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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

stern hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben:Es ist wirklich unglaublich, wie die Presse manipuliert :nein:
Warum macht sie das? was hat die Presse davon?
Warum berichten Zeitungen über keine Verfehlungen von Unternehmen, diese die Zeitungen durch Werbeseiten finanzieren? :kratz:

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Warum berichten Zeitungen über keine Verfehlungen von Unternehmen, diese die Zeitungen durch Werbeseiten finanzieren?
Tun sie doch auch.
Sonst wären die Wirtschaftsteile (ach sowas liest du nicht) sehr, sehr dünn.

LG
Fiore

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Werner001
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Beitrag von Werner001 »

Buttiglione ist ein Opportunist der schlimmsten Sorte.

Erst Christdemokrat hat er dann eine neue Partei gegründet und Berlusconi zu seiner ersten Amtszeit verholfen, war dann an dessen Sturz beteiligt, gründete wieder eine neue Partei und koaliert nun wieder mit Berlusconi.

Der Mann tut und sagt genau das, wovon er meint, dass es ihn voranbringt.

Hätte er Rückgrat und eine wirklich so erzkatholische Überzeugung wie kath.net behauptet, würde er jetzt ja nicht sagen, er habe seine ganzen Äusserungen nicht so gemeint.

Wenn er sie wirklich nicht so gemeint hat, dann sind seine Positionen wohl gar nicht so katholisch?

Also was jetzt? Hat er katholische Positionen vertreten und ist deswegen abgelehnt worden, oder ist er nur mißverstanden worden und seinen ositionen sind gar nicht so katholisch?

Wie gesagt, der Mann ist Opportunist und sagt und tut das, was ihm persönlich am meisten nutzt.

So jemanden will ich nicht als Kommissar sehen.

Werner

P.S. Fiore, wann siehst du endlich ein, daß du der bist, der hier undemokratische Ansichten hat: Du willst Kordi und Schedar ihr Recht nehmen, anderen ihre Rechte zu verweigern! Das geht doch nicht! :mrgreen:

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@Werner

Stimmt. aber in Anlehnung an ein Zitat eines Zeitgenossen
"Gott will das ich das tu!"
Ich warte jetzt nur bis Kordi und Schedar meinen Imaginären Bischofsring küsst und mich als Fiore I. anerkennen, gewählt von Kardinälin Daisy (meiner Katze) und Kardinal/in Prisca Bileam Konstanz Anglicus (meinem Auto)..... Aber ich muß jetzt aufhören 2 nette männer in weiß wollen mich mitnehmen und haben mir sogar ein tolles Jäckchen mitgerbracht damit mir nicht kalt wird.

LG
Fiore

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Werner, dein Beitrag ist ausgesprochen dümmlich und läßt überdies keine Kenntnis der jüngeren italienischen Geschichte erkennen. Und Opportunismus findet man bei der Mehrzahl der übrigen europäischen Kommissare weitaus leichter.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@Robert

Wieso Werner hat recht das er kein Rückgrat hat bewies er indem er sich jetzt wegen seiner äußerugen entschuldigte.

LG
Fiore

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Buttiglione hat seine Äußerungen nicht zurückgenommen. Das wäre ja auch völlig unmöglich. Ich halte allerdings seine Ansicht, man könne als Katholik sich in verantwortlicher Position an der Machtausübung auf der Ebene der europäischen Kommission beteiligen, für gefährliche Blauäugigkeit. Ich hätte Buttiglione auch nicht gewählt. Das war jedoch nicht das Thema.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Der designierte Kommissionschef präsentierte gestern ferner einen Brief Buttigliones, in dem dieser "die Schwierigkeiten und die Probleme", die durch seine Äußerungen entstanden seien, "tief bedaure". In dem Schreiben versicherte Buttiglione: "Ich diskriminiere niemanden und möchte meinerseits von niemandem wegen meiner religiösen Überzeugungen diskriminiert werden."
http://www.welt.de/data/2004/10/22/349413.html

Und wie ichs prophezeit habe die beschneiden ihm das REssort und alle sind wir glücklich. Net zurückgenommen entschuldigt.

LG
Fiore

Petra
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Beitrag von Petra »

Auch nicht entschuldigt. Einfach nur die Reaktionen der anderen bedauert. Hört sich aber bei oberflächlichem Lesen wie eine Entschuldigung an. :D

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Wie auch immer, mit dem Entzug der Grundrechschartakompetenz und Co. hat sich das Problem gelöst. Und auch wenn ich Katholik bin, solche Dinge sehe ich lieber in Händen eines Atheisten. 1900 Jahre "Rom" schmecken schon etwas fahl im Mund.

LG
Fiore

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Vielleicht sollte man den Disput um Erichs jüngste Signatur und die sich daran schließende Debatte als Fortsetzung des Themas hier hereinstellen.
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Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

FioreGraz hat geschrieben:Wie auch immer, mit dem Entzug der Grundrechschartakompetenz und Co. hat sich das Problem gelöst. Und auch wenn ich Katholik bin, solche Dinge sehe ich lieber in Händen eines Atheisten. 1900 Jahre "Rom" schmecken schon etwas fahl im Mund.

LG
Fiore
Nun, wenn denn "1900 Jahre Rom" etwas schal schmecken und Du daraus ableitest, dass Du das Amt "lieber in Händen eines Atheisten" sehen würdest, möchte ich einfach mal an 2 Punkte erinnern:

- Die politische Tradition der Unterdrückung (gerade praktiziert von erklärten Atheisten (fraglich ob diese wirklich wussten, was Atheismus ist))
- Die Tatsache, dass die humanistischen Werte, auf die sich der überwiegende Teil der Atheisten beruft, ohne die christlichen Werte nicht denkbar wären. Die so genannten humanistischen Werte beruhen in nicht unerheblichem Maße auf den christlichen Wertvortstellungen.

Das eigentliche Prüblem bei dem Diskussionsthema ist eher, dass man anscheinend nicht ungefragt seine christliche Orientierung äußern darf, z.B. aber durchaus andere "meinungsbildende" Aussagen machen darf. Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass ein Kandidat abgelehnt würde, wenn er als Grundlage wirtschaftlichen Handelns "Shareholder Value" angibt. Wir sind ja nicht in einer Situation, in der "Meinungsfreiheit", im Sinne von "frei von jeder Meinung", vorherscht, sondern in der bestimmte Meinungskomplexe offensichtlich als politisch korrekt empfunden werden (bzw. sie werden dazu gemacht).

Ein grundsätzliches Problöem bei einem Atheisten sähe ich z.B. darn, dass bereits die Grundlage des Handels ist, sich nicht einer "höheren Instanz" gegenüber für das Handeln "verantworten" zu müssen. Ein Christ ist sich (hoffentlcih) darüber im Klaren, dass er letztlich sein Hnadeln gegenüber unserem Hergott wird "verantworten" müssen. Der Atheist fühlt sich letztlich nur gegenüber "der Vernunft" verpflichtet. Und die scheint im Zeitalter der "Neunen Mitte (lmäßigkeit)" auswechselbar. Insbesondere wenn wirtschaftliche Interessen bei der "Vernunft" mitbestimmend sind.

Bernd Heinrich

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@Bernd
- Die politische Tradition der Unterdrückung (gerade praktiziert von erklärten Atheisten (fraglich ob diese wirklich wussten, was Atheismus ist))
Tja nur nicht in 1900 Jahre alter Perfektion.
- Die Tatsache, dass die humanistischen Werte, auf die sich der überwiegende Teil der Atheisten beruft, ohne die christlichen Werte nicht denkbar wären. Die so genannten humanistischen Werte beruhen in nicht unerheblichem Maße auf den christlichen Wertvortstellungen.
Hab ich jemals was anderes behauptet? Nein. Nur fakt ist das leider Christliche Werte und der daraus entstandener Humanismus hatten nie was mit der Kriche zu tun, im Gegenteil der hl. Geist mußte immer wieder die Mauern des Vatikans stürmen um Christliche Werte acuh dort Schrittweise einzuführen. (Ich erinnere nur an "mirari vos"). Die Erkentnis das es außerhalb Roms und den herrschender Klassen, auch noch Menschen gibt die vielleicht auch als solche behandelt gehören, kam in Rom erst in den letzten 150 Jahren schrittweise auf und das nicht freiwillig. Ergo deshalb will ich zwar Christen, aber lieber als ein treuer, loyaler Katholik ist mir noch ein Atheist, sonst kann man gleich Brüssel nach Rom in die Glaubenskongregation verlegen und das allgeimeine Wahlrecht abschaffen.

LG
Fiore

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

„Werte“ und „Humanismus“ sind für den Arsсh und retten kein Sсhwein.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Es geht hier auch nicht darum "Schweine" zu retten. Sondern darum eine nicht nur katholische Gesellschaft zu verwalten. Und ich weiß nicht ob "Werte" ala "mirari vos" und Co. als Christliche Lehre durchgehen, wenn ja dann ist die auch fürn Atrsch und trägt nichts zur Rettung bei.

LG
Fiore

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Fiorino hat geschrieben:»Es geht hier auch nicht darum "Schweine" zu retten.«
Doch, dich und mich.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@Robert

Wenn schon Bilder dann zähle ich mich schon zu den Schafen (wenn acuh für dich zu den schwarzen).

LG
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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

FioreGraz hat geschrieben:Hab ich jemals was anderes behauptet? Nein. Nur fakt ist das leider Christliche Werte und der daraus entstandener Humanismus hatten nie was mit der Kriche zu tun, im Gegenteil der hl. Geist mußte immer wieder die Mauern des Vatikans stürmen um Christliche Werte acuh dort Schrittweise einzuführen.
Das ist, verzeih, blühender Unsinn. Den Humanismus haben nicht die Liberalen des 19. Jahrhunderts erfunden, erst ist vielmehr ein Kinder der italienischen Renaissance. Selbst Päpste - gerade Päpste - haben sich als Humanisten deklariert, der Bewegung erst so recht Schwung verliehen. Man denke etwa an Papst Eugen IV, vor seiner Wahl Dominkanermöch, der sich mit Humanisten wie Poggio, Flavio Biondo, Leonardo Bruni und andere als Berater umgab. Oder Nikolaus V., der sich vor seiner Wahl als Humanist einen Ruf erwarb, als Papst schließlich den Einfluss und die Möglichkeiten des Amtes nutze um drei Ziele zu verfolgen, wie er erklärte: er wollte ein guter Papst sein, er wolle Rom neu aufbauen, er wollte der klassischen Literatur, Gelehrsamkeit und Kunst wieder zu ihrem Recht verhelfen. Sein Ziel war, die Kirche zur Speerspitze der humanistischen Bewegung zu machen. Tatsächlich ist sie das bis zur Katastrophe der Reformation auch gewesen. Die Reformation, das wird ja in Deutschland gerne verdrängt, war ja auch so etwas wie ein Aufstand gegen den Humanismus, eine Art konservative Konterrevolution (ein Treppenwitz der Weltgeschichte wenn man den gegenwärtigen Protestantismus im Auge hat). "Alle Gelehrten der Welt", schrieb ein Zeitgenosse, Vespasiano da Bisticci, im Überschwange, "kamen in Papst Nikolaus Zeiten nach Rom, teils aus eigenem Antrieb, teils von ihm gerufen, weil er sie an seinem Hofe zu sehen wünschte." Da wäre weiters Pius II. zu nennen, Kardinäle wie der hochverehrte Nikolaus Cusanus und viele andere mehr.

Das war ein christlicher, ein katholischer Humanismus, der vom Zentrum, vom Papstthron aus in die katholische Welt ausstrahlte. Es ist wirklich traurig, wie wir die die eigene Geschichte verlieren, an ihre Stelle Dünkel und zeitgeistige Propaganda tritt.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Du verkennst, lieber Erich, oder übergehst, daß es zwei sehr verschiedene Humanismus-Begriffe gibt. Der erste, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zuerst von Niethammer eingeführt, bezeichnet in Anlehnung an den seit dem fünfzehnten Jahrhundert üblichen Begriff der studia humanitatis den „Renaissance-Humanismus“, wie immer man den im einzelnen nun definieren mag.

Der zweite wurde ein gutes drittel Jahrhundert später von Arnold Ruge, dem späteren Londoner Genossen Mazzinis, als politischer Kampfbegriff geprägt und kennzeichnet bis heute die ideologischen Vorstellungen freidenkerischer und atheistischer Kreise. Diesen Begriff hatte Fiore im Sinn, du dagegen den ersten.

Allerdings klingen deine Ausführungen, als hättest du eben Jacob Burckhardt verschlungen. Dieser undifferenzierten Sicht des „Renaissance-Humanismus“ würde ich entschieden widersprechen – doch wäre das ein andres Thema.
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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Du verkennst, lieber Erich, oder übergehst, daß es zwei sehr verschiedene Humanismus-Begriffe gibt. Der erste, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zuerst von Niethammer eingeführt, bezeichnet in Anlehnung an den seit dem fünfzehnten Jahrhundert üblichen Begriff der studia humanitatis den „Renaissance-Humanismus“, wie immer man den im einzelnen nun definieren mag.

Der zweite wurde ein gutes drittel Jahrhundert später von Arnold Ruge, dem späteren Londoner Genossen Mazzinis, als politischer Kampfbegriff geprägt und kennzeichnet bis heute die ideologischen Vorstellungen freidenkerischer und atheistischer Kreise. Diesen Begriff hatte Fiore im Sinn, du dagegen den ersten.

Allerdings klingen deine Ausführungen, als hättest du eben Jacob Burckhardt verschlungen. Dieser undifferenzierten Sicht des „Renaissance-Humanismus“ würde ich entschieden widersprechen – doch wäre das ein andres Thema.
Dessen - der unterschiedlichen Humanismus-Begriffe - bin ich mir durchaus bewusst. Ich will aber nicht akzeptieren, wie spätere Bewegungen bestimmte Begriffe einfach in ihrem Sinne umdeuten. Was sich heute als Humanismus vermarktet, ist doch nur eine Begriffsumfälschung, die sich zum Teil am Original vergreift, ihm das eine oder andere Stück entreisst und entfremdet.

Burckhardt habe ich nie gelesen. Und selbstverständlich ist in 20 Zeilen keine differenzierte Sicht des Humanismus der Renaissance enthalten. Wenngleich für mich darin die positiven Apsekte bei weitem überwiegen.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich sehe trotz manchem positiven Aspekt im Renaissance-Humanismus insgesamt eher eins unter zahlreichen Krisensymptomen. Aber wie gesagt, das müßte man mal gesondert erörtern.
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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Erich_D hat geschrieben:
FioreGraz hat geschrieben:Hab ich jemals was anderes behauptet? Nein. Nur fakt ist das leider Christliche Werte und der daraus entstandener Humanismus hatten nie was mit der Kriche zu tun, im Gegenteil der hl. Geist mußte immer wieder die Mauern des Vatikans stürmen um Christliche Werte acuh dort Schrittweise einzuführen.
Das ist, verzeih, blühender Unsinn. Den Humanismus haben nicht die Liberalen des 19. Jahrhunderts erfunden, erst ist vielmehr ein Kinder der italienischen Renaissance. Selbst Päpste - gerade Päpste - haben sich als Humanisten deklariert, der Bewegung erst so recht Schwung verliehen. Man denke etwa an Papst Eugen IV, vor seiner Wahl Dominkanermöch, der sich mit Humanisten wie Poggio, Flavio Biondo, Leonardo Bruni und andere als Berater umgab. Oder Nikolaus V., der sich vor seiner Wahl als Humanist einen Ruf erwarb, als Papst schließlich den Einfluss und die Möglichkeiten des Amtes nutze um drei Ziele zu verfolgen, wie er erklärte: er wollte ein guter Papst sein, er wolle Rom neu aufbauen, er wollte der klassischen Literatur, Gelehrsamkeit und Kunst wieder zu ihrem Recht verhelfen. Sein Ziel war, die Kirche zur Speerspitze der humanistischen Bewegung zu machen. Tatsächlich ist sie das bis zur Katastrophe der Reformation auch gewesen. Die Reformation, das wird ja in Deutschland gerne verdrängt, war ja auch so etwas wie ein Aufstand gegen den Humanismus, eine Art konservative Konterrevolution (ein Treppenwitz der Weltgeschichte wenn man den gegenwärtigen Protestantismus im Auge hat). "Alle Gelehrten der Welt", schrieb ein Zeitgenosse, Vespasiano da Bisticci, im Überschwange, "kamen in Papst Nikolaus Zeiten nach Rom, teils aus eigenem Antrieb, teils von ihm gerufen, weil er sie an seinem Hofe zu sehen wünschte." Da wäre weiters Pius II. zu nennen, Kardinäle wie der hochverehrte Nikolaus Cusanus und viele andere mehr.

Das war ein christlicher, ein katholischer Humanismus, der vom Zentrum, vom Papstthron aus in die katholische Welt ausstrahlte. Es ist wirklich traurig, wie wir die die eigene Geschichte verlieren, an ihre Stelle Dünkel und zeitgeistige Propaganda tritt.
Ja, und ein Nietzsche hat sich schwarzgeärgert über den glaubensstarken Luther, der mit seinem biblischen Fundamentalismus den ganzen italienisch-päpstlichen Humanismus zunichte gemacht hatte ("DER ANTICHRIST"). Nietzsche wäre es in der Tat lieber gewesen, wenn der Vatikan an der Spitze der Humanismusbewegung verblieben wäre; er hegte die Hoffnung, dass dann das Christentum von selber schon um ein paar hundert Jahre früher humanistisch umgedeutet worden wäre und man ihm so hätte die Zähne ziehen können. Vielleicht war Luther also doch ein Mann der göttlichen Vorsehung? Ich glaube eher ja.

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Dass sich der Humanismus nur in der christlichen Zivilisation entwickeln konnte, liegt daran, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Seitdem betrachten wir (zumindest im Ideal) jeden Mitmenschen als Gottes Ebenbild und gehen mit ihm um, wie wir mit Jesus umgehen würden. Deshalb hat die Kirche, sobald sie an der Macht war, die grausamen Zirkusspiele im Alten Rom verboten (obwohl auch die römische Gesellschaft schon im Ansatz humanistisch war), deshalb hat sie Sorge getragen für eine gerechtere Gesellschaft. Dann kam aber eben die Völkerwanderung und das wirklich finstere Mittelalter (bis ins Jahr 1000 gibt es keine europäische Literatur - nur Urkunden, Verträge und Testamente!), bis im 10./11.Jh. langsam ein bescheidener Wohlstand (durch Handel) einsetzten konnte, wodurch es den Reicheren möglich war, zu studieren. Erst jetzt konnten sich langsam Bildung und Verfeinerung der Sitten (auch durch Kontakt mit Byzanz bzw. dessen islamischem Nachfolgerstaat) einstellen (der erste Humanist war wohl PETRARCA, der um 1374 schrieb). Dabei ist es kein Zufall, dass die Kultur in Italien ihren Anfang nahm (DANTE schrieb um 1321), weil große Teile dieses Landes byzantinisch waren und weil mit dem arabischen Sizilien ein Brückenkopf zum hellenistischen philosophischen Erbe gegeben war.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@Erich

Bei allen Respekt, in einer Art "humanistischer Absolutismus" sehe ich wohl eher den Mißbrauch desselbigen. Es war zwar die Kirche und deren Angöhörigen die dfamit begannen aber, benutzt wurde das ganze wohl aus Eiugenutz und wohl kaum zum Wohle des Einzelnen. Es ist ja nett das mir jemand die Freiheit gewährt etwas zu denken solange es mit dem Übereinstimmt was er mir vorher eingeimpft hat.

LG
Fiore

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