Luther und die Juden

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Robert Ketelhohn
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Luther und die Juden

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Mich würde einmal interessieren, wie ihr die folgenden Aussagen von Martin Luther einordnet:
Martin Luther (in seiner 1543 verfaßten Schrift »Von den Juden und ihren Lügen«) hat geschrieben:»Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? Zu leiden ist’s uns nicht, nachdem sie bei uns sind und wir solch Lügen, Lästern und Fluchen von ihnen wissen, damit wir uns nicht teilhaftig machen aller ihrer Lügen, Flüche und Lästerungen. So können wir das unlöschliche Feuer göttlichen Zorns nicht löschen noch die Juden bekehren. Ich will meinen treuen Rat geben:
Erstlich, daß man ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecke, und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, daß kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. Und solches soll man tun unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, daß wir Christen seien und solch öffentlich Lügen, Fluchen und Lästern seines Sohnes und seiner Christen wissentlich nicht geduldet noch gebilligt haben.
Zum anderen, daß man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre; denn sie treiben eben dasselbe darinnen, was sie in ihren Schulen treiben. Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall tun, wie die Zigeuner, auf daß sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Land, wie sie rühmen.
Zum dritten, daß man ihnen nehme all ihre Betbüchlein und Talmudisten, darin solche Abgötterei, Lügen, Fluch und Lästerung gelehrt wird.
Zum vierten daß man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren; denn solch Amt haben sie mit allem Recht verloren.
Zum fünften, daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe; denn ihr sollt sie nicht schützen, es sei denn, ihr wolltet vor Gott aller ihrer Greuel teilhaftig sein.
Zum sechsten, daß man ihnen den Wucher verbiete. Alles was sie haben, haben sie uns geraubt durch ihren Wucher.
Zum siebenten, daß man den jungen starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nasen, wie Adams Kindern auferlegt ist.
Was wollen wir armen Prediger indes tun? Wir wollen glauben, daß unser Herr Jesus Christus wahrhaftig sei, der von solchen Juden, die ihn nicht annahmen, sondern kreuzigten, ein solch Urteil spricht: Ihr seid Schlangengezücht und Teufelskinder! – Nun werden uns unsere Herrschaften und alle solche barmherzigen Heiligen, die den Juden wohlwollen, zum wenigsten den Raum lassen, daß wir glauben mögen Jesus Christus unserem Herrn, der freilich alle Herzen besser kennt als solche barmherzigen Heiligen, daß diese Juden müssen Schlangengezücht und Teufelskinder sein, die uns ebenso viel Gutes gönnen, wie ihr Vater, der Teufel. Wer nun Lust hat, solche giftigen Schlangen und Teufel, die ärgsten Feinde Christi und unser aller, zu beherbergen und zu ehren, der lasse sich diese Juden treulich befohlen sein und rühme sich danach, er sei barmherzig gewesen, habe den Teufel und seine jungen Teufel gestärkt, zu lastern unseren lieben Herrn. So ist er dann ein vollkommner Christ voller Werke der Barmherzigkeit, die ihm Christus belohnen wird am jüngsten Tage mit den Juden im ewigen höllischen Feuer.«
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Gast

Beitrag von Gast »

Der alternde Luther, verbittert darüber, dass Juden, für die er sich in früheren Jahren eingesetzt und deren Behandlung durch die Kirche er kritisiert und angeprangert hatte, nicht in Scharen zum Protestantismus konvertierten. Anscheinend war ihm nur ein getaufter Jude auch ein guter Jude - nämlich kein Jude mehr, sondern ein Christ: "Wer beharrlich der Wahrheit des Evangeliums die Anerkennung verweigert, der ist von bösem Willen beseelt."

Heinz Kremers (Hg.),
Die Juden und Martin Luther - Martin Luther und die Juden,
Neukirchen-Vluyn 1985

Ich habe mich übrigens ab und an schon mal gefragt, ob zwischen Luther's Rechtfertigungslehre und seinem (doch relativ spät ausufernden) Antijudaismus/-semitismus nicht ein Zusammenhang besteht.

Die "Spätfolgen" (nicht nur) von Luther's verzerrter Auslegung der Schrift und (nicht nur) Luther's Ausfällen kennen wir ja. Aber er war nun mal prominent...

Margarete
Zuletzt geändert von Gast am Freitag 21. November 2003, 10:42, insgesamt 1-mal geändert.

Falk
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Beitrag von Falk »

Ich finde, die zitierten Aussagen Martin Luthers sind eine fatale (aber konsequente) Schlussfolgerung aus dem falschen "Sola Scriptura"-Prinzip.

Immerhin heißt es in der Hl. Schrift z.B.:

"Die (Juden) haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen feind.
Und um das Maß ihrer Sünden allewege vollzumachen, wehren sie uns, den Heiden zu predigen zu ihrem Heil.
Aber der Zorn Gottes ist schon in vollem Maß über sie gekommen."

(1 Thess. 2, 14 ff.)

oder:

"Denn es gibt viele Freche, unnütze Schwätzer und Verführer, besonders die aus den Juden, denen man das Maul stopfen muß, weil sie ganze Häuser verwirren ..."
(Titus 1, 10 f.)

Die Hl. Schrift berichtet auch, dass Jesus über die Juden sagte:

"Ich weiß wohl, daß ihr Abrahams Kinder seid; aber ihr sucht mich zu töten, ....Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. "
(Joh 8, 37 - 44)

oder:

"Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt. "
(Mt 21, 43)


Kein Wunder, dass jemand, der solche und ähnliche Aussagen ohne Rücksicht auf die Überlieferung und das Lehramt liest, zu solchen Schlüssen wie Dr. Martin Luther kommt.

(Die Bibelzitate sind der Lutherübersetzung entnommen.)

Gast

Beitrag von Gast »

Falk hat geschrieben:Die zitierten Aussagen Martin Luthers sind eine fatale (aber konsequente) Schlussfolgerung aus dem falschen "Sola Scriptura"-Prinzip.
Denke ich nicht. Auf die Schrift allein kann sich der obige Text wohl kaum stützen. Die Worte des hl. Paulus, die Du weiter unten zitierst, stehen ja auch drin!
Falk hat geschrieben:Kein Wunder, dass jemand, der solche und ähnliche Aussagen ohne Rücksicht auf die Überlieferung und das Lehramt liest, zu solchen Schlüssen wie Dr. Martin Luther kommt.
Weder Tradition noch Lehramt haben verhindert, dass Juden zu Luther's Lebzeiten seitens der Kirche schändlich behandelt und als "Gottesmörder" abgekanzelt wurden. Der junge Luther, der - wie bekannt - als Katholik in einem den Juden damals nicht sehr wohl gesonnenen Milieu aufgewachsen war - hat sich dagegen aufgelehnt. Im Jahre 1523, also mehr als 20 Jahre vor "von den Juden und ihren Lügen" veröffentlichte er eine Schrift mit dem Titel: "Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei". In dieser Schrift kritisierte er die Verachtung, die Juden von Christen gezollt wurde, und er ermahnte die Christen: "denn aus ihnen (den Juden) kam das Heil, nicht aus uns." Seine Meinung schien sich nach und nach zu wandeln, als sich "die Juden" trotz seiner Bemühungen als ziemlich bekehrungsresistent erwiesen. Und je älter er wurde, umso zorniger wurde Luther deswegen.


Margarete
Zuletzt geändert von Gast am Freitag 21. November 2003, 11:46, insgesamt 5-mal geändert.

Falk
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Beitrag von Falk »

Dass die Kirche die Juden natürlich als ein Volk betrachtete, welches "einen Schleier auf seinem Herzen trägt" und in "Verblendung" lebt, weil es Jesus Christus nicht anerkennt, wie die alten Karfreitagsfürbitten besagen, ist klar, aber es galten die Worte des hl. Paulus, der sowohl sagte:

"Vom Evangelium her gesehen sind sie Feinde Gottes",

als auch:

"von ihrer Erwählung her gesehen, sind sie von Gott geliebt" (Röm 11, 28 )

Und so gab es vom Lehramt der Kirche auch nie eine Weisung wie die von Luther:

"Erstlich, daß man ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecke, und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, ..."

Gast

Beitrag von Gast »

Falk hat geschrieben:Dass die Kirche die Juden natürlich als ein Volk betrachtete, welches "einen Schleier auf seinem Herzen trägt" und in "Verblendung" lebt, weil es Jesus Christus nicht anerkennt, wie die alten Karfreitagsfürbitten besagen, ist klar...
Das ist aber schön beschönigt, Falk... Wenn es nur das gewesen wäre! :motz:
Falk hat geschrieben:Und so gab es vom Lehramt der Kirche auch nie eine Weisung wie die von Luther...
Ja und? Das ändert doch nichts daran, dass Katholiken auch ohne eine solche "Weisung des Lehramts" von Ritualmorden durch Juden geraunt, Synagogen angezündet und sich an Pogromen gegen Juden beteiligt haben. Und es entschuldigt auch nicht, was an antijudaistischen Äußerungen von katholischen Kanzeln kam.

Ausserdem: Luther war nicht "das protestantische Lehramt", das "Weisungen" mit der Autorität erteilte, wie sie das katholische "Lehramt" beansprucht. Deswegen geht Dein sich darauf beziehender Satz ein bisschen an der Realität vorbei. Dass es sich zudem nicht um eine "Weisung" Luthers handelt, ergibt sich aus dem von Robert geposteten Text, in dem er schließlich seufzt:
Was wollen wir armen Prediger indes tun? .... Nun werden uns unsere Herrschaften und alle solche barmherzigen Heiligen, die den Juden wohlwollen, zum wenigsten den Raum lassen...
Fakt ist, dass man Luther nicht vom Vorwurf eines massiven Antijudaismus/-semitismus reinwaschen kann, wie es teilweise von protestantischer Seite versucht wird. Fakt ist aber ebenso, dass Luther diesen Antijudaismus nicht erst zu "erfinden" brauchte. Der war schon da... trotz Lehramt! Weswegen hätte sich der Papst sonst entschuldigt?

Gleichwohl endet christlicher Antijudaismus (auch der Luthers) mit der Bekehrung der Juden (nicht dass ich diese propagieren würde!). Die Vernichtung der Juden aufgrund des nationalsozialistischen Rassenwahns hat damit eigentlich nichts zu tun, auch wenn sich die Nationalsozialisten ja gerne auf Luther beriefen.

Margarete
Zuletzt geändert von Gast am Freitag 21. November 2003, 13:06, insgesamt 4-mal geändert.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Margarete G. hat geschrieben:... Seine Meinung schien sich nach und nach zu wandeln, ...
Luther hat sich immer gewandelt. Er ist bei fast keiner Äußerung zu fassen und festzunageln. Der junge Luther spricht anders als der alte Luther und zwischendurch nochmals anders. Das zieht sich durch alle Bereiche seiner Theologie und durch seine ganzen Schriften.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Falk hat geschrieben:Ich finde, die zitierten Aussagen Martin Luthers sind eine fatale (aber konsequente) Schlussfolgerung aus dem falschen "Sola Scriptura"-Prinzip.
Dem würde ich auch widersprechen. Verwechselst Du nicht biblizistische Lesart mit sola scriptura? Aber selbst in der wortwörtlichen Auslegung ergibt sich aus Deinen zitierten Passagen nicht zwingend ein verallgemeinernde Verurteilung - aus der Tradition aber sehr wohl; wobei es hierfür verschieden zeitbedingte Ursachen gibt.

Am Anfang des Christentums stand die theologische Auseinandersetzung und Abgrenzung aus einer Minderheit bzw. der verfolgten Kirche, aus der sich später ein für das Mittelalter typisches Herrschaftsdenken entwickelte.

Es lag nahe, daß Luther Auffassungen und Denkweisen seiner Zeitgenossen übernommen hat. Heute stellt sich die Frage ganz anders - einmal vor dem Hintergrund des Holocausts (an dem auch evangelische wie katholische Christen ihren jeweiligen Anteil hatten), andererseits vor dem Eindruck einer weltweiten Vermischung der Kulturen, die sich doch in den vergangenen Jahrhunderten auf Christentum und Judentum beschränkte.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Margarete hat geschrieben:»Weswegen hätte sich der Papst sonst entschuldigt?«
Das ist eine gute Frage. Ich sehe tatsächlich keinerlei Anlaß zu einer Entschuldigung für die Bibel, die Liturgie oder Äußerungen des Lehramts.

Aber ich will mal in aller Kürze meine These skizzieren:

Auf irgendeine Tradition können Luthers Ausfälle sich eigentlich nicht stützen. Wohl aber gibt es Vorläufer. Es begann im Vorfeld des II. Kreuzzugs kurz vor Mitte des 12. Jahrhunderts, als einige fanatische Prediger – immer auf eigene Faust, gegen das Lehramt und gegen den præceptor Ecclesiæ Bernhard – zur Judenverfolgung aufriefen und mit ihren Rotten mordend durchs Land zogen.

Daß solch unheilvolles Tun damals bereits mancherorts auf so fruchtbaren Boden fiel, daß die kirchliche und weltliche Obrigkeit Mühe hatten, dagegen einzuschreiten und die Ordnung wiederherzustellen, scheint mir neben der aufgeheizten Kreuzzugsstimmung auch mit der gewandelten Wirtschaftsweise zu tun zu haben, nämlich mit der stärker aufkommenden Geldwirtschaft und der Funktion der Juden in ihr.

Die judenfeindliche Stimmung in der Bevölkerung verstärkte sich allmählich. Notlagen konnten immer häufiger zu plötzlichen Eruptionen führen, wie etwa im Gefolge der Pestumzüge. Wirtschaftliche Interessen und Berechnungen sind gleichwohl oft zu beobachten, insbesondere auf seiten des häufig drahtziehend auftretenden städtischen „Mittelstands“.

Im Lauf des 15. Jht.s erlahmt zusehends der obrigkeitliche Widerstand gegen Judenverfolgungen. Es kommt immer öfter zu wahren Hysterien, gipfelnd in solchen Exzessen wie dem berüchtigten Berliner Judenprozeß von 1510.

In dieses Bild fügen sich Luthers rabiate Äußerungen nahtlos ein. Auch sein Schwanken zwischen gegensätzlichen Positionen ist dabei durchaus zeittypisch. Was mir an all dem auffällig erscheint – und darauf will ich eigentlich hinaus, jedenfalls im ersten Schritt –, das ist die Parallele zum bloß zeitlich etwas versetzten Aufkommen der Hexereiverfolgungen. Ebenso ist generell die zunehmende Brutalisierung des Strafprozesses vom Spätmittelalter in die frühe Neuzeit hinein zu nennen.

Also durchaus keine christliche oder theologische „Tradition“ als Ursache, sondern die soziale oder gesellschaftliche Konstitution der Zeit. Dies aber führt nun – im zweiten Schritt – zu einer weiteren Frage:

Margarete hat geschrieben:»Ich habe mich übrigens ab und an schon mal gefragt, ob zwischen Luther's Rechtfertigungslehre und seinem (doch relativ spät ausufernden) Antijudaismus/-semitismus nicht ein Zusammenhang besteht.«
Genau das ist auch meine Frage. Von der Rechtfertigungslehre ausgedehnt auf die ganze Reformation. Liest man nämlich Luthers Äußerungen – auch hier vor allem die späteren – über den römischen Papst und über die katholische Messe, so findet man exakt dieselbe maßlose, rabiate Diktion wie gegen die Juden oder gegen die aufständischen Bauern.

Die Kernfrage ist also die: Kann es sein, daß sich in der ganzen Reformation, im sola scriptura (heißt ja eigentlich nicht „durch die Schrift allein“, sondern: „meine Schrift“, „meine Interpretation“) und im sola fide („mein Glaube“), dieselbe geistige Konfiguration der Epoche eruptiv Bahn gebrochen hat wie in den Judenverfolgungen und Hexenprozessen?

Damit will ich natürlich keineswegs den Protestanten alle Judenfeindschaft und was sonst noch anhängen. An Judenverfolgungen und Hexenprozessen waren Katholiken ebenso beteiligt wie Protestanten. Schwerpunktgebiete sind aber in auffälliger Weise solche, die vorher oder nachher von der Reformation betroffen waren, sei es vorübergehend oder dauerhaft. Mit andern Worten, geistig aufgewühlte, verunsicherte Problemzonen.

Was meint ihr?
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Gast

Beitrag von Gast »

Ketelhohn hat geschrieben:Daß solch unheilvolles Tun damals bereits mancherorts auf so fruchtbaren Boden fiel, daß die kirchliche und weltliche Obrigkeit Mühe hatten, dagegen einzuschreiten und die Ordnung wiederherzustellen, scheint mir neben der aufgeheizten Kreuzzugsstimmung auch mit der gewandelten Wirtschaftsweise zu tun zu haben, nämlich mit der stärker aufkommenden Geldwirtschaft und der Funktion der Juden in ihr.
Hmm... ein sehr guter Beitrag, Robert. Nur: "von nichts kommt nichts" pflegt man bei uns zu sagen. Ein Aggressionspotential muss dagewesen sein, das überborden konnte. Die sich ändernden wirtschaftlichen Bedingungen, die Rolle der Juden in der Geldwirtschaft reichen mir dazu nicht aus. Im Augenblick ist mir nicht klar, worauf wir die Fragestellung eingrenzen wollen.

Margarete

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Zu meinem letzten Beitrag kam damals außer Margaretes kurzer Antwort
nichts mehr. Ich habe in letzter Zeit immer wieder einmal über das Thema
nachgedacht. Hatte ich damals Recht? Oder womöglich katholische Vor-
gänger Luther zu wenig berücksichtigt? Oder gar Luther Unrecht getan,
indem ich bloß ideologische Motive suchte, reale aber übersah?
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Irjendwie seid ihr nich so recht jesprächig.
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Linus
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Beitrag von Linus »

was juckt mich Luther, ich hab doch Christus :mrgreen:


Linus, lieber ein Kreuz am Rücken, als ein Brett vorm Kopf.(das die Sicht auf Ihn versperrt...)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Luther war ein mittelalterlicher Mensch. Der Kapitalismus war ihm unheimlich, schon weil ihm der mathematische Apparat fehlte um das Wesen der Geldwirtschaft zu begreifen; Kopernikus hat er auch abgelehnt.

Noch in den 50-er Jahren war er eine Ikone - heute hätte er in der Evangelischen "Kirche" keinen Platz mehr - schon wegen seiner grobianischen Ausfälle gegen die Juden.

Man mißt die Vergangenheit mit den Maßstäben der Gegenwart. Das ist dumm und infam, aber modern; 1984 läßt grüßen.

Luther wurde aber eh überschätzt. Er war halt erfolgreicher als der böhmische Gänserich.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Eldar
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Beitrag von Eldar »

Die Menschen im Mittelalter waren doch alle ein wenig der Meinung wie Luther & Co, sonst würden sie sich so leicht zu nichts hinreißen lassen. Schließlich war es ja der Papst selbst der zum Kreuzzug aufrief. Luther war nur ein weiterer Drahtzieher der Kampangnen.
Man mißt die Vergangenheit mit den Maßstäben der Gegenwart. Das ist dumm und infam, aber modern; 1984 läßt grüßen.
Oh, wie du mir da aus der Seele sprichst.

mfg Eldar

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holzi
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Beitrag von holzi »

Ewald Mrnka hat geschrieben: Luther wurde aber eh überschätzt. Er war halt erfolgreicher als der böhmische Gänserich.
Vogelgrippe? :hmm:

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Anonymous hat geschrieben: Anscheinend war ihm nur ein getaufter Jude auch ein guter Jude - nämlich kein Jude mehr, sondern ein Christ:
Da gibt es ein Missverständnis. Jude, durch Geburt einer jüdischen Mutter, bleibt Jude, ganz gleich, ob er sich einer anderen Religion anschließt oder nicht.

Pierre
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pierre hat geschrieben:Da gibt es ein Missverständnis. Jude, durch Geburt einer jüdischen Mutter, bleibt Jude, ganz gleich, ob er sich einer anderen Religion anschließt oder nicht.

Mit der Frage nach der Definition des Judeseins können die Juden
selber Bibliotheken füllen.

Die klassische rabbinische Definition allerdings besagt, Jude sei,
wer Kind einer jüdischen Mutter ist und keine andere Religion (als
die mosaisch-talmudische) ausübt. (Atheist darf er also sein.)

Mit Proselyten ist es noch etwas komplizierter, das lass’ ich heute
abend.

Andererseits, Pierre, gibt es natürlich das Phänomen des (unechten)
Marranentums, also des nur scheinbaren Übertritts zur Kirche (oder
auch zum Islam, wie im Fall der Dunmeh). Natürlich gab es auch
echte Übertritte, ebenso aber auch zahllose falsche, wobei man sich
selbst im Geheimen weiter als jüdisch (nicht nur völkisch, sondern
auch religiös) verstand.

Solche „Marranen“ (womit ich nicht nur die spanischen meine) rech-
net man jüdischerseits im nachhinein gern dem Judentum zu, vor al-
lem, wenn man tatsächliche oder vermeintliche kulturelle Verdienste
darstellen will. Bei Zeitgenossen wird man sich hüten, sie zu verein-
nahmen, selbst wenn man insgeheim wüßte, daß sie nicht aufrichtig
die Taufe genommen hätten.
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miriam
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Marranen

Beitrag von miriam »

stimmt nicht
marranen werden voll als juden akzeptiert
wir haben einen schwiegersohn aus einer ehemaligen marranen-familie, dessen vater kann sich uebrigens noch daran errinnern, wie seine mutter die shabattkerzen im keller in einem fass angezuendet hat
marranen werden genau so akzeptiert wie die falashmurah (aethiopische juden, die sich taufen liessen, im geheimen aber juden blieben)
shalom
elad

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Lieber Robert,

bei Deinem Wissen muss ich passen, lerne aber gerne jeden Tag dazu.

Liebe Grüße aus dem Elsass

Pierre
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Miriam hat geschrieben:marranen werden voll als juden akzeptiert
Miriam, du schreibst ja selber von deinem »Schwiegersohn aus einer ehe-
maligen
Marranen-Familie« und redest davon, wie die jüdischen Riten
insgeheim fortgeführt wurden oder werden.

Offiziell gelten solche „Marranen“ eben nicht als Juden, solange sie Mar-
ranen sind. Darum wird ein „Marrane“ auch nicht israelischer Staatsbür-
ger werden können, solange er sich nicht offiziell als (bis dahin) heimli-
cher Jude bekennt. In dem Augenblick ist er aber kein „Marrane“ mehr
(im Sinne von: zum Schein getaufter Jude, der heimlich weiter die jüdi-
schen Riten ausübt).

Es ist also schon richtig, was ich sagte. Wenn heute ein Jude die Existenz
Gottes leugnet oder wenn sie ihm schnurzpiepe ist, bleibt er gemäß rabbi-
nischer Mehrheitsmeinung dennoch Jude.

Wenn er sich taufen läßt oder Mohammed als den Propheten Gottes be-
kennt, gilt er nicht mehr als Jude, sondern wird ausgestoßen, völlig einer-
lei, ob die Taufe oder der Übertritt zum Islam echt oder nur zum Schein
erfolgte. Denn in der Öffentlichkeit kommt es nun einmal auf den Schein
an.

Wenn ein Rabbi weiß, daß der Übertritt nur ein scheinbarer war (und ihn
billigte), dann wird er vielleicht im Geheimen Kontakt halten, aber sicher
nicht öffentlich.

Erst wenn der Konvertit längst verstorben ist, dann wird man – sofern
er im öffentlichen Bewußtsein einen guten Namen erworben hat – von
dem Übertritt nicht mehr reden, sondern ihn jüdischerseits als einen aus
den eigenen Reihen ansehen und mit seinem Namen die Werbetrommel
rühren. ;)
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miriam
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marranen

Beitrag von miriam »

das wort marrane ist spanisch
damit werden juden bezeichnet, die sich zur zeit der inquisition taufen liessen, um dem scheiterhaufen zu entgehen, aber im geheimen weiterhin juden blieben.
nach der staatsgruendung sind ca. 45000 "marranen" aus spanien eingewandert, darunter die familie meines schwiegersohnes
alle "marranen" wurden sofort als juden anerkannt und erhielten sofort die israelische staatsbuergerschaft.
das gleiche gilt fuer die falashmurah, die aus aethiopien einwandern (ca. 1000 pro monat)
shalom
miriam

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WiTaimre
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Beitrag von WiTaimre »

Hallo, alle :.)

Wenn ich mal was einflechten darf, biografisch wird von Dr.Martin Luther erzaehlt, dass er sich beim Uebersetzen der Hl.Schriften ja gut 20 Jahre Zeit gab. Es ist eine besondere Arbeit, das zu unternehmen und wird immer schwerer, je mehr einem am Anfang und weiterhin an Hintergrundwissen dazu kam.

Er warf sich auch vor, die Bauernkriege ermutigt zu haben, was allerseits schwere Vergehen in Gang setzte.

Er war schon vom Naturell her jemand, der andern nicht verzieh, Fehler gemacht zu haben, um so weniger sich, und soll daher sehr gewissens-aengstlich gewesen sein, "suendige tapfer, aber glaube" war vermutlich der einzige Anker, den er in dieser Situation fuer sich sah, um das auszuhalten.

Er hatte einen juedischen Hausarzt, damit erklaert man sich seit zeitweises deutlich wohlwollendes Interesse daran, diesem untergebutterten Volk von Mitmenschen das buergerliche Leben anderer auch zuzugestehen, und diese Hausarzt half ihm auch, manchen Satz aus dem Hebraeischen besser anzufassen.
So trifft seine Sprache unter allen deutschen Ubersetzungen an Lebendigkeit und Wucht durchaus in manchem sehr gut den originalen "Sound" der spontanen Sprache, die ein Urtext fuer einen Juden auch hat.

Ich rede jetzt von der Sprache, die er damals sprach, ich hab einen Reprint aus der Zeit. Man revidierte den Text so oft auf philologische Sonderwuensche der Sprachwissenschaftler hin, dass es heute nicht mehr so spuerbar ist, aber einiger Psalmen, die ich vertonte, erinnere ich mich, dass da noch echt Leben drin war.

Uebersetzunggen sind ohnehin Auslegung, man muss sich immer entscheiden, was man damit sagen will, und in dem Punkt goenn ich ihm den "Lorbeer", ein Buch, das leserlich und animierend war, zur Alphabetisierung eines-Deutschlands beigetragen zu haben, und dafuer, dass er dazu die Bibel waehlte, erweise ich ihm Reverenz, ohne je Neigung bekommen zu haben, zu seiner Schule ueberzugehen. Das liegt aber an anderem: er war stolz darauf, froehlich grob zu sein.

Seinem Hausarzt ging es so aehnlich, denk ich mal, und es kam der Tag, wo Luther diesem die Gretchenfrage stellte (diese:"Wie haeltst Du es mit der Religion?") und erfuhr, dass sein Hausarzt sicher war, juedisch zu bleiben. Das muss Luther schrecklich deprimiert haben: da ueberzeugt er "die ganze Welt", und schafft es nicht mit einem einzigen Juden, den er doch so gut zu kennen glaubte.
Das Buch der Buecher hatten sie doch zusammen gelesen, und es hatte ihn mitgerissen und betroffen und-was-noch - und noch einmal macht man sich so eine Arbeit nicht wieder im Leben.

Sie wurden gemeinsam alt, sein Hausarzt und er, und er vergab es seinem Hausarzt nicht, dass dieser eindeutig die Taufe ablehnte und nicht nur Jude war, waehrend ein Papsttum diese fuer Juden so degradierenden Verhaeltnisse nicht verhindert hatte, sondern es "einfach" blieb.
Hatte der ihm etwas in den Schriften verschwiegen, warum?
Im Alter - er wurde nur 67jaehrig, aber das war damals alt - merkte er, dass die Grossen a gar nicht wirklich wissen wollten, was in der Bibel steht - es wurde einfach ein Basis-Dokument gebraucht und seins fuer die einen genommen und das eines Calvin oder Zwingli von anderen Staaten-Koalitionen.

Nix mit Gewissensnoeten und mannhaften Entscheidungen: Alle die nun lesen lernten, hatten im Gegensatz zu ihm nicht das Recht, selbst damit zu denken, was sie in der Uebersetzung lasen.

Die entstandenen Sekten von damals, wirklich arglos auf der Basis "sola scriptura" Interesse gewonnen habend, wurden von den deutschen Staaten verboten, und es gab wirklich eine Erstarrung, theologisch war ist seit ihm bis nach 1800 rein nichts weiter entwickelt worden (las ich mal).
Es gab ab sofort Traditionen nach ihm, es gab "Werke", an was man "einen guten Christen-Menschen" erkenne, es gab Regeln im Alltag, die fast mehr waren als es in seinem Orden waren.

Die Frau kam hinter den Herd, mehr als je zuvor, "cuius regio cuius religio" wurde neu eingefuehrt und Millionen begannen, vvertrieben umherzuziehen auf der Suche, sie irgendwo glauben zu lassen, was er sie zu lesen ermoeglicht hatte. Flugblaetter produzierten Gehaessigkeiten Schmaehungen und Verleumdungen in vor der Verbreitung des Schreiben-Koennens nie so gehabter Gemeinheit. Danben eingeordnet liest sich sein Zornausbruch ueber die Juden nicht unzeitgemaess.

Zu jener Zeit litt er an Bauch-Krisen, meine ich. Jedenfalls mit dem grossmuetigen Hausvater, der gaszfreundlich aufmunterte:"Warum ruelpset und pf@zet Ihr nicht, hat es Euch nit geschmacket?" war ein veraengstiger Patient geworden, der auf alle hin Koliken und dergleichen bekam.

Nun glaubte er bis zum Tode, dieser sein Hausarzt habe ihn vergiftet statt behandelt. Darum nahm er auch diesen boese zornigen Text nicht mehr zurueck in den noch drei Jahren, die ihm blieben, bis in den Tod.
Ausserdem: Luther war nicht "das protestantische Lehramt", das "Weisungen" mit der Autorität erteilte, wie sie das katholische "Lehramt" beansprucht.


Doch, das war er im Guten wie im Boesen seines Wirkens.
So bekam die juedische Hochschule waehrend der Libanion-Krise genau diesen Text in den Briefkasten gelegt.

Man soll nicht mit etwas Trauigem schliessen. Also noch eine wenig bekannte Geschichte ueber ihn:

Allein 3mal war er unter dem Uebersetzen ganz sicher gewesen, die Welt gehe unmittelbarunter und hatte in diesem Sinne auch gepredigt, "Rette sich wer kann!" (zum HErrn natuerlich) - sein Hausarzt war nicht dieser Meinung, die Welt gehe unter. Als dann Leute ankamen und draengten, die Welt gehe [Punkt] - dann erst sagte er, er werde ganz cool dann noch ein Apfelbaeumchen pflanzen, (und gewiss noch davon ernten).

Schalom - Pax
mfG WiT :)

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Gamaliel
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Re: Luther und die Juden

Beitrag von Gamaliel »

Ausstellung thematisiert Luthers Antisemitismus

Daraus:
Die „mörderischen Tischreden“ seien „keine einmaligen Entgleisungen“, ebenso wenig könne zwischen einem judenfreundlichen jungen Luther und einem „alten, verbitterten, judenfeindlichen“ unterschieden werden. Jede apologetische Strategie laufe auf eine Verharmlosung hinaus. Luthers Antisemitismus sei nicht nur religiös begründet, Pangritz entdeckt auch „ökonomische, protonationalistische und protorassistische Motive“ bei dem Reformator und kommt zum Schluss: „Luthers Judenfeindschaft muss als Geburtsfehler des Protestantismus gelten.“

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Pit
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Re: Luther und die Juden

Beitrag von Pit »

Das heisst:
Luther war Antisemit,vergessen wir also alles,was er getan und geleistet hat?
carpe diem - Nutze den Tag !

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taddeo
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Re: Luther und die Juden

Beitrag von taddeo »

Pit hat geschrieben:Das heisst:
Luther war Antisemit,vergessen wir also alles,was er getan und geleistet hat?
Im Gegenteil. Man sollte nie vergessen, was er sich alles geleistet hat. War wenig Positives dabei.

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Florianklaus
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Re: Luther und die Juden

Beitrag von Florianklaus »

Pit hat geschrieben:Das heisst:
Luther war Antisemit,vergessen wir also alles,was er getan und geleistet hat?
Nein, wir sollten nicht vergessen, daß er darüber hinaus noch für die größte Kirchenspaltung der Neuzeit, den 30jährigen Krieg und einen massenhaften Glaubensabfall verantwortlich ist.

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