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Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Dienstag 10. Dezember 2013, 22:29
von Raphael
Tritonus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Einmal ganz säkular argumentiert:
Gesetze wirken bewußtseinsbildend!

Die jeweilige menschliche Gesellschaft, die diese Gesetze verabschiedet hat, verpflichtet mit der Verabschiedung naturgemäß die Mitglieder ebendieser Gesellschaft zu deren Einhaltung. In den Gesetzen ist immer ein Urteil über den Unwert der inkriminierten Taten enthalten. Cum grano salis weiss also jedes Mitglied der Gesellschaft, wie es sich nach der Verabschiedung eines Gesetzes verhalten soll bzw. wie es sich besser nicht verhalten sollte. Dies gilt insbesondere für Gesetze, die das Leben (bzw. Straftaten gegen das Leben) als moralischen Höchstwert einer jeden Gesellschaft zum Gegenstand haben.
Gut zusammengefasst, finde ich.

Trotzdem muss ich gestehen, dass mein eigenes Empfinden, wonach das Gut oder Böse meiner Taten zu beurteilen ist, ein ganz anderes ist, und dass dieses Empfinden reichlich wenig vom Strafgesetzbuch geprägt ist.

Warum unterlasse ich bestimmte Taten? Weil sie illegal sind und ich mit Strafe bedroht werden? -- Ich muss sagen: Nein, denn falls es Taten gäbe, die illegal wären, die ich aber für legitim oder gar für geboten hielte, dann würde ich nicht zögern, sie zu tun, dann eben möglichst ohne mich erwischen zu lassen, egal was das StGB dazu sagt.

(Ein reichlich triviales Beispiel aus der jüngeren Geschichte: Die Prohibitionsgesetzgebung in den USA. Alkoholausschank war illegal, aber niemanden kümmerte das; das Gesetz änderte überhaupt kein Bewusstsein, es machte nichts besser, sondern förderte im Gegenteil geradezu explosionsartig den Aufbau organisierter Kriminalität, bis schließlich das Gesetz aufgehoben wurde.)

Das zeigt: Es reicht nicht, einfach ein Gesetz einzuführen, um das Bewusstsein einer Gemeinschaft zu ändern. Entweder ist ein Gesetz bereits im allgemeinen Bewusstsein und wird in seinen Grundzügen akzeptiert, lange bevor es überhaupt ratifiziert wird; dann hat das Gesetz auch eine Chance, ernstgenommen und befolgt zu werden. Oder es wird nicht akzeptiert, dann kann die Legislative Bände von Gesetzbüchern und Kommentaren damit füllen, und der Verstoß gegen das Machwerk bleibt doch im Bewusstsein der Mehrheit ein "Kavaliersdelikt".

Derselbe Mechanismus spielt sich bei der Abschaffung von Gesetzen ab: Dass ich persönlich Abtreibungen ablehnend gegenüberstehe, hat doch nullkommanix damit zu tun, dass Abtreibung nach Paragraph Sowieso irgendeines Gesetzesschinkens illegal ist, sondern ausschließlich mit meinen Wertvorstellungen, die sich an christlichen Grundwerten orientieren. Ich brauche das Gesetz also nicht. Falls jemand Abtreibungen nicht prinzipiell, d.h. aus sich selbst heraus ablehnt, dann kann auch kein Gesetzbuch ihn (oder in diesem Fall besser gesagt: sie) daran hindern, eine Abtreibung durchführen zu lassen, dann eben heimlich oder mit Hausmittelchen oder im Ausland, so wie es hier früher ablief. Diese Person braucht auch kein Gesetz.

Zusammenfassung: Ich schließe nicht aus, dass Gesetze bewusstseinsbildend wirken können. Aber auch das wäre keine Einbahnstraße, es geht immer auch anders herum: Das mehrheitliche Bewusstsein wirkt gesetzbildend. Deshalb halte ich es für wesentlich zielführender, am Bewusstsein der Menschen neu anzusetzen (Mission), als den Verlust von "guten alten Gesetzen" zu beklagen.
Diese Argumentation ist aus der Soziologie als "die normative Kraft des Faktischen" bekannt. Sie verkennt die conditio humana und sieht den Gesetzgeber lediglich als einen Notar des Volkswillens an.

Biblisch betrachtet ist jedoch Anderes richtig: Nachdem Moses die 10 Gebote auf dem Berg Sinai erhalten hatte und das Volk in gotteslästerlicher Weise das Goldene Kalb anbetete, zerbricht Moses die Gesetzestafeln. Aber - und das ist der Clou der Geschichte - er bekommt sie eine zweites Mal von Gott gegeben. Die Gesetze gelten also trotz des Unwillens des Volkes!

Und Jesus höchstselbst äußert zum Thema folgendes:
Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
(Mt 5, 17 ff.)

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Dienstag 10. Dezember 2013, 23:01
von Pit
Jesus sagt,dass er die Gebote erfüllt,ausgefüllt hat oder anders gesagt:
Wir müssen sie nicht mehr erfüllen (und könnten es auch garnicht!),eben weil (!) er (!) sie zur Erfüllung gebracht hat.
Raphael hat geschrieben: Biblisch betrachtet ist jedoch Anderes richtig: Die Gesetze gelten also trotz des Unwillens des Volkes!

Und Jesus höchstselbst äußert zum Thema folgendes:
Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. ...

(Mt 5, 17 ff.)

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Dienstag 10. Dezember 2013, 23:13
von umusungu
Raphael hat geschrieben:Hat denn Mandela in irgendeiner Äußerung - und sei es ein Halbsatz - erkennen lassen, daß er die von ihm unterschriebenen Abtreibungsgesetze für unrecht hält?
Hat er sie forciert und beworben?

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Dienstag 10. Dezember 2013, 23:30
von Caviteño
Dompfaff hat geschrieben:Auf den Philippinen wird abgetrieben wie überall: in der Illegalität.
Von 500 000 geschätzten vorgeburtlichen Tötungen muß man ausgehen.
Die Frage war doch, warum die PH offizielle Hilfe erhalten, obwohl sie die Abtreibung nicht erlauben.
Den Unterschied zwischen individuellen illegalen Handlungen in einem Land und dem offiziellen Eingehen des Staates auf eine Forderung, um Hilfe zu erhalten (wie behauptet wurde) muß ich aber nicht erklären - oder?

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 00:40
von Peregrin
Der Grund liegt in der strategischen Bedeutung, vermute ich.

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 01:38
von Tritonus
Raphael hat geschrieben:Diese Argumentation ist aus der Soziologie als "die normative Kraft des Faktischen" bekannt. Sie verkennt die conditio humana und sieht den Gesetzgeber lediglich als einen Notar des Volkswillens an.
Da würde ich unterscheiden:
Was einen menschlichen Gesetzgeber angeht, kann dieser doch Notar des Volkswillens sein. Dass das in einer parlamentarischen Demokratie so sei, wird jedenfalls immer wieder behauptet.
Der Göttliche Gesetzgeber ... entwirft Gesetze nach eigenen Maßstäben.
Raphael hat geschrieben:Biblisch betrachtet ist jedoch Anderes richtig: Nachdem Moses die 10 Gebote auf dem Berg Sinai erhalten hatte und das Volk in gotteslästerlicher Weise das Goldene Kalb anbetete, zerbricht Moses die Gesetzestafeln. Aber - und das ist der Clou der Geschichte - er bekommt sie eine zweites Mal von Gott gegeben.
Ja.
Raphael hat geschrieben:Die Gesetze gelten also trotz des Unwillens des Volkes!
Nein. Wie kommst Du denn darauf?

Ordentliche Gesetze werden mit einem Vertrag bzw. Bundesschluss (in diesem Fall: Alter Bund / Altes Testament) gültig, bei dem mindestens zwei beteiligte Seiten (hier: Gott und das Volk) ihre Zustimmung geben. Gott ist kein Despot, der einfach Hinz und Kunz "trotz ihres Unwillens" Gesetze aufzwingt. Er respektiert den freien Willen:
[Mose sprach zum Volk:] Heute hast du der Erklärung des Herrn zugestimmt. Er hat dir erklärt: Er will dein Gott werden, und du sollst auf seinen Wegen gehen, auf seine Gesetze, Gebote und Rechtsvorschriften achten und auf seine Stimme hören. Und der Herr hat heute deiner Erklärung zugestimmt. Du hast ihm erklärt: Du möchtest das Volk werden, das ihm persönlich gehört, wie er es dir zugesagt hat. Du willst auf alle seine Gebote achten ...
(Dtn 26, 18)

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 02:30
von Fragesteller
Tritonus hat geschrieben:
Ordentliche Gesetze werden mit einem Vertrag bzw. Bundesschluss (in diesem Fall: Alter Bund / Altes Testament) gültig, bei dem mindestens zwei beteiligte Seiten (hier: Gott und das Volk) ihre Zustimmung geben. Gott ist kein Despot, der einfach Hinz und Kunz "trotz ihres Unwillens" Gesetze aufzwingt. Er respektiert den freien Willen:
[Mose sprach zum Volk:] Heute hast du der Erklärung des Herrn zugestimmt. Er hat dir erklärt: Er will dein Gott werden, und du sollst auf seinen Wegen gehen, auf seine Gesetze, Gebote und Rechtsvorschriften achten und auf seine Stimme hören. Und der Herr hat heute deiner Erklärung zugestimmt. Du hast ihm erklärt: Du möchtest das Volk werden, das ihm persönlich gehört, wie er es dir zugesagt hat. Du willst auf alle seine Gebote achten ...
(Dtn 26, 18)
Du kannst das Prinzip aber nicht überdehnen. Ein Gesetz ist ein Gesetz und wird vom Souverän gegeben, und das ist - nach göttlichen Maßstäben - nur einer. Es ist nicht überliefert, dass Adam zugestimmt habe, dass er den Apfel nicht essen dürfe. Und selbst wenn, hätte er nach Deiner Argumentation in diesem Zusammenhang (denn es geht hier ja um eine menschliche, positivrechtliche und nachträgliche Gesetzesänderung) seine Zustimmung auch nachträglich zurückziehen und sich zusammen mit Eva ohne Gott eine andere Regelung überlegen dürfen, was klar nicht der Fall ist. (Dass er's nicht durfe, heißt freilich nicht, dass er's nicht konnte und auch tat. Aber das ist eine andere Frage).

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 07:26
von Raphael
Pit hat geschrieben:Jesus sagt,dass er die Gebote erfüllt,ausgefüllt hat oder anders gesagt:
Wir müssen sie nicht mehr erfüllen (und könnten es auch garnicht!),eben weil (!) er (!) sie zur Erfüllung gebracht hat.
Selten so einen Unfug gelesen! :patsch:

Geh einmal in Dich und überleg Dir, was Du da eigentlich geschrieben hast: Jesus als Lehrer der Gesetzlosigkeit? :vogel:

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 07:29
von Raphael
umusungu hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Hat denn Mandela in irgendeiner Äußerung - und sei es ein Halbsatz - erkennen lassen, daß er die von ihm unterschriebenen Abtreibungsgesetze für unrecht hält?
Hat er sie forciert und beworben?
Ja!
Selbstverständlich hat Mandela das Gesetz zur Freigabe der Abtreibung forciert: Erst durch seine Unterschrift als Staatspräsident erlangte es Gültigkeit!

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 07:41
von Raphael
Tritonus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Diese Argumentation ist aus der Soziologie als "die normative Kraft des Faktischen" bekannt. Sie verkennt die conditio humana und sieht den Gesetzgeber lediglich als einen Notar des Volkswillens an.
Da würde ich unterscheiden:
Was einen menschlichen Gesetzgeber angeht, kann dieser doch Notar des Volkswillens sein. Dass das in einer parlamentarischen Demokratie so sei, wird jedenfalls immer wieder behauptet.
Zuende gedacht führt das in den Bolschewismus: Die Mehrheit soll immer Recht haben, weil sie gemäß demokratischer Gepflogenheiten die Macht hat, das Recht zu setzen.

Wem der Zirkelschluß nicht auffällt, sollte es 'mal mit leichten Schlägen auf den Hinterkopf versuchen, die erhöhen bekanntlich das Denkvermögen! :roll:
Tritonus hat geschrieben:Der Göttliche Gesetzgeber ... entwirft Gesetze nach eigenen Maßstäben.
Die Gesetze des göttlichen Gesetzgebers sind gnadenhafterweise dem menschlichen Kleinmut entzogen.
Tritonus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Die Gesetze gelten also trotz des Unwillens des Volkes!
Nein. Wie kommst Du denn darauf?
Weil Gott der Souverän ist!
Seine Gesetze erlangen demzufolge immer Gültigkeit und zwar durch Proklamation.
Tritonus hat geschrieben:Ordentliche Gesetze werden mit einem Vertrag bzw. Bundesschluss (in diesem Fall: Alter Bund / Altes Testament) gültig, bei dem mindestens zwei beteiligte Seiten (hier: Gott und das Volk) ihre Zustimmung geben. Gott ist kein Despot, der einfach Hinz und Kunz "trotz ihres Unwillens" Gesetze aufzwingt. Er respektiert den freien Willen:
[Mose sprach zum Volk:] Heute hast du der Erklärung des Herrn zugestimmt. Er hat dir erklärt: Er will dein Gott werden, und du sollst auf seinen Wegen gehen, auf seine Gesetze, Gebote und Rechtsvorschriften achten und auf seine Stimme hören. Und der Herr hat heute deiner Erklärung zugestimmt. Du hast ihm erklärt: Du möchtest das Volk werden, das ihm persönlich gehört, wie er es dir zugesagt hat. Du willst auf alle seine Gebote achten ...
(Dtn 26, 18)
Ja, die Argumentation kenne ich und habe sie in der Vergangeheit sogar schon verwendet! :tuete:

Allerdings habe ich mich eines Besseren belehren lassen: Die Proklamation der Gesetze ist nämlich ein Gnadenakt des uneingeschränkten Souveräns. ER will diejenigen, für die die Gesetze bestimmt sind, nicht im Ungewissen lassen. Deshalb klärt er sie mithilfe der Gesetzesproklamation auf. Nun wissen diejenigen, für die die Gesetze bestimmt sind, woran sie sind und können ihr Verhalten entsprechend disponieren.

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 08:59
von Robert Ketelhohn
Diese Debatte geht vollständig in die Irre. Bitte das hier irrelevante
Abtreibungsthema zu beenden, sonst wird dichtgemacht.

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 09:11
von Raphael
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Diese Debatte geht vollständig in die Irre.
Wie meinen? :hmm:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Bitte das hier irrelevante Abtreibungsthema zu beenden, sonst wird dichtgemacht.
Das Abtreibungsthema ist ein nicht unwichtiges Detail in der Biographie von Mandela! 8)
Auf jeden Fall ist es erforderlich, um ein Gesamtbild ([Punkt]) der Moralität dieses hochgelobten Freiheitskämpfers zu bekommen. :regel:

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 09:21
von Robert Ketelhohn
Abtreibung ist ein Allerweltsthema, sie wird von nahezu jedem führenden Politiker weltweit unterstützt. Das ist ein Problem für sich, ein großes, gewiß, aber keins, das taugte, Mandela als Staatsmann zu beurteilen. Wenn es um die Kanonisierung eines Gläubigen der katholischen Kirche ginge, dann wär’s natürlich anders. Aber das kann ja wohl keiner ernsthaft meinen. Also bitte, zum Staatsmann Mandela, Leute.

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 10:20
von Lacrimosa
Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. (Matthäus 5,17 ff.)
Tritonus hat geschrieben:[…] Deshalb halte ich es für wesentlich zielführender, am Bewusstsein der Menschen neu anzusetzen (Mission), als den Verlust von "guten alten Gesetzen" zu beklagen. […]
Ja, Mandela hat ein säkulares Gesetz zur Legalisierung der Abtreibung unterschrieben. Ja, das verstößt gegen das göttliche Gebot. Aber durch das „Gebot der Stunde“, gegenüber dem Leid des afrikanischen Volkes, waren praktische Maßnahmen gefragt. Diese mögen das göttliche Gesetz zwar (noch) nicht erfüllt haben, aber aufgehoben, haben sie es damit nicht …

Jesus beschreibt in seiner Lehre eine hehre Vision: Die eines „besseren Menschen“. Und nur der kann das Gesetz erfüllen. Da sehe ich die meisten nicht. Nach seiner Lehre sind wir aufgerufen, wenn wir das Gesetz einmal ausfüllen möchten, uns in unserer Lebensspanne weiterzuentwickeln. Ein von außen oktroyiertes Gesetz reicht nicht aus, denn der Mensch verändert sich stets nur von innen her. Manchmal scheint es auch so, Gesetze seien dazu da, um gebrochen zu werden – weil darin die Sprengkraft zur Weiterentwicklung liegt. Im Gesetzesbruch offenbart sich dann auch eine Lehre, wenn man sie zu deuten versteht: Wo klemmt es? Wo muss ich mich ändern? Denn würde das Gesetz von vornherein befolgt, wäre es schon verinnerlicht, ja, das Gesetz wäre überflüssig.

Jesus spricht nicht von einem Status-quo, er skizziert eine Entwicklungsspanne (bis Himmel und Erde vergehen). Und er schreibt weiter: Wer es da versteht, das Himmelreich zu lehren, wird bei Gott groß sein. Es ist wie Tritonus schreibt: Am Bewusstsein der Menschen neu anzusetzen, ist der Weg, müsste der Weg sein. (Dazu hat Mandela auf seine Weise beigetragen.)

Mir fällt dazu noch eine Redensart ein: Den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Das ist in der Medizin an der Tagesordnung. Gerade dort, wo die Lebenserhaltung oberste Maxime ist. Denn kein Medikament wirkt ohne Nebenwirkungen, aber es heilt. So gesehen können, um die Ecke gedacht, säkulare Gesetze auch zieführend sein, wenn durch ihre innewohnende Sprengkraft sich langsam das kollektive Bewusstsein zum Besseren formt. Göttliche Gesetze werden niemals aufgehoben, aber säkulare Gesetze können ein Weg zu ihnen sein, so irritierend und falsch sie uns auch vorkommen mögen.

Re: Nelson Mandela ist gestorben!

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 10:52
von Florianklaus
Ewald Mrnka hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Nelson Mandela,der grosse Versöhner Südafrikas ist gestorben :traurigtaps: -- R.I.P. -- und er wird eine grosse Lücke hinterlassen.
Ja, ja, der Überlebensgroße Mandela & die erfolgreichen Halskrausen-Versöhner.

Du stehst ja eher auf Typen wie Putin, Pinochet oder Franco.

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 11:14
von Robert Ketelhohn
Lacrimosa hat geschrieben:Jesus beschreibt in seiner Lehre eine hehre Vision: Die eines „besseren Menschen“. Und nur der kann das Gesetz erfüllen.
Wie heißt der?

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 13:25
von Lacrimosa
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:Jesus beschreibt in seiner Lehre eine hehre Vision: Die eines „besseren Menschen“. Und nur der kann das Gesetz erfüllen.
Wie heißt der?
Deine Frage klingt einfach. Gleichwohl finde ich nicht zu einer Antwort, vielleicht ob ihrer Schlichtheit. An wen denkst du? :hmm:

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 13:54
von Robert Ketelhohn
Es kann nur einen geben … :blinker:

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 13:55
von Raphael
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es kann nur einen geben … :blinker:
Christopher Lambert, oder was? :nuckel:

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 14:00
von Lacrimosa
Raphael hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es kann nur einen geben … :blinker:
Christopher Lambert, oder was? :nuckel:
Ach der Highlander. Obwohl, unsterblich ist der ...

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 14:29
von Robert Ketelhohn
Und nun bitte im Ernst.

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 15:15
von Lacrimosa
Lacrimosa hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:Jesus beschreibt in seiner Lehre eine hehre Vision: Die eines „besseren Menschen“. Und nur der kann das Gesetz erfüllen.
Wie heißt der?
Deine Frage klingt einfach. Gleichwohl finde ich nicht zu einer Antwort, vielleicht ob ihrer Schlichtheit. An wen denkst du? :hmm:
Hat denn der neue Mensch einen Namen?

((Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden. (2 Korinther 5,17))

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 15:55
von Pit
Raphael,Fakt ist,dass Jesus die mosaischen Gebote erfüllt hat,ansonsten müssten (!) wir uns als Christen an jedes der Gebote halten...was übrigens auch die Israeliten nicht schafften.
Übrigens waren die Gebote keine Gesetz nach dem Schema:
"Hier sind die Gesetze und wer von euch sie nicht bis aufs Letze en detail befolgt,wird bestraft!"
Bei der Thora handelt es sich um einen Bundesschluss Gottes mit den Menschen (konkret dem Volk Israel).
Raphael hat geschrieben: Geh einmal in Dich und überleg Dir, was Du da eigentlich geschrieben hast: Jesus als Lehrer der Gesetzlosigkeit? :vogel:

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 17:38
von Fragesteller
Lacrimosa hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:Jesus beschreibt in seiner Lehre eine hehre Vision: Die eines „besseren Menschen“. Und nur der kann das Gesetz erfüllen.
Wie heißt der?
Deine Frage klingt einfach. Gleichwohl finde ich nicht zu einer Antwort, vielleicht ob ihrer Schlichtheit. An wen denkst du? :hmm:
Hat denn der neue Mensch einen Namen?
Natürlich.

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Mittwoch 11. Dezember 2013, 21:00
von Raphael
@ Pit
Pit hat geschrieben:Raphael,Fakt ist,dass Jesus die mosaischen Gebote erfüllt hat,ansonsten müssten (!) wir uns als Christen an jedes der Gebote halten...was übrigens auch die Israeliten nicht schafften.
Übrigens waren die Gebote keine Gesetz nach dem Schema:
"Hier sind die Gesetze und wer von euch sie nicht bis aufs Letze en detail befolgt,wird bestraft!"
Bei der Thora handelt es sich um einen Bundesschluss Gottes mit den Menschen (konkret dem Volk Israel).
Raphael hat geschrieben: Geh einmal in Dich und überleg Dir, was Du da eigentlich geschrieben hast: Jesus als Lehrer der Gesetzlosigkeit? :vogel:
Fakt ist, daß das von Dir Geschriebene unvereinbar ist mit der bereits weiter oben zitierten Passage aus dem Matthäus-Evangelium:
Jesus Christus hat geschrieben:Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
(Mt 5, 17 ff.)

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 09:20
von Robert Ketelhohn
Fragesteller hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:Jesus beschreibt in seiner Lehre eine hehre Vision: Die eines „besse-
ren Menschen“. Und nur der kann das Gesetz erfüllen.
Wie heißt der?
Deine Frage klingt einfach. Gleichwohl finde ich nicht zu einer Antwort,
vielleicht ob ihrer Schlichtheit. An wen denkst du? :hmm:
Hat denn der neue Mensch einen Namen?
Natürlich.
Nämlich Jesus von Nazareth, König der Juden. Das ist der Christus, der Ge-
salbte Gottes, der Messias der Juden und der Heiden.

Jesus Christus ist der, der das Gesetz erfüllt hat. Der einzige, der es konnte,
denn er ist Gott.

Dieser Jesus hat keine „Lehre“ gebracht und schon gar keine „hehre Vision“.
Bewahre. Er wäre verfault und verrottet wie alle Sektengurus vor ihm und
hernach, kein Hahn krähte nach ihm und wir wandelten weiter in Todesschat-
ten, verloren und ohne Rettung.

Dieser Jesus von Nazareth hat deine und meine Sünde getragen am Kreuz.
Er hat deinen und meinen und aller Tod besiegt in seiner glorreichen Aufer-
stehung im Fleisch. Er hat uns gegeben, Kinder Gottes zu werden in seinem
Blute, in seiner Nachfolge am Kreuz, an meinem und deinem Kreuz.

Kein Guru, kein Lehrer beßren Menschentums: vielmehr der Retter, der Hei-
land, der Erlöser: das Heil und Leben in Person.

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 09:23
von Robert Ketelhohn
Im übrigen diskutiere man bei Bedarf alle Fragen des Glaubens und der Moral
am geeigneten Ort im passenden Unterforum und Strang. Hier geht es um den
Untergrundkämpfer und Staatsmann Nelson Mandela. Bitte das zu beachten.

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 10:34
von Lacrimosa
Paulus an die Galater: „Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur.“

Paulus an die Korinther: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.“

@ Robert Ketelhohn

Davon bin ich ausgegangen, dass Jesus unser Heiland ist. Es beeindruckt mich, wie Jesus deine Rede entflammt.

Jedoch solltest du meine Ausdrucksweise nicht aus dem Kontext reißen, denn mit „hehrer Vision“ beschrieb ich lediglich die „gefühlte Kluft“ zwischen Jesus Christus und den meisten Menschen in meiner Umgebung. Diese nämlich verrotten, verfaulen gerade in ihrer kurzen Lebensspanne und wandeln im „Todesschatten“, weil wir – trotz Gesetze und Dogmen – dennoch nicht in ihm sind.

(Insgesamt ging ich von Tritonus aus, der am Bewusstsein der Menschen ansetzen wollte, um nicht alles, jetzt vereinfacht gesagt, durch Gesetze reglementieren zu müssen.)

Es wird mir Freude nehmen, mit dir zu kommunizieren, auch wenn es mich eigentlich interessiert was du denkst (und andere denken), wenn du meine Wortwahl in eine Schublade zu pressen versuchst und meinst, aus der offensichtlichen Lehre, die in den Gleichnissen Jesu steckt, bei mir etwas Gurusuchendes ableiten zu können.

Jesus war auch ein Lehrer: Er war vorbildhaft. Und die Worte, die er sprach, waren bewusst und schlicht, so dass ihn auch die Ärmsten (und Leute wie meine Wenigkeit) verstehen konnten.

Dass Jesus, der Nazarener, der einzige war, der das göttliche Gesetz erfüllen konnte, dem widerspreche ich nicht. Es würde schlechterdings nicht schaden, wenn wir Jesus als Lehrer in Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit ein wenig mehr nacheiferten: in Mitgefühl, gegenseitigem Respekt und deutlichen Worten, falls sie angebracht sind. Ich selbst gehe eher konstruktiv mit meinen „Todesschatten“ um und stimme mich im Gebet mit meinem Heiland ab, wenn ich mich reflektiere, versuche ein „besserer Mensch“ hier auf Erden und heil zu werden.

Verzeihung, wenn wir durch mich von Mandela abgewichen sind. :achselzuck:

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Donnerstag 12. Dezember 2013, 14:45
von Robert Ketelhohn
Danke. ;D Da sind wir doch wieder beieinander. – Und damit zurück zu Mandela, bitte!

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Samstag 14. Dezember 2013, 20:26
von Ewald Mrnka
Tacheles (könnte noch komplettiert :breitgrins: werden) zu diesem Übermenschen :breitgrins: der westlichen Wertegemeinschaft:

http://haolam.de/artikel_15783.html

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Sonntag 15. Dezember 2013, 10:48
von Edi
"Journalist übt Kritik an „sofortiger Heiligsprechung“ des südafrikanischen Nationalhelden – Ex-Ehefrau: „Die Welt betet Nelson zu sehr an.“

http://kath.net/news/44137

Re: Nelson Mandela - Wirken und Werk

Verfasst: Sonntag 15. Dezember 2013, 11:18
von Caviteño
Roger Köppel von der Weltwoche erinnert an die Weltlage zu Zeiten der Apartheid in Südafrika:
In den Nachrufen und Betrachtungen zu Nelson Mandela wird weithin ausgeblendet, dass das südafrikanische Apartheid-­Regime vor allem deshalb so lange überlebte, weil Mandelas marxistischer African National Congress (ANC) mit der Sowjetunion im Bunde stand. Die weissen Südafrikaner und der Westen konnten sich nicht sicher sein, was passieren würde, wenn die Schwarzen an die Macht gelangten. Würde ein sowjetischer Satellitenstaat wie in Angola, Äthiopien oder Moçambique installiert? In Angola zum Beispiel standen die Kubaner mit russischen Waffen. Wäre mit einer Liquidation oder Enteignung der weissen Schichten zu rechnen gewesen? Es ist kein Zufall, dass die Apartheid zeitgleich mit dem Kalten Krieg zu Ende ging.
(...)
Dass sich Mandela im Nachhinein als friedfertiger Versöhner über den Fronten hervortat, ist eine bedeutende Leistung und wird zu Recht gerühmt. Dass der Marxismus für ihn am Schluss keine Glaubenssache des Herzens war, sondern allenfalls eine Behelfsideologie zur Begradigung der Fronten gegen den weissen Feind im Inland, mag im Rückblick geklärt sein. Damals freilich war es nicht klar, und es gab gute Gründe, über die möglichen Folgen einer schwarzen Machtübernahme in Südafrika besorgt zu sein. Nach dem Untergang der Sowjetunion verloren diese Sorgen und damit die Apartheid ihre Grundlage.
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/213-5 ... 213.html