Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Vinzenz Ferrer
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Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Ich stoße mich an der Formulierung „chrsitlich-jüdisch“ bzw.„jüdisch-christlich“, die mittlerweile auch in die Sprache der Amtskirche Einzug gefunden hat – in die Sprache der Medien sowieso.
Ich sehe in dieser Formulierung einen Verstoß gegen die Logik:

Es ist zwar richtig, dass das Christentum durch den Alten Bund sozusagen „jüdische“ Wurzeln hat, aber dieser Umstand steckt bereits im Wort „christlich“, denn das Christentum umschließt neben den Neuen Bund auch den Alten Bund und wäre ohne diesen Umstand nicht zu denken.
Damit ist das Wort „jüdisch“ in „christlich-jüdisch“ rein logisch betrachtet also redundant.
Eine andere Auffassung des „Jüdischen“ im Christentum ist aber unzulässig.

Wenn man „christlich-jüdisch“ wortwörtlich nimmt, dann stimmt etwas nicht an dieser Formulierung, denn die Beiden kann man nicht in einem Atemzug nennen:
Wer heute von „jüdisch“ spricht, meint damit diejenigen Juden bzw. ihre Nachkommen, die Jesus nicht als den Messias, nicht als Christus angenommen haben. Diese Gruppe (also „Juden“ im landläufigen Sinne) steht in einem antagonistischen Verhältnis zum Christentum. So gesehen heißt dann „jüdisch“, „nicht-christlich“ und kann nicht zum Cluster „christlich-jüdisch“ fusionieren.

Ferner können Juden nicht ohne weiteres in ein „christlich-jüdisches Abendland" eingereiht werden, denn obwohl Juden zum Teil enorme kulturelle und wissenschaftliche Leistungen erbracht haben, haben sie diese in erster Linie als Assimilierte des c h r i s t l i c h e n Abendlandes getan – ihre Religion blieb außen vor. Aufgrund der ethnischen Exklusivität ihrer Religion kann man auch nicht von einem gegenseitigen „Geben und Nehmen“ sprechen, das diese Formulierung suggeriert.
Vom logischen Standpunkt aus betrachtet ist diese Formulierung daher entweder redundant oder falsch (und damit unhaltbar).

Ich sehe darin einen angestrengten, plumpen und linkischen Versuch im Sinne der political correctness unter Verzicht auf Logik eine ethnisch-religiöse Minderheit in den Glanz der Kirche und der Errungenschaften des christlichen Abendlandes zu hieven.

Wie seht ihr das?
Zuletzt geändert von Vinzenz Ferrer am Donnerstag 9. Mai 2019, 13:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Amigo
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Amigo »

Theologisch ist der Begriff, wie du schon sagtest, redundant - es gibt kein Christentum außer jenem, das aus dem Judentum hervorgegangen ist. (Naja, eventuell... Wenn man zB quasichristliche Sekten wie die Mormonen begrifflich vom regulären Christentum abgrenzen wollte, dann wäre das ein seltener Sonderfall, in dem dieser Begriff Sinn machen könnte. Aber solche Sonderfälle rechtfertigen keinen allgemein üblichen Begriff.)

Kulturell kann der Begriff hingegen schon Sinn machen, und zwar in Abgrenzung zu kulturellen Einflüssen des Islam: Der größte Teil Europas (und auch die USA) war doch längere Zeit von christlichen und jüdischen Kulturen und Bräuchen bestimmt, und erst in den letzten Jahrzehnten greift hier der Islam deutlich und oftmals kontroversen Raum.

Ich halte den Begriff daher eher nicht für eine religiöse, aber eventuell für eine kulturelle Debatte für brauchbar und relevant.

Petrus
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Petrus »

Amigo hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 13:44
Wenn man zB quasichristliche Sekten wie die Mormonen begrifflich vom regulären Christentum abgrenzen wollte, dann wäre das ein seltener Sonderfall, in dem dieser Begriff Sinn machen könnte. Aber solche Sonderfälle rechtfertigen keinen allgemein üblichen Begriff.
vorab: Die Mormonen haben, meine Meinung, nichts mit Christentum zu tun. Aber auch gar nix.

Allerdings:

Was ist mit den Essenern?

Was ist mit den Jüngern vom Johannes, dem "Täufer" (Mandäer *) ?

--
*) vgl. hierzu gern: https://www.deutschlandfunk.de/die-mand ... _id=337759

ach ja, eins noch nachgetragen: Jesus war der einzige Religionsstifter, welcher der von ihm gestifteten Religion nicht angehörte :)

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Vinzenz Ferrer
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Amigo hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 13:44
Kulturell kann der Begriff hingegen schon Sinn machen, und zwar in Abgrenzung zu kulturellen Einflüssen des Islam: Der größte Teil Europas (und auch die USA) war doch längere Zeit von christlichen und jüdischen Kulturen und Bräuchen bestimmt, und erst in den letzten Jahrzehnten greift hier der Islam deutlich und oftmals kontroversen Raum.
Ich halte den Begriff daher eher nicht für eine religiöse, aber eventuell für eine kulturelle Debatte für brauchbar und relevant.
„Jüdisch“ zu nennen mit der Absicht eine Vollständigkeit der Einflüsse herstellen zu wollen, halte ich auch nicht für richtig, denn dann müsste auf jeden Fall auch das Atheistische/Säkulare genannt werden. Diese stellen meines Erachtens nach dann sogar einen noch weit größeren Einfluss dar als das Jüdische.
Wo siehst du im Übrigen jüdisches Brauchtum in der Kultur Europas?
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taddeo
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von taddeo »

Amigo hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 13:44
Ich halte den Begriff daher eher nicht für eine religiöse, aber eventuell für eine kulturelle Debatte für brauchbar und relevant.
Das ist eine sehr richtige Feststellung. :daumen-rauf:

Wenn man von den islamischen Einflüssen in Spanien absieht, gab es in den Breiten, die wir heute "Europa" nennen, seit der Überwindung des Heidentums nur Christen und Juden, Kirchen und Synagogen. Diese beiden Religionen haben die Kultur Europas seit dem Mittelalter geprägt, keine anderen.

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Vinzenz Ferrer
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Amigo hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 13:44
Kulturell kann der Begriff hingegen schon Sinn machen, und zwar in Abgrenzung zu kulturellen Einflüssen des Islam: Der größte Teil Europas (und auch die USA) war doch längere Zeit von christlichen und jüdischen Kulturen und Bräuchen bestimmt, und erst in den letzten Jahrzehnten greift hier der Islam deutlich und oftmals kontroversen Raum.
Um sich vom Islam abgrenzen zu können, wäre „christlich“ absolut ausreichend.
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Petrus
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Petrus »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 13:56
Wo siehst du im Übrigen jüdisches Brauchtum in der Kultur Europas?
(ich bin nicht Amigo)

nun, den "guten Rutsch" z. B., oder auch "tohuwabohu".

oder (ältere Menschen kennen das noch): "hier gehts ja zu wie inner Judenschul!"

bei Bedarf kann ich das gern näher erläutern.

:kippa:

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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Petrus »

taddeo hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 14:03

Wenn man von den islamischen Einflüssen in Spanien absieht, gab es in den Breiten, die wir heute "Europa" nennen, seit der Überwindung des Heidentums nur Christen und Juden, Kirchen und Synagogen. Diese beiden Religionen haben die Kultur Europas seit dem Mittelalter geprägt, keine anderen.

also: Du meinst, das Christentum habe die Kultur Europas seit dem Mittelalter geprägt.

nuja - wenn Du meinst -

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Amigo
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Amigo »

Der Einfluss von Atheisten auf die europäische Kultur war mE bis weit ins 20. Jahrhundert vernachlässigbar.

Als Wiener sind mir jüdische (bzw in weiterer Folge jiddische) Kulturelemente - Sprache, Brauchtum (Typische Speisen, Kleidung, Feste usw.) - beinahe allgegenwärtig. Weiters: Der Anteil der Juden an außergewöhnlichen Kunst- und Kulturschaffenden, Medizinern, Wissenschaftlern usw. in unseren Breiten war so überproportional hoch, dass sich ein Versuch einer Auflistung erübrigt.

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Vinzenz Ferrer
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Amigo hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 14:14
Der Einfluss von Atheisten auf die europäische Kultur war mE bis weit ins 20. Jahrhundert vernachlässigbar.
Ok, ich stimme zu.
Amigo hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 14:14
Der Anteil der Juden an außergewöhnlichen Kunst- und Kulturschaffenden, Medizinern, Wissenschaftlern usw. in unseren Breiten war so überproportional hoch, dass sich ein Versuch einer Auflistung erübrigt.
Bereits in meinem Intitalbeitrag anerkannt.
Diese Leistungen haben sie aber in abendlädischer Musik, Kunst und Wissenschaft erbracht.
Sie haben in diese Bereiche auch kein typisch jüdisches Element eingebracht.
Das typisch Jüdische, zB. Klezmer ist weiterhin "exotisch".
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Amigo
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Amigo »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 14:22
Diese Leistungen haben sie aber in abendlädischer Musik, Kunst und Wissenschaft erbracht.
Sie haben in diese Bereiche auch kein typisch jüdisches Element eingebracht.
Das typisch Jüdische, zB. Klezmer ist weiterhin "exotisch".
Das erachte ich für einen „kulturegozentrischen Zirkelschluss“. Ich sage als Gegenbeispiel: Die Relativitätstheorie ist „typisch jüdisch“ (weil Einzelleistung eines jüdischen Genies) und hat unser ganzes heutiges abendländisches Weltbild und Wissenschaft massiv geprägt. :breitgrins:

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Vinzenz Ferrer
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Amigo hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 14:29
Das erachte ich für einen „kulturegozentrischen Zirkelschluss“. Ich sage als Gegenbeispiel: Die Relativitätstheorie ist „typisch jüdisch“ (weil Einzelleistung eines jüdischen Genies) und hat unser ganzes heutiges abendländisches Weltbild und Wissenschaft massiv geprägt. :breitgrins:
Einzelleistung? Nur bedingt!
Er hat auf dem ganzen bestehenden Wissen der abendländischen Wissenschaft aufbauen können.
Die Theorie ist nicht in einer tabula rasa-Situation entstanden.
Einstein war ein Genie. Sein Genius kann aber nicht ohne ein Milieu gedacht werden, das es halt auch braucht. Dieses Milieu war das christliche Abendland.
Die moderne Wissenschaft ist sozusagen nur ein Abfallprodukt der Kirche bzw. der Theologie - ideengeschichtlich betrachtet.
Außerdem gibt es sehr deutliche Hinweise darauf, dass seine Freundin/Frau einen erheblichen Anteil an der Erarbeitung der Relativitätstheorie hatte.
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CIC_Fan

Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von CIC_Fan »

Petrus hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 14:07
Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 13:56
Wo siehst du im Übrigen jüdisches Brauchtum in der Kultur Europas?
(ich bin nicht Amigo)

nun, den "guten Rutsch" z. B., oder auch "tohuwabohu".

oder (ältere Menschen kennen das noch): "hier gehts ja zu wie inner Judenschul!"

bei Bedarf kann ich das gern näher erläutern.

:kippa:
Grad in Österreich ist die Sprache voller jiddischer Ausdrücke das christum ist ohne Judentum nichts das sieht man am Chorgebet der Kirche sehr gut im übrigen gab es in Europa schon Juden und deren Kultur da hatte noch kein Mensch in Europa eine Ahnung vom Christentum
vom Leid daß das Christentum den Juden beschert hat red ich jetzt mal gar nicht

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taddeo
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von taddeo »

Petrus hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 14:11
taddeo hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 14:03

Wenn man von den islamischen Einflüssen in Spanien absieht, gab es in den Breiten, die wir heute "Europa" nennen, seit der Überwindung des Heidentums nur Christen und Juden, Kirchen und Synagogen. Diese beiden Religionen haben die Kultur Europas seit dem Mittelalter geprägt, keine anderen.

also: Du meinst, das Christentum habe die Kultur Europas seit dem Mittelalter geprägt.

nuja - wenn Du meinst -
Nein, Christentum und Judentum haben das getan - wie ich geschrieben habe, meine ich es.
Und falls du dich am "Mittelalter" störst: damit meine ich die Zeit nach der Antike, "seit der Überwindung des Heidentums". Was ja bekanntlich durchaus seine Zeit gedauert hat und in manchen Teilen Nordbayerns bis heute noch nicht abgeschlossen ist. :P

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Vinzenz Ferrer
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Ferner stellt sich auch die Frage der Verhältnismäßigkeit:
War der Einfluss des Jüdischen auf das Abendland dermaßen groß, dass es gerechtfertigt ist, mit dem Christentum in einem Atemzug genannt zu werden? :hmm:
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taddeo
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von taddeo »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 16:56
Ferner stellt sich auch die Frage der Verhältnismäßigkeit:
War der Einfluss des Jüdischen auf das Abendland dermaßen groß, dass es gerechtfertigt ist, mit dem Christentum in einem Atemzug genannt zu werden? :hmm:
Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Ich würde sagen, definitiv "ja". Das "christliche" Abendland sähe völlig anders aus, wenn es nicht seit jeher durch jüdische Bankiers finanziert worden wäre, und wenn nicht die "Christen" immer wieder gewaltsam gegen die Juden vorgegangen wären.

Karl_87
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Karl_87 »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Donnerstag 9. Mai 2019, 16:56
Ferner stellt sich auch die Frage der Verhältnismäßigkeit:
War der Einfluss des Jüdischen auf das Abendland dermaßen groß, dass es gerechtfertigt ist, mit dem Christentum in einem Atemzug genannt zu werden? :hmm:
Paulus macht im Römerbrief Ausführungen zum Verhältnis von Judentum und Christentum.
Diese sollten meines Erachtens Antwort genug auf die hier gestellte Frage sein.

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Amigo
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Amigo »

Karl_87 hat geschrieben:
Sonntag 12. Mai 2019, 11:32
Paulus macht im Römerbrief Ausführungen zum Verhältnis von Judentum und Christentum.
Diese sollten meines Erachtens Antwort genug auf die hier gestellte Frage sein.
Nicht, wenn man die Fragestellung in diesem Thread auf die erst neuerdings üblich gewordene Phrase „jüdisch-christlich“ und zudem ihre Verwendung primär im Kontext von Kultur (und weniger von Religion) bezieht. Das ist ja eine „zeitgeistliche“ Erscheinung und keine Frage der theologischen Verwandtschaft zwischen Judentum und Christentum.

Karl_87
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Karl_87 »

Amigo hat geschrieben:
Sonntag 12. Mai 2019, 14:10
Karl_87 hat geschrieben:
Sonntag 12. Mai 2019, 11:32
Paulus macht im Römerbrief Ausführungen zum Verhältnis von Judentum und Christentum.
Diese sollten meines Erachtens Antwort genug auf die hier gestellte Frage sein.
Nicht, wenn man die Fragestellung in diesem Thread auf die erst neuerdings üblich gewordene Phrase „jüdisch-christlich“ und zudem ihre Verwendung primär im Kontext von Kultur (und weniger von Religion) bezieht. Das ist ja eine „zeitgeistliche“ Erscheinung und keine Frage der theologischen Verwandtschaft zwischen Judentum und Christentum.
Wenn der Begriff jüdisch-christlich zur Phrase verkommt, ist er als Begriff selbstverständlich abzulehnen.
Und es mag den Einen oder Anderen geben, der diesen Begriff verwendet, ohne den Hintergrund vollständig ausleuchten zu können.
Allerdings kann auch eine Reminiszenz Ansporn sein, sich mit den Wurzeln zu beschäftigen.

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Vinzenz Ferrer
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Karl_87 hat geschrieben:
Sonntag 12. Mai 2019, 15:55
Wenn der Begriff jüdisch-christlich zur Phrase verkommt, ist er als Begriff selbstverständlich abzulehnen.
Und es mag den Einen oder Anderen geben, der diesen Begriff verwendet, ohne den Hintergrund vollständig ausleuchten zu können.
Allerdings kann auch eine Reminiszenz Ansporn sein, sich mit den Wurzeln zu beschäftigen.
Genau andersherum wird ein Schuh daraus:

Die umstrittene Formulierung hat im theologischen Sinne maximal als (linkische) Phrase eine Berechtigung, denn mit sehr viel gutem Willen könnte man sie akzeptieren als ungeschickt ausgedrückt, aber immerhin „gut gemeint“ (nämlich als Hinweis auf den Alten Bund).
Wie bereits oben im Strang besprochen, ist die Formulierung im engeren theologischen Sinne auf jeden Fall abzulehnen, weil entweder irritierend redundant oder schlichtweg falsch.
Wir Christen beschäftigen uns nicht nicht mit dem Alten Bund als „Reminiszenz“ an das Judentum, sondern als Gottes (vollwertigen) Heilsweg, der zu Jesus Christus hinführt.
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Karl_87
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Karl_87 »

Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 11:44
Karl_87 hat geschrieben:
Sonntag 12. Mai 2019, 15:55
Wenn der Begriff jüdisch-christlich zur Phrase verkommt, ist er als Begriff selbstverständlich abzulehnen.
Und es mag den Einen oder Anderen geben, der diesen Begriff verwendet, ohne den Hintergrund vollständig ausleuchten zu können.
Allerdings kann auch eine Reminiszenz Ansporn sein, sich mit den Wurzeln zu beschäftigen.
Genau andersherum wird ein Schuh daraus:
Wer Schuster werden will, sollte in die entsprechende Lehre gehen. :blinker:
Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 11:44
Die umstrittene Formulierung hat im theologischen Sinne maximal als (linkische) Phrase eine Berechtigung, denn mit sehr viel gutem Willen könnte man sie akzeptieren als ungeschickt ausgedrückt, aber immerhin „gut gemeint“ (nämlich als Hinweis auf den Alten Bund).
Das mit dem guten Willen erweist sich bei genauerem Hinsehen häufig als Bemäntelung anderer Motivationen, mangelnder Bildung oder sonst noch was.

Seit etlichen Generationen wird versucht, daß jüdisch-christliche Erbe zu überwinden. Erstaunlicherweise gibt es sogar aus dem Christentum selbst heraus Stimmen, die meinen, man müsse das tun.
Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 11:44
Wie bereits oben im Strang besprochen, ist die Formulierung im engeren theologischen Sinne auf jeden Fall abzulehnen, weil entweder irritierend redundant oder schlichtweg falsch.
Wir Christen beschäftigen uns nicht nicht mit dem Alten Bund als „Reminiszenz“ an das Judentum, sondern als Gottes (vollwertigen) Heilsweg, der zu Jesus Christus hinführt.
Der Alte Bund ist obsolet, der Neue Bund ist der einzig gangbare Weg zum Herrn;
auch für diejenigen, die einstmals dem Alten Bund angehörten.

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Vinzenz Ferrer
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Karl_87 hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 12:29
Vinzenz Ferrer hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 11:44
Wie bereits oben im Strang besprochen, ist die Formulierung im engeren theologischen Sinne auf jeden Fall abzulehnen, weil entweder irritierend redundant oder schlichtweg falsch.
Wir Christen beschäftigen uns nicht nicht mit dem Alten Bund als „Reminiszenz“ an das Judentum, sondern als Gottes (vollwertigen) Heilsweg, der zu Jesus Christus hinführt.
Der Alte Bund ist obsolet, der Neue Bund ist der einzig gangbare Weg zum Herrn;
auch für diejenigen, die einstmals dem Alten Bund angehörten.
Es besteht kein Widerspruch zu meiner Aussage.
Der Name "ALTER" Bund drückt seine "Obsoleszenz" bereits aus - gewissermaßen.
Deshalb "beschäftigen" sich Christen auch nur mit dem Alten Bund, um Jesus Christus besser zu verstehen.
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Siard
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Siard »

Karl_87 hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 12:29
Der Alte Bund ist obsolet, der Neue Bund ist der einzig gangbare Weg zum Herrn;
auch für diejenigen, die einstmals dem Alten Bund angehörten.
Das klingt sehr nach der Lehre des Erzketzers Marcion.

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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Karl_87 »

Siard hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 15:50
Karl_87 hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 12:29
Der Alte Bund ist obsolet, der Neue Bund ist der einzig gangbare Weg zum Herrn;
auch für diejenigen, die einstmals dem Alten Bund angehörten.
Das klingt sehr nach der Lehre des Erzketzers Marcion.
Der Eine ist musikalischer als manch Anderer ..................

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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Siard »

Karl_87 hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 16:07
Siard hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 15:50
Karl_87 hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 12:29
Der Alte Bund ist obsolet, der Neue Bund ist der einzig gangbare Weg zum Herrn;
auch für diejenigen, die einstmals dem Alten Bund angehörten.
Das klingt sehr nach der Lehre des Erzketzers Marcion.
Der Eine ist musikalischer als manch Anderer ..................
Die Ablehnung des AT, bzw. dessen Unnötigkeit – und danach klingt es – ist eine Häresie.

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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Siard »

Die Formulierung „christlich-jüdisch“ oder auch „jüdisch-christlich“ macht mir im Zusammenhang mit der Prägung Europas Bauchschmerzen, nicht etwa weil sie falsch sein könnte, sondern weil sie m.M.n. als Herabsetzung des Christlichen eingeführt wurde.

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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Karl_87 »

Siard hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 16:10
Karl_87 hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 16:07
Siard hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 15:50
Karl_87 hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 12:29
Der Alte Bund ist obsolet, der Neue Bund ist der einzig gangbare Weg zum Herrn;
auch für diejenigen, die einstmals dem Alten Bund angehörten.
Das klingt sehr nach der Lehre des Erzketzers Marcion.
Der Eine ist musikalischer als manch Anderer ..................
Die Ablehnung des AT, bzw. dessen Unnötigkeit – und danach klingt es – ist eine Häresie.
Aus welchem meiner Worte ziehst Du die Interpretation, daß das AT unnötig resp. überflüssig sei?

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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Siard »

Karl_87 hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 16:16
Der Alte Bund ist obsolet, …;
Aus diesen Worten. Der Alte Bund ist nicht obsolet, sondern durch den Neuen ergänzt worden.
Es täte mir leid, sollte ich Dich daher falsch verstanden haben.

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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Karl_87 »

Siard hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 16:34
Karl_87 hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 16:16
Der Alte Bund ist obsolet, …;
Aus diesen Worten. Der Alte Bund ist nicht obsolet, sondern durch den Neuen ergänzt worden.
Es täte mir leid, sollte ich Dich daher falsch verstanden haben.
Ich werde mich gegen Deine Eisegese nicht verteidigen.

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Vinzenz Ferrer
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Siard hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 16:15
Die Formulierung „christlich-jüdisch“ oder auch „jüdisch-christlich“ macht mir im Zusammenhang mit der Prägung Europas Bauchschmerzen, nicht etwa weil sie falsch sein könnte, sondern weil sie m.M.n. als Herabsetzung des Christlichen eingeführt wurde.
Eine sehr gute Bemerkung, Siard! :ikb_thumbsup:
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Siard hat geschrieben:
Montag 13. Mai 2019, 16:34
Der Alte Bund ist nicht obsolet, sondern durch den Neuen ergänzt worden.
Ui:"Ergänzung"! :glubsch:
"Ergänzung" klingt viel zu lapidar.
Jesus Christus ist die Pointe des Alten Bundes.
Ohne Jesus Christus ist der "Witz" des Alten Bundes unverständlich, weil nicht zu Ende erzählt.
"Neu" bringt in der Bundesfrage schon eine andere Qualität hinein als eine "Ergänzung".
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Re: Formulierung „christlich-jüdisch“ - logisch und theologisch betrachtet

Beitrag von Petrus »

also - was soll der Schmonzes?

wir sind uns doch einig, dass der Messias kommen wird.

nu - wir Christen meinen halt, dass er schon mal da war, wieder weg war, und so.

aber - er wird kommen.

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