Torsten hat geschrieben:Würden die Menschen, die in deutschen Atomkraftwerken die Drecksarbeit erledigen, und sich dabei einer höheren gesundheitlichen Belastung aussetzen als die Festangestellten, als Menschen und nicht als Arbeitskraft angesehen, die man wie eine Ware einkauft oder sich ausleiht, dann würden sie einen Lohn erhalten, der ihrem Risiko, welches sie mit dieser Arbeit eingehen, entspricht.
Woher weißt Du, daß das so ist?
Die schlechtere Bezahlung wird von der Fraktion "Die Linke" nur behauptet. In der Antwort der Bundesregierung wird sie nicht erwähnt. "Die Linke" bezieht sich in diesem Punkt auf einen Artikel in der Frankfurter Rundschau, der die französischen Verhältnisse schildert. Über die in D. herrschende Vergütungspraxis wird dort nichts berichtet. Woher Herr Gysi die Kenntnis über die Gehaltsstruktur hat, bleibt jedenfalls sein Geheimnis.
http://www.fr-online.de/panorama/spezia ... index.html
Zur Sache:
Die Beschäftigten der Energieversorger gehör(t)en in D. zu einer priviligierten Arbeitnehmergruppe, die neben ihrem sicheren, beamtenähnlichen Arbeitsplatz auch über ein gutes Gehalt und üppige Sozialleistungen verfügen.
Die behauptete Diskrepanz bei den Lohnentgelten - so sie denn besteht (s.o.) - wird auch nicht unwesentlich mit den Aufgaben in Zusammenhang stehen. Die Leitung und damit die Verantwortung für den Betrieb eines Kernkraftwerkes wird mit Sicherheit nicht auf Fremdfirmen übertragen (wäre wohl auch nicht zulässig). Da diese Posten höher dotiert sind als andere ergibt sich schon aufgrund des "Durchschnittswertes" ein Gefälle.
Interessanterweise beklagt "Die Linke" in der Veröffentlichung ihrer Anfrage auch keine Unterbezahlung, sondern nur die "gefährlichen und arbeitsintensiven Tätigkeiten" und Mängel bei den Strahlenpässen:
Werk- und Leiharbeit in Atomkraftwerken in Deutschland
In deutschen Atomkraftwerken werden Werk- und Leiharbeiter/innen bei gefährlichen und arbeitsintensiven Tätigkeiten eingesetzt, die nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten, sondern auch die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke gefährden. Strahlenpässe, welche die Verstrahlung eines Beschäftigten über die erlaubte Dosis verhindern sollen, sind europaweit nicht vereinheitlicht. Besonders bei Leiharbeitsbeschäftigten ist diese Dokumentation kompliziert und Lückenhaft.
http://www.linksfraktion.de/kleine-anfr ... hland/?rss
Die angebliche Unterbezahlung wurde nur von Herrn Gysi im Bundestag behauptet.
Zur angeblichen Gefährdung:
Fremdpersonal muß ebenso wie Stammpersonal im Besitze eines Strahlenpasses sein, um dort arbeiten zu dürfen. Gleiches gilt im übrigen auch für die Mitarbeiter in mediz. Einrichtungen, in denen eine Strahlentherapie durchgeführt wird.
Die Schutzvorschriften für alle Arbeitnehmer sind identisch (wobei ich bei der Gehaltsstruktur davon ausgehe, daß letztere noch weniger erhalten als das Fremdpersonal in den AKW's).
Bei dem Fremdpersonal handelt es sich um Spezialtätigkeiten, die von den Arbeitnehmern europaweit ausgeführt werden. Aus diesem Grunde wird - nachvollziehbar - von den Kraftwerksbetreibern auch für diese Tätigkeiten kein eigenes Personal vorgehalten, sondern bei Bedarf als Fremdpersonal hinzugezogen. In dem obigen Artikel der FR heißt es dazu:
In den RWE-Kraftwerken arbeiten pro Block dauerhaft nur rund 3 Personen. „Für Inspektionen kommen kurzfristig aber Hunderte sogenannte feste Freie hinzu“, sagt der Sprecher von RWE-Power Manfred Lang. Um die Brennelemente auszutauschen, werde ad hoc eine große „Mannschaft“ benötigt.
Für deren Bezahlung ist ihr jeweiliger Arbeitgeber und nicht der Kraftwerksbetreiber verantwortlich, der darauf auch keinen Einfluß hat.
Einzelheiten kann man in der Beantwortung der Anfrage 17/631 nachlesen.
Zugegeben - man kann dieses Thema natürlich emotional aufbauschen. Schon die Überschrift des Ursprungsartikels der FR geht ja in die Richtung: "Die Nuklear-Nomaden". Die Chance konnte sich natürlich Herr Gysi nicht entgehen lassen und mußte ihn mit "Strahlenproletariat" noch toppen - typisch Agiprop- Funktionär mit dem Wortschatz einer vergangenen Zeit.