Palmesels Theorien

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overkott
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Palmesels Theorien

Beitrag von overkott »

Palmesel hat geschrieben:Weltanschauliche Überzeugungen müssen, wenn sie nicht religiös begründet werden, auf ethischen Argumenten stehen, die grundsätzlich für alle Menschen einsichtig sein können - religiöse Argumente sind von dieser Einschränkung befreit. Man könnte auch sagen: religionsfreie Überzeugungen müssen sich dem Anspruch stellen, für Alle vernünftig zu sein. Deshalb sind sie weniger problematisch und vor allem: diskutierbar.
Das ist ein seltsames Postulat, also eine seltsame Forderung nach einer Verpflichtung. Wie kommt Palmesel darauf, weltanschauliche Überzeugungen zu irgendetwas zu verpflichten? Warum müssen weltanschauliche Überzeugungen etwas?

Und was sollen weltanschauliche Überzeugungen überhaupt sein? Offenbar können sie nach seiner Einschätzung religiös begründet werden. Dann handelt es sich wohl um religiöse weltanschauliche Überzeugungen oder kürzer ausgedrückt um weltanschauliche Religionen. Religion und Ethik betrachtet Palmesel alternativ. Gottesliebe und Nächstenliebe sind für ihn zwei grundlegend verschiedene Sachen. Gottesliebe hält er nicht für allgemein einsehbar, Nächstenliebe schon.

Hauptworte sind bei Palmesel: Überzeugungen, Argumente, Anspruch, Nebenworte sind bei ihm: weltanschaulich, religiös, ethisch. Unreflektiert ist bei ihm die ursprünglich synonyme Bedeutung von religiös und ethisch. Auch vertauscht er den Anspruch der Allgemeingültigkeit. Widersprüchlich hält er schließlich das Allgemeingültige für diskutierbar.

Wenn "Jesus-Fan" Palmesel Jesus verstehen will, kann er mal Folgendes meditieren: Gott steht für ihn nicht zur Diskussion. Er hält an der allgemein gültigen Grundüberzeugung fest. Allerdings ist für ihn Religion im Sinne von Ethik diskutierbar. Offenbar stellt er die Art und Weise der Gottesverehrung und der Nächstenliebe in Frage. Maßgeblich kritisiert er daran die Veräußerlichung als Säkularisierung. Säkularisierung ist für ihn ein Synonym für Lieblosigkeit. Dieser stellt er die Verinnerlichung von Gottes- und Nächstenliebe gegenüber: Gott will von allen ( Allgemeinbegründung ), dass jeder Nächsten- und Eigenliebe ins Gleichgewicht bringt ( ethische Folge ).

Tritonus
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Re: Palmsesel's Theorien

Beitrag von Tritonus »

overkott hat geschrieben:
Palmesel hat geschrieben:Weltanschauliche Überzeugungen müssen, wenn sie nicht religiös begründet werden, auf ethischen Argumenten stehen, die grundsätzlich für alle Menschen einsichtig sein können - religiöse Argumente sind von dieser Einschränkung befreit. Man könnte auch sagen: religionsfreie Überzeugungen müssen sich dem Anspruch stellen, für Alle vernünftig zu sein. Deshalb sind sie weniger problematisch und vor allem: diskutierbar.
Das ist ein seltsames Postulat, also eine seltsame Forderung nach einer Verpflichtung. Wie kommt Palmesel darauf, weltanschauliche Überzeugungen zu irgendetwas zu verpflichten? Warum müssen weltanschauliche Überzeugungen etwas?
Vereinfacht ausgedrückt:

Weltanschaulich motivierte Handlungen müssen, sofern sie nicht religiös begründet sind, auf andere Art begründet werden, um sie anderen Menschen verständlich oder gar für andere zur Pflicht zu machen. Eine solche Begründung könnte beispielsweise sein, dass diese Handlungen für einzelne oder für die Gemeinschaft nützlich sein können oder Schaden abwenden.

Beispiel -- ein blöderes fällt mir gerade nicht ein:

Jemand propagiert die Beschneidung von Jungen. Ist dieser Jemand ein Agnostiker, wird er beispielsweise die Behauptung vorbringen, dass das hygienischer sei, also nützlich für den Beschnittenen. Solch eine Behauptung wird man sehr wahrscheinlich diskutieren und ggf. bestätigen oder widerlegen. Ist dieser Jemand ein Jude, benötigt er keinerlei weitere Begründung, außer dass Gott es seinen Vorvätern so befohlen hat. Dass überhaupt eine Diskussion darüber stattfindet, oder dass ihm gar jemand seine Begründung widerlegt, ist eher unwahrscheinlich.

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overkott
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Re: Palmsesel's Theorien

Beitrag von overkott »

Tritonus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Palmesel hat geschrieben:Weltanschauliche Überzeugungen müssen, wenn sie nicht religiös begründet werden, auf ethischen Argumenten stehen, die grundsätzlich für alle Menschen einsichtig sein können - religiöse Argumente sind von dieser Einschränkung befreit. Man könnte auch sagen: religionsfreie Überzeugungen müssen sich dem Anspruch stellen, für Alle vernünftig zu sein. Deshalb sind sie weniger problematisch und vor allem: diskutierbar.
Das ist ein seltsames Postulat, also eine seltsame Forderung nach einer Verpflichtung. Wie kommt Palmesel darauf, weltanschauliche Überzeugungen zu irgendetwas zu verpflichten? Warum müssen weltanschauliche Überzeugungen etwas?
Vereinfacht ausgedrückt:

Weltanschaulich motivierte Handlungen müssen, sofern sie nicht religiös begründet sind, auf andere Art begründet werden, um sie anderen Menschen verständlich oder gar für andere zur Pflicht zu machen. Eine solche Begründung könnte beispielsweise sein, dass diese Handlungen für einzelne oder für die Gemeinschaft nützlich sein können oder Schaden abwenden.

Beispiel -- ein blöderes fällt mir gerade nicht ein:

Jemand propagiert die Beschneidung von Jungen. Ist dieser Jemand ein Agnostiker, wird er beispielsweise die Behauptung vorbringen, dass das hygienischer sei, also nützlich für den Beschnittenen. Solch eine Behauptung wird man sehr wahrscheinlich diskutieren und ggf. bestätigen oder widerlegen. Ist dieser Jemand ein Jude, benötigt er keinerlei weitere Begründung, außer dass Gott es seinen Vorvätern so befohlen hat. Dass überhaupt eine Diskussion darüber stattfindet, oder dass ihm gar jemand seine Begründung widerlegt, ist eher unwahrscheinlich.
Natürlich hat Gotteserkenntnis mit Abstraktion und Konkretion, mit Theorie und Praxis zu tun. Von höchstem Niveau ist die Frage: Wer oder was ist Gott? Weniger abstrakt ist die Frage: Wer oder was ist ein Gott? Abstrakt ist die Frage: Was ist gut? Konkreter ist die Frage: Was ist gut in der Praxis? Die abstrakte Frage: Wer ist Gott? ist für Gottgläubige wie für Agnostiker nicht diskutierbar. Diskussionen gibt es allerdings über die konkreten Auswirkungen. Was immer einen Agnostiker zum Guten motiviert, ist Gottes Wirken, auch wenn er das nicht erkennen kann.

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Peregrin
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Peregrin »

Ich lasse diesen Zypfel einmal drinnen, insbesondere, da er von Overkott eröffnet wurde, der auch schon mit so einem ad personam-Zypfel leben mußte, und daher billigerweise der Ansicht sein kann, das sei tolerierte Praxis. Ich ersuche aber dringend, sich auf die von Overkott aufgezeigten Strukturfragen zu beschränken und nicht über den genannten Nutzer herzuziehen.

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Palmesel
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Palmesel »

Zu meiner Überraschung fand ich mit diesem Faden einen Diskurs über "meine Theorien" - dabei wusste ich gar nicht, welche zu haben. Das ist sehr schmeichelhaft, vielen Dank, aber möglicherweise ein Missverständnis - vielleicht auch nicht, mal schauen...
@Tritonus: Vielen Dank, genau so war das gemeint.
overkott hat geschrieben: Warum müssen weltanschauliche Überzeugungen etwas?
Überzeugungen müssen gar nichts. Man kann auch überzeugt sein, ein Löffel zu sein - das ist völlig ok. Wenn allerdings politisches Streben auf weltanschaulichen Überzeugungen gründet, dann wird es zum Scheitern verurteilt sein, wenn die Überzeugungen nicht gut begründbar sind in dem Sinne, dass ihre Gründe über rein individuelle Befindlichkeit und persönlichen Geschmack hinaus auf andere Menschen übertragbar sind.
overkott hat geschrieben:Religion und Ethik betrachtet Palmesel alternativ.
Religiöse Ethik ist eine Ethik unter vielen möglichen. Nur verlieren die religiösen Grundannahmen und Lemmata nicht ihre Gültigkeit, wenn sie widersprüchlich oder willkürlich erscheinen - das unterscheidet den religiösen von anderen ethischen Ansätzen.
overkott hat geschrieben:Unreflektiert ist bei ihm die ursprünglich synonyme Bedeutung von religiös und ethisch.
Die mittelalterliche Gesellschaft mag für die Unterscheidung zwischen Sittenlehre und Glaubenslehre keine Notwendigkeit gehabt haben. Doch in der modernen Gesellschaft gilt die Religion nur noch für einen Teil, während moralisches Handeln nach wie vor seinen Anspruch an Alle stellt.
overkott hat geschrieben: Widersprüchlich hält er schließlich das Allgemeingültige für diskutierbar.
Es gibt a priori keine Allgemeingültigkeit, weil das Wesen des Menschen subjektiv ist. Deshalb muss alles als allgemeingültig Angenommene sich immer wieder in seiner Tauglichkeit erweisen. Vermeintlich Allgemeingültiges ist im Wandel der gesellschaftlichen Erkenntnis vergänglich, und darf daher im Diskurs untersucht und gegebenenfalls verworfen werden.
overkott hat geschrieben: Allerdings ist für ihn Religion im Sinne von Ethik diskutierbar.
Gerade Religion zeichnet sich durch Dogmatik und Undiskutierbarkeit aus.
overkott hat geschrieben: Maßgeblich kritisiert er daran die Veräußerlichung als Säkularisierung. Säkularisierung ist für ihn ein Synonym für Lieblosigkeit.
Eine negative Säkularisierung geschieht erst dann, wenn (religiöse) Wahrheit hinter weltlicher Machtpolitik, betrieben durch die Repräsentanten einer Religion, zurücksteht. Veräußerlichung für sich ist kein Problem.
overkott hat geschrieben: Dieser stellt er die Verinnerlichung von Gottes- und Nächstenliebe gegenüber: Gott will von allen ( Allgemeinbegründung ), dass jeder Nächsten- und Eigenliebe ins Gleichgewicht bringt ( ethische Folge ).
Das würde ich so nicht sagen. "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" heisst imho, dass vor der Nächstenliebe die Eigenliebe stehen muss, weil niemand den Nächsten oder sonst jemanden mehr lieben kann, als sich selbst. Oder besser: wer sich selbst nicht liebt, kann auch Andere nicht lieben - und wird darauf beschränkt sein, Liebesmomenten nachzujagen oder sich wirklichkeitsfremden Liebesphantasien zu verhaften.


Zur Frage nach Gott: schwer zu diskutieren, ohne sich ein Bild von Gott zu machen, wovor die Bibel warnt. Reicht es denn nicht, die Frage nach dem eigenen Gewissen zu stellen? Wenn wir uns einreden, etwas für Gott zu tun, den wir doch gar nicht konkretisieren können, dann werden wir es vermutlich doch (nur?) für uns selbst tun.

Raphael

Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Raphael »

Einst schrieb ein Bischof der katholischen Kirche namens Fulton Sheen folgenden Brief:
An die Modernen

Die fünfte Gruppe mit einer deutlichen Reaktion auf die Religion sind die Modernen. Die Modernen sind jene, die an die Mäßigung glauben. Sie hassen Übermaß im Guten wie im Schlechten. Kompromiß ist für sie das Wesen des Lebens; sie sind aufgeschlossen - in der Tat so aufgeschlossen, daß sie niemals zu einem endgültigen Schluß über etwas absolut Richtiges und Wahres kommen; sie sind, was die Schrift "lau" nennt, aber sie nennen sich lieber großzügig.
Nach den Normen der Welt sind die Modernen gute Menschen. Sie lassen ihre Töchter in Kirchen heiraten, in denen sie nie getauft wurden. Sie lieben den Ostergottesdienst und vor allem die anschließende Modenschau auf der Promenade; in Diskussionen meinen sie, man könne ziemlich sicher für die Existenz einer Macht hinter dem Universum sprechen.
Sie lesen jährlich sieben Bücher, lauter Romane, die sie wählten, weil so viel Propaganda dafür gemacht wurde und weil der Nachbar sie las; sie arbeiten in Krankenhausausschüssen, in Eltern-Lehrer-Vereinigungen und spenden für die Geburtenkontrollkliniken und die Auslandshilfe. Aber immer innerhalb der von der Einkommensteuer gezogenen Grenzen.
Sie schicken ihre Kinder in die besten Schulen, die sie sich leisten können; sie schicken sie nie in die Kirche, aber lassen sie wenigstens zweimal in der Woche ins Kino gehen. Ihre Politik beziehen sie von einem Radiokommentator; ihre Wirtschaftskenntnisse von ihrem Sohn, der ein Jahr lang einen marxistischen Professor im College hörte. Sie meinen, es gäbe zu viele Scheidungen, aber schließlich leben wir auch nicht mehr im Mittelalter; sie glauben, daß die Mehrheit immer recht hat, daß die Religion Gefühl und Symbolik ins Leben bringt - mit einem Wort, sie sind das, was ihre Nachbarn als "gute Menschen" bezeichnen würden.
Ihre Worte sind korrekt, ihr Benehmen höflich; sie wollen anderen keinen Schmerz bereiten; Verschwendung mißbilligen sie offen, und Fluchen ist vulgär - es sind eben die guten Modernen.
Da sie skeptisch sind und die Existenz der Wahrheit bezweifeln, sehen sie in der Begeisterung für Religion eine Narrheit. Religion ist für sie mehr Gelegenheit zum Spott als zur Bekehrung. Sie rühmen sich ihrer Objektivität, doch diese besteht nur darin, daß sie alle Planeten überblicken, aber sich auf keinem niederlassen.
Sie lieben die Suche nach der Wahrheit, vermeiden aber peinlich die Verantwortung, sie zu finden; sie wollen in allen Klassen Zuhörer, aber in keiner Schüler sein; sie finden es leichter zu zweifeln, als zu prüfen.
Nie wollen sie wissen, was recht und unrecht ist, sondern nur, ob etwas "fortschrittlich" oder "reaktionär", "liberal" oder "zeitgemäß" ist. Sie machen gern Unterschiede zwischen dem historischen Jesus und dem Christus bei Paulus und sagen, morgen schon wären sie Christen, wenn all die "Hinzufügungen und Verdrehungen" beseitigt würden. Sie wählten den Beruf im Leben, bei dem es keine Lehrzeit gibt - die unverbindliche Kritik.
Geschäftliche Transaktionen, Kapitalspekulationen, die flüchtigen Tagesereignisse, die oberflächliche Weisheit der Kommentatoren, all dies findet einen direkten Weg in ihr Herz. Aber Religion bedrückt sie, wenn kein Spaß dabei ist. Sie sagen, Religion stimme sie melancholisch, und sie wollten sich entspannen.
Wie reagieren nun diese Modernen auf das Kreuz? Wir brauchen nur ihre Vorläufer zu betrachten, die das fünfte Wort an das Kreuz richteten.
Das Evangelium nennt sie jene, "die dort standen". Diese ersten Modernen machten sich gern ein Späßchen auf Kosten der Religion. Gelegenheit dazu gab das vierte Wort unseres Herrn am Kreuz: "Mein Gott! Mein Gott! Warum hast du mich verlassen?" Er sprach hebräisch: "Eli, Eli, Lemma Sabachthani."
Die dort standen, wußten sehr wohl, was er meinte. Aber für die Spötter war es eine wundervolle Gelegenheit zu einem Witz. Sie taten so, als verständen sie "Eloi" statt "Eli", das heißt "Elias" statt "Gott", und sagten: "Er ruft dem Elias" - "Warte, wir wollen sehen, ob Elias wirklich kommt, ihn zu retten" (Mt 27, 47-49; Mk 15, 34-36). Die Spitze dabei ist, daß sie den, der sich rühmte, der Messias zu sein, einen Mann rufen ließen, der vor dem Messias kommen mußte.
Es war die typische Haltung vieler, die glauben, Religion bedeute etwas anderes, als es tatsächlich der Fall ist. Sie verwechseln Eloi mit Eli und Elias mit Gott, Religion mit Sozialarbeit, Betrachtung mit Träumen, Kasteiung mit Krankhaftigkeit, Beichte mit Psychoanalyse und das Papsttum mit Politik. Die Dilettanten und die Modernen denken immer, wir riefen den Elias, wenn wir in Wirklichkeit Gott rufen.

PigRace
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von PigRace »

Raphael hat geschrieben:Einst schrieb ein Bischof der katholischen Kirche namens Fulton Sheen folgenden Brief:
...
Nicht schlecht! :daumen-rauf:

Lacrimosa
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Lacrimosa »

PigRace hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Einst schrieb ein Bischof der katholischen Kirche namens Fulton Sheen folgenden Brief:
...
Nicht schlecht! :daumen-rauf:
Menschen Kategorien zuordnen zu wollen, bringt uns nicht weiter, zumal kein Mensch eine solch abstrakte Schublade komplett ausfüllt. Die Beschreibung des „lauen Modernen“ mag für die spezifischen Erfahrungen des Bischofs zutreffen. Aber welche Funktion erfüllt sie? Orientierung? Sie liest sich wie eine Sternzeichen-Charakterisierung, die auf einem Erfahrungsschatz basiert, der bis heute etwa 30.000 Jahre alt ist. Im Überstülpen von Kategorien laufen wir Gefahr blind, taub und gefühllos für den Anderen zu werden. Indem wir uns selbst an unserer Gruppierung orientieren, verlernen wir, offen für neue Erfahrungen zu sein.

Jesus ruft uns zur Demut auf: „Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt recht, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, dass auch ihr tut, wie ich euch getan habe Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, auch ein Gesandter nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!“ (Johannes 13, 13–16)

Der Verweis auf solche Beschreibungen ist nur bedingt hilfreich.
Lasst in eurem Miteinander Platz, dass der Hauch des Himmels zwischen euch spielen kann. (Khalil Gibran)

Raphael

Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Raphael »

Lacrimosa hat geschrieben:Menschen Kategorien zuordnen zu wollen, bringt uns nicht weiter, ............
Falsch! 8)

Richtig ist:
Menschen Kategorien zuordnen zu wollen, bringt die Lacrimosas dieser Welt nicht weiter, ............

PigRace
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von PigRace »

Hmm... ich finde solche Kategorisierungen gar nicht so schlimm: Sollen ja keine Schubladen sein, aus denen es "kein Entrinnen" mehr gibt. Aber als grobe Verortungen finde ich das durchaus hilfreich.

Ich finde mich auch durchaus selbst in diesem Brief wieder. Bin halt leider auch kein Hero, sondern oft genug ... naja... eben "lau". :ikb_shy:

LG

PigRace

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Sarandanon
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Sarandanon »

PigRace hat geschrieben:Sollen ja keine Schubladen sein, aus denen es "kein Entrinnen" mehr gibt. Aber als grobe Verortungen finde ich das durchaus hilfreich.
Sehe ich auch so. Es gab auch eine Zeit, in der ich mich vielleicht nicht ganz so krass aber zumindest ähnlich verhielt. Und perfekt bin ich wahrlich heute noch nicht. Man kann die Zielgruppe der in dem Brief gemeinten von den "Modernen" auf die der "auf religiöse Äußerlichkeiten Bedachten" erweitert. Das sind diejenigen, dienach außen sehr frömmlerisch daherkommen, immer auf Krichenregleungen pochen (der Regeln und nicht um Christi Willen), das wahre Wesen des christlichen Glaubens jedoch nur sehr eingeschränkt begreifen.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Lacrimosa
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Lacrimosa »

Raphael hat geschrieben:Einst schrieb ein Bischof der katholischen Kirche namens Fulton Sheen folgenden Brief: [...]
Was bedeutet jedoch der Brief des Bischofs im konkreten Kontext? Was war deine Intention, Raphael?
Lasst in eurem Miteinander Platz, dass der Hauch des Himmels zwischen euch spielen kann. (Khalil Gibran)

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Palmesel
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Palmesel »

Lacrimosa hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Einst schrieb ein Bischof der katholischen Kirche namens Fulton Sheen folgenden Brief: [...]
Was bedeutet jedoch der Brief des Bischofs im konkreten Kontext? Was war deine Intention, Raphael?
Hinter der Benutzung solcher Kategorien steht meist die Absicht, die differenziert erscheinen Argumentationen von Menschen als Varianten oder Folgererungen aus einer bekannten Grundidee darzustellen bzw. zu entlarven.

Wenn die Kategorien taugen, kann das auch eine zulässige Argumentationsstrategie sein.

Nur passe ich erstens nicht in die Kategorie dieses Bischofs, und zweitens ist die Kategorie selbst nicht geeignet, weil ihr keine Grundidee hinterliegt. Was nicht bedeutete, der Brief enthielte keinerlei diskutierenswerten Gedanken. Allerdings sollte die Intention seines Verfassers nicht aus den Augen verloren werden. Mir erscheint der hier wie ein Verkäufer, auf dessen Brause-Etikett in großen Lettern das Wort Wahrheit steht, die sich aber beim Blick auf die Inhaltsstoffe als 30% Glauben, 15% Tradition und 50% Wasser entpuppt, zuzüglich einer längeren Liste von nicht näher deklarierten Zusatzstoffen.

Raphael

Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Raphael »

Lacrimosa hat geschrieben:Was war deine Intention, Raphael?
Menschen wie der Palmesel - und er ist ja in seinen Denkstrukturen nicht alleine, sondern mit vielen Modernisten in Übereinstimmung - brauchen jemand Drittes, einen "Außenstehenden", der ihnen einen Spiegel vorhält. Der Text von Fulton Sheen hält den Betroffenen (den Lauen, den Modernisten etc.) diesen Spiegel vor.
Wenn die Angesprochenen dieses Spiegelbild als berechtigte Kritik annehmen, können sie daraus lernen und Konsequenzen hin zu einer besseren und realistischeren Selbsteinschätzung ziehen.

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Lacrimosa
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Lacrimosa »

Raphael hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:Was war deine Intention, Raphael?
Menschen wie der Palmesel - und er ist ja in seinen Denkstrukturen nicht alleine, sondern mit vielen Modernisten in Übereinstimmung - brauchen jemand Drittes, einen "Außenstehenden", der ihnen einen Spiegel vorhält. Der Text von Fulton Sheen hält den Betroffenen (den Lauen, den Modernisten etc.) diesen Spiegel vor.
Wenn die Angesprochenen dieses Spiegelbild als berechtigte Kritik annehmen, können sie daraus lernen und Konsequenzen hin zu einer besseren und realistischeren Selbsteinschätzung ziehen.

[Angriff auf Drittnutzer entfernt.]
Danke, prinzipiell ist mir deine Methode des Spiegelvorhaltens schon klar. Ich hatte jedoch an dieser Stelle den konkreten Bezug zu Palmesels Ausführungen vermisst. Mit dem Brief von Sheen wurde davon weggelenkt: Du hast einfach ein noch größeres Fass aufgemacht, welches ich als „Überstülpen einer noch weiteren Kategorie“ einstufte. Dass dieser Strang unter dem Namen „Palmesels Theorien“ aufgemacht wurde, vermittelt mir inzwischen das Gefühl, es geht eigentlich doch nur darum, jemanden zu belehren oder vorzuführen. Insgesamt wäre noch festzuhalten, dass Palmesel selbst die Kategorie des Bischofs unpassend gefunden hat (auch wenn bei einigen der Spiegel anscheinend ganz gut passte).

Da ich dein aufbrausendes Temperament bereits an unterschiedlichen Stellen zu spüren bekommen habe, möchte ich dies noch hinzufügen: Ich gehe davon aus, dass jeder lernfähig ist und sein sollte – auch der, der meint als „Außenstehender“ fungieren zu müssen. Denn Denkstrukturen zeichnet naturgemäß aus, dass sie sich nur langsam verändern. In Glaubensdingen festgefahren sollte man nicht zu sehr sein, finde ich. Bitte verschieße doch dein Pulver (dein Wissen) nicht mit deinen oft herablassend wirkenden Kommentaren, sondern übe dich auch ein wenig in Langmut.
Lasst in eurem Miteinander Platz, dass der Hauch des Himmels zwischen euch spielen kann. (Khalil Gibran)

Raphael

Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Raphael »

Lacrimosa hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:Was war deine Intention, Raphael?
Menschen wie der Palmesel - und er ist ja in seinen Denkstrukturen nicht alleine, sondern mit vielen Modernisten in Übereinstimmung - brauchen jemand Drittes, einen "Außenstehenden", der ihnen einen Spiegel vorhält. Der Text von Fulton Sheen hält den Betroffenen (den Lauen, den Modernisten etc.) diesen Spiegel vor.
Wenn die Angesprochenen dieses Spiegelbild als berechtigte Kritik annehmen, können sie daraus lernen und Konsequenzen hin zu einer besseren und realistischeren Selbsteinschätzung ziehen.

[Angriff auf Drittnutzer entfernt.]
Danke, prinzipiell ist mir deine Methode des Spiegelvorhaltens schon klar.
Es ist erfreulich, wenn man nicht nur die Kunst des kategorienfreien Denkens (Wie geht so etwas eigentlich? :achselzuck: ) einübt, sondern sich auch in den Niederungen der rhetorischen Künste herumtreibt. :pfeif:
Lacrimosa hat geschrieben:Ich hatte jedoch an dieser Stelle den konkreten Bezug zu Palmesels Ausführungen vermisst.
Der Spiegel fragt nunmal nicht danach, wer in ihn hineinschaut, sondern gibt das Bild wieder, welches der Gespiegelte von sich abgibt.
Lacrimosa hat geschrieben:Mit dem Brief von Sheen wurde davon weggelenkt: Du hast einfach ein noch größeres Fass aufgemacht, welches ich als „Überstülpen einer noch weiteren Kategorie“ einstufte. Dass dieser Strang unter dem Namen „Palmesels Theorien“ aufgemacht wurde, vermittelt mir inzwischen das Gefühl, es geht eigentlich doch nur darum, jemanden zu belehren oder vorzuführen. Insgesamt wäre noch festzuhalten, dass Palmesel selbst die Kategorie des Bischofs unpassend gefunden hat (auch wenn bei einigen der Spiegel anscheinend ganz gut passte).
Nun, Du solltest nicht dem Threaderöffner gegenüber so ungerecht sein, daß dieser Jemanden vorführen möchte. Damit würdest Du ihm ja geradezu eine ehrenrührige Intention unterstellen! :roll:

Belehrt werden jedoch muß der Palmesel schon, denn seine Bildungslücken sind evident. Als besondere Schwierigkeit stellt sich jedoch heraus, daß der zu Belehrende angibt, im RL als Lehrer, genauerhin als Mathematiklehrer, tätig zu sein. Lehrer halten sich jedoch berufsbedingt für nahezu unfehlbar, und stehen daher nur knapp unter dem Papst, wenn dieser ex cathedra spricht.

Des Palmesels Einlassungen gehen auch weitgehend nicht auf vorgebrachte Argumente ein oder beantworten konkrete Fragen, sondern erschöpfen sich in metadiskursiven Einlassungen über Fouls beim Fußball, die er gesehen haben will oder plumpen, unbegründeten Contras zu seinen Vorrednern.
Lacrimosa hat geschrieben:Da ich dein aufbrausendes Temperament bereits an unterschiedlichen Stellen zu spüren bekommen habe, möchte ich dies noch hinzufügen: Ich gehe davon aus, dass jeder lernfähig ist und sein sollte – auch der, der meint als „Außenstehender“ fungieren zu müssen. Denn Denkstrukturen zeichnet naturgemäß aus, dass sie sich nur langsam verändern. In Glaubensdingen festgefahren sollte man nicht zu sehr sein, finde ich. Bitte verschieße doch dein Pulver (dein Wissen) nicht mit deinen oft herablassend wirkenden Kommentaren, sondern übe dich auch ein wenig in Langmut.
Dieser Versuch, den Spieß des Belehrens umzudrehen, geht leider Gottes voll in die Hose! 8)
Verschone mich also bitte mit Deinen billigen Retourkutschen und mache erst einmal den hierfür nötigen Führerschein ..............

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umusungu
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von umusungu »

Raphael hat geschrieben:Dieser Versuch, den Spieß des Belehrens umzudrehen, geht leider Gottes voll in die Hose! Verschone mich also bitte mit Deinen billigen Retourkutschen und mache erst einmal den hierfür nötigen Führerschein ..............
Wer bist Du denn, dass Du Dir anmaßt, anderen den Spiegel vorhalten zu dürfen?
Schau lieber selbst in den Spiegel - und erkenne Dich darin!

Raphael

Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Raphael »

umusungu hat geschrieben:Wer bist Du denn, dass Du Dir anmaßt, anderen den Spiegel vorhalten zu dürfen?
:kussmund:

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Pius PP
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Pius PP »

Raphael hat geschrieben::kussmund:


:kussmund: ???? Heinrich mir grauts vor Dir! :D

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umusungu
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von umusungu »

Raphael hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:Wer bist Du denn, dass Du Dir anmaßt, anderen den Spiegel vorhalten zu dürfen?
:kussmund:
Manche sollten mit dem Kardinal in den Ruhestand eintreten.

Raphael

Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Raphael »

umusungu hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:Wer bist Du denn, dass Du Dir anmaßt, anderen den Spiegel vorhalten zu dürfen?
:kussmund:
Manche sollten mit dem Kardinal in den Ruhestand eintreten.
Hast Du Dich schon für die ATZ beworben, umu? :pfeif:

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Lisieux
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Lisieux »

Wie überheblich so en KK agiert, zeigt sich schon in dem ständigen Gebrauch für so manchem Mitleser evtl. nicht nachvollziehbarer Akronymen. Was immer auch "ATZ" bedeuten könnte, vielleicht klärt mich u.v.A.a der geneigte Schreiber auf.

Ich möchte nimanden Kopfzerbrechen bereiten: KK = Kölsche Klüngel, u.v.A.a = und viele Andere auch.

Wenn einer allerdings nicht in der Lage ist jemand anders sachlich zu entgegen gibt es ja noch die dümmlichen smileys.

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Protasius
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Protasius »

Lisieux hat geschrieben:Wie überheblich so en KK agiert, zeigt sich schon in dem ständigen Gebrauch für so manchem Mitleser evtl. nicht nachvollziehbarer Akronymen. Was immer auch "ATZ" bedeuten könnte, vielleicht klärt mich u.v.A.a der geneigte Schreiber auf.

Ich möchte nimanden Kopfzerbrechen bereiten: KK = Kölsche Klüngel, u.v.A.a = und viele Andere auch.

Wenn einer allerdings nicht in der Lage ist jemand anders sachlich zu entgegen gibt es ja noch die dümmlichen smileys.
Aus dem Zusammenhang habe ich die Bedeutung Altersteilzeit erschlossen. Durch Googlen findet man das an dritter Stelle als ersten in diesem Zusammenhang sinnvollen Treffer.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Peregrin
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Re: Palmesels Theorien

Beitrag von Peregrin »

Das wird hier wohl nichts mehr.

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