Zeitgeist kam da insofern zum Tragen, als man partout eine weltweite Vereinheitlichung erreichen wollte, während noch 500 Jahr zuvor praktisch jede Gegend ihren eigenen "Ritus" pflegte. Die stimmten freilich im Wesentlichen überein, aber die Unterschiede in der Zelebration dürften von Pfarrei zu Pfarrei und Diözese zu Diözese ähnlich groß gewesen sein wie heute im NOM.Salmantizenser hat geschrieben:Die tridentinische Liturgie ist Ausdruck eines Zeitgeistes? Also bitte, es handelt sich da weder um eine Liturgie, die von einer handvoll Leute auf dem Reißbrett zusammengeschustert wurde, noch unterscheidet er sich derart großartig von den Eigenriten, die in den meisten lateinischen Diözesen in Gebrauch war. Sicherlich hat da eine gewisse Mode usw. eine Rolle gespielt, aber der Vergleich mit dem 2. Vatikanum hinkt da mMn doch ganz gewaltig.
Auf dem Reißbrett entstanden war der "tridentinische" Ritus natürlich nicht, das ist aber auch der NOM nicht wirklich. Willkür muß man bei der Einführung letztlich beiden Varianten attestieren, denn Trient hat einfach das damals aktuelle Missale der päpstlichen Palastkapelle für alle verbindlich gemacht. Das war natürlich in mancherlei Hinsicht auch hirnrissig, denn man kann nicht einfach die päpstliche Pontifikalliturgie auf Dorfkirchen übertragen. Da wären andere, genauso gute Vorbilder vorhanden gewesen, die diesen Ansprüchen vermutlich besser gerecht geworden wären. Aber Päpste haben immer schon gemacht, was sie selber für richtig gehalten haben, und die Kirche hat's bisher noch immer überlebt.