Was ist ein "Gutmensch"?

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Raphael

Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Raphael »

Peti hat geschrieben:Und dann kommen auch immer noch die "Besser-Menschen", die sich immer über die Gutmenschen lustig machen.
(hier gibt es 495 Einträge zum Begriff Gutmenschen)
Ist da denn wenigstens auch 'ne anständige Definition des Gutmenschen dabei? :detektiv:

ad_hoc
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von ad_hoc »

Definition gefällig?

Gutmensch – einer, der Gutes will, aber durch Unüberlegtheit dem Bösen Vorschub leistet.
Der Gutmensch, vermeintlicherweise sich des eigenen steten guten Willens bewusst, will Gutes sagen und Gutes tun. Wenn er in aller Einfalt und mangels entsprechenden Wissens agiert, unterlässt er in der Regel das eigentlich Geforderte und Notwendige zu sagen und zu tun. Er handelt nicht, wo er handeln sollte und statt des Richtigen tut er das Falsche. Er will, unabhängig der Kenntnis von Fakten bzw. unter bewusster oder unbewusster Außerachtlassung solcher, Frieden und Einigkeit da, wo korrekterweise dasjenige Handeln gefordert ist, welche klar die Lüge von der Wahrheit unterscheidet und allein Frieden und Einheit schafft. Er wird, infolge seines zu nichts verpflichtenden und nicht überzeugenden Agierens nicht ernst genommen, weder von der einen noch von der anderen Seite.

Der Gutmensch will in der Regel alles den lieben Gott machen lassen. Er vergisst aber, dass Gott den Menschen in die Verantwortung gestellt und ihm eine Aufgabe hinterlassen hat, der er mit aller Macht, mit Herz, Geist und Seele und in Gedanken, Worten und Werken nachkommen sollte, um in der Nachfolge Jesu Christi zu verbleiben.

Gruß, ad_hoc
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Vir Probatus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Vir Probatus »

ad_hoc hat geschrieben:Definition gefällig?

Gutmensch – einer, der Gutes will, aber durch Unüberlegtheit dem Bösen Vorschub leistet.
Der Gutmensch, vermeintlicherweise sich des eigenen steten guten Willens bewusst, will Gutes sagen und Gutes tun. Wenn er in aller Einfalt und mangels entsprechenden Wissens agiert, unterlässt er in der Regel das eigentlich Geforderte und Notwendige zu sagen und zu tun. Er handelt nicht, wo er handeln sollte und statt des Richtigen tut er das Falsche. Er will, unabhängig der Kenntnis von Fakten bzw. unter bewusster oder unbewusster Außerachtlassung solcher, Frieden und Einigkeit da, wo korrekterweise dasjenige Handeln gefordert ist, welche klar die Lüge von der Wahrheit unterscheidet und allein Frieden und Einheit schafft. Er wird, infolge seines zu nichts verpflichtenden und nicht überzeugenden Agierens nicht ernst genommen, weder von der einen noch von der anderen Seite.

Der Gutmensch will in der Regel alles den lieben Gott machen lassen. Er vergisst aber, dass Gott den Menschen in die Verantwortung gestellt und ihm eine Aufgabe hinterlassen hat, der er mit aller Macht, mit Herz, Geist und Seele und in Gedanken, Worten und Werken nachkommen sollte, um in der Nachfolge Jesu Christi zu verbleiben.

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Tritonus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Tritonus »

@Raphael

Nicht gerade eine Definition, sondern eher den Versuch einer Etymologie des Wortes fand ich auf der Webseite des Deutschen Journalisten-Verbandes:
... Erstmals findet sich das Wort als Bezeichnung für die Anhänger von Kardinal Graf Galen, der gegen die Vernichtung lebensunwerten Lebens, also die Tötung körperlich und geistig Behinderter durch die Nationalsozialisten (schließlich mit Erfolg) gekämpft haben. Nicht klar ist, ob der Begriff von Josef Göbbels oder Redakteuren des Stürmer 1941 ersonnen worden ist.
Auch wenn das seitdem (2006) vielfach bestritten wurde, und ich selbst bis jetzt keine Belege für einen Ursprung in der Nazizeit finden konnte -- der "Stürmer" gehört eben nicht gerade zu meiner Standardlektüre -- empfinde ich doch eine deutliche inhaltliche Verwandtschaft zwischen "Gutmensch" und den in der Nazizeit gerade modernen Bezeichnungen für hoch motivierte Andersdenkende ("Humanitätsdusel", "Gefühlsdusel", "Versöhnler", "Wohlfahrtsdusel" ...), und schon allein das macht mir den Begriff extrem unsympathisch.

Und wenn man in das folgende 88 Jahre alte Zitat (und in viele andere Stellen aus derselben Quelle) statt "Humanitätsdusel" "Gutmenschentum" einsetzt, wirkt es doch wie neu, oder?
... und endet so in feiger Duldung selbst erkannter Schäden. Der Humanitätsdusel wird Mode, und indem man den Auswüchsen schwächlich nachgibt und einzelne schont, opfert man die Zukunft von Millionen.
Zuletzt geändert von Tritonus am Freitag 5. Juli 2013, 15:31, insgesamt 1-mal geändert.

Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Raphael »

@ Tritonus

Mein Verständnis des Wortes "Gutmensch" orientiert sich an dem Sprachgebrauch des "Löwen von Fulda" EB Dyba, wobei mir der echte Löwe, nämlich der von Münster, alles andere als unsympathisch ist. :)

Bspw. hat er es in einem Disput mit Volker Beck verwendet, der seinerzeit im Spiegel abgedruckt wurde: hier!

Tritonus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Tritonus »

@Raphael
Schon klar. Ich hatte nicht die Absicht, jemanden persönlich anzugreifen (schon gar nicht Erzbischof Dyba) oder jemandem ein politisches Etikett anzuhängen, sondern mein Ziel war es, meine persönliche Antipathie zu begründen und Verständnis für andere zu wecken, die (wie ich) das Wort aus dem einen oder anderen Grund einfach nicht mögen.

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Peti
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Peti »

Tritonus hat geschrieben: Verständnis für andere zu wecken, die (wie ich) das Wort aus dem einen oder anderen Grund einfach nicht mögen.
:daumen-rauf:
Eine einheitliche Definition gibt es wohl kaum. Aber meist wird das Wort verletzend oder herablassend gebraucht.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Raphael »

@ Tritonus
Tritonus hat geschrieben:@Raphael
Schon klar. Ich hatte nicht die Absicht, jemanden persönlich anzugreifen (schon gar nicht Erzbischof Dyba) oder jemandem ein politisches Etikett anzuhängen, sondern mein Ziel war es, meine persönliche Antipathie zu begründen und Verständnis für andere zu wecken, die (wie ich) das Wort aus dem einen oder anderen Grund einfach nicht mögen.
Und damit befindest Du dich schon im Fahrwasser der politisch korrekten Spießer, die Dir die Benutzung bzw. Nichtbenutzung bestimmter Begriffe aufoktroyieren wollen.
Die gesamte "Mechanik" der political correctness funktioniert so!

EB Dyba hatte diese "Mechanik" ziemlich genau durchblickt und in dem zitierten Disput, sind einige seiner rhetorischen Hilfen nachzulesen, die man gegen solcherlei Sprachpolizisten verwenden kann.

Wer da etwas tiefer graben will, sollte sich 'mal mit Gehirnwäschemethoden wie NLP beschäftigen. Viel Spaß dabei! :maske:

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Peti
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Peti »

Begriffe kritisieren heißt aber nicht automatisch,
dass man zensiert. :huhu:
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Raphael »

Peti hat geschrieben:Begriffe kritisieren heißt aber nicht automatisch,
dass man zensiert. :huhu:
Ja, aber selbst verständlich ist das die Botschaft hinter der Kritik! :roll:

Das Wort "Gutmensch" wird tabuisiert und derjenige, der es benutzt, ist ein bereits ohne Anklage schuldiger Tabubrecher.
Aktuelle Beispiele der Zeitgeschichte gefällig: Philipp Jenninger, Eva Herman, Martin Hohmann, Thilo Sarazin undsoweiter undsofort

Pars pro toto steht da die Szene aus der Kerner-Talkshow, als Eva Herman es wagte anzumerken, daß man doch auch die Autobahnen benutze, obwohl sie unter dem Nazi-Regime geplant und gebaut worden wären. Woraufhin die Schreinemakers empört äußerte: "Autobahnen? Autobahnen? Ne, das geht gar nicht!" :vogel:

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Peti
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Peti »

Raphael hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:Begriffe kritisieren heißt aber nicht automatisch,
dass man zensiert. :huhu:
Ja, aber selbst verständlich ist das die Botschaft hinter der Kritik! :roll:

Das Wort "Gutmensch" wird tabuisiert und derjenige, der es benutzt, ist ein bereits ohne Anklage schuldiger Tabubrecher.
Jetzt versuchst du aber zu zensieren.
Jemand als Gutmensch bezeichnen ist ein Argument,
mit dem man sich jeglicher Diskussion entledigen kann.
Der Bezeichnete wird automatisch als Moralist abgestempelt.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Raphael »

Peti hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:Begriffe kritisieren heißt aber nicht automatisch,
dass man zensiert. :huhu:
Ja, aber selbst verständlich ist das die Botschaft hinter der Kritik! :roll:

Das Wort "Gutmensch" wird tabuisiert und derjenige, der es benutzt, ist ein bereits ohne Anklage schuldiger Tabubrecher.
Jetzt versuchst du aber zu zensieren.
Neeneenee, nicht Ursache und Wirkung verwechseln, datt Spiel kannst'e mit Anderen spielen, aber nich' mit mich! 8)
Peti hat geschrieben:Jemand als Gutmensch bezeichnen ist ein Argument,
mit dem man sich jeglicher Diskussion entledigen kann.
Der Bezeichnete wird automatisch als Moralist abgestempelt.
Der hier im Thread als Gutmensch Bezeichnete ist ein Moralist übelster Sorte und dies auch zu sagen, ist kein Abstempeln, sondern eine ordnungsgemäße Darlegung der Sachlage! :pfeif:

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Peti
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Peti »

Und wenn ich jetzt sage, man sollte über ihn nicht so pauschal urteilen, dann bin ich der Gutmensch.
Aber ich kann gut damit leben.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Tritonus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Tritonus »

Raphael hat geschrieben:Und damit befindest Du dich schon im Fahrwasser der politisch korrekten Spießer, die Dir die Benutzung bzw. Nichtbenutzung bestimmter Begriffe aufoktroyieren wollen.
Die gesamte "Mechanik" der political correctness funktioniert so!
Ja, manchmal denke ich mit Wehmut (und Scham und Schaudern!) an die guten alten Zeiten zurück, in denen ich noch kein politisch korrekter Spießer war!

Es ist nun schon einige Jahrzehnte her, da hatte ich als pubertierender Jugendlicher absolut keine Probleme damit, beispielsweise alle Pfarrer grundsätzlich als "Pfaffen" zu bezeichnen, den damals aktuellen Papst "Pillen-Paule" zu nennen, Ordensleute "Pinguine" und die Eucharistie "Hokus-Pokus". Auf weitere Beispiele verzichte ich gerne.

Niemand hat mir seitdem "die Benutzung bzw. Nichtbenutzung bestimmter Begriffe aufoktroyieren wollen", sondern ich habe in vielen Bereichen aus freien Stücken meine Wortwahl geändert. Und zwar einfach deshalb, weil sich mein Verhältnis zu den bezeichneten Personen und Einrichtungen komplett verändert hat. Die früheren Begriffe erscheinen mir heute völlig unangemessen, herabsetzend und vulgär.

P.S. Wenn Du mal wirklich testen willst, ob das Kritisieren von abfällig gemeinten Worten in jedem Fall etwas mit "Mechanik der political correctness" (oder vielleicht einfach doch nur mit Respekt anderen gegenüber und Anstand?) zu tun hat, dann kannst Du ja gelegentlich mal in der Pforte oder noch besser im Refektorium ein paar der von mir oben erwähnten abfälligen Begriffe in Deine Beiträge einstreuen -- Deiner eigenen Kreativität und Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt -- und die Reaktionen Deiner Mitforanten, Moderatoren und aller sonstigen "politisch korrekten Spießer" abwarten.

Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von Raphael »

Tritonus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Und damit befindest Du dich schon im Fahrwasser der politisch korrekten Spießer, die Dir die Benutzung bzw. Nichtbenutzung bestimmter Begriffe aufoktroyieren wollen.
Die gesamte "Mechanik" der political correctness funktioniert so!
Ja, manchmal denke ich mit Wehmut (und Scham und Schaudern!) an die guten alten Zeiten zurück, in denen ich noch kein politisch korrekter Spießer war!
Nun übertreibst Du aber! :unbeteiligttu:
Die Rede war von einem "Fahrwasser" und nicht von einem Spießerdasein! :zirkusdirektor:
Tritonus hat geschrieben:Es ist nun schon einige Jahrzehnte her, da hatte ich als pubertierender Jugendlicher absolut keine Probleme damit, beispielsweise alle Pfarrer grundsätzlich als "Pfaffen" zu bezeichnen, den damals aktuellen Papst "Pillen-Paule" zu nennen, Ordensleute "Pinguine" und die Eucharistie "Hokus-Pokus". Auf weitere Beispiele verzichte ich gerne.
Da kann man ja nur froh sein, daß Du eben kein pubertierender Jugendlicher mehr bist! 8)
Wenn man sich 'mal vorstellt, was denn bloß gewesen wäre, wenn Du ein solcher geblieben wärest! :aengstlich:
Tritonus hat geschrieben:Niemand hat mir seitdem "die Benutzung bzw. Nichtbenutzung bestimmter Begriffe aufoktroyieren wollen", sondern ich habe in vielen Bereichen aus freien Stücken meine Wortwahl geändert.
Nun, dann wirst Du ja auch sicher nicht böse sein, wenn der Begriff "Gutmensch" weiterhin auf freiwilliger Basis genutzt wird, sofern der damit bezeichnete Sachverhalt gegeben ist.
Tritonus hat geschrieben:Und zwar einfach deshalb, weil sich mein Verhältnis zu den bezeichneten Personen und Einrichtungen komplett verändert hat. Die früheren Begriffe erscheinen mir heute völlig unangemessen, herabsetzend und vulgär.
Bei unterschiedlichen Begriffen, gibt es sicherlich auch unterschiedliche Grenzen ihrer Verwendung.
Wenn jedoch sogar EB Dyba den Begriff ""Gutmensch" zu seinem Wortschatz (sic!) zählte, dann kann dieser Begriff gar nicht soooo unangemessen, herabsetzend und vulgär sein.

Tritonus hat geschrieben:P.S. Wenn Du mal wirklich testen willst, ob das Kritisieren von abfällig gemeinten Worten in jedem Fall etwas mit "Mechanik der political correctness" (oder vielleicht einfach doch nur mit Respekt anderen gegenüber und Anstand?) zu tun hat, dann kannst Du ja gelegentlich mal in der Pforte oder noch besser im Refektorium ein paar der von mir oben erwähnten abfälligen Begriffe in Deine Beiträge einstreuen -- Deiner eigenen Kreativität und Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt -- und die Reaktionen Deiner Mitforanten, Moderatoren und aller sonstigen "politisch korrekten Spießer" abwarten.
Da bitte ich dann doch lieber darum, nicht in Versuchung geführt zu werden ..........

ad_hoc
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen

Beitrag von ad_hoc »

Es ist nicht notwendig, den Begriff Gutmensch derart deuten bzw. verstehen zu wollen, wie diejenigen Kritiker, die mit diesem Ausdruck jeden Gläubigen, der ihnen zu widersprechen wagt, disqualifizieren wollen in dem Sinn, als handele es sich bei diesem um einen weltfremden unzeitgemäßen Menschen, den man beim besten Willen nicht ernst nehmen kann. Die Kritiker, welche den Begriff „Gutmensch“ in aller Unbedarftheit gebrauchen, besitzen keine Deutungshoheit., auch wenn dieser Begriff schon allgemein negativ belegt ist.

Wenn ich andererseits von einem guten Menschen spreche, hat dies einen anderen Klang, als wenn ich von einem Gutmenschen spreche. Ein guter Mensch hat eine überzeugte und überzeugende Basis, er überzeugt durch Worte und Taten, die seiner wahren gläubigen Überzeugung entsprechen. Ein sogenannter Gutmensch hat keine wirkliche realistische Basis, er tut nichts wirklich Böses, aber er will, entsprechend dem, was er momentan als gut empfindet, gut reden und gut handeln, nur, es unterbleiben mangels Tiefe der eigenen Überzeugungen, aus Gründen der Feigheit, der Schwäche, der Inkompetenz etc., jegliche Konsequenz und jegliche Durchsetzung. Er ist nicht mehr als ein typischer Mitläufer, solange keine irgendwie geartete Gefahr für ihn besteht.

Gruß, ad_hoc
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Wenzel
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Wenzel »

Gerade gelesen :

"Achtung Gutmensch - Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden"

http://www.buch.de/shop/erzaehlende-lit ... 49685.html

Political correctness Satire in Höchstform - wenn es nicht so tragisch wahr und traurig wäre :)
Lesevergnügen auch bei hohen Temperaturen
Pange, lingua, gloriosi corporis mysterium (Thomas von Aquin)
Westliche Wertegemeinschaft: Kinder- und Alten-Euthanasie, Genderwahn, Homoterror, Abtreibung, Ökowahn, Überwachungsmonströsität, political correctness ....

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Haiduk
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Haiduk »

Aus dem Editorial der Weltwoche unter der Überschrift "Gutmensch":
Eben war Papst Franziskus auf der italienischen Insel Lampedusa, um ein Zeichen zu setzen gegen die «Globalisierung der Gleichgültigkeit». Seine Appelle richten sich an das schlechte Gewissen Europas mit der Forderung, noch mehr nordafrikanische Flücht­linge aufzunehmen. Der oberste Katholik ist bekannt dafür, die Bekämpfung der ­Armut ins Zentrum seines Wirkens zu stellen. Dass der Pontifex sich der Armen annimmt, geht in Ordnung. Irritierend bleibt, dass in ­seinen Predigten der Begriff Eigenverantwortung fehlt. Armut ist für ihn ein Schicksal oder präziser: eine am Süden verübte Sünde, für die der Norden alles, der Süden hingegen nichts kann. Wäre es nicht brüderlicher, wenn die ­Afrikaner, die nach Norden streben, ihre Energien in den Dienst ihrer Heimatländer stellten? Sind die jungen Männer, die aus Nordafrika abwandern, wirklich alles Flüchtlinge? Und hat der Norden die Pflicht, jeden Afrikaner aufzunehmen, der kommen will? Das Gebot der Nächstenliebe bedeutet Solidarität im Nahbereich. Franziskus predigt Fernstenliebe: Er fordert mehr Solidarität der Europäer für die Afrikaner, die ihrerseits wenig Solidarität ­untereinander zeigen. Böser Norden, armer Süden: Der neue Papst ist ein Freund bequemer Botschaften im weltanschaulichen Linksbereich. Die Medien bejubeln ihn.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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Gallus
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Gallus »

Ich würde es einfach so sehen, daß "Gutmensch" ein anderes Wort für den Gesinnungsethiker, im Gegensatz zum Verantwortungsethiker ist. Der Gutmensch ist jemand, der Dinge tut, die er für moralisch richtig hält, ohne sich um die tatsächlichen Handlungsfolgen zu scheren. Er ist insofern (um das Zitat aus dem Faust umzudrehen) jemand, der stets das Gute will, und doch das Böse schafft.

Nachtrag: Papst Franziskus auf Lampedusa hat sich in diesem Sinne offensichtlich nicht wie ein Gutmensch verhalten. Man kann kritisieren, daß seine Appelle wohl wirkungslos verhallen werden, weil die entscheidenden Leute ihm hier nicht zuhören. Aber er richtet auch keinen Schaden mit seinen Bemerkungen an. Und da es leider keinen flächenmäßig bedeutsamen Kirchenstaat mehr gibt, kann der Heilige Vater auch nicht einfach selbst Flüchtlingen Asyl zu menschenwürdigen Bedingungen anbieten.

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umusungu
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von umusungu »

"Gutmensch" ist ein Schimpfwort aus dem traditionalistischen Lager für alle Katholiken, die sich für die sozialen Aussagen des Evangeliums einsetzen.
"Gutmensch" ist ein Ausdruck für Katholiken, die aus dem Evangelium Schlussfolgerungen für eine Änderung unserer Gesellschaft ziehen - -- also von Menschen, die sich nicht ändern wollen - aber gute Katholiken bleiben wollen.
"Gutmensch" ist ein abfälliger Ausdruck für Katholiken, die sich unbändig für eine menschengerechtere Gesellschaft einsetzen - und die eigene Position dabei in Frage stellen. Also ein schäbiger Abwehrbegriff zur Verteidigung der eigenen Position.

maliems
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von maliems »

umusungu hat geschrieben:"Gutmensch" ist ein Schimpfwort aus dem traditionalistischen Lager
nein. Das Wort Gutmensch gibt es schon wesentlich länger, als man bei Katholiken von einem traditionalistischen Lager sprechen konnte.

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Protasius
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Protasius »

maliems hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:"Gutmensch" ist ein Schimpfwort aus dem traditionalistischen Lager
nein. Das Wort Gutmensch gibt es schon wesentlich länger, als man bei Katholiken von einem traditionalistischen Lager sprechen konnte.
Ich bin nicht alt genug, um dabei gewesen zu sein, aber nach Wikipedia geht es auf die 80er Jahre zurück, um damit Leute zu bezeichnen, die sich nicht nach utilitaristischen Grundsätzen richten, sondern nach humanistischen, altruistischen oder auch religiösen Grundsätzen und ihr Handeln und ihre Politik danach ausrichten. Das hat mit traditionellem und nichttraditionellem Katholizismus nicht viel zu tun.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Raphael

Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Raphael »

umusungu hat geschrieben:"Gutmensch" ist ein Schimpfwort aus dem traditionalistischen Lager für alle Katholiken, die sich für die sozialen Aussagen des Evangeliums einsetzen.
"Gutmensch" ist ein Ausdruck für Katholiken, die aus dem Evangelium Schlussfolgerungen für eine Änderung unserer Gesellschaft ziehen - -- also von Menschen, die sich nicht ändern wollen - aber gute Katholiken bleiben wollen.
"Gutmensch" ist ein abfälliger Ausdruck für Katholiken, die sich unbändig für eine menschengerechtere Gesellschaft einsetzen - und die eigene Position dabei in Frage stellen. Also ein schäbiger Abwehrbegriff zur Verteidigung der eigenen Position.
Gutmenschen sind Menschen, die dem pelagianischen Irrtum verfallen sind, aber noch nicht einmal wissen, daß es einen pelagianischen Irrtum überhaupt gibt! :doktor:

Tritonus
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Tritonus »

Aus http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/ ... germanicus :
Denn das Hauptproblem in diesem unseren Lande ist, dass hier der boni homines germanicus lebt, der gemeine deutsche Gutmensch.
[...]
Doch jetzt kommt boni homines germanicus und bringt Ideologie ins Spiel.
Nur eine Frage -- mehr grammatikalischer als sachlicher Natur: Sind die Sätze total falsch, oder kommen sie mir nur falsch vor?

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Peti
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Peti »

maliems hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:"Gutmensch" ist ein Schimpfwort aus dem traditionalistischen Lager
nein. Das Wort Gutmensch gibt es schon wesentlich länger, als man bei Katholiken von einem traditionalistischen Lager sprechen konnte.
Aber hier im Kreuzgang wird es als Schimpfwort gebraucht;
-man sollte es nicht überstrapazieren,
(-genauso wie man nicht dauernd von Verschw.-theorien schreiben sollte; das war einer Gruppe von Schreibern ja auch zu viel)
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
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Protasius
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Protasius »

Tritonus hat geschrieben:Aus http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/ ... germanicus :
Denn das Hauptproblem in diesem unseren Lande ist, dass hier der boni homines germanicus lebt, der gemeine deutsche Gutmensch.
[...]
Doch jetzt kommt boni homines germanicus und bringt Ideologie ins Spiel.
Nur eine Frage -- mehr grammatikalischer als sachlicher Natur: Sind die Sätze total falsch, oder kommen sie mir nur falsch vor?
Der lateinische Teil ist Murks. Boni homines ist Plural, germanicus Singular, also etwa deutscher gute Menschen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Tritonus
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Tritonus »

Protasius hat geschrieben:
Tritonus hat geschrieben:Aus http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/ ... germanicus :
Denn das Hauptproblem in diesem unseren Lande ist, dass hier der boni homines germanicus lebt, der gemeine deutsche Gutmensch.
[...]
Doch jetzt kommt boni homines germanicus und bringt Ideologie ins Spiel.
Nur eine Frage -- mehr grammatikalischer als sachlicher Natur: Sind die Sätze total falsch, oder kommen sie mir nur falsch vor?
Der lateinische Teil ist Murks. Boni homines ist Plural, germanicus Singular, also etwa deutscher gute Menschen.
Dachte ich's mir doch. Der Schreiber benötigt dringend Nachhilfeunterricht beim Fachmann:
http://www.youtube.com/watch?v=XbI-fDzUJXI

Raphael

Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Raphael »

Derjenige, der Probleme mit dem Begriff "Gutmensch" hat, der hat

auch Probleme mit dem jesuanischen "Natternbrut und Schlangengezücht" (Mt 23,33),

für den hat Jesus nie eine Geißel aus Stricken gemacht, um die Händler aus dem Tempel zu vertreiben, (Joh 2,15)

für den ist Gott der weißbärtige, alte Mann über den Wolken, der Heile-heile-Gänschen-Spiele mit seinen Geschöpfen spielt.

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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Peti »

Raphael hat geschrieben:Derjenige, der Probleme mit dem Begriff "Gutmensch" hat, der hat

auch Probleme mit dem jesuanischen "Natternbrut und Schlangengezücht" (Mt 23,33),

für den hat Jesus nie eine Geißel aus Stricken gemacht, um die Händler aus dem Tempel zu vertreiben, (Joh 2,15)

für den ist Gott der weißbärtige, alte Mann über den Wolken, der Heile-heile-Gänschen-Spiele mit seinen Geschöpfen spielt.
Jetzt übertreib mal nicht so.
Jesus hat zwar die Händler mit einer Geisel aus dem Tempel vertrieben, aber er ist nicht drei Jahre geiselschlagend durch die Gegend gelaufen. Und in vielen Gleichnissen kommt "Natternbrut und Schlangengezücht" auch nicht vor.
Nicht jeder, dem der Begtriff "Gutmensch" nicht gefällt, hat ein naives Gottesbild. Manchmal betreibst du
Schwarzweißmalere.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
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Torsten
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Torsten »

Ach, lass doch den Raphael ein bisschen mit seinem Strohmann spielen. Wozu sind wir denn Gutmenschen, wenn wir da nichtmal ein Auge zudrücken können? :pfeif:

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Peti
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Peti »

:scheinheilig:
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
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Tritonus
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Re: Was ist ein "Gutmensch"?

Beitrag von Tritonus »

Torsten hat geschrieben:Ach, lass doch den Raphael ein bisschen mit seinem Strohmann spielen.
Finde ich auch. Immerhin sollte man lobend hervorheben, dass er es diesmal schon geschafft hat, vier ganze Zeilen zu schreiben, ohne hinter jedes dritte Wort einen Smiley zu setzen. Bei so einer Anstrengung darf man nicht so streng mit ihm sein, wenn am Inhalt mal ein bisschen danebengeht.
Da gönne ich ihm gerne die Freude, dass er wenigstens kein "Gutmensch" ist.

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