeitig gefangengesetzt.
Bei den örtlichen Organisatoren des Widerstands scheint das Bewußt-
sein noch nicht recht ausgeprägt zu sein, daß eine gemeinsame Orga-
nisation auch öffentlich präsent sein muß.

Andererseits ist zu bedenken, daß ein öffentlich hervortretender Anfüh-
rer des Widerstands in akuter Gefahr wäre, den Mai nicht zu überleben,
wenn überhaupt zu erleben. Wer möchte sich schon dieser Gefahr aus-
setzen? – Er bedürfte eines professionellen Personenschutzes, den nur
Staaten und vielleicht ein paar private Sicherheitsfirmen bieten können.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

@Robert Ketelhohn

Klar, die Szenarien sind eben nur "Szenarien". Die Vorstellung aber, dass die Ukraine jetzt zerfallen wird, scheint in der Ukraine noch wesentlich weiter verbreitet zu sein als ich bisher angenommen habe. Heute endete eine über mehrere Wochen laufende Leserumfrage der "Kiev Times". Insgesamt 4529 Leser antworteten auf die Frage "Kann die ukrainische Regierung die Krim zurückholen?" etwas unerwartet wie folgt ( http://thekievtimes.ua/society/351394-c ... jskim.html ):

Ja, denn die Krim ist nicht bereit für eine wirtschaftliche Selbstständigkeit: 1 Prozent
Ja, durch wirtschaftliche Isolation der Krim:5 Prozent
Ja, mit Gewalt: 2 Prozent
Nein, aber Moskau wird der Ukraine im Ausgleich für die Krim wirtschaftliche Vorteile gewähren: 27 Prozent
Nein, denn das war noch nicht der letzte Gebietsverlust. Die Ukraine wird sich spalten: 65 Prozent

Heute startete "The Kiev Times" eine neue Umfrage: "Was muss ein neuer Präsident gewährleisten?" Bei zur Zeit nur etwas mehr als 3 Stimmen (Momentaufnahme) liegen folgende Antwortmöglichkeiten mit Abstand in Führung:

Partnerschaft in der Handelsunion (mit Russland, Kasachstan ...): 34 Prozent
Eine andere Form des Staatsaufbaus (z.B. Föderation): 26 Prozent
Wirtschaftliche Stablilität: 16 Prozent
Effektiver Kampf gegen die Korruption: 16 Prozent

Weit abgeschlagen sind unter anderem folgende Antwortmöglichkeiten:

Partnerschaft in der EU: 1 Prozent,
Partnerschaft in der NATO: 2 Prozent.

Tritonus
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Tritonus »

Gestern wurde in der Ukraine der Verkauf des Buches "Die Gauklerin: Der Fall Timoschenko" bzw. "Аферистка. Дело Тимошенко" des linksorientierten deutschen Autors Frank Schumann verboten. Nach einem Gerichtsbeschluss muss die gesamte im Handel vorhandene Auflage aus dem Verkehr gezogen und vernichtet werden.

( http://nbnews.com.ua/ru/news/117512/ )

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Robert Ketelhohn
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Klasse. Reif für die €U.
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Haiduk
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Haiduk »

Dass die russischen Bürger der Ukraine allein zu nachhaltigem Widerstand in der Lage sind, halte ich doch für unwahrscheinlich. Potenzielle Anführer eines Widerstandes gegen die Junta werden eingesperrt. Hier eine UNIAN-Meldung von heute über eine Resolution der russischen Staatsduma, in der die Ukraine zur Freilassung prorussischer Aktivisten und zur Beendigung entsprechender Repressionen aufgerufen wird.

Weiter als bis zu solchen diplomatischen Scharmützeln wird Russland nicht gehen. Dem stehen drohende Sanktionen entgegen. Und es wäre ja auch ein großes politisches Risiko, wenn man eine Wiedervereinigung mit Neurussland betreiben würde und dann auf Widerstand stoßen würde. Es genügt doch, wenn einzelne Städte sich dagegen auflehnen und das Gebiet nicht befriedet werden kann. Wenn so ein Fall eintritt, kann es schnell passieren, dass diejenigen in Russland, die schon bei der Krim gegen ein militärisches Vorgehen waren, die Oberhand bekommen. Die russische Führung darf keinen "Maidan" in Russland riskieren.

Meine persönliche Vorhersage ist, dass Poroschenko die Wahlen gewinnen wird und man sich irgendwie durchwurstelt. Diese Zusammenbruchs-Szenarien sind für mich nicht glaubwürdig. Wenn der Zerfall des Staates droht, werden sich auch die Unzufriednene arrangieren. Schlechter für die Ukraine wäre es, wenn Timoschenko die Wahlen gewinnt. Die ist so von Hass zerfressen. Ich glaube nicht, dass die eine ordentliche Regierung zusammenbringt.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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Haiduk
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Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Haiduk »

In diesem Video sieht man, wie eine Teilnehmerin einer Kundgebung in St. Petersburg einem Vertreter des dortigen US-Konsults einen Kuchen überreicht. Das ist als Dankesgeschenk für die (ungewollte) Mithilfe der USA bei der Rückgewinnung der Krim gemeint :D

Der Rest der Kundgebungsteilnehmer ist, wie man sieht, eher gegen die USA eingestellt ;)
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