Arianismus

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Raphael

Arianismus

Beitrag von Raphael »

Arianismus war eine frühe christliche Irrlehre aus dem 4. Jahrhundert, benannt nach dem Priester und Gründer der Irrlehre Arius. Nach arianischer Lehre ist Jesus Christus nicht wesensgleich mit Gott, auch nicht Gottes Sohn, sondern Gottes vornehmstes Geschöpf.

Arius wurde in Libyen geboren und studierte an der theologischen Schule des Lucian von Antiochia, wo auch andere Vertreter des Arianismus ausgebildet wurden. Nach seiner Priesterweihe in Alexandria verwickelte sich Arius 319 in einen Streit mit seinem Bischof über die Gottheit Christi. Schließlich wurde er 325 wegen seiner Auffassungen nach Illyrien (heute Albanien) verbannt, doch die Auseinandersetzung um seine Lehre griff bald auf die gesamte Kirche über und hielt sie über ein halbes Jahrhundert lang in Atem. Zwar wurde sie 379 durch den römischen Kaiser Theodosius I. im ganzen Reich verboten, doch überlebte sie noch zwei Jahrhunderte lang unter jenen Stämmen der Barbaren, die von arianischen Bischöfen zum Christentum bekehrt worden waren.

Arius lehrte, dass Gott selbst nicht gezeugt und ohne Ursprung sei. Der Sohn Gottes, die zweite Gestalt der Dreieinigkeit, könne also, weil er gezeugt worden sei, nicht Gott im selben Sinn wie der Vater sein. Die Lehre des Arius wurde 325 auf dem 1. ökumenischen Konzil von Nicäa verdammt. Die versammelten Bischöfe verfassten das Bekenntnis in dem festgestellt wurde, dass der Sohn Gottes "empfangen, doch nicht erschaffen" worden sei und "von gleicher Wesenheit" (griechisch: "homoousios") mit dem Vater ist. Der Sohn sei also Teil ("Hypostase", "Grundlage") des Dreieinigen Gottes und nicht der Schöpfung. Das Glaubensbekenntnis von Nicäa war das erste, das von allen Kirchen gemeinsam anerkannt wurde. Das bisherige apostolische Bekenntnis zur allerheiligsten Dreifaltigkeit: VATER - SOHN - HEILIGER GEIST wurde mit dem Dogma über die Gottheit Christi und dem gleichzeitigen Bann gegen die Lehre von Arius bekräftigt.
(Quelle)

Woran kann man heutzutage in der Praxis erkennen, ob jemand Arianer ist oder auch nicht? :hmm:

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Iuxta crucem
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Re: Arianismus

Beitrag von Iuxta crucem »

Nun, ich denke, dass er die trinitanische Formel z.b bei einer Taufe ablehnt. Man kann m. E. Also nur ausschließen , dass er ein Arianer ist, wenn er Z.B sagt: im Namen des Vaters....

Du kannst es also nur wissen , wenn er es dir sagt, oder jemand anderes mit dir darüber spricht.

Das war jetzt nicht sonderlich hilfreich- ich weiß, was besseres fiel mir aber auch nicht ein :traurigtaps:
Crux fidelis, inter omnes arbor una nobilis,
Nulla talem silva profert fronde, flore, germine,
Dulce lignum, dulce clavo dulce pondus sustinens. +

Raphael

Re: Arianismus

Beitrag von Raphael »

Iuxta crucem hat geschrieben:
Samstag 30. Juni 2018, 14:42
Nun, ich denke, dass er die trinitanische Formel z.b bei einer Taufe ablehnt. Man kann m. E. Also nur ausschließen , dass er ein Arianer ist, wenn er Z.B sagt: im Namen des Vaters....

Du kannst es also nur wissen , wenn er es dir sagt, oder jemand anderes mit dir darüber spricht.

Das war jetzt nicht sonderlich hilfreich- ich weiß, was besseres fiel mir aber auch nicht ein :traurigtaps:
Das Problem liegt tiefer ...............

Heutzutage kann man sich nicht mehr sicher sein, ob selbst das gesprochene Glaubensbekenntnis mit wirklicher innerer Überzeugung und in Übereinstimmung mit dem kirchlichen Sinn gesprochen wird. :hae?:

Im angelsächsischen Raum gibt es da den "schönen" Ausdruck: lip service, welcher sogar noch den Anschein erweckt, man wäre zum Dienst bereit! :hmm:
Unzureichend übersetzt mit Lippenbekenntnis; aber man weiß ja (unglücklicherweise), was gemeint ist.

Hier im Forum gab es vormals einen redegewandten - mache meinten auch, er litte unter Logorhoe ( :maske: ) - Fast-Franziskaner, der die Trinität als eine theologische Spekulation abtat.

Kurz und gut: Irgendwie ist man doch auf äußere Zeichen angewiesen, an denen dann der innere Glauben festgemacht werden kann, oder? :hmm:

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offertorium
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Re: Arianismus

Beitrag von offertorium »

Mir selbst geht es manchmal so, dass wenn ich versuche Nichtchristen die Trinität zu erklären, in Begriffe abrutsche, die dann an der Trinität vorbeigehen oder in Richtung einer falschen Lehre gehen. Ein konkretes Beispiel habe ich jetzt nicht, aber es fiel mir das eine oder andere Mal auf. Das liegt einfach daran, dass unsere Beschreibungen oft unzulänglich sind. Das rational in Worte zu fassen, was man vom Herzen her erkannt hat, ist schwierig.

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Protasius
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Re: Arianismus

Beitrag von Protasius »

offertorium hat geschrieben:
Montag 2. Juli 2018, 16:15
Mir selbst geht es manchmal so, dass wenn ich versuche Nichtchristen die Trinität zu erklären, in Begriffe abrutsche, die dann an der Trinität vorbeigehen oder in Richtung einer falschen Lehre gehen. Ein konkretes Beispiel habe ich jetzt nicht, aber es fiel mir das eine oder andere Mal auf. Das liegt einfach daran, dass unsere Beschreibungen oft unzulänglich sind. Das rational in Worte zu fassen, was man vom Herzen her erkannt hat, ist schwierig.
Das passiert einem bei fast jeder Analogie in Bezug auf die Trinität. Ein lutherischer Pastor in den USA hat dazu mal ein unterhaltsames Video gemacht:
https://www.youtube.com/v/KQLfgaUoQCw
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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TeDeum
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Re: Arianismus

Beitrag von TeDeum »

Gibt es denn heutzutage noch (bewusste!) Arianer bzw. die entsprechenden Gemeinschaften?

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offertorium
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Re: Arianismus

Beitrag von offertorium »

Protasius hat geschrieben:
Montag 2. Juli 2018, 16:22
Das passiert einem bei fast jeder Analogie in Bezug auf die Trinität. Ein lutherischer Pastor in den USA hat dazu mal ein unterhaltsames Video gemacht:
https://www.youtube.com/v/KQLfgaUoQCw
Großartig :breitgrins:

CIC_Fan

Re: Arianismus

Beitrag von CIC_Fan »

Raphael hat geschrieben:
Montag 2. Juli 2018, 09:21
Iuxta crucem hat geschrieben:
Samstag 30. Juni 2018, 14:42
Nun, ich denke, dass er die trinitanische Formel z.b bei einer Taufe ablehnt. Man kann m. E. Also nur ausschließen , dass er ein Arianer ist, wenn er Z.B sagt: im Namen des Vaters....

Du kannst es also nur wissen , wenn er es dir sagt, oder jemand anderes mit dir darüber spricht.

Das war jetzt nicht sonderlich hilfreich- ich weiß, was besseres fiel mir aber auch nicht ein :traurigtaps:
Das Problem liegt tiefer ...............

Heutzutage kann man sich nicht mehr sicher sein, ob selbst das gesprochene Glaubensbekenntnis mit wirklicher innerer Überzeugung und in Übereinstimmung mit dem kirchlichen Sinn gesprochen wird. :hae?:

Im angelsächsischen Raum gibt es da den "schönen" Ausdruck: lip service, welcher sogar noch den Anschein erweckt, man wäre zum Dienst bereit! :hmm:
Unzureichend übersetzt mit Lippenbekenntnis; aber man weiß ja (unglücklicherweise), was gemeint ist.

Hier im Forum gab es vormals einen redegewandten - mache meinten auch, er litte unter Logorhoe ( :maske: ) - Fast-Franziskaner, der die Trinität als eine theologische Spekulation abtat.

Kurz und gut: Irgendwie ist man doch auf äußere Zeichen angewiesen, an denen dann der innere Glauben festgemacht werden kann, oder? :hmm:
es heißt doch
Ecclesia visibilis nisi per iudices

Petrus
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Re: Arianismus

Beitrag von Petrus »

Raphael hat geschrieben:
Freitag 29. Juni 2018, 07:16
(Quelle)
irgendwie kommt mir die von Dir zitierte Quelle ein bißchen komisch vor.

vom Arianismus bis zu RFID-Chips, nuja.

Zum Thema:

Arius zu beurteilen, finde ich schwierig. Wir kennen ihn wohl hauptsächlich nur aus den uns überlieferten Schriften seiner Gegner.

(ich mache mal einen unpassenden und hinkenden Vergleich: Im Jahre 2525 finden Archäologen in einem bisher nicht entdeckten Bunker sogenannte "Bücher" in einer nur noch von Fachleuten zu entziffernden Schrift.

Man ist sich einig, dass es sich wohl um eine Heilige Schrift eines längst untergegangenen Glaubens handeln müßte. Um den Religionsstifter dieses längst untergegangen Glaubens scheint es sich wohl, um einen gewissen "garheins dteschtner" zu handeln, zu "bamberch", einer wohl untergegangen Kleinsiedlung, geboren. Nun, man beschließt, diesem Religionsstifter ein Denkmal zu errichten. Man errichtet an der Stelle, wo diese Kleinsiedlung war, ein Denkmal, für diese untergegangene Religion.)

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Marion
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Re: Arianismus

Beitrag von Marion »

Petrus hat geschrieben:
Dienstag 3. Juli 2018, 10:43
Zum Thema:

Arius zu beurteilen, finde ich schwierig. Wir kennen ihn wohl hauptsächlich nur aus den uns überlieferten Schriften seiner Gegner.
Für einen Katholiken ist nichts einfacher als das. Der weiß ja, daß der Heilige Geist bei den Konzilien wirkt und somit mit absoluter Sicherheit dort richtig beurteilt wird. Alle anderen, die sich Christen nennen, oder auch nicht, haben natürlich Schwierigkeiten bei dieser und auch vielen anderen Beurteilungen. Sie meinen ja, daß sie niemandem haben, dem sie wirklich trauen können. :nein:
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Petrus
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Re: Arianismus

Beitrag von Petrus »

ich finde immer noch schwierig, das Ganze zu beurteilen.

ich stelle mir vor: Wenn Du einen "in den Senkel stellen" wolltest, damals, mußte man nur einfach sagen: "Der ist doch auch ein Arianer!"

Szenenwechsel: in meiner lutherischen Zeit wurde ich bezeichnet als ein Mensch mit "katholisierenden Tendenzen". Wer die Szene kennt, weiß, was das bedeutet. ("Was bedürfen wir weiteren Zeugnisses"?)

und, dann doch noch ein wikipedia-Artikel zum Thema Arius:
https://de.wikipedia.org/wiki/Arius

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Pilger83
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Re: Arianismus

Beitrag von Pilger83 »

TeDeum hat geschrieben:
Montag 2. Juli 2018, 23:26
Gibt es denn heutzutage noch (bewusste!) Arianer bzw. die entsprechenden Gemeinschaften?
Jetzt speziell katholisch, oder auch allgemein christlich?
Denn dann fallen mir spontan die Zeugen Jehovas ein.
Dort ist Jesus nicht Gott und wird als Erzengel Michael identifiziert.
Denen ist Arius zumindest sehr sympatisch.

Aber auch unter "Freichristen", also jene Christen ohne Gemeinde gibt es nicht wenige,
die die Trinität anzweifeln. Diese machen dann ihr eigenes Ding.
Ich bin römisch-katholisch.

In principio erat Verbum, et Verbum erat apud Deum, et Deus erat Verbum.

Tinius
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Re: Arianismus

Beitrag von Tinius »

Wenn Gott sich selbst als Jesus in eine wirre Region des Imperium Romanum schickte, um dort als Homo Sapiens zu leben und zu wirken, ist das Glaubenssache.

Wenn Gott dann auf Erden teilweise nichts mehr über sich wusste, ist das Glaubenssache.

Wenn Gott sich dann oft zurückzog, um sich selbst anzubeten, ist das Glaubenssache.

Verständlich ist in der Rückschau aber, warum der Arianismus scheitern musste: er ist zu menschlich einfältig und braucht den Jesus eigentlich nicht (wie der Islam). Und das reicht philosophisch nicht aus.

de_las_casas
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Re: Arianismus

Beitrag von de_las_casas »

Immer noch aktuell:
Christus wurde Mensch, damit wir vergöttlicht werden
Papst Benedikt XVI. über den heiligen Kirchenvater Athanasius.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 1. Mai 2016 um 20:05 Uhr
Im Zeitraum vom 7. März 2007 und dem 27. Februar 2008 hielt Papst Benedikt XVI. in Rahmen seiner wöchentlichen Mittwochsaudienzen in Rom insgesamt 36 Katechesen über Leben und Werk der Kirchenväter und Glaubenslehrer, beginnend von Clemens von Rom bis zu Augustinus von Hippo. Kathnews setzt seine Reihe über „Leben und Werk der Kirchenväter und Glaubenslehrer“ fort.

Die Kirche begeht am 2. Mai in beiden Formen des Römischen Ritus das Gedächtnis des heiligen Athanasius von Alexandrien (gest. 373 n. Chr.). Papst Benedikt XVI. hielt über diesen bedeutenden Bischof von Alexandrien eine Mittwochskatechese am 20. Juni 2007.

Der heiligen Athanasius hat sich intensiv mit dem Geheimnis der Menschwerdung der zweiten göttlichen Person (Logos) gegen die Arianer auseinandergesetzt. Arius hat die Person Christi vor allem auf ihre menschlichen Züge beschränkt. Der Kern der Lehre des heiligen Athansasius kann wie folgt formuliert werden: Christus, das Göttliche Wort (Logos) „wurde Mensch damit wir vergöttlicht werden; er offenbarte sich im Leibe, damit wir zur Erkenntnis des unsichbaren Vaters gelangen“.

Katechese von Papst Benedikt XVI. über den hl. Athanasius
Liebe Brüder und Schwestern!

Wir setzen unsere Betrachtung über die großen Lehrmeister der Alten Kirche fort und wollen unsere Aufmerksamkeit heute auf den hl. Athanasius von Alexandrien richten. Diese echte Hauptgestalt der christlichen Tradition wurde bereits wenige Jahre nach seinem Tod von dem großen Theologen und Bischof von Konstantinopel Gregor von Nazianz als »die Säule der Kirche« gefeiert (Reden21,26) und galt immer als ein Vorbild der Rechtgläubigkeit, sowohl im Osten als auch im Westen. Es ist also kein Zufall, daß Gian Lorenzo Bernini seine Statue – zusammen mit Ambrosius, Johannes Chrysostomus und Augustinus – unter jenen vier heiligen Lehrern der östlichen und der westlichen Kirche aufstellte, die in der wunderbaren Apsis der vatikanischen Basilika die Kathedra des hl. Petrus umgeben.

Athanasius ist zweifellos einer der bedeutendsten und am meisten verehrten Väter der Alten Kirche gewesen. Vor allem aber ist dieser große Heilige der leidenschaftliche Theologe der Menschwerdung des Logos, des Wortes Gottes, das – wie es im Prolog des vierten Evangeliums heißt – »Fleisch geworden [ist] und unter uns gewohnt [hat]« (Joh 1,14). Eben aus diesem Grund war Athanasius auch der bedeutendste und hartnäckigste Gegner der arianischen Irrlehre, die damals den Glauben an Christus bedrohte, den sie auf ein »Mittelwesen« zwischen Gott und dem Menschen herabminderte – wie es einer in der Geschichte immer wiederkehrenden Tendenz entspricht, die wir auch heute in verschiedener Weise am Werk sehen können. Athanasius, der wahrscheinlich um das Jahr 300 in Alexandrien in Ägypten geboren wurde, erhielt eine gute Erziehung, ehe er Diakon und Sekretär Alexanders, des Bischofs der ägyptischen Metropole, wurde. Als enger Mitarbeiter seines Bischofs nahm der junge Geistliche mit diesem zusammen am Konzil von Nizäa teil, dem ersten Konzil, das einen ökumenischen Charakter hatte und von Kaiser Konstantin im Mai des Jahres 325 einberufen worden war, um die Einheit der Kirche sicherzustellen. Die Konzilsväter von Nizäa konnten sich so mit verschiedenen Fragen auseinandersetzen, vornehmlich mit dem schwerwiegenden Problem, das einige Jahre zuvor durch die Predigt des alexandrinischen Priesters Arius verursacht worden war.

Dieser bedrohte mit seiner Theorie den wahren Glauben an Christus dadurch, daß er erklärte, der Logos wäre nicht der wahre Gott, sondern ein geschaffener Gott, ein »Mittelwesen« zwischen Gott und dem Menschen, und so blieb der wahre Gott stets unzugänglich für uns. Die in Nizäa versammelten Bischöfe antworteten mit der Formulierung und Festlegung des »Symbolon des Glaubens«, das später vom Ersten Konzil von Konstantinopel vervollständigt wurde und in der Tradition der verschiedenen christlichen Konfessionen und in der Liturgie als das »Nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis« geblieben ist. In diesem grundlegenden Text – der den Glauben der ungeteilten Kirche ausdrückt und den wir auch heute jeden Sonntag bei der Eucharistiefeier sprechen – kommt der griechische Ausdruck homooúsios, lateinisch consubstantialis, vor: Er will darauf hinweisen, daß der Sohn, der Logos, wesensgleich mit dem Vater ist, daß er Gott von Gott ist, daß er sein Wesen ist. Und so wird die volle Göttlichkeit des Sohnes ins Licht gesetzt, welche die Arianer geleugnet hatten.

Nach dem Tod von Bischof Alexander wurde Athanasius im Jahr 328 dessen Nachfolger als Bischof von Alexandrien und zeigte sich sofort entschlossen, jeden Kompromiß gegenüber den vom Konzil von Nizäa verurteilten arianischen Theorien zurückzuweisen. Seine beharrliche und manchmal sehr harte, wenngleich notwendige Unnachgiebigkeit gegenüber allen, die sich seiner Wahl zum Bischof widersetzt hatten, und vor allem gegen die Widersacher des Glaubensbekenntnisses von Nizäa, brachte ihm die unerbittliche Feindschaft der Arianer und ihrer Anhänger ein. Ungeachtet des eindeutigen Ergebnisses des Konzils, das mit aller Klarheit ausgesagt hatte, daß der Sohn eines Wesens mit dem Vater ist, gewannen kurz darauf wieder diese falschen Ideen die Oberhand – in dieser Situation wurde sogar Arius rehabilitiert – und wurden aus politischen Gründen von Kaiser Konstantin selbst und dann von seinem Sohn Constantius II. vertreten. Er, der sich allerdings nicht so sehr für die theologische Wahrheit als vielmehr für die Einheit des Reiches und seine politischen Probleme interessierte, wollte den Glauben politisieren, indem er ihn – nach seinem Dafürhalten – allen seinen Untertanen im Reich zugänglicher machte.

Die arianische Krise, die man in Nizäa gelöst zu haben glaubte, dauerte so Jahrzehnte fort, mit schwierigen Vorkommnissen und schmerzlichen Spaltungen in der Kirche. Fünfmal – während der dreißig Jahre zwischen 336 und 366 – war Athanasius gezwungen, seine Stadt zu verlassen, und verbrachte 17 Jahre im Exil und litt für den Glauben. Während seiner erzwungenen Abwesenheit von Alexandrien aber hatte der Bischof Gelegenheit, im Westen, zuerst in Trier und dann in Rom, den nizänischen Glauben und auch die Ideale des Mönchtums zu vertreten und zu verbreiten; diesen Idealen hatte sich in Ägypten der große Eremit Antonius mit einer Lebensentscheidung angeschlossen, der Athanasius immer nahestand. Der hl. Antonius war mit seiner geistlichen Kraft die wichtigste Person, die den Glauben des Athanasius stützte. Nach seiner endgültigen Rückkehr zu seinem Sitz konnte sich der Bischof von Alexandrien der religiösen Befriedung und Neuorganisierung der christlichen Gemeinden widmen. Er starb im Jahre 373 am 2. Mai, der Tag, an dem wir sein liturgisches Gedächtnis feiern.

Das berühmteste Lehrwerk des heiligen Bischofs von Alexandrien ist die Abhandlung »Über die Menschwerdung des Wortes«, des göttlichen Logos, der Fleisch angenommen hat und so geworden ist wie wir, zu unserem Heil. In diesem Werk sagt Athanasius mit einem zu Recht berühmt gewordenen Satz, daß das Wort Gottes »Mensch wurde, damit wir vergöttlicht würden; er offenbarte sich im Leibe, damit wir zur Erkenntnis des unsichtbaren Vaters gelangten, und er selbst hat die Gewalt der Menschen ertragen, damit wir die Unsterblichkeit erbten« (54,3). Denn mit seiner Auferstehung hat der Herr den Tod verschwinden lassen, als wäre er »Stroh im Feuer« (8,4). Die grundlegende Idee des gesamten theologischen Kampfes des hl. Athanasius war eben die, daß Gott zugänglich ist. Er ist kein zweitrangiger Gott, er ist der wahre Gott, und durch unsere Gemeinschaft mit Christus können wir uns wirklich mit Gott vereinen. Er ist wirklich »Gott mit uns« geworden.

Unter den anderen Werken dieses großen Kirchenvaters – die großenteils mit der Angelegenheit der arianischen Krise verbunden sind – erwähnen wir sodann die vier Briefe, die er an den Freund Serapion, Bischof von Thmuis, über die Göttlichkeit des Heiligen Geistes richtete, die mit aller Deutlichkeit bekräftigt wird, und an die dreißig »Festbriefe«, die er zu Beginn jedes Jahres an die Kirchen und Klöster Ägyptens richtete, um das Datum des Osterfestes anzugeben, vor allem aber um die Bande unter den Gläubigen sicherzustellen und so ihren Glauben zu festigen und sie auf dieses große Hochfest vorzubereiten.

Schließlich ist Athanasius auch Verfasser von Betrachtungstexten über die Psalmen, die dann weite Verbreitung fanden, und vor allem eines Werkes, das den »Bestseller« der alten christlichen Literatur darstellt: das Leben des heiligen Antonius, das heißt die Biographie des heiligen Abtes Antonius, geschrieben kurz nach dem Tod dieses Heiligen, während der verbannte Bischof von Alexandrien gerade mit den Mönchen der ägyptischen Wüste zusammenlebte. Athanasius war ein Freund des großen Eremiten, so daß er eines der beiden Schafsfelle erhielt, die von Antonius als sein Erbe hinterlassen worden waren, zusammen mit dem Mantel, den der Bischof von Alexandrien selbst ihm geschenkt hatte. Die beispielhafte Biographie dieser der christlichen Tradition teuren Gestalt wurde bald sehr populär, fast umgehend wurde sie zweimal ins Lateinische und dann in verschiedene orientalische Sprachen übersetzt und hat viel zur Verbreitung des Mönchtums im Osten wie im Westen beigetragen. Nicht zufällig steht die Lektüre dieses Textes in Trier im Mittelpunkt eines bewegenden Bekehrungsberichtes von zwei kaiserlichen Beamten, den Augustinus in den Bekenntnissen als Ausgangspunkt seiner eigenen Bekehrung setzt (VIII 6,15).

Im übrigen zeigt Athanasius selbst, daß er sich klar des Einflusses bewußt ist, den die beispielhafte Gestalt des Antonius auf das Christenvolk haben konnte. Er schreibt nämlich am Schluß dieses Werkes: »Ein Kennzeichen seiner Tugend und seiner mit Gott befreundeten Seele ist, daß er überall berühmt war, von allen bewundert wurde und daß sich auch jene nach ihm sehnten, die ihn nicht gesehen hatten. Denn Antonius ist nicht durch seine Schriften noch durch weltliche Weisheit oder durch irgendeine Fähigkeit bekannt, sondern allein durch seine Frömmigkeit gegenüber Gott. Und niemand könnte leugnen, daß dies eine Gabe Gottes ist. Denn wie hätte man sonst in Spanien und in Gallien, in Rom und in Afrika von diesem Mann reden hören können, der zurückgezogen in den Bergen lebte, wenn nicht Gott selber ihn überall bekannt gemacht hätte, wie er es mit denen tut, die ihm angehören, und wie er es dem Antonius von Anfang an verkündet hatte? Und auch wenn diese im Verborgenen wirken und verborgen bleiben wollen, so zeigt sie der Herr allen als eine Leuchte, damit alle, die von ihnen reden hören, wissen, daß es möglich ist, den Geboten zu folgen, und damit sie Mut schöpfen, den Weg der Tugend einzuschlagen« (Leben des Antonius 93,5–6).

Ja, Brüder und Schwestern! Wir haben viele Gründe zur Dankbarkeit gegenüber dem hl. Athanasius. Sein Leben wie jenes des Antonius und unzähliger anderer Heiliger zeigt uns: »Wer zu Gott geht, geht nicht weg von den Menschen, sondern wird ihnen erst wirklich nahe« (Deus caritas est, 42).
(Quelle)

Clemens31
Beiträge: 12
Registriert: Donnerstag 9. Mai 2019, 19:46

Re: Arianismus

Beitrag von Clemens31 »

Ich lese zurzeit täglich einen kleinen Abschnitt der Christologie bei Ott. Und mir wird klar, wie schrecklich arianistisch und subordinationistisch die Theologie heutzutage verseucht ist, auch diejenige, die sich konservativ wähnt. Doketisch aber auch. Wenn man sich wirklich klar macht, wer Gott ist und das Gott wirklich Mensch wurde, so ändert das die Perspektive, mit der man Christus betrachtet.

Die Freikirchen predigen sicherlich einen Suordinationismus, denn die katholischen Priester predigen nichts, bzw. political correctness. Ohne aber eine richtige Sicht von der Person Christi in der hypostatischen Union, kann man die Erlösung gar nicht richtig begreifen.

Es ist wirklich Wahnsinn, wie weit wir vom wahren Katholizismus weggekommen sind. Und das neue nährt nicht.
Aber vielleicht sind meine Gedankengänge wieder mal zu hoch.

Benedikt XVI. in diesem Zusammenhang zu zitieren, finde ich sehr witzig. In seiner Einführung in das Christentum gibt es wahrlich arianische Passagen. Spadafora hat es schön herausgearbeitet.

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