Griechenland nach den Wahlen

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Yeti
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Yeti »

Ursachen und Folgen der Krise: "Die Schuld tragen wir Griechen selbst"
SPIEGEL ONLINE: Teilen Sie den Eindruck, dass Stolz und Eitelkeiten in Griechenland eine größere Rolle spielen als ökonomische und politische Vernunft?
Sotiropoulos: In diesem Teil der Welt ist das so, ja. Hier ist Nationalismus die stärkste Ideologie, gestärkt durch Politiker, Schulen, Massenmedien und selbst die Kirche. Es ist eine Ideologie, in der man vor allem in der Krise in emotionale Verhaltensmuster verfällt.
Ein orthodoxer Pope in einem Filmchen: "Wir erwarten von Frau Merkel nichts Illegales. Wir verlangen nur unser Geld, unsere Würde." Würde mich jetzt interessieren, wie er "illegal" und "legal" definiert; von den Zehn Geboten sind m.E. von der griech. Staatsführung mind. das 7., 8. und das 10. Gebot ständig gebrochen worden. Die orth. Geistlichkeit scheint ja eine große Rolle in der griech. Gesellschaft auszuüben (ausüben zu wollen?), was sich allerdings auch ändern könnte. Der Artikel liest sich nun so, als hielte sie das Land und die Gesellschaft in einer Art "Babylonischer Gefangenschaft".

Beispiel neuer griech. Finanzminister Euklidis Tskalotos (Euklid, Euklid...da gab's doch so'n Burschen in Mathe...ein gutes Omen!):
Das könnte der neue griechische Finanzminister sein: Euklidis Tsakalotos gilt als das genaue Gegenteil von Yanis Varoufakis - ruhig, zurückhaltend, besonnen. Er wäre ein weiteres Zeichen dafür, dass Griechenland wirklich eine Übereinkunft mit den internationalen Gläubigern anstrebt.Der 55-Jährige wurde in Rotterdam geboren und ist in London aufgewachsen.
Es scheint, dass man als Grieche nur was werden kann, wenn man aus der Sippen- und Klientel-Struktur der Heimat auch mal herauskam.
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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

Yeti hat geschrieben: Ein orthodoxer Pope in einem Filmchen: "Wir erwarten von Frau Merkel nichts Illegales. Wir verlangen nur unser Geld, unsere Würde." Würde mich jetzt interessieren, wie er "illegal" und "legal" definiert; von den Zehn Geboten sind m.E. von der griech. Staatsführung mind. das 7., 8. und das 10. Gebot ständig gebrochen worden.
Was soll schon von solchen Popen, die ja auch vom Staat profitieren an Weisheiten und Wahrheiten kommen? Die kennen doch die ganze griechische Fakelakimentalität bestens, die ja auch mit zur Krise beigetragen hat, weil man eben auch dem Staat die nötigen Steuern entzogen hat und das sind nicht nur die sehr Reichen, die das tun. Ich glaube nicht, daß die orthoxe Kirche jemals gegen die in GR übliche Bakschischnahme und die Steuerhinterziehung Stellung bezogen hat. Selbst der Papst sagt zu diesem Thema nichts und weist nur darauf hin, daß es nunmehr vielen Griechen schlecht geht, als ob die Krise vom Himmel gefallen und nicht selbstgemacht wäre.
Ohne Gerechtigkeit und das bezieht sich u.a. auch auf die Steuerentrichtung, kann es zu solchen Folgen kommen. Papst Benedikt hätte wohl eher die Zusammenhänge durchschaut, ob er dazu etwas gesagt hätte, ist eine andere Frage.
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RomanesEuntDomus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Yeti hat geschrieben:Es scheint, dass man als Grieche nur was werden kann, wenn man aus der Sippen- und Klientel-Struktur der Heimat auch mal herauskam.
Das ist doch hier genau so. Ich wundere mich immer, wie gravierend sich das Selbstbild vieler selbstzufriedener Deutscher, die anscheinend noch nie einen einzigen Zoll über den Tellerrand ihrer eigenen Sippen- und Klientel-Struktur geblickt haben, vom differenzierten Bild unterscheidet, das man im Ausland von ihnen hat. Aber diese pure Ahnungslosigkeit allein ist noch nicht gefährlich. Sie wird es erst dann, wenn sie sich mit schwäbischer Besserwisserei paart, die genau zu wissen glaubt, was für alle anderen gut ist.

Ich zitiere hier als Beispiel für einen ausländischen Blickwinkel nur zwei Absätze aus einem Interview mit einem französischen Ökonomen, das unter der Überschrift "Deutschland hat nie bezahlt" http://www.zeit.de/215/26/thomas-piket ... ettansicht veröffentlicht wurde. So einen erfrischenden Einblick, wie uns die Nachbarn sehen, bekommt man als Deutscher innerhalb seiner eigenen Sippen- und Klientel-Struktur nur sehr selten zu lesen, und gerade dieser Einblick erklärt wohl auch ein bisschen, warum gerade Merkel und Schäuble innerhalb des EU-Raums zunehmend gegen Wände aus Beton laufen.
Deutschland ist wirklich das Vorzeigebeispiel für ein Land, das in der Geschichte nie seine öffentlichen Schulden zurückgezahlt hat. Weder nach dem Ersten noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Dafür ließ es andere zahlen, etwa nach dem deutsch-französischen Krieg von 187, als es eine hohe Zahlung von Frankreich forderte und sie auch bekam. Dafür litt der französische Staat anschließend jahrzehntelang unter den Schulden. Tatsächlich ist die Geschichte der öffentlichen Verschuldung voller Ironie. Sie folgt selten unseren Vorstellungen von Ordnung und Gerechtigkeit.

Wenn ich die Deutschen heute sagen höre, dass sie einen sehr moralischen Umgang mit Schulden pflegen und fest daran glauben, dass Schulden zurückgezahlt werden müssen, dann denke ich: Das ist doch ein großer Witz! Deutschland ist das Land, das nie seine Schulden bezahlt hat. Es kann darin anderen Ländern keine Lektionen erteilen.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:Deutschland ist das Land, das nie seine Schulden bezahlt hat. Es kann darin anderen Ländern keine Lektionen erteilen.
Gerade mit Blick auf die Geschichte kann man große Fettnäpfchen aufmachen. Gehören Gebietsabtretungen zur Schuldentilgung? Hat die europäische Friedensordnung Schulden durch Überwindung von Grenzen getilgt? War der gemeinsame Neubeginn nicht wirtschaftlich und politisch viel erfolgreicher als Reparationsleistungen, unter denen nicht nur die Zahler, sondern auch die Empfänger gelitten haben etwa durch Zinslasten und Inflation?

Die Gefahr, plötzlich zuviel Geld von Griechenland auf einmal zu bekommen, dass eine Geldschwemme die Kredite verbilligt und die Preise treibt, zeichnet sich derzeit nicht ab. Hier geht es um die Geschäftsfähigkeit eines gleichwertigen Partners, der seine laufenden Rechnungen begleicht. Will Griechenland dieser Partner sein, wird dies auch geschehen. Die nächsten Termine stehen bereits fest.

RomanesEuntDomus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von RomanesEuntDomus »

overkott hat geschrieben:Gehören Gebietsabtretungen zur Schuldentilgung? Hat die europäische Friedensordnung Schulden durch Überwindung von Grenzen getilgt?
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du mit Gebietsabtretungen wirklich das meinst, was ich befürchte. Vielleicht verstehe ich dich falsch. Nennst du wirklich die Grenzverschiebungen nach 1945, also ein Drittel von Polen an Weißrussland und die Ukraine, dafür den Ostteil Deutschlands an Polen und so weiter, einschließlich der Entrechtung, Zwangsumsiedlung und Vertreibung vom Millionen von europäischen Menschen die europäische Friedensordnung? Ich wäre der Letzte, der den jetzigen Zustand noch ändern könnte oder auch nur wollte, aber rückblickend war es in meinen Augen weder eine Friedensordnung noch eine Überwindung von Grenzen, sondern einfach nur ein Verbrechen, das in seiner menschenverachtenden Monströsität nur deshalb etwas verblasst, weil vorher die Nazis in Europa ihr Unwesen trieben.

Und noch eine kleine Bemerkung zu deinem Zitierstil: Das angebliche Zitat oben ist gar nicht von mir, sondern ich selbst habe es zitiert.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:Und noch eine kleine Bemerkung zu deinem Zitierstil: Das angebliche Zitat oben ist gar nicht von mir, sondern ich selbst habe es zitiert.
Habe ich da etwas zum Thema "Griechenland will zurückzahlen übersehen?

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Yeti hat geschrieben: Beispiel neuer griech. Finanzminister Euklidis Tskalotos (Euklid, Euklid...da gab's doch so'n Burschen in Mathe...ein gutes Omen!):
Das könnte der neue griechische Finanzminister sein: Euklidis Tsakalotos gilt als das genaue Gegenteil von Yanis Varoufakis - ruhig, zurückhaltend, besonnen. Er wäre ein weiteres Zeichen dafür, dass Griechenland wirklich eine Übereinkunft mit den internationalen Gläubigern anstrebt.Der 55-Jährige wurde in Rotterdam geboren und ist in London aufgewachsen.
Es scheint, dass man als Grieche nur was werden kann, wenn man aus der Sippen- und Klientel-Struktur der Heimat auch mal herauskam.
Na ja, erlauben wir mal dem Spiegel an das "Gute im Menschen" zu glauben - ich bin da weitaus skeptischer.

Der Mann ist überzeugter Salon-Marxist. Er kommt aus einer reichen Familie:
Der Wirtschaftsprofessor gilt in Athen als bescheiden und freundlich - und ist ein erklärter Marxist.
(...)
"Tsakalotos ist viel seriöser als Varoufakis, aber auch ein überzeugter Marxist", sagt Stathis Kalyvas, Politikprofessor in Yale.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/g ... -1.2537334
Tsakalotos wurde 196 in Rotterdam geboren und entstammt einer wohlhabenden Familie, die fünf Jahre später nach England zog.
http://kurier.at/politik/ausland/euklid ... 4.144.957

Seine Vorstellungen zur Lösung der Krise lassen nicht erwarten, daß es bald zu einer Übereinkunft kommen wird:
Dass Griechenland zuerst spare und die Reformen realisiere, ist für ihn die falsche Reihenfolge der Dinge: Zuerst müsse das Land stabilisiert und die Krise beendet werden, dann könne man sich an Reformen machen. Für Tsakalotos ist es auch nicht genug, mit Hilfe der Gläubiger Griechenlands Finanzen zu stabilisieren. Als linker Keynesianer wünscht er zugleich auch ein großes Konjunkturprogramm für Griechenland, finanziert von Europa
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 88549.html

Geld soll immer aus dem Geldautomaten (= Europa) kommen, üblich bei Marxisten.

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

Wenn man liest, was gewisse Ökonomen wie dieser Thomas Piketty sagen, dann stehen dem Aussagen anderer Ökonomen wie Sinn u.a. entgegen und man wundert sich, warum manche dieser Ökonomen, das Thema nur von der Seite der Schulden angehen. Sinn z.B rechnet vor, daß selbst dann, wenn man GR alle Schulden erließe, es nach wie vor neue Kredite aufnehmen müsste, also erneut in die Schuldenfalle tappen würde, weil es keine Exportüberschüsse hat und das hat den Grund, daß das Land im Euro nicht wettbewerbsfähig, also zu teuer ist.

Wie kann es denn z.B. sein, daß ein Land wie Griechenland mehr Nahrungsmittel importieren muss, als es ausführt und das von Ländern, die nördlicher liegen !
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Außer Rhetorik fehlen noch Vorschläge:

https://www.youtube.com/watch?v=WOfKCeMBRGE

Zakalotos ist eingebunden in eine Regierung. Was ist sein Tsiel?

Tinius
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Tinius »

Edi hat geschrieben:
Wie kann es denn z.B. sein, daß ein Land wie Griechenland mehr Nahrungsmittel importieren muss, als es ausführt und das von Ländern, die nördlicher liegen !
Ich kenne griechische Supermärkte. Du auch?

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Zu den Glückspilzen in Europa gehört Luxemburg. In diesem Ardennen-Landkreis gäbe es vor allem glückliche Kühe, wenn nicht Europa und die Banken gekommen wären. Europa ist für Luxemburg ein öffentlicher Großauftrag aufgrund der zentralen Lage zwischen Deutschland und Frankreich, die Banken sind ein Geschenk der Steuerpolitik zu Lasten der Nachbarländer.

Griechenland liegt nicht so günstig. Auch ist Griechenland weder ein öffentlicher Auftragnehmer, noch eine Steueroase für Unternehmen, die Geld in die Staatskasse bringen. An beiden Stellschrauben ist wohl mittelfristig auch nur begrenzt zu drehen.

Europa muss sich mittelfristig Gedanken um einen subsidiaren Finanzausgleich machen.

Tinius
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Tinius »

overkott hat geschrieben:Zu den Glückspilzen in Europa gehört Luxemburg. In diesem Ardennen-Landkreis gäbe es vor allem glückliche Kühe, wenn nicht Europa und die Banken gekommen wären.
Und wieder will uns Ovi mit seinen so scheinbar wahren Aussagen auf den Arm nehmen...

Schon mal von der Schwerindustrie gehört, die seit 1850 in Luxemburg zu DEM Industriezweig wurde? Dass sich Luxemburg rechtzeitig vor dem Niedergang dieser Industrie mit dem tertiären Sektor rettete, ist bekannt. Mit glücklichen Kühen hat das nichts zu tun.
Und Griechenland hat diese Möglichkeit nicht.

Ich schlage vor, dem Ovi für jeden inhaltlich falschen Beitrag hier einen 100-fachen Zähler bei seinen Beiträgen anzurechnen. Dann hat er schneller die Mio-Marke erreicht.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Weil sich in einem Landkreis mit glücklichen Kühen auch noch ein Hufschmied befindet, muss man nicht gleich vom Ruhrgebiet ausgehen. ( Lasst euch nicht von tini us veräppeln. ) Luxemburg lebt vor allem vom Dienstleistungssektor: Finanzen, Versicherungen, Vermietung. Europa spielt dabei eine zentrale Rolle.

http://media.faz.net/ppmedia/aktuell/w ... ruktur.jpg

http://kushnirs.org/macroeconomics/imag ... mbourg.png

RomanesEuntDomus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Edi hat geschrieben:Wenn man liest, was gewisse Ökonomen wie dieser Thomas Piketty sagen, dann stehen dem Aussagen anderer Ökonomen wie Sinn u.a. entgegen und man wundert sich, warum manche dieser Ökonomen, das Thema nur von der Seite der Schulden angehen. Sinn z.B rechnet vor, daß selbst dann, wenn man GR alle Schulden erließe, es nach wie vor neue Kredite aufnehmen müsste, also erneut in die Schuldenfalle tappen würde, weil es keine Exportüberschüsse hat und das hat den Grund, daß das Land im Euro nicht wettbewerbsfähig, also zu teuer ist.

Wie kann es denn z.B. sein, daß ein Land wie Griechenland mehr Nahrungsmittel importieren muss, als es ausführt und das von Ländern, die nördlicher liegen !
Das Interview (das mit den holländischen Tomaten, das du vielleicht auch gesehen hast) auf http://www.phoenix.de/content/97482 enthält, soweit ich Herrn Sinn richtig verstehe, folgende Kernaussagen:

- Selbst wenn ein Kompromiss gefunden würde, der in der Nähe der Vorschläge der Troika läge, wäre kein einziges Problem gelöst, denn Griechenland kann seine Schulden nicht bedienen und wird sie auch nie bedienen können. (ab 2: in der Aufzeichnung)
- Der Weg in die Drachme ist laut Herrn Sinn die Lösung, ein Stück Rettung für Griechenland. Nur durch die Einführung einer eigenen Währung würde das Land wieder wettbewerbsfähig. (ab 7:2)
- Die Drachme könnte abwerten und durch diese Abwertung würde die griechische Wirtschaft wieder in Schwung kommen. (ab 8:2) Alle Preise würden sinken, außer die Importpreise (ab 1:5) Griechische Agrarprodukte und der Tourismus würden deutlich konkurrenzfähiger. Kapitalflüchtlinge würden ins Land zurückkommen und dort investieren, weil es schön billig ist. Die Arbeitslosigkeit würde reduziert.
- Bei einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone sieht Herr Sinn die Staatengemeinschaft in der Pflicht, Griechenland so lange humanitäre Hilfe zu leisten, bis es selbst auf eigenen Füßen stehen kann, also für etwa ein bis zwei Jahre. Falls Griechenland nicht austritt, werden ewig neue Kredite erforderlich sein, weil es einfach ein Fass ohne Boden bleibt. (ab 13:4)
- 5 Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland ist das Ergebnis der bisherigen Politik. (ab 14:25)
- Die griechischen Schulden werden nicht zurückgezahlt, weil vorher schon der Konkurs gewesen ist. (ab 15:5) Das Schuldenproblem wird für Griechenland durch den Konkurs gelöst. Geld bekommen wir sowieso niemals zurück, mit oder ohne Konkurs.
- Nicht ein Konkurs Griechenlands und ein Austritt aus der Euro-Zone, sondern die Wiederholung oder Weiterführung des jetzigen EU-Kurses der sogenannten Rettungspakete und ein Überspringen auf Staaten wie Spanien, Portugal, Italien würde zur Zerstörung der EU führen. (ab 18:3)

Das klingt alles ziemlich vernünftig, und das haben verschiedene Ökonomen, nicht nur Herr Sinn, schon vor Jahren ungefähr so vorhergesagt. Unsere Regierung und deren zahlreiche Wähler haben es nur leider damals nicht kapiert und suchen jetzt die Alleinschuld für ihre eigene Begriffsstutzigkeit bei den verzweifelten Griechen.

Und ich habe noch nicht verstanden, wo du den Widerspruch zu den Aussagen von Herrn Piketty siehst.

Tinius
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Tinius »

RomanesEuntDomus hat geschrieben: Alle Preise würden sinken, außer die Importpreise (ab 10:50) Griechische Agrarprodukte und der Tourismus würden deutlich konkurrenzfähiger.
Diese Aussagen sind Behauptungen aus der Mottenkiste der Volkswirtschaftslehre. Leider stimmt das anno 2015 wegen der Vernetzung der Wirtschaft eben nicht mehr.

Zwei Beispiele:

Die griechische Tourismusindustrie ist im Vergleich zur türkischen schlechter und teurer. Die Reiseveranstalter IN Deutschland oder Großbritannien (ich kenne mich sehr gut auf Korfu und Kreta aus) würden die Ersparnisse durch eine Drachme-Abwertung nicht an die Reisenden weitergeben sondern zur Erhöhung ihres (ohnehin schmalen) Gewinns verwenden. Richtig günstig wird Pauschalurlaub nur in Krisengebieten "gemacht" (Ägypten und Tunesien für die dümmsten der Doofen).

Agrarprodukte? Hierzu nur mal was zum Olivenöl. Schau dir die Preise der verschiedenen Qualitätsstufen bitte in einem Vollsortimenter an (nicht diese Billigbuden mit Wein zum Spott/Kotzpreis und Öl für fast nichts).
Was kostet ein ordentliches Olivenöl pro Liter?
Auf Kreta gibt es das örtliche gute Olivenöl derzeit für 7 Euro den Liter. Bei einer Drachme-Abwertung würden die Ersparnisse nicht an die Konsumenten weitergegeben sondern (ist ja klar) zur Erhöhung der in Deutscland ohnhin geringen Margen im Lebensmitteleinzelhandel verwendet.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Auf den ersten Blick scheint es so, dass die Lebensverhältnisse in vielen Bundesländern annähernd gleich sind. Bremen fällt mit fünf Mal höheren Einnahmen pro Einwohner aus dem Rahmen.

Luxemburg hat genauso viele Einwohner - Einnahmen pro Kopf: zehn Mal so hoch.

Für einen Länderfinanzausgleich in Europa eine bemerkenswerte Zahl.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Ja und, Junge? Was willst du sagen? Wo bleibt deine These?

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Die Pro-Kopf-Ausgaben im Staatshaushalt sind in Griechenland fünf Mal geringer als in Luxemburg, aber doppelt so hoch wie in Deutschland.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Sind die Kennzahlen wirklich vergleichbar? Welche Einnahmen und Ausgaben bildet eigentlich ein konkreter Staatshaushalt ab?

Luxemburg ist zum Beispiel kein Bundesstaat, Griechenland hat dagegen Regionalparlamente. Wie hoch sind die Pro-Kopf-Ausgaben in den Regionen?

Für die Bundesrepublik gilt etwa: In NRW, in Bayern und in Sachsen geben die Länder rund 4000 Euro pro Kopf aus, der Bund gibt ebenfalls noch einmal 4000 aus, macht 8000 insgesamt. Das entspricht den rund 8000 Euro pro Kopf des griechischen Staatshaushalts, ohne Regionen. In Bremen liegen die addierten Beträge bei 24000 Euro pro Kopf.

Um eine geeignete Kennzahl zu finden, die wiedergibt, ob ein Staat verschwendet oder im Durchschnitt liegt, ist die Struktur ( Flächenstaat oder Stadtstaat ) nicht ganz so wichtig. Schließlich stehen den Strukturproblemen des einen Staates, Strukturprobleme des anderen gegenüber. Wäre die Kennzahl zu differenziert, würde die Subsidiarität nicht berücksichtigt, also die politische Entscheidung, lieber drei Polizisten und einen Lehrer oder aber drei Lehrer und einen Polizisten einstellen zu wollen.

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Niels
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Niels »

overkott hat geschrieben:Die Pro-Kopf-Ausgaben im Staatshaushalt sind in Griechenland fünf Mal geringer als in Luxemburg, aber doppelt so hoch wie in Deutschland.
Achwas?!
Und wenn man jetzt noch Andorra, San Marino, Monaco, Liechtenstein und Malta einbezieht... welches Bild ergibt sich dann? :hmm:
Stichwort Malta - Du wurdest hier um Deine kompetente Meinung gebeten: viewtopic.php?f=6&t=17779 :ja:

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Niels hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Pro-Kopf-Ausgaben im Staatshaushalt sind in Griechenland fünf Mal geringer als in Luxemburg, aber doppelt so hoch wie in Deutschland.
Achwas?!
Und wenn man jetzt noch Andorra, San Marino, Monaco, Liechtenstein und Malta einbezieht... welches Bild ergibt sich dann? :hmm:
Bei Luxemburg und Griechenland handelt es sich um zwei Problemfälle. Auch Deutschland hat mindestens einen Problemfall.

Wir brauchen eine Reform des Finanzausgleichs. Dieser muss sich an durchschnittlichen Haushalten ausrichten.

Das gilt auch für Rheinland-Pfalz. Dort liegen die Pro-Kopf-Ausgaben bei 5900 Euro. Rheinland-Pfalz bekommt jedoch Geld aus dem Länderfinanzausgleich. Da kann etwas nicht stimmen. Wir leben nicht in einem Wünsch-Dir-Was-Staat.

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:
Edi hat geschrieben:Wenn man liest, was gewisse Ökonomen wie dieser Thomas Piketty sagen, dann stehen dem Aussagen anderer Ökonomen wie Sinn u.a. entgegen und man wundert sich, warum manche dieser Ökonomen, das Thema nur von der Seite der Schulden angehen. Sinn z.B rechnet vor, daß selbst dann, wenn man GR alle Schulden erließe, es nach wie vor neue Kredite aufnehmen müsste, also erneut in die Schuldenfalle tappen würde, weil es keine Exportüberschüsse hat und das hat den Grund, daß das Land im Euro nicht wettbewerbsfähig, also zu teuer ist.

Wie kann es denn z.B. sein, daß ein Land wie Griechenland mehr Nahrungsmittel importieren muss, als es ausführt und das von Ländern, die nördlicher liegen !
Das Interview (das mit den holländischen Tomaten, das du vielleicht auch gesehen hast) auf http://www.phoenix.de/content/97482 enthält, soweit ich Herrn Sinn richtig verstehe, folgende Kernaussagen:

- Selbst wenn ein Kompromiss gefunden würde, der in der Nähe der Vorschläge der Troika läge, wäre kein einziges Problem gelöst, denn Griechenland kann seine Schulden nicht bedienen und wird sie auch nie bedienen können. (ab 2: in der Aufzeichnung)
- Der Weg in die Drachme ist laut Herrn Sinn die Lösung, ein Stück Rettung für Griechenland. Nur durch die Einführung einer eigenen Währung würde das Land wieder wettbewerbsfähig. (ab 7:2)
- Die Drachme könnte abwerten und durch diese Abwertung würde die griechische Wirtschaft wieder in Schwung kommen. (ab 8:2) Alle Preise würden sinken, außer die Importpreise (ab 1:5) Griechische Agrarprodukte und der Tourismus würden deutlich konkurrenzfähiger. Kapitalflüchtlinge würden ins Land zurückkommen und dort investieren, weil es schön billig ist. Die Arbeitslosigkeit würde reduziert.
- Bei einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone sieht Herr Sinn die Staatengemeinschaft in der Pflicht, Griechenland so lange humanitäre Hilfe zu leisten, bis es selbst auf eigenen Füßen stehen kann, also für etwa ein bis zwei Jahre. Falls Griechenland nicht austritt, werden ewig neue Kredite erforderlich sein, weil es einfach ein Fass ohne Boden bleibt. (ab 13:4)
- 5 Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland ist das Ergebnis der bisherigen Politik. (ab 14:25)
- Die griechischen Schulden werden nicht zurückgezahlt, weil vorher schon der Konkurs gewesen ist. (ab 15:5) Das Schuldenproblem wird für Griechenland durch den Konkurs gelöst. Geld bekommen wir sowieso niemals zurück, mit oder ohne Konkurs.
- Nicht ein Konkurs Griechenlands und ein Austritt aus der Euro-Zone, sondern die Wiederholung oder Weiterführung des jetzigen EU-Kurses der sogenannten Rettungspakete und ein Überspringen auf Staaten wie Spanien, Portugal, Italien würde zur Zerstörung der EU führen. (ab 18:3)

Das klingt alles ziemlich vernünftig, und das haben verschiedene Ökonomen, nicht nur Herr Sinn, schon vor Jahren ungefähr so vorhergesagt. Unsere Regierung und deren zahlreiche Wähler haben es nur leider damals nicht kapiert und suchen jetzt die Alleinschuld für ihre eigene Begriffsstutzigkeit bei den verzweifelten Griechen.


Und ich habe noch nicht verstanden, wo du den Widerspruch zu den Aussagen von Herrn Piketty siehst.
Piketty hat nur über den Schuldenschnitt geschrieben und ist offenbar gegen einen Austritt aus der Eurozone.

Zudem meint Piketty Deutschland würde an GR wegen der höheren Zinsen noch Geld verdienen. Das würde aber nur stimmen, wenn das geliehene Geld auch wieder vollständig zurückgezahlt würde und das glaubt heute doch kein Mensch mehr und Piketty sicher auch nicht, sonst würde er nicht für den Schuldenerlass plädieren.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Stabil durch die Krise. Das sollte das Ziel der EU für Griechenland sein. Der Staat ist pleite. Sparmaßnahmen haben Wachstum in Griechenland gebremst und das Land politisch radikalisiert. Das fördert nicht die Stabilität in Europa. Nutzen und Lasten müssen in Europa gerechter verteilt werden.

Das gilt zum Beispiel für die europäische Sicherheitspolitik. Gemessen am BIP waren die Verteidigungsausgaben Griechenlands überhöht. Der Einspareffekt wäre aber mit 0,2 Mrd. Euro relativ gering, wenn der Zwei-Prozent-Anteil des BIP erhalten bleiben soll.

Andererseits leistet Luxemburg nicht genug für die NATO. Die Verteidigungsausgaben der Luxemburger liegen bei nur 0,9 Prozent des BIP. Luxemburg muss seinen Anteil nicht durch Aufrüstung erhöhen, sondern durch einen Finanzausgleich. Der könnte dazu beitragen, dass Griechenland wieder zahlungsfähig wird.

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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

EU-Kommissionspräsident Juncker ist gegen einen Grexit. Der Luxemburger wird zeigen müssen, welchen Beitrag sein eigenes Land zu mehr Gerechtigkeit in Europa leistet. Es könnte ein Gerangel um den richtigen Maßstab beginnen.

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

overkott hat geschrieben:Stabil durch die Krise. Das sollte das Ziel der EU für Griechenland sein. Der Staat ist pleite. Sparmaßnahmen haben Wachstum in Griechenland gebremst und das Land politisch radikalisiert. Das fördert nicht die Stabilität in Europa. Nutzen und Lasten müssen in Europa gerechter verteilt werden.

Das gilt zum Beispiel für die europäische Sicherheitspolitik. Gemessen am BIP waren die Verteidigungsausgaben Griechenlands überhöht. Der Einspareffekt wäre aber mit 0,2 Mrd. Euro relativ gering, wenn der Zwei-Prozent-Anteil des BIP erhalten bleiben soll.

Andererseits leistet Luxemburg nicht genug für die NATO. Die Verteidigungsausgaben der Luxemburger liegen bei nur 0,9 Prozent des BIP. Luxemburg muss seinen Anteil nicht durch Aufrüstung erhöhen, sondern durch einen Finanzausgleich. Der könnte dazu beitragen, dass Griechenland wieder zahlungsfähig wird.
Das glaubst du doch selber nicht. Die Verteidungsausgaben von Luxemburg sind doch vergleichweise gering.
Und was GR angeht, die müssten schon eine ganze Milliarde bei der Verteidigung einsparen und das würde angesichts riesiger Milliardenschulden nicht helfen.
Das Land muss einfach raus aus dem Euro, damit es billiger werden kann. Früher konnte GR abwerten, das ist im Euro vorbei und die Löhne kann man im Euro auch nicht beliebig herunterfahren.
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Edi hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Stabil durch die Krise. Das sollte das Ziel der EU für Griechenland sein. Der Staat ist pleite. Sparmaßnahmen haben Wachstum in Griechenland gebremst und das Land politisch radikalisiert. Das fördert nicht die Stabilität in Europa. Nutzen und Lasten müssen in Europa gerechter verteilt werden.

Das gilt zum Beispiel für die europäische Sicherheitspolitik. Gemessen am BIP waren die Verteidigungsausgaben Griechenlands überhöht. Der Einspareffekt wäre aber mit 0,2 Mrd. Euro relativ gering, wenn der Zwei-Prozent-Anteil des BIP erhalten bleiben soll.

Andererseits leistet Luxemburg nicht genug für die NATO. Die Verteidigungsausgaben der Luxemburger liegen bei nur 0,9 Prozent des BIP. Luxemburg muss seinen Anteil nicht durch Aufrüstung erhöhen, sondern durch einen Finanzausgleich. Der könnte dazu beitragen, dass Griechenland wieder zahlungsfähig wird.
Das glaubst du doch selber nicht. Die Verteidungsausgaben von Luxemburg sind doch vergleichweise gering.
Und was GR angeht, die müssten schon eine ganze Milliarde bei der Verteidigung einsparen und das würde angesichts riesiger Milliardenschulden nicht helfen.
Das Land muss einfach raus aus dem Euro, damit es billiger werden kann. Früher konnte GR abwerten, das ist im Euro vorbei und die Löhne kann man im Euro auch nicht beliebig herunterfahren.
Die Eurozone muss raus aus der Trotzphase. Wir müssen die Perspektive erweitern. Statt Einzeletatansätze zu diskutieren und nur an den eigenen Vorteil zu denken, sollten sich die Beteiligten mal über Nutzen und Lasten in Europa unterhalten.

Liebe deinen Nachbarn.

Vor allem müssen sich die Griechen als verlässliche Partner erweisen.

Isidor_von_Sevilla
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Edi hat geschrieben:Das Land muss einfach raus aus dem Euro, damit es billiger werden kann. Früher konnte GR abwerten, das ist im Euro vorbei und die Löhne kann man im Euro auch nicht beliebig herunterfahren.
Es ist schon ein Wahnsinn, daß diese schlichte Methode so garnicht als DIE Lösung für Griechenland rezipiert wird. :patsch:

Jede Abwertung der Drachme ist rein ökonmisch betrachtet wie ein kleiner Schuldenschnitt, über den die griechische Regierung in eigener Souveränität ([Punkt]) entscheiden kann. Warum wollen die Griechen diese Souveranität nicht? :achselzuck:
Zuletzt geändert von Isidor_von_Sevilla am Dienstag 7. Juli 2015, 10:58, insgesamt 1-mal geändert.
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

Isidor_von_Sevilla
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

overkott hat geschrieben:Liebe deinen Nachbarn.
Liebe Deine Nachbarin! :pfeif:
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:
Edi hat geschrieben:Das Land muss einfach raus aus dem Euro, damit es billiger werden kann. Früher konnte GR abwerten, das ist im Euro vorbei und die Löhne kann man im Euro auch nicht beliebig herunterfahren.
Es ist schon ein Wahnsinn, daß diese schlichte Methode so garnicht als DIE Lösung frü Griechenland rezipiert wird. :patsch:

Jede Abwertung der Drachme ist rein ökonmisch betrachtet wie ein kleiner Schuldenschnitt, über den die griechische Regierung in eigener Souveränität ([Punkt]) entscheiden kann. Warum wollen die Griechen diese Souveranität nicht? :achselzuck:
Was sind uns die Griechen wert? Warum wollten wir schon vor 15 Jahren die Griechen im Club? Warum lohnt es sich, durch Lastenausgleich stabil die Krise zu überwinden?

Isidor_von_Sevilla
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

overkott hat geschrieben:Was sind uns die Griechen wert? Warum wollten wir schon vor 15 Jahren die Griechen im Club? Warum lohnt es sich, durch Lastenausgleich stabil die Krise zu überwinden?
Wo endet das Internet?
Haben die Griechen die Demokratie erfunden?
Kann man von Lastenausgleich sprechen, wenn die Einen nur Last sind und auch gar nichts Anderes sein wollen?
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

RomanesEuntDomus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von RomanesEuntDomus »

overkott hat geschrieben: Warum wollten wir schon vor 15 Jahren die Griechen im Club?
Wie kommst du auf wir? Ich wurde nie gefragt, wen ich im Club haben will. Ich wurde nicht einmal gefragt, ob ich selbst Mitglied des Clubs sein will.

Die EU als Friedensprojekt ist schon längst gescheitert. Noch nie in den vergangenen Jahrzehnten habe ich so viel Mißgunst zwischen verschiedenen europäischen Staaten erlebt wie in den letzten paar Jahren. Da werden durch Politikeräußerungen und Presseartikel ganze Völker aufeinandergehetzt.

Einstampfen, den Club, und Neustart. Ich leiste den Griechen nach einem Totalbankrott Griechenlands viel lieber humanitäre Hilfe und bin guten Mutes, daß sie mit meiner Hilfe wieder selbst auf die Beine kommen, als sie mit endlosen Rettungspaketen mit Müh und Not am Leben zu erhalten und deren kommende Generationen als dauerhafte Almosenempfänger zu demütigen. Wie hoch muß die Jugendarbeitslosigkeit, nicht nur in Griechenland, noch werden, damit der Clubvorstand endlich erkennt, dass durch die jetzige Politik ganze Generationen ins Elend und in dauerhafte Abhängigkeit getrieben werden? Und wie kommst du dazu, dieses Totalversagen als Nächstenliebe zu bezeichnen?

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Warum wollten wir schon vor 15 Jahren die Griechen im Club?
Wie kommst du auf wir? Ich wurde nie gefragt, wen ich im Club haben will. Ich wurde nicht einmal gefragt, ob ich selbst Mitglied des Clubs sein will.

Die EU als Friedensprojekt ist schon längst gescheitert. Noch nie in den vergangenen Jahrzehnten habe ich so viel Mißgunst zwischen verschiedenen europäischen Staaten erlebt wie in den letzten paar Jahren. Da werden durch Politikeräußerungen und Presseartikel ganze Völker aufeinandergehetzt.

Einstampfen, den Club, und Neustart. Ich leiste den Griechen nach einem Totalbankrott Griechenlands viel lieber humanitäre Hilfe und bin guten Mutes, daß sie mit meiner Hilfe wieder selbst auf die Beine kommen, als sie mit endlosen Rettungspaketen mit Müh und Not am Leben zu erhalten und deren kommende Generationen als dauerhafte Almosenempfänger zu demütigen. Wie hoch muß die Jugendarbeitslosigkeit, nicht nur in Griechenland, noch werden, damit der Clubvorstand endlich erkennt, dass durch die jetzige Politik ganze Generationen ins Elend und in dauerhafte Abhängigkeit getrieben werden? Und wie kommst du dazu, dieses Totalversagen als Nächstenliebe zu bezeichnen?
Zunächst einmal zum Beitrag Luxemburgs. Im Bereich Verteidigung sollte das Land zusätzlich 600 Mio. Euro in die gemeinsame Sicherheit einbringen.

Deutschland würde den Betrag um zusätzliche 22 Mrd. Euro für die gemeinsamen Lasten aufstocken, Frankreich zusätzliche 20 Mrd. in den Lastenausgleich einbringen.

Für einen Lastenausgleich in Europa steht also nominal noch mancher Euro an bisher nicht geleisteten Ausgleichszahlungen zur Verfügung. Griechenland könnte seinen Etatansatz von zwei Prozent beibehalten, soweit alle Länder auf zwei Prozent aufgestockt haben durch Transferleistungen in den Topf. Andererseits könnten Deutschland, Luxemburg und Frankreich ihren Etat auch nur leicht anheben, dafür aber Griechenland den Etat unter zwei Prozent senken lassen.

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