Stephen Dedalus hat geschrieben:Yeti hat geschrieben:und zwar in einem Viertel, das selbst unter "Peterbugger"-Bürgern als "dodgy" gilt, angeblich weil die zwei Moscheen der Stadt dort sind.
Ach, das Viertel kenne ich, das liegt doch an der GNER East Coast Mainline, da fahre ich immer mit dem Zug durch, wenn ich Richtung Schottland oder Yorkshire unterwegs bin. Mir fallen jedesmal die beiden Moscheen auf.
(abgesehen davon daß die A... von der RAF mit ihren Harriern den Kirchturm als simuliertes Zielobjekt verwenden).
Seit wann hat die einen Turm? Der ist mir jedenfalls noch nie aufgefallen... Oder meinst Du den Turm von St. Oswald?
Und der Chor dort ist auch nicht schlecht. Aber ich werde als Katholik sicherlich häufiger nach St. Oswald's gehen. Die Kirche ist zwar kleiner als die Kathedrale, dafür gibt's dort eine lebendigere Gemeinde und die Kirche ist im Gegensatz zur Kathedrale jeden Sonntag bis auf den letzten Platz besetzt.
Naja, um die Kathedrale voll zu kriegen, müßte man auch schon einige Anstrengungen unternehmen.
Cambrigde finde ich allerdings mindestens genauso verschlafen wie Peterborough, wenn auch natürlich etwas intellektuell gehobener. Ich bin eben eher Oxfordian, wobei ich zurzeit häufiger in Cambridge bin
Merkwürdig ist allerdings, daß ich hier in London überhaupt nicht das Gefühl habe, daß die Stadt irgendwie gefährlich ist. Vielleicht ist's Naivität oder nur das Viertel, in dem ich wohne. Aber man ist hier sowieso so sehr unter CCTV-Überwachung, daß jede Blähung schon registiert wird, bevor man sie selbst wahrgenommen hat...
Gruß
SD
Nein, der Turm der Kathedrale (bzw. die Türmchen) ist es natürlich nicht, ich nehme an daß die Piloten sich am ganzen Komplex der Kirche orientieren aber es stört auf jeden Fall. St. Oswald's sieht man vom Bahnhof aus überhaupt nicht, die Kirche ist auch von der Größe her überhaupt nicht mit der Kathedrale zu vergleichen (es ist auch die kleinste der drei katholischen Gemeinden in Peterborough).
CCTV fand ich auch schon als ich es das erste Mal sah gut. Das könnte man ruhig auch hier einführen, allerdings hätten da vor allem die Grünen (und vielleicht Teile der FDP) was dagegen. Dazu gibt's übrigens 'ne witzige Geschichte als dem Herrn Ströbele vor dem Reichstag sein Fahrrad gestohlen wurde hat er sich beim Sicherheitsteam des Reichstags erkundigt, ob er die Videobänder ansehen könne um den Fahrraddieb feststellen zu lassen. Apropos Fahrrad: das ist natürlich in den fens unglaublich toll - keine Hügel bzw. Berge.
Ansonsten glaub' ich daß es wirklich sehr aufs Viertel ankommt. Meine Verlobte hat in der Nähe einer der beiden Moscheen ihren Arbeitsplatz, in diesem Gebiet wird fast dreimal die Woche jemand erstochen (gut es gibt kaum Schußwaffen - aber als Toter ist es einem wahrscheinlich wurscht ob man erstochen oder erschossen wurde...); solche Zustände kenn ich halt höchstens noch vielleicht aus Berlin-Marzahn. Oxford kenn' ich kaum, ich war auch viel häufiger in Cambridge, weil meine Verlobte dort studiert hat. Ich weiß, da gibt es die alte Rivalität zwischen diesen beiden Universitätsstädten, aber die ist im Grunde heute auch anachronistisch, weil die anderen Unis längst aufgeholt haben so daß es anderswo Fakultäten gibt, die selbst in UK einen besseren Ruf geniessen als dieselben in Cambridge oder Oxford. Es ist ja längst nicht mehr so, daß ein Abschluß an einer der beiden Universitäten (bzw. den dazugehörigen Colleges - auch in Cambridge gibt's verschiedene Unis) eine Garantie für den gewünschten Arbeitsplatz darstellt. Geblieben ist manchmal leider tatsächlich die Haltung einiger Absolventen dieser beiden Unis; ein (deutscher) Oxfordianer wollte mal allen Ernstes meiner Verlobten erklären, wie England wirklich sei. Sie war ganz fassungslos und hätte ihm am liebsten zum Schweigen aufgefordert. Da meine Verlobte als Engländerin aber viel zu höflich für solcherlei derbe Abfuhren ist, hab ich ihm schließlich gesagt, daß er die Klappe halten und andere langweilen soll. Was die kulturelle Infrastruktur angeht, ist das Angebot in Cambridgeshire nicht schlecht, aber wenn man einen Hang zu kulturellen Großangeboten wie Oper und Konzert hat, muß man halt jedesmal nach London fahren (wo die Karten auch nicht besonders günstig sind) oder man muß gleich nach Birmingham, Manchester oder Sheffield. In dem Punkt liegt mir das subventionierte Kulturangebot Deutschlands eher; es ist sicher kein Zufall, daß so viele britische Kulturschaffende in der Musik im Ausland und ganz speziell in Deutschland arbeiten. Trotzdem werden wir uns sicher mal eine Oper im Royal Opera House gönnen; als ich das letzte mal in London war, wollte ich in die Tate-Gallerie, bin aber vor den 10 Pfund Eintritt zurückgeschreckt (ich hatte zudem noch so 'ne grässliche Geschichte in Erinnerung, daß eine Gewinnerin des Turner-Preises ihr Bett, auf dem sie lt. ihrer Aussage mit 100 Liebhabern geschlafen habe, als Kunstwerk ausgestellt habe - so einen Mist wollte ich dann nicht auch noch finanziell unterstützen), dennoch werde ich diese Investition doch mal wagen. Aber was das Wohnen angeht, ist es schon so in Ordnung. London wär zum Wohnen nix für mich, schon wegen der Wohnungspreise. Deshalb gibt's ja so viele Pendler, die jeden Morgen nach London hineinfahren.
Gruß, Yeti
P.S.: Bist Du britischer Staatsbürger geworden? Ich frag' rein interessehalber wegen der WM, für welche Mannschaft Du wohl jubelst. Das wird spannend bei uns, meine Holde wird wohl für England jubeln. Dafür werd' ich ihr dann unter die Nase reiben, daß sie eh halbe Irin ist (Großeltern väterlicherseits sind aus Irland eingewandert, der Sohn selbst ist noch in Irland geboren). Schade daß Wales und Schottland (da tut es mir auch um Berti Vogts leid) nicht dabei sind, das wär sicher spannend geworden (ich hab mal ein Straßenschild an der "Grenze" zw. England und Wales gesehen: "take your litter with you - leave it in England."
).