Was ist Freiheit?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Was ist Freiheit?

Beitrag von Tacitus »

Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt Jean-Paul Sartre

Von wem?

Freiheit ist ein Wort, das in unserer Gesellschaft inflationär gebraucht wird. Aber wenn definiert werden soll, was Freiheit ist, beginnt das große Stottern.

Was ist Freiheit?

Wer wagt eine Definition des Begriffes?

Benutzeravatar
asderrix
Moderator
Beiträge: 3520
Registriert: Montag 21. Februar 2005, 17:15

Beitrag von asderrix »

Eine, :nein:

Viele :ja:

http://de.wikiquote.org/wiki/Freiheit

Such dir deine Freiheit raus.

lg
asder

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Beitrag von Tacitus »

Ich bin so frei! :mrgreen:

Aber: wie würdest Du Freiheit definieren?

Benutzeravatar
asderrix
Moderator
Beiträge: 3520
Registriert: Montag 21. Februar 2005, 17:15

Beitrag von asderrix »

Warum denkst du, dass ich mich mit dem Link vor ner Antwort gedrückt habe 8)

Na gut, ich versuch's, jetzt war ich erst mal so frei und hab mir ein Glas Wein eingeschenkt, und nun wird's ernst.

Freiheit drückt sich denke ich am besten in der Person Christi aus.
Er war die Freiheit, er hatte die Freiheit, Nein zu seinem Kreuzestod zu sagen, er sagte aber freiwillig Ja und ist damit Das Bild für die gottgewollte Freiheit geworden.

Wahre Freiheit ist freiwillig und ungezwungen den eigenen Willen, dem Willen Gottes unterordnen, dann lebt man in der Freiheit.

So nun sag du was du von dieser Meinung hältst, und ich trinke jetzt nen Schluck.

lg
asder

Benutzeravatar
rabler
Beiträge: 11
Registriert: Samstag 15. Oktober 2005, 22:05
Kontaktdaten:

Re: Was ist Freiheit?

Beitrag von rabler »

Tacitus hat geschrieben:Was ist Freiheit?
Wer wagt eine Definition des Begriffes?
Tacitus, ich will keine Definition versuchen, sondern einen Hinweis geben, wo man eine erste Antwort finden kann.

Besser als jede Definition ist Evidenz, d.h. ein sich von selbst ergebende Klarheit aus der Sache selbst. Kann man also Freiheit erkennen?

Ich denke, die menschliche Fähigkeit, sich selbst nachdenkend in den Blick zu bekommen, zeigt dies am klarsten auf, ohne von weiteren Komponenten, die uns bei Freiheit sofort bedrängen, allzu sehr gestört zu werden . Wenn ich über mein eigenes Denkens nachdenke, zeigt sich mir, dass ich mich aus dem, was ich grade gedacht habe, lösen muss, um den grade von mir gesetzten Gedanken zu erkennen. So wird mir z.B. erst dann bewusst, dass ich soeben „a“ gedacht habe, wenn ich mich in einem zweiten Denkakt darauf zurückbeuge. Mein erster Denkakt – „Ich denke ‚a’.“ - wird so zum Gegenstand meines Denkens und ich kann darüber nachdenken, indem ich einen Blick darauf werfe. Diese Fähigkeit des menschlichen Bewusstseins mich aus dem, das ich grade gedacht habe, zu lösen und das soeben Gedachte erkennend zum neuen Objekt meines Denkens zu machen, diese Distanzfähigkeit möchte ich als jene Grundstruktur bezeichnen, die m.E. Freiheit grundlegend charakterisiert und die jedem menschlichen Bewusstsein eigen sein dürfte.

Die Ausprägung dieser Freiheit ist damit nicht definiert, wohl aber die Tatsache, dass jeder Mensch die an diese Grundstruktur geknüpfte Potenz zu ihrer Ausgestaltung hat.

rabler
Denn besser, mein Gott, ist ein einziger Tag in Deiner Nähe, als tausend elegische Verse.

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Beitrag von Tacitus »

Also besteht Freiheit (ansatzweise jedenfalls) im Reflexionsvermögen des Menschen.
Wenn "Ich denke a" reflektiert wird, kann aber kaum mehr herauskommen als: "Ich habe a gedacht." Das ist "Freiheit" in Bezug auf die Vergangenheit.

Besteht Freiheit aber nicht gerade im Bezug zur Zukunft?

Denke an die Freiheit des Herakles am Scheideweg. Er konnte sich zwischen den Frauen "Tugend" und "Liederlichkeit" entscheiden. Er hatte also eine Option für die Zukunft!

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Beitrag von Tacitus »

asderrix hat geschrieben:Wahre Freiheit ist freiwillig und ungezwungen den eigenen Willen, dem Willen Gottes unterordnen, dann lebt man in der Freiheit.
Hat der Mensch diese Freiheit wirklich, asderrix?
Und: wie kann man in Freiheit leben, wenn man seine Freiheit drangibt und sich unterordnet?

Raphael

Beitrag von Raphael »

Rousseau sagte einmal: "Freiheit ist der Gehorsam gegenüber den Gesetzen, die man sich selber gegeben hat!"

Der Gedanke ist weitausgreifend jedoch nicht zutreffend, atmet er doch den ganzen Wirrsinn der Aufklärung.

Richtig definiert wäre Freiheit wie folgt: "Freiheit ist der Gehorsam gegenüber den Gesetzen, die Gott uns gegeben hat!"

GsJC
Raphael

Benutzeravatar
asderrix
Moderator
Beiträge: 3520
Registriert: Montag 21. Februar 2005, 17:15

Beitrag von asderrix »

Tacitus hat geschrieben: Hat der Mensch diese Freiheit wirklich, asderrix?
Im irdischen Leben nie zu 100 %, es ist ein Wachstumsprozess, diese Freiheit in dem Geführtwerden durch Gott immer mehr zu bekommen.
Tacitus hat geschrieben: Und: wie kann man in Freiheit leben, wenn man seine Freiheit drangibt und sich unterordnet?
Welche Freiheit gibst du/man auf, hat der Mensch jemals "die Freiheit", die er aufgeben kann/muss?

Ist nicht jede Entscheidung, jedes Denken, Tun, Reden, beeinflusst von äußeren Umständen, Zwängen, und von daher nicht frei?

lg
asder

Benutzeravatar
asderrix
Moderator
Beiträge: 3520
Registriert: Montag 21. Februar 2005, 17:15

Beitrag von asderrix »

Tacitus hat geschrieben: Besteht Freiheit aber nicht gerade im Bezug zur Zukunft?
Freiheit hat ihren Ursprung in der Vergangenheit, wird in der Gegenwart gelebt und hat Auswirkungen in die Zukunft.

Benutzeravatar
Nikodemus
Beiträge: 95
Registriert: Samstag 22. November 2003, 15:34
Wohnort: Bavaria
Kontaktdaten:

Re: Was ist Freiheit?

Beitrag von Nikodemus »

Die Autorität, von der ich mich meist bis zum Beweis des Gegenteils leiten lasse ist der hl.Augustinus. Von ihm stammt die Aussage: Freiheit ist die Freiheit den Willen Gottes zu tun , also zu dem durchzudringen, was wir letztlich wirklich wollen, was aber oft verschüttet ist.
rabler hat geschrieben: Ich denke, die menschliche Fähigkeit, sich selbst nachdenkend in den Blick zu bekommen, zeigt dies am klarsten auf, ohne von weiteren Komponenten, die uns bei Freiheit sofort bedrängen, allzu sehr gestört zu werden . Wenn ich über mein eigenes Denkens nachdenke, zeigt sich mir, dass ich mich aus dem, was ich grade gedacht habe, lösen muss, um den grade von mir gesetzten Gedanken zu erkennen. So wird mir z.B. erst dann bewusst, dass ich soeben „a“ gedacht habe, wenn ich mich in einem zweiten Denkakt darauf zurückbeuge. Mein erster Denkakt – „Ich denke ‚a’.“ - wird so zum Gegenstand meines Denkens und ich kann darüber nachdenken, indem ich einen Blick darauf werfe. Diese Fähigkeit des menschlichen Bewusstseins mich aus dem, das ich grade gedacht habe, zu lösen und das soeben Gedachte erkennend zum neuen Objekt meines Denkens zu machen, diese Distanzfähigkeit möchte ich als jene Grundstruktur bezeichnen, die m.E. Freiheit grundlegend charakterisiert und die jedem menschlichen Bewusstsein eigen sein dürfte.
Ich fühle mich grade ungemein an eine Dogmatikvorlesung erinnert, in der das Konzept von H.J.Verweyn besprochen wurde.
Die Argumentation erscheint mir auch insofern schlüssig, wenn natürlich auch heute oft die Frage aufgeworfen wird, ob der Mensch nicht grundsätzlich durch seine Gehirnfunktionen determiniert ist (was ich in dieser Form nicht denke).
Ich glaube dem Menschen wurde von Gott das "Ich" geschenkt, man nennt das auch "extra-kausales ich", also im Grunde das, was bei rabler das eigene Denken anschauen kann. Und dieses extrakausale ich ist grundsätzlich frei, wenn es sich dazu aufrafft, was es aber nur gelegentlich tut. Ansonsten läßt es sich in Gewohnheiten und durch Impulse leiten.

Nikodemus
Veritas liberabit vos - Die Wahrheit wird euch frei machen (Joh 8,32)

Benutzeravatar
rabler
Beiträge: 11
Registriert: Samstag 15. Oktober 2005, 22:05
Kontaktdaten:

Der Mensch ist frei.

Beitrag von rabler »

Tacitus hat geschrieben: Wenn "Ich denke a" reflektiert wird, kann aber kaum mehr herauskommen als: "Ich habe a gedacht." Das ist "Freiheit" in Bezug auf die Vergangenheit. Besteht Freiheit aber nicht gerade im Bezug zur Zukunft?

Vor allem ging es mir darum festzustellen, dass Freiheit fest verankert im menschlichen Bewusstsein ist. Nicht nur im Hinblick auf Diskussionen mit Leuten, die solches nicht nur bezweifeln, sondern auch gänzlich verleugnen, nein sondern vor allem im Hinblick auf den eigenen Stand. Denn das, was du Tacitus etwas abtust, weil es ja nur Freiheit in Bezug auf die Vergangenheit sei, ist ja dringend notwendig im Hinblick auf die Korrektur für die Zukunft und darauf, wenn man sich fragt, was das dann für eine Freiheit sei, die man habe, wenn man sie freiwillig aufgibt? Wenn unser Bewusstsein Freiheit als eine ihm gemäße Grundstruktur aufweist, dann steht zumindest fest, dass sie nicht verloren gehen kann, selbst wenn man sich freiwillig dem Willen eines Größeren unterordnet.

Eine andere Frage ist, was man mit dieser Freiheit anfängt und wie sie sich in der Beziehung zu Gott, dessen Freiheit ja unbeschränkt ist, dann gestaltet. Auch ich schätze Augustinus sehr und deshalb füge ich an dieser Stelle ein Zitat passend zum Thema ein:"Denke nicht, dass jemand gegen seinen Willen zum Vater hingezogen wird: nein, durch die Liebe wird die Seele zum Vater hingezogen. " (In Jo. 26, 4) Denn was man liebt, dem folgt man doch mit Freude und freiwillig - oder etwa nicht?

rabler
Denn besser, mein Gott, ist ein einziger Tag in Deiner Nähe, als tausend elegische Verse.

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Beitrag von Tacitus »

Hm, also nochmal anders: Es geht um - nennen wir's mal - "Akte der Freiheit". Gut, die erkenne ich auch, wenn ich zurückblicke, mit der Intention aber - wie Du, rabler, anmerkst -, die Zukunft frei oder freier zu gestalten.
"Ich denke a", unter diesem Aspekt reflektiert, hat die Frage zur Folge: Warum habe ich a gedacht? Hatte ich auch die Freiheit, a nicht zu denken? Denn nur das ist ja wirkliche Freiheit.
Bei Gedanken bin ich mir da nicht so sicher, denn wenn ich überlege, ob ich a denken soll oder nicht, habe ich a schon gedacht.
Bei Taten ist das im Idealfall etwas anderes: Wenn ich mich entscheide, ins Schwimmbad zu gehen, dann ist die Überlegung und Entscheidung ein "Akt der Freiheit", der Gang ins Bad aber schon wieder nicht, denn ich befolge damit das mir selbst auferlegte Gesetz ins Bad zu gehen.
Übrigens, lieber rabler, mit der Liebe, die Du erwähnst ist es eigentlich schon wieder etwas anderes: Ich liebe oder ich liebe nicht. Dies unterliegt nicht meiner Willensentscheidung.

Freiheit ist aber, sich für oder gegen a entscheiden zu können.
Nur darin ist der Mensch - wie Du in Deinem Titel schreibst - frei.

Benutzeravatar
rabler
Beiträge: 11
Registriert: Samstag 15. Oktober 2005, 22:05
Kontaktdaten:

Die ontologisch-gnoseologische Grundstruktur Freiheit

Beitrag von rabler »

Tacitus hat geschrieben:Hm, also nochmal anders: Es geht um - nennen wir's mal - "Akte der Freiheit". Gut, die erkenne ich auch, wenn ich zurückblicke, ...
Übrigens, lieber rabler, mit der Liebe, die Du erwähnst ist es eigentlich schon wieder etwas anderes: Ich liebe oder ich liebe nicht. Dies unterliegt nicht meiner Willensentscheidung.
Lieber Tacitus,

ich glaube ein tiefes Missverständnis steht zwischen uns. Es sind nicht die Akte wie „Ich denke a“ oder andere von mir als Grundstruktur der Freiheit bezeichnet worden, sondern der Vollzug des Wechsels des Ichs von dem einem Akt „Ich denke a“ in den anderen Akt, von dem aus ich erkennen kann, dass ich „a“ gedacht habe. Diesen Wechsel von einem Bewusstseinsakt in einen weiteren, habe ich als Grundstruktur der Freiheit bezeichnet. Und dieser Wechsel, so zeigt es sich mir wenigstens, ist immer nötig, um einen vorangehenden Akt zum Gegenstand des Erkennens zu machen. Ist also Freiheit eine dem Bewusstsein eigene Grundstruktur, die Reflexion erst ermöglicht, so kann sie auch nicht nach Belieben ergriffen oder nicht ergriffen werden kann. Sie ist sozusagen bewusstseins-immanent dem Menschen gegeben.

Die Frage, ob der Gedanke „Ich denke a“ frei – und zwar in einem psychologischen Sinne frei – vollzogen wurde, ist dabei von mir noch gar nicht angesprochen worden. Von dieser - durchaus positiv verstandenen - Fragwürdigkeit ist übrigens auch deine Aussage, Entscheidungsfreiheit sei die einzige mögliche Freiheit, betroffen.

Eine Anmerkung zur Liebe: Selbst verantwortete Liebe, muss m.E. per se freiwillig sein. Sonst ist sie unverantwortlich und auch als göttliches Gebot sinnlos. Aber das wäre ein neues Thema. Besser wahrscheinlich, wenn wir uns hier erst einmal auf die Freiheit beschränken und das, was ihre ontologische und gnoseologische Wirklichkeit ausmacht.

rabler
Denn besser, mein Gott, ist ein einziger Tag in Deiner Nähe, als tausend elegische Verse.

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Re: Die ontologisch-gnoseologische Grundstruktur Freiheit

Beitrag von Tacitus »

rabler hat geschrieben:Diesen Wechsel von einem Bewusstseinsakt in einen weiteren, habe ich als Grundstruktur der Freiheit bezeichnet.
Mhm, verstehe. Du vertrittst also eine Art dualistischer Anthropologie: ein Individuum agiert und denkt einerseits in der vorfindlichen Welt und andererseits reflektiert es autonom und unabhängig sich selbst, sein Tun und Lassen. Es ist wohl das, was Plessner mit "exzentrischer Positionalität" meint. Außerdem denke ich natürlich an Descartes.
Gut, halten wir das als Grundstruktur der Freiheit - nach der Aufklärung - mal fest.
Aber was folgt daraus?
Ist das wirklich eine Ermöglichungsbedingung von Freiheit? Zeigt eine (unsere?) hedonistische Gesellschaft nicht vielmehr, dass ohne allzuviel Selbstreflexion "alles geht"?

Und nochwas: Welche Folgen hat es, wenn ich das cogito des eben erwähnten Descartes dem sum vorordne. Ich habe dazu bei Johannes Paul II., Erinnerung und Identität, 2005, 22f folgendes gefunden:
"Das Cogito, ergo sum bedeutete den Bruch mit dieser (bisherigen; Tacitus) gedanklichen Ausrichtung. Nun wurde das ens cogitans zum Grundprinzip. Nach Descartes wird die Philosophie zu einer Wissenschaft des reinen Denkens: Alles esse - sowohl die geschaffene Welt als auch der Schöpfer selbst - bleibt im Bereich des cogito, gleichsam ein Inhalt des menschlichen Bewusstseins. Die Philosophie beschäftigt sich mit den Wesen, insofern sie Bewusstseinsinhalte sind, nicht insofern sie außerhalb des Bewusstseins existieren."
Und weiter unten (S. 27) schildert er die Konsequenzen dieses Denkens: Böses "geschieht, weil Gott als Schöpfer und damit als Ursprung der Bestimmung von Gut und Böse verworfen worden ist. Man hat den Begriff dessen verworfen, was uns im Tiefsten zu Menschen macht, d.h. den Begriff des Menschen als 'reale Gegebenheit', und hat als Ersatz an seine Stelle ein 'Produkt des Denkens' gestellt, das frei gebildet und je nach den Umständen frei veränderbar ist."

chrim
Beiträge: 1
Registriert: Mittwoch 26. Oktober 2005, 21:44

Freiheit der Entscheidung

Beitrag von chrim »

Hallo!

Ich hätte auch eine Frage zur Freiheit. Ich kann zwar nicht so gelehrt philosophieren, aber wie seht ihr das.
Ich kann mich für das Gute oder das Schlechte (Böse) entscheiden. Nun ja, jetzt habe ich scheinbar dazu die Freiheit. Im Christentum muß man ja an die Erlösungstheorie durch Jesu Tod glauben, den Nächsten lieben usw... . Und wer das nicht tut versündigt sich. Damit steht mir die "Option Himmelreich" nciht mehr zur Verfügung. Oder?
Wo ist also die Freiheit. Das ist ja nur eine Freiheit wenn ich die Konsequenzen akzeptiere, und das würde ich nciht mehr als Freiheit bezeichnen.

Danke für Eure Antwort
Christian

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Beitrag von Tacitus »

Nun, wenn man eine Entscheidung trifft, dann muss man auch die Konsequenzen dieser Entscheidung tragen.
Wenn eine "Entscheidung" keine Konsequenzen hätte, wär's keine Entscheidung per definitionem, und wenn's keine Entscheidung ist, braucht's auch keine Freiheit, sich entscheiden zu können.

Schön, dass Du es ansprichst, chrim (herzlich willkommen, übrigens, es ist ja Dein erster Beitrag): Freiheit ist auch immer mit der Verantwortung verbunden, die Konsequenzen meiner Entscheidung zu übernehmen.

Benutzeravatar
rabler
Beiträge: 11
Registriert: Samstag 15. Oktober 2005, 22:05
Kontaktdaten:

Re: Die ontologisch-gnoseologische Grundstruktur Freiheit

Beitrag von rabler »

Tacitus hat geschrieben:Mhm, verstehe. Du vertrittst also eine Art dualistischer Anthropologie: ein Individuum agiert und denkt einerseits in der vorfindlichen Welt und andererseits reflektiert es autonom und unabhängig sich selbst, sein Tun und Lassen. Es ist wohl das, was Plessner mit "exzentrischer Positionalität" meint. Außerdem denke ich natürlich an Descartes.
Ich vertrete keine irgendwie geartete dualistische Anthropologie. Plessner kenne ich nicht und kann deshalb dazu nichts sagen. Aber ich erkenne mein Bewusstsein als Ort der Reflexion auch von Denkakten. Ich blieb an einem bestimmten, einfach strukturierten Denkakt „Ich denke a“ nur deshalb, um dem Erkennen der bewusstseinsimmanenten Struktur „Freiheit“ Priorität einzuräumen. Nicht gemeint ist damit, dass Freiheit damit in allen ihren Verästelungen auch im Hinblick auf das Handeln erschöpfend beschrieben ist; aber festgehalten wird damit, dass der Mensch grundsätzlich frei ist. Mit dieser an der gut zugänglichen Realität Bewusstsein gewonnenen Erkenntnis, dass der Mensch frei ist, kann nun untersucht und diskutiert werden, was und wie Freiheit denkend und handelnd in Beziehung zu sich selbst, zu Mitmenschen und zu Gott beeinträchtigt bzw. fördert. Dieser womöglich klein erscheinende Gewinn der im je eigenen Bewusstsein gewonnenen Gewissheit von Freiheit ist von gar nicht so geringer Tragweite:. Z.B. erhält die marxistisch- materialistische Behauptung, der Mensch sei ein Produkt der materieller Verhältnisse, d.h. ja wesentlich unfrei, weil fremdbestimmt, von daher eine wesentliche und zweifelsfreie Kritik. Diese Gewissheit gibt aber vor allem dem eigenen Standort Solidität. Denn die Erkenntnis der Reflexions-Freiheit begründet eigenes Wissen und macht ein Meinen - das vielfach vorherrscht - unnötig. Die im eigenen Bewusstsein erworbene (Ausgangs-)Gewissheit über die Tatsache Freiheit macht uns auch sicher im Umgang mit der Freiheit anderer. Mit dieser Gewissheit schließlich ist in der Beziehung zu Gott sozusagen das geistige Gerüst gegeben, die eigene Freiheit im richtigen menschlichen Maß in den Blick zu bekommen.
Ist das wirklich eine Ermöglichungsbedingung von Freiheit? Zeigt eine (unsere?) hedonistische Gesellschaft nicht vielmehr, dass ohne allzuviel Selbstreflexion "alles geht"?
Wenn die Freiheit im Sein und Erkennen des Bewusstseins ihren Ausgang nimmt – und ich behaupte ja, dass dies jeder erkennen kann – dann ist Freiheit grundsätzlich möglich. Ob man sich dann nach altruistischen oder hedonistischen Normen richtet, um diese Freiheit zu gebrauchen, ist dabei erst einmal zweitrangig - wenngleich die Frage nach der wahren Norm eigentlich Priorität hat - aber zweitrangig insofern, als dass kein Wertmaßstab etwas an dieser im Bewusstsein verankerten Freiheit ändern kann. Daran wird ja das menschlich bedeutsame Ausmaß dieser Bewusstseinsfreiheit noch einmal deutlich: Ich kann sie nicht auslöschen, selbst wenn ich wollte. Und das Reden von den eigenen Zwängen, denen man unterworfen ist, wird dann zu einem ziemlich unfrommen Selbstbetrug! Der häufig wiederholte Selbstbetrug führt aber in der Tat zu einer zunehmenden Blindheit gegenüber dem eigenen Bewusstsein. Kurz man könnte sagen: Wer von seiner Unfreiheit überzeugt ist, kennt sich selbst nicht. Er wäre, um einmal mit Loriot dem Humor den Vorzug vor dem philosophischen Ernst zu geben, so ähnlich wie eine Frau, die zu einer abendlichen Einladung ein besonderes Kleid sucht und dabei vor ihrem gefüllten Kleiderschrank stehend frustriert ausruft: „Mein Gott, ich habe aber auch wirklich nichts anzuziehen!“ (Da ich selbst zum weiblichen Geschlecht zu zählen bin, auch wenn mein Name anderes vermuten lässt, nimmt es mir wohl jede Frau hier im Forum ab, dass dies nicht diskriminierend zu verstehend ist! Stehen aber nicht wir alle manchmal vor dem Schatz unserer Möglichkeiten und erkennen ihn nicht?)
Und nochwas: Welche Folgen hat es, wenn ich das cogito des eben erwähnten Descartes dem sum vorordne. Ich habe dazu bei Johannes Paul II., Erinnerung und Identität, 2005, 22f folgendes gefunden:
"Das Cogito, ergo sum bedeutete den Bruch mit dieser (bisherigen; Tacitus) gedanklichen Ausrichtung. Nun wurde das ens cogitans zum Grundprinzip. Nach Descartes wird die Philosophie zu einer Wissenschaft des reinen Denkens: Alles esse - sowohl die geschaffene Welt als auch der Schöpfer selbst - bleibt im Bereich des cogito, gleichsam ein Inhalt des menschlichen Bewusstseins. Die Philosophie beschäftigt sich mit den Wesen, insofern sie Bewusstseinsinhalte sind, nicht insofern sie außerhalb des Bewusstseins existieren."
Und weiter unten (S. 27) schildert er die Konsequenzen dieses Denkens: Böses "geschieht, weil Gott als Schöpfer und damit als Ursprung der Bestimmung von Gut und Böse verworfen worden ist. Man hat den Begriff dessen verworfen, was uns im Tiefsten zu Menschen macht, d.h. den Begriff des Menschen als 'reale Gegebenheit', und hat als Ersatz an seine Stelle ein 'Produkt des Denkens' gestellt, das frei gebildet und je nach den Umständen frei veränderbar ist."
Von der Kritik Johannes Paul II. wäre diese im Bewusstsein gefundene Ausgangsgewissheit „menschliche Freiheit“ nur dann betroffen, wenn ich wie Descartes dem Bewusstsein nur die Fähigkeit des Zuganges zum Denken (res cogitans) und zur sinnlich wahrnehmbaren Außenwelt (rex extensa) zuerkennte. Für mich und mein Bewusstsein aber steht fest, dass ich in meinem Bewusstsein nicht nur die Welt und mein Denken, Wollen, Fühlen (von Phänomenen des Unbewussten nicht zu schweigen) erkenne, sondern auch Gott. In Descartes’ Bewusstseinsverständnis erscheint Gott – im Gegensatz zu seinen eigenen existentiellen Erfahrungen - nur noch im Phänomen „angeborener Ideen“, d.h. ohne Sein an sich. Diese Auffassung gründet aber nach meiner Kenntnis der Geistesgeschichte in der fatalen Hinwendung zur aristotelischen Philosophie, die mit Thomas von Aquin ihre größte kirchliche Akzeptanz erreichte. Mit ihr wurde die bis in die Frühscholastik geltende Gewissheit der lateinischen Väter von der Erkennbarkeit Gottes durch die Vernunft – wie sie vor allem von Augustinus entschieden vertreten wurde – weitgehend aufgegeben, wenngleich sie nicht untergegangen ist. Descartes dagegen hat nur noch festgeschrieben, was längst schon Allgemeinwissen war. Die Weichenstellung seiner Neuerung liegt für die nachfolgenden Jahrhunderte und für seine Zeit im „Cogito, ergo sum“, mit der er - wenn auch noch in einer anderen geistigen Atmosphäre als dann später die Aufklärung und der deutsche Idealismus – eine ungebrochene Identität des Ichs behauptet, die sich im Bewusstsein m.E. nicht erkennen lässt. Hätte er die volle Wirklichkeit des Ichs in seinem Bewusstsein erkannt, wäre ihm das „richtige menschliche Maß“ klar geworden - das weit entfernt von jeder absoluten Identität ist – hätte die ihm nachfolgende geistige Entwicklung einschließlich unserer Gegenwart vielleicht ein menschlicheres Gesicht bekommen können.

rabler
Denn besser, mein Gott, ist ein einziger Tag in Deiner Nähe, als tausend elegische Verse.

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

"Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten"

"Wir wollen was wir müssen"

"Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit"

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Re: Die ontologisch-gnoseologische Grundstruktur Freiheit

Beitrag von Tacitus »

rabler hat geschrieben:Ich blieb an einem bestimmten, einfach strukturierten Denkakt „Ich denke a“ nur deshalb, um dem Erkennen der bewusstseinsimmanenten Struktur „Freiheit“ Priorität einzuräumen. ... festgehalten wird damit, dass der Mensch grundsätzlich frei ist.
Mir ist noch nicht ganz klar, wie Du den Sprung von der Möglichkeit der Selbstreflexion zu der Aussage schaffst, der Mensch sei grundsätzlich frei. In Deinem Beitrag vom 25.10. hast Du geschrieben, dass für Dich die Möglichkeit des Wechsels von "Ich denke a" zur Reflexion "Ich habe a gedacht" zur Grundstruktur von Freiheit gehört. Ich meine: das zeigt nur, dass ich die Freiheit zu ebendiesem Wechsel habe, mehr nicht. Wie kommst Du da zu einer grundsätzlichen Aussage zur Freiheit des Menschen? Erklär's mir bitte nochmal.
rabler hat geschrieben:Diese Gewissheit gibt aber vor allem dem eigenen Standort Solidität.
Das bezweifle ich eben. Kann ich mir selbst Fundament sein? Doch wohl nur, wenn ich ein Gott wäre.
Denn meine Freiheit ist doch wohl begrenzt - auch wenn Du das nicht gerne hörst. Dein Beispiel von Loriot ist für mich eher ein Bild für meine Unfreiheit oder besser meine begrenzte Freiheit. Wer vor einem Schrank voller Kleider steht, hat eben nur die Freiheit, zwischen diesen zu wählen, Wahlfreiheit halt.
Wenn ich meiner Katze einen Napf Trockenfutter, einen Napf mit Fleisch und einen Napf mit Milch hinstelle, kann sie zwischen diesen wählen. Die Katze denkt vielleicht, sie sei frei. Ich weiß es besser ...

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Beitrag von Tacitus »

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein ... [hr]

[right]http://www.proluftfahrt.de/mediac/400_0 ... nflug1.jpg[/right]

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Tacitus hat geschrieben:Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein ... [hr]

[right]http://www.proluftfahrt.de/mediac/400_0 ... nflug1.jpg[/right]
Darf ich dir rückmelden, dass sich bei dem Bild bei mir alles zusammenzieht?

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Petra hat geschrieben:
Tacitus hat geschrieben:Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein ... [hr]

[right]http://www.proluftfahrt.de/mediac/400_0 ... nflug1.jpg[/right]
Darf ich dir rückmelden, dass sich bei dem Bild bei mir alles zusammenzieht?
Bestimmt ein Bild aus dem GELOBTEN LAND.

Es-Ergo-Cogito
Beiträge: 422
Registriert: Mittwoch 16. Juni 2004, 16:05

Re: Was ist Freiheit?

Beitrag von Es-Ergo-Cogito »

Tacitus hat geschrieben:Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt Jean-Paul Sartre

Von wem?

Freiheit ist ein Wort, das in unserer Gesellschaft inflationär gebraucht wird. Aber wenn definiert werden soll, was Freiheit ist, beginnt das große Stottern.

Was ist Freiheit?

Wer wagt eine Definition des Begriffes?
FREIHEIT...
ist der Zweck des Zwanges:
Wie man eine Rebe bindet,
daß sie
statt im Staub zu kriechen
auf
sich in den Himmel windet!


Dieser Vers ist aus "Dreizehnlinden" von F.W.Weber [XVII,5]
und deutet m.E. perfekt, worum es sich bei dem Begriff FREIHEIT handelt.
«::: pax tecum :::»

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Die Frage nach Freiheit ist womöglich falsch gestellt.
Auf eine falsche Frage kann es keine sinnvolle, ausreichende Antwort geben.

Es handelt sich hier um ein Scheinproblem mit Scheinlösungen. Typisch Deutsch.

Man sollte die Dinge einfacher und pragmatischer angehen - so wie die barbarischen und primitiven Amis. Dabbeljuh Busch weiß zum Beispiel genau, was Freiheit ist - und das reicht aus. Fragen wir einfach mal unseren GROSSEN BRUDER oder den Positivisten Popper.

Es-Ergo-Cogito
Beiträge: 422
Registriert: Mittwoch 16. Juni 2004, 16:05

Beitrag von Es-Ergo-Cogito »

#Ewald, lieber Bruder

Freiheit ist keine Utopie. Sie hat etwas mit unserem Inneren zu tun.

Der Dabbeliu Schorsch ist ein von Evangelikalen gesteuerter Hämpelmän without eigener opinion. Die Evangelikalen from se iu-äs-äi verstehen unter Freiheit die Freiheit von der "alten Welt" aus der sie geflohen (und teilweise auch vertrieben worden) sind. Sie wollen das Reich Gottes auf Erden mit Gewalt errichten - dafür haben sie einen prima Satz in der Bibel gefunden, den sie für ihre Zwecke als Handlungsrechtfertigung missbrauchen, so, wie alle anderen Bibelsentenzen.

Mr. Doppel-U fühlt sich von Gott berufen - wahrlich, das ist er, sonst wäre er nicht dort wo er ist!

Und was ist der Zweck der Geschichte? - DIE FREIHEIT!

Der Gehörnte agiert nicht mehr - er ist dazu verurteilt zu reagieren, vermittels seiner Helfershelfer - deswegen hat DIE FREIHEIT bzw. die WAHRHEIT bereits gesiegt!

Denke daran, das Reich Gottes kommt nicht mit äusserlichen Gebärden, ...es ist vielmehr innwendig in uns!

...und was sagt uns unser H E r r , was wir zuerst suchen sollen?...
«::: pax tecum :::»

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Ewald Mrnka
Ewald Mrnka hat geschrieben:Fragen wir einfach mal ........ oder den Positivisten Popper.
Wie kommst Du darauf, daß Popper Positivist ist (sein soll)? :roll:

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Raphael hat geschrieben:@ Ewald Mrnka
Ewald Mrnka hat geschrieben:Fragen wir einfach mal ........ oder den Positivisten Popper.
Wie kommst Du darauf, daß Popper Positivist ist (sein soll)? :roll:
Lieber Raphael, ich möchte an dieser Stelle nicht über Popper diskutieren; für mich ist Popper ein reiner, ein klassischer Positivist.

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Es-Ergo-Cogito hat geschrieben:#Ewald, lieber Bruder

Freiheit ist keine Utopie. Sie hat etwas mit unserem Inneren zu tun.

Der Dabbeliu Schorsch ist ein von Evangelikalen gesteuerter Hämpelmän without eigener opinion.
Dabbeljuh Busch wird von den Evangelikalen gesteuert, das sehe ich auch so, aber hast du Dich schon mal gefragt, wer die Evangelikalen steuert? Ich weiß es, aber ich verrate es nicht.

Freiheit ist in der Tat etwas, was nur in uns in unserem Inneren errichtet und empfunden werden kann.

Alles andere ist Wortgeklingel, Ideologie im Sinne von falschem Schein, Wieselwort, Menschenrechtsgequatsche á la Amerika, dem wir u.a. Tabak, Demokratur, Syphilis und die wunderbare Gegenwartskultur zu verdanken haben.

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Ewald Mrnka
Ewald Mrnka hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:@ Ewald Mrnka
Ewald Mrnka hat geschrieben:Fragen wir einfach mal ........ oder den Positivisten Popper.
Wie kommst Du darauf, daß Popper Positivist ist (sein soll)? :roll:
Lieber Raphael, ich möchte an dieser Stelle nicht über Popper diskutieren; für mich ist Popper ein reiner, ein klassischer Positivist.
Ich glaube, da befindest Du Dich in zweierlei Irrtum:
1. Man darf Popper und seine vordenkerische Position für das heutige Verständnis von »Freiheit« nicht unterschätzen!
Hierzu braucht man wohl nur sein Werk "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" lesen.
2. Popper verstand sich selber als »kritischer Rationalist«. Diese philosophische Haltung ist mit dem Positivismus unvereinbar; ja genau genommen sein philosophischer Gegenentwurf. Der klassische Positivist ist Wittgenstein, der sozusagen als der "natürliche Feind" des "kritischen Rationalismus" gelten muß. »Kritischer Rationalismus« und »Positivismus« sind ebenso unvereinbar wie bspw. der »Platonismus« und der »Aristotelianismus«.

Zu guter Letzt noch eine Hinweis von Papst Benedikt XVI., dem möglicherweise auch traditionalistisch gesinnte Katholiken zustimmen können: "Freiheit ist die Struktur der Schöpfung!" :)

GsJC
Raphael

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Beitrag von Tacitus »

Es-Ergo-Cogito hat geschrieben:Und was ist der Zweck der Geschichte? - DIE FREIHEIT!
Verwechselst Du hier nicht die "Freiheit" dieser Welt mit der Freiheit der Kinder Gottes? Ich glaube das tust Du.

Benutzeravatar
Steffen
Beiträge: 196
Registriert: Dienstag 4. Mai 2004, 16:46

Beitrag von Steffen »

Freiheit allein ist erst mal ein hohler Begriff. Konturen gewinnt er durch das Ziel:
-Freiheit VON staatlichem Zwang und staatlicher Bevormundung (=> Grundrechte, allesamt gegen den Staat gerichtet, Drittwirkung in Maßen), so dass es heißen kann: lieber Tot als Sklave
- Freiheit ZU z.B. Bindung. Das interessante ist ja nicht die Freiheit an sich, sondern die Entscheidung für etwas und damit die Bindung der Freiheit. Also stellt sich dich für einen Christen eher die Frage nach dem Guten als die nach der Freiheit, oder nicht?

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema