Wo siehst du den Gegensatz? Luxenberg selbst geht übrigens wohl auch davon aus, dass der Koran nicht von "Mohammed" verfasst wurde:ad_hoc hat geschrieben:Sehr guter Beitrag, Walter. Allerdings steht er etwas im Gegensatz zu den Ergebnissen langjähriger Forschungsarbeiten Lichtenbergs (ist ein Pseudonym, weil man ja gefährlich lebt, wenn man etwas gegen den muslimischen Glauben schreibt), der feststellte, dass Mohammed den Koran ursprünglich in syro-aramäischer Sprache verfaßte, wobei dieser Koran erst nach Mohammeds Tod in die nunmehr entstandene arabische Hochsprache übersetzt worden ist.
Eine etwas ausführlichere Abhandlung findet sich im Sonderheft über den Islam aus der Reihe "Aus Politik und Zeitgeschichte" (APuZ 26-27/2007) der Bundeszentrale für politische Bildung:Muhammad kein Eigenname
Einen zentralen Stellenwert hat in dieser Argumentation Luxenbergs neue Deutung der arabischen Inschrift im Felsendom zu Jerusalem, der bisher als frühester erhaltener islamischer Sakralbau galt. Der Text, eine theologische Lehraussage des Erbauers Abd al-Malik, bezieht sich demnach auf "Jesus, den Sohn Marias" (Isa bn Maryam). Die berühmte Formel "muhammad(un abd(u) (a)llah(i) wa-rasuluh(u)" sei nicht zu übersetzen mit "Mohammed (ist) der Knecht Gottes und sein Gesandter", sondern mit "Zu loben ist (gelobt sei) der Knecht Gottes und sein Gesandter". "Muhammad" wäre demnach im ursprünglichen Gebrauch kein Eigenname, sondern eine Verbform.
Entsprechend ist das Wort nach Analysen des Numismatikers und Orientalisten auch auf den Münzen Abd al-Maliks zu verstehen. Erst 100 Jahre später sei die Wendung als Name des "Propheten der Araber" uminterpretiert worden. Im Koran findet sich der Terminus "Muhammad" nur 4 Mal (zum Vergleich: Moses 136 Mal, Jesus 24 Mal und Maria 34 Mal).
(Quelle: Jesus, der "muhammad")[/color]
Ob nun "Machmed" oder "Mehmet" im Arabischen eine identische Bedeutung wie "Mohammed" hat(te; muss man immer sagen, denn das heutige Arabisch ist ja in vieler Hinsicht dem Islam angepasst; Grammatikfehler im Koran wurden so auch zu neuen grammatischen Ausnahmeregeln) weiß ich nicht.Zur Entstehung und Frühgeschichte des Islam
... Die westliche Koranforschung folgt bis heute weithin der muslimischen Tradition. ... Dieser westliche Konsens beruht allerdings, wie auch die muslimische Tradition, auf Grundlagen, die von keinem Historiker akzeptiert würden. Die "Informationen" zu dem arabischen Propheten Mohammed sind erst in vier "biographischen Werken" aus dem frühen 9. und 10. Jahrhundert greifbar; auf Letzteres, die "Annalen" des at-Tabari, geht auch die überlieferte Geschichte der arabischen Expansionen, Reiche und Kalifen zurück.
Diese "Biographien" bieten weithin legendarisches Material: "Die wirklich geschichtliche Überlieferung ist äußerst gering. Da greift man zu den Andeutungen des Korans und spinnt sie aus (...)."[3] Vor allem aber geben sie Auffassungen über Mohammed und die Anfänge des Islam wieder, die erst zwei- bis dreihundert Jahre nach der behaupteten Lebenszeit Mohammeds abgefasst sind; sie sind Zeugnisse für das Denken der Autoren im 9. und 10. Jahrhundert, nicht aber Quellen für die lange zurückliegende Zeit.
Für die ersten beiden Jahrhunderte nach dem Tod Mohammeds fehlen zeitgenössische islamische literarische Texte. Meist werden diese Sachverhalte nicht erwähnt. ... Nun haben aber die Christen unter arabischer Herrschaft - Syrer, Griechen, Ägypter - nicht nur in diesen beiden Jahrhunderten zahlreiche Klöster und Kirchen gegründet und bis nach China Mission getrieben, sondern auch eine reichhaltige Literatur hinterlassen: Chroniken, Briefe, Predigten, Synodenbeschlüsse, Apokalypsen und vor allem theologische Werke. Diese aber befassen sich mit den gewohnten Geschäften: mit ihren innerchristlichen Auseinandersetzungen, Chalkedonier gegen Monophysiten, Monergeten, Monotheleten und umgekehrt, syrische gegen griechische christliche Auffassungen usw.
Nur sehr selten wird in diesen Schriften einmal die neue arabische Herrschaft erwähnt. Von den Arabern wird nicht viel erzählt, meist werden sie, wie schon in "vorislamischen" Zeiten, als Sarazenen bezeichnet (Zeltbewohner, Räuber, Nomaden) oder, wie schon seit Hieronymus im 4. Jahrhundert üblich, anhand biblischer Vorstellungen, die damals "das Wissen" über die Welt repräsentierten, als Ismaeliten oder Hagarener...
Von einer neuen Religion der Araber aber berichten die christlichen Quellen nicht. Wenn - ganz selten - auf ihre Auffassungen Bezug genommen wird, werden sie als Vertreter einer spezifischen Gottesauffassung geschildert: Gott ist einer ohne Beigesellung - oder Christologie - Jesus ist nicht Gottes Sohn. Deswegen ordnet der Kirchenvater Johannes von Damaskus (gest. um 750), der die Araber sehr gut kannte, weil sein Vater und auch er selbst einige Jahre lang in ihren Diensten gestanden hatten, die Religion der Ismaeliten unter die (christlichen) Häresien ein.
Wer ist muhammad? Arabisch bedeutet es "der Gepriesene/Gelobte" (benedictus) oder "der zu Preisende/zu Lobende". Gemäß der christlichen Ikonographie der Münzen handelt es sich um ein Prädikat für Jesus. Dieses Verständnis wird gestützt durch die Inschrift, die 'Abd al-Malik innen in dem von ihm im Jahre 691 erbauten Felsendom anbringen ließ. Diese beginnt mit einem Bekenntnis zu dem einen Gott ohne Teilhaber und kreist im Folgenden um das richtige Christusbekenntnis; es heißt dort: "Zu loben ist (muhammad[un]) der Knecht Gottes ('abd-allah) und sein Gesandter (...) Denn der Messias Jesus, Sohn der Maria, ist der Gesandte Gottes und sein Wort." Abgelehnt wird eine Gottessohnschaft Jesu. Dies entspricht auch den koranischen Aussagen.
Muhammad war also ursprünglich - wie auch die Prädikate 'abdallah (Knecht Gottes), Prophet, Gesandter, Messias - ein christologischer Titel. Das Prädikat muhammad hat sich später aber von seinem Bezugspunkt Jesus gelöst. Dies lässt sich anhand zweier Entwicklungen beobachten: Die Inschriften an der Omaiyadenmoschee in Damaskus, erbaut 707/708 n. Chr., und am Heiligtum von Medina, erbaut 756 n. Chr., sind zwar formal in gleicher Weise aufgebaut wie die im Felsendom: Auf das Lob des einen Gottes folgt das Bekenntnis zu muhammad, dem Knecht Gottes und Gesandten, aber anders als im Felsendom wird Jesus, der Sohn der Maria, nicht ausdrücklich erwähnt. So werden die dortigen Formeln, obwohl von ähnlicher Theologie wie in Jerusalem, nicht mehr unmittelbar in ihrem Bezug zu Jesus wahrgenommen. Das Gleiche gilt für die Münzprägungen, deren Steinsymbolik nicht mehr - wie z.B. bei der Aufprägung von Kreuzen - ganz von selbst jedem als christlich erscheinen musste. Muhammad hatte keinen eindeutigen Bezug mehr; der isolierte Begriff konnte nun auch mit neuem Material "gefüllt" werden.
So wurde er, anfänglich schon in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts, in der Gestalt eines arabischen Propheten historisiert - der Kirchenvater Johannes Damascenus spricht schon, er bietet die älteste Quelle, von dem Pseudopropheten Ma(ch)med. Später, im 9. Jahrhundert, wurde ebenso der christologische Titel 'abdallah, Knecht Gottes, historisiert zum Namen des Vaters Mohammeds: Mohammed, Sohn des Abdallah. In dieser Zeit wurden auch die Anfangsgeschehnisse in die ethnische Heimat der Araber, auf die Arabische Halbinsel, verlegt.(Quelle)[/color]
Andersherum könnte der hl. Johannes nach obiger Aussage mit seinem Machmed aber auch zur Bildung der heutigen Mohammed-Legende mitbeigetragen haben. Denn nachdem die arabischen Herrscher ihren Sitz aus der Wüste nach Damaskus verlegt hatten, waren ihnen sicher auch seine Schriften zugänglich.Nietenolaf hat geschrieben:Walter, der hl. Johannes von Damaskus erwähnt Mohammed namentlich in seiner Schrift über die Häresien (Kapitel 101).
Dass die erwähnten "Sarazenen" irgendeinen (oder mehrere) religösen Anführer gehabt gehabt haben mussten, um in Arabien den monotheistischen Glauben durchsetzte oder die Expansionskriege zu leiten ist ja ganz unbestritten. Die Frage ist aber, wieweit eine Gemeinsamkeit mit dem im Koran erwähnten und heute im Islam als der Prophet verehrte "Mohammed" besteht. Könntest du das Kapitel 101 irgendwoher zitieren, Roman? Ich suche das schon über ein halbes Jahr, bislang leider erfolglos.
By the way:
Robert, es geht eben nicht um irgendwelche ("historischen") Teste über Mohammed, sondern welche aus den ersten 150 Jahren nach seinem angeblichen Wirken (also ca. 610 - 770). Von den von Roman erwähnten Schriften fällt z.B. wirklich einzig der hl. Johannes in diesen Zeitraum (der genannte "Dialog mit einem Araber" stammt m.W. übrigens auch von diesem, siehe ebenfalls hier).Robert Ketelhohn hat geschrieben:In der Tat, die historischen Quellen sprudeln reich genug, um Thesen von einer Nichtexistenz Mohammeds ins selbe Reich der Phantasie zu verweisen wie Behauptungen von einer Nichtexistenz Jesu oder Karls des Großen.
Lesenswert in diesem Zusammenhang ist in der oben zitierten dpb-Quelle auch der Abschnitt über die zahlreichen Münzfunde als einzige wirklich zeitgenössische Quellen.
Ich bleibe also dabei:
“Muhammad is not a historical figure, and his official biography is a product of the age in which it was written.”
(Y.D. Nevo / J. Koren, Crossroads to Islam: The Origins of the Arab Religion and the Arab State, 2003)[/color]