Creatio ex nihilo

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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overkott
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Creatio ex nihilo

Beitrag von overkott »

Ich möchte die Frage aus der Limbuslehrendiskussion nach dem Nichts in einem eigenen Thread entfalten.

Das Konzil lehrt: ''Das Geschöpf sinkt ohne den Schöpfer ins Nichts'' (GS 36).

Ist damit das Nichts nicht die größtmögliche Entfernung von Gott? Ist das Nichts nicht das Gegenteil des Seins? Ist das Nichts damit nicht der ewige Tod? Ist das Nichts damit nicht die Hölle?
Zuletzt geändert von overkott am Samstag 21. April 2007, 11:05, insgesamt 4-mal geändert.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Was bedeutet das im Hinblick auf die Höllenlehre und die Schöpfungslehre? Müsste nicht eher die "creatio ex nihilo"-Lehre neu durchdacht werden als die Limbuslehre, damit nicht der Eindruck entsteht, der Mensch sei präexistent in der Hölle? Wäre es nicht sinnvoller von einer "creatio ex ipso" zu sprechen, um deutlich zu machen, dass der Schöpfer das Urbild, die Idee und Universalie der Schöpfung schon von Ewigkeit her in sich trägt und durch Aussprache zur Entfaltung bringt? Wäre es nicht sinnvoller gemäß Schöpfungsgeschichte festzustellen, dass die Erschaffung von Geist und Materie nichts anderes ist, als die vom Vater verkündete schöpferische Unterscheidung und Entscheidung? Ich würde mich dabei wie schon zitiert auf Bonaventura berufen.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Ich würde sagen: Gott schuf die Schöpfung aus sich selbst. Die Schöpfung ist aus Gott, aber sie ist nicht mit Gott identisch.

Die Schöpfung ist in Gott, weil Gott größer ist als die Schöpfung. Gott ist in der Schöpfung, weil er seine Schöpfung liebt.

Gott entschied und die Welt wurde. Gott unterschied in sich den Himmel und die Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Schöpfung und Sünde

1. Wenn Sünde Trennung von Gott ist, ist dann Schöpfung Sünde?

Das kann nicht sein. Denn am Anfang war die Schöpfung Paradies. Erst durch den Abfall kam die Sünde in die Welt.

2. Wie kann die Schöpfung in Gott sein, wo doch in der Schöpfung Sünde ist?

Das ist nur von der Omnipräsens Gottes in der Schöpfung zu verstehen (Psalm 139,8), von Karsamstag her, an dem wir an Christi Zug durch die Unterwelt denken, und von der in der Osternacht besungenen felix culpa (2 Kor 5,21) her, die der hl. Augustinus schon so geistreich durchdacht hat.

sofaklecks
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Zu hoch

Beitrag von sofaklecks »

Für einen armen Juristen ist das zu hoch.

Aber bei Richard Rohr hab ich mal etwas gelesen, was hängengeblieben ist:

An allen Schöpfungstagen stellt Gott im ersten Bericht fest, dass, was er getan habe, gut war.

Nur am zweiten Tag nicht, als er Himmel und Erde getrennt hat.

Hat das etwas zu bedeuten?

sofaklecks

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overkott
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Beitrag von overkott »

Der zweite Tag ist ja die Schöpfung des Gewölbes im Wasser. Ein wertfreier Zirkelschlag. Erst am dritten Tag realisierte er diese Idee, indem er das Wasser und das Trockene unterschied.
Zuletzt geändert von overkott am Samstag 21. April 2007, 11:02, insgesamt 2-mal geändert.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Wenn man mit Johannes und Paulus Bonaventura weiterdenkt, ist die Schöpfungsgeschichte vor allem christologisch interessant.

Die spannende Frage lautet: Ist die Schöpfung Eucharistie?

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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

overkott hat geschrieben:Wenn man mit Johannes und Paulus Bonaventura weiterdenkt, ist die Schöpfungsgeschichte vor allem christologisch interessant.

Die spannende Frage lautet: Ist die Schöpfung Eucharistie?
Wo wirst Du indoktriniert, overkott?

Nein, die Schöpfung ist nicht Eucharistie. Eucharistie ist incarnatio und transsubstantiatio, keine Schöpfung an sich.

Was Du hier schreibst sieht chaotisch aus und erinnert mich an den langen Sätzen und verwirrenden Aussagen von Rahner und Von Balthasar und ihrer Clique. Immer schön viel reden und schwierige Konstruktionen aufsetzen um nur nicht der Häresie bezichtigt werden zu können.

St. Thomas lehrt alles sehr klar. Wie Suarez und Billot auch.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Langsam, o Athanasi. Nicht immer gleich draufhauen. – Meine Gegenfrage hätte gelautet: »Wie meinst du das?«
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Athanasius2 hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wenn man mit Johannes und Paulus Bonaventura weiterdenkt, ist die Schöpfungsgeschichte vor allem christologisch interessant.

Die spannende Frage lautet: Ist die Schöpfung Eucharistie?
Wo wirst Du indoktriniert, overkott?

Nein, die Schöpfung ist nicht Eucharistie. Eucharistie ist incarnatio und transsubstantiatio, keine Schöpfung an sich.

Was Du hier schreibst sieht chaotisch aus und erinnert mich an den langen Sätzen und verwirrenden Aussagen von Rahner und Von Balthasar und ihrer Clique. Immer schön viel reden und schwierige Konstruktionen aufsetzen um nur nicht der Häresie bezichtigt werden zu können.

St. Thomas lehrt alles sehr klar. Wie Suarez und Billot auch.
Das lasse ich mir nicht bieten.

Ist die Schöpfung nicht inkarniertes Wort Gottes?

Vergegenwärtigen wir uns die neue Schöpfung in Christus nicht jeden Sonntag in der Wandlung?

Werden wir nicht Sehende, indem wir in die Schöpfung sehen, wie sie ist?

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Die "creatio ex ipso" wäre ein pantheistisches Konzept. Gott schafft nach seinem Bild, als sein Abbild, nicht aus seinem Bild. Er nimmt nicht sich selber als Grundmaterie, um zu schaffen, sondern eben "nichts", um daraus die Schöpfung bis zum Menschen zu schaffen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Anders gesagt: Emanation oder Kreation?
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overkott
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Beitrag von overkott »

Im Anschluss an die Offenbarung vertritt der Papst die These, dass es nichts gibt, wo Gott nicht ist, weil er in allem ist.

Dieser christliche Glaube wird religionswissenschaftlich auch als "schwacher" Pantheismus bezeichnet im Gegensatz zum "starken" Pantheismus der Emanationslehre, die eine Identität von Gott und Universum sieht.

Gott schafft durch sein Wort, in dem alles seinen Anfang und seine Geburt hat.

Analog zu Gen 1,3 finden wir das bei Joh 1,3 und Joh 1,13.

Und bei Paulus: Kol 1,16 Denn in ihm wurde alles erschaffen / im Himmel und auf Erden, / das Sichtbare und das Unsichtbare, / Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; / alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.

"Creatio ex nihilo" scheint also eine theologische Spekulation, die ich im Weiterdenken der Theologie von Moses, Johannes, Paulus, Bonaventura und Benedikt nicht weiter verfolgen würde.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

overkott hat geschrieben:Der zweite Tag ist ja die Schöpfung des Gewölbes im Wasser. Ein wertfreier Zirkelschlag.
Maurern und Zirkel waren dem Herrgott wohl immer schon suspekt. :D
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Interessant, woraus sich doch immer wieder ein Bezug zu den Freimaurern ziehen lässt, egal ob das im Zusammenhang mit dem Thema steht oder nicht! ;-)
Oder wolltest Du nur schreibnen, daß Gott sozusagen von Anfang an gegen Freimaurer war, und das dann wie auch immer in der Schöpfung verankern wollte. ;-) Oder so ähnlich?

Gruß, Pit
Peregrin hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Der zweite Tag ist ja die Schöpfung des Gewölbes im Wasser. Ein wertfreier Zirkelschlag.
Maurern und Zirkel waren dem Herrgott wohl immer schon suspekt. :D
carpe diem - Nutze den Tag !

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overkott
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Beitrag von overkott »

Pit hat geschrieben:Maurern und Zirkel waren dem Herrgott wohl immer schon suspekt. :D
Er wollte nur sagen: Wo gemauert wird, wird gemeißelt und wo gemeißelt wird, ist Meisners Porzellan nicht weit. Ja, ich gebe zu, ich habe etwas für meine beiden Bischöfe übrig: für den weißen und den schwarzen.

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Im Anschluss an die Offenbarung vertritt der Papst die These, dass es nichts gibt, wo Gott nicht ist, weil er in allem ist.

Dieser christliche Glaube wird religionswissenschaftlich auch als "schwacher" Pantheismus bezeichnet im Gegensatz zum "starken" Pantheismus der Emanationslehre, die eine Identität von Gott und Universum sieht.

Gott schafft durch sein Wort, in dem alles seinen Anfang und seine Geburt hat.

Analog zu Gen 1,3 finden wir das bei Joh 1,3 und Joh 1,13.

Und bei Paulus: Kol 1,16 Denn in ihm wurde alles erschaffen / im Himmel und auf Erden, / das Sichtbare und das Unsichtbare, / Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; / alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.
So weit, so gut!
overkott hat geschrieben:"Creatio ex nihilo" scheint also eine theologische Spekulation, die ich im Weiterdenken der Theologie von Moses, Johannes, Paulus, Bonaventura und Benedikt nicht weiter verfolgen würde.
Woher hat dann Gott den Stoff genommen, aus dem ER die Schöpfung schuf?
Die Kirche lehrt, daß ER diesen Stoff aus Nichts nahm. Daher gibt es drei "Dinge" in Erwägung zu ziehen, wobei nur das letztere wirklich dinglich ist: GOTT, Nichts und die Schöpfung!

Im Übrigen sprach Moses von Gott in dem "brennenden Dornbusch"!
Die mosaische Entscheidung war es also, GOTT und Natur als getrennte Entitäten anzusehen.
GOTT bleibt damit als die lebensspendende Kraft in der geschaffenen Natur (= Schöpfung) erhalten, ist aber nicht höchstselbst mir dieser Schöpfung stofflich verbunden gewesen, sondern ER war auf transzendente Weise in ihr anwesend.
Die stoffliche Verbindung mit der Schöpfung wurde erst mit der Fleischwerdung des Sohnes in und als JESUS CHRISTUS hergestellt ......................

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Keiner, Niemand und Blöd wohnen im selben Haus. Eines Tages spuckt der Keiner aus dem Fenster und trifft den Blöd auf die Glatze. Da geht der Blöd auf die Polizei und zeigt an: "Keiner hat mir auf die Glatze gespuckt, Niemand hat's gesehen." Fragt ihn der Polizist: "Sind sie ganz blöd?" -- Antwortet er: "Jawohl, das bin ich."
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:Die stoffliche Verbindung mit der Schöpfung wurde erst mit der Fleischwerdung des Sohnes in und als JESUS CHRISTUS hergestellt ......................
Auch diese Einheit war eine Einheit in Vielheit, was wir nicht nur nachösterlich von der Auferstehung seines geistlichen Leibes her verstehen, sondern auch von seiner Dreifaltigkeit in seinem vorösterlichen Menschsein.

Die Frage lautet jedoch nicht, ob die Schöpfung Gott ist (auch wenn Paulus mehrdeutig von "Werken der Schöpfung" spricht), sondern ob die Schöpfung in Gott war und ist.

Wollen wir an der "creatio ex nihilo" festhalten, können wir nur sagen: Weil Gott alles in allem ist, gibt es nichts, was außerhalb von ihm ist. Wenn aber das Nichts in ihm ist, "woher er den Stoff genommen hat, aus dem er die Schöpfung schuf", dann schuf er per "creatio ex ipso".

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Die stoffliche Verbindung mit der Schöpfung wurde erst mit der Fleischwerdung des Sohnes in und als JESUS CHRISTUS hergestellt ......................
Auch diese Einheit war eine Einheit in Vielheit, wie wir von der Auferstehung her verstehen. Denn Jesus ist nicht mit seinem irdischen Leib auferstanden, sondern mit seinem geistlichen wie ein Engel.

Die Frage lautet jedoch nicht, ob die Schöpfung Gott ist (was wir verneinen), sondern ob die Schöpfung aus Gott ist.

Wollen wir an der "creatio ex nihilo" festhalten, können wir nur sagen, weil Gott alles in allem ist, gibt es nichts, was außerhalb von ihm ist. Wenn aber das Nichts in ihm ist, "woher er den Stoff genommen hat, aus dem er die Schöpfung schuf", dann schuf er per "creatio ex ipso".
Im KKK wird folgende Formulierung verwandt:
318 Kein Geschöpf hat die unendliche Macht , die notwendig ist, um im eigentlichen Sinn des Wortes zu „erschaffen", das heißt etwas, das überhaupt nicht existierte, hervorzubringen und ihm das Sein zu geben, es „aus nichts" [ex nihilo] ins Dasein zu rufen …[Vgl. DS 3624.].

Wenn die Schöpfung aus GOTT wäre, wäre sie eine Emanation seiner ..............
Daher halte ich die Formulierung "die Schöpfung wurde von GOTT erschaffen" für sachgerechter. ER rief sie aus Nichts ins Dasein. Damit bleibt die Schöpferkraft GOTTES durch SEIN WORT gewahrt, denn er rief die Schöpfung ins Dasein.

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Christoph, bei der Debatte "Creatio ex nihilo" ist es wichtig, den Kontext der Debatte zu berücksichtigen. Es geht hier nämlich um griechische Vorstellungen eines Urelementes (v.a. entwickelt von den Naturphilosophen). In seiner Metaphysik nimmt Aristoteles dann zwar an, dass es Gott gibt, weicht aber nicht von dieser Urstofflehre ab. Thomas sieht den eklatanten Widerspruch und formuliert die Lehre der Creatio ex nihilo.

Die hier vorgeschlagene Creatio ex ipso wurde vom 1. Vatikanum denn auch folgerichtig mit dem Anathema belegt:
Wer sagt, die endlichen Dinge - sowohl die körperlichen als auch die geistigen oder wenigstens die geistigen - seien aus der göttlichen Substanz ausgeflossen, [...] der sei mit dem Anathema belegt.
Konstitution Dei Filius

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Die stoffliche Verbindung mit der Schöpfung wurde erst mit der Fleischwerdung des Sohnes in und als JESUS CHRISTUS hergestellt ......................
Auch diese Einheit war eine Einheit in Vielheit, wie wir von der Auferstehung her verstehen. Denn Jesus ist nicht mit seinem irdischen Leib auferstanden, sondern mit seinem geistlichen wie ein Engel.

Die Frage lautet jedoch nicht, ob die Schöpfung Gott ist (was wir verneinen), sondern ob die Schöpfung aus Gott ist.

Wollen wir an der "creatio ex nihilo" festhalten, können wir nur sagen, weil Gott alles in allem ist, gibt es nichts, was außerhalb von ihm ist. Wenn aber das Nichts in ihm ist, "woher er den Stoff genommen hat, aus dem er die Schöpfung schuf", dann schuf er per "creatio ex ipso".
Im KKK wird folgende Formulierung verwandt:
318 Kein Geschöpf hat die unendliche Macht , die notwendig ist, um im eigentlichen Sinn des Wortes zu „erschaffen", das heißt etwas, das überhaupt nicht existierte, hervorzubringen und ihm das Sein zu geben, es „aus nichts" [ex nihilo] ins Dasein zu rufen …[Vgl. DS 3624.].

Wenn die Schöpfung aus GOTT wäre, wäre sie eine Emanation seiner ..............
Daher halte ich die Formulierung "die Schöpfung wurde von GOTT erschaffen" für sachgerechter. ER rief sie aus Nichts ins Dasein. Damit bleibt die Schöpferkraft GOTTES durch SEIN WORT gewahrt, denn er rief die Schöpfung ins Dasein.
Wofür gibt es die Suchmaschine Blackbox Datenbank, wenn nicht um diese Stellen herauszusuchen? Man kann an diesen Stellen natürlich festhalten wollen, weil sie da zu finden ist (vor allem: KKK 296-299). Aber man kann fragen:

1. Was war vor Gott?
2. Was ist das Nichts?
3. Wer ist Herr über das Nichts?
4. Wo ist das Nichts?
5. Was kommt nach Gott?

Der Papst hat natürlich recht, wenn er die Ewigkeit und Allgegenwart Gottes über das Nichts stellt. Die Liebe kommt aus dem Liebenden. Das Leben kommt aus dem Lebenden. Das Sein kommt aus dem Seienden. Daher lese auch die alttestamentliche Schöpfungstheologie aus der christologischen Sicht von Johannes, Paulus, Bonaventura und Benedikt XVI.

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Christoph, Nichts ist nicht. Wie 0 keine Zahl ist, so ist Nichts nicht "Das nichts" sondern eben nicht. Das ist ja gerade das große Wunder der Schöpfung: Gott schafft, ohne dass vorher etwas da war, aus dem geschaffen wurde.
Zuletzt geändert von Benedikt am Samstag 21. April 2007, 20:07, insgesamt 1-mal geändert.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Bonaventura geht nicht von der 0 oder 000 aus, sondern von der Eins:

III 5 Könnte nämlich die Eins ihre ganze Kraft erkennen, dann sähe und erkennte sie alle Zahlen. Und erkennte der Punkt seine ganze Kraft, dann erkennte er alle Linien im Mittelpunkt. Die Eins ist aber im höheren Maß Prinzip als der Punkt, denn die Eins ist ein wesenhafter Teil der Zahl, der Punkt aber ist Prinzip, nicht Teil. Auch ist keines von beiden ein aktives Prinzip. Da aber der erste Intellekt ein tätiges Prinzip ist, ist es notwendig, daß er alles in seinem Ebenbilde anordne und alles ausdrücke.

Sehr schön gesagt.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Bonaventura vertritt nicht nur die "creatio ex ipso"-These, auch wenn er ihr den Vorzug gibt:

III 7 Ferner: Aus dem Wirklichsten entstehen mögliche oder stoffliche Dinge. Denn wir erkennen den Vater
als den von sich her hervorbringenden Grund,
als einen aus dem Nichts hervorbringenden Grund, auch
als einen aus vorliegendem Stoff hervorbringenden Grund.
Und das Wort bringt den Vater zum Ausdruck als einen von sich her hervorbringenden Grund, und so entfaltet und stellt es dar die Hervorbringung des Heiligen Geistes und seine eigene, insofern des Ewigen. Es bringt aber auch den Vater zum Ausdruck, sofern er etwas aus nichts hervorbringt, und so stellt es dar die Hervorbringung der Immerdauernden, wie der Engel und der Seelen. Es stellt ihn aber auch dar als einen, der etwas aus etwas wie aus einem Stoff hervorbringt. Was aber aus einem anderen entsteht, das ist, bevor es entsteht, der Möglichkeit nach. Darum stellt das Wort notwendigerweise auch Mögliches dar. Notwendigerweise entsteht also aus dem Wirklichsten Mögliches.

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Jetzt kann ich dir nicht mehr folgen.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Benedikt hat geschrieben:Jetzt kann ich dir nicht mehr folgen.
Ja, es scheint, als hätte nicht erst Rahner die Sprache als Nebelwerfer benutzt.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Benedikt hat geschrieben:Jetzt kann ich dir nicht mehr folgen.
Deshalb noch etwas klarer:

III 4 Der Zugang dazu liegt in der Erkenntnis des ungeschaffenen Wortes. Sie ist die Wurzel der Einsicht in alles. Wer deshalb diesen Zugang nicht hat, kann nicht eintreten. Die Philosophen aber halten das, was im höchsten Maße wahr ist, für unmöglich, weil ihnen der Zugang verschlossen ist. Wie dies aber eingesehen werden kann, sagt der Hebräerbrief. »Im Glauben sehen wir ein, daß die Welt im Wort Gottes gebildet worden ist, damit aus Unsichtbarem Sichtbares werde« [Hebr. 11,3].

Das Wort Gottes bildet also die Welt, damit aus Unsichtbarem Sichtbares werde. So sehen wir auch den Leib Christi, wo andere nur Brot sehen. Und wo andere Steine sehen, sehen wir das Wirken des unsichtbaren Wortes.

sofaklecks
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@Benedikt

Beitrag von sofaklecks »

Null ist keine Zahl?

In der Mathematik wie im Leben: Jede Zahl und jeder Politiker potenziert die Grösse durch die Nullen hinter ihr bzw. ihm.

Und wenn ich jemandem das Strassburger Münster zeige, sage ich jedesmal: "Voila: Der Triumph der Null (in der Architektur nämlich)!"

sofaklecks

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Die stoffliche Verbindung mit der Schöpfung wurde erst mit der Fleischwerdung des Sohnes in und als JESUS CHRISTUS hergestellt ......................
Auch diese Einheit war eine Einheit in Vielheit, wie wir von der Auferstehung her verstehen. Denn Jesus ist nicht mit seinem irdischen Leib auferstanden, sondern mit seinem geistlichen wie ein Engel.

Die Frage lautet jedoch nicht, ob die Schöpfung Gott ist (was wir verneinen), sondern ob die Schöpfung aus Gott ist.

Wollen wir an der "creatio ex nihilo" festhalten, können wir nur sagen, weil Gott alles in allem ist, gibt es nichts, was außerhalb von ihm ist. Wenn aber das Nichts in ihm ist, "woher er den Stoff genommen hat, aus dem er die Schöpfung schuf", dann schuf er per "creatio ex ipso".
Im KKK wird folgende Formulierung verwandt:
318 Kein Geschöpf hat die unendliche Macht , die notwendig ist, um im eigentlichen Sinn des Wortes zu „erschaffen", das heißt etwas, das überhaupt nicht existierte, hervorzubringen und ihm das Sein zu geben, es „aus nichts" [ex nihilo] ins Dasein zu rufen …[Vgl. DS 3624.].

Wenn die Schöpfung aus GOTT wäre, wäre sie eine Emanation seiner ..............
Daher halte ich die Formulierung "die Schöpfung wurde von GOTT erschaffen" für sachgerechter. ER rief sie aus Nichts ins Dasein. Damit bleibt die Schöpferkraft GOTTES durch SEIN WORT gewahrt, denn er rief die Schöpfung ins Dasein.
Aber man kann fragen:

1. Was war vor Gott?
2. Was ist das Nichts?
3. Wer ist Herr über das Nichts?
4. Wo ist das Nichts?
5. Was kommt nach Gott?
Jedes Wort zum Nichts ist ein verlorenes Wort!

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Wollen wir an der "creatio ex nihilo" festhalten, können wir nur sagen, weil Gott alles in allem ist, gibt es nichts, was außerhalb von ihm ist.
Eine Anmerkung noch zu Deinem Verweis auf die Bibelstelle 1 Kor 15,28:
Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott herrscht über alles und in allem.

Diese Aussage ist IMHO als anzustrebendes Ziel zu sehen, welches für die Schöpfung als Ganzes jedoch noch nicht erfüllt ist!

Die Schöpfung als Ganzes ist auf dem Weg zu diesem Ziel, wie Paulus im Römerbrief 8,22 feststellt:
Denn wir wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.

Bei der von Dir präferierten creatio ex ipso besteht aus meiner Sicht die Gefahr, die Schöpfung mit der zweiten Person der Trinität zu identifizieren, wie dies bspw. bei Teilhard de Chardin und seinem "kosmischen Christus" der Fall ist. TdC's Position ist zwar noch kein Pantheismus im engeren Sinne, aber ein grobes Mißverständnis des christlichen Trinitätsglaubens.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:Bei der von Dir präferierten creatio ex ipso besteht aus meiner Sicht die Gefahr, die Schöpfung mit der zweiten Person der Trinität zu identifizieren, wie dies bspw. bei Teilhard de Chardin und seinem "kosmischen Christus" der Fall ist. TdC's Position ist zwar noch kein Pantheismus im engeren Sinne, aber ein grobes Mißverständnis des christlichen Trinitätsglaubens.
Man kann nicht bestreiten, dass du zurecht die Gefahr im letzten Punkt deiner Argumentation siehst. Denn wenn Gott sich aus sich selbst als verbum hervorbringt (ich denk mal, dass Bonaventura das als Lateiner, Italiener und Römer so sah), dann ist dieses verbum das ungeschaffene, inkarnierte und gehauchte. Wir dürfen aber die erste Ursache nicht mit der Wirkung verwechseln. Denn der Vater und der Sohn sind zwei, auch wenn sie im Geist eins sind. So sind auch der Schöpfer und die Schöpfung zwei, wenn auch das ungeschaffene verbum darin Gestalt geworden ist durch die Inspiration des verbums.

Um Teilhard zu diskutieren, müssten wir ihn nicht nur gemeinsam oder jeder für sich lesen, sondern ihn auch darstellen, um festzustellen, ob in seiner Theologie vom kosmischen Christus Gott als die Liebe des dreifaltigen Logos zum Ausdruck kommt und das Paradoxon erhalten bleibt oder es einseitig aufgelöst und damit zerstört wird.

Soweit Gott aber nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor seiner Schöpfung ist, kann alles, was geworden ist, nicht ohne ihn geworden sein. Da das göttliche Wort die eigentliche, weil erwirkende Wirklichkeit ist, ist auch die Schöpfung aus dem Stoff, der durch das Wort ins Dasein gerufen wurde. Weil das die Schöpfung bildende Wort im Anfang war und bei Gott war und Gott war, bildete Gott die Schöpfung "ex ipso".

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