Es wäre auch verwunderlich, wenn den Kommissaren in Brüssel nichts einfällt, wie man das Geld von Nord nach Süd umleiten kann, damit es dort - ähnlich wie Wasser auf den südeuropäischen Böden - versickert.
Da die Banken - vor allem im Süden - den Firmen kaum noch Kredite geben und der notwendige Aufschwung damit ausbleibt, soll wie folgt Abhilfe geschaffen werden:
Dabei verfolge die EU-Kommission zwei Ansätze: Zum einen wolle sie in der zweiten Hälfe des Jahres bei der europäischen Versicherungsaufsicht erfragen, wie die privaten Ersparnisse der Versicherten EU-Bürger zur Firmenfinanzierung herangezogen werden können. Sprich das Geld, das Privatanleger unter anderem für ihre Altersvorsorge in Form von Lebensversicherungen erspart haben. Gelten für Versicherer bislang strikte Regeln auf dem Kapitalmarkt, könnten diese nun aufgeweicht und die private Vorsorge unsicherer werden.
Zum anderen stehe die Einführung eines europäischen Sparkontos für Privatanleger zur Diskussion. Mit dem Geld könne in Kleine- und Mittelständische Unternehmen investiert werden, denen der Weg auf den Kapitalmarkt versperrt ist, so Reuters weiter. Wie genau das aussehen könnte, wie es um das Ausfallrisiko von Krediten und die Einlagensicherung gestellt ist, ist unklar. Sollte eine bankenunabhängige Finanzierung gewählt werden, müssten die Sicherheiten aus öffentlichen Mitteln bestritten werden. Welche Sicherheiten werden die Euro-Sparer vor dem Zugriff der EU haben?
http://www.wallstreet-online.de/nachric ... n-anzapfen
ähnlicher Artikel in der
WELT
Originalmeldung von Reuters in Englisch
hier.
Während bei dem geplanten "europäischen Investitionssparbuch" jeder Bürger (hoffentlich) noch selbst entscheiden kann, ob er sein Geld dort anlegt, sieht es bei einer Aufweichung der Anlagekriterien für Versicherungsbeträge schon anders aus. Die EU will die am Markt geforderten Zinsen drücken und den Kreditnehmern so einen Wettbewerbsvorteil einräumen. Ähnliches kennt man bereits von Basel III und den Staatsanleihen. Diese zählen - da sie angeblich "sicher" und nicht ausfallgefährdet sind (GR
) - zu den nicht risikobehafteten Ausleihungen, für die kein Eigenkapital vorgehalten werden muß. Dadurch ist es den (Süd-)Staaten möglich, niedrigere Zinsen zu zahlen, als sie der Markt unter normalen Bedingungen verlangen würde.
Natürlich kann die EU entsprechende Anlagen in Firmen- und/oder Mikrokredite als "sicher" erklären und den Versicherungskonzernen eine Anlage "empfehlen" - nur müßte dann auch eine Garantie (durch den ESM?) erfolgen und im Endeffekt zahlte bei Ausfall der (nord-)europäische Steuerzahler.
Egal ob mit Garantieerklärung oder nicht - in jedem Fall stellt sich die Frage, wer das Kreditausfallrisiko prüfen soll.
Diese Prüfung kann wohl kaum durch die Herren Kommissare oder den ESM im fernen Brüssel bzw. Luxemburg erfolgen, denn die Kredite sollen einer Kfz-Werkstatt auf Rhodos oder einem Textilbetrieb in Badajoz gewährt werden. Dafür fehlen den Herren bei aller ihrer Weisheit nun doch die Ortskenntnisse. Es bleibt also nur die Möglichkeit, die Prüfung durch die örtlichen Kreditinstitute vornehmen zu lassen, die die Kreditanträge dann weiterleiten. Das wäre aber exakt die Konstellation, die zur subprime-Krise in den USA führte: Die örtlichen Banken "prüften" wohlwollend die Kreditanträge. Da sie nicht hafteten und für jeden Antrag ein Entgelt (Provision) erhielten, war es für sie praktisch eine Gelddruckmaschine - je mehr Anträge geprüft wurden, desto höher die Provision und da Kreditgenehmigungen (auch in bisher aussichtslosen Fällen) zu weiterer "Nachfrage" führten, kann man sich die "Prüfungsqualität" vorstellen - man will ja schließlich Geld verdienen. Den Kreditgeber (z.B. Hypothekenbanken) interessierte es relativ wenig, denn er verteilte über Verbriefungen sein Risiko weiter an den - dummen - Letztabnehmer. Bahnt sich hier eine Neuauflage des "dumb german money" an
Speziell aus Deutschland stammende Investoren werden allerdings als besonders vertrottelt angesehen. „Dumb German Money“ (manchmal auch als „Stupid German Money“ bezeichnet) ist seit Jahren schon ein fester Begriff an den globalen Finanzmärkten.
(...)
Seitdem wurde dieser Begriff auf eine Vielzahl von Finanztransaktionen ausgeweitet, mit denen deutsche Anleger oder Banken Geld verlieren konnten. Ob nun kurz vor dem Platzen der Immobilienblasen in USA oder Spanien noch schnell Finanzierungen für bankrottverdächtige Großprojekte angeschoben werden mussten, ob griechische Staatsanleihen gekauft wurden, immer waren deutsche Banken an vorderster Front mit dabei. Wenn chinesische Schwindelfirmen an die Börse gingen, dann machen sie dies nicht in Schanghai, sondern in Frankfurt, weil hier die Leichtgläubigen Schlange standen. Wenn Geld für überflüssige Schiffe, Riesenräder in Singapur oder unrentable Ölsandprojekte in Kanada benötigt wurde, dann sammelte man dies nicht in den Heimatländern der Initiatoren ein, sondern bei deutschen Zahnärzten, Lehrern und Ingenieuren.
Das DIW in Berlin hat vor Kurzem ermittelt, was deutsche Investoren alleine im Ausland verloren haben. Die Kalkulationen haben seit 1999 einen Verlust von ca. 4 Mrd. € ergeben. Rechnet man seit 26, also unmittelbar vor dem Ausbruch der Finanzkrise, waren es ca. 6 Mrd. €. Für eine Exportnation wie Deutschland ist es normal, dass Kapital im Ausland investiert wird. Nicht normal hingegen ist es, wenn dieses Kapital stattdessen sinnlos verbrannt wird.
http://www.blicklog.com/213/9/17/dumb-german-money/
Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und soll - wenn er will - in entsprechende Produkte investieren (können). Ich halte es aber für absolut falsch, die bewährten und strengen Regeln bei der Anlage von Versicherungsgeldern aufzuweichen, um einen Scheinboom in den Peripherieländern zu erzeugen und dafür die Lebensersparnisse vieler Bürger zu verschleudern
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Ohne Euro gäbe es diese Probleme nicht!