Bischof Graf von Galen spricht

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Leguan
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Bischof Graf von Galen spricht

Beitrag von Leguan »

Ich werde mal versuchen, hier nach und nach ein paar Briefe und Predigten des Seligen Bischofs einzustellen, die man sonst im Netz nicht findet.
Eigentlich wollte ich da mal eine Webseite draus machen, aber so wie ich mich kenne wird da eh nix draus.

Irgendwie sprechen mich seine Briefe und Texte immer sehr an, und ich denke einige Teile sind heute aktueller denn je. Außerdem ist es ja auch schön zu lesen, wie es sich auch anhören kann, wenn ein Bischof spricht.

Es sind sicher noch einige Tippfehler drin (ja, ist alles abgetippt), ich würde mich freuen, wenn ihr mich auf sie hinweist.
Zuletzt geändert von Leguan am Sonntag 5. November 2006, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Osterhirtenbrief vom 26. März 1934

Meine lieben Dözesanen!

An jeden Bischof ist das Wort gerichtet, das der heilige Paulus an seinen Schüler Timotheus geschrieben hat: „Ich beschwöre dich vor Gott und Christus Jesus, der die Lebendigen und die Toten richten wird, bei seiner Wiederkunft und bei seinem Reiche: Verkündige das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, weise zurecht, tadele, ermahne mit aller Geduld und Lehrweisheit! Denn es kommt eine Zeit, da man die gesunde Lehre unerträglich findet und aus Verlangen nach Ohrenkitzel nach eigenem Sinn sich Lehrer über Lehrer verschafft. Von der Wahrheit wird man das Ohr abwenden und sich Fabeleien zuwenden. Du aber sei besonnen in allem, trage deine Bürde, erfülle deinen Beruf als Verkünder des Evangeliums und verwalte dein Amt in vollkommener Weise!” (2 Tim. 4, 1-5) Aus diesen Worten geht hervor, daß ein Bischof nicht schweigen darf, wenn die Irrlehre und der Unglaube ihr Haupt erheben, wenn sich erfüllt was im Brief an Titus steht: „Sie bringen ganze Familien in Verwirrung” (Tit. 10, 11). Ein Wort der Wahrheit und der Klarheit ist um so notwendiger, wenn die Feinde der Religion, wie es jetzt geschieht, nicht nur diese oder jene Lehre der Kirche bekämpfen, sondern die Fundamente der Religion selbst und die heiligsten Geheimnisse der Offenbarung leugnen oder fälschen.

Es greift die Fundamente der Religion und der gesamten Kultur an, wer den Gottesglauben in der Menschheit zersetzt und zerstört. Nach der katholischen Lehre, wie sie zuletzt auf dem Vatikanischen Konzil ausgesprochen wurde, ist Gott der reinste Geist, der vor allem Anfang war. Heute werden Schriften verbreitet und empfohlen, welche verkünden, daß nicht Gott die Welt und ihre Entweicklung hervorgebracht habe, sondern daß die Gottesidee ein Ergebnis dieser Entwicklung sei. Das ist neues Heidentum. Die kahtolische Kirche lehrt, daß Gott wirklich und wesentlich von der Welt geschieden ist; die Neuheiden aber eklären, daß Gott der Welt und vor allem dem Blute verhaftet sei. Nach der Lehre der katholischen Kirche ist Gott unendlich in seinem Wollen und Denken. Nach den Neuheiden aber hat Gott Wille, Verstand und Persönlichkeit nur im Menschen. Nicht Gott ist mehr Herr, sondern der Mensch, und es wird Gott geradezu der Knecht des Menschen genannt. Ist es da nicht an der Zeit, an die Worte der Enzyklika „Caritate Christi” vom Jahre 1932 zu erinnern, wo es heißt: „Der Glaube an Gott ist tatsächlich das unzerstörbare Fundament jeder sozialen Ordnung und jeder Verantworutng auf Erden. Daher müssen alle, die nicht die Anarchie und den Terror wollen, energisch mithelfen, auf daß die Feinde der Religion das von ihnen so offen verkündigte Ziel nicht erreichen.”
Es greift die Fundamente der Relgion und der gesamten Kultur an, wer das moralische Gesetz im Menschen zerstört. Das tun aber jene, die von der Sittlichkeit erklären, sie gelte nur insoweit fr ein Volk, als sie die Rasse förderre. Offensichtlich wird dadurch die Rase über die Sittlichkeit gestellt, das Blut über das Gesetz. Ebne diese Irrlehre behaupten, es seien die zehn Gebote nur der Ausdruck der Sittlickeit des jüdischen Volkes gewesen, und sie müßten anders lauten für andere Völker mit anderem Blut. In Wirklichkeit verpflichten die zehn Gebote, die unter Blitz und Donner auf dem Sinai verkündet worden sind, alle Völker. Was die zehn Bebote sagen, steht als Sittengesetz in den Herzen aller Menschen, auch der Heiden geschrieben, wie der apostel lehrt (Röm. 1, 18ff.). Was wird nun die Folge sein, wenn man das sittliche Naturgesetz, das alle Menschen ohne Unterschied der Rassen und Klassen verpflichtet, zerstört und wenn man die reinde Stimme des Gewissens trübt? Der Heilige Vater selbst antwortet darauf in der gleichen Enzyklika „Caritate Christi”: „An Stelle der Sittengebote, die zugleich mit dem Gottesglauben verblassen,, tirtt die brutale Gewalt, die jedes Recht mit Füßen tritt. Die alte Zuverlässigkeitu und Korrektheit im Handeln und im wechselseitigen Verkehr, die doch sogar von den Rednern und Dichtern des Heidentums so sehr besungen wurden, weichen gewissenlosen Spekulationen in eigenen wie in fremden Angelegenheiten. Was gilt noch ein Vertrag und welchen Wert hat noch ein Abkommen, wenn jede Gewissensgarantie fehlt? und wie kann man von Gewissensgarantie sprechen, wo jeder Glaube an Gott, jede Gottesfurcht abhanden gekommen ist? Ist diese Grundlage beseitigt, so faällt damit auch jedes Sittengesetz, und es gibt keinerlei Mittel mehr, das den schrittweisen aber unausweichlichen Untergang der Völker, der Familien, des Staates, der menschlichen Gesellschaft selber aufzuhalten vermöchte.”
Es ist nur folgerichtig, wenn jene, die die reine Gottesidee und die geistig-sittliche Weltordnung trüben und leugnen, auch die Offenbarung, die der Menschheit durch Christus geworden ist, ablehnen, und wenn sie das Christentum offen bekämpfen. Manchmal verbirgt sich freilich dieses neue Heidentum sogar unter christlichen Namen und gefährtdet auf solche Weise um so mehr die rReligion, die wir von unseren Vätern ererbt haben. Dieser Angriff gegen das Christentum, wie wir ihn in der heutigen Zeit in unserem Volker erleben, übertifft an vernichtender Gewalt alles das, was wir von den früheren Zeiten her wissen. Was in den Schulden der Freidenker seit Jahrzehnten und seit Jahrhunderten aufgespeicher wurde, will man jetzt in die breitesten Schichten des Volkes, ja, bis in die Herzen der Jugend tragen. Dabei wird es mit der verführerischen Aussicht verbunden, es solle dazu dienen, dem religiös gespaltenen deutschem Volkeendlich einen gemeinsamen Glauben zu geben. Mit Befremden muß man auch feststellen, daß eine Reihe von Gedanken und Vorstellungen, die von der bolschewistischen Gottlosenbewegung in den Menschen geweckt wurden, jetzt unter nationalen Vorzeichen wieder auftauchen. Gegen alle diese Bestrebungen wenden wir uns aus der Kraft des Geistes, der dem Bischof befiehlt, das „Depositum fidei”, die „Erbschaft des Glaubens”, gegen alle seine Feinde zu verteidigen.
Das neue Heidentum kämpft an gegen den Begriff und die Tatsache der Offenbarung durch den eingeborenen Sohn Gottes. Es soll nur eine Offenbarung des Blutes geben, auf desen Stimme man hören müsse. Wir aber wissen, daß der Herr zu Petrus gesagt hat: „Nicht Fleisch und Blut hat dira das geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist” (Matth. 16, 17). Man verwirft die Gottesoffenbarung des Alten Testamentes, das doch nach Gottes Willen eine Vorbereitung des Neuen und ein Führer zu Christus sein sollte.Auch das Neue Testaament gilt den Neuheiden nur insoweit, als es der Ausdruck germansichen Blutes zu sein scheint. Wir aber glauben und wissen, daß diese Offenbarung an alle Völker ergangen ist, damit jedes Volk ein und dieselbe Wahrheit in siner Sprache bekenne. Je mehr ein jedes Volk in die Geheimnisse Gottes eindringt und je inniger es sich der Wahrheit hingibt, um so mehr wird es in seinen besten Anlagen dadurch befruchtet und um so mehr wird es zu der Religion kommen, die im besten Sinne des Wortes arteigen ist.
Das neue Heidentum richtet sich ferner gegen den Inhalt der Offenbarung und leugnet die hehren Geheimnisse der christlichen Religion ohne Ausnahme. Es will von der Tatsache nichts wissen, daß unsere Stammeltern gesündigt und das Strafgericht Gottes auf das gesamte Menschengeschlecht herabgezogen haben. Wiederum wird es damit begründet, daß die nordische Rasse den Begriff der Sünde nicht kenne, der aus einer ganz andern Kultur stamme, die unserem Wesen fremd sei. Einige gehen dabei so weit, das Christentum eine Sklavenreligion und seine erhabene Sittenlehre eine Sklavenmoral zu nennen, die aus den Niedergangszeiten der alten Welt hervorgegangen seien. Demgegenüber lehrt das Christentum die Tatsache der Erbsünde un ihr entsprechend die Tatsache der Erlösung. Nur Gott selbst, der durch die Sünde beleidigt war, konnte den Fluch aufheben, der durch sie in die Welt gekommen ist. Eine Selbsterlösung des Menschen ist unmöglich, solange die Sünde eine Beleidigung Gottes ist. So weisen diese neuen Heiden den Erlöser zurück, „durch dessen Blut wir gerettet sind” (1.Petr. 2, 24), zu dem unsere Väter durch so viele Jahrhunderte voll Inbrunst gebetet haben.
Die Neuheiden lehnen die Früchte der Erlösung, die Gnade der Sündenvergebung und der Kindschaft Gottes ab; denn wie sollte der noch Gnade bedürfen, der nicht sündigen kann? Die verwandlen die Sakramente in das Brauchtum einer nationalen Religion, indem sie von dem Mysterium und dem Sakrament des Blutes sprechen.
Ohne den Glauben an Gott und an die göttliche Offenbarung vermögen sie auch nicht mehr Antwort zu geben au die Frage nach dem Jenseits. Das Diesseitzs wird über die Maßen verherrlicht. Verschwinden soll der Glaube an die Unsterblickeit der Seele, und damit auch die Ehrfurcht vor dem Recht und der Ewigkeitsbestimmung des Einzelmenschen, der doch nach unserem Glauben Wert und Würde des Ebenbildes Gottes in sich trägt. Dann kann es auch keine ewige Vergeltung mehr geben: Die Tore des Himmels schließen sich, und vergeblich ist die Hoffnung der Erlösten auf die Seligkeit in Gott, auf ein Wiedershen nach dem Tode in der Gemseinschaft der Heiligen.
Die Neuheiden leugnen die Gemeinschaft der für alle Völker bestimmten Kirche Christi und streben eine Nationalkirche an, die nicht auf der Grundlage des gemeinsamen Glaubens an die Offenbarung ruht, sondern auf den Lehren von Blut und Rasse. Mit der ihnen eigenen dunklen Sprache reden sie von einem neuen Mythos und der Notwendigkeit einer neuen Religion. Es handelt sich also um eine grundsätzliche und radikale Ablehnung aller Geheimnisse des Christentums, und um das Bemühen, auf dem Boden von Blut und Rasse eine neue Reliigon mit nationalen Sinnbildern und Vorbildern zu schaffen.
Diese neue Lehre verlangt einen radikalen Bruch mit der christlichen Vergangenheit des deutschen Vollkes, dessen Kultur sich doch seit mehr als tausend Jahren auf dem Boden des Christentums entwickelt hat. Sie enthält eine offene Auflehnung gegen den Willen der Reichsregierung, deren Führer in feierlicher Stunde erklärt hat, daß die Lehren des Christentums die Grundlage für den Neubau des Deutschen Reiches sein sollen. Trotzdem wagt man es unter dem Vorgeben, die nationale Wiedergeburt des deutschen Vlkes zu fürdern, das Christentum und seine Lehre zu verunglimpfen, seine Sittliechkeit zu schmähen, die True zum Glauben unserer Väter zu untergraben. Eine Täuschung der Hölle ist im Gange, die auch die Guten irreführen könnte.

Darum erhebe ich als deutscher Bischof meine warnende Stimme und sage euch: Haltet fest am Glauben der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, wie euere Väter ihn festgehalten und bekannt haben. Seid gewappnet gegen die Fallstricke des Widersachers von Anbeginn. Wachet insbesondere, ihr christlichen Eltern, über die euch anvertraute Jugend. Bewahret sie vor Verführung durch den vertrauten Umgang mit ungläubigen Menschen und durch die Lektüre solcher Schriften, welche „unter dem falschen Schein des Wahren und Guten” das Gift des Neuheidentums verbreiten.
Der beste Schutz gegen den Unglauben ist das Leben aus dem Glauben, wie der Apostel es will (Röm. 1, 17). Durch das Gebet bekennt ihr euch zu Gott, dem Allmächtigen, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Durch den eifrigen Empfang der Sakramente bekennt ihr euch zu Christus, dem Erlöser, dessen heiliges Blut in den Sakramenten noch immer fließt ur Rettung der Welt. Durch diese Gnadenmittle befindet ihr euch im Reiche des Geistes der Gotteskindschaft und erwerbt die Anwartschaft auf das Erbe der Heiligen, Versammelt euch um eure Altäre, auf denen das Blut des Gottessohnes geopfert wird, der unser Erlöser und unser Heil ist. Nehmet teil am Leben der Gemeinde, bewahret die Sitten der christlichen Vergangenheit, übt vor allem die Liebe, denn an der Liebe soll man die Jünger des Herrn erkennen. Dann aber habt Vertrauen. Christus der Herr hat uns vorausgesagt, daß die Welt uns hassen wird. Noch bei seiner Abschiedsrede hat er gesprochen: „In der Welt leidet ihr Drangsal; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden” (Joh. 17, 23). Wir sind auf Erden die streitende Kirche, und der Jünger ist nicht über den Meister. Wir wissen aber, daß Christus bei uns bleibt bis zum Ende der Welt. Wir haben das Herrrenwort vernommen: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen” (Matth. 16, 18). Mit heiliger Freude wollen wir, wenn Gott sie zuläßt, den Martyrern gleich Nachstellungen und Verfolgungen tragen. Denn das ist der Heldengeist unserer Kirche und die Seligkeit derer, die für Christus leiden müssen: „Selig seid ihr, wenn man euch um meinetwillen schmäht und verfolgt und alles Böse fälschlich wider euch sagt: Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß im Himmel” (Matth. 5, 11-12).

Es segne euch der allmächtige Gott, der † Vater, der † Sohn und der † Heilige Geist. Amen.

Münster, am 1125. Jahrestage des Todes unseres ersten Bischofs, des heiligen Ludgerus, den 26. März 1934.
Clemens August
† Bischof von Münster.

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