Samuel hat geschrieben:Ein paar Thesen zum Thema:
1. Die Taufgnade ist heilsnotwendig.
Gerade das Schicksal Jesu zeigt ja, dass die Welt nicht geradlinig auf das Himmelreich zuläuft. Deswegen ist es, um gerettet zu werden, notwendig, mit Christus zu sterben und mit ihm aufzuerstehen, so wie dies sakramental in der Taufe vollzogen wird.
2. Die Taufgnade ist nicht auf die Taufe beschränkt.
Einige andere Formen (Bluttaufe, Begierdetaufe) waren ja schon immer bekannt. Man sollte der Gnade Gottes da keine allzu engen Grenzen setzen wollen.
3. Die Taufgnade empfangen wir normalerweise über das Taufsakrament.
Wenn wir die Gnade wollen, dann bedeutet das (entsprechend der leib-seelischen Struktur des Menschen), dass wir auch eine möglichst deutliche Ausdrücklichkeit anstreben. Für einen Katholiken kann dies bedeuten, dass er, wenn er das Sakrament (Taufe) ablehnt, damit auch die Sakramentengnade (ewiges Heil) ablehnt. Insofern kann die Kindertaufe tatsächlich heilsnotwendig sein - nicht für das Kind, sondern für die Eltern.
Diese Thesen haben den Vorteil, dass damit einerseits die Heilsnotwendigkeit der Taufe und insbesondere der Kindertaufe aufrecht erhalten wird, andererseits ungetauft gestorbenen Kindern die Heilsmöglichkeit zugestanden wird. Der Limbus ist damit überflüssig.
Diesen Thesen kann ich im Wesentlichen zustimmen.
Ich denke, sie lassen sich auch mit den einschlägigen Äußerungen des Lehramts in Einklang bringen. Diese sagen lediglich, dass man ohne die heiligmachende Gnade nicht zur Schau Gottes gelangen kann und dass, wenn jemand ohne diese Gnade, aber ohne persönliche Sünde sterben würde, er in einen Zustand käme, in dem er keine Strafen leiden müsste, aber von der Anschauung Gottes ausgeschlossen wäre.
Sie lassen aber durchaus Raum für die Annahme, dass Gott ungetauften Kindern die heiligmachende Gnade ohne Taufe verleiht.
Da wir dafür aber keine Gewähr haben, ist es notwendig, kleine Kinder zu taufen, um alle Eventualitäten auszuschließen und das ist auch die Zielrichtung der vorliegenden Entscheidungen des Lehramts in dieser Frage.