Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

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Paul Heliosch
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Paul Heliosch »

Danke Clementine! Du hast recht. Meiner Hypothese scheint ein anderer Kreditbegriff zugrunde zu liegen: derjenige, der der Bank vertraut, ist ihr Gläubiger :detektiv:

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Peregrin
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Peregrin »

Paul Heliosch hat geschrieben:Danke Clementine! Du hast recht. Meiner Hypothese scheint ein anderer Kreditbegriff zugrunde zu liegen: derjenige, der der Bank vertraut, ist ihr Gläubiger :detektiv:
Eher ihr Leichtgläubiger.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Raphael

Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Raphael »

Hallo Paul,
Paul Heliosch hat geschrieben:
Der Autor, den ich auf Anfrage per PN, nenne hat geschrieben: Wenn nun diese Banken, in welche die Anleger echtes Geld hinterlegen, nur einen Bruchteil dieses echten Geldes als Reserve halten müssen und dadurch eine deutlich größere Menge an Papiergeld abdecken und in Umlauf bringen dürfen, dann können die Banken durch Erhöhung oder Drosselung der umlaufenden Geldmenge mit dem Wert des Geldes spielen und ein Vermögen erbeuten, indem sie billiges Geld verleihen, aber teures Geld zurückverlangen. Auf diese Weise übernehmen die Finanziers die Kontrolle des Staates.

Noch schlimmer wird es, wenn das Mindestreserve-Bankwesen den Banken ermöglicht, das Geld völlig von der Wirklichkeit abzukoppeln und es nach Gutdünken selber zu fabrizieren, und wenn noch dazu die Banken selbst nur geringe Zinseszinsen auf solches Spaßgeld erheben dürfen. So werden sie logischerweise in den Stand versetzt, alle wirklichen Werte aus einer Wirtschaft herauszusaugen – was sie auch tun. Die Anleger werden dadurch zu Kreditnehmern und die meisten Kreditnehmer zu hoffnungslosen Schuld- bzw. Hypotheken-Sklaven degradiert. Die Banken sorgen dann nur aus Eigennutz dafür, daß die goldene Eier legende Gans nicht ganz zugrundegeht.
Ich kann dem Text keine Begründung für seine polemischen Inhalte entnehmen. :hmm:
Wo bringt der Author diese?
Welche ist es bzw. welche Gründe sind es?

Schon die Unterscheidung zwischen "echtem Geld" und "unechtem Geld" ist undeutlich, weil Geld - wie schon weiter oben ausgeführt - über seine beiden Funktionen definiert wird. Wenn diese beiden Funktionen erfüllt sind, dann ist das Geld eben Geld. Punkt!

Paul Heliosch
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Paul Heliosch »

Hallo Raphael,
ich denke, dass es dem Autor nicht in erster Linie um den "Echtheitsbegriff" des Geldes geht,
sondern
- jedenfalls so, wie ich es verstanden habe -
tatsächlich um den Enteignungshebel, den er im ersten Absatz verdeutlicht.

Ich unterstelle keinem "Standardbanker", daß er über die obenverdeutlichte Möglichkeit des Enteignungshebels reflektiert - er sollte vielmehr genauso :ja: argumentieren, wie Du es tust!
Ich bin kein Banker, ich muss das nicht. Ich überlege nur, wieso es zu Null % beeigenkapitalte Kredite gibt.

Raphael

Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Raphael »

Paul Heliosch hat geschrieben:Hallo Raphael,
ich denke, dass es dem Autor nicht in erster Linie um den "Echtheitsbegriff" des Geldes geht,
sondern
- jedenfalls so, wie ich es verstanden habe -
tatsächlich um den Enteignungshebel, den er im ersten Absatz verdeutlicht.

Ich unterstelle keinem "Standardbanker", daß er über die obenverdeutlichte Möglichkeit des Enteignungshebels reflektiert - er sollte vielmehr genauso :ja: argumentieren, wie Du es tust!
Ich bin kein Banker, ich muss das nicht. Ich überlege nur, wieso es zu Null % beeigenkapitalte Kredite gibt.
Der Enteignungshebel ist der Zins, nicht aber die Eigenkapitalunterlegung von ausgegebenen Krediten.

Ein Zinssatz, der weit über den bankinternen Kosten liegt und auch deutlich mehr als das Risiko abdeckt, welches der Kreditgeber naturgemäß eingehen muß, ist moralisch verwerflich. Hier handelt es sich um das, was man gemeinhin als Wucher bezeichnet.

Wenn der Kreditgeber einen Wucherzins nimmt, dann partizipiert er eben überproportional an den Erträgen des Kreditnehmers, die dieser mithilfe des Kredits erwirtschaftet.
Ich stelle einfach 'mal zwei Beispiele ein, um dies zu verdeutlichen:
Zinsatz für Überziehung des Girokontos: 12,69% (Postbank)
Zinsatz für Überziehung des Girokontos: 7,9% (DKB AG)

Der Preisunterschied ist angesichts der ziemlich ähnlichen Produktleistungen unverständlich!

Caviteño
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Caviteño »

Raphael hat geschrieben: Ein Zinssatz, der weit über den bankinternen Kosten liegt und auch deutlich mehr als das Risiko abdeckt, welches der Kreditgeber naturgemäß eingehen muß, ist moralisch verwerflich. Hier handelt es sich um das, was man gemeinhin als Wucher bezeichnet.

Wenn der Kreditgeber einen Wucherzins nimmt, dann partizipiert er eben überproportional an den Erträgen des Kreditnehmers, die dieser mithilfe des Kredits erwirtschaftet.
Ich stelle einfach 'mal zwei Beispiele ein, um dies zu verdeutlichen:
Zinsatz für Überziehung des Girokontos: 12,69% (Postbank)
Zinsatz für Überziehung des Girokontos: 7,9% (DKB AG)

Der Preisunterschied ist angesichts der ziemlich ähnlichen Produktleistungen unverständlich!
Das sehe ich nicht so.
Der DKB ist wohl als online-Bank zu sehen, ich habe jedenfalls auf ihrer Homepage kein Filialverzeichnis gefunden. Die Postbank ist dagegen eine Filialbank, die neben den Mieten auch das entsprechende Personal vorhalten muß (und das kostet!). Insofern dürfte die Kostenstruktur beider Institute schon unterschiedlich sein.

Ähnliches gilt doch bei allen Produkten. Natürlich kann amazon preiswerter sein als z.B. Saturn. Man hat dort ein Zentrallager, während Saturn Verkaufsflächen und Personal - häufig in Innenstadtlagen - bezahlen muß. Die Änderung des Verkaufsverhaltens (Geiz ist geil!) hat nun einmal seinen Preis, weniger Arbeitsplätze, Verödung der Innenstädte....

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taddeo
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von taddeo »

Raphael hat geschrieben:Ein Zinssatz, der weit über den bankinternen Kosten liegt und auch deutlich mehr als das Risiko abdeckt, welches der Kreditgeber naturgemäß eingehen muß, ist moralisch verwerflich. Hier handelt es sich um das, was man gemeinhin als Wucher bezeichnet.
Ich hab grad meine Kontoauszüge geholt mit der vierteljährlichen Information über die geltenden Zinssätze. Da find ich allerdings ne andere Diskrepanz, die man Wucher nennen könnte:

Sollzinssatz für geduldete Überziehung: 13% p. a.
(Sollzinssatz für eingeräumte Überziehung: 9,75%)

Habenzinssatz: 0,1% p. a. :irritiert: :motz:

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holzi
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von holzi »

taddeo hat geschrieben:Ich hab grad meine Kontoauszüge geholt mit der vierteljährlichen Information über die geltenden Zinssätze. Da find ich allerdings ne andere Diskrepanz, die man Wucher nennen könnte:

Sollzinssatz für geduldete Überziehung: 13% p. a.
(Sollzinssatz für eingeräumte Überziehung: 9,75%)

Habenzinssatz: 0,1% p. a. :irritiert: :motz:
Klingt nach Liga, oder? Mich betrifft das eh kaum, da ich so gut wie immer im Minus bin. 8)

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taddeo
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von taddeo »

holzi hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Ich hab grad meine Kontoauszüge geholt mit der vierteljährlichen Information über die geltenden Zinssätze. Da find ich allerdings ne andere Diskrepanz, die man Wucher nennen könnte:

Sollzinssatz für geduldete Überziehung: 13% p. a.
(Sollzinssatz für eingeräumte Überziehung: 9,75%)

Habenzinssatz: 0,1% p. a. :irritiert: :motz:
Klingt nach Liga, oder? Mich betrifft das eh kaum, da ich so gut wie immer im Minus bin. 8)
Ist Liga, ja. Mich betrifft gottlob der Sollzins kaum.
Der Habenzins ist bei unseren örtlichen Filialbanken auch nicht besser, falls man überhaupt einen kriegt.

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holzi
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von holzi »

Der Spread (Abstand zw. Soll- und Habenzinsen) erlaubt es der Liga aber, auf hochspekulative Geschäfte weitgehend verzichten zu können.

Raphael

Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Raphael »

Caviteño hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Ein Zinssatz, der weit über den bankinternen Kosten liegt und auch deutlich mehr als das Risiko abdeckt, welches der Kreditgeber naturgemäß eingehen muß, ist moralisch verwerflich. Hier handelt es sich um das, was man gemeinhin als Wucher bezeichnet.

Wenn der Kreditgeber einen Wucherzins nimmt, dann partizipiert er eben überproportional an den Erträgen des Kreditnehmers, die dieser mithilfe des Kredits erwirtschaftet.
Ich stelle einfach 'mal zwei Beispiele ein, um dies zu verdeutlichen:
Zinsatz für Überziehung des Girokontos: 12,69% (Postbank)
Zinsatz für Überziehung des Girokontos: 7,9% (DKB AG)

Der Preisunterschied ist angesichts der ziemlich ähnlichen Produktleistungen unverständlich!
Das sehe ich nicht so.
Der DKB ist wohl als online-Bank zu sehen, ich habe jedenfalls auf ihrer Homepage kein Filialverzeichnis gefunden. Die Postbank ist dagegen eine Filialbank, die neben den Mieten auch das entsprechende Personal vorhalten muß (und das kostet!). Insofern dürfte die Kostenstruktur beider Institute schon unterschiedlich sein.

Ähnliches gilt doch bei allen Produkten. Natürlich kann amazon preiswerter sein als z.B. Saturn. Man hat dort ein Zentrallager, während Saturn Verkaufsflächen und Personal - häufig in Innenstadtlagen - bezahlen muß. Die Änderung des Verkaufsverhaltens (Geiz ist geil!) hat nun einmal seinen Preis, weniger Arbeitsplätze, Verödung der Innenstädte....
Nunja, die Postbank wird natürlich einen Teufel tun und ihre eigene Kostenstruktur offenlegen. Selbst die veröffentlichungspflichtigen Jahresabschlüsse geben da nur unzureichend Einblick ..........

Nichtsdestoweniger würden ihr im genannten Beispiel immerhin fast 5% vom Zinsatz verbleiben, um die Kosten von Filialen und dem erforderlichen Personal abzudecken. Ganz schön üppig! :nuckel:

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taddeo
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von taddeo »

holzi hat geschrieben:Der Spread (Abstand zw. Soll- und Habenzinsen) erlaubt es der Liga aber, auf hochspekulative Geschäfte weitgehend verzichten zu können.
Hoffen wir's. :breitgrins:

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holzi
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von holzi »

taddeo hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Der Spread (Abstand zw. Soll- und Habenzinsen) erlaubt es der Liga aber, auf hochspekulative Geschäfte weitgehend verzichten zu können.
Hoffen wir's. :breitgrins:
Ein bisserl spekuliert wird immer, aber was ich bisher mitkriege nicht in dem Ausmaß, daß ein Fehlschlag die ganze Bank ins Trudeln brächte.

Caviteño
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Caviteño »

taddeo hat geschrieben: Ich hab grad meine Kontoauszüge geholt mit der vierteljährlichen Information über die geltenden Zinssätze. Da find ich allerdings ne andere Diskrepanz, die man Wucher nennen könnte:

Sollzinssatz für geduldete Überziehung: 13% p. a.
(Sollzinssatz für eingeräumte Überziehung: 9,75%)

Habenzinssatz: 0,1% p. a. :irritiert: :motz:
Sozialtarife im schönen Bayern. Hier schlägt die Sparkasse brutaler zu:

Habenzins = 0%
eingeräumte Überziehungszinsen = 12,48%
geduldete Überziehungszinsen = 17,23%

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lutherbeck
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von lutherbeck »

So wird richtig Kohle gemacht - und das haben die armen Banken auch richtig nötig...

:kotz:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

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Edi
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Edi »

lutherbeck hat geschrieben:So wird richtig Kohle gemacht - und das haben die armen Banken auch richtig nötig...

:kotz:

Wenn ich meine Bank, die Volksbank höre, dann jammern die in letzter Zeit immer. Die sagen zu den hohen Zinsen, dass sie die brauchen, weil sie auch oft genug Zahlungsausfälle hätten und die Personalkosten hoch seien. Soweit ich weiß, gibt es bei den Banken nach wie vor ein 14. Monatsgehalt. Wenn das nicht mehr stimmt. möge man mich korrigieren.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Heinrich II
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Re: Bankgeschäfte, Kreditvergabe und Sparerverhalten

Beitrag von Heinrich II »

Edi hat geschrieben: Wenn ich meine Bank, die Volksbank höre, dann jammern die in letzter Zeit immer. Die sagen zu den hohen Zinsen, dass sie die brauchen, weil sie auch oft genug Zahlungsausfälle hätten und die Personalkosten hoch seien. Soweit ich weiß, gibt es bei den Banken nach wie vor ein 14. Monatsgehalt. Wenn das nicht mehr stimmt. möge man mich korrigieren.
Es liegt wohl kaum an den Gehältern der einfachen Angestellten...

Letzendlich müssen die Dispozinsen die Kapitalkosten (also was ich sonst so mit dem Geld erwirtschaften könnte) und das Risiko decken.
Und ich kann mir in der Tat vorstellen, dass das Risiko des Zahlungsaufalls sehr hoch ist. Denn wer eine gute Bonität hat und halbwegs (finanz-) intelligent ist, nimmt sich lieber einen Verbraucherkredit zu günstigen Konditionen auf, anstatt das Girokonto zu überziehen.
Wer euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr angenommen habt, der sei verflucht. Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen, oder geht es mir um Gott?

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