Pro und Contra Todesstrafe

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Pit
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Beitrag von Pit »

Wieso ?

Gruß, Pit
Ewald Mrnka hat geschrieben: Die Alliierte Geschichtsauffassung allein verblödet nämlich.
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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Ewald Mrnka hat geschrieben:
asderrix hat geschrieben:Ihr zwei solltet nach der zweiten Flasche Schnaps nichts mehr schreiben, solcher Stuss ist ja nur bei vollkommener Trunkenheit zu entschuldigen:
Daß er solche Strafe grundsätzlich verdient hat, scheint mir relativ klar.
Allerdings haben dieselbe Strafe, nein: härtere Strafe ein paar andere
Gestalten zehnmal mehr verdient, als da wären George Bush, Richard
Cheney, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz etc. Ferner war der Prozeß
gegen Saddam eine Farce, klassische Sieger- und Mordjustiz.
Daß Saddam kein Herzchen ist, wissen wir alle. Das Lumpenpack in Washington, London und anderswo ist noch schuldiger.
Und Du solltest Dir zu Abwechslung mal was anders als Bild-Zeitung (+ deren Abkömmlinge) lesen und Dir nicht auschließlich die Hofgeschichtsberichterstattung des ZDF reinziehen. Die Alliierte Geschichtsauffassung allein verblödet nämlich.
Es kann aber nicht nur die sein, du liest die ja garnet.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Martin, ich kann natürlich nicht für Ewald sprechen, aber um meine
Interpretation seines obigen Beitrags noch einmal klarer zu fassen:

Ich zielte auf die Redewendung vom „Märtyrermachen“ ab. Auch viele
ungerechte Sachen haben ihre „Märtyrer“. Die Nazis etwa hatten ihren
eigenen Märtyrerkult. Denk an Horst Wessel. »Kam’raden, die Rotfront
und Reaktion erschossen.« In diesem Sinne warnt man auch nicht selten
davor, Vertreter feindlicher Bewegungen zu „Märtyrern“ zu machen.

Das gilt vor allem dann, wenn der Gegner, der echte oder vermeintliche
Polit-Delinquent nicht nur hart, sondern ungerecht behandelt wird. Un-
gerecht aber ist die Behandlung Saddam Husseins ganz offensichtlich.
Damit meine ich nicht die verhängte Strafe – über die will ich mich nicht
auslassen, denn ich bin nicht zum Richter über den Mann bestellt –, son-
dern den Prozeß und seine Begleitumstände.

Zu den Nürnberger Prozessen, die hier nun wirklich nicht das Thema
sind, merke ich bloß in Parenthese an, daß sie ebenso wie die blutigen
Schauprozesse Stalins oder Titos geltendes nationales und internationa-
les Recht mit Füßen getreten haben. Noch einmal: Es geht bei einer sol-
chen Feststellung nicht im Ansatz um Schuld oder Unschuld der Ange-
klagten. Es geht um den widerrechtlichen Charakter der Prozesse an
sich. Um den widerrechtlichen Charakter von Schauprozessen.

Letzter Punkt, dein „Antiamerikanismus“-Vorwurf. Ich weiß, daß es
diesbezüglich kaum Verständigungsmöglichkeiten gibt. Dennoch sage
ich es: Es geht nicht um „Amerika“ oder „die Amerikaner“, sondern um
das derzeitige US-Régime, allerdings auch um das System, welches es
trägt. Dies Régime allerdings ist um ein Vielfaches bösartiger und gefähr-
licher denn ein kleines Licht wie der arabische Durchschnittspotentat
Saddam Hussein.

Saddam Hussein war eine Figur auf dem Schachbrett der Amerikaner.
Erst warfen sie ihn in die Schlacht, dann haben sie ihn geopfert. Böse
mag er gewesen sein oder vielleicht auch noch sein. Der Spieler aber, der
die Figuren zieht, steht auf einer ganz andern Ebene. Das gilt auch von
seiner Bosheit.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Hallo Robert,
Letzter Punkt, dein „Antiamerikanismus“-Vorwurf. Ich weiß, daß es
diesbezüglich kaum Verständigungsmöglichkeiten gibt. Dennoch sage
ich es: Es geht nicht um „Amerika“ oder „die Amerikaner“, sondern um
das derzeitige US-Régime, allerdings auch um das System, welches es
trägt. Dies Régime allerdings ist um ein Vielfaches bösartiger und gefähr-
licher denn ein kleines Licht wie der arabische Durchschnittspotentat
Saddam Hussein.

Saddam Hussein war eine Figur auf dem Schachbrett der Amerikaner.
Erst warfen sie ihn in die Schlacht, dann haben sie ihn geopfert. Böse
mag er gewesen sein oder vielleicht auch noch sein. Der Spieler aber, der
die Figuren zieht, steht auf einer ganz andern Ebene. Das gilt auch von
seiner Bosheit.
Sicher wissen wir nicht alles, was hinter den Kulissen abläuft, ich bin auch nicht von Busch und Ko. begeistert, gehöre nicht zu denen die sagen, er betet jeden Morgen, also ist alles was er tut i. O., aber die irakischen Verbrechen, das was Hussein tat, denen in die Westernstiefel zu schieben, ist genau so falsch, wie sie in den Himmel zu heben.

lg
asder

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pit hat geschrieben:Und das die Verbrecher des NS-Regimes angeblich ungerecht
behandelt wurden, halte ich für haltlos.
Ist es denn ein zu verabscheuender Fall von "Siegerjustiz"; wenn
den Angeklagten Dolmetscher, ein Verteidiger, faire Haftbedin-
gungen während des Prozesses etc. gewährt werden?
Lieber Pit, weil das nicht unser Thema ist, bloß ganz kurz eine weitere
Anmerkung dazu:
• Das alliierte Tribunal war nach dem Völkerrecht nicht zuständig.
    Mit andern Worten: Es hätte überhaupt nicht über die Beschuldigten
    zu Gericht sitzen dürfen.
• Es hat teilweise aufgrund eigens neu erdachter Straftatbestände ge-
    und verurteilt; ein eklatanter Verstoß gegen einen der elementaren
    Grundsätze des Strafrechts: nulla poena sine lege („keine Strafe ohne
    Gesetz“).
• Von alliierter Seite wie von seiten deren Verbündeter, namentlich Po-
    lens und der Tschechei, wurden Verdächtige und Zeugen in erhebli-
    chem Ausmaß gefoltert. Solche erfolterten Aussagen waren auch Be-
    weismittel bei den Nürnberger Prozessen.
Mehr will ich dazu nicht sagen. Das genügt aber auch.
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Hypatia
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Saddam

Beitrag von Hypatia »

Ich verfärbe mich vor lauter Scham in 12 verschiedene Rottöne, wenn ich Eure Argumente höre. Todesstrafe, Tribunal - sind wir Christen?

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Robert Ketelhohn
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Re: Saddam

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Alexandra Zayadeh hat geschrieben:Ich verfärbe mich vor lauter Scham in 12 verschiedene Rottöne,
wenn ich Eure Argumente höre. Todesstrafe, Tribunal - sind wir
Christen?
Ich verstehe im Augenblick nicht ganz, auf wen du abzielst.
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Hypatia
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Tut mir leid

Beitrag von Hypatia »

Ich habe mich wahrscheinlich nicht sehr deutlich ausgedrückt. Es ist nur so, daß ich mich über den willkürlich herbeigeführten Tod eines Menschen nicht trösten kann. Mag er Despot, Verbrecher oder sonstwer gewesen sein. Sorry. Wofür ist unser Herr gestorben?

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Saddam Hussein war eine Figur auf dem Schachbrett der Amerikaner.
Erst warfen sie ihn in die Schlacht, dann haben sie ihn geopfert. Böse
mag er gewesen sein oder vielleicht auch noch sein. Der Spieler aber, der
die Figuren zieht, steht auf einer ganz andern Ebene. Das gilt auch von
seiner Bosheit.[/align][/color]
So und nicht anders muß man die Sache sehen. Saddam ist eine kleine Nummer - die Jungs, die ihn zur Strecke gebracht haben sind viel größere Gangster. In gewisser Hinsicht habe ich mit Saddam Mitleid.

Auf jeden Fall wird er zum Märtyrer für die Sache der arabischen Unabhängigkeit und Ehre. Sein Tod wird alle seine Untaten auslöschen.

Ich empfehle übrigens zum Thema "Todesstrafe" und Kontinuität amerikanischer Siegerjustiz eine DVD-Dokumentation "Über Galgen wächst kein Gras".

Ist u.a. bei amazon zu haben. Aber wer weiß, wie lange noch? Man ist ja im meinungsfreiesten Deutschland aller Zeiten mittlerweile sehr rasch mit dem Indizieren von Büchern und Tonträgern. Wie bei Metternich & Co.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Also manchmal staunt man in diesem Forum ja schon gewaltig. Da erklären überzeugte Christen, jemand habe den Tod verdient, überhaupt sei das Töten legitim. Gleichzeitig möchten diese 10-Gebote-Ignoranten aber nicht darüber diskutieren, bemerken dann allerdings doch wieder in selbiger Diskussion, daß Saddam ein Märthyrer sei und er doch bitte seine gute Haltung bei behalten möge - welche auch immer das sein mag. Und dann sind wir wieder bei den bösen Alliierten, mit ihrem Bomben-Holocaust (NPD-Zitat, hier sicherlich ganz willkommen) und vermutlich bald auch wieder bei der jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung, die der liebe Onkel Adolf doch nur verhindern wollte.

Es ist nur so, daß ich mich über den willkürlich herbeigeführten Tod eines Menschen nicht trösten kann. Mag er Despot, Verbrecher oder sonstwer gewesen sein. Sorry. Wofür ist unser Herr gestorben?

Alexandra, Du sprichst mir aus dem Herzen! So sehr wie Ewald die Amerikaner in Gänze verurteilt - ihre eigenen Landsleute dürfen sie täglich wie Schlachtvieh behandeln - da handeln sie offenbar richtig.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Man ist ja im meinungsfreiesten Deutschland aller Zeiten mittlerweile sehr rasch mit dem Indizieren von Büchern und Tonträgern. Wie bei Metternich & Co.
Hat Udo Ulfkotte auch schon lernen müssen: http://www.litart.ch/islamkritik.htm
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Timotheus hat geschrieben:Gleichzeitig möchten diese 10-Gebote-Ignoranten
Ein 10-Gebote-Ignorant ist, wer aus dem fünften Gebot ein Verbot der Todesstrafe machen will.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Welche Aspekte sprechen denn für (!) die Todesstrafe?
Jetzt bitte nicht schreiben, daß die Todestrafe andere Täter abschreckt, denn das "Argument" ist widerlegt.

Gruß, Pit
Peregrin hat geschrieben:
Timotheus hat geschrieben:Gleichzeitig möchten diese 10-Gebote-Ignoranten
Ein 10-Gebote-Ignorant ist, wer aus dem fünften Gebot ein Verbot der Todesstrafe machen will.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Pit hat geschrieben:Welche Aspekte sprechen denn für (!) die Todesstrafe?
Darum geht es hier zunächst gar nicht, sondern darum, daß sich ein Verbot nicht aus den Zehn Geboten begründen läßt.
Jetzt bitte nicht schreiben, daß die Todestrafe andere Täter abschreckt, denn das "Argument" ist widerlegt.
Du meinst wohl, das Argument ist "widerlegt".
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Worum geht es denn?
Darum, ob es für Christen akzeptabel ist, die Todesstrafe anzuwenden oder zumindest für die Anwendung der Todesstrafe zu sein?
Oder darum, ob die Zehn Gebote für Christen von Bedeutung sind?
Oder darum, ob eine Legitimation der Todesstrafe aus den Zehn Geboten möglich ist?

Gruß, Pit
Peregrin hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Welche Aspekte sprechen denn für (!) die Todesstrafe?
Darum geht es hier zunächst gar nicht, sondern darum, daß sich ein Verbot nicht aus den Zehn Geboten begründen läßt.
Jetzt bitte nicht schreiben, daß die Todestrafe andere Täter abschreckt, denn das "Argument" ist widerlegt.
Du meinst wohl, das Argument ist "widerlegt".
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shag1
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Beitrag von shag1 »

Peregrin hat geschrieben: Ein 10-Gebote-Ignorant ist, wer aus dem fünften Gebot ein Verbot der Todesstrafe machen will.
sorry ... und zumindest ein Analphabet, wer kein Verbot der Todesstrafe will.

(nur so zum Nachdenken:
"Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein; Mt 5.21;
"Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; Mt 5.22;
"Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. "Mt 5.28 )

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

shag1 hat geschrieben:sorry ... und zumindest ein Analphabet, wer kein Verbot der Todesstrafe will.
Die Todesstrafe hat mit dem Gebot nichts zu tun. Sie ist sozusagen eine soziale Maßnahme, die selbstverständlich auch parallel zum fünften Gebot schon im alten Israel auf sozialer Ebene "verordnet" und praktiziert worden ist:
Levitikus 15:32ff hat geschrieben:Als nun die Kinder Israel in der Wüste waren, fanden sie einen Mann Holz lesen am Sabbattage. Und die ihn darob gefunden hatten, da er das Holz las, brachten sie ihn zu Mose und Aaron und vor die ganze Gemeinde. Und sie legten ihn gefangen; denn es war nicht klar ausgedrückt, was man mit ihm tun sollte. Der HERR aber sprach zu Mose: Der Mann soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen draußen vor dem Lager. Da führte die ganze Gemeinde ihn hinaus vor das Lager und steinigten ihn, daß er starb, wie der HERR dem Mose geboten hatte.
Und so weiter und so fort. Man braucht bloß weiterlesen. Der Herr sprach's zu Mose im Alten Testament. Die Notwendigkeit einer Abschaffung der Todesstrafe ergibt sich aber auch weder aus dem Neuen Testament, noch aus der Überlieferung oder der Geschichte der Kirche. Die Kirche hat trotzdem oft genug Partei für zum Tode Verurteilte ergriffen und vor den staatlichen Instanzen um Straßnachlaß gebeten. Es ist so ziemlich ausschließlich der christlichen moralischen Erziehung zu verdanken, daß Menschen heutzutage in diesem Kulturkreis eine negative Einstellung zur Todesstrafe haben. Der Grund dafür ist aber nicht das fünfte Gebot, sondern die Möglichkeit der Reue für zum Tode Verurteilte, d.i. das Seelenheil für diesen Menschen.
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.

Christian
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Vatikan verurteilt Todesstrafe

Beitrag von Christian »

Der Vatikan hat folgendes zum Tod von Saddam geschrieben, ich denke das sich diese Stellungnahme generell auf die Todesstrafe anwenden läßt.(Hervorhebung von mir)
FAZ 31.12.06

Auch der Vatikan hat das Urteil kritisiert. Es zeige, daß noch immer die Logik des „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ herrsche, sagte Kardinal Renato Raffaele Martino, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. „Gott hat das Leben geschenkt, und nur er darf es wieder nehmen“, sagte der Kurienkardinal am Sonntag in Rom.
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Ein extremistischer Kardinal ist nicht "der Vatikan".

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Martinos Äußerung verwundert nicht, sie entspricht aber nicht der
Lehre der Kirche. Da wird der Staat zur Ersatzkirche und zum Ersatzhimmel.

(Pelikan: „Extremist“ ist der Mann natürlich nicht. Ein typischer VN-Diplomat.)
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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Wer für die Todesstrafe ist, sollte selber auch bereit sein, diese zu vollziehen. Würdet ihr Saddam die Schlinge um den Hals legen, die Giftspritze setzen oder den Hebel für die Gaskammer oder den elektrischen Stuhl umlegen?
Wenn nicht, dann sollten alle mutigen Befürworter der Todesstrafe besser ihre Klappe halten. Mit dem Maul kann man vieles fordern, solange andere sich die Finger und ihre Seele dreckig machen.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Franz Sales hat geschrieben:Wer für die Todesstrafe ist, sollte selber auch bereit sein,
diese zu vollziehen.
Das ist doch wohl ein wenig demagogisch. Ich bin auch nicht bereit,
Richter, Polizist oder Soldat zu sein. Dennoch spreche ich diesen nicht
die Existenzberechtigung ab.

Das Grundproblem ist eure vollkommen verkehrte Auffassung vom
Wesen des Staates. Ihr seid fast alle von Hegel geprägt, ob ihr es merkt
oder nicht.

Ich empfehle – was ich hier schon oft getan habe, aber vergebens –,
bei Augustin in der civitas Dei über das Elend der Justiz, des Kriegswe-
sens und überhaupt der irdischen Staaterei nachzulesen. Beginne am
besten mit Buch XIX,6 (oder auch schon XIX,5).

Die Kirche hat diese Diskussion im übrigen längst geführt. Darf ein
Christ Soldat sein? Darf er Richter sein? Darf er Henker sein? – Die
Fragen sind entschieden. Er darf grundsätzlich. Aber was er dabei ge-
nau darf oder muß, das kann im einzelnen sehr schwer zu entscheiden
sein. Die Gefahren sind groß. Darum wird es in der Regel die bessere
Entscheidung sein, einen andern Beruf zu ergreifen, wenn nicht ganz
der Welt zu entsagen. Ich erinnere an das Beispiel des heiligen Martin.

Nur ändert all dies nichts am Recht und der Pflicht des Staats, sich im
Sinne des Gemeinwohls nach (schwachen) Kräften um irdischen Frie-
den und irdische Gerechtigkeit zu mühen. Dazu gehört das Schwert,
dazu gehören Strafe und Kriegführung.

Zu verurteilen ist nicht das Schwert, sondern sein Mißbrauch.
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Pit
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Beitrag von Pit »

Und es ist interessant, daß ich in Debatten über Für und Wider der Todesstrafe immer wieder feststelle, daß deren Befürworter konsequent die Todesstrafe für Mörder fordern, sobald ich aber sage, dann wäre es also in Ordnung, wenn z.B. deren Sohn, Bruder, Vater, Onkel oder ein anderer nahstehender Familienangehöriger wegen Mord zum Tod verurteilt und higerichtet würde, diese "konsequenten" Befürworter der Todesstrafe die Hinrichtung der eigenen Familienangehörigen konsequent ablehnen.

Gruß, Pit
FranzSales hat geschrieben:Wer für die Todesstrafe ist, sollte selber auch bereit sein, diese zu vollziehen. Würdet ihr Saddam die Schlinge um den Hals legen, die Giftspritze setzen oder den Hebel für die Gaskammer oder den elektrischen Stuhl umlegen?
Wenn nicht, dann sollten alle mutigen Befürworter der Todesstrafe besser ihre Klappe halten. Mit dem Maul kann man vieles fordern, solange andere sich die Finger und ihre Seele dreckig machen.
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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Die Gefahren sind groß.
So ist es. Deswegen ist die Todesstrafe in zivilisierten Ländern abzulehnen. Sie ist auch sinnlos, da sie erwiesenermaßen keinerlei Abschreckungseffekt hat. Und es hat nichts mit Hegel etc. zu tun, wenn man die überholte "Auge um Auge"-Theologie der Befürworter der Todesstrafe ablehnt. Wir leben schon seit 2000 Jahren im Neuen Bund.
Ziffer 2267 des KKK enthält die Lehre von "Evangelium Vitae" von JPII und erklärt, dass, obwohl die Kirche die Todesstrafe nicht vollkommen ausschließt, ihr unblutige Mittel vorgezogen werden müssen, wenn sie hinreichend sind, um die Sicherheit der Menschen zu schützen. Das dürfte -gerade auch im normalen Strafrechtssystem- jederzeit zu gewährleisten sein.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

FranzSales hat geschrieben:
Die Gefahren sind groß.
So ist es. Deswegen ist die Todesstrafe in zivilisierten Ländern abzulehnen.
Non sequitur. Die Gefahr besteht ja nur für den, der sich auf den Dienst einläßt und der muß das für sich selbst entscheiden. Für die Gesetzgebung folgt daraus nichts, solange sie nicht etwa Menschen zwingt, den Henker zu machen.
Sie ist auch sinnlos, da sie erwiesenermaßen keinerlei Abschreckungseffekt hat.
Nichts dergleichen ist "erwiesen", das wird nur von Studien mit Agenda behauptet.
Und es hat nichts mit Hegel etc. zu tun, wenn man die überholte "Auge um Auge"-Theologie der Befürworter der Todesstrafe ablehnt.
"Auge um Auge" ist keineswegs das einzige Argument. Da gibt es noch das ökonomische, das sozialhygienische, sogar das humanistische, außerdem den Sühneaspekt. Dagegen spricht nur, daß ein Hingerichteter keine Möglichkeit zur Reue mehr hat.
wenn sie hinreichend sind, um die Sicherheit der Menschen zu schützen. Das dürfte -gerade auch im normalen Strafrechtssystem- jederzeit zu gewährleisten sein.
Angesichts der derzeitigen Kriminalitätsentwicklung gerade auch im Bereich der Gewaltverbrechen trotz aus allen Nähten platzenden Gefängnissen kann das nur als Fiebertraum bezeichnet werden.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Walter
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Benedikt XVI. ist gegen die Todesstrafe

Beitrag von Walter »

Radio Vatikan hat geschrieben:Papst Benedikt hat sich mit einer Botschaft an die Teilnehmer eines Kongresses zur Abschaffung der Todesstrafe gewandt. Das meldet die französische Agentur AFP. In einer bei dem Treffen in Paris verlesenen Botschaft heißt es, die Todesstrafe sei nicht nur ein Angriff auf das Leben, sondern auch eine Beleidigung der menschlichen Würde. Den Staaten würden wirksamere Mittel zur Verfügung stehen, um weiteres Unrecht zu verhindern. Durch die Todesstrafe werde den Verurteilten jegliche Möglichkeit der Verteidigung genommen. Mehrere Hundert Teilnehmer nahmen an dem Kongress in Paris teil.
(afp 03.02.07 mc)
γενηθήτω το θέλημά σου·

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Sempre
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Re: Pro und Contra Todesstrafe

Beitrag von Sempre »

Johannes22101988 hat geschrieben:theoretisch können alle staaten [auf die Todesstrafe] verzichten, bloss die wollen es nicht in Ihren machtwahn :motz:
Apg 25,10f hat geschrieben:Paulus aber sprach: Ich stehe vor des Kaisers Gericht; da muss ich gerichtet werden. Den Juden habe ich kein Unrecht getan, wie auch du sehr wohl weißt. Habe ich aber Unrecht getan und todeswürdig gehandelt, so weigere ich mich nicht zu sterben; ist aber nichts an dem, dessentwegen sie mich verklagen, so darf mich ihnen niemand preisgeben. Ich berufe mich auf den Kaiser!
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Re: Pro und Contra Todesstrafe

Beitrag von Sempre »

Pit hat geschrieben:Kannst Du Argumente für die Todesstrafe nennen, z.B. bei Mord?
Wer den Wolf verschont, der tötet die Schafe.

Pit hat geschrieben:Und bitte nicht mit dem Abschreckungsargument kommen, das ist widerlegt.
Ich bitte um Vorlage der Widerlegung.

Gruß
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Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Pit
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Re: Pro und Contra Todesstrafe

Beitrag von Pit »

Sempre hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Kannst Du Argumente für die Todesstrafe nennen, z.B. bei Mord?
Wer den Wolf verschont, der tötet die Schafe.

Pit hat geschrieben:Und bitte nicht mit dem Abschreckungsargument kommen, das ist widerlegt.
Ich bitte um Vorlage der Widerlegung.

Gruß
Sempre
Ich könnte Dir die entsprechenden Daten aus der Gouverneurszeit von Schwarzenegger raussuchen, die ich als Favoriten abgelegt hatte (ich hoffe, ich habe sie noch), denn er liess die Todesstrafe in Kalifornien wieder zu, demnach müsste die Mordquote während seiner Amtzeit gesunken sein- da potentielle Mörder durch die drohende Todesstrafe abgeschreckt würden- es trat aber eine Stagnation ein und keine Senkung der Mordzahlen.
Ausserdem:
Lässt sich jemand, der einen Mord plant (und natürlich nicht mit der Verhaftung rechnet) mit der drohenden Strafe abschrecken- oder derjenige, der im Affekt einen Menschen tötet?
Übrigens habe ich Dich um Argumente für die Todesstrafe gebeten!
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Pit
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Re: Pro und Contra Todesstrafe

Beitrag von Pit »

Und Sempre antwortest Du nicht, weil ich nicht schreibe:
Toll, bei der Todesstrafe gibt es nur gerechte Urteile? ;)
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Re: Pro und Contra Todesstrafe

Beitrag von Pit »

Sempre hat geschrieben: ...
Apg 25,10f hat geschrieben:...
Habe ich... Unrecht getan und todeswürdig gehandelt, so weigere ich mich nicht zu sterben; ist aber nichts an dem, dessentwegen sie mich verklagen, so darf mich ihnen niemand preisgeben....
Beziehe das einfach auf die Afroamerikaner, die in den Todestrakten us-amerikanischer Gefängnisse sind- auf wieviele trifft eine gerechte Verurteilung zu?
Und wieviele wurden nach Jahren,teils Jahrzehnten freigelassen, weil sich herausstellte, daß sie nicht schuldig waren?
Und dazu gibt es Statistiken!
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Re: Pro und Contra Todesstrafe

Beitrag von Sempre »

Pit hat geschrieben:Ich könnte Dir die entsprechenden Daten aus der Gouverneurszeit von Schwarzenegger raussuchen
Das wäre keine Widerlegung, das wäre eine nicht repräsentative Stichprobe. In den vierzig Jahren von 1749 und 1789 gab es in Paris bei Todesstrafe nur zwei Morde. Und was beweist das?

Pit hat geschrieben:Lässt sich jemand, der einen Mord plant (und natürlich nicht mit der Verhaftung rechnet) mit der drohenden Strafe abschrecken- oder derjenige, der im Affekt einen Menschen tötet?
Der eine ja, der andere nein. Das war aber dann jedenfalls sein letzter Mord.

Pit hat geschrieben:Übrigens habe ich Dich um Argumente für die Todesstrafe gebeten!
Und ich habe ein Argument angegeben: Wer den Wolf verschont, der tötet die Schafe.

Gruß
Sempre
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