Orthodoxer Oberrabbiner fordert Rehabilitierung Hohmanns

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uli
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Beitrag von uli »

Weil Peter die versprochene Bezugnahme auf Kardinal Lustiger bisher vermutlich unter Einfluss der Sommergewitter absolut vertrödelt hat :cry:, übernehm ich hier ungefragt mal Peters Rolle 8) mit einem Link zu einer Buchbesprechung von Rudolf Pesch, emeritierter Professor für Exegese des Neuen Testaments in Frankfurt und Freiburg:

http://www.die-tagespost.de/Archiv/tite ... sp?ID=7079


Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

Peter
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Beitrag von Peter »

Nein, lieber Uli, nicht unter Einfluss der Sommergewitter, sondern unter Einfluss der herannahenden Sommerferien … aber ich habe es nicht vergessen. (Ich meine übrigens, dass Kardinal Lustiger in dem Passus, den ich vor Augen habe, einiges an Erläuterung schuldig bleibt. Vielleicht auch versständlich, da es sich um die Aufzeichnung eines Gespräches handelte.)

Entschuldige, ich hätte mich, als du es vorgestern bereits anmahntest,zu Wort melden – und zu anderem schweigen sollen.

beth
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Beitrag von beth »

Danke uli :freude: für den verlinkten Artikel über Kardinal J-M Lustigers „Der unverdiente Zugang zur Erwählung Israels“ den ich noch nicht kannte.
Die Aussagen Lustigers finde ich geradezu „eis“-brechend für eine neue Entwicklung in der Kirche.

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Clown
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Beitrag von Clown »

Ich werfe es niemanden vor, ich stelle es als Tatsache fest.



Geronimo

Und mach dir nichts draus - ich bete auch für dich ...


Dann habe ich da wohl etwas missverstanden. Bei mir kam es eher als Vorwurf an. Aber ich möchte mich bei dir für deine Gebete bedanken.


Ich weiß nun wirklich nicht, was du willst. Du und andere, ihr erzählt mir den lieben langen Tag, das es Gott nicht gibt, eurer Ansicht nach … und im Gegenzug erfahrt ihr, dass er trotzdem auferstanden ist. Keiner beschwert sich. Oder regt sich da doch der heimliche Zweifel? (Vernünftig wär’ dieser ja schon …)
Ich habe niemandem erzählt, dass es Gott nicht gibt. Woher sollte ich das wissen? Und meine Zweifel haben sich schon vor langer Zeit geregt. Ich habe nur etwas dagegen, wenn mit zweierlei Maß gemessen wird. Wenn kath. Empfindlichkeiten über jüd. gesetzt werden etc.
Wer sich nicht bewegt, spürt seine Ketten nicht.

beth
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Registriert: Sonntag 28. Dezember 2003, 00:33

Beitrag von beth »

Geronimo schreibt:
… Womit ich wieder zu meinen Gebet für die jüdische Welt komme ... dass es ihnen wie Schuppen von den Augen fallen möge!
Die Geschichte mit dem Balken im eigenen Auge passt hier sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge. :shock: Denn, sind uns Christen eigentlich schon Schuppen von den Augen gefallen?

Peter
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Beitrag von Peter »

Uns? Wie stellst du dir ein kollektives Uns vor?

Ich hatte bereits 24 Jahre auf dieser Welt zugebracht, als ich Christ wurde. Ja,mir sind Schuppen von den Augen gefallen. Meinst du nicht, dass christlicher Glaube Erkenntnisgewinn ist – was auch immer ich daraus mache?

Meinst du nicht, dass ein Wald-und-Wiesen-Atheist, wenn er Christ wird, auch einen ganz neuen Blick für den «Augapfel Gottes» erhält?

Glaubst du als Christin eigentlich, dass Jesus der Messias für Israel ist? Mit der Gefahr freilich, dass er sich damit auch für die Christen, die «aus den Völkern» zum Glauben gefunden haben, wieder als «anders» herausstellt?

Und dann - vielleicht noch: Wir haben ein wundersames, statisches, museales Verständnis von Kultur. Darf sich Kultur nicht mehr entwickeln – und wenn ja, allenfalls zum Profanen hin? Niemand wird etwas dagegen haben, wenn ich irgendwo auf der Welt die Rammböcke gegen den Familientisch, Kentucky Fried Chicken, Burgerking oder MacDo installiere. Aber Jesus Christus darf einer Kultur «um Himmels willen» nicht einmal vorgeschlagen, — ja nicht einmal für sie erwünscht werden? Widersinnig.

beth
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Registriert: Sonntag 28. Dezember 2003, 00:33

Beitrag von beth »

Peter ich kann alle deine Fragen mit Ja befürworten.

Zum letzten Absatz, Schlussteil, …„auch erwünscht werden“.
Aber dazu müssen wir uns zuerst unserer Verfehlungen und Verirrungen gegenüber unseren älteren Geschwistern bewusst werden und von der Wurzel her lernen und gemeinsam einen Weg suchen, damit es dieses gemeinsame Volk Gottes seit Abraham wirklich gibt. Die uralte jüdische Erkenntnis gilt auch für uns: Im Erinnern liegt Erlösung.

Peter
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Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

Hallo Beth,

auch ich kann deinen Beitrag bejahen – nicht nur, «because time ist running out» – der Urlaub naht und vorher muss die ganze Welt gewonnen werden (jedenfalls ist das Maß der Arbeit entsprechend) – bis auf zwei Fragen, die mich dazu bewegen:

Zum einen — wie ist das Verhältnis zwischen Kirche und Israel zu sehen? Ich meine nicht nur der verfassten, gegliederten Kirche, sondern «Kirche und Synagoge» aus der Sicht Gottes. Das ist sicherlich ein sehr delikates Thema – aber soweit die Kirche «die Braut» ist, glaube ich, dass auch die Erwählung und Rettung Israels am Ende der Zeit durch, mit und in der Kirche geschieht. Dieser Stachel wird Christen und Juden immer bleiben – und ich halte das für gut so. Weit entfernt von billigem Triumphalismus hält er die Frage nach dem Heilsweg Gottes offen. Christus bleibt «der Stein, den die Bauleute verwarfen». Ich denke, man sollte das nicht harmonisieren.

Zum anderen. Ich tue mich schwer mit kollektiven Lernschritten. Daher kann ich deine Vorschläge nur aus meiner Sicht bejahen. Meine Verantwortung besteht darin, um meine Herkunft zu wissen – und zu wissen, dass ich nicht aus einem Widerstandsnest geschlüpft bin, dass meine Großeltern sich gut mit der Macht ihrer Zeit arrangiert hatten. Am Ufer des Lake Ontario traf ich eine kleine Gruppe orthodoxer Juden – aus irgendeinem Grund kamen wir ins Gespräch. Auf ihre Frage, welcher Nationalität ich sei, antwortete ich «Deutscher». Für einige Augenblicke zog ein schwerer Schatten vorbei, in dem mehr geschah, als unsere Worte hätten ausdrücken können; aber hoffnungsvoll stimmte mich, dass wir die Unterhaltung dann dennoch froh fortsetzen konnten.

Doch muss ich an dieser Stelle fragen: Wie sähe denn ein «gemeinsamer Weg» aus? Dass wir miteinander leben, arbeiten, einander kennenlernen – soweit das bei uns möglich ist – das ist klar. Aber der Sinn der Sache scheint mir nicht darin zu liegen, dass nun eine Menge theologischer Grundsatz- und Konsenspapiere produziert werden.

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cathol01
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Verhältnis Christentum-Judentum

Beitrag von cathol01 »

Wie soll unsere Einstellung gegenüber den Juden sein. Wie ist insbesondere Röm 11,17-18 zu interpretieren?
Paulus hat geschrieben:Wenn du als Zweig vom wilden Ölbaum in den edlen Ölbaum eingepropft wurdest und damit Anteil hieltest an der Kraft seiner Wurzel, so erhebe dich nicht über seine Zweige. Wenn du es aber tust, sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

uli
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Beitrag von uli »

Aus "Über das Verhältnis der Kirche zum Judentum" (Erklärung der deutschen Bischöfe), nachzulesen unter:
http://dbk.de/schriften/DBK1a.Bischoefe/index.html
- dort ist es die Schrift Nr. 26 vom 28.4.1980, die als WORD-Doc downgeloadet werden kann:

"Zunächst sei hier an das Zeugnis des Johannesevangeliums erinnert: „Das Heil kommt von den Juden“ (Joh 4,22). Der Heilbringer Jesus Christus ist aus dem Judentum hervorgegangen.
Besonders im Römerbrief des Apostels Paulus finden sich wichtige positive Aussagen über die Juden: „Was ist nun der Vorzug der Juden, der Nutzen der Beschneidung? Er ist groß in jeder Hinsicht. Vor allem: Ihnen sind die Worte Gottes anvertraut“ (Röm 3,1f.). Damit sind die heiligen Schriften Israels gemeint, die die Christen „Altes Testament“ nennen. Desweiteren heißt es: „Sie sind Israeliten; damit haben sie die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihnen ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus“ (Röm 9,4f.). Man nennt die hier vom Apostel aufgezählten Vorzüge Israels auch seine Privilegien“, die ihm Gott selbst gewährt hat. Gott nimmt sie den Juden nicht weg; „sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich”.
In Röm 11,1f. schreibt der Apostel: „Ich frage also: Hat Gott sein Volk verstoßen? Keineswegs! ... Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er einst erwählt hat.“ Er fügt hinzu: „Sind sie etwa gestrauchelt, damit sie zu Fall kommen? Keineswegs!“ (Röm 11,11). Der Apostel spricht von der „Wurzel“, die die Kirche trägt (Röm 11,18). Das bezieht sich auf das ganze Volk Israel, nicht nur auf seine „Väter“ (die Patriarchen). Es ist ja nicht bloß von der „Wurzel“ allein die Rede, sondern auch vom „edlen Ölbaum“ und seinen „Zweigen“ (vgl. Röm 11,16-21). Daß der Apostel dabei die „Wurzel“ so stark heraushebt - viermal ist in Röm 11,16-18 von ihr die Rede -, hat seinen Grund darin, daß es die Wurzel ist, aus der dem Baum die Säfte zufließen und so ihm seine „Fettigkeit“, d. h. seine Fruchtbarkeit verleiht."

Außerdem seitens der Bischoskonferenz folgende "Stichwörter":

http://dbk.de/stichwoerter/in_sw_juden-03.html (Weitere Erklärungen der deutsche Bischöfe)
(die dort genannten Dokumente Nr. 43 von 1988 "Die Last der Geschichte annehmen" und Nr. 66 "Gerechter Friede" von 2000 können ebenfalls unter http://dbk.de/schriften/DBK1a.Bischoefe/index.html als WORD-docs downgeloadet werden)

http://dbk.de/stichwoerter/in_sw_juden-02.html (Papst)

http://dbk.de/stichwoerter/in_sw_juden-01.html (II. Vatikanisches Konzil)

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Warum lassen beide Zitate den Rest von Rm 11 aus? Da wird sehr selektiv gelesen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

beth
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Beitrag von beth »

Peter schreibt:
Doch muss ich an dieser Stelle fragen: Wie sähe denn ein «gemeinsamer Weg» aus? Dass wir miteinander leben, arbeiten, einander kennenlernen – soweit das bei uns möglich ist – das ist klar. Aber der Sinn der Sache scheint mir nicht darin zu liegen, dass nun eine Menge theologischer Grundsatz- und Konsenspapiere produziert werden.
Heißt es doch bei Maleachi: "Haben wir nicht einen Vater", das heißt wir sind Brüder. Unter Brüdern muss es beim einen Vater auch die eine Zusammengehörigkeit geben, denn Gott will keinen Bruderzwist.

Lasst uns also kreativ sein, um diese wieder herzustellen.

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