Hypostatische Union und Jungfrauenschaft Mariens

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Ralf

Hypostatische Union und Jungfrauenschaft Mariens

Beitrag von Ralf »

...
Zuletzt geändert von Ralf am Freitag 4. Februar 2005, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

Hmmm... muss man unbedingt Theologe sein, um darauf antworten zu können?

Was die Frage betrifft, ob Gott nicht nachträglich mit dem Menschen Jesus eine hypostatische Union eingehen konnte, so widerspricht diese Idee dem Glaubensbekenntnis, in dem es heißt: "... und an Jesus Christus ... empfangen durch den Heiligen Geist...". D.h. die Person Jesus Christus wurde empfangen, nicht nur die menschliche Natur Jesu. Laut Glaubensbekenntnis ist Jesus Christus, der von der Jungfrau empfangen wurde der gleiche, der gestorben und auferstanden ist und wiederkommen wird. Adoptianismus und hypostatische Union schließen sich also aus.

Adoptianismus würde doch strenggenommen bedeuten, dass der Mensch Gott geworden ist, und nicht dass Gott Mensch geworden ist, oder?

Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass der Engel Gabriel das "ja" Mariens eingeholt hat. Gott hat also in dieser Frage nicht auf die Mitarbeit Mariens verzichtet. Deswegen weiß ich nicht, was Du mit "ausschließlich aus dem Willen Gottes geboren" im Zusammenhang mit der Jungfrauengeburt meinst. Das "ja" hätte sich Gott doch auch von einem Ehepaar einholen können. Für die Jungfrauengeburt gibt es - denke ich - andere Gründe als die hypostatische Union.

Gottes Segen,
Dirk

Ralf

Beitrag von Ralf »

...
Zuletzt geändert von Ralf am Freitag 4. Februar 2005, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ralf hat geschrieben:»In einem anderen Forum hatte ich schon einmal die Behauptung aufgestellt, daß die jungfräuliche Empfangnis Jesu in Maria "Voraussetzung" für die Verurteilung des Adoptianismus als Irrlehre sei - kurz gesagt: weil sonst Jesus nicht ausschließlich aus dem Willen Gottes geboren wäre. Damals hatte Robert Ketelhohn geschrieben, daß die hypostatische Union und der Adoptianismus sich ausschlössen. Nun, irgendwie habe ich das bis heute nicht verstanden und sehe das anders.«
Hm. Ich versuche einmal, einige Kernsätzen der damaligen Diskussion zu rekonstruieren.
Ketelhohn hat geschrieben:»Daß darum Maria immaculata sein sollte, das ist unbestritten im höchsten Grade angemessen; ob aber auch notwendig? Wenn Maria von der Erbsünde ausgenommen werden konnte, weshalb dann – theoretisch – nicht auch unabhängig von der Mutter der Sohn (nach seiner Menschheit, meine ich hier)? Oder liegt es nicht doch mehr und zuerst an der Gottheit Jesu, daß er auch der Menschheit nach ohne Sünde war, ebenso wie seine Mutter?«
Ketelhohn hat geschrieben:»Ralf, […] ‹ich› kann keinen Grund erkennen, warum Gott sich nur mit einem übernatürlich empfangenen Geschöpf vereinigen können sollte, nicht aber mit einem natürlich gezeugten. […] Wie ich oben schon sagte, hat Gott den angemessensten Weg gewählt. Darin liegt vielleicht eine gewisse Notwendigkeit: Gottes Wege sind immer die angemessensten, nichts Geringeres. Aber daß für Gott eine hypostatische Union bei natürlicher Zeugung a priori nicht möglich wäre, dafür sehe ich keinen Grund.«
Ralf hat geschrieben:»Natürlich ist eine hypostatische Union auch bei natürlicher Zeugung möglich, doch dann ist das Adoptianismus.«
Ketelhohn hat geschrieben:»Das kann ich nicht nachvollziehen, Ralf. Adoptianismus und hypostatische Union schließen einander aus.«
Ralf hat geschrieben:»Und Robert, wie soll denn hypostatische Union ohne "samenlose" Geburt gehen, ohne daß man dadurch im Adoptianismus endet?«
Ketelhohn hat geschrieben:»Ralf, wenn ich wüßte, „wie hypostatische Union geht“, dann wäre ich der liebe Gott und würd’ dir eine schallern, weil du mich mit solchen Fragen löcherst.

Nach dem bruchstückhaften Wissen der Kirche bedeutet die hypostatische Union, daß die Gottesnatur Christi sich Seiner Menschennatur unvermischt, unwandelbar, ungeteilt und unscheidbar verbunden hat, und zwar durch und mit und in der Erschaffung eben jener Menschennatur.

Seine Menschheit ist also ebenso erschaffen wie du und ich. Ob dabei diese Menschheit der Abstammung nach nur aus einer Frau stammt oder aus Mann und Frau, weshalb sollte das aus Sicht Gottes für Seinen Eintritt in dieses Fleisch und diese Seele einen grundsätzlichen Unterschied machen? Das große Geheimnis liegt darin, wie Gottheit und Menschheit sich in einer Person vereinen können.

Oder ging es dir nur darum, was wir aus unserer Sicht erkennen können? Dann darf man es wohl sagen: Es bedurfte der jungfräulichen Empfängnis und Geburt Jesu, damit wir – daß heißt zuerst Maria und Joseph – das Wunderbare, Göttliche an diesem Geschehen erkennen können. Das ist mit anderen Worten, was ich oben mit „angemessen“ meinte.

Wir können also nicht sagen, es sei absolut notwendig gewesen, Gott habe nicht anders gekonnt. Für uns aber, damit wir glauben, war es sicher nötig.«
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ralf hat geschrieben:»Nun, bei einem "Ja" eines Ehepaares, wäre aber Gott auf das wann, wo und wie des Ehepaares angewiesen«
Wie auf Mariens fiat.
Ralf hat geschrieben:»auch auf die Lust«
Das geht auch ohne.
Ralf hat geschrieben:»Jesus wäre also auch "aus dem Fleisch" geboren, was er ja nach der Schrift eben nicht ist.«
Doch. Konkret aus dem Fleisch. Er war doch kein Gespenst.

Anders natürlich, wenn du das allegorisch zu verstehende paulinische Gegensatzpaar „Fleisch – Geist“ meinst. Auch dann aber hindert doch der biologisch natürliche Vorgang nicht eine Zeugung nach dem Geist. Oder was ist mit Isaak? Mit Maria selbst? Mit Johannes dem Täufer?

Ralf hat geschrieben:»Daß die Person Jesu in beiden Naturen durch den Hl. Heist empfangen wurde, ist zwar Glaubenssatz, und das glaube ich natürlich auch fest, aber unmöglich ist es für Gott nicht, erst das eine und dann das andere zu machen, oder?«
Die vollständige personale Einheit ist doch schwerlich möglich, wenn diese Person eine Geschichte ohne solche Einheit hätte, oder? Dann wäre ja die Einheit nicht vollständig. Entweder wäre die Gottheit nachträglich hinzugetreten – eine Art Akzidens –, oder sie hätte die Menschheit gleichsam aufgesogen: Dann wären wir beim Monophysitismus.

--------------------------------------------

Hinweis seitens der Forumsmoderation: Eng verwandte
Themen werden auch in folgenden Strängen diskutiert:
? http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?t=354
? http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?t=311
Fortsetzung bitte möglichst unter:
? http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?t=354
Robert Ketelhohn
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema