Bruder Donald hat geschrieben: ↑Mittwoch 27. Mai 2020, 22:38
Grundsätzlich ist der "postmoderne" Mensch ja gar nicht so sehr areligiös. Man merkt, dass viele mit Jesus schon etwas anfangen können (wenn auch nur als "weiser Lehrer" a la Buddha), aber Gott Vater des AT ist nicht unbedingt der Sympathieträger. Mir geht es nicht darum, einen sympathischeren Gott (Vater) zu bekommen, sondern wie räumt man am besten mit negativen Vorurteilen auf?
Dein Problem scheint mir zu sein, daß Du Dich - wenn auch zum guten Zweck - an der Wahrheit vorbeimogeln willst. Gott wie er den Menschen im AT begegnet ist kein netter Sympathieträger. Stimmt. Jesus übrigens auch nicht. Wer das behauptet, hat das NT entweder nie gelesen, oder nur durch die rosa Brille moderner Gutmensch-Weichspülung.
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Mittwoch 27. Mai 2020, 22:38
Für mich ist das eher ein Argument für opportunistisches Mitläufertum.
Das ist besser als gelangweiltes Wegbleibertum... vielleicht einfach mal die Erwartungshaltung zurückschrauben? Es ist noch kein Heiliger vom Himmel gefallen.
Außerdem, Blaise Pascal, das ist der Mann der seine mystische Erfahrung
wie folgend zu Papier brachte - ein Papier, daß er dann eingenäht in seinem Rock trug:
Jahr der Gnade 1654
Montag, den 23. November, Tag des heiligen Klemens, Papst und Märtyrer, und anderer im Martyrologium.
Vorabend des Tages des heiligen Chrysogonos, Märtyrer, und anderer.
Seit ungefähr abends zehneinhalb bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht
Feuer
Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten.
Gewissheit, Gewissheit, Empfinden: Freude, Friede. Der Gott Jesu Christi.
Deum meum et Deum vestrum.
Dein Gott ist mein Gott.
Vergessen der Welt und aller, nur Gottes nicht.
Er ist allein auf den Wegen zu finden, die das Evangelium lehrt.
Größe der menschlichen Seele Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich.
Freude, Freude, Freude, Freudentränen.
Ich habe mich von ihm getrennt.
Dereliquerunt me fontem aquae vivae.
Mein Gott, wirst du mich verlassen?
Möge ich nicht auf ewig von ihm getrennt sein.
Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.
Jesus Christus!
Jesus Christus!
Ich habe mich von ihm getrennt, ich habe mich ihm entzogen, habe ihn geleugnet und gekreuzigt.
Möge ich niemals von ihm getrennt sein.
Er ist allein auf den Wegen zu bewahren, die im Evangelium gelehrt werden.
Vollkommene Unterwerfung unter Jesus Christus und meinen geistlichen Führer.
Ewige Freude für einen Tag der Mühe auf Erden.
Non obliviscar sermones tuos. Amen.
Und der hat das dann auch den Rest seiner Tage gelebt, wenn auch vielleicht in etwas problematischer Gesellschaft (Jansenisten). Vielleicht erstmal die
Pensées lesen, und dann urteilen. Insbesondere da es Monsieur Plascal durchaus in ähnlichen Gefilden umhertrieb wie Dich jetzt... wie überzeugt man die unwilligen Menschen?
Hier ist übrigens einer meiner Lieblingsgedanken von ihm (aus oben verlinkter Quelle):
Man muß sich nicht verkennen, wir sind eben so viel Leib als Geist und daher kommt es, daß das Mittel, durch welches die Überzeugung sich bildet, nicht einzig die Beweisführung ist. Wie giebt es doch so wenig bewiesene Dinge! Die Beweise überzeugen nur den Geist. Die Gewohnheit schafft unsere stärksten Beweise. Sie neigt die Sinne, welche den Geist mitziehn, ohne daß er es denkt. Wer hat bewiesen, daß morgen auch ein Tag sein wird und daß wir sterben werden? und doch, was wird allgemeiner geglaubt? Also die Gewohnheit überzeugt uns davon, sie ists, die so viel Türken und Heiden macht, sie ists die die Handwerker macht, die Soldaten u.s.w. Freilich muß man nicht mit ihr anfangen um die Wahrheit zu finden; aber man muß zu ihr die Zuflucht nehmen, wenn der Geist ein Mal gesehn hat, wo die Wahrheit ist, damit sie uns erfrische und stärke mit jenem Glauben, der uns jede Stunde entschwindet, denn die Beweise für denselben immer gegenwärtig zu haben ist zu viel verlangt. Man muß sich einen geläufigern Glauben verschaffen, das ist der Glauben der Gewohnheit, die ohne Heftigkeit, ohne Kunst, ohne Beweis uns die Dinge glauben macht und alle unsere Kräfte zu diesem Glauben hinneigt, so daß unsere Seele von selbst hineingeräth. Das ist nicht genug nur durch die Kraft der Beweisführung zu glauben, wenn die Sinne uns drängen, das Gegentheil zu glauben. Wir müssen also unsere beiden Theile gleichen Schritt halten lassen, den Geist durch die Gründe, die ein Mal im Leben erkannt zu haben genügt, und die Sinne durch die Gewohnheit und zwar indem man ihnen nicht erlaubt sich nach der entgegengesetzten Seite zu neigen.