Griechenland nach den Wahlen

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Siard hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Grexit auf Zeit ist kein Problem, soweit die Zeit nicht begrenzt ist. Mindestens fünf Jahre sind keine Grenze. Griechenland kann zustimmen, aber auch die Euroländer sind nicht handlungsunfähig, könnten den Grexit faktisch feststellen.
Auf Basis welcher Bestimmung im Vertrag hältst Du eine solche Maßnahme für möglich?
Erpressung wäre eine Möglichkeit. Man könnte GR zwingen auszutreten, aber dies wäre ein weiteres Anzeichen dafür, wes Geistes Kind die EU inzwischen ist.,
Die inhaltliche Bewertung kommt vor der formalen Abwicklung.

Griechenland scheint durch unseriöse Rechnungen die Stabilität des Euros nachhaltig zu gefährden und die Mitglieder der Eurogruppe in den Schuldenstrudel zu ziehen.

Griechenland könnte eine Abfindung für den Ausstieg aushandeln. Das wäre eine Übergangsfinanzierung humanitärer und technischer Hilfen.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Für 53,5 Mrd. Euro gibt es Sicherheiten in Immobilien. Eine Holding in Frankfurt würde die Nähe zur EZB gewährleisten. Für weitere 100 Mrd. Euro gibt es keine Sicherheiten. Eine internationale Finanzaufsicht über Griechenland durch die Gläubiger könnte einen Wachstumskurs einleiten. Man könnte versuchen, Griechenland zu einem internationalen Finanzdienstleister wie Luxemburg oder die Schweiz aufzubauen.

Der ESM darf nicht zur Bad Bank werden, bei dem alle europäische Kredite landen, für die es keine Zinsen gibt, die aber auch nicht zurückgezahlt werden.

Die Souveränität Griechenlands würde bei einem abgefederten Grexit am ehesten gewahrt.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »



Ein Blick in die Grafik zeigt, warum Frankreich die griechischen Finanzen schön gerechnet hat: Folgt auf einen Grexit, ein Bexit und ein Frexit?

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Man muss sich vorstellen, wenn Griechenland in 15 Jahren Schulden zurückzahlen soll, sind die Länder mit den Europäischen Institutionen bis auf Luxemburg pleite.

EU-Parlamentarier und Kommissionsmitglieder zahlen ihre Pausenbrötchen wieder in Franken.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Der Euro fliegt uns um die Ohren. Finnland sorgt sich nicht umsonst. Das nördliche Sparferkel wird zum Mastschwein, setzt Schuldenspeck an. In 15 Jahren ist es schlachtreif.

Ein abgefederter Grexit ist für den Euro lebensnotwendig. Wer in der Bundesliga den Kreisklassespieler heute nicht abfindet, steigt ab.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Was passiert mit Belgien in 15 Jahren, wenn das Land genauso überschuldet ist wie Griechenland heute. Welche Reformpläne werden Belgien abverlangt? Was hat Belgien dann noch an Immobilien? Was gibt es zu privatisieren? Wird in Luxemburg ein Treuhandfond eingerichtet? Wer kauft Belgien vergleichsweise günstig auf? Wer kauft Zypern? Wer Frankreich? Wer Großbritannien?

Wenn Griechenland sich im Europoker nicht bis auf die Unterhose ausziehen möchte, wäre es nicht sinnvoll, die Pokerrunde rechtzeitig zu verlassen und zu schauen, wie Luxemburg, die Schweiz und Monaco zu Geld kommen?

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Die Woche hat zäh begonnen. Die Staats- und Regierungschefs der 19 Euromitglieder wollen Griechenlands finanzielle Unabhängigkeit fördern, Defizit und Schuldenstand auf absehbare Zeit senken. Griechenland steht vor der Entscheidung, dies mit Hilfe der Eurogruppe zu versuchen oder eigene Wege zu gehen. Die Eurogruppe verlangt Sicherheiten und Kontrolle. Dazu gehören Privatisierungen im Wert von 50 Mrd. Euro zur Schuldentilgung. Griechenland sträubt sich, sollte selbst Vor- und Nachteile eines Ausstiegs wägen.

Bei Kritikern gilt das Land als Erpresser, Umfaller und Schönfärber. Die Mehrheit der Euromitglieder hält Griechenland bisher für wenig glaub- und kreditwürdig.

Nur die hochverschuldeten Länder Frankreich und Zypern stehen Griechenland zur Seite.

Angesichts eines Schuldenanstiegs der Euromitglieder und einer problematischen Bevölkerungsentwicklung kann die Pro-Kopf-Entwicklung in Europa Probleme verschärfen. Während in Deutschland die Pro-Kopf-Schulden steigen, dürfte in Frankreich das Pro-Kopf-Wachstum sinken. Griechenland dürfte eher von demographischen Problemen seiner Nachbarn Italien und Bulgarien berührt werden.

Isidor_von_Sevilla
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Gebt ihm ein Medikament, er hat Logorhoe! :ikb_mad:
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

Isidor_von_Sevilla
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Agreekment!

Kämpfen „bis zur letzten Millisekunde“: Beim Euro-Gipfel gelingt in kleiner Runde ein Kompromiss. Ein drittes Rettungspaket kommt. Ratspräsident Tusk leistet sich einen Versprecher.

Die Euro-Staaten haben sich nach den Worten von Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem auf einen Privatisierungsfonds für Griechenland geeinigt. In diesem Fonds sollten Vermögenswerte überführt werden, sagte der Niederländer. Die Erlöse aus dem Fonds sollten dazu dienen, Schulden Griechenlands zu vermindern. Es gehe auch darum, Rekapitalisierungskosten für Banken zurückzuzahlen. Der Fonds war das letzte strittige Thema auf dem Gipfel gewesen.
(Quelle)
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

RomanesEuntDomus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Alles muß man selber machen. Ein Beitrag von Wolfgang Varoufakle.

Aus dem gestrigen Newsticker der Neuen Zürcher Zeitung http://www.nzz.ch/wirtschaft/steht-euro ... 1.18578358:
21:3 h: Die Atmosphäre bei den Gesprächen in Brüssel ist offenbar äusserst gespannt, so sickert jetzt durch, sogar «geradezu gewalthaft» nach den Worten eines Teilnehmers, wie Reuters berichtet. Die Sitzung am Samstag sei «verrückt» gewesen, «wie ein Kindergarten», eine schlechte Stimmung habe sich breitgemacht.

Ein Teilnehmer befand, Schäuble habe die Rolle des abgesetzten griechischen Finanzministers Varoufakis übernommen; früher sei dieser allen auf die Nerven gegangen, jetzt der deutsche Finanzminister.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Eine Einigung ohne Vertrauen lässt nicht viel erwarten. Das griechische Parlament muss Gesetze verabschieden, für deren Debatte keine Zeit bleibt und von deren Inhalt die Regierung nicht überzeugt ist, ihren Wählern abgeraten hat. Mehrwertsteuer, Statistik und Rente stehen im Mittelpunkt der Gesetze. Bekommt Griechenland eine neue Frisur? Scheitel statt Haircut?

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Juergen
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Juergen »

Der Weg für neue Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket für Griechenland ist frei; der „Grexit“ ist abgewendet.
Im dritten Hilfspaket geht es um 86.000.000.000 Euro.

Wie Tsipras das den Griechen nun verkaufen will, die doch extra mit οχι gestimmt hat, wird sicher eine spannende Frage sein.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Die Eurogipfel hat sich geeinigt. Aus den vorliegenden Informationen geht nicht hervor, wie in drei Jahren bei Zustimmung der Parlamente Staatsdefizit und Schuldenstand voraussichtlich aussehen werden.

Bis Mittwoch und bis Montag müssen grundlegende Weichen gestellt werden. Frisches Geld fließt nach Griechenland zum Preis einer Finanz- und Justizreform unter der Aufsicht der Gläubiger. Einen nominalen Schuldenschnitt wird es nicht geben.

Bis Mittwoch sollen die Reformen zur Mehrwertsteuer, Rente und politischen Unabhängigkeit der Statistik eingeleitet sowie die Finanzaufsicht der Gläubiger gewährleistet werden.

Bis Montag soll ein Vorschlag zur kostensenkenden Verwaltungsreform vorgelegt werden. Darin geht es auch um so genannte technische Unterstützung durch die Gläubiger. Gesetzesentwürfe in relevanten Politikfeldern bedürfen auch rückwirkend deren Zustimmung.

Bis nächste Woche soll eine Justizreform eingeleitet, die Prozesse beschleunigt und Kosten senkt, sowie die Richtlinie zur Abwicklung und Sanierung von Kreditinstituten umgesetzt werden.

Das sind die Voraussetzungen für die Aufnahme von Verhandlungen über 82 bis 86 Mrd. Euro Finanzmitteln, also etwas unterhalb der 88,5 Mrd. Euro, von denen am Freitagmorgen die Rede war. Inwieweit die zu beantragenden 35 Mrd. Euro an Fördermitteln in den nächsten drei bis fünf Jahren darin enthalten sind oder darauf gezahlt werden, ist nicht klar. Kurzfristig werden bis Montag dann 7 Mrd., bis Mitte August weitere 5 Mrd. Euro bereitgestellt.

Die Rentenreform soll bis Oktober umgesetzt werden. Außerdem wird eine Reform des Handelsrechts gemäß Empfehlungen der OECD angestrebt. Der Energiemarkt soll liberalisiert, der Arbeitsmarkt dereguliert, der Finanzsektor soll gegen politischen Einfluss abgeschirmt werden.

Die 2011 ursprünglich angestrebte Privatisierung im Wert von 50 Mrd. Euro soll jetzt umgesetzt werden. Abgewickelt werden soll sie nicht in Luxemburg, sondern unter Gläubigeraufsicht am Finanzplatz Griechenland. Von den 50 Mrd. Euro sollen 25 Mrd. Euro als Kapital an die klammen Banken gehen, 12,5 Mrd. zur Senkung des Schuldenstands eingesetzt werden und 12,5 Mrd. für Investitionen.

RomanesEuntDomus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Der Nobelpreisträger Paul Krugman titelt heute in der New York Times http://krugman.blogs.nytimes.com/215/ ... ject/?_r=5:
Killing the European Project

Suppose you consider Tsipras an incompetent twerp. Suppose you dearly want to see Syriza out of power. Suppose, even, that you welcome the prospect of pushing those annoying Greeks out of the euro.

Even if all of that is true, this Eurogroup list of demands is madness. ...

Who will ever trust Germany’s good intentions after this? ...

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:Der Nobelpreisträger Paul Krugman titelt heute in der New York Times http://krugman.blogs.nytimes.com/215/ ... ject/?_r=5:
Killing the European Project

Suppose you consider Tsipras an incompetent twerp. Suppose you dearly want to see Syriza out of power. Suppose, even, that you welcome the prospect of pushing those annoying Greeks out of the euro.

Even if all of that is true, this Eurogroup list of demands is madness. ...

Who will ever trust Germany’s good intentions after this? ...
Den Orden Wider den Tierischen Ernst bekommt mal diese Richtung, mal jene Richtung. Den Wirtschaftsnobelpreis bekommen sogar manchmal beide Richtungen gleichzeitig. Manche Preisträger wollten diese schwedische PR abschaffen. Wofür aber steht Schuldenprediger und Nobelpreisträger Paul Krugman?

In seiner Twitteranalyse ist Krugman skeptisch, ob der EU-Lotse den griechischen Tanker wieder flott bekommt. Vor allem hält er Deutschland für den bösen Buben, wirft ökonomische Doppelmoral vor und lehnt eine Sparpolitik ohne Schuldenerleichterung ab.

Mag sein, dass Krugman biografisch bedingt etwas gegen Deutschland hat, was man ihm zugestehen mag. Aber das darf sein ökonomisches Urteil nicht trüben. Dass Deutschland selber spart, um ökonomisch fit zu bleiben, sieht er nicht. Ein überzeugter Keynsianer müsste Deutschland vorwerfen, bei erneutem Sprudeln der Steuerquellen den Schuldenstand noch nicht genug gedrückt zu haben.

Auch die mittelfristige Perspektive der Eurogruppe hat der Nobelpreisträger leider nicht im Blick. Griechenland ist nur das Donnergrollen vor dem Sturm. Vor allem Frankreich als tragende Wand in der Euroarchitektur ist finanziell bröselig. Das sollte Schuldenprediger Krugman nicht übersehen. Keynsianismus funktioniert nur, wenn der Staat in fetten Jahren seine Ausgaben zurückfährt und spart. In diesem Punkt überzeugt Krugman nicht.

Bei allen Bedingungen, die die Kanzlerin zunächst erfolgreich ausgehandelt hat, sollte man allerdings fragen: Reichen Sicherheiten und Kontrollen, dass in drei Jahren der Lotse von Bord gehen kann? Braucht die Eurogruppe nicht selbst einen Lotsen auf der Fahrt in schweres Wetter?

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Niels
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Niels »

Ovi, mich würde mal interessieren, wie sich Deine in den letzten Wochen hier von Dir im Forum geposteten Beiträge zum Thema Subsidiarität aktuell auf Griechenland bezogen anwenden lassen. :detektiv:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Die Frage ist, wie ist das voraussichtliche jährliche Wachstum in Griechenland? Von 1960 bis 2000 lag es im Schnitt jährlich bei 0,7 Prozent. Wäre es realistisch, gerade mit Blick auf die bevorstehende Rezession auf drei Jahre gesehen ebenso vorsichtig mit 0,7 Prozent Wachstum zu rechnen?

Wie könnte der Schuldenstand in drei Jahren aussehen? Wenn 70 Mrd. in die Umschuldung und 12,5 Mrd. Euro in die Reduktion des Schuldenstandes fließen sollen, könnte dieser in drei Jahren bei 165 Prozent liegen, wenn den Statistikern kein Schreibfehler unterläuft. Mehr als 100 Prozentpunkte über der erlaubten Quote, mehr als 70 Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnitt. Vielleicht aber auch nur noch 60 Prozentpunkte darüber. So richtig gesund, sähe das weder für die Eurogruppe, noch für Griechenland aus. Eher im Gegenteil.

Mit Blick auf Slowenien ließe sich das Staatsdefizit von 12 Prozent in drei Jahren auf 3 Prozent bringen, um Mittel aus dem Kohäsionsfond zu bekommen.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Der Vorschlag eines vorläufigen Grexits ist von vielen als Drohbotschaft aufgefasst worden. Jetzt könnte es bei einer vorläufigen Rettung bleiben. Sollte das griechische Parlament zustimmen, dürfte die Kanzlerin kaum mit Gegenwind aus dem Bundestag rechnen. Sie hätte ein großes Problem in die nächste Legislaturperiode verschoben.

Sollte die um Jahre verzögerte Privatisierung tatsächlich kommen, hätte Griechenland ausverkauft. Diese Form der Rücklagen wäre bei einem Grexit in drei Jahren aufgebraucht. Darin könnte allerdings eine Chance für die Griechen und ihre Banken liegen. Denn am Finanzstandort Griechenland könnten Kredite an private Anleger verkauft werden, die an den Privatisierungen verdienen wollen. Kredite für Immobilien wären zwar zunächst nicht investiv, würden sich aber im BIP bemerkbar machen. Außerdem könnte man damit Kredite von öffentlichen Haushalten auf freiwilliger Basis auf private verschieben: weniger Schulden, mehr Wachstum.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Es gibt nur Sieger: Griechenland wollte im Euro bleiben. Luxemburg kann auf den Privatisierungsfond verzichten. Frankreich preist die Glaubwürdigkeit, auch wenn man sich selbst mal um 30 Mrd. Euro verrechnet hat. Und Deutschland unterstützt die Griechen mit Kontrolle und Vertrauen.

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

Juergen hat geschrieben:Der Weg für neue Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket für Griechenland ist frei; der „Grexit“ ist abgewendet.
Im dritten Hilfspaket geht es um 86.000.000.000 Euro.

Wie Tsipras das den Griechen nun verkaufen will, die doch extra mit οχι gestimmt hat, wird sicher eine spannende Frage sein.
Er könnte ja auch sagen, daß GR nun, wenn auch nur mit den verlangten Reformen, die 86 Milliarden bekommt (weit mehr als GR zunächst wollte) und die aktuelle krisenhafte Zuspitzung sich demnächst grossteils erledigen wird.

Ich habe nur Zweifel, daß das längerfristig gut gehen wird und das eigentliche Problem, nämlich die unzureichende Wettbewerbsfähig Griechenlands, dadurch nicht gelöst werden kann.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Dieter
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Dieter »

Genau so habe ich es kommen sehen! Griechenland erhält weitere 82 Milliarden. Dafür unterschreibt die griechische Regierung alles, was die EU sehen will.

Das ganz Hin und Her war nur dafür gedacht, die Bevölkerung Deutschlands und der anderen EU-Länder zu beruhigen

Das war es dann aber auch, denn Griechenland wird wieder mal nichts halten und die Griechen werden weiter ab Mittag in den Straßencafes vor sich hin dösen.

Noch einmal: In den Nord-und mitteleuropäischen Ländern herrscht eine protestantische Arbeitsethik. Die Leute arbeiten bis zum Umfallen, können sich dafür aber ein größeres Auto und Urlaubsreisen leisten. In den mediterranen Ländern kennt man diese Arbeitsethik so gut wie nicht, aber man will natürlich denselben Lebensstandard haben wie die Nordeuropäer.

Wenn die Griechen plötzlich so arbeiten sollten wie die Schweizer, die Deutschen, die Niederländer usw müsste eine völlig neue Mentalität entstehen, was aber nicht sein wird, denn Mentalitäten sind über Jahrhunderte gewachsen.

Man kann Merkel und Co nichts vorwerfen. Sie weiß, dass sie wiedergewählt werden wird und Deutschland keine Protestparteien wählen wird.

RomanesEuntDomus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von RomanesEuntDomus »

overkott hat geschrieben:Mag sein, dass Krugman biografisch bedingt etwas gegen Deutschland hat, was man ihm zugestehen mag. Aber das darf sein ökonomisches Urteil nicht trüben. Dass Deutschland selber spart, um ökonomisch fit zu bleiben, sieht er nicht. Ein überzeugter Keynsianer müsste Deutschland vorwerfen, bei erneutem Sprudeln der Steuerquellen den Schuldenstand noch nicht genug gedrückt zu haben.
Ich bin weder berufen noch willens, Herrn Krugmans wirtschaftliche Auffassungen zu verteidigen. Das liegt mir sogar ziemlich fern.

Aber in dem Kommentar geht es gar nicht um Keynes oder um einen anderen der ökonomischen Religionsstifter, es geht überhaupt nicht um ein Urteil über ökonomische Fragen, sondern um die offene Demütigung eines Volkes und die damit verbundene für die ganze Welt sichtbare Zerstörung der vorgeblichen europäischen Werte. Wichtige Stichworte im Kommentar waren zum Beispiel der Hashtag ThisIsACoup (DiesIstEinPutsch), die erkennbare Rachsucht eines Machtmenschen, die vollständige Zerstörung der nationalen Souveränität eines europäischen Staates, ein grotesker Verrat an allem, für das das europäische Projekt eigentlich stehen sollte.
The trending hashtag ThisIsACoup is exactly right. This goes beyond harsh into pure vindictiveness, complete destruction of national sovereignty, and no hope of relief. It is, presumably, meant to be an offer Greece can’t accept; but even so, it’s a grotesque betrayal of everything the European project was supposed to stand for.
Und was will man denn eigentlich machen, wenn sich, jede Wette, in ein paar Monaten oder Jahren die Frage nach sogenannten Hilfspaketen erneut stellt, weil eigentlich ökonomisch wieder einmal nichts weiter als eine weitere Insolvenzverschleppung angeleiert wurde? Will man dann die Akropolis abtragen und als Sicherheit in Bonn-Beuel aufstellen? Inseln annektieren? Griechische Gesetze sicherheitshalber gleich in Brüssel oder Berlin mitbeschließen?

Ich bin wirklich sehr gespannt, wie der gestrige Tag in die Geschichte eingehen wird. Langfristig.
Zuletzt geändert von RomanesEuntDomus am Montag 13. Juli 2015, 17:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Juergen »

Dieter hat geschrieben:Genau so habe ich es kommen sehen! Griechenland erhält weitere 82 Milliarden. Dafür unterschreibt die griechische Regierung alles, was die EU sehen will…
Es konnte sich jeder an fünf Fingern abzählen, daß wieder Geld nachgeschossen wird. Das war auch den Griechen klar.
Ich würde es an Stelle Griechenlands auch so machen:

- viel versprechen
- Kohle kassieren
- nichts von dem Versprochenen halten
- fast pleite gehen
- wieder bei der EU vor der Tür stehen

- viel versprechen
- Kohle kassieren
- nichts von dem Versprochenen halten
- fast pleite gehen
- wieder bei der EU vor der Tür stehen

- viel versprechen
- Kohle kassieren
- nichts von dem Versprochenen halten
- fast pleite gehen
- wieder bei der EU vor der Tür stehen

- viel versprechen
- Kohle kassieren
- nichts von dem Versprochenen halten
- fast pleite gehen
- wieder bei der EU vor der Tür stehen

- viel versprechen
- Kohle kassieren
- nichts von dem Versprochenen halten
- fast pleite gehen
- wieder bei der EU vor der Tür stehen

- viel versprechen
- Kohle kassieren
- nichts von dem Versprochenen halten
- fast pleite gehen
- wieder bei der EU vor der Tür stehen

- viel versprechen
- Kohle kassieren
- nichts von dem Versprochenen halten
- fast pleite gehen
- wieder bei der EU vor der Tür stehen

- viel versprechen
- Kohle kassieren
- nichts von dem Versprochenen halten
- fast pleite gehen
- wieder bei der EU vor der Tür stehen

Gruß Jürgen

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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Edi hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Der Weg für neue Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket für Griechenland ist frei; der „Grexit“ ist abgewendet.
Im dritten Hilfspaket geht es um 86... Euro.

Wie Tsipras das den Griechen nun verkaufen will, die doch extra mit οχι gestimmt hat, wird sicher eine spannende Frage sein.
Er könnte ja auch sagen, daß GR nun, wenn auch nur mit den verlangten Reformen, die 86 Milliarden bekommt (weit mehr als GR zunächst wollte) und die aktuelle krisenhafte Zuspitzung sich demnächst grossteils erledigen wird.

Ich habe nur Zweifel, daß das längerfristig gut gehen wird und das eigentliche Problem, nämlich die unzureichende Wettbewerbsfähig Griechenlands, dadurch nicht gelöst werden kann.
Wie ein Wirtschaftsexperte jetzt meinte, geht es statt um 53,5 Mrd. + 35 Mrd. um 86 Mrd. + 35 Mrd., weil ein französischer Rechenschieber geklemmt hat.

Eine Geldmaschine ist der Finanzsektor. In Deutschland ist er mit 4 Prozent Anteil am BIP vergleichsweise klein. Größer ist er mit 1 Prozent in der Schweiz, am größten mit knapp 25 Prozent in Luxemburg.

Nachdem die Luxemburger den Schmiedehammer aus der Hand gelegt haben, fingen sie an, mit Geld zu handeln. Das ist noch gar nicht so lange her. Viele können sich noch an ihren Urlaub 197 erinnern. Seit dieser Zeit boomen die Banken im Ardennenlandkreis.

Luxemburg wehrt sich gegen Zypernvergleich, titelte die FAZ vor zwei Jahren und fragte: "Wenn die Bilanzsumme zyprischer Banken etwa siebenmal so hoch ist wie die Wirtschaftsleistung, die der luxemburgischen Geldhäuser aber sogar 22-mal höher - könnte das dem Großherzogtum zum Verhängnis werden?" Und weiter: "Meist von russischen Anlegern stammendes Geld sei aus dem Mittelmeerland als Kredit überwiegend nach Griechenland geflossen. Mit dem Schuldenschnitt für Athen habe das Schicksal seinen Lauf genommen." Luxemburg argumentiert mit breiterer Risikostreuung:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 37383.html

Für alle Länder mit wundersamer Geldvermehrung ist auch der Exportschlager "Steuererleichterungen" relevant.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:Ich bin weder berufen noch willens, Herrn Krugmans wirtschaftliche Auffassungen zu verteidigen. Das liegt mir sogar ziemlich fern.

Aber in dem Kommentar geht es gar nicht um Keynes oder um einen anderen der ökonomischen Religionsstifter, es geht überhaupt nicht um ein Urteil über ökonomische Fragen, sondern um die offene Demütigung eines Volkes und die damit verbundene für die ganze Welt sichtbare Zerstörung der vorgeblichen europäischen Werte. Wichtige Stichworte im Kommentar waren zum Beispiel der Hashtag ThisIsACoup (DiesIstEinPutsch), die erkennbare Rachsucht eines Machtmenschen, die vollständige Zerstörung der nationalen Souveränität eines europäischen Staates, ein grotesker Verrat an allem, für das das europäische Projekt eigentlich stehen sollte.
Eigentlich ist Krugman als Ökonom ausgezeichnet worden, nicht als Seelenklempner. Er arbeitet sich zu sehr an biografischen Fragen ab. Demütigung und Rachsucht sind völlig fachfremde Begriffe bei der Absicherung eines Kredits. Krugman bleib bei deinem Leisten, kann man ihm da nur zuflüstern.
Und was will man denn eigentlich machen, wenn sich, jede Wette, in ein paar Monaten oder Jahren die Frage nach sogenannten Hilfspaketen erneut stellt, weil eigentlich ökonomisch wieder einmal nichts weiter als eine weitere Insolvenzverschleppung angeleiert wurde? Will man dann die Akropolis abtragen und als Sicherheit in Bonn-Beuel aufstellen? Inseln annektieren? Griechische Gesetze sicherheitshalber gleich in Brüssel oder Berlin mitbeschließen? Ich bin wirklich sehr gespannt, wie der gestrige Tag in die Geschichte eingehen wird. Langfristig.
Ja, das ist in der Tat ein Problem. Vielleicht wird Anna-Felicia von Bayern mal Königin von Griechenland.

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Dieter »

Hier eine Karte der Staaten Europas, auf der zu sehen ist, wer die wirtschaftlich sichersten Länder in Europa sind:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 59126.html

Die höchsten Ratingsraten haben demnach die protestantisch geprägten Länder Europas, also Skandinavien, die Niederlande, die Schweiz und Deutschland.
Zuletzt geändert von Dieter am Montag 13. Juli 2015, 18:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Torsten
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Torsten »

spon.de hat geschrieben:86 Milliarden für Griechenland: So viele Nullen
Von Stefan Kaiser

Bis zu 86 Milliarden Euro braucht Griechenland in den kommenden drei Jahren - viel mehr als noch vor wenigen Wochen angegeben. Woher kommt die neue Summe? Und wie viel davon muss Deutschland am Ende zahlen?
Die Summen werden immer größer. 82 bis 86 Milliarden Euro brauche Griechenland allein in den kommenden drei Jahren, teilten die Staats-und Regierungschefs nach ihrem dramatischen Eurogipfel in Brüssel mit.
[...]
Im Einzelnen setzt sich der griechische Finanzbedarf von Juli 2015 bis 2018 laut Rechnung der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des IWF folgendermaßen zusammen:
35 Milliarden Euro Schulden muss das Land in den kommenden drei Jahren an seine Gläubiger zurückzahlen.
[...]
Weitere 17,8 Milliarden Euro haben die Gläubiger in ihrer Rechnung als Zinszahlungen für die griechischen Schulden veranschlagt. Auch dieses Geld geht zum Großteil an die Zentralbanken und den IWF.
Was machen denn die Zentralbanken und der IWF mit dem ganzen Geld und den Zinsen?

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Torsten
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Torsten »

Ein Vermögen zu haben, ist schön. Man kann sich vieles leisten.
Ein Vermögen zu haben, das auf Schulden basiert, ist noch schöner.
Man kann sich alles leisten.

So lange es schön bleibt. Denn ansonsten erblicken wir Unvermögen.

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Der größte Coup ist eigentlich das Nein, dann die vorsichtige Bitte um 53,5 Mrd.. Dann prüfen die Gläubiger und sprechen bei 74 Mrd. von einer guten Grundlage. Schließlich wollen sie Griechenland gegen eine Leihgabe von 86 Mrd. mal wieder regieren. Als Bonbon legen sie noch den Traum von 35 Mrd. Euro oben drauf. Der griechische Ministerpräsident mit Mandat des Volkes und des Parlamentes im Rücken erklärt sich einverstanden. Um Eurokritiker abzufischen, ist die Fraktion der Kanzlerin dagegen, soweit es nicht im Bundestag eine Mehrheit gibt. Das klappt in Griechenland auch. Und die alten Weichwährungsländer wollen auch einen weichen Euro.

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Niels
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Niels »

Torsten hat geschrieben:Ein Vermögen zu haben, ist schön. Man kann sich vieles leisten.
Ein Vermögen zu haben, das auf Schulden basiert, ist noch schöner.
Man kann sich alles leisten.

So lange es schön bleibt. Denn ansonsten erblicken wir Unvermögen.
Lustige Sprachspielchen.

Du hast wohl den kürzlich veröffentlichten, bislang unbekannten Kurzfilm mit Heinz Erhardt gesehen, was? :detektiv:
"Geld sofort": http://www.veoh.com/watch/v83431182yG9gJRjR (bevor Nachfragen kommen: der Link ist wohl legal: https://de.wikipedia.org/wiki/Veoh)
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Keiner weiß, was es wirklich bringt. Keiner weiß, was es wirklich kostet. Keiner weiß, wer das bezahlt. Aber alle sind dafür. Fast alle. Die Griechen streiten sich. So kommt es in Medien rüber.

Griechenland soll drei Jahre lang wieder zahlen können. Die Eurogruppe macht es möglich. Dafür will sie in Griechenland Wirtschafts- und Sozialpolitik machen. Abgewickelt wird der Deal über die ESM-Bank der Eurogruppe in Luxemburg.

Die ESM-Bank gibt es seit 2012. Sie ist ein Kreditinstitut von Mitgliedsländern für Mitgliedsländer. Die Bank finanziert sich über die Konten der Mitglieder und leiht sich Geld am freien Markt. Ihr Stammkapital beträgt derzeit 700 Mrd. Euro. Damit hat sie eine hohe Bonität, kann sich also leicht Geld besorgen. Das hat die Bank auch zweimal getan. Das erste Mal sogar zu negativen Zinsen, hat also Geld geschenkt bekommen. Auf den Mitgliederkonten der ESM-Bank liegen jedoch nur 80 Mrd. Euro. Deutschland ist größter Miteigentümer und hat mit 20 Mrd. Euro das meiste Geld auf dem Konto.

Bankdirektor ist noch für die nächsten zwei Jahre ein Deutscher: Klaus Regling ( 64 ) ist ein langjähriger EU-Beamter. Er will die Wirtschaft über die Geldmenge regeln, nicht über Geldausgabe des Staates. Entsprechend zielen die Auflagen der Kredite auf Sparmaßnahmen.

Bisher hat nur Spanien einen Kredit in Höhe von 40 Mrd. Euro zur Sanierung der Banken aufgenommen. Das Geld für Griechenland leiht sich die ESM-Bank vermutlich selbst. Damit werden nicht nur Schulden von Griechenland auf die ESM-Bank verschoben, sondern indirekt auch Schulden der Gläubiger. Die Schulden dürften also auch im Bundeshaushalt nicht auffallen.

Neben der ESM-Bank gibt es noch die EZB, die Notenbank der Europäischen Union. Diese Bank besteht seit 1998. Ihr Sitz ist in Frankfurt. Präsident ist derzeit der Italiener Mario Draghi ( 67 ). Er ist regulär noch vier Jahre im Amt. Aufgabe der EZB ist die Gewährleistung der Preisstabilität. Diese regelt sie über die Geldmenge.

Niedrige Zinsen ermöglichen derzeit nicht nur Preisstabilität, sondern auch die preiswerte Finanzierung von Staatsschulden. Die Bürger bezahlen Staatsschulden über niedrige Zinsen. Das ist für eine Kapital gedeckte Altersfinanzierung ungünstig. Der Umstieg vom Generationenvertrag auf eine Eigenvorsorge kann dadurch nicht funktionieren. Demographische Probleme und Staatsverschuldung sind also eine ungünstige Kombination. Deshalb ist die zunehmende Verschuldung der Eurogruppe ein ernstes Problem.

Der IWF ist eine Bank der Vereinten Nationen. Sie wurde 1944 gegründet und hat ihren Sitz in Washington. Keine Entscheidung kann gegen die USA oder auch gegen die Mitglieder der EU gefällt werden. Direktor war bisher immer ein Europäer, Stellvertreter immer ein Amerikaner. Derzeit ist es Christine Lagarde ( 59 ). Nach fünf Jahren Amtszeit würde sie nächstes Jahr gerne weitermachen. Aufgabe der IWF-Bank ist die Kreditvergabe an Staaten zur Zahlungsfähigkeit mit Fremdwährung.

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