Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.

Ist Theologie eine Wissenschaft?

Nein
9
19%
Ja
26
55%
In einem gewissen Sinne
9
19%
Keine Ahnung
3
6%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 47

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cathol01
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Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Beitrag von cathol01 »

Ist die Theologie eine Wissenschaft?

(muss leider jetzt weg, schreibe später, vielleicht postet ja schon jemand was)
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Was ist eine Wissenschaft?

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Als Wissenschaft definiere ich das eine geordnete Gesamtheit von auf den gleichen Gegenstand oder Gegenstandsbereich bezogenem und in einem Begründungszusammenhang stehendem Wissen anstrebende Bemühen und Erkenntnis.

Die Theologie hat ein konzeptuelles Werkzeug und auch einen Gegenstand, bzw. ein Objekt, bzw., wie man es früher ausdrückte, ein Subjekt: Gott. Das Problem ist aber, dass der Gegenstand der Theologie ein etwas spezieller Gegenstand ist, der nicht von allen anerkannt wird (während der Gegenstand der Soziologie, die Gesellschaft, der Psycholgie, die Psyche usw. eigentlich von niemandem in Frage grundsätzlich gestellt wird).

Da das Objekt der Theologie selbst umstritten ist, mag es auch nicht viel weiterhelfen, wenn man mit der aristotelisch-thomistischen Lehre von der Subordination kommt, die besagt, dass die Theologie der Wissenschaft Gottes, für den die Glaubensartikel evidente Wahrheiten sind, untergeordnet sind, also deren Prinzipien ruhig annehmen darf, ohne sie zu beweisen, wie auch die Optik eine der Physik untergeordnete Wissenschaft ist, d.h. deren Prinzipien einfach annimmt.

Eine Wissenschaft im modernen Sinn ist die Theologie wohl nicht, versteht man doch unter heute darunter ein Erkenntnis, die sich durch die experimentale Verifikation auszeichnet.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

"Wer betet, betreibt Theologie. Wer Theologie betreibt, betet." (Abba Evagrios Pontikos).
Das ist etwas anderes als "Wissenschaft." Die Wissenschaft kann nur ein minimales kleines Fleckchen des vom Hl. Geist geleiteten menschlichen Denkens zu beleuchten versuchen. Theologie im nichtakademischen Sinne ist also viel mehr als Wissenschaft. Wer betet, der betreibt Theologie.

Lucia

Beitrag von Lucia »

cathol01 hat geschrieben:Eine Wissenschaft im modernen Sinn ist die Theologie wohl nicht, versteht man doch unter heute darunter ein Erkenntnis, die sich durch die experimentale Verifikation auszeichnet.
Geschichtswissenschaft: Was willst Du da für Experimente machen? Einen Nachbau von C. I. CAESAR vielleicht?
Mathematik: Die Experimente sind Gedanken - nicht physisch.

Alles keine "modernen" Wissenschaften??

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

„Methodisch kennzeichnet die Wissenschaft ein gesichertes, in einen
Begründungszusammenhang von Sätzen gestelltes und damit intersubjektiv
kommunizierbares und nachprüfbares Wissen, das bestimmten
wissenschaftlichen Kriterien (z.B. Allgemeingültigkeit, Systematisierbarkeit)
folgt. Die wissenschaftlichen Methoden richten sich nach den jeweiligen
Gegenständen, wobei sich v.a. zwei methodisch getrennte Wissenstraditionen
herausgebildet haben. Kennzeichnend für die Naturwissenschaften sind
Beobachtung, Hypothesenbildung, Experiment und Theoriebildung. Im
Unterschied hierzu bezieht sich die geisteswissenschaftliche Methode
(Hermeneutik) auf die niemals gänzlich zu erschöpfende und in der Beobachtung
einholbare Deutung individueller Phänomene, auf Bedeutungszuweisung und
Sinnverstehen im Rahmen historisch-kultureller Zusammenhänge.“
Brockhaus Enzyklopädie, Band 24, S. 277
Ich gehe mal davon aus, dass in jedem Grundstudium der Theologie eine ähnliche Wissenschaftsdefinition vorgestellt wird. Das Experiment, Verifizierung/Falsifizierung usw. sind Begriffe, die i.d.R in den Naturwissenschaften, nicht jedoch in den Geisteswissenschaften geläufig und üblich sind (bzw. sein sollten).

Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, was Du mit Deiner Frage klären willst.

Heinrich

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Theologie ist die Königin der Wissenschaften. Der Rest sind die fleißigen Mägde. Manchmal auch geschwätzige Klatschbasen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

anselm
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Beitrag von anselm »

Schwierige Frage. Grundsätzlich könnte ein Theologe Wissenschaftler im engeren Sinne sein z.B. wenn er /sie sich mit Textinterpretation auf Basis allgemein anerkannter Methoden befasst. Aber Theologie als Ganzes gesehen halte ich nicht für Wissenschaft, da dazu unter anderem auch gehört, dass man seine fundamentalen Hypothesen in Zweifel zieht und gegebenenfalls bereit ist, sie "über Bord" zu werfen. Dazu mögen vielleicht einzelne Theologen bereit sein, aber die kirchliche Anbindung des Faches schränkt naturgemäß eine solche Einstellung stark ein.

mk

Beitrag von mk »

anselm hat geschrieben:Schwierige Frage. Grundsätzlich könnte ein Theologe Wissenschaftler im engeren Sinne sein z.B. wenn er /sie sich mit Textinterpretation auf Basis allgemein anerkannter Methoden befasst. Aber Theologie als Ganzes gesehen halte ich nicht für Wissenschaft, da dazu unter anderem auch gehört, dass man seine fundamentalen Hypothesen in Zweifel zieht und gegebenenfalls bereit ist, sie "über Bord" zu werfen. Dazu mögen vielleicht einzelne Theologen bereit sein, aber die kirchliche Anbindung des Faches schränkt naturgemäß eine solche Einstellung stark ein.
Hmmm :kratz: Was meint hier "fundamentale Hypothese"? Natürlich werden in der Theologie auch Hypothesen aufgestellt und "gegebenenfalls" (nämlich dann, wenn sie sich vor wissenschaftlichem Anspruch (!) als nicht haltbar erweisen) wieder über Bord geworfen, oder?!
Und was andererseits die Zähigkeit des Festhaltens an liebgewordenen Hypothesen, vielleicht auch unter Rücksichtnahme auf die kirchliche Klientel, angeht - da ist Theologie durchaus vergleichbar mit anderern Wissenschaften.
Aber es ist halt ein weitverbreitetes Märchen, daß es "objektive" Wissenschaft gibt. Wenn wir bereit sind, diese "Hypothese" aufzugeben, wären wir sicher auch in der wissenschaftstheoretischen Diskussion über die Theologie weiter!

anselm
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Beitrag von anselm »

mk hat geschrieben:Hmmm :kratz: Was meint hier "fundamentale Hypothese"? Natürlich werden in der Theologie auch Hypothesen aufgestellt und "gegebenenfalls" (nämlich dann, wenn sie sich vor wissenschaftlichem Anspruch (!) als nicht haltbar erweisen) wieder über Bord geworfen, oder?!
Und was andererseits die Zähigkeit des Festhaltens an liebgewordenen Hypothesen, vielleicht auch unter Rücksichtnahme auf die kirchliche Klientel, angeht - da ist Theologie durchaus vergleichbar mit anderern Wissenschaften.
Aber es ist halt ein weitverbreitetes Märchen, daß es "objektive" Wissenschaft gibt. Wenn wir bereit sind, diese "Hypothese" aufzugeben, wären wir sicher auch in der wissenschaftstheoretischen Diskussion über die Theologie weiter!
Objektive Wissenschaft im Sinne von "von subjektiven Ansichten unabhängig" gibt es sicherlich nicht.
Aber mit Logik und Fakten sollte Wissenschaft schon etwas zu tun haben.
Ein Beispiel: die monotheistischen Religionen (Judentum, Islam, Christentum) gehen von bestimmten Attributen Gottes aus (Allwissenheit, Allgüte, ...). Aus diesen Attributen und der Konfrontation mit der Realität ergibt sich das Theodizee-Problem, das diese Religionen nicht lösen können. Ein innerer Widerspruch somit.
Eine "normale" Wissenschaft könnte einen solchen Zustand der inneren Widersprüchlichkeit nicht aushalten und müsste ihre Grundhypothesen ändern.
Das tut die christliche Theologie jedoch nicht.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Zwei Fragen:

1. Gibt es wirklich keine Antwort auf die Theodizeefrage?

2. Gibt es nicht vielleicht auch in der Mathematik usw. bisher nicht gelöste Widersprüche?
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

cathol01 hat geschrieben:Zwei Fragen:

1. Gibt es wirklich keine Antwort auf die Theodizeefrage?

2. Gibt es nicht vielleicht auch in der Mathematik usw. bisher nicht gelöste Widersprüche?

Möglicherweise ist die Frage falsch gestellt oder geht von einer falschen Voraussetzung aus ...

Geromimo

anselm
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Beitrag von anselm »

cathol01 hat geschrieben:Zwei Fragen:
1. Gibt es wirklich keine Antwort auf die Theodizeefrage?
2. Gibt es nicht vielleicht auch in der Mathematik usw. bisher nicht gelöste Widersprüche?
Meines Wissens gibt es keine allgemein gültige Antwort auf die Theodizee-Frage, die auch von Nicht-Gläubigen als solche anerkannt werden müsste bzw. könnte.
Sicher gibt es auch in der Mathematik Widersprüche was die Begründung von Mathematik angeht. Aber die Axiome sind eben Setzungen der Mathematiker und nicht Verkündigung der Mathematiker-Kirche, die alle zu glauben hätten.
Im übrigen beinhalten auch alle empirischen Wissenschaften solche Widersprüche. Das ist der normale Alltag bei der Aufstellung und Überprüfung von Hypothesen und keineswegs ein Problem. Denn die Theorien / Hypothesen stehen prinzipiell zur Disposition (auch wenn vielleicht manche Wissenschaftler zu lange an lieb gewonnenen Theorien festhalten).
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Theologie Wissenschaft sein kann. Schon scholastische Theologen haben versucht, sich vom Gängelband der Kirche zu befreien und Denkverbote zu brechen.

florian3
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Beitrag von florian3 »

In einem Lexikon habe ich die Einteilung gelesen, Theologie und Ontologie seien beide Teil der Metaphysik.

Meine vorläufige Antwort wäre, ja Theologie ist eine Wissenschaft. Sie hat eine eigene Systematik, ein eigenes Vokabular und einen (wenn auch sehr weiten) Gegenstand.

Interessant ist allerdings die Definition, Theologie sei ein Teil der Metaphysik. Denn diese hat bekanntlich keinen vorgegebenen Gegenstand. Sie hat nur das Fragen als ihre Methode.

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cantus planus
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Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von cantus planus »

"Theologie ist die subjektive Lehre einer Religion" ist freundlich formuliert auch ein sehr modernes Verständnis...
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Thomas_de_Austria
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Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von Thomas_de_Austria »

cantus planus hat geschrieben:"Theologie ist die subjektive Lehre einer Religion" ist freundlich formuliert auch ein sehr modernes Verständnis...


Mich hat das momentan auch an Kant & Co. erinnert, wollte aber nichts sagen, da durch den Ausdruck wohl die Unterscheidung hin zur "objektiven" Religionswissenschaft intendiert war. Trotzdem, schön, dass das noch jemandem auffällt ...
Zuletzt geändert von Thomas_de_Austria am Sonntag 12. August 2012, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.

Raphael

Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von Raphael »

cantus planus hat geschrieben:"Theologie ist die subjektive Lehre einer Religion" ist freundlich formuliert auch ein sehr modernes Verständnis...
"Theologie ist das vernünftige Reden von Gott" werfe ich da doch 'mal als Alternativ-Definition in den Cyberspace! :roll:

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Juergen
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Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von Juergen »

Theologie ist das Sprechen über eine schwarze Katze… :tuete:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Raphael

Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von Raphael »

Juergen hat geschrieben:Theologie ist das Sprechen über eine schwarze Katze… :tuete:
'ne schwarze Katze kommt im Credo nicht vor! 8)

Mir kümmt es so vor, als wenn Deine Definition hinken täte .................

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Juergen
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Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von Juergen »

Ich stehe unter Artenschutz. Ich darf das so formulieren. :P
Gruß Jürgen

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Raphael

Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von Raphael »

Juergen hat geschrieben:Ich stehe unter Artenschutz. Ich darf das so formulieren. :P
Du münzt den von Robert verliehenen Artenschutz in eine Narrenfreiheit um, um die Theologie willentlich der Lächerlichkeit preisgeben zu können! :pirat:

civilisation
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Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von civilisation »

Wohl dem, der sich selbst noch seinen kindlichen, unverdorbenen Glauben an Gott bewahrt hat und ihn sich nicht durch das Reden von und über Gott hat vernebeln lassen.
(nur echt mit dem (c)civi)

Pilgerer
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Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von Pilgerer »

Theologie ist die Lehre von Gott. Sie kann sowohl kindlich als auch kompliziert sein. Die meisten Apostel waren einfache Fischer oder Handwerker, die die ausgeklügelte Gelehrsamkeit der Schriftgelehrten nicht teilten. Trotzdem haben sie die wichtigen theologischen Punkte sehr schnell verstanden. Auf der anderen Seite gibt es manche theologischen Bücher (besonders in der modernen evangelischen Theologie), die nur so vor Fremdwörtern strotzen.

Wie muss Theologie (oder Katechese) sein, damit sie den Glauben weckt? Wie kann sie starke Gründe für den Glauben vermitteln, die auch in Zeiten der persönlichen Krisen halten?
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Juergen
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Re: Gründe für den Glauben an Gott

Beitrag von Juergen »

Pilgerer hat geschrieben:Wie muss Theologie (oder Katechese) sein, damit sie den Glauben weckt?
Kathechese und Theologie sind zwei paar Schuhe.

Zur Theologie sagt die Wikipedia richtig:
Christliche Theologie versteht sich als wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Quellen des Glaubens (Biblische Theologie und Historische Theologie) und der Glaubenspraxis (Praktische Theologie) sowie als systematische Analyse und Darstellung des Glaubens (Systematische Theologie, unter anderem Fundamentaltheologie, Dogmatik und Ethik).
Vgl. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Christliche_Theologie
Gruß Jürgen

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Raphael

Re: Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Beitrag von Raphael »

Christliche Theologie zu betreiben ist wie freihändig fahrradfahren:
Es braucht eine gewisse Übung und einen guten Gleichgewichtssinn, damit man dabei nicht auf die Nase fällt!

Germanus
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Re: Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Beitrag von Germanus »

Die verschiedenen Disziplinen der Theologie verstehen sich als Wissenschaften, z.B. die "Liturgiewissenschaft". Dabei ist es so, dass die Wissenschaftlichkeit durch die Methoden gewährleistet werden sollte, die zur Anwendung kommen. Die Gradwanderung zeigt sich dann, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse ohne Rückbeziehung zur Glaubenstradition zur Anwendung kommen sollen. Dabei fällt man fast notgedrungen auf die Nase: Ein Beispiel ist, meiner Meinung nach, die römische Liturgiereform nach Vat II. Hier wurde eine wissencschaftliche Auseinandersetzung mit der Liturgiegeschichte am Schreibtisch auf eine liturgische Reform angewendet, ohne die "unwissenschaftlichen" Komponenten, also z.B. Glaube und Glaubensleben, in der gebotenen Weise zu berücksichtigen. Vielleicht berührt die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Theologie auch zu stark das Selbstwertgefühl der Theologen. Von deren Seite wird ja viel unternommen, um die Wissenschaftlichkeit der Theologie herauszustreichen.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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Niels
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Re: Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Beitrag von Niels »

Raphael hat geschrieben:Christliche Theologie zu betreiben ist wie freihändig fahrradfahren:
Es braucht eine gewisse Übung und einen guten Gleichgewichtssinn, damit man dabei nicht auf die Nase fällt!
Stimmt: http://www.youtube.com/watch?v=8KqGHIPMBxc
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Juergen
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Re: Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Beitrag von Juergen »

Germanus hat geschrieben:Die verschiedenen Disziplinen der Theologie verstehen sich als Wissenschaften, z.B. die "Liturgiewissenschaft". Dabei ist es so, dass die Wissenschaftlichkeit durch die Methoden gewährleistet werden sollte, die zur Anwendung kommen. Die Gradwanderung zeigt sich dann, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse ohne Rückbeziehung zur Glaubenstradition zur Anwendung kommen sollen. Dabei fällt man fast notgedrungen auf die Nase: Ein Beispiel ist, meiner Meinung nach, die römische Liturgiereform nach Vat II. Hier wurde eine wissencschaftliche Auseinandersetzung mit der Liturgiegeschichte am Schreibtisch auf eine liturgische Reform angewendet, ohne die "unwissenschaftlichen" Komponenten, also z.B. Glaube und Glaubensleben, in der gebotenen Weise zu berücksichtigen. Vielleicht berührt die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Theologie auch zu stark das Selbstwertgefühl der Theologen. Von deren Seite wird ja viel unternommen, um die Wissenschaftlichkeit der Theologie herauszustreichen.
Gruß G.
In der Liturgiewissenschaft kann man auf zwei Seiten vom Pferd fallen.
Einerseits besteht die Gefahr, alles, was im Laufe der Zeit entstanden ist, als gut zu befinden und sich jeglicher Reform zu verweigern;
andererseits besteht die Gefahr eines (falschverstandenen) Historizismus, der versucht, alles auf seine Anfänge zurückzuführen.

Nicht alles, was im Laufe der Zeit entstanden ist, ist gut und richtig. Man denke nur mal an den rubrizistischen Unfall, der bei der Salbung der Hände während der Priesterweihe statt Chrisam Katechumenenöl vorsah. Das hat man zurecht korrigiert.

Aber auch nicht alles, was im Laufe der Zeit entstanden ist, ist falsch.
Und selbst die Freunde der außerordentlichen Form sind damit zufrieden, daß z.B. die Lesungen zusätzlich in der Muttersprache gelesen werden, auch wenn es nicht in den Rubriken steht. Und sie erfreuen sich auch der Predigt (sofern sie gut ist), selbst wenn die nicht in den Rubriken erwähnt wird. Da sind also Dinge gewachsen, die gut sind.

Hier den richtigen "Mittelweg" zu finden, ist die eigentliche Schwierigkeit.
Ich habe aber den Eindruck, daß die Liturgiewissenschaft sich - Gott sei's gedankt - vielfach von dem vor 30 oder 50 Jahren noch als allein seligmachend verstandenen Historizismus verabschiedet hat.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Pilgerer
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Re: Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Beitrag von Pilgerer »

Germanus hat geschrieben:Die verschiedenen Disziplinen der Theologie verstehen sich als Wissenschaften, z.B. die "Liturgiewissenschaft". Dabei ist es so, dass die Wissenschaftlichkeit durch die Methoden gewährleistet werden sollte, die zur Anwendung kommen. Die Gradwanderung zeigt sich dann, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse ohne Rückbeziehung zur Glaubenstradition zur Anwendung kommen sollen. Dabei fällt man fast notgedrungen auf die Nase: Ein Beispiel ist, meiner Meinung nach, die römische Liturgiereform nach Vat II. Hier wurde eine wissencschaftliche Auseinandersetzung mit der Liturgiegeschichte am Schreibtisch auf eine liturgische Reform angewendet, ohne die "unwissenschaftlichen" Komponenten, also z.B. Glaube und Glaubensleben, in der gebotenen Weise zu berücksichtigen. Vielleicht berührt die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Theologie auch zu stark das Selbstwertgefühl der Theologen. Von deren Seite wird ja viel unternommen, um die Wissenschaftlichkeit der Theologie herauszustreichen.
Gruß G.
Theologie kann wissenschaftlich betrieben werden. Doch ist die Theologie älter als die Wissenschaft, die streng nach den Grundsätzen der Wissenschaftstheorie arbeitet.
Was ich unter "subjektiv" in Beziehung auf Theologie meinte, ist: dass christliche Theologie aus dem christlichen Glauben heraus geschieht statt unabhängig davon (=objektiv) darüber zu beruteilen. Das gleiche gilt für die liberale Theologie, die liberale Glaubensinhalte annimmt und aus dieser subjektiven Sichtweise heraus die Bibel und Tradition "kritisch" interpretiert. Objektiv können dagegen die Religionsphilosphie oder Religionswissenschaft über Religionen urteilen. Sie müssen sich keine religiöse oder weltanschauliche Sicht zu eigen machen, um die Religionen zu systematisieren etc.
Freilich ist auch eine christliche Wissenschaft möglich, die christliche Glaubensinhalte nimmt und aus diesem Blickwinkel mit wissenschaftlichen Methoden bestimmte Gegenstände analysiert.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Re: Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Beitrag von lifestylekatholik »

Pilgerer hat geschrieben:Doch ist die Theologie älter als die Wissenschaft, die streng nach den Grundsätzen der Wissenschaftstheorie arbeitet.
Äh? Seit wann gibt es denn diese »Grundsätze der Wissenschaftstheorie«?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Pilgerer
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Re: Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Beitrag von Pilgerer »

Vielleicht sind diese Ausführungen nützlich, um die Anfänge der Wissenschaftstheorie zu erkennen: http://elib.suub.uni-bremen.de/ip/docs/1116.pdf
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Re: Ist die Theologie eine Wissenschaft?

Beitrag von lifestylekatholik »

Pilgerer hat geschrieben:Vielleicht sind diese Ausführungen nützlich, um die Anfänge der Wissenschaftstheorie zu erkennen: http://elib.suub.uni-bremen.de/ip/docs/1116.pdf
Danke für den Artikel. Daraus lassen sich zwei oder sogar drei mögliche Anfänge herauslesen: 1. Im 2. Jahrhundert, 2. im 19. Jahrhundert, 3. Plato.

Wenn du also mit den »Grundsätzen der Wissenschaftstheorie« erst im 19. bzw. 2. Jhd. aufgestellte Grundsätze meinst, sind die allermeisten Wissenschaften älter. Wenn du sie bereits bei Platon ansetzt, ist christliche Theologie natürlich jünger. Hm. Seit wann arbeitet »die Wissenschaft« denn »streng nach den Grundsätzen der Wissenschaftstheorie«?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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